[Charaktertod] Perfectum in facie Domini

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Bernard de Molay/Davian de'Thur
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Registriert: 30 Apr 2019, 14:09

[Charaktertod] Perfectum in facie Domini

Beitrag von Bernard de Molay/Davian de'Thur »

Sein Weg führte ihn in die Dunkelheit. Wie schon viele Male zuvor trieb es Bernard in die dunklen Katakomben. Die dämonischen Horden kannten keine Ruhe und ihr Ziel war die Unterwerfung alles Lebens dieser Welt. 
Er spürte förmlich, wie die dämonischen Blicke einen jeden seiner Schritte verfolgten. Sie griffen ihn nicht an, zumindest noch nicht. Sie laben sich an der Angst der Menschen. Doch in diesem Fall war es vergebens – sie spürten etwas, aber es war nicht Angst. Ehe sie jene Gefühlsregung richtig einordnen konnten, wurde das Gewölbe von einem Licht illuminiert. 
Die Klinge Adan’Zhuls sonderte ein schwaches, dennoch beständiges Licht ab, als Bernard sie aus dem Waffengurt zog und seinen Feinden entgegenstreckte. 
Für einen Augenblick schien die Zeit still zu stehen. Auf die Ruhe folgte der Sturm. Die Kreaturen kamen von allen Seiten auf ihn zugestürmt, doch ehe die ersten ihn überhaupt auf Klingenreichweite erreichten, wurde eine Vielzahl der ihren von der göttlichen Magie, die der Priester mit inbrünstiger Stimme wirkte, zurück auf ihre ursprünglichen Ebenen geschickt. Die göttlichen Flammen ließen kaum mehr als Asche von ihnen über. Jene Kreaturen, welche ihn dennoch erreichten, wurden unter mächtigen Hieben des alten, wenn auch nicht minder scharfen Schwertes niedergerungen. Es dauerte eine Weile, bis der Ansturm versiegte und der letzte Dämon niedergestreckt wurde. 
Für einen Augenblick kehrte wieder Stille ein. Der Eingangsbereich war gesäubert oder zumindest hatten sich die übrigen Dämonen tiefer in die Höhlen zurückgezogen. Die Dunkelheit wich bei jedem weiteren Schritt Bernards zurück, als dieser seinen Weg tiefer in die Katakomben hinein fortsetzte.
Es folgten weitere kleinere Scharmützel, die weitere Dämonen auf ihre ursprünglichen Ebenen verbannten, ob nun durch das Schwert oder jene Magie, die der Priester wirkte.
Schlussendlich kam er an jenen Ort, den selbst die Mächtigsten meiden würden. Jener Ort dieser Katakomben, wo die gefährlichen Dämonen ihr Unwesen trieben. Bernard war sich seiner Kräfte gewiss und wusste, dass er hier allein nichts ausrichten konnte. Er war im Begriff zu gehen, als er genau aus jener Richtung Kampfgeräusche vernahm. Ohne einen weiteren gegenteiligen Gedanken nahm er die Fährte auf, nicht zuletzt, da es seine heilige Pflicht war.
Umsichtig näherte er sich den Schlachtenlärm und schon wenig später manifestierte sich das erwartete Bild. Eine kleine gemischte Gruppe bekämpfte jene mächtige und gleichsam bösartige Kreatur, der unlängst als Spektraldämon bekannt war. Trotz, dass er keinen Gedanken verschwendet hatte, kam er zu spät für jenen Recken, der gerade von einer Flammensäule eingehüllt wurde. Nicht einmal ein Schmerzensschrei entfuhr jenem Glücklosen und schlussendlich kippte er gleich einem Stück Kohle nicht unweit verbrannt zu Boden. 
Wenn er ihm direkt zur Hilfe geeilt wäre, hätte er die anderen Kämpfer weiter in Gefahr gebracht. Zudem wusste er nicht, ob jener überhaupt noch lebte. Die Entscheidung war schnell gefällt und trotz seines entschiedenen Eingreifens konnte er nicht verhindern, dass die Klinge des Dämonen noch die Kriegerin von der Schulter bis zur Hüfte aufschlitzte und sie fast gezweiteilt leblos zu Boden fiel.
