Aus den Tiefen des Ostens zurück in die Neue Welt

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Sirena/Ira/Ex-Wendigo
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Aus den Tiefen des Ostens zurück in die Neue Welt

Beitrag von Sirena/Ira/Ex-Wendigo »

Dort wo sie war, hatte Zeit keine Bestimmung.
 Sie flog über eine weite, ebene und vom Krieg verwüstete Landschaft.
 Unter ihr lagen mit Schwertern und Piken gespickte Wesen, doch die Meisten dieser obskuren Gestalten waren mit seltsamen Brandmalen überseht und ihre Körper schienen nicht nur durch den Einsatz von Waffen entstellt. Nein es waren auch Spuren von Krallen und Zähnen in den zerfledderten Kadavern zu erkennen.
 Die einstige Wächterin und nun Kriegerin Leviathans wendete mit einer weiten Schleife und flog zum Lager ihres Hermeister zurück.
 Dort angekommen, landete sie fast ohne ein Geräusch zu machen und ging so gleich in die Knie denn er stand direkt vor ihr. Er war so groß wie ein Elefant und Hörner so lange wie ein Mann, die mit den Schädeln besiegter Feinde geschmückt waren.
 Die grün flammenden Augen musterten Sirena und diese erhob sich bedacht und blickte mir ihrem Stahl grauen Auge zu ihm hinauf.
 >>Mein Herr, Niemand hat den Angriff der unseren überlebt, ich habe keine Lebenden gesehen, die man noch auf das feurige Rad nageln könnte um etwas aus ihnen heraus zu holen<<
 Nur langsam bewegte sich der gewaltige Schädel des Kommandanten zu einem verstehenden Nicken. Worauf er sich ohne weitere Worte erhob und in das aus Knochen und Häuten errichteten Zeltes aufmachte.
 Erleichtert atmete die Grauhaarige aus, denn sie wusste was der Kommandant für Launen hatte und dank der gewonnenen Schlacht, war diese sehr gut und sie musste für diese schlechte Nachricht nicht wieder mit Peitschenhieben bestraft werden. Heute morgen noch wurde unter der schwarzen Sonne gekämpft und die Reihen des Verschlingers waren stark und zahlreich, doch konnten sie nichts gegen die Kampfesslist des Leviathanischen Heeres ausrichten.
 Wie eine Walze schlugen sich die Dämonen auf dem Felde und es flossen wahre Blutflüsse, die in der trockenen Erde versickerten. Die Kämpfer des Verschlingers haben sich bei diesem Ansturm zurück gezogen um sich neu zu formieren, doch konnte Sirena ihren Auftrag nicht erfüllen, denn Niemand mehr war am leben um die Pläne unter der Folter Preis zu geben.
  
 Sich in ihr Zelt zurück gezogen, entledigte sie sich ihrer Flugrüstung und wickelte sich in ihre Schwingen ein. Sirena hatte lange leiden müssen, doch war es ihr nach vielen, misslungenen Versuchen gelungen, auch im stehen zu schlafen. Ihr Schwert, das sie unter den Schwingen versteckte, hatte sie mit ihrer Rechten umgriffen, so das sie es bei einem Überfall rasch nutzen konnte.
 Ihr Schwert war das letzte Teil ihrer Vergangenheit, was in dieser Welt noch nicht vernichtet und Opfer von Zeit und Schlacht wurden.
 Träume. Träume waren es auch die man ihr nicht nehmen konnte. Gesichter erschienen ihr und mit diesen auch die verbundenen Emotionen. McGravel, Karah, Landor, Mankuri und Marleen und die vielen Gesichter derer, die in der Zeit auf Erden eine Rolle in ihrem Dasein spielten.
 Welche Zeit der Wunder, der Schmerzen und der Prüfungen, die sich dort erlebt hatte. Niemand konnte es sehen und auch nicht wissen, aber das erste mal ohne es selbst zu merken, begann Sirena Tränen zu vergießen. Still in der Dunkelheit, tropften sie ihre Wange hinab und versickerten, wie ihre Erinnerungen im Nichts.
  
