Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

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Codo
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Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Codo »

Er konnte hören, wie der Schall seiner bedächtigen Schritte leise von den Mauern der Zuflucht zurückgeworfen wurde. Sein Blick fiel auf die einzelnen Podeste und den darauf liegenden Pergamenten, die viele von jenen Gedanken geprägt und hervorgebracht hatten, welche seinen Verstand einstmals geformt hatten. Entstanden war ein wildes Geflecht, ein chaotischer Geist mit einer nimmermüden Gier nach Freiheit. Ein müdes Lächeln huschte über seine Züge und er schritt weiter hinab. Am kleinen Brunnen angekommen, konnte er seine eigenen Worte vom gestrigen Tage in seinem Kopf vernehmen... 

„Die Wege ändern sich, doch sie enden nie.“

Seit seiner Rückkehr nach einer jahrelangen Reise durch das Nichts, welche seinen Körper und Geist nahezu zu Grunde gerichtet hatte, wurde er an diesem Ort aufgenommen, als sei nichts geschehen. Er konnte vertrauen und ihm wurde vertraut. Dieses Gefühl hatte ihn zunächst schier überwältigt und er konnte es immer noch kaum in Worte fassen.

"Manche Dinge ändern sich nie, viele Dinge ändern sich beständig.“

Er nickte kaum merklich ob seiner eigenen Gedanken. Veränderungen waren nichts, wovor er sich fürchtete. Er begrüßte sie grundlegend sogar, doch natürlich war es mitunter angenehm, auf gewisse Dinge vertrauen zu können. Dennoch, Traditionen waren nur dazu da, die Talente und Fähigkeiten anderer zu unterdrücken. 

Er und seine Gefährten wandelten auf demselben Pfad, sie befanden sich auf einer beständigen Suche. Die Ideen und Vorstellungen dieser Suche konnten durch nichts zerstört oder verhindert werden. Die Ketten des Glaubens, die Vorstellung einer himmlischen oder dämonischen Bestrafung, dies alles war nichts im Vergleich zum ewigen Ausgleich und könnte das Streben danach niemals beenden. Und doch konnte man mit einiger Regelmäßigkeit bemerken, wie sich die Gemeinschaft mitunter durch die eigene Existenz selbst im Wege stand. Die für jeden offensichtlichen Zeichen ihrer selbst boten Angriffsfläche für die Anderen, stetig geriet man in Zugzwang, sich zu rechtfertigen oder zu definieren. Viele Feinde entstanden allein dadurch, dass ihr Geist schlicht nicht fähig war, sich für andere Ideen oder Gedanken zu öffnen. Doch sich mit diesen Nichtigkeiten zu beschäftigen war ein großes Los für eine kleine Gemeinschaft. Er dachte zurück an das Treffen im Rat von Nalveroth. Obschon andere Beteiligte ihr Zutun an einer kriegerischen Handlung verlangten, wurden sie von einigen der Anwesenden wie Bittsteller behandelt. Solcherlei Zeitverschwendung sollte und konnte sich nicht wiederholen. Mor`dan und Sion hatten sich über dies alles bereits Gedanken gemacht und Codo konnte die daraus resultierenden Ideen durchaus nachvollziehen.

Er nahm das Wappen des Equilibriums von seiner Brust, steckte es in einen kleinen Beutel und hing diesen an seinen Gürtel. Es folgte ein tiefes Durchatmen. „Die Wege ändern sich...“ murmelte er.

Doch das Ziel blieb erhalten und so sich die Wege auch ändern, blieben doch einige Gefährten, die etwas verband, was über bloße Freundschaft oder Sympathie hinausging und was man Außenstehenden niemals wird erklären können. Der ewige Ausgleich mag für viele auf ewig ein Mythos bleiben - sie alle werden unvollendet zu Grunde gehen.
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Mor'dan
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Mor'dan »

Mor'dan atmete schwer. Er saß in seinem Turm, tief im Tempel des Equilibriums. Die letzten Wochen hatten eindeutig gezeigt, dass es Zeit war, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Er war die Menschen und ihre kurzsichtige und eingeschränkte Sichtweise Leid. Bereits als er nach langer Zeit das erste mal wieder den Tempel verließ, wurde er von den Menschen der Welt bedroht. Die Versuche sich in dieser Welt langsam zu positionieren, ohne direkt in politische Konflikte zu geraten, scheiterten. Auch die Annäherung an andere Parteien und Gemeinschaften war ebenfalls nicht von Erfolg gekrönt. Die Welt hatte sich eindeutig verändert und das Equilibrium war nur noch ein Blatt im Sturm der Zeit.

Einst waren wir ein Teil des Reiches. Als der alte Kontinent vernichtet wurde, waren es mitunter wir, die das neue Reich auf diesem uns damals unbekannten Kontinent erbaut haben. Wir haben geholfen Nalveroth zu errichten und zusammen mit den Dienern und den Schwingen wurde das Reich gegründet. Jedoch wurden wir unentwegt mit Forderungen konfrontiert und es blieb kaum noch Luft zu atmen, geschweige die Möglichkeit das Equilibrium in Ruhe wieder zum Leben zu erwecken.

