Der Geisterbaum
Nach einem ereignisreichen Abend und fröhlichen Nacht mit den Frauen ging Amine zu dem am Vorabend gepflanzten Geisterbaum Baum am Pier des Megala Monastiri. Einige Affen hangelten sich am Baum entlang. Dieser schien im Dschungel wie ein Fremdkörper zu wirken. Amine war sich aber sicher, dass dieser von der Fauna gut angenommen werden würde. Sie war sich auch sicher, dass sie auch in der Zukunft mit einigen Verzierungen schmücken würde. Ihr kleiner Hamster, Sila, fiepte vergnügt und Amine fütterte ihn mit einer Karotte. Es war schon eine Zeit lang her, dass sie ihr zugelaufen war. Sie war vom ersten Tag an sehr zutraulich. Ab und an versteckte sich unter Amines Hut und schaute langsam unter diesen hervor. Die junge Priesterin hatte sehr starke Gefühle für die Tieres des Dschungels und wollte so viele wie möglich versorgen. In allen sah sie sehr starke Seelen, die danach strebten, sich und ihre Familien zu versorgen. Sie sah ebenso das Leben, welches Nyame ihnen schenkte ich ihnen. Langsam ging sie dann zu ihrer Gebetsstelle, um am Schimmerstrom zu baden. Was war denn gestern Abend passiert? Sie wollte ihre Gedanken sortieren.
Die Bärenmenschen waren gekommen, um zusammen ein Ritual abzuhalten. Sie wollten den geisterbaum pflanzen. Ebenso hatten sie die versprochenen Felle für die Schlafgemächer der Ierkes dabei. Die Amazonen waren sehr erfreut und gingen zusammen mit ihrer Fila, Xapoa, zu dem ausgewählten Ort neben der Anlegestelle.
Es war Veldys, die Bärenfrau, die Amine die Stelle zeigte „Wir müss'n 'n kleines Loch grab'n... hier... und dann steck'n wir den Setzling wie jede and're Pflanze ers'mal rein.“ Währenddessen stellte sich Samira neben Amine und betrachtete die Stelle am Ufer. Dabei legte sie dann ihren Sonnenstab beiseite und zog ihre Handschuhe aus. Xapoa musterte in der Zeit vor allem die Bärenmännchen.
„Jeg lass' euch viele Schritte tun, weil es euer Geisterbaum sein soll... und die Geister soll'n seh'n wie ihr ihn... mit eur'n Händ'n schafft.“, meinte dann Veldys zu den beiden Priesterinnen. Eine der Barbarinnen griffnach ihrem Ledergurt der Trommel und fing mit ihrer rhythmischen Musik an. Die anderen Barbaren setzten sich auf die angrenzenden Steine und schauten den drei Frauen zu. Samira begann dann vorsichtig mit den Händen die Erde zur Seite zu räumen. Amine zog ihren Rock nach oben und ihre Handschuhe aus. Dann kniete sie sich langsam hin und stach dann mit einem kleinen Messer ein wenig von den Bodendeckern ab.
„Wie tief solle es sein?“, erkundigte sich Samira und Veldys entgegnete ihr: „Neyt tief.. die maximal eine Elle lang sind.“ Sie wird den Beutel von den Wurzeln des Setzlings lösen. Amine legte die Erde behutsam beiseite und dann nahm sie ihre zierlichen Hände und grub ein kleines Loch. Hierbei konnte man erkennen, dass die junge Amazone nach und nach Erde aus dem Loch schaufelte. Vor lauter Anstrengung tropfte Schweiß von ihrer Stirn hinunter in die Kuhle. Samira schaute dann wieder auf das sich nach und nach vergrößernde Loch. Amine nahm dann wieder ihre nun pechschwarzen Hände und kratzte da mit ihren Fingernägeln Erde in dem nun eine halbe Elle tiefen Loch freu.
Als Veldys das Loch tief genug erschien, wird sie Amine und Samira dann den kleinen Setzling reichen. Amine schaufelt dann weiter Erde aus dem Loch und schob diese vorsichtig neben dem Loch. Als sie dann den Setzling sah, beendetet sie ihre Arbeit. Dabei nickte sie ihr zu und strich sich dann einmal durch ihr Gesicht.