 Ein Aufschrei riss sie so gleich aus dem Schlaf und mit einer gleißenden Bewegung, ergriff sie ihr Schwert und riss die Schwingen auf. Schwer atmend blickt sie sich um und hörte den Kampfesslärm und die Schreie von sterbenden, so wie zornigen Dämonen.
  
 Ein lauter Schlag erklang und das Zelt gab in seinen Grundfesten nach. Das Leder riss mit dem Geräusch von nassem Papier und der Torso eines Dämons, gekleidet in den Farben Leviathans, lag leblos vor Sirena. Sie schnitt sich mit ihrem Schwert einen Weg in die Freiheit und mit nichts bekleidet als ihrer Haut, stand sie nun in einem Kampfmoloch. Um sie herum schlugen sich die Anhänger des Verschlingers und die ihren. Einer der Feinde wollte die Halbdämonin zu Boden reißen und wer weiß was mit ihr anstellen, aber mit einem Streich ihres Schwertes, wurde der Dämon gespickt und rutschte an der Klinge zu Boden. Schnell war Sirena ohne ihre Rüstung, doch auch verwundbar und so machte versuchte sie nicht an die gewaltigeren Dämonen zu gelangen, die mit Mannes langen Äxten und Schwertern um sich schlugen.
 In der ferne sah sie ihren Kommandanten, von Pfeilen gespickt kämpfte er ohne Furcht und mit widerlicher Gewalt, denn sein gezahntes Schwert pflügte die Reihen der Feinde um ihn herum zu Boden. Wieder wich Sirena einem Schwertstreich aus und ihr nackter Leib war von Blut der Feinde bemalt, als sie knapp einem Angriff entging und mit einer Finte den Feind verwirren konnte, konterte sie den Angriff mit einer Mühle, um dem Dämonen gezielt den Arm abzuschneiden.
 Schreiend ging er zu Boden und ein letzter Stich in seinen Schädel ließ den Lieb nur noch wild zucken. Es war alles andere als Leicht für eine Kriegerin des Leviathans, in mitten von Feinden und ihres gleichen, ohne Rüstung zu Kämpfen und dabei nicht einmal verletzt zu werden.
 Das Glück, man weiß nicht welche Konstante, oder Gesetzt das Glück verfolgt, aber auch eine Halbdämonin muss irgend wann einmal davon verlassen werden.
 Sie sah die Axt nur noch wie in Zeitlupe auf sich zufliegen und das einzige was sie schaffte war, ihr Schwert zu heben und die Axt abzuwehren. Doch sie war zu schwer und zu schnell und als nächstes wurde die Welt um sie herum schwarz und leise.
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Sirena/Ira/Ex-Wendigo
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Re: Aus den Tiefen des Ostens zurück in die Neue Welt

Beitrag von Sirena/Ira/Ex-Wendigo »

