An i bardor a i núr

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Ba'thal
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An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

Es war viel geschehen in der letzten Zeit. Insbesondere, wenn man bedachte, dass die Lebensspanne seines Volkes deutlich länger – eher unbegrenzt – war als der meisten anderen. Veränderungen sollten zumindest Jahrzehnte brauchen, nicht Jahre und erst recht nicht wenige Monate.
 Und doch, so war es. Sie mussten sich an die Schnelllebigkeit der niederen Völker anpassen, denn ihr Einfluss auf diese Lande war verschwunden und so hieß es, den Wellengang zu akzeptieren oder zu kentern. Ein jeder der Edhil musste dies akzeptieren. Dies war nicht ihr Herrschaftsbereich. Nicht mehr, seit langer Zeit.
  
 ~~~Rückzug aus der Welt~~~
 Die Jahre im Kampfe für die Edain, zusammen mit Paladinen, Ritterschaft, Amazonen, waren aufreibend gewesen. Der Dank? Nicht vorhanden. Die Seinen opfern für etwas, was sie nicht einmal betraf? Ein Fehler. Ein Fehler, der nicht zu wiederholen war. Und so zog der Fürst sich vor Jahren mehr und mehr aus den Geschehnissen der Welt zurück. Und mit ihm auch das Volk der Edhil.
 War dies ein Fehler? Vielleicht. In dieser Zeit breiteten sich die Duredhil mehr und mehr aus und nahmen den Platz ein, den vorher sein eigenes Volk innehatte. Ihr Einfluss wuchs, der der Edhil schwand. Ein Tausch, der noch lange Zeit später für Probleme sorgen sollte.

 Doch es blieb kaum eine Wahl. Die Kämpfe hatten ihren Tribut gefordert. Sein Volk lebte zwar lange, doch es wuchs auch langsam heran. Einhundertzwanzig Jahre… selbst, wenn er direkt danach eine Repopulationskampagne ausgerufen hätte, würden immer noch sehr viele Jahre vergehen, bis das eine Wirkung zeigte. So blieb es lediglich, darauf zu hoffen, von anderen Gefilden Verstärkung zu erhalten.

 Und der Tarcil?
 Er selbst konzentrierte sich auf Forschungen. Der Eluvren war sein Fachgebiet. Durch gewisse Überheblichkeit kam es dazu, dass ihn dieser zwar fast umbrachte und es auch heute noch tun würde, aber das waren Tribute, die zu leisten er bereit war.
 Sein Privatleben? Nicht existent. Und das sollte noch weitere Jahre so bleiben. Er war dankbar, dass seine Gemahlin, Isariel, sich um seine Heimatländereien in Euran kümmerte, doch für ihn persönlich war es ein schwerer Verlust. So wurde er mehr und mehr zum Tarcil und der Edhel Naeldir starb mehr und mehr.
 Nur noch ein Amt, keine Person. Stets eine Maske, keine Persönlichkeit. Ein Opfer, was schwerer wog, als fast zu sterben, wie er empfand.
 Und der Einfluss schwand. Ihm war es gleichgültig. Sein Volk hatte Vorrang.
 An i bardor a i núr – für Heimat und Volk. Das Volk ging an dieser Stelle vor.
 
 ~~~Alte Bündnisse, neue Freundschaften~~~
 Und so zerbrachen auch die alten Bündnisse. Der Kontakt mit der Ritterschaft brach ab, genau wie der zur Gloriam. Selbst zu Rorek hielt der Fürst keinen Kontakt mehr.
 Das, was einst war, war nicht mehr. Hinterlassen wurden Erinnerungen und die Leere, die es zu füllen galt.
 Angebote, sich wieder anzunähern, wurden abgelehnt. Die Edhil hatten ihren Preis bezahlt, doch sie waren nicht gewillt, es erneut zu tun.

 Mit dem Magierbund Ysam enis Alwanzessar wurde kurzerhand ein Friede beschlossen, um so die vergangenen Konflikte hinter sich zu lassen. Auch für den Fürsten kein leichter Schritt. Er hatte nicht vergessen, was seine Kerkermeister dereinst taten.
 Dennoch: An i bardor a i núr.
 Er musste sich diesem eigenen Leitfaden beugen. Seine persönliche Ansicht war irrelevant. Das er nicht mit Balthasar, sondern mit Davion Sviftflame redete, half zumindest etwas dabei, den alten Groll etwas zu dämpfen. Der Ithron Sviftflame war tatsächlich ein angenehmer Gesprächspartner. Zuweilen jedenfalls.

 Doch ein gemeinsames Vorgehen mussten die Edhil ablehnen. Wenngleich es gegen die duredhil ging, hieße es, sich mit einem Bund zu verbünden, mit dem sie einst im Krieg waren und dessen Ansichten sich nicht geändert hatten, nur die Mittel vielleicht – und selbst das war zweifelhaft, wie er erfuhr. So entschieden sie gemeinsam, dass sie nicht zusammen mit dem Magierbund gegen die duredhil vorgehen würden.

 Und dergleichen wurde auch dem Orden der Gloriam mitgeteilt, auch wenn der Tarcil selbst dort nicht anwesend war, denn es war zur Zeit seiner Einkehr, in dem er den Konflikt zwischen sich und Ba’thal klären musste.
 Doch es erwuchs auch etwas neues, wenngleich vielleicht nur für ihn. Shira’niryn und Livius Quintus gründeten die Bewahrer. Mit diesen war er freundschaftlich verbunden und es würde sich im Laufe der Zeit noch ein engeres Band entwickeln.
 
 ~~~Der Fall des Altvölkerbunds~~~
 Schon lange hielt er den Altvölkerbund in gewisser Weise für überholt. Es gab zu wenig Kontakt zwischen den Völkern, zu wenig gemeinsame Unternehmungen, außer, wenn ein Volk Hilfe brauchte. Sie zogen niemals an einem Strang.
 Es musste sich etwas ändern.
 Naeldir dachte nur nicht, dass es auf diese Art und Weise sein würde.
 Der Altvölkerbund? Beendet. Das Verhalten der Amazonen ließ für ihn keinen Zweifel daran. Natürlich, ursprünglich war es nur ein Verrat an Thrilmanduil gewesen, deshalb hätte er sich auch nach dessen Einschätzung gerichtet.
 
Doch, wie er zu den Bewahrern sagte:
 „Wisst Ihr, ich mag es nicht, wenn man meine Zeit verschwendet. Ich mag es nicht, wenn man meine Freunde beschuldigt. Ich mag es nicht, wenn man mich anlügt. Was ich aber gar nicht mag, ist, wenn man alles drei auf einmal versucht.“
 
Das Verhalten war nicht zu tolerieren. Er bedauerte es nicht einmal sonderlich – so war der Weg frei zur Reform des Bundes, die schon fällig war, als die Kinder der Weltenschlange erwachten und sich manche vom Bund entfernten.
 Er machte sich nichts vor, sein Bericht an die Bewahrer würde herauskommen, dafür waren die Amazonen schlau genug. Es galt schließlich nur, eins und eins zusammenzuzählen.
 
Sobald sie das erfuhren… gab es kaum einen Weg zurück. Er hatte wissentlich die Amazonen an die Bewahrer ausgeliefert und einen Krieg riskiert.
 Law, sie würden die Amazonen nicht angreifen, doch auch nicht mehr verteidigen, sollte es darauf hinauslaufen.
 
Es stand noch ein Treffen mit Thrilmanduil an. Naeldir kannte jedoch schon seine eigene Haltung, ungeachtet des Treffens:
 An i bardor a i núr.
 Die Amazonen waren nicht sein Volk.
Zuletzt geändert von Ba'thal am 11 Dez 2021, 18:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Ba'thal
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

„Und so endet es.“
 Die Worte des Fürsten erklangen laut in der Eluvren-Grotte von Ivren’mir, in der nur er stand, und gerichtet waren sie an Ba’thal, den letzten caledhel.
 „Law. So fängt es an“ hörte er die Antwort im Geiste. Wäre jemand anwesend gewesen, hätte er wohl denken können, der Fürst führe ein Selbstgespräch, doch war dem unzweifelhaft nicht so.
 Doch war er noch Fürst?
 Nun, förmlich gesehen ja. Er hatte sich zwar bereit erklärt, die Titel abzulegen, doch würde er sie weiterhin tragen, bis sich Berion dazu bereitfand, diese zu übernehmen. So lange wäre er noch Tarcil en noss Tir’Daer.
 Doch sein neues Leben war ein anderes. I fael Aith-in acharn o Ivren'mir. Dies war von nun an der Titel, den Ba’thal und Naeldir tragen würden.
 „Wir ziehen in den Krieg gegen all jene, die uns bedrohen, gegen all jene, die uns verraten, gegen all jene, die uns töten. Die Zeit der Rache ist gekommen. Für den Verrat vor Jahrtausenden. Für den Verrat kürzlich.“
 Von nun an, so gelobte er, würde er stets die Rüstung tragen, um stets bereit für den Kampf zu sein. Ein kleines Opfer im Vergleich zu Heledirs.
 Ein Avatar der Vergeltung. Sein Leben bedeutete ohnehin nichts. Zu lange schon trug er das Ârgald Rî, zu lange schon war er mit Ba’thal verbunden. Er würde niemals zu den Sternen gehen, sondern eins mit Ba’thal werden, sollte der Zeitpunkt kommen. Kein Leben danach. Keine ewige Ruhe. Lediglich das endgültige Ende seiner Existenz.
