[Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

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Engel des kleinen Todes
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[Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Engel des kleinen Todes »


Durch Nachforschungs-RP-Posts in diesem Thread können Informationen über den laufenden Quest erhalten werden. Was gibt es da nachzuforschen? Haltet IG die Augen offen!

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"Deine Reise war lang, du stehst an der Schwelle in die Dunkelheit. Jedes Wesen muss ihn tun, den letzten Schritt ins Nichts, doch dein Vermächtnis soll bewahrt werden. Komm zu mir, Kreatur des Unterdickichts, und nutze deine letzten Atemzüge. Erzähle mir von deinem Leben."

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Ein Spiegel an einer steinernen Wand, umrahmt in filigranem Gold, schimmernde Perfektion. Der Herr der tausend Dinge besah sich seine neueste Maske in der Reflektion, sein verstecktes Antlitz ein Bild aus Selbstzufriedenheit. Natürlich, er hatte Rückschläge einstecken müssen, doch für einen Fae wie ihn, ein Wesen der wandelnden Weiten, Endlos in seiner Existenz, war dies nur ein Sandkorn inmitten einer verdorrten Wüstenlandschaft. Aus den Augenwinkeln bemerkte er das schwindende Licht des Tages, den niedrigen Stand der Sonne. Sie würde bald hier sein.

Ein paar schnelle Schritte zu seinem mit schwerem Samt bezogenen Ohrensessel, imposant wie ein Thron, und schon war er platziert und posiert, gleich einem der preisgekrönten Gemälde in seinem Palast. Die Wahl seiner Sitzgelegenheit war in keinster Weise nur aufgrund seiner eigenen Vorlieben getroffen. Tatsächlich hatte er seine Dienerschaft angewiesen den Sessel aus einem Kellerabteil in sein persönliches Quartier zu tragen, nur für diesen Anlass. Mehr als nur ein malerisches Stück, es handelte sich um eine Siegestrophäe, eine Erinnerung an einen ihrer vergangenen Fehltritte...und bei jedem ihrer Besuche versuchte der Herr der tausend Dinge dies zu präsentieren. Jenen Tag an dem sich einer der Ihren in sein Reich verirrt hatte, ein Opfer seiner Gesetze geworden war.

Das letzte Licht des Tages nahm für eine Sekunde einen unwirklichen, bläulichen Ton an und dem Herr der tausend Dinge entfuhr ein fast schon genervter Seufzer. Die blaue Stunde, ihre Stunde, war gekommen. Die Fürstin der blauen Stunde war eine hohe Fae, wie er selbst auch, doch im Gegensatz zu seinen schier endlosen Ländereien und einzigartigen Besitztümern, beides Zeichen seiner Macht, war ihr Reich gar lächerlich klein. Der Grund warum die Fürstin sich wohl überhaupt in den Reihen der Herrscherkaste der Fae halten konnte war die Lage ihres Hofes nahe der Hecke und diese kurze Zeitspanne der Abenddämmerung, in welcher sich ihre Domäne auf die gesamten wandelnden Weiten ausdehnen konnte, bis in die Weiten der Träume.

Da stand sie nun plötzlich, mitten im Raum, als wäre sie schon immer hier gewesen, gehüllt in ein Kleid aus wallendem Samt und gewobenen Sternen, ihr Gesicht versteckt hinter einem Abbild des Kosmos selbst. Ihr Kopf wendete sich ihm zu und für einige lange Momente herrschte Stille. Hatte er es geschafft sie mit dem Mobiliar auf welchem er residierte aus dem Konzept zu bringen?

“Guten Abend, Codraisc.”

Der Herr der tausend Dinge setzte sich schlagartig ein wenig gerader auf, fast als hätte sein Gast ihm eine schallende Ohrfeige verpasst. Wie so viele hohe Fae sprach die Fürstin direkt in seine Gedanken, ihre Worte zusammengesetzt aus Eindrücken und Emotionen. Sie hatte jegliche Höflichkeit fahren lassen und ein Bild von nutzlosen, weggeworfenen Objekten projiziert, eine Interpretation seines verhassten, wahren Namens - Codraisc.

“Pünktlich wie immer, Teuerste.”

Jede Unterhaltung zwischen hohen Fae war ein Spiel der spitzen Zungen und mit seiner Parade hatte er sich für den Moment zumindest ein wenig Distanz erkauft. Sie beide wussten, dass die Fürstin immer pünktlich war, da ihre Macht nur während der blauen Stunde ausreichte um sich vor ihm zu zeigen.

“Ich sah das deine Dienstmagd eine neue Maske trägt? Es freut mich, dass sie so schnell Ersatz finden konnte.”

Ihre Anspielung auf die Rebellen, eine Gruppe fehlgeleiteter Fae ohne eigene Domänen, die es vor kurzem geschafft hatten in sein Reich einzudringen und einige seiner liebsten Gegenstände zu entwenden, brachte ihn zum Grübeln. Sie unterstellte ihm Schwäche, dass er nicht in der Lage gewesen wäre den Diebstahl zu verhindern. Woher hatte sie so schnell von dem Einbruch erfahren?

“Eine temporäre Lösung. Meine Günstlinge sind bereits im Begriff mein Eigentum wieder sicher zu stellen. Ich habe nicht vor, mich so einfach geschlagen zu geben. Tatsächlich sollte ich diesen Aufwieglern fast dankbar sein, immerhin konnte ich dank ihnen drei neue Bücher für meine Bibliothek gewinnen. Die Geschichten aus dem Herz eines Fae sind, da werdet ihr mir kaum widersprechen können, wahre Sammlerstücke.”