Sie wurde grob gepackt und aus der Zelle gezogen, ihr Auge begann zu brennen, denn der Lichtschein war wie Gift, das sich nun langsam in ihr ausbreitete.
 Wer so lange in der Dunkelheit gefangen war, für den war es wahrlich eine Qual wieder ins Licht zu treten. Ihr ganzer Leib war mit Narben überseht, nur ein Wunder konnte es sein, das ihre rechte Gesichtshälfte weiterhin unversehrt geblieben war. Oder war es reine Absicht, sollte sie bald auch noch den letzten Rest ihres Körpers an die Folter verlieren?
 Sie sah nichts, die Gestalten waren nur wabernde Schatten und sie konnte sich kaum orientieren. Sie wurde mit großen und starken Händen in einen Raum geworfen. Wie ein Krüppel, dem man Münzen hingeworfen hatte, so fühlte sich auch Sirena, als etwas gut riechendes neben ihr hingeworfen wurde. Essen, das erste mal wieder etwas zu essen. Immer noch halb Blind, tastete sie den Boden ab und kroch nackt und zitternd über diesen, bis sie das Stück Fleisch zu fassen bekam und es gierig hinunter schlang.
 Ein langsames und Müdes lachen drang an ihr Ohr. Ein Lachen das alt klang und verbraucht, als würde, wer auch immer lachte, schon zu viele solcher Situationen gesehen haben.
 Sirena blickte auf, noch immer war ihr Auge keine Hilfe und sie sah etwas großes, mit Auswüchsen am Rücken und den Armen, das auf einer Art Thron saß.
 Sie schluckte noch einmal ein Stück Fleisch hinab, ehe sie verharrte.
 >> Du bist also dieser ehemalige Wächter und Mensch, der von Leviathan berührt worden ist. Interessant, interessant, doch sehe ich nur ein Krüppel vor mir, nichts was es Wert wäre geachtet zu werden und mit Achten meine ich eine Folter die deiner Würdig gewesen wäre.<<
 Die Gestalt erhob sich nun aus ihrem Thron und ging mit schweren Schritten auf die Nackte zu. Schnell war die Bewegung und passte einfach nicht zu der Masse des Wesens und der anfänglichen Behäbigkeit. Sirenas Gedanken konnten sich noch nicht neu formen, als die Hand sich um ihren Hals legte und sich wie ein Schraubstock um ihn schloss.
 >> Mein Meister wird sich freuen, wenn ich ein Spielzeug dieses verdammten Windes erschlagen habe und weisst du was das beste ist?<<
 Ihr Auge verengte und weitete sich unter der Anstrengung nach Luft und nur ein Röcheln entkam ihren spröden Mund, doch das reichte dem Dämonenwesen schon als Antwort.
 >> Deine Leiche wird unser neues Banner werden, wir werden dich mit Spießen durchlöchern und dann wirst du als Trophäe dienen und die Schwarzen werden dich tragen du dreckige Ausgeburt.<<
 Ihre Wirbel knackten unter der massiven Belastung. So sah also ihr Ende aus. Kein ehrenhafter Tod, nein, sie würde einfach erwürgt werden oder ihr Genick wird gleich nachgeben unter den Händen dieser Ausgeburt.
 Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf die Fratze des Dämons, als er die Zappelnde beobachtete, wie das Leben langsam aus ihr wich.
 Sie sah wie alle Lebewesen, die dem Tode so nahe sind, ihre bisheriges Leben an sich vorbei fliegen. Nicht das erste mal, aber etwas in ihr währte sich erneut die Bilder bis zum Schluss zu ertragen. Es war Hass, reiner und purer Hass, der Sirena in diesem Moment durchströmte. Hass auf den Dämon vor sich, Hass auf den Krieg in dieser Welt, Hass auf sich selbst und Hass gegen die Zukunft, die sie nicht zu lenken vermochte.
 Da war der Moment unter dem ihr ein erstickender Schrei entwich und sie mit der herum schlenkernden Hand etwas zu fassen bekam, sie riss daran und plötzlich wurde der Griff lockerer. Sie zog mit alles Kraft und einer ihr unbekannten Energie in ihrem Leib, die sie nicht kannte.
 Warm wurde es um die Hand und in ihrem Gesicht schlug eine Faust ein. Immer wieder traf der Dämon sie, während sie einen seiner Stachel aus dem Leib zog und ihren Peiniger, selbst Schmerzen brachte.
 Es schien ein ewiger Kampf zu werden, doch waren es nur wenige Lidschläge. Sirena und der Führer der Schwarzen gingen zu Boden, beide schwer atmend, beide vom Schmerz betäubt. Sirena aber konnte sich schneller an den Schmerz gewöhnen, so haben ihr die vielen Wochen Folter gezeigt wie man Schmerzen erträgt und sie verdrängt.
 Der Führer der Schwarzen blickte zu ihr auf, als sie nackt, mit seinem Blut verschmiert vor ihm stand und Sirenas stahlgraues Auge ihn ein letztes mal mit diesem Zorn musterte, ehe sie ihm seinen entrissenen Stachel durch den Kopf rammte und ihn nur noch Dunkelheit umfing.
 Sie atmete schwer und die Hand zitterte in der sie krampfhaft die Waffe hielt.
 Was nun?
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Sirena/Ira/Ex-Wendigo
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Re: Aus den Tiefen des Ostens zurück in die Neue Welt

