Inmitten der Wüste, nicht unweit der Oase, materialisierte sich Golga wieder. Die sengende Hitze nahm ihn gleich in Empfang und wollte ihm die Kehle austrocknen.
Den Willkommensgruß kommentierte er nur mit einem Seufzen, zu sehr war er auf seine Aufgabe fokussiert.
Er setzte dann an zu rennen und während er die ersten Schritte tat, sammelte er seine Magie, formte und webte sie zurecht, ehe er dann zu einem Sprung ansetzte. Die Magie nahm ihren vorbestimmten Lauf. Die Reagenzien gingen in einem Funkenschlag auf, als seine Gestalt sich änderte. Er wurde um ein vielfaches kleiner, ein Federkleid legte sich um ihn und mit jeden Flügelschlag gewann er immer mehr an Höhe. Hoch oben in den Lüften verschaffte er sich einen Überblick und er konnte sein Ziel in naher Ferne auch schon ausmachen.
Er legte sein Haupt immer wieder leicht zur Seite um seinen Blick gen Boden richten zu können. Es dauerte nicht lange, bis er dann das ausgemachte Ziel auch erreicht hatte. Hoch oben in der Luft zog er kreisend seine Bahnen und verschaffte sich ein Bild über das Lager.
Drei große Zelte konnte er ausmachen, einige Karren mit Schutt und Geröll, sowie andere mit Holz und anderen Baumaterialien beladen. An einigen waren Zugtiere angebracht, an anderen hingegen nicht.
So gesehen war der Anfangsverdacht, dass hier eine Befestigungsanlage errichtet werden soll, nicht ganz abwegig. Jedoch machte er auch ein Ankh zwischen einigen großen Felsen aus, was wiederum den Gedanken eines Bauvorhabens doch ins Wanken brachte. Das Symbol des
„Herren“ wirkte hier doch etwas fehl am Platze, und außerdem konnte man jetzt keine größeren Baugerätschaften ausmachen, die für einen Turm hätten nötig sein müssen.
Golga zog engere Bahnen und machte an einer der Zeltspitzen seinen Landeplatz aus. Dort gelandet zupfte an seinem Federkleid einige lose Federn aus. Ab und an legte er sein Haupt in einen leicht geneigten Winkel und beobachtete die Wachen sowie auch Arbeiter.
Hier und da hüpfte auch er von einer zur anderen Seite des Zeltes. Ein Fiepen ging von ihm aus und er überflog die anderen beiden Zelte. Langsam zog er dann auch hier seine Bahnen enger und glitt gen Boden. Im Schatten der zwei Zelte änderte sich seine Gestalt wieder und mit sanften Pfoten landete er auf dem Wüstenboden.
Als Katze schlenderte dann in das Zelt hinein. Dabei zuckten die Katzenohren in alle Richtungen. Das Zelt selber war mit etlichen Kissen ausgestattet. Zwar tapste er einmal durch das Zelt, doch etwas wirklich Interessantes konnte er hier nicht ausmachen. Also ging es schnurstracks zum nächsten Zelt. Dabei jedoch immer bedacht nicht wirklich gesehen zu werden, und wenn doch, dann sollte das Bild einer streunenden Katze nicht auffliegen.
Das wirkte dann doch interessanter als eben: drei Stühle, ein Tisch und drei Hocker. Die leisen Pfoten sprangen erst auf einen der Hocker und dann ab auf den Tisch. Eine Schriftrolle mit den Zeilen
„Ein törichter Freund ist eine größere Plage als ein weiser Feind“ - Netter Spruch, aber wohl bedeutungslos? Das andere Buch war mehr eine Art Tagebuch, und als Nächstes erblickte er sogar einer seiner Abhandlungen. Der erste Gedanke:
>Bastarde! Mein Wissen wollen sie nutzen, um etwas zu beschwören?< .. es vergingen noch einige Sekunden und er überdachte die Situation auf's Neue und die Pupillen der Katzenaugen wurden ganz schmal..
>Bastarde! Die wollen es mir in die Schuhe schieben!< Innerlich musste Golga hier dann doch schmunzeln, die Idee ist nicht schlecht, auch wenn sie nicht wirklich ein festes Fundament hatte, fand er es doch für den ersten Moment sehr amüsant.
Als er auch hier dann das Zelt fertig erkundet hatte, machte er sich auf den Weg zum noch unerforschten dritten Zelt. Auf dem Weg dorthin erblickte er eine Wache, welche sich gerade zwischen den Zelten erleichterte. Die Katze hockte sich auf die Hinterbeine und legte ihr Haupt leicht zur Seite. Der Mann schenkte dem Fellknäuel auch keine wirkliche Beachtung, war er doch damit beschäftigt, sich nicht unbedingt auf die eigenen Sandalen zu erleichtern.
Der Fokus des kleinen Stubentigers war gänzlich auf die Wache gerichtet, es war eine gute Gelegenheit. Ein Miauen sollte die nächsten Worte verdecken: Jux Wis
Unerwartet und hart traf der Geistschlag die Wache, und so vermochte der Krieger dem Angriff des erfahrenen, und in diesem Gebiet auch sehr spezialisierten Magier nichts entgegen zu bringen. Er war in seinem Zauber gefangen.
„Wieso seid ihr hier?“
„Es wurde uns befohlen, mehr weiß ich nicht“
„Wie lange bist du schon hier?“
„Ich bin erst gestern mit einem neuen Trupp hier angekommen“
„Was werde ich im sandfarbenen Zelt vorfinden?“
„Das weiß ich nicht, es wurde uns nichts gesagt, wir sollen nur unsere Pflicht erfüllen und das Lager verteidigen“
Keine aufschlussreichen Informationen konnte er hier stibitzen. Daher sorgte er noch für etwas Verwirrung im Kopf der Wache und löste die Verbindung auf. Der Krieger würde sich an diese Unterhaltung nicht erinnern, sondern für die nächsten Augenblicke erst einmal verwirrt sein.