 Er hatte sich damit abgefunden. Sein Leben führte er in den Diensten der Edhil.
 An i bardor a i núr. Für Heimat und Volk. Der Leitspruch des Hauses Tir’Daer.
 Heledir gab sein Leben unter diesem Leitspruch und bewies damit seine Treue zu Tir’Daer und den Edhil. Es war ein Opfer, welches nicht vergessen werden durfte, denn zum ersten Mal seit langer Zeit fiel ein Edhel den Intrigen der Dunklen zum Opfer. Auf dies musste entsprechend reagiert werden.
 Für gewöhnlich waren die Edhil eher emotionslose Gestalten, die sich nicht von einzelnen Ereignissen treiben ließen, doch Naeldir wurde stets von Ba’thal beeinflusst und der Hass auf die duredhil war deutlich impulsiver und präsenter als bei anderen Edhil, da er sich an den Fall der caledhil erinnerte. Nichts würde vergessen, nichts würde vergeben werden.

 
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Ba'thal
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

~~Vor dem Fall~~
 Ivren’mir war nie gefallen. Die Heimat der Edhil, schon genutzt von den Altvorderen, war keine Festung, doch verfügte sie über magischen Schutz.
 Früher. Heute nicht mehr. Ein Nachteil, wie sich herausstellen sollte.
 Amathlan fand Hinweise, Spuren, die zu einem Spähtrupp passten, aber nicht den duredhil zugeordnet werden konnten. Nach dem Ausschlussprinzip mussten es folglich die Dämonen sein, die das Festland ausgekundschaftet hatte, denn sie waren der verbleibende, große Feind, der Unheil über den Kontinent brachte und wurden durch eine Priesterin der Dunkelelfen dazu geleitet, zu vermuten, dass die Hochelfen einen der von ihnen begehrten Sternensplitter besitzen würden.
 Es war unmöglich, sich wahrlich auf einen Dämonenangriff vorzubereiten, denn die wahren Kräfte und die Art ihrer Magie waren den Edhil unbekannt. Es hieß, sie konnten Portale öffnen – bezog sich das auch auf die Insel? Hätten sie schon innerhalb der Mauern erscheinen können?
 Für den Fürsten selbst war es eine klare Angelegenheit. Ursprünglich galt der Plan für einen Angriff der duredhil, doch ließ sich zumindest dieser Teil auf einen Dämonenangriff übertragen. Er würde, wie es ihm gebührte, auf der Insel verbleiben und sich in die Grotte des Eluvren zurückziehen und dort ausharren, falls es zum Durchbruch kam. Er war dort oft genug, es gab Vorräte und für ihn war es ein Ort der Kraft und Ruhe. Dort könnte er lange aushalten, geschützt durch die Illusionen des grünen Angols. So sprach er dies auch zu den anderen Edhil, sodass sie wussten, wo er sein würde, falls das Unheil eintrat.
 Ein Fürst hatte seine Heimat zu verteidigen, bis zum Schluss. Und wenn er der letzte Edhel dort sein musste, so sei dem so.
  
 ~~Die Ankunft~~
 Dunkle Wolken zogen auf, ursprünglich ähnlich einem Gewitter, doch nach und nach eher unnatürlicher Art. Sie wussten, was es bedeutete. Der Sturm war gekommen, sie wurden angegriffen.
 Es war verwunderlich, dass schon eine beträchtliche Armee, bestehend aus allen Völkern, die diese Welt beherbergte, vor Ort war, als sie ausrückten. Zu sehen war nur wenig – ein dunkler Riss, der jedoch mehr und mehr zu einem Portal wurde und ein Blick in die Ebene der Dämonen erlaubte. Die Energie dieses Risses war stark, verzehrte die Lebenskraft der Umwelt, bevor es eine unerträgliche Hitze ausstrahlte.
 Und dann begann es. Der Anfang vom Ende. Das Chaos. Die Zerstörung. Das Leid.
 Dämonen erschienen. Eine Vielzahl unterschiedlichster Art. Der Kampf begann und dauerte lange, doch war er nur eine Ablenkung. Nach und nach zog die dämonische Armee auf und bereitete ein Ritual vor. Selbst das Portal, welches ihnen den Wechsel in diese Ebene ermöglichte, war für sie nicht mehr zugänglich und so bestand keine Möglichkeit, die unendliche Flut dieser Heerschar aufzuhalten. Fiel ein Dämon, so erschienen zwei neue, so schien es. Nach und nach wurden sie zurückgedrängt, während die Dämonenarmee eine magische Barriere erschuf, die keinerlei Zugang ermöglichte.
 Während sie kämpften, vollzogen die Dämonen ihr Ritual. Uzagul selbst war anwesend. Doch es sollte noch deutlich schlimmer kommen.
 Es gab nur einen kurzen Wortwechsel mit dem Kriegsfürsten, den der Tarcil nur als „Fürst des Namens nach“ ansah. Nicht gleich seines Standes. Ein Lakai, kein Herrscher.
 Eine weitere Flut von Dämonen folgte, welche die Verteidiger immer weiter zurückdrängte. In dieser Zeit beendeten die Dämonen ihr Ritual und Ba’muth, der Lord der Dämonen, erschien höchstselbst in dieser Ebene.
 Für die Elfen war dies der Zeitpunkt, den Kampf aufzugeben und so verkündete er den Rückzug. Nur wenige traten diesen an, während die Elfen jedoch die Sicherheit Ivren’mirs aufsuchten. Nach und nach wurden jene geholt, die den Edhil nahestanden, und auch Pandor selbst sprach wohl den Rückzug an für die Edain. Es dauerte jedoch lange, bis sich zumindest ein guter Teil der Kämpfer auf Ivren’mir einfand.
 Es schien so, als ob die Priesterin der duredhil selbst dort auftauchte, zumindest den Erzählungen nach. Für den Fürsten der letzte Beweis, dass die duredhil den höchsten Verrat begangen hatten und willig waren, die Welt den Dämonen auszuliefern. Dies würde noch Konsequenzen haben. Nicht heute, denn das Festland war verloren. Ivren’mir stand nun unter Belagerung.
 Naeldir bat Pandor um die Unterstützung der Echidna, dieser sagte diese zu. Es war wichtig, dass die Elfen der Insel flüchten konnten, so die Dämonen dazu übergingen, die Insel selbst anzugreifen.
  
 ~~Der Sturm~~
 Die Bevölkerung war bereit, sich im Fall der Fälle zu evakuieren. Die Hoffnung lag auf der Echidna der Edain. Ohne das Schiff konnten weder Verbündete erscheinen noch die Bevölkerung fortgeschafft werden.
 So weit war es gekommen. Die Hoffnung lag auf die Handlung der Edain. Ein Tiefpunkt.
 Die Edhil spähten nach der Ankunft der Echidna, genau wie nach der Ankunft der Dämonen. Sie sahen, wie der Anleger auf dem Festland in Flammen aufging. Das Zeichen, dass der Angriff unmittelbar bevorstand.
 Die Echidna traf ein. Pandor hatte Wort gehalten und wohl alles getan, um die Echidna in dieser kurzen Zeit einsatzbereit zu machen. Sie würde den wichtigsten Teil übernehmen, die nicht kämpfende Bevölkerung aufnehmen – und falls es zum Unheil kam, auch die Kämpfer. Sie war der letzte Rückzugsort.
 Doch vor allem brachte sie dringend benötigte Verstärkung.
 Sie zogen zum Hafen, die Dämonenplage erwartend. Erst Untote, dann Dämonen. Schon bei der ersten Welle mussten sie sich zurückziehen, denn die Masse und Magie der Belagerer sorgte für Verluste. In einem Akt der Tapferkeit konnten sie diese jedoch zurückdrängen.
 In dieser Zeit, zwischen erster und zweiter Welle, erschien eine kristalline Elfe. Vielleicht war sie die schützende Instanz, vielleicht war es Magie, vielleicht eine Fügung von Malethon.
 Ihm stand es zu, jene auszuwählen, die Kristallwesen erhalten sollte, um die Insel zu verteidigen. Das war eine schwierige Aufgabe, denn er musste all jene bedenken, die nicht mit den Edhil in Verbindung standen und trotzdem an diesem Hafen kämpften.
 So fiel seine Wahl auf Armon, Pandor, Niriel, einem Vertreter der Goriam, der Zwergin Everlid und auf einen Vertreter der Söldner.
 Und dann trat die Armee der Dämonen wahrlich auf. Nach und nach erschienen die Höchsten der Armee auf ihren Reittieren, bereit, die Verteidiger zu überwältigen. Die schiere Übermacht der Dämonen war überwältigend. Sie kämpften, doch am Ende mussten sie sich hinter das Tor zurückziehen. Und dann marschierte die Armee, mit Uzagul an der Spitze.
Bild
 ~~Fall, Tod und Rettung~~
 Die Fronten wurden mehrere. Es schien, als ob Dämonen bereits das Innere erreicht hatten, dazu kamen Spinnenkonstrukte, die aus seiner Sicht nur von den duredhil stammen konnten. Nach und nach zerbrach die einheitliche Front, nach und nach spaltete sich es in kleinere Gruppenkämpfe.