Beitrag von Sirena/Ira/Ex-Wendigo »

Sollte sie versuchen weiter zu morden, um wie A'groniam damals sich einen Weg aus der Hölle zu bahnen? Oder sollte sie mit bedacht an die Sache gehen einen Weg der List nehmen? Es viel schwer, in ihrem Zustand einen klaren Gedanken zu fassen. Nicht noch einmal wollte sie in die Folter oder die Dunkelheit gesperrt werden. Sie huschte durch den Raum, suchte ein Versteck oder einen Weg aus diesem diesem, doch nichts war zu sehen was ihr Hilfe bot. Dann blickte sie auf die Leiche, überlegte rasch und begann mit diesem ein Loch in den Leib zu reißen. Sie war voll mit Blut und sie spürte wie ihr die Kraft immer mehr aus den Armen wich. Welcher Gedanke es auch war der sie dazu trieb nun in den Leib des Dämons zu kriechen, er rettete ihr für den Moment das Leben.

Schnaubend traten die Wachen in den Raum und beiden entfuhr ein langes knurren und zischen. Ihre Blicken glitten über den toten Führer. Befehle und Warnrufe halten durch die Gänge und Sirena schaffte es, ganz vorsichtig mit dem Stachel in ihrer Hand, in den Rücken des Dämons ein kleines Loch zu bohren. Gierig presste sie ihre Lippen an dieses und atmete die Luft ein, die so herrlich gut tat. Sie spürte wie der Leib des Toten hoch genommen wurde und um nicht aus ihrem Versteck zu fallen, krallte sie sich an alles was ein Wesen so in sich trug. Dabei rissen viele Eingeweide einfach auf, oder die Halbdämonin glitt durch das glitschige Gewebe, erst als sie irgend einen Knochen zu fassen bekam, konnte sie sich wieder an das Atemloch pressen und der Dinge harren die noch kommen würden.

Dumpf war der Aufschlag im Inneren des toten Dämons, als der Leichnam auf den Boden geworfen wurde. Sirena wartete noch einige Zeit, ehe sie sich aus dem Leib schälte und kalte Luft in ihre Lungen drang. Ihr Auge gewöhnte sich rasch an das schummrige Licht das in diesem Raum herrschte und sie sah nun das sie in einer Art Leichengrube kniete. Um sie herum die Kadaver von gefallenen Dämonen und auch Halbdämonen wie sie einer war. Barfüßig und mit dem nackten Leib, der mit Blut und noch viel schlimmeren beschmiert war, schritt sie langsam umher.
 Welchen Sinn sollte diese Grube nur haben, die Leichen die hier lagen waren nicht sehr alt, Verwesung war nur leicht zu erkennen und auch zu riechen, den dieser Ort war sehr kühl und von irgendwo her kam eine stetige Brise.
 Knarrend ging ein Tor auf und die Silberhaarige verkroch sich einfach unter den Kadavern. Sie wirkte selbst wie einer der Leichen und mit den Gedärmeresten und dem vielen Blut, hob sie sich auch nicht wirklich von den Toten ab. Nur das sie im Gegensatz zu den Anderen Leichen noch am Leben war.
 Zwei Insekten artige Dämonen stapften eine Treppe hinunter, der Hintere hatte eine Fackel und leuchtete dem Anderen den Weg. Lange schlacksige Glieder mit Dornen und Klingenartigen Auswüchsen waren das auffälligste an den Beiden. Klackernd bewegten sie ihre Kiefer und leise knurrend unterhielten sie sich.
 >> Derrr Meisterrrrr wirrrd barld den Wirnd des Ostens angreeeeifen. Unserrrrre Arrrrme wirrrd siegrrreich sein.<<
 Ein knatterndes Lachen kam aus den Kehlen der Beiden während sie sich ohne viel Mühe einige der Leichen packten und nach oben auf einen Karren trugen.
 >> Wirrr werrrden derrrrn Sieg feierrrrn meirn Brrrruuuder. Derrr Verrrschlinger wird wachsen und wirrr werden bald Herrrrrrrschen arlllls das Herrrr des Einzigen, wahhhhhreeeen.<<
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Sirena/Ira/Ex-Wendigo
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Re: Aus den Tiefen des Ostens zurück in die Neue Welt