Eine gekonnte Spitze und die Darstellung seiner neuesten Errungenschaften in einem Atemzug. Jeder Bewohner der wandelnden Weiten der eine eigene Domäne besaß wusste, dass der Fürstin vor einiger Zeit ebenfalls ein kostbarer Besitz von ihrem Hof entwendet worden war. Man munkelte in den Schatten, dass die Rebellen involviert gewesen waren und sie es nicht geschafft hatte, ihren unfreiwilligen Gast wieder einzufangen ehe er durch die Hecke entschwand. Mit einer fast schon gelangweilt wirkenden, aber perfekt einstudierten Geste verwies der Herr der tausend Dinge auf eine Kommode auf der drei prachtvoll verzierte Bücher präsentiert waren. Die Titel der Schriftstücke, gebunden in schweres Leder und beschlagen in zierlichen Schnörkeln, sprachen von der Hecke, den niederen Fae, sowie den hohen Fae und ihren Gebräuchen. Auf einen Blick war klar, solche Ausarbeitungen, solche Kunstwerke, konnten nur aus der Essenz von verwandelten Fae gewonnen werden. Viel zu selten hatte er die Gelegenheit dazu gehabt seine ganz persönliche Magie an anderen Fae zu erproben, einige seiner prachtvollsten Utensilien entstammten solch schwerwiegenden Momenten.
Die Fürstin schien allerdings nur einen abschätzigen Blick für seine neuesten Schätze übrig zu haben, ihre gesamte Ausstrahlung zeigte ihr Desinteresse.

“Ich bin mir sicher, dass dein Hab und Gut bald wieder sichergestellt sein wird. Und falls nicht...können sie sich zumindest an nichts erinnern, immerhin ist es ja fast schon Usus geworden den Geist unserer liebgewonnenen Besucher zu blockieren.”

Für einen Moment entglitten ihm die Gesichtszüge, glücklicherweise verborgen hinter seiner Maske. Wusste die Fürstin, dass er die Gedanken seiner Gefangenen unangetastet ließ? Er fand eine morbide Befriedigung darin, dass die verzauberten Kreaturen hier und da Eindrücke ihrer Umwelt wahrnehmen konnten, dass sie sich ihrer Existenz als schlichte Dinge bewusst waren. Wer hätte vermutet, dass diese dreckigen Rebellen es wagen würden auch nur innerhalb der Sichtweite der Grenzen seines Reiches aufzutauchen, geschweige denn diese zu übertreten?

“Nun, genug des Geplappers, lass uns zum Punkt kommen. Warum hast du dich für den heutigen Abend angekündigt?”

Die erste Runde dieses Kampfes, dieses Gesprächs war für ihn verloren. Auch wenn er das Gesicht der Fürstin nicht sehen konnte, so war er sich doch sicher ihren hämischen Blick förmlich auf seiner Haut zu spüren. Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, er kochte innerlich vor Wut. Diese Kreatur der Dämmerung, in seinen Augen kaum besser als ein lästiger Kobold oder Feenfalter, wagte es ihn in seinem Haus derart bloßzustellen?

Das würde noch ein Nachspiel haben.
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Luna Auenbach
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Luna Auenbach »

Bin ich noch ich? - Wenige Mondläufe zuvor...

Trance. Oder doch ein Traum? Schwerlich vermochte Luna zu sagen in welchem Zustand sie sich befand. Gefangen im eigenen Inneren, nicht fähig sich zu äußern. Dämmerzustand. Das würde es vermeintlich gut treffen.
Die ersten Momente, Stunden und Tage waren für sie die kuriosesten. Sie konnte hören und doch nicht alles verinnerlichen. Als würden sich Dinge vor ihrem eigenen Auge abspielen, aber sie könne nicht interagieren. Tiefgefroren.

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Was passierte hier?

Wesen, die sie zuvor noch nie sah. Die wenigen die sie sehen konnte, verschleiert hinter Masken. Der Eindruck, sich selbst im Raum zu bewegen aber doch fremdgesteuert zu sein. Nach und nach kamen Erinnerungen zurück.
Gefangennahme. Eingekerkert, allein. Wartend auf ihr Urteil?

Eine hochgewachsene Gestalt lief umher, düster und fremd. Dunkel gekleidet, ein feines Gewand, welches goldene Verzierungen aufzeigte. Dezent und nicht zu protzig. Aber doch versprühte die Garderobe eine gewisse Autorität. Eine wichtige Persönlichkeit, dies war unverkennbar. Die Haut, an deren Stellen man sie erkennen konnte, war grau und schimmerte bläulich. Grobe Dinge, die sie aus der Ferne beobachten konnte.

Er schien grübelnd zu sein. Sein eingehender Blick traf immer wieder die Magierin, an der er auf und ab sah. So vermutete sie es. Luna schenkte ihm keine Aufmerksamkeit. Bewusst entglitt sie seinen Blicken und Annäherungen, indem sie ihren Fokus auf die Umgebung legte.

Um sie herum die größte Bibliothek, die sie je gesehen hat. Unglaublich, wie viele Bücher könne man besitzen? Einzigartige, wunderschöne Objekte die vereinzelt umher standen, ansehnlich und scheinbar von wert. 

Wie ist sie an diesen Ort gelangt? Luna erinnerte sich nicht. Ihre letzten Eindrücke galten einer neuen Stadt, die sie gerade erst für sich entdeckte. Ansilon.

Die Stimme des Wesens erhob sich, fremde Worte trafen Lunas Ohr. Ihre eigene Gestalt begann sich zu verändern, ihr Zustand wurde zunehmend komatös…


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Sanftfüßig durchstreift sie die Räumlichkeiten der Bibliothek. Dunkle, undefinierbare Gestalten verräumten einige Bücher in die meterhohen Regale, welche durchwachsen von Rankgewächsen waren. Natur und Raum vereint. Grüßende Worte treffen sie, die voller Respekt ertönen, tiefe Hauptneige in selbige Richtung. Sie jedoch schweigt.
 
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Die Hände schlittern hauchzart über grazil verarbeitete Vitrinen, die atemberaubende Gegenstände innehaben. Eine entzückende Feder, welche ihr unbekannte und schimmernde Farben aufweist, liegend auf einem Kissen aus Samt. Sie hält für diesen Moment inne - aber dieses Stück beeindruckt sie nicht länger.