„Pflanzt den Setzling ein... wie all eure Pflanz'n... aber...“ sagte Veldys und nahm dann einen Beutel und ging dann in die Knie, damit sie diesen umstülpen konnte, so dass sie aus diesem fruchtbare Erde schaufeln konnte, der dann neben Amine auf den Boden landete. „Buddel ihn damit ein, is' gute Erde.“ Als Veldys das schon ausgesprochen hatte, nahm Samira den Setzling und setzte ihn vorsichtig in sein Pflanzloch. „Ego halte ihn. Magst tua die Erde festdrücken?“, sagte Samira zu Amine und schaute zu ihr. Amine schob dann nach und nach die fruchtbare Erde in das Loch. Dabei achtete sie penibel darauf die jungen Triebe nicht zu verletzen. Amine drückte dann langsam die Erde neben dem Haupttrieb mit ihrem Handrücken platt. Schließlich sprach sie kurz etwas in ihrer Muttersprache zu dem Trieb. Mit einem Lächeln betrachtete sie ihr Werk. Veldys legte dann weitere fruchtbare Erde, Alraune und schwarze Perlen neben sich.
Veldys sagte dann zu den beiden Ierkes: „Wir müss'n nu' die Geister ruf'n. Der Baum soll von ihn'n Kraft bekomm'n und in den Himmel wachs'n. Jeg hoff' dass sie euch hör'n.“ Amine antwortete ihr dann: „Soll ego dir dabei helfen?“, schaute sie dann lächelnd aber immer noch angestrengt an. „Je näher ihr der Natur, je eher hör'n euch die Geister. Wir ruf'n zusamm'n, jau.“, sagte Veldys zu Amine. „Kia ... ego verstehe!“, entgegente ihr die junge Amazone, Amine.
„‘S gibt Run'nwörter die wir sprech'n, welche die Geister hör'n könn'n...“, sagte Veldys zu den beiden Priesterinnen und kramte in ihrer Tasche und zog dann einen Knochen aus diesem, welchen sie den Beiden hinhielt. Auf dem Knochen könnten sie die Runenzeichen erkennen, die allgemeinhin übersetzt als 'Uus Mani Ylem' zu erkennen sind. Amine nickte dann und nahm diesen nickend entgegen. Dabei sah sue dann zu Samira und flüsterte ihr dann leise zu ihr: „Ego übersetze dies für dich. Amine rollte kurz nachdenklich ihre Zunge und sagte dann die Worte in der alten Sprache der Ierkes: „Auzeste Theraleia Uelnos“ Samira schloss dann ihre Augen und das Ritual konnte beginnen. Wie von einem Automatismus getrieben, nahm Samira Amines Hand und in der anderen hielt sie die passenden Kräuter. Ebenso griff dann Amine mit ihrer freien Hand in ihrer Beute und nahm dann die passenden Kräuter heraus. Währenddessen nickte Veldys und nahm dann einen Dolch aus seiner Halterung. Mit der Klinge schnitt sie sich dann in ihre Handinnenfläche, so dass sie dann zu Bluten begann und das Blut dann den Setzling traf.
„Wir können dies zusammen sprechen. Sprechen wir es zu dritt, Veldys.“, sagte Amine dann mit einem Lächeln zur Seite. Veldys rief dann in den Dschungel hinaus: „Geister! Kinder von Grimla, Asagard und Kovakarhu... lenkt eure Blicke zu uns, lenkt sie auf dies'n noch jung'n Baum, der euch als Aug' dien'n soll. Nehmt mein Blut als Nahrung für euer neues Auge... sammelt euch um es... sammelt euch um es.“ Dabei drückte sie die Handfläche nochmal ein wenig fester zu, so dass noch ein paar Tropfen Blut auf den Setzling fielen und sogleich zu den beiden Amazonen sah. Diese schauten gen Himmel und sprachen in der Sprache der Ierkes ein Gebet gen Himmel. Sie wollten so den Segen ihrer Göttin für den Baum erbitten.
„Nyame elogi tauo. Afti einai i Tamea taus.“ Amine und Samira sahen dann sehr angestrengt aus und sprachen dann die Wörter der Macht: „Auzeste Theraleia Uelnos“. Ebenso schaute Veldys konzentriert auf den jungen Baum, um ihm die Kraft zuteilwerden zu lassen. Samira zerrieb einige Kräuter und sprach im Rhythmus der Trommeln. Amine streckte ihre freie Hand aus und zitterte stark dabei. „Erbaz Gebo Uruz!“ Murmelte Veldys nochmal nachdrücklicher, um dem Setzling Kraft zu geben. Amine zerrieb nun erneut einige Reagenzien und sprach nun energischer die Wörter der Macht. Samira ließ sich vom Rhythmus treiben und legt all ihre Kraft in die Wiederholung: „Auzeste Theraleia Uelnos.“ Sie öffnete langsam die Augen und ließ die zerriebenen Kräuter auf die frische Erde fallen. „Veldys: Erbaz Gebo Uruz.“, sprach auch hier Veldys die Worte der Macht in ihrer Sprache. Dabei drückte sie die Handflächen in die Erde um den Setzling herum, ohne Rücksicht ob der Wunde, den Dolch dabei noch in der Hand, während sie die Worte der Macht immer und immer wieder, fast einer Trance gleich, zu wiederholen schien. Der Oberkörper wiegt dabei, gar im Takt zu den Trommelschlägen der Barbarin.