Beitrag von Sirena/Ira/Ex-Wendigo »

Kalter, nackter Zorn war es der in Sirena aufstieg, als man sich so über ihren Meister amüsierte und auch vor ihrem Gott. Dem einzigen dem einmal alles gehören wird. Sie wäre am liebsten aus dem Haufen der toten Körper hinaus gesprungen, um mit ihren eigenen Händen diesen Beiden Kriegern die Glieder auszureißen und sie mit diesen zu erschlagen.
 Es war ganz alleine ihre Willenskraft und der Glaube, dass sie sich bald an Allen die ihr Pein zugebracht haben, rächen könne. So blieb sie weiter still liegen und als die Insektendämonen wieder hinaus gegangen waren, kroch sie aus ihrem Versteck.
 Sie schaute sich um und das erste mal seid sie in diesem Raum war, spürte sie die Kälte die ihren nackten Leib zum zittern brachte. Sie brauchte etwas was sie wärmte und auch etwas das sie tarnen würde vor den Anderen Dämonen des Verschlingers. So klaubte sie sich aus den vielen Leichen der Dämonen, die tot in der Kammer lagen, diverse Kleidungsstücke zusammen und war nun ein Patchwork Kriegerdämon des Verschlingers. Am besten hatte ihr die große Axt gefallen die sie unter zwei Leichen von Hörnerdämonen gefunden hatte. Sie war recht groß und sah brachial aus, aus einem dunklen Stahl geschmiedet und das Axtblatt schmückten widerwärtige Fratzen die den Feind verhöhnen sollten. Obwohl sie so groß und gewaltig wirkte, war sie leicht und selbst die schmächtige Sirena hatte keine Mühe diese Axt zu führen und so schulterte sie diese und schritt vorsichtig an die Tür. Ein kurzer Blick über ihr Äußeres ließen sie aufschnaufen. Sie war geschunden, dreckig und sah nicht mehr so aus wie sie sich in Erinnerung hatte. Vielleicht würde aber genau das ihr helfen. Sie sah zur Zeit aus wie ein wahrer Krieger und mit ihrer zusammen gesammelten Rüstung würde sie auch nicht für einen General oder anderen Dämonen gehalten werden, der etwas zu sagen hat. Einzig ging ihr durch den Kopf wie sie sich verstellen musste und ihr Auge, ja ihr Auge, sie musste es verstecken, dieses Merkmal war zu offensichtlich an ihr, und so schritt sie noch einmal rasch zurück und riss einem der Kadaver ein passendes Auge hinaus. Es glich zwar nicht ihrer Augenfarbe, aber zum Glück war es bei Dämonen nichts verdächtiges, wenn sie auch zwei unterschiedliche Augen hatte.
 Sie öffnete mit Bedacht die Tür und sah in einen langen und dunklen Gang. Leise Geräusche durchfluteten ihn und die Silberhaarige trat nun in diesen und schritt ohne wirklich zu wissen wo sie hin sollte durch die Gänge der Feste. Ihre erste Probe hatte sie bestanden, hier und da kamen ihr andere Dämonen entgegen die sie nicht als Feind, sondern als einer der Ihren wahr nahmen und sie nicht weiter beachteten.