Die alten Bunde waren vernichtet, die Drachen nicht mehr existent, das alte Bündnis mit den Dienern scheinbar kaum noch von Relevanz. Alte Feinde aus Silberburg - die sogenannten Paladine hatten uns nicht vergessen und bedrohen erneut unsere Existenz. Es waren trostlose Zeiten und es war notwendig sich aus der Politik und den Ränkespielen zurückzuziehen. Neue junge Mächte führen diese Welt nun an. Er fühlte sich wie ein Relikt einer vergessenen alten Welt und es wurde Zeit dies zu akzeptieren. Vieles was er kannte, ist in Vergessenheit geraten oder wurde vernichtet. 

Das Equilibrium ward vergessen und unsere Taten wurden einfach beiseite geschoben oder ignoriert. Respekt ist ein Fremdwort geworden und unsere Errungenschaften und alles, was wir erbaut haben, schien keine Relevanz mehr für die Menschen zu haben. Es ist schwer geworden, die schädlichen Einflüsse der Welt und Menschen auszugleichen - es musste sich etwas verändern. Ja es war Zeit. Es war Zeit wieder zu den Anfängen, zum Ursprung, zurückzukehren und den Kreis zu schließen. Er nahm eine Schreibfeder zur Hand und begann eine Nachricht an alle Mitglieder zu verfassen:
 
Zurückgezogen und im Nebel der Wahrheit, suchen wir nach den Lektionen der vergangenen Tage, die uns lehren was die Zukunft bringen wird. Wir handeln im Schatten wie auch im Licht. Wir wandeln auf höheren Pfaden und streben nach einer höheren Existenz. Leben und Tod, Licht und Dunkelheit, Hoffnung und Verzweiflung. Es hängt alles miteinander zusammen. Genauso wie wir manchmal verborgen und manchmal offensichtlich handeln müssen. Nun wird es Zeit wieder im verborgenen zu Handeln. Alles verändert sich stetig und wir müssen versuchen diese Abweichungen der Außenwelt zu kompensieren. Das Equilibrium ist die Kante der Münze, jenes winzige Aufflackern einer Möglichkeit, die den blinden Menschen meist ein ganzes Leben lang verborgen bleibt.

Nur ein freier Geist, unabhängig und rein, ist fähig den Weg zu erkennen und seine Hürden zu meistern um die Grenzen zu überschreiten und die Weite zu erblicken. Doch nicht nur die Freiheit des Geistes wird uns auf dem Weg begleiten – auch die Freiheit unserer Gemeinschaft muss von Dauer sein, denn nur so können wir unsere Lebensart und Entwicklung gewährleisten. Wir akzeptieren keine fremden Regeln und Gesetze, wir ordnen uns keinen Herrschen unter und lassen uns nicht in einen Käfig sperren und kontrollieren. Wir sehen uns als eine Instanz einer höheren Existenz und lassen uns in unseren Freiheiten nicht einschränken.

Wir kämpfen gegen die Unterdrückung unserer Freiheit und bekämpfen jeden der unseren Pfad gefährdet. Es ist Zeit meine Gefährten, Zeit
für eine Veränderung, Zeit für den nächsten Schritt, Zeit sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und wieder im Schatten zu agieren.

Er legte das beschriebene Pergament zur Seite und lehnte sich zurück. Sein Gesicht wirkte trotz der arkanen Künste und anderen lebensverlängernden Maßnahmen alt und müde, aber da war noch etwas mehr, etwas undefinierbares und dunkles. Mit seinem tiefen Seufzer drehte er nun den Kopf und musterte Sion, der bisher lediglich stumm an der Tür lehnte und seine Pfeife rauchte. Die beiden hatten mittlerweile eine Ebene des gegenseitigen Verständnisses erreicht, auf der sie sich ohne viele Worte verständigen konnten - es reichen oft lediglich Blicke oder kleine Gesten aus. Sion und die wenigen übrig gebliebenen Gefährten waren nun die letzten verbliebenen Vertrauten Mor'dans. Ein kleiner elitärer Kreis eingeweihter Erleuchteter. Auch wenn nicht alle der Entscheidung zugestimmt haben, sind die treusten und engsten Gefährten weiterhin an seiner Seite.

Er war blass und in seinem Gesichtsausdruck konnte man die Spuren der letzten Anstrengungen deutlich erkennen. Er war es Leid, einen Platz in dieser Welt zu suchen. Er überreichte Sion die eben geschrieben Nachricht für die Mitglieder des Equilibriums und ein weiteres Pergament, welches wohl in Zukunft noch eine Rolle spielen sollte.
 
Obgleich unser Weg für viele nicht sichtbar ist, existiert dieser Pfad abseits des Sichtbaren und der Wahrnehmung. Verborgen im Chaos der Zeit, wandeln die Auserwählten durch den Nebel. Das Chaos ist die ständige Neuordnung der Dinge, abseits des Stillstands von Gut und Böse erschafft es sich in jedem Augenblick neu. Jedes Mal wird es aus neuen Erfahrungen geboren, lebt von den Einflüssen und geht gestärkt aus ihnen hervor - kennt keine Tradition, keine ewig gültigen Werte und keinen Stillstand.