Der Weg führt weiter, durch die langen und breiten Gänge der Bibliothek. Viel mehr macht es mit den zahlreichen Eindrücken den Anschein einer Schatzkammer.  Selbst die Bücher, die sich massenhaft in den Regalen versammelten, scheinen nicht “gewöhnlich” zu sein. Jeder Buchrücken weist seine eigene Besonderheit auf, eine filigrane Schrift oder teilweise opulente Verzierungen welche im Sonnenlicht zu glänzen beginnen. Ein jedes Werk ein Kunstwerk, wie geschaffen für diesen Ort.
Ihre Füße ziehen sie weiter, vorbei an einem außerordentlich betrachtenswerten Vogelkäfig, dessen Größe eines jeden gängigen Modells überragte. Aber… dies sind keine üblichen Vögel?

Mit jedem Schritt den sie näher kommt, erkennt sie die Bewohner dieses Gefäßes. Feen.
Kleine bis mittelgroße Feen, die sich mit zunehmender Anwesenheit ihrerseits in Rage begeben, wild umherschwirren und stark zu leuchten beginnen. Dieser Zustand missfällt ihr augenscheinlich und Luna spricht ihr unbekannte Worte - vielleicht einen Zauber um eine dieser Feen zu beruhigen und schließlich zu sich zu führen.

Während diese Fee verwirrt in ihren großen Händen liegt, setzt sie ihren Rundgang fort. Zielorientiert begibt sie sich an einen gemütlicheren Ort, wo sie in einem großen, mit samt überzogenen Ohrensessel Platz nimmt. 
Sie denkt nach, was mit dieser Fee geschehen soll. Der Kopf wiegt sich von einer Seite zur anderen, während eine Hand nachdenklich über das Kinn schweift. Es vergeht eine kurze Weile bis sie erneut, die - scheinbar - richtigen Worte findet, um ihren Willen durchzusetzen. Vor ihren Augen erglüht das kleine, funkelnde Wesen und formt sich um. Eine Maske. 
Luna wirkt zufrieden und betracht sie gründlich, dreht und wendet sie, um von jedem Detail eine Impression zu bekommen. Dieses wundersame Exemplar legt sie wohl behütet, wie einen Schatz in eine edle Kiste. Es soll etwas besonderes sein. Vielleicht ein Geschenk?

Sie vernimmt Stimmen, Schritte die immer lauter werden und andeuten in ihre Richtung zu gelangen. Die groß gewordene Magierin erhebt sich und verschränkt abwartend die Arme hinter ihrem Rücken, um Gäste zu empfangen die sie scheinbar erwartet.

Nachschub. Menschen. Sie nimmt die Präsenz eines Magiers unter ihnen wahr, andere scheinen recht gewöhnlich zu sein. Die Arme am Rücken magisch gefesselt, knien die Menschen vor ihr und sehen mit ängstlich glänzenden Augen zu ihr hinauf, die Furcht spiegelt sich förmlich wieder, erschüttert Luna aber nicht im entferntesten. Jeder einzelne von ihnen wird akkurat betrachtet, während sie an der Menschenreihe entlangspaziert um die niederen Gestalten zu inspizieren.
Mit einem entschiedenen Handwink deutet sie an, das jene an ihren Platz verfrachtet werden können. Mysteriöse Wesen folgen dem Befehl ohne Widerworte, während sie schon dabei ist einige Phiolen aus deren Halterungen hervorzuholen. Diese werden nur kurz darauf aus ihren Händen genommen und mit einigen Haarproben der Menschen aus den Räumlichkeiten verfrachtet.

Für den Moment genügt der erste Eindruck. Viel interessanter ist in diesem Augenblick der Nebenraum, in dem die Haarproben bereit liegen. So wandert sie weiter, für den folgenden Schritt - die langen Finger umgreifen die erste Phiole, welche ein paar vereinzelte, schwarze Haare innehat.
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Engel des kleinen Todes
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Engel des kleinen Todes »

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"Du hast Recht, kleine Maus. Egal was man tut, wie sehr man strampelt und hofft, am Ende ist das Leben beschwerlich, zäh und voller Tücken. Und dann kommt der Tod."

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Ein trübes Auge, lose an einer olivgrünen Ranke baumelnd, blickte in den nächtlichen Himmel hinauf. Der Mond stand tief, sein silbriges Licht kaum stark genug um den wunderschönen, filigranen Pavillon zu beleuchten der sich unweit von ihm gegen das Nachtblau des Firmaments abzeichnete.
Er hatte versagt. Niemand war Schuld daran, wie es manchmal eben so war im Leben. Jeder Schritt, jede Tat die er gesetzt hatte, war nur einem Wunsch entsprungen - zu Existieren. Durch die Hecke hatte er sich gebahnt, dem Duft auf der anderen Seite folgend wie ein Leuchtfeuer auf hoher See, das trügerische Labyrinth in konstanter Bewegung, bis die unwirkliche Vegetation sich endlich vor ihm aufgetan hatte, den Blick freigab auf eine Landschaft so seelenruhig, die Luft salzig vom Meer…
Ein sehnsüchtiger Seufzer entfuhr einer Kehle, entsprungen aus nur halb zu Ende geformten Lippen, irgendwo in den Tiefen eines rapide verdorrendem Gewirrs aus Holz, Blättern, Wurzeln und Dornen. Sein Ende war nah.

Vor ein paar Stunden noch hatte er sein Glück kaum fassen können, dieses Haar ertastet, rein wie gesponnenes Licht, klar wie ein Sonnenstrahl im Wasser eines Bergsees. Er hatte es Umschlungen, das Kleinod, das Symbol seines neuen Daseins, ein Sinnbild seines Neubeginns...doch etwas, irgendetwas, war schief gegangen. Hatte der Kern sich nicht richtig gesetzt, die Hölzer die das Haar umschlossen um das Zentrum seines neuen Körpers zu bilden? Stimmte etwas nicht mit dem Haar selbst, oder dessen Träger? Vielleicht war diese Wandlung von vornherein bereits zum Scheitern verurteilt gewesen. So wie er selbst nun auch.