Auzeste Theraleia Uelnos!“, sagte Amine da voller Anstrengung mit lauter Stimme. Der Baum schien dann weiter zu wacchsen. Aus dem Jungbaum wurde nach und nach ein mehrere Meter hoher Baum. Leicht zitternd schaute Amine zu dem Baum. Samiras Blick konnte ebenso Erstaunen erahnen. „Auzeste Theraleia Uelnos.“ Veldys schnauft leise durch und öffnete dann ihre Augen, um kurz zu den Blättern des Baumes hinaufzuschauen. Amine zitterte hier und berührt dabei das Amulett von Reyna und ruft dann das Gebet in der alten Sprache der Ierkes: „Auzeste Theraleia Uelnos!!!“ Amines Zeigehand zitterte dabei leicht und sie schien Schweißperlen auf der Stirn zu haben. Auch Samira sah sehr angestrengt aus und wiederholte die Wörter der Macht: „Auzeste Theraleia Uelnos.“ „Erbaz... Gebo... Uruz!“ rief Veldys hier erneut und grub dann ihre Hände in die Erde. Amine nahm dann erneut eine weitere Ladung Reagenzien aus ihrem Beutel, welche sie sie dann mit beiden Händen umgriff, schaute dann gen Himmel und sagte dann: „Gia Nyame, apantiste stin Tamea mas. Auzeste Theraleia UELNOS!!!“ Amine rief die mit ihrer gesamten mentalen und klerikalen Kraft gen Himmel.
„Welche von euch hat... die stärkste Verbindung zur Natur?“, fragte Veldys und Samira deutete auf Amine. Die Trommelklänge von Eevi ließen dann allmählich nach, verstummen dann auch ganz, ebenso das Summen. Veldys drehte sich dann Amine zu und reichte ihr einen Dolch. Aus ihrer Tasche nahm die einen goldenen Traumfänger, die sie ebenfalls Amine reichte. „Das is'n Geisterfänger... 'n Auge für die Geisterwelt, welches jeder Geisterbaum trägt. Jeg hab dies'n für kleine Goldweiber gemacht.“ Xapoas Blick legte sich skeptisch auf Amine, doch diese nahm dann ein goldenes Schmuckteil aus ihrer Tasche. „Du muss' den Baum dein Blut geb'n... und den Geisterfänger dann aufhäng'n.“, sagte Veldys zu ihr. „Für uns ist es Tradition etwas aus unserem Besitz zu opfern So legen wir es immer auf den Schrein unserer Göttin, Nyame. Ego würde sie verärgern, wenn ego mich verletzen würde, so wie es einst die Manthossum'i bei ihr taten…“
„Jau, wir häng'n auch immer wieder Dinge von uns... in die Baumkron'n...“, sagte Veldys zu Amine und Samira nickte bei Amines Worten. „Ego gebe dem Baume Gold“ „Der Geisterbäume, als Gab'n oder Geschenke... aber Blut is'n... Mhrm.“, Veldys stockte dann, kniff ihre Augen zusammen und streckte die Hand nach dem Dolch aus. „Bra, jeg werd' ihn'n Blut geb'n und du gibs' ihn Gold.“ Amine hing dann eins der Schmuckteile und den Traumfänger an den Baum. „Dies ist für meine Großmutter Damla. Erneut gab Veldys ein Teil ihres Blutes für den Baum. Samira und Amine berührten diesen.
Es war vollbracht.
„Bra, Goldweiber...! Immer wenn ihr den Geistern etwas nehmt, müsst ihr dies'n Baum etwas geb'n... Blut oder etwas, für das ihr Zeit aufgewendet habt...oder etwas was Bedeutung für euch hat.“, erklärt sie mit einem zufriedenen Unterton den beiden Amazonen. „Kia... ego verstehe.“, sagte Amine zu Veldys und diese entgegnete dann mit einem breiten Grinsen der Jungpriesterin: „Bra... dann... sind wir fertig. Amine atmete dann noch einmal tief aus, ging dann langsam zu den Barbaren und meinte „Nun gibt es Wein, Met und Musik!“