Nicht breit und nicht gerade, verschlungen ist der Pfad den wir betreten haben. Ich habe mein Leben diesem Weg gewidmet und seit ich existiere, lehre ich den Suchenden den Pfad der Erleuchtung. Jedoch ist etwas erwacht und Veränderungen stehen an - eine Zeit des Wandels steht uns bevor.


 
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Teana/Juliane/Dariel
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Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

Der frische, ruhige, beständige und unbeirrte Fluss unter der alten, brüchigen und unsicheren Brücke rauschte mit seinem ihr wohlbekannten Gerede nah an ihr vorbei. Sie stand auf dieser altbekannten Brücke, lehnte sich in Sicherheit wiegend gen das Geländer und sah wie der Fluss durch einen Fall in den unterirdischen See mündete. Das begrüßende Plätschern von Fluss und See hallte durch die naheliegende Höhle – immer da. Sie konnte nicht mit Gewissheit sagen wie viel Zeit vergangen war, seit sie in den Tempel das letzte Mal verlassen hatte.
Ein Gedankenschweif, der sie auf verschiedene Arten störte. Nichtige Ablenkungen, die im Inneren an Lautstärke gewinnen und die Wahrnehmung trügen. Die scheinbare Beständigkeit dieses Ortes gab ihr Sicherheit und ließ ihren Geist ruhen, so erkannte sie nun.
>>Missinterpretationen…<<
Erkannte sie nun die Zusammenhänge für sich.
Zu lange hatte sie sich ablenken lassen, durch das paradiesische und illusionäre Verständnis des Seins.
Nichts davon trug auch nur einen Funken Wahrheit in sich. Der Fackelträger - Mor’dan hatte wie immer Recht behalten. In ihrem Kopf wiederholten sich die oft ausgesprochene Wahrheit – nicht nur Worte.
>>Nur ein freier Geist, unabhängig und rein, ist fähig den Weg zu erkennen und seine Hürden zu meistern.<<

Dann umfasste sie das hölzerne Geländer der Brücke etwas fester. Ohne große Anstrengungen war es ihr möglich gewesen ein Holzstück herauszubrechen. Das morsche Stück ließ sich mit äußerster Leichtigkeit in der Hand zermalmen. Am Ende waren es kleine Staub und kleinste Stückchen des Holzes, welche sich auf ihrer Handfläche zusammenfanden. Nichts mehr erinnerte an die alte Struktur, das alte Wesen oder den einstigen Nutzen. Dann streckte sie die Hand etwas über das Geländer aus und kippte die Überreste in den Fluss hinein, welcher sie davontrug und in dem See übergab. Niemand würde wirklich merken, dass ein Stückchen der alten Brücke fehlte und irgendwann – so war sie sich sicher – erginge es dem gesamten Übergang so. Ein neuer würde errichtet werden. Wahrscheinlich würde man sogar die gleiche Bauweise verwenden, nichts hinterfrage und den Zyklus somit weiter am Leben erhalten.
Diese Unbeständigkeit musste aufgelöst werden. Sie drehte sich um und durchwanderte mit ihrem grünen Augenpaar die gesamte Höhle.

Kürzlich erst hatte sie die Schatten durchwandert, hatte Juliane auf den gleichen Weg gezwungen und durfte von der schmackhaften Wahrheit kosten, die sich ihr bat und sie verstand auch warum.
Die Kerkerschaft war ein Geflecht von sich verbergenden, massiven Wurzeln, die das gesamte Gelände durchdrungen und jeden der sich darauf befand umschlungen hatte.
Das riesige Gebilde des Tempels, das einem Palast präzise ähneln wollte.
Die Stufen hinauf zu den heiligsten Reliquien – lagen an der höchsten Stelle des unterirdischen Palastes die Schriften der Fackelträger Kirgil und Mor’dan.

Und dort im Zentrum des höchsten Platzes wurde das Zeichen der Gemeinschaft präsentiert. Ein scheinbar uraltes Zeichen, das mit Stolz und Überzeugungskraft von den Anhängern getragen und präsentiert wurden.
Doch wohin führten diese Gewissheit. Gab es ihr das Gefühl zu etwas besseren geworden zu sein – ja, vielleicht. Die eigentliche Frage war jedoch eine andere. Inwieweit konnte dieses Zeichen ebenfalls ein Teil des Wurzelgeflechts sein? Es war uralt, daran bestand kein Zweifel. Teana hatte nie nachgefragt, woher es kam.
Gab es vielleicht die Möglichkeit, dass das Zeichen missverstanden wurde? Innerhalb der Gemeinschaft glich keiner dem anderen. Wie konnte es da sein, dass ein solches Zeichen ein Symbol der Einigkeit hätte darstellen sollen.
Teana näherte sich dem Zentrum des obersten Platzes und sah sich den Totenschädel näher an. Es wirkte fast so als würde er sie schelmisch und selbstsicher angrinsen.
Doch die Bedeutung auf dieser Ebene war ihr absolut klar.
>>Die Vergänglichkeit des Seins.<<

Bild

Erneut wanderte der Blick prüfend über das Zentrum. Überall sah sie die weltlichen Zeichen, die sie die ganze Zeit über getäuscht hatten. Die Fassade bröckelte vor ihrem Augenmerk und aus der einstigen unbeirrten Sicherheit über die Beständigkeit dieses Ortes wurde respektvolle Vorsicht – keine Angst, nein.
Sie erkannte nun für sich den Zusammenhang dieser Prüfung. Mor’dan hatte die Worte immer und immer wieder wiederholt und das aus gutem Grund. Sie selbst hatte bei anderen Menschen die Blindheit gesucht und vermeintlich erkannt und das ohne selbst je in den Spiegel geblickt zu haben.
All das was sie so sehr verabscheute, was sie verändern wollte, war sie selbst geworden.