 Diese Zeit nutzte wohl Ba’muth, um sich den Sternensplitter zu holen. Dem Fürsten wurde erzählt, dass Ba’muth aufgetaucht sei, Berion entführt sei. Zeitgleich durchbrochen die Dämonen durch untote Diener das Tor mit einem Rammbock.
 Das war der Zeitpunkt, sich zurückzuziehen. Ihre Heimat war gefallen.
 Er wies Sloan an, dass sie zum Rückzug rufen sollte. Er selbst würde hier bleiben, in der Grotte.
 Nur… ihm war der Pfad verwehrt. Felsbrocken waren ihm im Wege. Und so konnte er Ba’muths Macht erleben, als er jene, die auf der anderen Seite verharren musste, weggefegt hatte. Die Macht des Dämonenlords war unglaublich.
 Leider konnte er Bilder empfangen, vermutlich ausgelöst durch den Eluvren, die das Geschehen davor zeigten. Berion wurde nicht entführt.
 Er war tot.
 Er sank auf die Knie, entkräftet. Es war keine Niederlage. Es war viel schlimmer. Sein engster Berater, sein Freund, war gefallen, im Versuch, den Splitter vor dem Dämon zu verteidigen. Seine Heimat wurde überrannt von Dämonen, sein Volk musste Zuflucht suchen bei anderen Völkern.
 Selbst für einen, der Jahrhunderte lebte, mag dies ein einmaliges Erlebnis der Vernichtung sein.
 In dieser Zeit kam Uzagul dazu. Er selbst war sich dessen Anwesenheit nicht bewusst und bemerkte nicht, wie dieser anritt, um ihn, wie so vielen andere Edhli an diesem Tag, umzubringen.
 Riardon, Herth en Tarcil, rette ihn vor diesem vernichtenden Schlag, während der Fürst nur regungslos war. Neben ihm lag noch ein sterbender Lindhel, den er kaum wahrnahm. Er warf sich todesmutig vor dem anreitenden Uzagul, wodurch dieser seinen Plan nicht mehr ausführen konnte.
 Naeldir wusste, dass dieser Kampf nicht gewonnen werden konnte. Sein Plan war gescheitert und nun standen sie einem übermächtigen Gegner gegenüber, wo lediglich die Niederlage gewiss war.
 So schickte er seine Garde fort, um zumindest den Lindhel zu retten. Er würde sein Versprechen einhalten. Der Letzte der Edhli auf ihrer Heimat, die sie aufgeben mussten. Riardon befolgte diesen Befehl, wie Naeldir es gewohnt war, und so stand er nur noch alleine gegen Ba’muths Kriegfsfürsten, Uzagul.
 Es war kein Kampf, es war eine Schmach. Den ersten Schlag des mächtigen Hammers konnte er zwar mit dem Schild abwehren, doch verlor er seinen Schild dabei und lag benommen auf dem Rücken.
 Schlimmer noch sollte es kommen. Uzagul nutzte sein Reittier, ein Nachtmahr, dazu, den auf dem Boden liegenden Fürsten zu zertrampeln. Glühend heiße Hufe stießen auf die Rüstung, Rippen brachen, und der Tarcil konnte einen qualvollen Schrei nicht vermeiden, als das Nachtmahr die Hufe auf die Rüstung abstellte und diese anfing, zu schmelzen.
 So fühlte sich also der Tod an. Sehr schmerzhaft.
 Uzagul ritt davon, ihn verspottend, ihn sterben lassend. Keine Gnade für den bezwungenen Fürsten der Hochelfen – er sollte an seinen Verletzungen sterben.
 Naeldir schloss die Augen. Er wusste, wohin er gehen würde, er hatte dennoch nicht die Absicht, dass das letzte, war er sah, seine brennende Heimat war, die zu verteidigen er scheiterte.
 Er hörte die Stimme der Erscheinung, die kristalline Elfe, die auch am Hafen erschein. Vielleicht war es nur eine Illusion, vielleicht real. Wer weiß schon, was jemand erlebt, während er stirbt?
 Tröstende Worte sprach sie. Doch seine Zeit, so sagte sie, war noch nicht gekommen. Die Edhil bräuchten ihn noch. Und mit diesen Worten brachte sie ihn – er wusste nicht, wie, vielleicht war er in Ohnmacht gefallen – zum See in der Mitte Ivren’mirs.
 Dort heilten seine Wunden zumindest soweit, dass er überleben würde. Doch auf Ivren’mir konnte er nicht bleiben. Die Erscheinung fragte, welcher der Edhil die Verantwortung übernehmen sollte, den Tarcil zu pflegen, und seine Wahl fiel auf Armon. Er kannte ihn lange, er vertraute ihn, und Armon kannte die Edain sehr gut und könnte Hilfe holen.
 Wie er im Gelände der Assuans erschien, wusste er nicht. Er war dort, als Armon ihn fand. Geschlagen, doch noch am Leben. Wunden, die bleiben würden, doch nichts tödliches mehr. Entkräftet, aber noch ein Wille.
 Armon holte Golga von Assuan hinzu und dessen Begleiter, wie früher schon allzu oft auch, fing an, seine Wunden zu heilen, gemeinsam mit dem Magier. Es war der richtige Ort, um sich nach der Niederlage zu erholen, denn er wusste, dass das Gelände der Assuans vor Dämonen geschützt war und kein leichtes Ziel wäre.
 Nach und nach wurde er behandelt, Armon half ihm, den Harnisch abzuziehen, unsicher, ob dieser noch zu retten sei. Die Brandwunden waren nicht geheilt, sein Oberkörper kein sonderlich angenehmer Anblick.
 Er hatte im Leben einige Niederlagen erlebt, doch niemals eine solche.
 Gebrochen.
 Doch noch lebte er.
 Kein Wort sprach er mit Ba’thal, während Ivren’mir unter Belagerung stand. Vielleicht wollte er auch nichts hören. Doch dies führte zu einer Niederlage.
 Er musste sich eingestehen, dass sein Körper nicht genügte. Der Eluvren nahm ihm die Kraft, die Hochmagie zu wirken, die einem jeden Edhil angeboren war. Es schwächte ihn in jeglicher Hinsicht.
 Die Feinde waren zahlreich und mächtig.
 Es war wohl die Zeit gekommen, dass er das Wissen und die Macht von Ba’thal mehr nutzte. Es hieß, diesen zu stärken. Es hieß, diesem wahrlich wieder einen Körper zu geben.
 Gebrochen war der Fürst, doch aus den Splittern sollte sich etwas neues ergeben.

 
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Ba'thal
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

Ein weiteres Mal bereit für den Kampf. Ein weiteres Mal bereit zur Verteidigung der freien Völker. Ein weiteres Mal eine Stadt, die es zu verteidigen galt.
 Nicht ihre Heimat, aber eine Stadt der freien Völker. Eine Stadt ihrer Verbündeten.
An i bardor a i núr - in diesem Fall galt der Leitspruch für alle Völker.
 Er war sich nicht sicher, was ihn erwarten würde – wieder eine Niederlage, wieder nur Tod und Untergang?
 Was es auch sein mochte, er war bereit. Auch ohne seine gewohnte Rüstung, auch ohne Klingen und Schild, würde er seiner Pflicht nachkommen. Niemand konnte Hilfe erwarten, wenn er selbst keine erbrachte.
 So zog er erneut aus. Winterberg würde vielleicht fallen, aber der Fürst selbst würde dabei helfen, dies zu verhindern. Wenngleich der erste Tag nicht viel Hoffnung bot, denn der Verwalter von Winterberg schien nicht recht zu verstehen, was eine Belagerung bedeutete. In diesem Moment fühlte er sich über seine Meinung bezüglich des Menschen bestätigt, zeigte dieser doch genau die Schwächen, die anzunehmen waren.
 Direkt nach der ersten Schlacht brach er auf, um die Truchsess zu unterrichten. Er hatte ohnehin dringende Angelegenheiten mir ihr zu besprechen, so konnte er genau so gut als Bote fungieren, während andere zurückblieben in der umkämpften Stadt Winterberg, die nun unter Belagerung durch die Dämonenlegion stand – gesichert durch Boten des Herrn, doch ob dies ausreichen würde?
 Ivren’mir war gefallen, trotz Intervention…
  

 Der zweite Tag sollte seine Meinung über den Verwalter von Winterberg verändern. Wenngleich sein Wissen über den Krieg eingeschränkt war, konnte man ihm keinesfalls fehlenden Mut sowie Opferbereitschaft vorwerfen. Zusammen betrachteten sie von der Mauer aus die Formierung der Dämonentruppen, sie sahen, wie die Katapulte in Stellung gingen.
 Bald würde das Inferno losbrechen und das Zeitfenster war klein… sehr klein, um einen einzigen Gegenschlag zu vollziehen. Ein Ausbruch durch ein Seitentor der Stadt, welches nicht von Dämonen belagert wurde. Zusammen mit dem Hauptmann der Wache von Ansilon, Boran Schwarzdorn, und einigen anderen, darunter gar Barbaren, zog der Fürst aus.
