Der Wind war abgeflaut und es war Stille eingekehrt, wie ein angespanntes Warten, bevor ein Sturm losbricht. Rashka war mit einigen Kriegern losgezogen, die Ebene um das Dorf zu erkunden. Erst wollte er die Aufmerksamkeit der Drachen weg vom Dorf lenken, um ihnen mehr Zeit zu verschaffen. Als dies nicht so recht gelingen wollte, hatte der kleine Kampftrupp versucht wieder zurück nach Grimlas Hain zu gelangen...
Aber alle Wege waren versperrt und sie waren gezwungen sich weiter nach Süden zurückzuziehen. Aus der Ferne konnten sie erkennen, wie die Drachen, immer zahlreicher werdend, wilde Angriffe auf das Dorf führten. Der Himmel färbte sich rot, fast wie zur Morgendämmerung. Wohingegen eine Morgendämmerung ein schöner Anblick war und ein Gefühl von Hoffnung verlieh, weckte dieser Anblick eher Verzweiflung. Der Kampflärm hallte von den Berghängen wieder und erscholl zur Ebene hinaus. Sie führten einen letzten Versuch und Griffen an, um den Kämpfenden im Dorf wenigstens eine Entlastung zu verschaffen. Dieser Angriff forderte einen blutigen Zoll, die Krieger achteten nicht auf ihr eigenes Wohl und ihre Anzahl schwand zusehens. Die Drachen waren grimmige Gegner und auch sie stritten beinah wie Berserker und griffen wild und blutrünstig an. So mussten sie sich eingestehen, dass sie hier nicht gewinnen konnten, es gelang ihnen aber, sich bis auf Hörweite ans Dorf heranzukämpfen.
Die Rufe der Verteidiger aus Grimlas Hain spornten sie an, auch wenn die Stimmen verzweifelt klangen. Im Schlachtgetümmel konnten sie keine einzelnen Worte verstehen, aber als ihnen klar wurde, dass die Rufe leiser wurden, konnte das nur zweierlei bedeuten. Entweder die Anzahl der Verteidiger schwand oder sie zogen sich zurück. Rashka hoffte auf zweiteres, verbannte aber jegliche Gedanken aus seinem Kopf. Er musste sich auf seinen eigenen Kampf konzentrieren und längst ging es für den Trupp, der vor dem Dorf kämpfte, um das eigene Überleben.
Er wusste nicht, wie viele Drachen sie verwundet oder erschlagen hatte, aber er wusste, dass es zu wenige waren. Als sich dann der zerschundene Trupp aus der Umzingelung des Feindes hatte lösen können, traten sie den Marsch nach Winterberg an. Weniger als die Hälfte seiner Kampfgefährten hatte überlebt, als er jedoch sah, wie viele seiner Brüder und Schwestern dem flammenden Inferno, das einstmals Grimlas Hain gewesen war, entkommen waren, besserte sich ihre Laune. Der blutige Pfad, dem sein Volk gefolgt war, hatte sie nun nach Winterberg geführt und ihnen wurde dort Unterkunft gewährt.
Die Gedanken an eine Zukunft, die sie sich erkämpft hatten, brachten Gram und Bitterkeit in den Ausdruck auf seiner Miene. Ihm war klar, dass sie durch diese Niederlage viel verloren hatten und dass sie noch mehr verlieren würden. Sie konnten in Winterberg verschnaufen, aber dies würde nicht lange anhalten. Sie mussten den Norden einen und stärken, um gegen so einen Feind bestehen zu können. Er hatte erfahren, dass viele zur Hilfe herbeigeeilt waren, aber diese kämpften aus anderen Gründen, nicht um die Heimat zu verteidigen. Ein Krieger, der für sein Land und seine Familie stritt, war ein nicht zu unterschätzender Gegner. Wenn es ihnen gelingen sollte, jene, die im Norden lebten, zu vereinen und zu organisieren, wären folgende Schlachten weniger aussichtslos...