 Sie hatte Hunger und vor allem Durst. Nur wo sollte sie es finden, dieses kühle Nass, das ihrem Körper wieder etwas mehr Kraft schenken würde? Die Axt die am Anfang noch so leicht war wurde immer schwerer und auch die Rüstung an ihrem Leib fühlte sich an, als würde sie versuchen die Silberhaarige in den Abgrund zu ziehen.
 Als sie um eine Ecke bog, stieß sie mit einem der Insektendämonen zusammen, den sie in der Leichenkammer gesehen hatte. Fast wäre ihr bei diesem Aufprall das Auge heraus gefallen und sie atmete schwer auf, als sie sich wieder aufrappelte.
 Skeptisch musterte der Dämon den kleinen, dunkelroten Dämon vor sich, dessen Haare in braunen, verfilzten Strengen zusammen liefen und der selbst für einen seines Gleichen stank.
 >> Entschuldigt, ich habe euch nicht gesehen.<<
 Sirena verstellte ihre Stimme nicht, Niemand hatte sie je sprechen gehört, nur schreien, denn sie wurde nie in der Folter befragt, sondern einfach gefoltert.
 >> Girrrrb acht Soldaaarrrrt und frrrreue dich das nurrr ich es warrr. Aberrrrr wo durrr mirr entgegen gerkommen bist, sooorrrrr folge mirrrr ich brrrauche Hilfe.<<
 Sie nickte schwach, der Durst, der Hunger und die vielen Schmerzen die ihren Leib quälten, brachten sie fast um den Verstand. Aber sie wusste, würde sie jetzt einknicken so würde das ihr Ende bedeuten, man würde sie erkennen und dieses mal nicht mehr Foltern. Ein leise Stimme nur war es die Sirena dazu bringen wollte es einfach zu tun, die Müdigkeit empfangen und endlich zur Ruhe kommen. Warum all dieses Leid auf sich nehmen und nicht einfach aufgeben um endlich ein Ende zu finden?
 Sirena schüttelte diesen Gedanken rasch aus ihrem Kopf, ihr Leben war eine Prüfung, seid sie geboren war musste sie Hürden nehmen, sie musste sich schon vielen Prüfungen stellen und hätte bei jeder dieser Aufgaben scheitern können oder einfach aufgeben. Doch so war sie nicht, sie war eine Kämpferin und all diese Leiden, diese Schmerzen mussten einen Sinn haben.
 Sie ging scheppernd in ihrer Rüstung den langen, dunklen und mit grünen Fackeln, erhellten Gang entlang.
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Sirena/Ira/Ex-Wendigo
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Re: Aus den Tiefen des Ostens zurück in die Neue Welt

Beitrag von Sirena/Ira/Ex-Wendigo »