 Die gefährlichen Aufgaben übernahm er gerne selbst – durch ein Beispiel führen. Nicht von hinten, gesichert durch Truppen. Was sie vorhatten, war nahezu aberwitzig. Ein kleiner Trupp bestehend aus Reiterei sollte durchbrechen und möglichst die Katapulte außer Gefecht setzen und zerstören, um so den Vormarsch der Legion zu verlangsamen und den anderen Kämpfern weiterhin schützende Mauern zu gewähren.
 Langsamer als gewünscht kämpften sie sich durch vereinzelte Gegner durch, doch manch einer war für den kleinen Trupp nicht zu fällen und die Zeit drängte. Am Ende blieb nur noch ein Akt der Verzweiflung – ein frontaler Ritt mitten auf die Katapulte, damit Hauptmann Schwarzdorn die Fackel werfen konnte. Der Fürst deckte die linke Seite des Kriegers, im Getümmel wusste er nicht einmal mehr, wer zur Rechten des Hauptmanns ritt. Es gab nur diese eine, letzte Gelegenheit.
 Flammen loderten auf, das Vorhaben war ein Erfolg. Auf dem Weg zurück mussten sie einige Verfolger abschütteln, einige niederringen, um sicher nach Winterberg zurückzukehren. Derweil nutzten die Verteidiger den Moment, um den Ausbruch zu wagen. Sie schlossen sich dem Kampf wieder an und dort sahen sie, wie der Engel des Herrn, Simiel, gegen den Kriegsfürsten der Legion, Uzagul, kämpfte.

 Er hatte keine Zeit, diesen Kampf großartig zu beachten, denn unaufhörlich brachen neue Feindeshorden hervor. Naeldir hatte keine Verbindung zum Herrn, das Schicksal eines seiner Gesandten war ihm relativ gleich.
 Am Ende jedoch… hielten sie nicht Stand. Es waren zu viele Dämonen, die Flut unaufhörlich, ein Rückzug der einzige Ausweg. Verwalter Grosmet weigerte sich, zu gehen, Samira weigerte sich, den Adan zurückzulassen – und der Tarcil weigerte sich, jemanden einen Willen aufzuzwingen. Wie hätte er dies vertreten können, war er doch bereit gewesen, für seine Heimat zu sterben? Manche Wünsche mussten respektiert werden, auch wenn er durchaus überlegte, der Priesterin der Amazonen mehr als nur Bitten vorzutragen, mitzukommen und diesen Ort zu verlassen, der für diesen Augenblick nur noch den Tod versprach.
 Sein Verhältnis zum Volk der Amazonen war ambivalent. Sie waren keine Verbündeten mehr, doch in diesem Krieg waren alle freien Völker Verbündete. Sein Groll, den er stets noch hegte, richtete sich nicht gegen Samira, welche – zwar nach einiger Zeit erst – zu den Fehlern stand, aber doch ihre Verantwortung übernahm.

 Demnach entschied er sich, teils aus diplomatischer Überlegung, teils aus alter Verbundenheit, vielleicht sogar Freundschaft, dagegen, die Priesterin auf eine direkte, physische Art davon zu überzeugen, diesen Ort zu verlassen.
 Am Ende sollte jeder sein eigenes Schicksal wählen dürfen. Er selbst kehrte zurück, erst einmal ohne zu wissen, dass Uzagul, Kriegsfürst der Legion, jener, der ihn auf seiner eigenen Heimat grausam malträtierte, durch die Hand des Engels Simiel gefallen war.
 Erst später erhielt er darüber Neuigkeiten. Auf eine besondere Art und Weise bedauerte er dies zutiefst, denn er hätte diese Ausgeburt der Dämonenwelt gerne selbst dorthin zurückgebracht. So entschloss er sich, auch gegen jede Vernunft, zum dritten Mal nach Winterberg zu ziehen. Eine Stadt verteidigen, die praktisch bereits gefallen war.
 Der dritte Tag sollte indes noch schlimmer sein, noch mehr Kämpfe mit sich bringen. Zuerst ritt er mit dem Verwalter aus, wieder durch das weiterhin ungedeckte Seitentor der Stadt, um einen möglichen Angriff von hinten zu evaluieren. Diesen Plan verwarfen sie jedoch, denn ihnen bot sich schon auf dem Weg Richtung Winterberg heftiger Widerstand. Es schien, als hätten die Dämonen aus dem Ausbruch gelernt.

  Uzagul mochte gefallen sein, doch Ba’muth, der Dämonenlord selbst, erschien. Spätestens da wusste Naeldir, dass es für die Stadt keine Hoffnung mehr gab. Er selbst hatte die Macht des Dämonenlords erlebt, er wusste, zu was er fähig war – und kurze Zeit später sollten es auch alle anderen Anwesenden erleben, als dieser den Engel nahezu ohne Mühe niederstreckte.
 Die Ordenskrieger ordneten den Rückzug an… und er hatte nicht vor, abermals den letzten Überlebenden zu mimen. Diesmal würde es keine Rettung geben. So begaben sie sich zurück nach Silberburg, um sich neu zu formieren. Ab dann wurde es wahrlich chaotisch. Portale wurden geöffnet, die Truppen trennten sich… und erst nach mehreren Versuchen konnten sie sich zusammenfinden, nachdem sie sich mit einem Teil der Kämpfenden durch die Mine Winterbergs schlugen, um durch ein weiteres Portal erneut eine Einheit mit den anderen zu bilden.

 Sie kämpften sich langsam voran, nach und nach schalteten sie die Feinde aus, wenngleich sie mehrmals in Gefahr liefen, überrannt zu werden. Doch das, so sollte sich zeigen, war am Ende ihr geringstes Problem.
 Möglicherweise hatten sie Ba’muth vergessen. Mühelos holte er sich den Maethor Pandor, einen gewiefteren Krieger als der Fürst, und dann, so schien es, begann der Verrat, denn der Ithron Golga von Assuan ging einen Pakt mit Ba’muth ein, um das Leben des Kriegers zu retten. Naeldir hielt in der Zeit seinen Bogen griffbereit und am Ende setzte er einen Pfeil auf.
 Pandor würde kein Gefangener Ba’muths werden. Es wäre eine Gnade, den ehrenvollen Kämpfer vor Ort zu töten, sollte der Handel scheitern… oder nachteilig sein für die Bemühungen der freien Völker.
 Letztendlich hielten die Dämonen ihren Teil des Pakts ein. Sie säuberten Winterberg, nach und nach, Straße für Straße. Es war mühsam, es war gefährlich, doch am Ende bedeutete dies, dass Winterberg nicht gefallen war.
 Doch – zu welchem Preis?


 
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Vergeltung

Beitrag von Ba'thal »

Es war amüsant, in seinen eigenen Untergang zu gehen. Fast schon witzig - in die Höhle des Löwen, um dort zu spionieren.
Nur ein Wahnsinniger würde das versuchen. Er tat es, natürlich.
Die einzige Furcht - vor der Legionsführerin zu berichten, dass er nichts erfahren konnte. Ansonten? Er konnte dort entkommen. Was konnte man ihm schon antun, wie sollten sie ihn festhalten?

Natürlich wusste er um die Gefahr. Natürlich war er nicht so sinnbefreit, in seiner dämonischen Gestalt dort aufzutauchen. Ein Gesandter musste es sein, um die Auswirkungen zu verdecken. Außerdem würde es ihm viel mehr Freude bereiten, etwas gegen die anderen freien Völker zu sticheln - und möglicherweise Verwirrung zu stiften.

Gut, er kam nicht sonderlich weit. Doch nur Zorn erfüllte ihn ob der Tatsache. Wer hatte ihn verraten - und wie?
Das Hause Northor. Das wie erfuhr er nicht mehr, denn Naeldir, in der Gestalt seines eigenen Gesandten, konnte gar nicht so lange bleiben - er wurde festgenommen. Er versuchte noch, für Irritationen zu sorgen, indem er seine Ankläger und die Beweise forderte - doch natürlich, die Feiglinge waren nicht dort. Nun, sie waren natürlich auch keine Verbündeten Silberburgs.. trotzdem, enttäuschend. Es hätte Spaß gemacht, sie in die Irre zu führen, gegeneinander aufzuwiegeln.
Sollten sie ihn in eine lächerliche Zelle sperren. Diese war kein Hindernis für ihn. Sollten sie überlegen, wie der Gefangene entkommen war. Sollten sie fürchten, dass er noch in der Nähe war.
Und auch die Verräter sollten sich Sorgen machen. Natürlich würde er sie sich holen. Ein Geschenk, dass ihm noch gegeben wurde... er hatte sie nahezu vergessen.
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An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

So viele Jahre.
 So viele Jahre voller Kämpfe, Schlachten, Kriege.
 So viele Jahre voller Siege, Niederlagen und Verluste.

Er wusste, dass er nur noch einen Kampf führen würde. Dieser eine letzte, dann hätte er genug gedient. Dann würde er sich zurückziehen. Das Geschick seines Volkes anderen überlassen, selbst, wenn er mit ihren Handlungen nicht einverstanden war.
 Er musste ihnen schließlich nicht folgen. Doch er würde endlich Ruhe finden.

Es war noch zu Zeiten Silicaras’, dass der heutige Fürst in diese Lande reiste. Wer kannte heute noch aus seinem Volke Ilianor al’Carinque? Nur die wenigsten, doch dieser war der Edhel, der ihn begrüßte.