Was es auch gewesen sein mochte, er hatte versagt. Niemand war Schuld daran, doch er war nicht Alleine. Sie waren viele, gemeinsam aufgebrochen um dem Ruf zu folgen, den Wunsch des hohen Fae zu erfüllen der sie geschickt hatte. Nicht, dass er den Herrscher jemals getroffen hätte, doch sein Befehl war schnell unter den Seinen verbreitet gewesen.

"Findet ihn, den Weg durch die Hecke...und öffnet ihn weiter, wie das Maul eines Tiefseefisches, reißt ihn permanent in diese Wirklichkeit. Egal wie, mit allen Mitteln."

Er hatte versagt...doch sie würden Erfolg haben. Um jeden Preis.

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Luna Auenbach
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Luna Auenbach »

… währenddessen im aktuellen Weltgeschehen

Nalveroth. Der Wind peitschte Luna vereinzelte Sandkörner ins Gesicht, als sie gerade die Haustüre des Priesters aufschloss. Energielos und zerschlagen, ließ sie sich in das Sofa fallen und verharrte dort für mehrere Minuten.

Die heißen Mittagsstunden waren teilweise kaum ertragbar, aber es war in diesen Tagen die einzige Möglichkeit ungestört, nur für sich zu sein. Das neue Anwesen der Bewahrer war pompös, hatte allerdings den Nachteil von zu vielen Menschen auf einem Fleck. Es sollte sie weniger stören, die Magierin war die meiste Zeit in den Wäldern zugegen. Sie hatte schließlich eine Aufgabe, aber es gab dessen ungeachtet einige menschliche Grundbedürfnisse, denen sie dennoch nachgehen musste.

Wenn die Sonne ihren höchsten Stand erreichte, zog sich der blasse Priester zurück. Zuwider waren ihm die Temperaturen und doch wählte er amüsanterweise diesen Ort, nannte es sein Zuhause. Ein jedes Mal, wenn Luna der Gedanke aufkam, begann sie in sich hineinzulächeln. Welch Ironie. Es war ihr aber gleich, schließlich nutzte sie diesen Vorteil für sich.

Noch während sie die Treppen nach oben steigt, befreit sie ihre Mähne vom straffen Haarband und zieht ihren Schmuck aus, welchen sie auf die Anrichte vor dem Bett niederlegt. Die wenigen Kleidungsstücke, die sie trägt, finden ihren Weg zu Boden.

Ihre nackten Füße führen sie zum Badezuber, vor dem sie erst noch stehen bleibt um an sich, unbekleidet, hinabzublicken und ihren Körper zu inspizieren.

Auf ihren Gesichtszügen macht sich zunehmend Sorge und Panik breit. Sie hatte die Schwelle gezwungenermaßen, mehrmals überschritten und nun wird ihr Leiden am eigenen Körper sichtbar. Mit jedem Tag würde es nun schwerer werden ihre Läsionen zu verdecken, ohne aufzufallen. Die alte Garderobe, die sie fand, war fast ausschließlich mit knappen und auffälligen ‘Teilchen’ gefüllt. Ein Wunder, das die Magierin überhaupt etwas getragen hat. Luna legt den Kopf in den Nacken und schließt ihre Augen, für einen kleinen Augenblick der Ruhe und des Friedens. Ihre Gedanken kreisten nur noch um ein Thema: Sie wollte leben.

Die Magie, die sie in sich trug, war ein Fluch. Zu fortgeschritten waren die Kräfte dieses Körpers und nahmen während des Rituals um Eostycal einen neuen Höchststand ein. Die Bekämpfung der Dämonen… Morgun. Es war zu viel und zeigte langsam aber sicher Folgen. Es fehlte an Zeit. Das einzige Hab und Gut, das sie scheinbar nicht mehr lange zu haben schien.

Mit diesem Gedanken stieg sie in den Zuber und wandte den Blick in die offene Wüstenlandschaft.
Zuletzt geändert von Luna Auenbach am 20 Apr 2021, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Xa'Velle Belin
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Bei den Alten.. Wo war sie da denn da nun wieder hineingestolpert?

Als am gestrigen Nachmittag eine Katze vor der hölzernen Haustüre erschien und sich dann herausstellte, dass das Tier krank war, hatte sie nicht vermutet, dass die amazonenische Priesterin dahintersteckte. Später, als Amine wieder in der Lage war, ihre menschliche Gestalt anzunehmen und vorbeikam, um sich bei Nimue für ihre Fürsorge zu bedanken, kamen die beiden ungleichen Frauen ins Gespräch. Die Priesterin berichtete davon, dass sich nahe der Goldenen Stadt beunruhigende Dinge zutrugen – von einem eingestürzten Berg, von Löchern in Felswänden und toten Spinnen war die Rede. Aber auch von Runen, die keine der Schwestern entziffern konnte, also bot Nimue ihre Hilfe an. Gemeinsam machte man sich auf den Weg nach Asamea’toria. Doch man kam erst gar nicht dazu, sich dem ursprünglichen Vorhaben zuzuwenden, denn man traf dort auf Lise, die Kaiserin, und eine recht blasse, verstört wirkende Schwester namens Samira, die sie dann zum Brunnen in der Nähe des Stadttores führte, um ihnen den Grund für ihre mitgenommen wirkende Verfassung zu zeigen.

 
Wechselbalg Samira.png

Der Leib einer toten Kreatur, die die Gesichtszüge der Amazone angenommen und bereits einen Arm dieser nachgebildet hatte, aber ansonsten eher die Gestalt eines Pflanzenwesens besaß, lag dort im Sand. Wahrlich ein schauriger Anblick!