Sie blieben vor einen Tür stehen, nichts besonderes, wie jede andere Tür wirkte auch diese hier. Erst als sie geöffnet wurde erkannte die Einäugige, dass es ein besonderer Raum war, hier hangen Gefangene Dämonen aus ihrem Heer. Sie war zu gleich erleichtert, aber auch mit Angst erfüllt, würde einer der anderen Dämonen sie erkennen, wäre ihre Tarnung vorbei und sie konnte nicht einschätzen wie kräftig der Insektendämon wohl war und ob sie ihn in ihrem Zustand einfach so überrumpeln konnte.
 Der lange Kopf schaute nun zu ihr hinab und klackernd gab er ihr einen Befehl.
 >> Lossss schneiderrrrr derrrrn grrrroßen dooort aaaarb, er wirrrrd zurrrm Verrrschlinger gebrrrracht.<<
 Er deutete auf den hintersten der Dämonen und Sirenas Atem setzte kurz aus. Sie blickte in die gleichen grünen Augen wie damals und auch der Kommandant ihres Heers schien sie zu erkennen. Sirena ging vorsichtig auf ihn zu und machte sich daran die Ketten von der Wand abzulösen. Gleichzeitig hielt der Insektendämon dem Kommandanten ein langes, dünnes Schwert an die Stirn, das wahrlich zu der Erscheinung dieses widerlichen, schlaksigen Wesen passte. Es war eine lange, feine und vor allem dünne Klinge, die an einem langen, ebenfalls aus Metall befestigtem Stab angebracht war. Eine Waffe die schnell und präzise war, nicht wie ihre Axt die sie auf dem Rücken trug. Ihre Waffe war gedacht um viel Schaden auf großer Fläche zu verursachen. Die Waffe des Anderen um gezielt und Tödlich ein Ziel zu töten.
 Der Kommandant knurrt nur leicht als ihm die Fesseln, die ihn an der Wand hielten gelöst wurden und er richtete seinen Blick erst auf die Klinge und dann auf den Dämon der sie hielt.
 Ihr Herz schlug schnell und ihre Pupille verengte sich, als wären alle ihre Sinne verlangsamt worden um besser zu agieren. Sie wusste, nur dieser Moment, dieser eine Moment erlaubte ihr keinen Fehler zu machen und so nahm sie alle Kraft die in ihren Beinen steckte, sprang gegen den Insektendämon, der völlig perplex seine Waffe auf sie richtete. Gleichzeitig hatte sie ihrem Kommandanten den Rücken zugewandt und dieser bekam die Axt die an ihrem Rücken hing zu fassen, doch leider waren die Bewegungen des Riesen viel zu behäbig und die schmale Waffe des Anderen durchschlug die Kehle des Kommandanten. Als der Dämon sich umdrehte um auch Sirena einen tödlichen Schlag zu versetzen, spürte er nur noch einen stechenden Schmerz und das er in die Luft gehoben wurde. Der Kommandant hatte die Axt im Rücken des Anderen Versenkt und hob ihn nun in die Luft. Das Blut quoll wie eine nicht endende Quelle aus seinem Hals und auch der Insektendämon tränkte den Boden mit seinem stinkenden, grünschwarzen Blut. Fast gleichzeitig erlosch in Beiden das Leben und Sirena brauchte einige Sekunden um das was eben vor ihrem Auge passiert war zu verarbeiten.
 Zitternd und wankend erhob sie sich vom Boden. Die Rüstung wog schwer an ihrem Körper und sie schnallte sich wie in Trance die Teile ab, die ihr das stehen erschwerten. Nur noch der Brustharnisch lag am Körper der Silberhaarigen und sie blickte müde zu den Anderen Dämonen.
 Diese ruckelten und zerrten an ihren Ketten und Sirena, die immer noch nicht begriff was passiert war und wie es weitergehen sollte, nahm Geistesabwesend die Axt in ihre Hand und mit einem Ruck riss sie diese aus dem Rücken des toten Insektendämons. Sie holte weit aus und zerschlug die Ketten, an denen die Anderen Dämonen gefesselt waren. Danach setzte sie sich in eine Ecke und blickte lange auf die beiden Leiber die dort vor ihr lagen, dabei summte sie leise ein altes Kinderlied, dass ihr früher einmal von Irgendjemanden vorgesungen wurde. Sei es die eigene Mutter gewesen oder ein Fremder der es gut mit ihr meinte auf ihrer langen Reise. Sie konnte sich nicht mehr erinnern.