 Er sah, wie das Haus al’Carinque zerfiel, denn eine Führung war nicht mehr vorhanden. In dieser Zeit passierte wenig im Volke der Edhil, denn ein Volk ohne Führung tendierte dazu, lethargisch zu sein.
 Merilwen formte sie zu einer neuen Einheit, wenn auch eine recht lose. Als sie fortging, schmiedete er diese Einheit zu einem Haus. Der Ableger Tir’Daers wurde auf Ivren’mir begründet und nahm seitdem stets die Rolle als führendes Haus ein.
 Es ging soweit, dass er von Vertretern anderer Völker oftmals als Fürst der Elfen angesehen wurde, denn in all den schwierigen Zeiten überstand sein Volk doch und es kam niemals zu Streitigkeiten innerhalb diesem.

Die Zeiten änderten sich, denn nach einer Zeit der Ruhe kehrte der Sturm zurück. Wie die Wellen waren die Geschehnisse in diesen Landen nicht vorherbestimmbar. Im einen Moment war noch alles friedlich… und im nächsten Moment starben viele.

Er schloss Freundschaften. Er nutzte den Namen.. nicht mehr den Titel. Ein schlechtes Zeichen, denn es hieß, Bindungen einzugehen. Bindungen, die ihn verpflichteten, anders zu handeln, als zu erwarten wäre. Wagnisse einzugehen. Für viele andere wäre es nur ein unwichtiges Detail gewesen, doch in der Wesenheit des Tarcils bedeutete dies einen immensen Unterschied.

Natürlich wusste er, dass er viele überleben würde. Das gehörte dazu, wenn man ewig lebte und viele andere nicht. Dennoch wurde es auch nach all der Zeit nicht leichter.
 So war es nun mal. Er lebte Jahrhunderte, doch der Tod folgte ihm gnadenlos.
 Doch zunehmends wurde ihm gewahr, wie der Kreis seiner Freunde kleiner und kleiner wurde. Für jemanden, der kaum noch als Person existierte, sondern nur als Amt, war das ein ungeheurer Verlust, denn es nahm einem die letzten Orte des Rückzugs.

Er selbst verspürte keine wirkliche Zuversicht mehr. Zu viel wurde ihm genommen im Laufe der Zeit. Eine Hülle, getrieben durch Pflicht, getrieben durch Ba’thal, doch innerlich leer.
 Über die Zeit änderte sich dies. Als die Legion Ivren’mir eroberte und Berion starb, konnte wohl niemand seinen Verlust nachvollziehen. Er war zu sehr Fürst, um zu zeigen, welche Auswirkungen insbesondere der Tod seines Beraters und Freunds auslöste. Die Leere, die ihn erfüllte, füllte sich nun mit Düsternis.
 Er hätte dort sterben sollen. Er hätte diesen verdammten Splitter verteidigen sollen. Nicht Berion. Sondern ein alter Elf, der durch die Ereignisse in seinem Leben ohnehin schon in gewisser Art und Weise gebrochen war.
 Es kam nicht so. Die Ironie des Schicksals war, dass er gerettet wurde. Für was? Um weiterzukämpfen. Erneut.
 Wie seit so vielen Jahren. Wieder nur ein Dienst mehr.
 Dabei sehnte er sich nur noch nach Ruhe. Er war müde. Doch die Pflicht war ihm wichtig und so bereitete er alles vor, um noch einmal einen Angriff zu führen. Nur noch dieses eine mal.

Viel Zeit blieb nicht, denn für jeden war offensichtlich, dass es ihm mit der Zeit immer schlechter ging. Die Abwesenheit vom Eluvren forderte Tribut, den er zahlte. Mit Tränken konnte er es zeitweise etwas überwinden, doch war dies stets nur eine kurzfristige Lösung, um es nicht zu offensichtlich zu machen, wie sehr er abbaute.
 Winterberg wurde angegriffen. Ein neuer Kampf, neue Schlachten. Natürlich kämpfte er - es war seine Pflicht.
 Doch mit jedem Kampf verausgabte er sich mehr und umso weniger blieb zurück, um ihn noch am Leben zu erhalten. Irgendwann war es ihm nur noch mit starker Konzentration möglich, mit Ba’thal zu kommunizieren.
 Es schien, als ob seine Zeit bald abgelaufen wäre, denn dieser war der seidene Faden, der ihn am Leben hielt.

Welch Ironie. Da rettete die Kristallelfe ihn, nicht Berion, nur, damit er an seinen alten Wunden sterben würde.
 Das verdunkelte seine Laune weiter, doch die Planungen trieb er unweigerlich voran. Schon nach der Schlacht um Winterberg vernahm er leise Worte, als er in der Zusammenkunft ruhte. Er wollte es nicht wahrhaben, schob es am Ende auf die Erschöpfung.
 Er sollte sich irren, wie ihm später gewahr wurde.

Zu diesem Zeitpunkt jedoch fasste er bereits den Entschluss, dass er nach der Schlacht um seine Heimat ein letztes Opfer bringen würde. Gewiss, er würde seine Ruhe finden - im Ârgalad Rî.
 Vielleicht war dies der Sinn dahinter, wieso die Kristallelfe ihn rettete. Um als Gefäß zu dienen. Und er war bereit dazu. Ihm graute es nicht vor seinem Tod, denn sein Schicksal war lange vorherbestimmt. Nur bedeutungslos.. das, empfand er, wäre seines wahrlich nicht würdig.
 Die Edhil lebten ewig - theoretisch. Doch wenn ihre Zeit gekommen war, gingen sie freiwillig zu den Sternen. Dieser Weg war Naeldir verwehrt, das war ihm bewusst.
 Doch auch er würde nicht ewig leben.
 Vielleicht sollte das niemand. Und vielleicht hätten dann all jene, die er verloren hatte, nicht umsonst gekämpft… wären nicht umsonst gestorben, an seiner statt.

Nun, es kam nicht dazu. Denn Jerka fand den Heerführer der Edhil.
 Wie bedauerlich, dachte er kurz noch. Bevor er ihre Worte vernahm.
 Sie wussten um den geplanten Angriff. Und sie würden ihn jederzeit verhindern können. Nur der Tod würde sie dort erwarten.
 Doch wenn er sich beugen würde, wäre das nicht nötig.
 Die Alternative war der unmittelbar bevorstehende Tod. Und an dieser seelenlosen Bucht würde man ihn vermutlich niemals früh genug finden, um zu wissen, dass offenbar etwas schrecklich schief gelaufen war. Und so würden die Verbündeten - und Freunde - nur erneut in den Tod marschieren.
 Ba’thal war dagegen, doch Naeldir entschied anders. Es waren seine Verbündeten, seine Freunde, sein Volk, welches sterben würde, nicht jene von Ba’thal.

So wählte er das, was er für richtig hielt. Die Geschichte würde urteilen, dachte der Hochelf für sich, ob es das wert war, als er seine Hand aufschlitzte, um Jerka das Blut zu gewähren, welches sie forderte. Ein Leben für viele. Er fand es gerecht.
 Dann zog er los, zum Ort, den sie nannte. Nur, um mit Golga von Assuan zusammenzutreffen.
 Das wunderte ihn wenig. Wenn er nicht der einzige wäre, war Golga naheliegend, denn er stand schon mehr oder weniger unter der Macht des Dämonenlords.
 Jerka, die Legionsoffizierin, führte sie zum Ort, an dem die endgültige Korrumpierung vollzogen wurde. Es reichte nicht aus, dass die Legion Blut von ihnen besaß. Sie wollten mehr. Im letzten Akt legte er das Diadem ab. Das würde er nicht riskieren - weder für seinen, noch für Ba’thals Geist.

Es war ohnehin zu spät, noch etwas zu ändern, und so traten sie voran. Erst Golga, dann Naeldir.
 So wurden zwei hochrangige Vertreter des Widerstands gegen die Dämonenlegion zu den ersten beiden korrumpierten Legionären.
 Und so begann der Fall des Fürsten Naeldir Tir’Daers, so begann die Reise in die Dunkelheit.

Mehrmals ritten sie aus, auf der Suche nach ihren Zielen, den Trägern der Sternensplitter. Erfolg war ihnen, zumindest in den gemeinsamen Ausritten, nicht vergönnt. In der restlichen Zeit besprachen sie Pläne und führten die neuen Legionäre ein. Kurz und knapp - sie taten, was Ba’muth verlangte.
 Einen Splitter konnte Golga in seine Gewalt bringen, indem er den Träger täuschte. Der zweite Splitter kam zum Lord, nachdem - ebenfalls durch eine Täuschung Golgas - der Träger in einer vorbereiteten Falle landete.
 Und noch mehr war geplant.
 Seine eigene Enttarnung verwunderte ihn immer noch etwas, aber er musste sich zwangsweise damit abfinden. Es war geschehen, auch wenn Lord Ba’muth sicherlich nicht begeistert sein würde, dass deshalb mindestens ein Plan gescheitert wäre.
 Während er Bestrafungen zwar nicht gewohnt war, konnte Naeldir Schmerzen allerdings durchaus ertragen. Er hatte versagt, so musste er dies hinnehmen. Doch ein Ziel hatte er noch vor Augen und würde es dem Lord unterbreiten.