Das klerikale Feuer traf den Dämonen völlig unvorbereitet und ehe er sich umgewandt hatte, setzte der Priester zu einem gewaltigen Sprung an.
Das Schwert Adan’Zhuls grub sich bis zum Heft in die Brust der Kreatur, wo es mit einer Drehung sogleich herausgezogen wurde. Doch sogleich musste Bernard, in Gestalt eines Avatars des Herrn, zurückweichen, um dem mächtigen Hieb des Dämons zu entgehen. Und wieder konnte er nicht verhindern, dass ein weiterer Recke, durch die unverhoffte Hilfe neuen Mut geschöpft, die Kreatur angriff. Er wollte ihm durch einen Ruf noch Einhalt gebieten, doch auch hier überwog die Unerfahrenheit jenes Kriegers sämtliches taktisches Geschick und Planung von Bernard. Das Schwert durchbohrte den Kämpfer und wurde mit unbändiger Kraft zur Seite herausgerissen, so dass sich dessen Gedärme über dem Boden verteilten, noch ehe er tot zu Boden stürzte.
Eine einzige Überlebende Kriegerin umklammerte verbissen, aber erstarrt ob der Verluste ihrer Kameraden ihr Schwert mit beiden Händen. 
Deckung! Hallte Bernards tiefe Stimme durch das Gewölbe. Der Ruf holte jene Schwertträgerin keine Sekunde zu früh aus der Erstarrung ins Hier-und-Jetzt zurück. Mit einem Hechtsprung wich sie der sich nähernden Klinge aus, die sie nur um Haaresbreite verfehlte, ehe sie Schutz hinter einer kleinen Felsenformation fand. 
Mit einem weiteren gewaltigen Sprung, beflügelt durch die Gestalt, reduzierte Bernard die Distanz innerhalb eines Augenzwinkerns von gut 20 Schritten und die alte Klinge köpfte die Kreatur zu seiner Genugtuung. Noch im Fall des Dämonenleibes registrierte er einen heiseren Ausruf der Überlebenden:
Achtung! 
Ohne sich umzuwenden, konnte er das Geräusch sofort einordnen. Ein herabsausender Feuerhammer eines jener Halbdämonen, welche gar selten jene Gewölbe heimsuchten. Er hatte weder die Zeit zum Ausweichen noch zu einer sinnvollen Parade und so legten sich einzig in jenem Moment seine Flügel an, um zumindest den Angriff ein wenig abzudämpfen. Der Schlag traf die hünenhafte Gestalt mit einer solchen Wucht, dass er Bernards Flügel unter einem berstenden Geräusch nachgaben und sein heiliger Panzer einen weiteren Teil des Schlages abfing, doch schlussendlich wurde auch jene magische Harnisch durchschlagen. 
Die mächtige Gestalt von Bernard in seiner Avatarform wurde ein gutes Stück nach vorn geschleudert. Sein altes Schwert flog dabei im hohen Bogen von ihm fort und noch im Aufprall auf dem harten, steinigen Boden konnte Bernard Blut schmecken. Seine klerikale Macht war fast gänzlich durch den Kampf gegen den Spektraldämon aufgebraucht. Seiner Verwundung zum Trotz rappelte er sich wieder auf und konnte noch erkennen, wie der Hammer ein weiteres Mal auf ihn eindrosch. Dieses Mal gelang ihm die Ausweichbewegung, doch spürte er den ziehenden Schmerz im Rücken, was ein klares Zeichen für ihn war, dass er unter diesen Umständen den Kampf nicht länger durchhalten würde. Weitere Hiebe und Ausweichbewegungen folgten, die Bernard immer weiter zurück – fort von seinem Schwert – drängten. 
Das Dämonenwesen erhob ein letztes Mal seinen Hammer, um ihn schlussendlich auf Bernard niederfahren zu lassen. Er hatte keine Möglichkeit des Ausweichens, geschweige den der Abwehr mehr im Petto. Seinem Ende bewusst verschloss Bernard die Augen, um sich mit einem letzten Gebet an die Seite seines Herrn zu begeben, als er dämonisches Schreien vernahm. 