Schließlich nahm sie das Zeichen des Equilibriums zur Hand, welches sie außerhalb immer bei sich trug und schien für sich verstanden zu haben. Leise sprach sie die Losung vor sich aus.
>>Dieser Ort war nie als Heim gedacht. Das Symbol sollte immer nur das sein, wofür es erdacht war – eine Warnung an diejenigen, die den Weg gemeinsam gingen.<<
Sie näherte sich dem zentralen Ort und legte dort das Siegel der Gemeinschaft ab.
Es war Zeit das Zeichen zu erkennen und sich aus dem Geflecht von Wurzeln ein für alle Male zu befreien.
Sie kehrte dem Zentrum den Rücken, verließ die Anhöhe und machte sich in Richtung Ausgang auf.
Es war weder Beständigkeit noch Sicherheit in der Luft. Der Schleier löste sich und präsentierte den vermeintlichen Versuch die Ewigkeit zu imitieren. Die anfänglich gestellte Frage, würde sie nie wieder belasten.

Die Saat sprieß. Aufbruchsstimmung keimte in ihr auf – es war an der Zeit.
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Teana/Juliane/Dariel
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Teana/Juliane/Dariel »

 
Die Umgebung des Tempels der Gemeinschaft war das wohl heißeste und erdrückendste Gebiet, das sie in ihrem ganzen Leben kennen gelernt hatte. Nachdem sie den Tempel hinter sich gelassen hatte Nahe des Drachenflusses merkte Teana den Temperaturunterschied schon deutlich.       
Kurz nach der Brücke über den Drachenfluss, noch vor der Kreuzung welche nach Nalveroth, Ansilon oder Silberburg führte, pausierte sie. Ihr Gewand präsentierte immer noch die stolzen Farben des Equilibriums. Ein kleines, vielleicht sogar nach außen hin gänzlich unbedeutendem Überbleibsel des Prunks, der ihr die letzten Jahre zu Teil geworden war. Unbedeutend deswegen, weil es ein Prozess war, der einzig und allein in ihrem Kopf begonnen hatte. Die Lossagung von allem was bindet und die vermeintliche Ewigkeit verspricht. All das materielle und all die Zeichen waren unbedeutsam und würden sie nicht zum Ziel führen – zu dieser schmerzlichen jedoch weitreichenden Erkenntnis war sie für sich gekommen. Die Farben waren ein Zeichen dieser Prüfung, die sie sich unterzogen hatte. Sie wusste, dass sie sich sinnbildlich von ihnen hatte reinwaschen müssen, um den letzten störenden Fleck ihres Geistes reinigen zu können.        
Darum ging sie nahe an das Flussufer heran und entledigte sich zunächst ihrer Robe. Sie konnte sich gar nicht mehr an den Moment erinnern – doch es war lange her, als der kühle Hauch des Windes nackte Stellen ihres Körpers berührte und sie mit gleichsamen Küssen im Nacken überraschte.

Auch wenn es körperlich unangenehm war, wurde sie dadurch an frühere Zeiten erinnert. Mit dem Eintauchen der Robe im Wasser drangen untergegangene Passagen ihrer Erinnerungen wieder auf, welche sich in der alten Welt abgespielt hatten.         
Sie erinnerte sich an einen langen Fußmarsch durch einen matschigen, kalten und nebligen Forst, den Mor’dan, sie und Ardor sich gestellt hatten. Auch dort hatte sie der Kuss der Kälte berührt. Zudem waren es kalte Regentropfen, die nicht nach Rast fragten, einfach auf ihr verweilten und den Körper langsam abkühlten. Aus der Ferne waren laute Schreie zu vernehmen. Man hörte das Aufeinanderprallen von Waffen und hin und wieder wurde in der Ferne ein grelles, kurz aufflackerndes Licht entflammt.


Einer der vielen Kämpfe, die damals ausgetragen wurden, tauchte wieder in ihrem Kopf auf. Wie so viele der anderen Kämpfe auch, fand er im östlichen Waldgebiet von Britain statt. Damals kämpfte das Equilibrium gegen den Zusammenschluss aus Britain. Der Sieg hätte nicht etwa ihre ländlichen Besitztümer erweitert oder gar die Kassen gefüllt. Die weltliche Dekadenz war der Gemeinschaft fremd und man kämpfte für die Erhaltung des Weges – auch wenn die Mittel nicht hätten übertroffen werden können bezüglich der Aggressionen, die dadurch entladen wurden. Auch damals kamen Teana Zweifel auf bezüglich der Richtigkeit der Kämpfe.
Gab es plausible Gründe – ja. Doch rechtfertigte das die Auslöschung von Menschenleben? Für Teana war dieser anfängliche Weg schwierig und es brauchte, bis sie sich selbst eine Antwort darauf geben konnte. Doch das ist eine andere Geschichte.         
Viel wichtiger war das wiedergekehrte, ja fast schon verwandte Gefühl zu diesem Ereignis.
Als sich die Farben des Equilibriums langsam von den Fasern der Kleidung löste, kehrte die Stimme der Freiheit zurück zu ihr und sprach sanft in ihren Kopf hinein, dass sich wieder auf dem Pfad zum ewigen Ausgleich befand. Welch Ironie des Schicksals, das Teana dies ausgerechnet nahe der Wegkreuzung zu den größten und mächtigsten Städten erreicht hatte.