Um die verstörte Samira nicht weiter zu strapazieren, begrub man den Leichnam unter einer ordentlichen Menge Steppensand – wenngleich Nimue auch der Meinung war, dass es sicherer wäre, dass das Übergeben des Kadavers an reinigende Flammen das bessere Mittel der Wahl war, so packte sie kräftig mit an.
Was genau hier geschehen war, vor allem wie es diesem Wesen gelungen war, das Aussehen Samiras nachzuahmen, konnte Nimue zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, doch sie versprach, nach Informationen in der Akademie und der Bibliothek der Schwarzen Festung zu suchen. Gewiss fand sich dort etwas, das Antworten geben würde!

Nachdem sie den gesamten Morgen damit zugebracht hatte, sich durch die Vielzahl an Büchern und Schriftrollen zu wühlen, kapitulierte sie und verstaute die achtlos aus den Regalen gezogene Literatur wieder und brach zur Magieakademie auf. Doch sogleich, als sie sich auf dem Steinkreis in der Nähe des Reagenzienbeetes materialisierte, fiel ihr der eindrückliche Geruch auf, der ihr schon am Abend zuvor in die Nase gestiegen war, als sie den Leichnam des Wechselbalgs inspiziert hatte.
Sehr langsam senkte sie den Blick und erstarrte, als sie unweit vor ihren Füßen eine weitere dieser abscheulichen, toten Kreaturen liegen sah.
Sie ging näher heran an den Kadaver und beäugte ihn mit zu einer Grimasse verzogenen Mundwinkeln. Zweifelsohne, eine weitere sonderbare Kreatur- nun aber trug es nicht das Gesicht Samiras, sondern ein anderes bekanntes: Das, des Akademieleiters und Obersten Magiers des Ysam enis Alwanzessar, Davion Sviftflame. Herrje!

 
Wechselbalg Davion.png

 
Man konnte dieses Ding hier unmöglich liegen lassen! Rasch richtete sie sich auf und sah sich nach möglichen Helfern um. Ah, der Speisesaal, dort würde sie gewiss fündig werden..
Kurze Zeit später wurde sie von zwei Magiestudenten flankiert, die dabei behilflich waren, das.. Ding.. – freilich sorgsam in ein Laken gehüllt, um sie nicht zu ängstigen –  gemeinsam zu Julius zu tragen, dem sogleich die Bitte entgegen gebellt wurde, ein Portal zur Schwarzen Festung zu öffnen.


Die Lehrlinge hatten ihre Mühe damit gehabt, die schwere Fracht die engen Treppen hinaufzuwuchten, um sie schließlich im Alchemieraum abzulegen. An ihren Mienen hatte man ablesen können, dass ihnen das Ganze nicht so ganz geheuer war und Nimue konnte es ihnen durchaus nicht verübeln, dass sie die Beine in die Hand nahmen und das tiefschwarze Gemäuer so schnell wie möglich hinter sich liessen.
Als die schweren metallenen Tore krachend ins Schloss fielen, wandte sie sich um und lenkte den Blick hinauf zum Alchemieraum.
„Ich bin gespannt auf Davions Gesicht..“ murmelte sie und konnte sich eines kleinen, gemeinen Grinsens nicht erwehren, als sie die Treppenstufen erklomm, um sich des Scheusals noch einmal zuzuwenden
..Magic, madness, heaven, sin.. don't say I didn't say, I didn't warn ya..
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Lyna
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Lyna »

Und da lag ich und hielt den ein oder anderen für wahnsinnig. Oder dumm. Oder beides. Neben mir schlummerte der Rotschopf und brabbelte ab und zu im Schlaf vor sich hin. Ich hätte die Nacht lieber in meinem Häuschen verbracht, als im Anwesen, wäre lieber allein gewesen, als in der Nähe der anderen, aber der Fund des „Monsters“, auch wenn sie es gar nicht gesehen hatte, hatte sie irgendwie aufgewühlt und so entschied ich, dass ihr Schlaf erst einmal wichtiger war, als mein eigener. Ich hob meine Hand im dunklen Zimmer, auch wenn ich sie nicht sehen konnte, einfach aus alter Gewohnheit, und nahm doch die feinen, roten Linien, wie dünne Risse war, unter denen es loderte und die in dunklem Rot schimmerten. „Man sieht dir an, was du denkst“ hallte seine Stimme in meinem Kopf und ich schürzte die Lippen. „Dir auch, Blödmann“ antwortete ich in Gedanken, wie ich es auch getan hätte, wenn ich bei ihm gewesen wäre.
Ich war nach dem Fund noch einmal aufgebrochen, weg vom Haus, weg von den Bewahrern und Luci und weg von dem Sturkopf. Ja, ich hatte mich besser unter Kontrolle. Nein, das war nicht immer der Fall. Aber ich wusste immerhin, wie ich damit umzugehen hatte und so entlud ich meinen Ärger woanders. Dämonen waren grundsätzlich ein wunderbares Ziel, vor allem, weil Feuer gegen sie nicht viel ausmachte und ich mich so etwas beruhigen konnte. Vielleicht hatte ich ein klitzekleines bisschen überreagiert. Aber man fasste halt nicht einfach Dinge an, die man nicht kannte. Das lernte man doch schon als kleines Kind.

Sie mussten sich sicherlich erst gewöhnen, dass sie laut aussprachen, was sie sahen. Da machte ich ihnen keinen Vorwurf. Dafür konnte ich ihnen Dinge mitteilen, die sie nicht gleich sahen oder auch gar nicht. Ausgeglichen, würde ich sagen. Shira bemühte sich zumindest, es halbwegs zu erklären. Ranken, Körperteile, alles irgendwie zusammen, ein Kern, Haare, Pflanzenteile.
Die Vermutung, dass ein Nekromant dahinter steckte, teilte ich nicht. Da waren zu viele naturverbundene Sachen involviert, zu viel Leben. Ein Druide wiederum würde so etwas gar nicht verursachen, es sei denn, er war durchgeknallt, weil er zu lange allein irgendwo im Wald herum saß. Eine Illusion war es wiederum auch nicht, zumindest nicht nach meiner Kenntnis. Was blieb also noch? Astralmagie, nein. Und mit Elementen hatte das Ganze herzlich wenig zu tun. Warum auch. Ein Elementarist verschandelte nicht. Also nicht in so einem Sinne. Ein klerikaler Unfug? Göttliche Magie? Es bereitete mir Kopfschmerzen, vor allem, weil es die anderen zu sorgen schien.