Immerhin wurde er nicht gefangen genommen, auch wenn es aus seiner Sicht etwas zu knapp war. Hätten sie geahnt, dass es der gefallene Fürst selbst war, der sich dort unter ihnen befand, hätte man ihn vermutlich direkt kampfunfähig gemacht und gesichert verwahrt. Als Gesandter, der nicht unbedingt unter Verdacht stand und schlussendlich auch geringeren Stellenwert besaß, war dies anders. Eigentlich wurde er recht höflich festgenommen, das musste er ihnen lassen. Höflich und dilettantisch.
 Sie unterschätzten die Macht der Legionäre.

Er selbst entschied sich dazu, ein Zeichen zu senden. Jene, die ihn enttarnten, sollten wissen, dass sie außerhalb der Städte nicht sicher waren. Er wusste, wo sie sich versammelten und so lauerte er dort stundenlang, bis endlich ein Ziel erschien - Lanthir Conath.
 Die Verräter sollten von nun an wissen, dass sie sich nicht mehr sicher fühlen konnten. Er konnte warten, er konnte lauern. Mögen sie sich in Städte zurückziehen, sich verkriechen.
 Dieses Land gehörte der Legion.
 Und sie? Sie hatten zwei Tage Zeit, um sich mit dem rechtmäßigen Fürsten zu treffen. Ansonsten, so versprach er, würde er wiederkehren.
 Es blieb abzuwarten, ob seine Worte ernst genug genommen werden würden.
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Ba'thal
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

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Es sollte eine Herausforderung sein. Für andere wäre es das wohl gewesen.
 Nicht für den Fürsten des Hauses Tir’Daer. Für diesen war es eine Belohnung.
 Heimkehr. Keine Schlacht war notwendig, keine Eroberung.
Nur treue Dienste.

Mühsam sammelte er seine Kraft, bezog diese aus dem Eluvren. Es war eigentlich töricht, doch für ihn der einzige Weg, hierher zu gelangen. Und es war wichtiger als alles andere.
Mit aller möglichen Konzentration fokussierte er die im Eluvren gespeicherte Energie, um seine eigenen Limitationen zu umgehen. Nach und nach erschienen die Steine um ihn, bildeten den ihm einst so vertrauten Steinkreis, der ihn zu einem Ziel seiner Wahl führen sollte.
Dieses Ziel hieß Ivren'mir.

Er floh, geschlagen, nach dem Kampf gegen die 66. Legion, nach einem Kampf mit Uzagul. Er floh, gebrochen, als Fürst des Hauses Tir'Daers, Herrscher über Ivren'mir.
Diese Erinnerungen verschwammen zunehmends, seit er Ba'muth diente. Und er diente treu.
So kehrte er zurück. Zurück in die Heimat. Als Belohnung für seine Dienste würde er von nun an wieder über Ivren'mir herrschen.
Geflohen als Elfenfürst, heimgekehrt als Regent Ivren'mirs im Namen Ba'muths und der 66. Legion.

Lange ließ er seinen Blick über den ewigen Wellengang des Meeres schweifen. Es war eine ungewohnt friedliche Stille, die den Elfen umgab. Am Hafen sah er einige tote Delfine. Wie wunderbar.
Stille. Verdammte Delfine. Diesmal war er sie hoffentlich ein für alle mal los.

Es mochte kein eigenes Reich sein, doch war der Glanz, wie ihm bewusst wurde, doch schon lange verflogen. Was war es schon für ein Volk, was nicht folgen konnte und sich dadurch lieber in Gefahr brachte? Was sich versteckte, keine Aggressivität zeigte? Lächerlich.
Wie er zum Lord bereits sprach: Feiglinge.

Seine ganz persönliche Aufgabe war ihm bekannt. Er würde das Elfenvolk wieder vereinen. Entweder würden sie folgen, sich beugen oder eben alle sterben. Wäre er der letzte, wäre es ja auch eine gewisse Form der Einigkeit. Ein absolut logischer Gedankengang.
Und er wusste, was er zu tun hatte.

Ein Lachen konnte er sich indes nicht verkneifen. Er war wieder einmal der letzte Elf auf dieser Insel. Und noch einmal würde er sie nicht einfach so verlieren, außer es war ein Befehl. Seine Gedanken kreisten um die Pläne, die dereinst entworfen wurden, um Ivren'mir zu erobern. Er kannte sie gut... immerhin hatte er das Treffen dazu geleitet.
Für den Fall der Fälle würde er sich Vorbereitungen überlegen. Auch wenn das bedeutete, mit dem ach so netten Erzliche zu sprechen. Naeldir machte nicht wirklich einen Hehl daraus, dass er diesen nicht ausstehen konnte, aber solange Ziron Ba'muth diente, sollte es ihm noch recht sein... solange keine Alternative bestand, besser gesagt.
Nur vom Kristallsee hielt er sich behutsam fern. Er wollte nicht riskieren, der Kristallelfe zu begegnen. Sie wäre sicherlich weniger begeistert als er, was aus ihm geworden war, wie er ihr Geschenk nutzte. Das hatte sie sich sicherlich anders vorgestellt, deshalb glaubte Naeldir wirklich nicht an ein weiteres nettes Geschenk. Sie sollte ihn ja in Ruhe lassen.

Für den Moment jedoch war er ausnahmsweise zufrieden, etwas, was seit langer Zeit nicht mehr vorkam. Von Ivren'mir aus würde er dem Lord weiter treu dienen. Und wenn seine Pläne aufgingen, würde dem weiteren Aufstieg kaum Grenzen gesetzt sein.
Am Ende würde er Genugtuung erfahren. Wie wunderbar, wenn die eigenen Wünsche - geboren aus der Enttäuschung des letzten Rests des elfischen Geists, der sich irgendwo noch verbarg, und auf grausame Art verdreht durch die dämonische Präsenz - und die Ziele der Legion übereinstimmten.
Es fühlte sich viel weniger nach Dienst an, wenn man Spaß daran hatte.

Naeldir nahm sich eine der guten Flaschen Wein, die sein Volk lagerte. Aufräumen konnte er später noch. Man musste auch mal die Gegenwart genießen. Umgeben von Leichen fiel ihm das zum Glück wirklich leicht, während er darüber nachdachte, was in den letzten Tagen alles geschah.

Dieser verdammte Pandor. Das Zardril abhanden gekommen war, war irgendwie ärgerlich. Natürlich, er hatte den Dunkelelfen alleine mit drei weiteren zurückgelassen, aber dafür musste er selbst sich mit Pandor auseinandersetzen. Eigentlich tat Naeldir damit viel mehr, als man von ihm erwarten konnte. Er war schließlich wichtiger. Selbstverständlich.
Und doch verdeutlichte dieser Vorfall, dass sie sich in Acht nehmen sollten.
Was sie natürlich niemals tun würden. Die Handlungen der Edain forderte geradezu eine Gegenreaktion heraus. Und noch immer hatten sie nicht herausgefunden, was sie genau mit Golga getan hatten. Es wäre ohne Zweifel hilfreich. Naja, sie würden sich darum kümmern, auf die ein oder andere Art. In Nordhain führte das Gespräch nicht zu Erfolg, als ihre Gesprächspartner sich dazu entschieden, ihre Gastfreundlichkeit zu beenden.
Zeitverschwendung, in gewissem Sinne, aber alle Anwesenden wussten danach, dass die Legionäre keine Furcht vor ihnen hatten, auch nicht direkt nach Golgas Verschwinden. Ihre Feinde mussten sich schon etwas besseres einfallen lassen.
Im Gegensatz zu den Feinden des lichten Reichs hatten die Legionäre allerdings keine Skrupel. Es würde sich zeigen, ob diese Einstellung nicht noch zum gewissen Vorteil führen würde.
Am Ende würden sie sich um alle kümmern, die ihnen im Weg standen. So oder so.

Bei dem Gedanken an noch mehr Tod schmeckte der Wein noch besser. Es bewahrheitete sich eben erneut - man musste in der richtigen Stimmung sein, um einen Wein genießen zu können.
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

Es war eigentlich viel zu viel geschehen.
 Siege und Niederlagen. An Letztere konnte er sich einfach nicht gewöhnen, wollte es auch nicht. Die letzte Niederlage nahm er allerdings persönlich. Unterschätze niemals einen Feind.
 Aber der Reihe nach…

 Für den gefallenen Elfen war es gefährlich, an Orte zu reisen, an dem man ihn erwartete. Schon andere liefen in Fallen und er hatte nicht vor, selbiges zu erleben. Man wurde nicht so alt wie er, wenn man unachtsam war, auch wenn er im Laufe seines langen Lebens zugegeben aus unmöglichen Situationen noch durch eine Fügung des Schicksals herauskam. Irgendwann war jedes Glück aufgebraucht.
 Wenn er die letzten Fehlschläge betrachtete, war es vielleicht sogar so weit.
 Unzweifelhaft befanden sich die Legionäre in der Defensive. Es war eine Art Abnutzungskrieg, den sie alleine jedoch nicht würden gewinnen können. Sie waren bekannt, gesucht - und die Jäger wurden zu Gejagten.

 Unter großer Vorsicht näherte er sich der Oase. Tatsächlich wartete dort jemand auf ihn. Überraschend. Noch überraschender war, dass es Lanthir war.