»Der Weg bietet so viele Möglichkeiten...«            
Erkannte sie für sich und sprach dies auch leise aus. Die nasse Kleidung legte sie über einen sich in der Nähe befindlichen, toten Baumstamm und entdeckte dabei die Ruinen oder sogar die Baustelle eines Gebäudes. Stillschweigen kehrte einher und das grüne Augenpaar rastete auf dem Fleckchen Erde.
»Offene Wege in alle Richtungen. Sie können genommen verwendet werden…«
Dann löste sich der Blick vom Boden und kehrte in das Waldgebiet, nahe des Pfades. Schließlich wandte sie sich zum Drachenfluss um und wanderte mit dem Augenpaar in die Ferne, flussaufwärts.          
»So viele Wege. Auch dort wo man sie zunächst nicht erkennt.«   
Für Teana stand fest, dass dies die perfekte Manifestation derjenigen Grundsätze war, an die sie sich zwanghaft geklammert hatte. Erst diesen Ort erkannte sie, dass dies nie wirklich notwendig gewesen war. Sie selbst war diejenige, die bestimmen konnte und durfte. Es brauchte erst diesen unbefleckten Ort, welcher sich fern von allen Zeichen und Regeln befand und sich somit auch von den Tugenden der Gesellschaft losgesagt hatte und im ihm bestmöglichen Gleichgewicht stand. Ein Ort an welchem nicht nur die Gemeinschaft, sondern auch andere sich hätten versammeln können, um sich von den vermeintlichen Tugenden freisprechen zu können.       
Sie war sich sicher, dass neben Nordhain und Ansilon hier der wichtigste Ort hätte entstehen können, welcher obgleich bei Tag oder Nacht ein Licht zur Wegweisung für alle Suchenden hätte sein können.   

Bisher nur ein Traum, scheinbar zum Greifen nahe und doch wusste sie, dass zu seiner Geburt nicht viel fehlte.
Codo
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Codo »

Teana hatte ihn vor einigen Tagesläufen an diesen Ort geführt. Codo betrachtete die Baustelle an der Weggabelung eine Zeit lang stumm, dann streifte sein Blick durch die Umgebung. Er meinte, das leise Fließen des Flusses hören zu können und ein kleiner Singvogel sang kraftvoll seine Melodie. Dieser Ort schien sich in seinem eigenen Gleichgewicht zu befinden, alle Gegensätze schienen in sich zu ruhen und ihren Gegenpart akzeptiert zu haben.

Ort groß.jpg

Einst hatten Menschen hier bereits geplant, ein Bauwerk zu errichten und aus irgendeinem ihm nicht bekannten Grund waren sie gescheitert. Es wunderte, dass das Vorhaben aufgegeben wurde, denn der Grund und Boden an dieser Stelle eignete sich nahezu perfekt für einen Streckenposten oder für...
  
Schon seit längerer Zeit waberten Gedanken oder vielmehr die Idee an einen bestimmten Ort durch die Köpfe von ihm und einigen Gefährten. Einen Ort, den jeder Mann und jede Frau, gleichwohl welcher Herkunft oder Glaubensrichtung, aufsuchen könne, wenn es ihm oder ihr beliebe. Wo man einkehren könnte, fernab jeglicher Herrschaftsansprüche und frei von willkürlich festgelegten Gesetzen, ersonnen von Stadträten, Königen oder wie sie sich sonst eben nannten... all jenen, die denken, sie hätten über das Leben anderer zu bestimmen.
  
Ein Ort, wo Probleme eigenständig gelöst werden, direkt untereinander. Wo niemand ein Recht auf Sonderbehandlung hätte und keiner einem besonderen Schutz unterläge. Codo selbst musste dabei oft an jenen Handelsposten denken, welcher vor langer Zeit der Treffpunkt von vielerlei Personen geworden war, ehe die alte Welt unterging.
  
Um einen solchen Ort neu zu erschaffen, brauchte es doch eigentlich nicht viel. Codos Blick glitt erneut über die Umgebung. Es würden einige Handwerker nötig sein, die sich mit dem Bauen von Gebäuden auskennen. Er hatte bislang kaum solcherlei Personen kennenlernen dürfen, von daher müsste wohl ein Aushang in den Städten herhalten. Kurz stellte er sich außerdem die Frage, ob dieses Fleckchen Land jemanden gehören könne, der Anspruch darauf erheben würde. Doch aufgrund der Abgeschiedenheit kam ihm diese Vorstellung nach einiger Zeit vollkommen lächerlich vor. Es war ein wilder Ort, dessen Eroberung einst gescheitert war und der nun nur darauf wartete, mit wildem Leben gefüllt zu werden. Und sollte doch jemand aufmerksam werden, dem dieses Vorhaben nicht gefiel, so würde schon eine Lösung gefunden werden können.
  