Jene junge Kriegerin hatte sein verlorenes Schwert in den Rücken der Kreatur gerammt. Ungläubig sah der Dämon auf die Schwertspitze herab, die aus seiner Brust hervorragte. Doch anders als bei einem Menschen, waren jene Kreaturen widernatürlich und hatten eine Macht die sich der menschlichen Logik entzogen. Anstatt einfach zu sterben begann sich der Dämon zu wenden, um der namenlosen Kriegerin den finalen Todesstoß zu verpassen. 
Bernard wog im Bruchteil einer Sekunde die Möglichkeiten ab, doch sie führten alle zum selben Schicksal der Kriegerin – der unvermeidliche Tod. Mit einer Ausnahme…
Seine rechte Hand griff den Stiel des flammenden Hammers des Dämonen. Die Pein der Flammen waren da und doch fühlte er sie nur entfernt. Seine freie Hand riss die Kreatur herum und im nächsten Moment warf er sich mit ihr zu Boden. Ein Schmerz durchfuhr seine Brust, als sie beide zu Boden fielen. Mit der Masse und dem Gewicht, hielt er die Kreatur unter seinem Körper für den Moment gefangen, ehe er die Augen verschloss und ein stilles Gebet an seinen Herrn richtete.
Die Zeit stand still für den Augenblick. Verschwommen konnte er das Abbild einer geflügelten Gestalt wahrnehmen. Es kostete ihn schier unendliche Mühe, um die Augen auf jene Gestalt zu fokussieren, doch dann konnte er ihre Züge wahrnehmen. Ohne sie je gesehen zu haben, wusste er, dass es sich um den Erzengel Nenamiah – jene Verkörperung der Opferbereitsschaft – handelte. Ein Lächeln zeichnete sich ihren Zügen ab und sie streckt Bernard die Hand entgegen, weit weg und doch so nah.
Er selbst wollte nach der Hand greifen, doch konnte er sie nicht erreichen. Der Engel schritt an den getöteten Kriegern vorüber, so dass Bernard das Leid jener förmlich in sich spüren konnte und er fasste eine Entscheidung.
Ein letztes Aufbäumen des Körpers und die Worte verließen seine Lippen:
Acceptes sacrificium meum
Nenamiahs Hand war nun so nahe und er konnte sie spüren, als seine Hand sich ihr entgegenstreckte. Er berührte sie und für den Moment war aller Schmerz gebannt und einzig eine wohltuende Wärme erfüllte seinen Körper, doch ganz im Inneren wusste er, dass seine Zeit auf jener Erde vorüber war.
Als Bernards Körper, leicht aufgerichtet von der sich unter ihm windenden Kreatur herabsank endete das Glimmen in seinen Augen und seine normale Iris zeichnete sich ein letztes Mal ab für einen kurzen Moment ab, ehe die Augenlider sich endgültig verschlossen, als die Klinge von Adan’Zhuls Schwert sein Herz durchbohrte und den letzten Lebensfaden durchschnitt, der ihn auf jener Welt hielt.
Im nächsten Moment wurde Bernards Körper von reinigenden Flammen eingehüllt, die jenen aufzerrten und gleiches auch mit dem Dämon unter ihm taten. Schlussendlich war nicht einmal mehr Asche übrig. Einzig das Schwert Adan’Zhuls; alt, aber unbeschadet wie eh und je blieb war der letzte Beweis des Lebens des Priesters.
Die Überlebende hatte alles mitangesehen und benötigte einen Augenblick um das Geschehene zu realisieren. Noch verwunderte war sie, als sie das leise Stöhnen ihrer Kampfgefährten vernehmen konnte. Als sie sich umblickte, konnte sie erkennen, wie jene lebendig, bar ihrer tödlichen Verletzungen, sich langsam erhoben. Jene ihr unbekannte Gestalt eines Avatars hatte sich für ihre Leben schlussendlich geopfert. Sie sah es als ihre heilige Verpflichtung an, dass Schwert jenes Wesens zurück zu seinem Orden zu bringen. Ihr Weg würde sie unweigerlich zum Orden der Paladine in Silberburg führen…

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