 Es gehörte ohne Frage ein gewisser Mut und eine gewisse Torheit dazu, zu einem Treffen zu erscheinen, was unter dem Nachdruck von drei Pfeilen verlangt wurde.
 Zwar war die Art sein altes Ichs nahezu ausgelöscht, doch wusste er, wie er sich zu benehmen hatte. Manchmal waren Worte überzeugender.
 Es war nötig, im rechten Maße grausam und freundlich zu sein. Manchmal war letzteres zielführender. Situationsabhängig, natürlich.
 Mehrmals kehrte Lanthir zurück. Immer alleine. Und unter größter Vorsicht organisierte er sich Räumlichkeiten im Kloster der Dienerschaft, denn Lanthir sollte Antworten bringen und eine Antwort erhalten.
 In Nalveroth, insbesondere im Kloster, war eine Falle nahezu unmöglich, wie ihm bewusst war.

Trotzdem begleiteten ihn drei Legionäre. Vorsicht war besser als Nachsicht.
 Und ebenso sorgsam brachten sie Lanthir zu einem der Kristalle, nachdem sie zufriedengestellt waren.
 Schon am nächsten Tag sollte der nächste Schlag stattfinden. Und so wurde Amara, ihres Zeichens nach ernil en noss Northor, gefangen genommen. Sie wurde recht anständig behandelt, wie er selbst fand. Sie war eben eine wertvolle Geisel.
 Zwar wurde nichts daraus, dass das Haus Northor die Kampfhandlungen einstellte, doch das scherte ihn nicht. Das mit dem Finger.. eine nette Überraschung, wie er hoffte. Fast schon schade, dass sie keinen Befreiungsversuch unternahmen, es hätte Möglichkeiten eröffnet.

 Aber auch das.. einerlei. Zusammen mit Lanthir bearbeitete er Amara weiter und weiter. Sie war nicht so einfach zu überzeugen, nicht einfach zu brechen und schon gar nicht tat sie es freiwillig.
 In der Zwischenzeit erlitt er jedoch auch zwei dieser ungeliebten Niederlagen. Das war zu dem Zeitpunkt nur eine Vermutung, darauf basierend, dass Lanthir einfach fort war, genau wie die Maestra, aber es wurde später noch zur Gewissheit. Sie hatten sich beide geholt.
 Eine seltsame Entscheidung bei Lanthir, wie er fand. Hatte er nicht das wertvollere Ziel in Nalveroth untergebracht?

 Den letzten Schritt musste er also mit Amara alleine unternehmen und sie zum Kristall führen. Er sagte ihr nicht, dass Lanthir vermisst wurde, vermutlich zum Verräter wurde, ob unter Zwang oder nicht. Er hatte nicht vor, dass sie es sich bei dieser Neuigkeit anders überlegte. Und er hatte keine Lust, eine sich wehrende Elfe zum Kristall zu zerren. Solche Vorhaben mussten rasch gehen, immerhin war der Gegenseite sicherlich bekannt, wo die Kristalle waren. Wie merkwürdig, dass sie so oft unbewacht waren, nicht einmal Späher dort beobachteten, aber es sollte ihnen zum Vorteil gereichen.

 Seine Schülerin und Schutzbefohlene, Yeva, lernte jedoch allmählich, sich entsprechend zu benehmen. Er vermutete, dass sie sich danach sehnte, geführt und gelehrt zu werden, wenngleich sie das niemals zugegeben hätte, und so nahm sie ihm am Ende keine Handlung allzu lange übel. Sie waren alle wohlbedacht und alle wohlverdient. Und zuweilen zeigte er sich auch von einer anderen Seite.
 Eben das rechte Maß an Grausamkeit und Freundlichkeit. Eine wirklich unwiderstehliche Kombination. Sehr überzeugend und unbedingt zu empfehlen.

 Aber diese stetigen Verluste zehrten an den Legionären und schränkten sie in ihrer Planungsfähigkeit an. Der Angriff auf Silberburgs Hafen durch Dario musste kurz vorher neu aufgesetzt werden, weil bestimmte Teilnehmer einfach fehlten. Sie waren nicht genug, um effektiv vorgehen zu können. Immerhin.. mit Amara war eine neue Legionärin beigetreten. Etwas füllten sich ihre Reihen also… doch nicht genug.

 Yeva suchte nach Spuren von der Maestra und von Lanthir, doch lange ohne Erfolg. Doch scheinbar hörte sie irgendwann davon, dass die Maestra noch lebte, obwohl der Verräter Golga von Assuan behauptete, sie getötet zu haben.
 Ohnehin eine lachhafte Vorstellung - der Meistermagier gegen eine wahre Meisterin ihres Fachs, welches zufälligerweise der Tod war? Pah.

 Dario, der nach und nach wichtige Aufgaben übernahm und mit den Herausforderungen wuchs, Yeva und er beschlossen zusammen, das Konvent aufzusuchen. Erst kundschafteten sie das Anwesen aus. Schwachpunkte gab es nicht wirklich. Natürlich, die Fenster. Aber sie standen vor einem Anwesen, welches von einer kleinen Armee von Magiern bewohnt wurde. Unter keinen Umständen würden diese keine Schutzzauber errichtet haben, die das unerlaubte Eindringen durch so etwas triviales wie Fenster verhinderten. Er war vor langer Zeit selbst zu Gast gewesen und der Okkupant war ebenfalls einst Gast. Er kannte diesen Ort halbwegs - wozu sollte man hohe Mauern und gesicherte Fenster brauchen, wenn man sich auch anders schützen konnte?
 Bei dem Ausritt zum Konvent trafen sie eine der Magierinnen dort. Wirklich gesprächig war sie nicht. Offensichtlich war es ihr untersagt, alleine mit den Legionären zu reden.
 Na, sowas aber auch. Scheinbar hatte die Gastfreundlichkeit Roreks etwas gelitten in der letzten Zeit. Wieso nur?

 Irgendwann waren sie ihre Spielchen leid und die Magierin fand sich schnell auf dem Boden wieder. Sie versuchte noch einen Trick, aber das endete weniger gut. Und dann.. starb sie einfach.
 Sie waren doch etwas irritiert. Ernsthaft? Hatte die Frau Gift auf der Bandage, um sich so umzubringen? Gerade ging es ihr noch.. naja, nicht gut, aber so schnell hatte niemand einfach zu sterben!
 Da sie mit ihrer Leiche nichts anfangen konnten und auch nicht direkt dort liegen lassen wollten, warfen sie diese zu den Schweinen. Der passende Ort, hatte sie es doch gewagt, Dario zu sagen, er solle zu diesen gehen. Sollte sie ein Festmahl sein… wenngleich die armen Viecher danach vermutlich noch hungrig wäre.

 Die nächsten Tage verliefen ausnahmsweise ruhiger. Er kümmerte sich um Ivren’mir, um die Verteidigung. Mittlerweile verfügte er auch über die Armee, die es ihm ermöglichte, mögliche Angreifer abzuwehren. Er würde es ihnen nicht leicht machen.
 Er bezweifelte, dass es nötig war, aber er sah dies als Rückzugsort an. Im Krieg war es besser, nicht nur an einen Ort gebunden zu sein. Und er hatte wirklich nicht vor, nochmal seine Heimat zu verlieren.
 Seine, die von Amara, die von Yeva. Es hätte auch Lanthirs sein sollen, aber den Verräter würde hier nur noch der Tod erwarten.
 
Dann jedoch folgte das, was er als persönlichen Angriff sah. Er unterhielt sich mit Dario und Yeva stieß zu ihnen und im Laufe des Gesprächs sahen sie, wie ihre Gestalt nach und nach verschwamm, verblasste, verschwand.
Er erhebte sich rasch, denn er wusste, was es bedeutete. Er konnte eins und eins zusammenzählen. Er wusste, wozu Magier in der Lage waren. Und er wusste, Vyktorya wollte nach Yevas Blut fragen.
Was für ein wirklich beschissener Tag, dachte er sich, und Zorn machte sich breit.
Unumwunden löste er eine Laterne, die er dereinst für die Sternenreise nutzte, von seinem Gürtel, und so schien es für den Moment, als ob das Licht der Sterne selbst in diesem Raum erstrahlte. Sein Antlitz zeigte nur den Zorn, den er verspürte, und seine Klinge fand ihren Weg in die Bauchgegend von Yeva.
 “Der Tod ist die bessere Möglichkeit statt der Verrat. Es tut mir leid.” - letzte Worte, die Yeva noch vernahm, nun aus einer Wunde blutend, die aber wohl nicht tief genug war, sie zu töten. Dem Legionszwang sei Dank, denn auch wenn er diesen überwinden konnte, wurde sein Stich abgeschwächt.

 Dann empfing ihn die Pein. Ein selten erlebter Schmerz durchfuhr ihn, alles in seinem Körper zog sich zusammen und verkrampfte, sein Kopf schmerzte, als würde er gleich explodieren.
 Dario war mit der Situation zwar etwas überfordert, aber er zerrte ihn von Yeva weg, schützte ihn mit seinem Schild. Der treue Legionskrieger setzte Prioritäten - doch auch wie Naeldir war er erschüttert.
 Niemals hätten sie erwartet, aus der eigenen Festung entführt zu werden. Diese verdammten Magier. Dieses verdammte Konvent.