Des Weiteren würden sie wohl jede Menge Getränke brauen müssen...und weitere Personen galt es zu finden, solche die es verstehen, ein Publikum zu unterhalten oder sich mit allerlei Arten von Glücksspiel auskennen.
  
Das Ganze würde gewiss einiges an Münzen und noch mehr an Gedanken und Kraft kosten, doch dieser Preis schien ihm für die Erschaffung eines solchen Ortes lächerlich gering. Es bliebe nur zu hoffen, dass auch andere Personen von dieser Sehnsucht nach Freiheit ergriffen waren und einen solchen Ort annehmen würden. Vielleicht müssten einige Aktivitäten und Besonderheiten geplant werden, um ein wenig Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Einfachstes Bier und schäbiges Essen allein würden wahrscheinlich nicht ausreichen, um einen Bezugspunkt für vielerlei Personen herzustellen. Doch auch hierzu würden gewiss kreative Ideen gefunden werden. Codo war nicht allein, dies hatte er seit seiner Rückkehr oftmals festgestellt und es hatte seinem Geist geholfen, wieder näher an den Seelenfrieden zu rücken, von dem er sich einst vollkommen abgewandt hatte.
 
ort minimap.jpg
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Codo
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Codo »

An jenem Ort, dem mit der alten Baustelle, konnten aufmerksame Beobachter dann und wann Personen feststellen, die die Baustelle und den Grund begutachteten. Nachdem jedoch über längere Zeit niemand mehr dort gesichtet wurde und das Vorbeireiten wieder eintönig geworden war, sahen einige junge Boten und eifrige Händler, die ihre Pferde oder Wagen jenen Weg entlang trieben, mehrere Menschen und einige Zwerge, wie diese sich engagiert unterhielten.
  
Ein jeder Bote und Händler mag an jenem Tage Worte oder gar ganze Sätze aufgeschnappt haben und diese trugen sie weiter in die an die Straßen angeschlossenen Städte Nalveroth, Silberburg und Ansilon. Aus all den einzelnen Worten und Sätzen bildeten sich dort, wie es nun mal so üblich ist, Erzählungen - und so geschah es, dass in jenen Städten kurzerhand das Gerücht umging, dass am zehnten Tage der aktuellen Mondlaufphase, zur achten Abendstunde, die Bauarbeiten für ein Gebäude...eine Taverne...oder ein Handelshaus...beginnen sollten. Allein, wer oder was hinter dem Bau steht, kann keine noch so eifrige Nachfrage bei Boten oder Händlern ergründen. Wer sich für das Bauland oder die Intention hinter diesem Vorhaben interessieren würde, dem bliebe wohl nichts weiter übrig, als an jenem Tage selbst dort aufzuschlagen und dem Ganzen auf den Grund zu gehen.
Codo
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Codo »

Und so vergingen die Stunden an jenem Abend, zügig wie ein ein brennendes Zündholz. Codo lag mittlerweile im Bett und spürte jeden einzelnen müden Knochen, obwohl er selbst überhaupt nicht körperlich tätig geworden war. Das Auf und Ab seines Lebens machte sich bemerkbar, oder vielmehr machten sich die tieferen Abs bemerkbarer als die seltenen Aufs. Er schloss die Augen und ließ den Abend nochmals an sich vorüberziehen. Wie er die Baustelle erreichte und noch keine andere Seele anzutreffen war, ehe es sich schließlich merklich füllte. Endlich traf er am heutigen Abend auch seine Gefährten wieder.

Die Herren des Berges brachten gewaltige Verstärkung mit, Männer und Frauen des Nordvolkes, und vereinzelt verirrten sich im Laufe des Abends Menschen zur Baustelle. Für manch eine verlief dies fast traumatisch, dachte Codo, als er an jene ausgemergelte Frau zurückdachte, die auf den gespannten Bolzen der Zwergenarmbrust blicken musste. Irgendwas sagte ihm, dass jene Frau dem Zwergen nicht die Wahrheit gesagt hatte, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt gewesen, um dem weiter nachzugehen.

Geschehen am Fluss .jpg

Die Verärgerung des Zwergenkönigs nahezu jederzeit spürbar und jene Männer aus der Wüstenstadt hatten einen törichten Fehler begangenen. Wie der Bolzen des Zwergen den Reiter, den der König des Berges wohl für den Dieb hielt, hatte verpassen können, blieb Codo ein Rätsel. Rätselhaft ist jedoch auch das Können der Zwerge, wenn es um den Umgang mit Gestein geht. Die alten Mauern der Baustelle waren schnell abgetragen und zerstört worden und schlussendlich fraßen auch noch die seltsamen Reitkäfer der Zwerge die Schuttreste... von der alten Baustelle blieb so nichts übrig, sie verschwand nach vielen Mondläufen und sollte somit Platz machen für etwas Neues.

bereinigte baustelle.jpg

Die Zwerge hatten vollumfängliche Arbeit geleistet und so sollte es die nächsten Tage weitergehen. Nun stünden nämlich die Bodenarbeiten und die Aushebung des Kellers an und so könnten Beobachter oder Passanten bemerken, wie mit einiger Regelmäßigkeit zwergische Hände an jener Baustelle tätig werden und allerlei Arbeiten durchführen.

