Hokus Pokus Humbugus

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Wentzelslaus Barne
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Registriert: 29 Jan 2021, 15:46

Hokus Pokus Humbugus

Beitrag von Wentzelslaus Barne »

Unter den Belesenen

Jetzt sind schon ein paar Wochen vergangen und Wentzel hatte endlich heraus gefunden was mit
ihm los war. So nach diesem Treffen in einer feuchten, kleinen Höhle würde er sagen. Nein, das hat
er sich komplett anders vorgestellt. Die paar Informationen, die ihm sein Kumpane vorher auf den
Weg gegeben hatte, waren nicht so unbedingt hilfreich. Irgendwie kann man sich diese lose
Gemeinschaft wie ein paar zerstrittene Geschwister und Verwandte vorstellen. Der Eine buckliger
als der Andere. Mit viel in der Birne sind sie nach Wentzel´s Meinung allesamt nicht gesegnet. Aber
das steht auf einem anderen Blatt.

Von wegen viel in der Birne. Wentzel hatte schon immer das Gefühl, dass er doch schon zu den
helleren Oberstübchen gehörte, auch wenn er von der Gosse nur die absoluten Grundsätze von
Bildung gelehrt bekommen hatte. Er war einfach gerissener als alle Anderen. Naja einbilden kann
man es sich zumindest. Jedenfalls war er bereit sich mal nach etwas Anderem umzusehen.
Eigentlich war die Zeit in der Mine ganz nett. Und eigentlich hatte er ja vor irgend so einen
Armleuchter abzuziehen. Aber der Einäugige mit dem Hang zum leichten, oder schweren, wer weiß
das schon, Alkoholismus und irgendwelchen Frauen in Gold, die er Amazonen nennt war einfach zu
ein netter Kerl. Also Nett nicht im Sinn von Scheiße. Wentzel hatte nicht oft Gewissensbisse.
Eigentlich nie. Aber hier brachte er es einfach nicht übers Herz. Fast hätte ihn der Einäugige sogar
dazu gebracht einem ehrlichen Handwerk länger nach zu gehen. Wirklich mal was zu arbeiten. Aber
nur eben fast. Es war einfach an der Zeit weiter zu ziehen.

Zurück zu diesem Aufplustern in der Höhle. Sagen wir es mal so. Bei dem ganzen Geknurre und
Geheule und aufbrausendem Altersgehabe ist tatsächlich auch was sinnvolles für Wentzel raus
gekommen. Naja erst war es nicht gerade angenehm. Von einem Blitzstrahl den schön säuberlich
geglätteten Schnurrbart auf das doppelte des Volumens aufgeblasen zu bekommen ist auch ne
unschöne Sache. Aber dennoch. In seinem Inneren spürte Wentzel eine Art Begehren. Wenn er auch
an den Fäden dieser Macht ziehen könnte. Sie zu seinem Vorteil einsetzen würde. Und
seltsamerweise hat es sich auch ein wenig vertraut angefühlt. Diese durch irgendwelche Worte
herauf beschworene Macht, die seinen Körper durchzuckt hat. Ja, das wäre schon etwas. Außerdem
war Wentzel schon immer verdammt neidisch auf Alles und Jeden, der was konnte oder besaß was
er selber nicht hatte. Aber was muss man dafür tun? Wie schon in den letzten Wochen hatte er
überhaupt keine Ahnung, was los war und was man machen musste um voran zu kommen. Doch ob
er es schon immer in sich hatte, oder ob das diese „Neugeburt“ durch den Drecksack von seinem
Schöpfer war, der ihn auffressen wollte? Keine Ahnung.