 Erst als einer der anderen Dämonen Sirena an der Schulter packte, er sah einem Menschen recht ähnlich, nur seine ledrige Haut und die gezackten Hörner die aus seinem Kopf ragten, ließen erkennen dass er keiner war.
 >> Wir müssen hier heraus Weib, sie greifen das Heer bald an und sie werden es vernichtend schlagen, wenn wir ihnen nicht den Plan des Feindes überbringen.<<
 Ein anderer Dämon, er war fast so schlaksig wie der Insektendämon, meinte mit tiefer und beunruhigend klingender Stimme.
 >> Wir werden nicht lebend hier heraus kommen, wir brauchen eine Ablenkung, das komplette Heer des Feindes umgibt uns, ohne Opfer werden wir es nicht schaffen und keiner wird es bis zu uns schaffen.<<
 Sirena erhob sich, ihr müder Blick lag immer noch auf ihrem Gesicht, aber ihre Stimme klang seltsam, so berechnend und kühl, so das alle Dämonen um sie herum einen Schritt zurück gingen.
 >> Ich brauche einen Freiwilligen, wir werden sie für euch ablenken und ihr werdet fliehen. Für das Reich und den Ostwind werden wir unser Leben lassen, auf das er die Reihen des Feindes zerschlagen wird.<<
 Musternd ging ihr Blick über die Dämonen und aus der Reihe trat eine Gestalt hervor, er war mittelgroß, hatte auch Schwingen und am markanteste war, dass sein ganzer Körper mit Chitinklingen überseht war. Die großen, schwarzen Pupillen blickten zu Sirena auf und sie nickte ihm nur feste zu. Die Anderen besprachen in welche Richtung sie fliehen sollten. Der Freiwillige und Sirena gingen in die Andere Richtung, mit der Waffe des Insektendämons bewaffnet, konnte die erste Wache nicht einmal mehr schreien, als der Dämon dem Anderen die lange und scharfe Klinge in den Schädel rammte und mit einer drehenden Bewegung wieder hinaus riss.
 Auch Sirena erschlug insgesamt 10 Wachen, ehe sie sich einen Weg aus der Feste gebahnt hatten.
 Es war ein Weg direkt auf den Hof des Feste und da schrie der Dämon zu der Halbdämonin.
 >> Es ist die gefallene Feste Riastasul. Verdammt wir sind in Riastasul.<<
 Sirena wandte sich zu ihm und atmete tief aus. Sollte es wirklich Riastasul sein, dann gab es in den eigenen Reihen nicht nur einen Verräter.
 Die Feste viel damals beim ersten Ansturm der feindlichen Armee und nur wenige retteten ihr Leben aus der Hölle des Kampfes. Viele der Überlebenden sagten die Festung wurde komplett zerstört und sollte als Mahnmal des ersten Kontakts mit dem Verschlinger stehen.
 Doch Sirena und ihr Kamerad standen im Hof der Feste und sie war nicht vernichtet worden. Nein. Im Gegenteil man hatte die Festung nochmals verstärkt und auch Kriegsgerät stand auf den Zinnen.
 Kein Mahnmal, nur bitterer Verrat. Das war es, was durch Sirenas Kopf ging.
 Die Dämonen die damals entkommen waren und vom Fall berichtet hatten, waren also nur Verräter. Gekauft vom Verschlinger. Niemand hätte versucht eine Niedergebrannte Festung im Feindesland zurück zu erobern, aber das hier war keine Ruine. Nein. Es war der Fleischgewordene Traum eines jeden Kriegsführers. Niemand würde diese Linie durchbrechen können. Die Festung war ein Wall der zwischen dem Reich Leviathans und dem des Verschlingers stand. Würde die Armee des Ostwindes bis nach Riastasul kommen, so würden sie wie eine gewaltige Welle am Ufer brechen. Die Berge so wusste Sirena, umgaben die Festung wie einen schützenden Ring und alles war voller Feinde.
 Nicht nur sie erkannte was sie eben entdeckt hatten. Auch der andere Dämon sackte kraftlos zusammen, als wäre alle Hoffnung aus ihm gewichen.
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