Fast hatte Codo erwartet, dass sich Abgesandte der näher gelegenen Städte nach dem Vorhaben erkundigen würden, doch jene schien die Baustelle nicht weiter zu interessieren, was sich nur als Vorteil erweisen würde, da keine nervenaufreibenden Gespräche über vermeintlich geltende Gesetze oder sonsteinen bürokratischen Unsinn vonnöten wären.

Codo schloss die Augen und hoffte inständig, dass der Schlaf ihn so eilig holen möge wie die Steinmauern unter den Schlägen der Zwergenhände fielen.
 
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Arombolosch Glimmerbart
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Arombolosch Glimmerbart »

Die Abrissarbeiten, kaum der Mühe wert, waren jetzt seit ein paar Tagen beendet. Die verwitterten Steinmauern brachen schnell unter den kräftigen und gezielten Hieben der Zwerge und das morsche Bauholz diente bestenfalls noch für ein beschauliches Lagerfeuer.

Er selbst war zu sehr in den Abrissarbeiten vertieft als dass er etwas von der Auseinandersetzung zwischen seinem König und einem verzogenen Bengel hätte mitbekommen können. "Wer den Stein lostritt muss mit der Lawine rechnen" war alles was er mitsamt einem schulterzucken anmerkte als man ihm später davon erzählte.

Jetzt brütete Arombolosch über dem Bauplan den die Menschen ihm übergeben hatten und nach und nach übertrug er diesen mit einem feinen Schrifteisen auf eine große Steinplatte. Zunächst kamen ihm die Maße merkwürdig klein vor für ein Menschenhaus, bis ihm aufging das er die Maße des Schritts entsprechend von Mensch zu Zwerg umrechnen musste.

Wo er schon dabei war nahm er auch gleich noch ein paar feine Änderungen vor. So waren ihm zum Beispiel die Holzbalken ein Dorn im Auge die er kurzerhand durch gemauerte Steinbögen ersetzte. Dank des beständigen Steinbaus konnte er so die erste große Grundinspektion um gut 150 Jahre nach hinten verschieben.

Er entschied sich dazu ein besonders Beständige Gestein für den Bau zu verwenden, er wusste das die Zwergenbinge Kazad Rax Sullrix ein reiches Vorkommen davon in ihren Felsen besaß. Ein Bote der die Verhandlungen aufnehmen sollte befand sich schon auf dem Weg durch die Tiefen und sollte in einigen Tagen dort eintreffen.

Sicher hätte man auch das Gestein vor Ort nehmen können doch nicht zuletzt sah er diesen Bau auch als eine Repräsentation der zwergischen Baukunst an der Oberfläche und da sollte man auch mit dem Material nicht hinter dem Berg halten.

Abschließend galt es noch ein paar Zwerge mobil zu machen und besonders auf einen hatte er es da abgesehen. Wenn er ihn und seine wundersame Gerätschaft für den Bau gewinnen konnte dann würden die Arbeiten ein leichtes werden und die Zeitersparnis wäre immens.
Doch dafür würde wohl ein besonders feiner Tropfen den Besitzer wechseln müssen.

Er beendete jetzt die Arbeiten an der Steinplatte, blies kleine Gesteinsreste von der Platte und klopfte sich behutsam den Staub aus dem Bart.
Alsdann griff er sich seinen Gehstock und stapfte in seine Kammer um den edlen Tropfen hervor zu holen, und in der Gewissheit das seine Auftraggeber von dem fertigen Bau begeistert sein werden.
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Groukh
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Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Groukh »

Lautes gegrunze, klirrende Waffen, scheppernde Rüstungen. Eine Symphonie einer großen Geräuschkullisse die Bekannt ist: Eine Patrouille des hiesigen Orkführers macht wieder das Land unsicher, vor allem der Ogerberg war ein Hauptziel der Horde, um dort seine Beute zu machen.

OLORGHIZ HAAAAAAAAAAAAALT!“ grunzt der Häuptling laut, als er zwei Menschlinge erblickte die gerade dabei waren Oger den gar aus zu machen. Der Häuptling machte keine Anstalten und stapfte direkt auf die Beiden zu: „Liba Groukh ferraten was hia sukän“

Man konnte erkennen, dass die beiden Menschen sich dessen bewusst waren, das wenn sie etwas tun, was dem großen Ork nicht gefallen würde, ihr Leben nicht mehr lebenswert sein wird. Die Menschen erklärten dem Häuptling das sie die Ogerplage beseitigen wollen und bekam dann gleich vom selbstbestimmten Ogerberg-Herrscher entgegen gerunzt, das er die Menschen zum großteil als Plage sieht und verdeutlichte das sie hier nicht Willkommen sind.

