Ein Anker für einen Drachen

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Naemi Erlenhain
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Ein Anker für einen Drachen

Beitrag von Naemi Erlenhain »

Eine ganze Weile lang war sie nun schon eine Anwärterin bei den Bewahrern, doch wirklich herausfordernde Arbeit gab es bisher für sie nicht zu erledigen. Und nun sollte sie dem Kristalldrachen ein Amulett herstellen, welches in einem Ritual oder derlei Verwendung finden würde? Einen Anker hatte Shira’niryn das zu fertigende Schmuckstück genannt. Ihr Magen rebellierte bei dem Gedanken etwas, doch ihr Verstand sagte ihr, dass es das einzig richtige war, in dieser Sache zu helfen. Aller Abneigung gegenüber Magie zum Trotz.

Während der Hochofen sich langsam aufheizte, nahm sie sich den Vorbereitungen an. Sie nahm ein Pergament hervor und breitete es auf der Werkbank aus. Bei einem Werkstück wie diesem war es ratsam, das Vorhaben erstmal aufzuzeichnen. Mittels eines Federkiels, an dem eine Schnur angebracht war, an deren Ende sich wiederum ein Metallstift befand, zeichnete sie zwei fast schon perfekte Kreise auf das Pergament. Beide hatten eine für ein Amulett passende Grösse von mehreren Fingerbreiten, wobei einer von beiden etwas grösser war.

Zentrales Stück des Amuletts war der unförmige Angolsplitter, der in der Mitte des Schmuckstückes platziert werden sollte. Sorgfältig zeichnete sie dessen Konturen im kleineren der beiden Kreise nach, nachdem sie den Splitter so platziert hatte, dass er nach Oben und Unten, wie auch zu den Seiten hin, in etwa denselben Abstand hatte. Leonhard hatte sich bereiterklärt, die ebenso notwendigen Runen ins Metall zu gravieren, zum Leidwesen ihres Nervenkostüms. So zeichnete sie den dafür vorgesehenen Bereich ein.

Schliesslich machte sie sich dann an die eigentliche Arbeit. Einen kleinen, glühenden Barren Mytheril in der Zange haltend, atmete sie einmal tief durch, ehe sie zu einem ersten Hieb mit dem Hammer ausholte. Sie wusste nicht mehr woher, aber irgendwo hatte sie mal aufgeschnappt, dass ein Schmied mit dem ersten Schlag dem Metall und dem künftigen Werkstück seinen Willen erklärte. Nur ein fester, sicherer erster Schlag würde ein gutes Resultat mit sich bringen. So war das zusammenprallen von Metall auf Metall dann auch bis in den letzten Winkel des Anwesens der Bewahrer zu hören.

Der Mytherilbarren wurde sorgfältig flachgehämmert, und daraus entstand schliesslich ein längliches Plättchen. Sie hätte dieses grösste Teilstück des Amuletts auch giessen können, doch die Arbeit mit dem Hammer war ihr hier lieber. Es war zwar mühsamer, aber man konnte das Metall so feiner ausarbeiten. Ihre Skizze zur Hilfe nehmend, meisselte sie zwei kreisrunde Plättchen aus dem Metall. Der Druide hatte Glück, es war noch genug Material vorhanden, um ein weitere Fassung herzustellen. Jedenfalls hatte sie starke Zweifel daran, dass er auf Anhieb die Gravur richtig hinbekommen würde. Die künftige Rückseite des Amuletts wurde zur Seite gelegt, ehe sie sich den anderen beiden Plättchen widmete. Beiden fügte sie vorsichtig die Aussparung für den Angolsplitter hinzu und schliff die teilweise scharfen Kanten zurück.

Die Skizze noch um ein paar Kommentare erweiternd, legte sie dem Druiden die beiden Plättchen mitsamt Werkzeug bereit. Während dieser seine Arbeit verrichtete, wollte sie der Werkstatt fernbleiben.

Naemi hat geschrieben:
Leonhard.

Bringe bitte die Runen auf das Metall. Denk daran dass Mytheril härter ist als einfaches Eisen und diese Plättchen nun weniger stark sind als die Platte, mit der du geübt hast. Halte zudem etwas Abstand nach Aussen, wie auch zur Aussparung für den Splitter, mit meiner Arbeit bin ich ja noch nicht ganz fertig.

Naemi.
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Leonhard Dracon
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Re: Ein Anker für einen Drachen

Beitrag von Leonhard Dracon »

Der letzte Stich mit dem Werkzeug aus Kobalt vollendete das Bildnis auf dem Plättchen aus Mythril: Ein Hufabdruck in dessen Zentrum ein einzelner, gekrümmter Dorn platziert war. Es war nicht die Aufgabe gewesen die ihm aufgetragen worden war, doch die Schmiedin der Bewahrer hatte ihm zwei Werkstücke ausgehändigt - vermutlich mit dem Hintergedanken, dass er bei seinem ersten Versuch scheitern würde. Tatsächlich glaubte Leonhard daran, dass ein wenig Druck eine gute Motivation darstellte. Ausweichmöglichkeiten waren kaum mehr als Rettungsanker an die sich das Unterbewusste klammerte und dabei die Konzentration trübte. Manchmal zumindest. Vielleicht war dies auch nur die Ausrede der er sich selbst hingab um das Werk das nun vor ihm auf dem Amboss lag zu legitimieren.