Sie hatten den kleinen Kern weggesperrt, in eine Truhe. Es würde vermutlich nichts schaden, sich ihn doch noch einmal anzuschauen, ihn zu untersuchen. Nur, um das unwahrscheinliche endgültig auszuschließen. Und um sicherzugehen, dass man diese Dinge berühren konnte, ohne danach tot zu sein. Also tot im Sinne von mausetot, nicht so halbwegs und untot und was es sonst noch alles gab.
 
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Samira
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Samira »

Wechselbalg 1.png
Samira war auf einer Kenagi und ritt erschöpft von dieser durch die Steppe zurück zur goldenen Stadt. Sie wollte über das Fallgitter hinein huschen wie sie es meistens tat. Der Umgebung schenkte sie nur wenig Beachtung war ihr hier doch alles sehr vertraut und kannte ihr Alogio doch den Weg auswendig. Auf einmal fiel ihr Blick auf den Brunnen in der Steppe. Lag da nichts dahinter? Sie zügelte ihr Pferd und stieg ab.
Alle Gesichtsfarbe entwich ihr, als sie das Vieh näher betrachte. Sie könnte gar nicht den Blick darauf gerichtet halten, so sehr ekelte sie sich. Aber doch es waren unverkennbar  ihre Gesichtszüge. Was hat es damit auf sich? Ihr war noch nie sowas untergekommen. Ein Wesen das die Züge eines anderen annehmen konnte? Wie ging das welche Magie spielte da eine Rolle? Sie versuchte das Vieh genauer zu untersuchen und wollte auch einige Worte sprechen um heraus zu finden ob hier Magie im Spiel war, doch sie wollten ihr nicht über die Lippen kommen. Ein solcher Ekel hatte sie erfasst. Sie suchte Schutz hinter einem Felsen und erbrach sich. Danach war sie erst in der Lage sich diesem Wesen wieder zu nähern. Hier kam sie alleine nicht weiter bemerkte sie nach kurzer Zeit und so lief sie die paar Schritte in die goldene Stadt.

An der Schmiede traf sie auf ihre Taraa. Diese war damit beschäftigt in einem Buch etwas nachzuschlagen. Erst nachdem ihr das Buch in die Hand gedrückt wurde, bemerkte sie das Lise mit ihr sprach. „Ego habe etwas in den Aufzeichnungen gestöbert, wie Figuren gegossen werden“, sagte Lise und tippte auf eine der Zeichnungen. „Die sehen zwar anders aus, aber das Vorgehen sollte das gleiche sein“, sprach Lise weiter und nahm ihr das Buch wieder ab. Nachdenklich ruhte ihr Blick auf Samira. „Kia wir sollten eine Form bauen, in welche wir dann das Erz gießen“, erwiderte Samira und sah sie verwirrt an. „Tua wirkst so abwesend heute?“, sagte Lise und ein fragender Blick traf Samira. „Kia ego habe gerade etwas in der Steppe gefunden und es ist“, wollte Samira ihr erzählen als sie unterbrochen wurde. „Taraa?“, erklang Amines Stimme als sie mit Nimue um die Ecke bog. Die beiden begrüßten Lise und Samira verstummte und setzte sich an den Tisch.
„Ego wollte Nimue den Erdrutsch in den Bergen zeigen et die Spinnenkadaver“, plapperte Amine munter weiter. „Kommt ihr beide mit?“, richtete sie das Wort an Lise und Samira. Samira nahm sich ein Herz und ging zu den anderen. Irgendetwas war geschehen das sah man ihr an  und das ihr etwas auf dem Herzen lag.
„Kommt bitte mal mit ego brauche euren Rat et eure Weisheit“, richtete Samira das Wort an die drei. „Jetzt???“, rief Amine enttäuscht und verstummte als sie Samira genauer musterte. Lise und Nimue taten es ihr gleich und nun ruhten drei besorgte Augenpaare auf Samira. „Wohin gehen wir? Müssen wir uns für eine Kenagi rüsten?“, fragte Lise. „Tre, es ist nur vor dem Fallgitter beim Brunnen“, antwortete Samira und so machten sie sich auf den Weg.
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Als sie beim Brunnen eintrafen blieb Samira etwas abseits stehen und deutete mit einem Finger auf das Wesen. Der Finger zitterte genauso wie Samira, es kostete sie all ihre Willenskraft um die anderen etwas zu fragen: „Könnt ihr mir erklären was das ist oder besser gesagt habt ihr schon mal so etwas gesehen? Es hat meine Gesichtszüge oder habe ego mich da getäuscht?“, sprudelte es aus ihr heraus, ehe sie sich würgend abwendete. Nimue lässt sich auf das rechte Knie hernieder, sie bringt den Kopf näher an die sonderbare Kreatur und besieht sie sich von allen Seiten. „Eindeutig hat es eure Gesichtszüge, ja. Aber es scheint eine sehr sonderbare Mischung zu sein. Hier haben wir so etwas wie Gedärme, einen Arm aber ansonsten macht es auf mich eher den Anschein, als sei es eine Art Pflanze“, sagt Nimue. „Kia, es scheint wie eine Pflanze auszusehen und es riecht auch sehr erdig“, fügt Amine an. Nachdem sie sich das Wesen auch genauer angesehen hat. Schnell spricht Amine auch noch ein Gebet zu ihrem Schutz. Mitfühlend legt Lise einen Arm um Samira als sie bemerkt wie sehr sie das alles mitnimmt.