Zum Ersten mal ist ihm die neue Gaberecht spontan widerfahren, als er mit dem armen Heribert mal
wieder seine Mühe und Not hatte.Das verdammte Lama war einfach stink faul. Noch fauler als er selbst.
Das ist schon ne ziemliche Leistung. 
Bei einem spontanen Zornesausbruch ging der Blutdruck so verdammt schnell hoch, dass
irgendwas, irgend eine Kraftquelle in ihm eine Art Schockwelle von seinem Körper heraus schickte.
Auf einmal war sein Gezeter und Gefluche wie Donnerhall. Das arme Tier namens Heribert hat es
eh schon nicht leicht mit Wentzel als Herren. Doch das hätte ihn fast komplett von den Hufen
gehaun. Für immer. Aber ab da konnte der Wentzelslaus sicher sein. Da ist irgendwas in ihm.
Vielleicht ist es auch in ihn injeziert worden. Oder wie eine ansteckende Krankheit. Ob sich
Zauberwirker-Begabung wie die Fäulnis verbreiten? Eigentlich will man das nicht so
genau wissen. Doch irgendwas spürt er in sich. Und nein, es ist nicht der viel zu fette Braten von
diesem Hasenmeister in seinem Bauch. Dennoch ist da irgendwas und vermutlich ist es keine
Syphilis, sondern endlich mal etwas Positives in seinem Dasein. Ja vielleicht hat es das Leben
endlich mal gut mit ihm gemeint.
Aber es wird sich schon was auftun. Hier soll es auch eine Akademie geben. Aber allein bei dem
Wort wird ihm schon schlecht. Die Bewohner dieses Ortes haben die Arroganz bestimmt mit der
Schaufel gefressen. Anschauen wird schon nicht schaden. Hoffentlich.

Jetzt gilt es nur noch die Anforderungen heraus zu finden. Musste man irgend ein Schnösel mit
dicker Goldbörse sein? So einer, dessen übertrieben besorgte Mutter einem nachrennt und immer
den Hemdkragen glatt bürstet? Oder noch schlimmer. Könnte sein, das die irgend eine Herkunft
oder schon weit ausgeprägte Gabe voraus setzen. Sowas ist schwer zu zinken oder vorzugaukeln.
Vermutlich sind es abereinfach wieder die Besser gestellten. Die so gerne die Fäden und Hebel in der Hand halten.
Seit Generationen. Auch wenn ihre Brut, wenn man sie mal mit Kaulquappen vergleicht, nicht mal grade
aus schwimmen kann und grad nicht zu blöd fürs Atmen ist.
Also zu den ganzen Flohsäcken in der Höhle geht er auf jeden Fall von sich aus erstmal nicht um
Hilfe zu suchen. Man könnte fast meinen es wäre seine Schuld, dass er nie das Maul halten kann,
dass ausgerechnet Dumpfbacke Hasentöter, Der Stinkefuß aus dem Kinder-Gruselkabinett und Opa
Suppenfrosch ihn unter seine Fittiche nehmen wollen. Das Leben hat es noch nie gut mit
Wentzelslaus gemeint. Die wird er sicher nicht um Hilfe bitten. Eher frisst er seine alten Latschen.
Dennoch spürt er irgendwas in ihm, seit er diesen Blitzstrahl drauf gedonnert bekommen hat. Sein
Gespür für die Absonderheiten der Magie ist irgendwie erwacht. Würde zumindest einer dieser
Gelehrten sagen.
Zeit mal dieser Akademie einen Besuch abzustatten. Mehr als rausfliegen, oder die Tür vor der
Nase zugeknallt bekommen kann ja sicher nicht passieren.


Worte der Unklarheit

So im Nachhinein betrachtet wärs vielleicht sogar besser gewesen, hätten diese Akademie-Leute
Wentzel einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen, als er da eine Woche später aufgetaucht ist. Ist
ja nicht so, dass man ihm einfach geglaubt hätte, oder wenigstens es einfacher gemacht hat. Nein.
Die Geschichte mit dem Blitz und dem seltsamen Gefühl wurde erst mal als Humbug dargestellt.
Natürlich gab es dafür irgend ein hochtrabendes, wissenschaftliches Wort oder sowas, dass diese
Herren und Frauen Magister und so weiter benutzt haben. Anstatt einfach Humbug zu sagen.
Doch Wentzel wäre nicht Wentzel, wenn er sich einfach so abspeißen lassen würde. Nach einem
hitzigen hin und her, mit ein paar schön dargebotenen und ausgeschmückten Halb-Beleidigungen,
viel Stirnrunzeln und genervtem Gestöhne seitens der Akademie Leute, bat man Wentzelslaus
tatsächlich zu einem Gespräch. Naja ein Gespräch. Und statt Bier gab es Tee. Mehr gibts da
eigentlich auch nicht zu sagen. Das ganze Theater ging drei volle Stunden und wenn nicht ein
jüngerer Teilnehmer dieser Gesprächsrunde irgendwann genervt gesagt hätte, dass Wentzel einfach
mal vorführen soll, was er da so behauptet, wären noch weitere drei Stunden sinnlos ins Land
gezogen.