Im gelben Zelt hingegen wurde die Neugierde erst so richtig angefeuert.
Ein Loch tat sich im Boden auf und der Weg führte hinab ins Erdreich.
Die Katzenohren wurden in Richtung des Eingangs runter gerichtet, es war kaum was zu hören. Vorsichtig ging es hinab.
Ein großer Raum, gestützt von Säulen aus feinstem Marmor, umrahmt von einer Mauer mit Fresken und meisterlich verarbeiteten Bodenplatten. Klar hatte hier der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen und erst vor kurzem schien hier viel an Geröll bewegt geworden zu sein. Doch man konnte sich sehr leicht den Prunk von einst vorstellen.
Die Katzenaugen wanderten umher und suchten die nähere Umgebung ab. Der mit einem Sandfilm bedeckte Boden zeigte ihm den Weg. Fußspuren führten gezielt zu offen gehaltenen Türen. Die Fresken an den Wänden erzählten alle ihre Geschichte. Grabbeigaben – wie Schwerter und Schilde - und Sarkophage waren in einigen Räumen vorzufinden.
Öfter auch Schriftrollen und Bücher, welche durch das Verschulden der Zeit nicht mehr leserlich sind. Die Fresken hingegen erzählten etwas mehr und offenbarten so manche Information. Golga nahm sich die Zeit und betrachtete die entsprechenden Räume genauer. Ab und an sprang er auch auf einen der Sarkophage oder Podeste und untersuchte die Steinplatten und ihre Verzierungen genauer.
Manchmal, wenn er sich vergewissert hatte, dass niemand anwesend war, nahm er sich auch die Zeit die Räumlichkeiten der Gruft mit seiner Magie zu untersuchen. Falls es hier einmal etwas wie klerikale Magie geben hatte, so war diese schon längst verblasst.
Da ihm der Weg durch die Grabstätte praktisch offen gelegt wurde, denn die Fußspuren auf dem seichten Sandteppich und die offen gehaltenen Türen deuteten ihm seinen Pfad, kam er auch relativ zügig voran. Selbst die Ebene wurde gewechselt. Eine große Grabessstätte.
So eröffnete sich ein Raum nach dem anderen, und da scheinbar die Arbeiter und Forscher mit ihren Aufgaben fertig waren, wurde er auch nicht sonderlich gestört. Dennoch hielt er seine Vorsicht aufrecht und manchmal nutzte er sogar seine erweiterte Unsichtbarkeit, um nicht überrascht zu werden.
Bei einem der letzten Räume stand er auch vor einer verschlossenen Türe, welche sich nicht mit körperlicher Kraft öffnen lassen wollte. Sie war magisch versiegelt.
Er atmete einmal tief durch und lenkte den Blick zu beiden Seiten des Flures. Er ließ das Erblickte noch mal Revue passieren. Eine weitläufige, große Anlage mit einzigartigen Grabbeigaben. Feinster Marmor und filigrane Fresken zierten die Wände. Und da tauchte das Wort vor seinem geistigen Auge auf.
„Demut“ ..
Die Tür öffnete sich und ein riesiger Raum breitete sich vor ihm aus. Innerlich musste er hier wieder schmunzeln.
> Interessante Auslegung der Demut <
auch hier wurde alles genauer untersucht. Der Raum hatte es allein durch seine schiere Größe in sich, eine riesige Statue, die bis zur Decke reichte, dekorative Rüstungen, Schilde und Banner. War es Ironie oder Sarkasmus, dass gerade hier das Wort Demut die Tür öffnete?
Als er auch hier fertig war, ging er wieder zurück und diesmal runter zur letzten Ebene und zum letzten Grab. Auch hier wurde sich alles genauer angeschaut.
Er war soweit fertig.
Er sammelte seine Magie, formte sie zu seinem gewünschten Zauber und hauchte leise einige Worte, während die benötigten Reagenzien in magischen Funken vergingen:
Kal Ort Por.
In seinem Arbeitsraum angekommen, machte er sich sodann auf ein Schriftstück zu verfassen.
Beim Briefkopf musste er doch wieder die Mundwinkel etwas anheben.
Werte Königin
Ich habe das Lager in der Wüste ausfindig gemacht und erkundet. Es zeigt sich ein gänzlich gegenteiliges Bild zu der Vermutung, die aufgestellt worden ist.
Ich würde es vorziehen Euch und den Paladinen (denn diese wird es umso mehr interessieren) persönlich davon zu berichten.
gez. Golga von Assuan.
Die Wache vor Fenrias Zimmer konnte sich nicht erklären, woher plötzlich dieser Mann auftauchte und erschrak für den ersten Augenblick, doch das hier war auch ein geschulter und erfahrener Soldat. Er hatte schnell die Fassung erlangt und die Hand wanderte auch schon zum Schwertknauf.
Reicht das bitte unserer Herrin. Es ist sehr wichtig.
Der Blick der Wache formte zwei mit sich im Clinch stehende Gefühlsregungen:
> blöder daher schleichender Magier < und
> immerhin ist der auf unserer Seite <
Der Wachmann nickte einmal. Und beim nächsten Augenblinzeln war der bärtige Magier auch wieder verschwunden.
„Diese.. verdammten.. wie soll man.. argh!“ waren die Worte, als er das Schreiben ablieferte..