Sie beratschlagen noch einige Zeit. Auch beunruhigt die Amazonen die Nähe des Wesens zur goldenen Stadt. Ist es anderen gelungen sich komplett zu verwandeln? Weilten sie unerkannt unter ihnen? Dies waren nur einige der Fragen die sich die Vier stellten. Amine machte den Vorschlag die Kreatur zu begraben, damit die Löwen sie nicht anknabbern. Man wusste ja noch immer nicht was es war. Nimue bot an Erkundigungen ein zu holen. Samira wollte auch bei ihren Filoí um Rat bitten. Samira bat Nimue und Amine ihr diese Aufgabe abzunehmen. Sie sah sich nicht in der Lage, sich der Kreatur zur nähern geschweige denn diese zu Begraben. Es gelang ihr gerade mal so den Blick darauf zu richten. Nachdem die beiden diese Aufgabe übernehmen wollten, machten sich Lise und Samira auf den Rückweg hinter die Mauern der goldenen Stadt.

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Thril | Xrrsh
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Thril | Xrrsh »

Es war eigentlich kaum wahrnehmbar, doch dank der scharfen und geschulten Sinne - besonders dem ausgeprägten Geruchssinn - führte er ihn vom Marktplatz hinaus zu den Feldern.
Dieser unterschwellig würzige Duft von Herbst und Waldluft, Salbei, Nüssen und Zitrusfrüchten.
Zunächst nicht sonderlich ungewöhnlich für ein Duftbeutelchen würde man meinen.
Doch als er den Inhalt eingehender und prüfender betrachtete, und der Duft ihm nun stark und kräftig entgegenströmte, spürte er es.
Ein seltsam vertrautes Empfinden ergriff ihn, wie ein lauer Windhauch an einem Frühlingsabend. Vage. Kaum zu registrieren, würde man nicht eine Art Erlebnis oder Erinnerung damit verbinden.
Auch im Kräuterladen der Handelsstadt , und gar im Bankgebäude selbst fanden sich diese Duftbeutelchen.
Was zunächst mit einem kuriosen Anflug von Neugierde begann wandelte sich, entwickelte sich, ließ ihn seine Erinnerungen und Eindrücke aus dem Unterbewussten hervordringen.
Je länger er über den Inhalt der Beutelchen nachdachte, und die eigenwillige Zusammenstellung der einzelnen Duftnoten, die eigenartige Vertrautheit und die unwirklichen Schwinungen die sein Faer dabei aufnahm, desto  stärker wurde dieses bedrückende Gefühl welches versuchte ihn zu erfüllen: Furcht! Irrationale Furcht, wie in einem schlimmen Traum dem man zu entkommen versucht, und doch weiter in seine Fänge gerät!
Er verließ die Handelsstad und zog sich zurück nach Gwainamdir.
Die Eindrücke musste er in aller Ruhe ordnen, die Gefühle ergründen und seinen Geist klären.
Wäre es nur ein schlechter Traum, so wüsste er sehr wohl wie er diesen beenden könne.
Doch seine innere Stimme wusste es besser...


 
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Engel des kleinen Todes
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Engel des kleinen Todes »

Nimue

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War es wirklich eine gute Idee gewesen, den Leichnam dieser Kreatur in die eigenen Hallen zu tragen? Als Nimue zurückkehrte um den Haufen aus Pflanzen, Holz und Körperteilen noch einmal zu inspizieren stockte sie vielleicht für einen Moment. Hatte Davions’...das Auge dieser Kreatur gerade geblinzelt? Sich eine der Ranken bewegt, wie eine dunkelgrüne Schlange? War es vielleicht doch keine Nachbildung, sondern handelte es sich bei diesem Haufen toter Vegetation um Davion, verwandelt und gefangen in einem neuen Körper?

Ein kurzes Schütteln des Kopfes würde solche Gedanken hoffentlich vertreiben, denn bei genauerem Hinsehen war eines klar - da bewegte sich nichts. Da atmete nichts. Hier herrschte nur der Tod.

Folgende Dinge werden Nimue auffallen, sobald sie sich weiter mit der Kreatur beschäftigt:

  1. Die nachgebildeten Körperteile, offensichtlich Ident mit jenen Davions, verdorren rasch. Es wirkt dabei als würde eine Pflanze verwelken, die gebildete Haut fällt ein, verfärbt sich bräunlich, verholzt. Es hat in diesem Moment gar nichts mehr mit Fleisch gemein.
  2. Bei den nachgebildeten Körperteilen handelt es sich nicht um eine Illusion die gebrochen werden kann - irgendwoher schien die Pflanze vor Nimue die Fähigkeit zu haben, pflanzliches Material so um zu formen, dass es wie die perfekte Kopie von Fleisch, Knochen, Eingeweiden und dergleichen aussieht.
  3. Auch wenn die Pflanzen verrotten mögen, so ist doch der Geruch nach Wald, Herbst, Salbei und Zitrusfrüchten immer noch unverkennbar wahrzunehmen. Eine sehr einprägsame Duftnote die nahezu an der Pflanze haftet.
  4. Wenn Nimue sich ein wenig die Finger schmutzig macht, wird sie in dem Gewirr aus Ranken und Wurzeln auf eine hölzerne Struktur stoßen, ein Kern gewoben aus Ästen, fast im Zentrum liegend erinnert es an ein Herz. Mit ein wenig roher Gewalt ist die hölzerne Hülle geknackt und gibt den Blick frei auf ein einzelnes Haar, welches man ohne viel Fantasie dem Schopf Davions zuordnen mag.

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Samira


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Der Schlaf in der folgenden Nacht war nur beschwerlich über sie gekommen, die Gedanken an ihre eigenen Gesichtszüge, halb geformt aus Blattwerk und Moos, wollten sie nicht loslassen. Der leere Blick der Augen, gerichtet in die Unendlichkeit. Würde sie so aussehen, wenn Alles zu Ende war? War es...ein Zeichen?