„Nicht mal vor zwei Tagen waren hier die Zwerge zu Gange und bauten einen Posten gegen die von ihnen besagte Ogerplage.“ mit diesem Satz versuchte das Menschenweibchen ihren Kopf wohl aus der Schlinge zu ziehen, mit der Hoffnung der Ork würde auf diese Information anspringen und tatsächlich, der Choharar spitze seine Lauscher und die Haltung gegenüber der Menschenfrau änderte sich abrupt.

„Was hat das mit den Zwergen auf sich?“ grunzte er auf seiner Sprache zu einen der Orks der ihn begleitete. Dieser war ebenfalls so Ratlos wie sein Häuptling, doch das sollte sich ändern. Denn der Häuptling lies nicht locker und fragte das Menschenweibchen aus.

Sie erklärte ihm wo die Zwergen diesen Posten bauen, doch wusste sie selber nicht warum sie dies tun, da sie selber von den Zwergen mit einer Armbrust bedroht wurde. Ihre Nervosität spiegelte sich in ihrer Stimme wieder, viele Worte verliesen ihre Lippe, doch der Ork verstand nur die Hälfte, die wichtigsten Informationen blieben jedoch hängen.

„Die Kurzbeine werden nicht ungestraft ihre kleinen fetten Wämse in meinem Land breit machen.“ Grunzte er erneut zu seinem Mitork in seiner Sprache. Die Gesichtzüge des Ork-Cheffes verfinsterten sich, er griff fest den Saum seines Waffengürtels und holte tief Luft, dann brüllte er das Weibchen an.

„EH GROUKH WERDÄN DIA MAL JETZT WAZ PALAVAN! – DAZ HIA ZAIN LANTH VON GROUKH! - ALLE OLORGHIZ, ZAIN OLRGHIZ FON DA GROUKH! - WENN WIKTÄLZ MAKÄN HIA POSTÄN - DANN MUZZ ERSTMAL PALAVAN MITH GROUKH!“

So schnell sich die Rage aufbaute, so schnell versiebte sie wieder und seine nächsten Worte, würde in einem fast normalen Ton weiter geführt: „Dig werdän den Wiktäls waz füa Groukh ausriktän, Groukh wird gebän dia fraihait, makän Beutä hia, bari? - Zagän an Wiktälz, GROUKH WERDÄN ZERSTÖRÄN SCHAIZZ POSTÄN!“

Und so wurde das Menschenweibchen unfreiwillig Groukhs Botin, beauftragt seine Worte an die Zwerge zu bringen.
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Elysia Lascar
Beiträge: 9
Registriert: 18 Jun 2021, 23:56

Re: Der sich wandelnde Pfad des ewigen Ausgleichs

Beitrag von Elysia Lascar »

... und das Menschenweib nahm ihren Auftrag sehr ernst.

Das Gespräch mit dem Ork war das erste, das sie jemals mit dieser Art geführt hatte und noch viele Augenblicke danach pochte ihr Herz so laut als wolle es selbst aus ihrer Brust springen. Neben dem Gestank, der wahrlich widerlich war, hatte sie vor allem die Statur und der gewaltbereite Ausdruck im Gesicht des Orks eingeschüchtert. Mit diesen Wesen wollte sie es sich nicht verscherzen.

So ritt sie in den nächsten Tagen immer wieder an den Ort am Ogerberg, wo sie die kleinen Zwerge erwischt hatte, wie sie versuchten den Außenposten zu errichten. Natürlich war ihre Angst nicht völlig verschwunden, dass der Wichtel - wie der Ork sie nannte - mit der Armbrust ihr erneut nach dem Leben trachten würde, doch insgesamt war die Angst vor den Orks größer. Und irgendwie wollte sie dem mächtigen Groukh auch einen Gefallen tun... denn obwohl die Situation so gefährlich schien, empfand sie es geradezu als Privileg vom Herrscher des Ogerlandes selbst eine Erlaubnis zur Jagd zu besitzen. Tatsächlich war wohl der Auftrag des Orkenherrschers der erste wichtige Auftrag, den man ihr übertragen hatte.

Umso mehr frustrierte es sie natürlich, dass sie Tag ein Tag aus durch die Wälder zum Außenposten ritt und die Zwerge einfach nicht zu finden waren. Aber sie würde ihre Suche nicht aufgeben.


In Ansilon erzählte sie dem Bankier von ihren Sorgen - in ihrer typischen Plaudermanier. Er versprach ihr, dass wenn er einen Zwergen sehen würde, dass er ihnen dann eine Nachricht gibt.

 
Werte Zwerge des Landes nördlich der Ogerberge

ich muss euch berichten, dass der mächtige Groukh, Herrscher über das Land südlich der Ogerbrücke, eurem Bau des Außenpostens nicht zustimmt. So bitte ich euch die Arbeiten einzustellen und vorher mit ihm eine Genehmigung zu vereinbaren. Sollte dies nicht geschehen, fürchte ich, dass er euren Außenposten zerstören wird. 

Hochachtungsvoll
Elysia Lascar


Natürlich war ihr Schreiben gar nicht Hochachtungsvoll gemeint. Sie war stinkwütend über den Versuch der Zwerge sie zu töten. Aber man hatte sie Diplomatie gelehrt und nachdem der Bankier ihr versprach die Botschaft zu überbringen, schlief sie zumindest etwas besser.
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