Er hatte kein Bild von ihm, kein Portrait, kein Erinnerungsstück. Ab und an lag er wach in der Nacht, starrte hinauf zur Decke oder in die verglimmenden Kohlen des Kamins, immer die gleiche Frage im Kopf: Hatte er es sich eingebildet? Waren die Zeiten des Frohsinns, der Sehnsucht, all dies inmitten von Schmerz und Rebellentum, nur eine Einbildung gewesen?
Nun stand die Essenz eines mächtigen Drachen zwischen ihnen, sie befanden sich nicht einmal mehr in derselben Welt...doch er brauchte Antworten. Der Rotschopf war noch nicht fertig mit den wandelnden Weiten, nicht einmal Ansatzweise. Er würde seinen Weg zurückfinden mit neuen Verbündeten, stärker als zuvor. Und er würde ihn finden, auch wenn auf der anderen Seite Jahrzehnte vergehen mochten.

Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck stanzte er ein Loch in das Metallplättchen um es gleich darauf neben den hölzernen Schlüssel an das Lederband um seinen Hals zu knoten. Für den Moment galt es sich nun auf eine andere Aufgabe zu konzentrieren: Das Gravieren der Runen für den Regenerations-Zauber, Zeichen die einen wichtigen Teil des Amulettes für Shira’niryn darstellen würden. Mit einem schwachen, fast schon triumphierendem Grinsen, setzte er den ersten Stich.

Naemi wird wohl beim nächsten Betreten der Werkstatt wie erwartet das Metall mit den Runen finden, neben der Nachricht an Leonhard.
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Naemi Erlenhain
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Re: Ein Anker für einen Drachen

Beitrag von Naemi Erlenhain »

Zurück in der Werkstatt, betrachtete sie das Werk des Druiden mit unzufriedenem Gesichtsausdruck. Unzufrieden nicht wegen, sondern trotz seiner Arbeit. Jedenfalls konnte sie daran nicht wirklich etwas aussetzen und das machte sie stutzig. Ein brauchbares Resultat und doch hatte er offenbar beide Plättchen benötigt. Sie traute ihm ganz und gar nicht über den Weg.

Aber sie hatte Arbeit zu erledigen, Arbeit, um die sie Dankbar war, sie half ihr, ihre Gedanken von merkwürdigen Magiern und ihrer verfluchten Magie zu befreien. Zuerst galt es nun, alles Notwendige bereitzulegen. Zangen, Feilen und sonstiges Werkzeug verschiedener Grösse für die meistens feinen, aber teilweise auch groben Arbeitsschritte, sowie Gussformen aus Lehm für Drähte verschiedener Stärken für die noch bevorstehenden Arbeitsschritte. Nicht zuletzt musste sie den Ofen in der Werkstatt auch noch einheizen.

Den Splitter des braunen Angolquarzes hatte sie etwas abseits hingelegt, der Kristall war ihr durch den Besuch in der Höhle nicht wirklich geheuer geworden, genau so wenig wie der Wald, in dem sich die Höhle befand, oder gar die Elfen die in dem Wald lebten. Während die Kohle eine immer heissere Glut im abgedeckten Feinschmiedeofen bildete, schaute sie sich die bereits angefertigte Skizze nochmals an.

Mithilfe eines abgerundeten Holzstücks und eines kleinen Lederbalges hämmerte sie die Rückseite des Amuletts in Form, dass dafür vorgesehene Metallplättchen hatte sie bereits Gestern hergestellt. Behutsam fügte sie das von Leonhard mit Runen versehene Plättchen, welches als Vorderseite des Amuletts dienen sollte, damit zusammen. Geschickter Einsatz von Werkzeug, Kraft und an bestimmten Stellen auch Hitze – die beiden Stücke waren fest verbunden.

Aus drei Valoritdrähten drehte sie mühsam eine Kordel, welche das Schmuckstück umranden sollte. Am oberen Ende eine kleine Öffnung für eine Kette belassend, verband sie dieses letzte Teilstück mithilfe von genau dosierter Hitze und feinem Werkzeug.

Nun musste sie den Kristall doch noch zur Hand nehmen. Prüfend legte sie ihn in die dafür vorgesehene Öffnung. Kaum mehr als ein paar Haare hätten nun noch zwischen Metall und Kristall gepasst. Trotzdem nahm sie ein Stück Valoritdraht zur Hand und erwärmte dies, so dass sie es leicht in die richtige Form bringen konnte. Mithilfe eines hitzebeständigen Stiftes aus Schwarzfels verlötete sie zuletzt den Draht, so dass der Kristallsplitter nun genau zur Hälfte im Schmuckstück eingeschlossen und dort sicher verankert war.

Zuletzt galt es, dem überraschend leichten Schmuckstück noch eine passende Kette hinzuzufügen. Sie entnahm einer ihrer unzähligen Schatullen einige Lederbänder und hielt diese mit prüfendem Blick neben das Schmuckstück. Kopfschüttelnd verwarf sie den Gedanken aber gleich wieder. In mühsamer Kleinarbeit goss sie mehrere, sehr feine Drähte aus Valorit und schnitt diese mithilfe einer Zange in gleichsam grosse, oder eben kleine Stücke. Sorgfältig wurden die abgezwackten Stellen abgeflacht und die Drahtstücke schliesslich, eines nach dem anderen, zu leicht länglichen, gewundenen Kettengliedern geformt. Wieder ihr Schwarzfelswerkzeug zur Hilfe nehmend, fügte sie noch bis spät in die Nacht die beiden Enden der jeweiligen Kettenglieder zusammen. Eine Fleissarbeit, die fast mehr Zeit erforderte als das Schmuckstück an sich.

Fast die ganze Nacht hatte sie in unmittelbarer Nähe zu ihrem Feinschmiedeofen verbracht, Arbeit und Hitze hatten ihre Spuren hinterlassen. Die lange Zeit sollte sich dann jedoch bezahlt machen. Zufrieden und auch ein wenig Stolz betrachtete sie das fertige Werkstück, ehe sie dann, noch an der Werkbank sitzend, einschlief.
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