Die Darbietung war leider auch nicht so das Salz in der Suppe. Ein paar Gossengeschichten über
Magie und durch die Darbietung mit dem Blitz an seinem eigenen Leib wusste Wentzel, dass man
für diese Kunst irgendwelche Worte wie ein aufgeblasener Prophet des königlichen Erlasses, in
pompösen Klamotten gekleidet und höher stehend als alle anderen die zuhören sollten, heraus
posaunen musste. Nur was für Worte, war halt einfach nicht klar. Eigentlich war es nur eine pure
Anstrengung des Willens und vielleicht auch ein Nachgeben, genervter Mächte über die maßlose
Selbstüberschätzung seitens Wentzelslaus.
Dieses magische Erwachen, wie es die alten Klugscheißer, die sich gerne am liebsten selbst reden
hören nennen, hat sich in einem winzigen Funkenfurz aus seinen Fingern gezeigt. Nicht gerade sehr
beeindruckend und weder Wentzel, noch die anderen Beteiligten dieses erbärmlichen Schauspiels
konnten sich genau erklären, was da gerade geschah. Ein halbwegs begabter Taschenspieler oder
Scharlatan hätte das besser hin bekommen mit ein wenig Augenwischerei und geschickten Händen.
Irgendwie hat es aber dann doch soweit gereicht, dass man sich zumindest nicht mehr die Frage
gestellt hat, Wentzel mit einem saftigen Tritt in den Hintern von den Wachen herausschmeißen
lassen zu wollen. Und er hat ein paar gute Wünsche, seltsame Ratschlägen und ein paar Notizen von
Worten der Macht, die er üben solle auf den Weg hinaus bekommen. Naja seien wir ehrlich, einfach
nur Wünsche oder eher Verwünschungen. Wentzel ist einfach nicht der Typ, der sich sehr beliebt
macht.
Nichts desto trotz wurde seine Begabung wohl anerkannt. Dennoch blieben erste Versuche diese
kurzen Silben überhaupt halbwegs richtig zu sprechen vollkommen ereignislos. Nach zwei Stunden
ergebnislosem herum Geschreie, konnte man sich schon die Frage stellen, was eigentlich Magier
mit nem Sprachfehler machen. Wahrscheinlich gar nichts. Das war so verdammt kompliziert und
trostlos, dass man es einfach am liebsten hin geschmissen hätte. Zum Glück war die Zunge so taub
und trocken irgendwann, dass Wentzel irgendwas richig heraus gequakt hatte. Und ein grell
blinkendes Gespratzel von flirrenden Funken schoss aus seiner Hand hoch. Direkt auf seine Augen
zu.
Wenn man bedenkt, wie schwächlich und weltfremd diese ganzen Klugscheißer von alten Säcken in
der Akademie aussehen, hätte man nicht erahnen können das diese Zauberei doch gefährlich sein
konnte. Aber alles eine Frage der Reflexe. Oder der Harmlosigkeit des Nachtsichtzaubers. Naja.
Jedenfalls war das ein halbwegs geglückter Versuch. Ab und an kommt eben doch mal die Frage
auf, ob Wentzelslaus nicht doch mal netter zu Leuten sein sollte. Ein wenig Arschkriechen hilft
vielen Leuten. Aber andererseits, immerhin hat es gefunkt und gespratzelt in seiner Hand und das
hatte er ganz alleine hin bekommen. Wird Zeit einfach weiter zu machen. Immer weiter. Dreck,
diese Worte kann doch kein normaler Mensch aussprechen. Egal. Weiter üben.
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