Immer mehr glitt Samira hinüber ins Reich der Träume, an die Schwelle zwischen den Welten, gerade als die Sonne sich schon wieder bereit machte den Tag zu begrüßen, die Gedanken umarmt von raschelndem Blattwerk, dunklen Schatten im Unterholz, huschende Geräusche, Vegetation in ewiger Bewegung.
Der Geruch. Herbst und Wald, Nüsse, Salbei, Zitrusfrüchte. Einprägsam. Gewählt mit voller Absicht.

Mit einem Keuchen saß sie kerzengerade auf ihrem Lager, kalter Schweiß auf ihrer Stirn. Was waren diese Visionen, diese Bilder gewesen? Diese wilde, ungezähmte, grandiose, lauernde Botanik die fast schon nach ihr, ihrem Traum, ihrer Welt, gegriffen hatten? War es tatsächlich nur ein nächtlicher Ausflug in ihre eigene Fantasie gewesen?
Eines war jedoch fast sicher...immer noch konnte sie ihn riechen, den Duft der auch an der Leiche gehangen hatte. Und sie hatte das Gefühl er war stärker als zuvor.
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Xa'Velle Belin
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Re: [Quest] Der Baum der ein Mensch sein wollte

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Tatsächlich waren Nimue im Laufe des Tages Zweifel gekommen, ob sie richtig gehandelt hatte, indem sie die unbekannte Kreatur zur Festung hatte bringen lassen.

Als auch am frühen Abend keine Spur von Davion zu sehen war, wurde sie nervös..  denn das Verdorren der Kreatur ging mit knackenden, knirschenden Geräuschen einher und hatte die feinen Härchen in ihrem Nacken aufstellen lassen – zugegeben, sie zählte inzwischen zu den hartgesotteneren Gemütern, so schnell konnte sie nichts erschrecken, aber das ein oder andere Mal hatte sie einen leicht panischen Blick über ihre Schulter geworfen und sich davon überzeugen müssen, dass die Kreatur in ihrem Rücken nicht doch zu neuem Leben erwacht war, während sie sich die Zeit des Wartens mit dem Mischen von Elixieren vertrieb.


Bah, was für ein gruseliges Geschöpf es doch war! Immer wieder, wenn sie daran vorbei ging und die verschiedenen Fläschchen und Tiegel in der Truhe einsortierte, warf sie einen neugierigen Blick auf das Gewirr aus Körperteilen und Pflanzen. Erstaunlich, anhand der zeitlichen Abstände konnte sie den fortschreitenden Zerfall recht gut mitverfolgen.

Ursprünglich hatte sie darauf warten wollen, bis sich andere Bundmitglieder, im besten Falle Davion selbst, in der Festung einfänden, um das Geschöpf zu untersuchen. Doch als sich die Haut des vermeintlichen ‚Davions‘ bräunlich verfärbte, hielt es sie nicht mehr bei ihrem Vorsatz und der Drang, Antworten auf die sich häufenden Fragen zu finden, nahm überhand.
 
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Sie zog ihren Hocker näher an das Ungetüm heran und hob die Füße auf die Querstreben. Die Lider schlossen sich, ein tiefer Atemzug, durch die sensible Nase eingesogen, folgte. Nein, noch immer verströmte diese Kreatur nichts außer dem Geruch von Herbst, Wald, Salbei und Zitrusfrüchten – der typische Geruch von verwesendem Fleisch war auch jetzt, bei fortschreitendem Verfall, zu vermissen. Es handelte sich also keineswegs um Fleisch, schlussfolgerte sie und zog den kleinen Dolch aus der Scheide, die sie um den rechten Oberschenkel befestigt trug.

Behutsam, mit äußerster Vorsicht, nahm sie die scharfgeschliffene Klinge zur Hilfe und versuchte das Gewirr ein wenig zu ordnen, ohne dabei jedoch dem „Gesicht“ zu nahe zu kommen- das war nun wirklich zu viel des Guten, wie diese Augen sie anstarrten, dachte sie, bleckte die Zähne, als sie das Rumoren in ihrer Magengegend wahrnahm und zog eine Ecke des Lakens darüber, bevor sie fortfuhr. Besser.
„Wieder diese markanten Geräusche, wie sie arbeitendes, trockenes Holz von sich gibt.“
Eine Weile stocherte sie noch in dem größtenteils undefinierbaren Haufen herum, bis sie mit der Klinge abrutschte und scharf die Luft einsog, als sie auf etwas festeres, eine Art Kern, gestoßen war.
„Oh!“ Sie sprang auf die Füße und besah sich den Fund nun aus nächster Nähe.


Was war das? Das Herzstück des.. Wesens? In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Ding immer mehr welkte und im Begriff war zu verholzen, konnte sie nicht widerstehen und trieb nach kurzem Zögern, unter Aufwendung von Gewalt die Spitze des Dolches in das Holz.
Die feingliedrigen, in dünnen Handschuhen, steckenden Finger schlossen sich fest um den Dolch, die Hebelwirkung nutzend und ein moderates Maß an Kraft aufbringend, gab das Material nun mit einem lauten „Krrk!“ nach – Vorsichtig brach sie die zwei Hälften auseinander und erblickte.. ein einzelnes Haar.

Bei den Alten – was hatte das zu bedeuten? War das etwa ein Haar Davions?!
Das Haar wurde nun in ein kleines Fläschchen gelegt und sorgsam verschlossen. Sie betrachtete es durch das Glas noch eine Weile, bevor sie die Flasche schließlich seufzend abstellte, das Laken wieder zur Gänze über die Pflanzen-Überbleibsel zog und mit einem letzten Blick über die Schulter die Kerzen löschte.. Heute Nacht würde sie doch keine Antworten mehr finden.    

 
..Magic, madness, heaven, sin.. don't say I didn't say, I didn't warn ya..
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