 Dario berichtete ihm davon, dass die Nekromantin, die sie definitiv umbrachten, noch lebte. Hatte sich diese Missgestalt etwa selbst zur Untoten gemacht? Manche kannten einfach wahrlich keine Grenzen.

 Er hatte jedoch keine Zeit, sich davon zu erholen. Azrael stellte ihm seine Ideen und Konstrukte vor. Einmal etwas auf Naeldirs Bitte zur Verteidigung der Insel. Das interessierte ihn sehr - und würde sich vielleicht wirklich noch als nützlich erweisen können.
 Und am selben Abend erschien noch der Erzliche. Aller Abneigung zum Trotz, dieser stand über ihn. Er ahnte, dass der Erzliche wusste, dass er von diesem weniger hielt als von den anderen Hohen der Legion, aber wirklich ließ sich dieser das auch nicht anmerken. Höchstwahrscheinlich war der Elf einfach unter seiner Würde.

 Und so marschierte er auf Zirons Ruf nach oben, um zu dienen, wie es ein Legionär eben tat, kniete, wie es ein Legionär eben tat, und folgte Befehle, wie ein Legionär es eben tat. Dario, der vor wenigen Augenblicken noch da war, ehe er wohl irgendetwas in der Festung suchte, holte er auf den Befehl des Erzliches hinzu.

 Niemals wieder sollten sie einfach überrascht werden. Niemals wieder sollten sie rätseln müssen, die Anwesenheit der Hohen erbitten müssen, um zu erkennen, ob ein Legionär fort war.
 Der Erzliche gewährte Dario und Naeldir eine einmalige Sicht. Die Korrumpierung wurde verstärkt, die Bindung an den Mutterkristall ebenfalls, das war der Preis, der keiner war. Es würde schmerzen, doch sie sollten von da an in der Lage sein, das Geflecht der Korrumpierung durch den Mutterkristall zu deuten. Und wenn sie es rechtzeitig taten, sogar zu wissen, wo ein Legionär war, bevor die Verbindung gekappt wurde.

 Durch diese Einsicht veränderte sich etwas. Die Augen, die vorher ein dämonisches Rot verstrahlten, wurden nun zur schwarzen Leere, lediglich unterbrochen von dem Sprenkel Grün der Pupillen. Etwas, was sie weiter abhebte, aber so war es eben.
 Nun, wo Yeva fort war, brauchte er Verstärkung. Dario erhielt Zugang zu Ivren’mir. Sollte etwas passieren, würde der Legionär wie üblich seine Pflicht erfüllen. Naeldir war ihm dafür dankbar - aber für sie war der Tod mittlerweile die bessere Alternative.

 Er zog sich kurz danach zurück und suchte nach diesem Rückschlag vermehrt einen Ort auf, an dem er ungestört war, ein Ruheort, dessen Ruhe niemand störte, denn nur wenige wussten überhaupt von diesem.
 Nun, leider war dem nicht so. Die Priesterin Nyames, Samira, hatte der Waldelfe Shar’luni’rea offenbar verraten, dass er sich an diesen Ort gerne aufhielt. Und ihr sogar eine Rune dahin gegeben. Das war von Samira eine schlechte Idee und von Shar’luni’rea ebenfalls.

 Doch auch die Waldelfe konnte er überzeugen. Nun, vielleicht auch etwas erpressen. Es war gleich, das Ergebnis zählte. Er wusste, sie würde ihn nicht umbringen können, denn wer wusste schon, was geschah, wenn sein korrumpierter Geist in das Diadem wanderte? Wollte sie das wirklich riskieren, sie, die den Lichtelfen bewunderte? Wohl kaum. Er würde aber nicht zögern, auch wenn sie lebendig, als Teil der Legion mehr bewirken könnte, als einfach als tote Feindin. Und so überzeugte er sie von seinem Tun, von seinem Wirken. Und versprach auch ihr eine neue Heimat, Ivren’mir.

 Es war fast erstaunlich, wie leicht er bei solchen Gesprächen an Informationen gelang. Seine Worte wirkten stets, das zeigte sich, denn hier erfuhr er, dass sie schon wussten, dass sich Amara in Nalveroth aufhielt. Und doch kam niemand. Das nutzte er natürlich zu seinem Vorteil, um die Waldelfe zu beeinflussen.

 Auch sie führte er zum Kristall und auch hier beeilte er sich. Ohne Unterstützung musste so etwas wirklich schnell gehen. Rücksichtslos quartierte er sie im selben Gebäude ein, wo auch Amara hauste. Was sollte schon passieren?
 Bei seinem Besuch einige Tage später sah er, dass ihre Hautfarbe sich veränderte. Das war ungewöhnlich - noch niemanden passiert. Dafür hatte er noch keine Erklärung, aber die würde man noch finden. 

 Er sah auch, wie die Hörner gerade sprießen. Doch war sie schon weit genug? Er schickte sie zur Oase, während er selbst den Mutterkristall aufsuchte, um dies zu prüfen.
 Tatsächlich… das ging schneller als gedacht. Er führte die Elfe durch die Festung und nahm sie dann mit nach Ivren’mir, denn dies sollte auch ihre Heimat sein.

 Nun wurde es allerdings Zeit, eine Botschaft zu übermitteln. Das Konvent konnte sich nicht alles erlauben. Er wollte Yeva nicht zurück, denn sie bewies einen zu schwachen Willen, als sie von der Legion getrennt wurde. Aber vielleicht konnte er das Problem für alle annehmbar lösen. Wollte Rorek wirklich unnötig noch mehr Zorn der Legion auf das Konvent beschwören oder wäre er bereit, Yeva auszuliefern, damit diese direkt dort den Tod fand, wie es ihr schon zustand? Er würde ihnen dafür etwas Gnade versprechen… sofern sie sich ab dann raushielten und diesen sinnlosen Kampf nicht mehr weiterführten, den sie nur verlieren konnten.
 Ein Besuch der weniger freundlichen Art war unausweichlich.
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

Täusche mich einmal, Schande über dich. Täusche mich zweimal, Schande über mich.
 Wahrhaftig, ihre Feinde ließen sich noch einmal täuschen. Aus Silberburg hatten sie nichts gelernt, die Narren. Er musste allerdings zugeben, dass sie ihren Teil mehr als überzeugend spielten.
 Davion und er - zwei, die sich sicherlich nicht leiden konnten. Alte Feinde, in gewisser Art und Weise. Aber beide waren sie auch Redner, was Naeldir entgegen kam. Sollte der Ithron doch nur die Aufmerksamkeit hierher leiten.
 Das war immerhin das Ziel. Und mit jeder Minute, mit der sie redeten, kam die Legion ihr eigentliches Ziel näher.
 Zugegeben, es war eine kleine Streitmacht, mit der sie vor der Akademie aufkreuzten, aber eigentlich war auch nicht mit zu viel Gegenwehr zu rechnen. Sie sollten den Wächtergeist beschäftigen und dabei möglichst keine eigenen Opfer hinnehmen.
 Er war dazu geboren, die schwierigen Aufgaben zu übernehmen. So wurde er ausgebildet, er wurde darauf vorbereitet. Und sein stetiger Erfolg in der Legion - zugegeben, manchmal zu Lasten anderer, indem er Fehlschläge galant auf andere abperlen ließ - ließ kaum Zweifel daran, dass sein Leben ihn gut vorbereitete.

Die Magieakademie fiel, nahezu ohne Widerstand. Er war durchaus überrascht, welche Anzahl sich doch versammelte. Scheinbar war der Hass auf die Legion größer als alles andere, wenn Amazonen sich Seite an Seite mit dem Volksmörder Davion zeigten, Seite an Seite mit der Ilharess der duredhil. Eine seltsame Mischung.
 Er wusste, er hatte sich an diesem Tage erneut Feinde gemacht. Genau wie der Truppenführer, Dario. Sie waren die Gesichter der korrumpierten Legionäre.
 Aber der Hass der anderen Seite würde die Aufmerksamkeit von anderen wegziehen. Es hatte also auch etwas gutes. Sie würden schon überleben, sie waren zuweilen wahre Künstler darin. Immerhin hatten sie bis hierhin ausgehalten, trotz aller Risiken, die sie auf sich nahmen.
 Das konnte nicht jeder von sich behaupten - oder jede.

Sein Gedanke schwang dabei wieder zu Yeva, zum Konvent. Mit dem Leutnant, Viego, war abgesprochen, dass sie diesem einen Besuch abstatten würden. Sehr zeitnah. Es war an der Zeit, ein Unrecht gerade zu rücken und zu strafen, was zu strafen galt. Gleichgültig, ob Yeva überhaupt jemals dort war, für Naeldir war diese nicht mehr wichtig, sondern um zu zeigen, dass sie sich nicht alles erlauben konnten, ohne damit zu rechnen, eine entsprechende Antwort zu erhalten. Die Beweislage war klar genug.
 Das Konvent handelte, sie würden reagieren. So war das eben. Wer kein Ziel sein wollte, sollte sich der Legion zumindest nicht in den Weg stellen.

Und danach würde er direkt seine wichtigste Aufgabe übernehmen. Es hieß, zu erfahren, wann der Feind aufbrach, denn ihnen gingen die Möglichkeiten aus, um ohne direkten Angriff auf das Heerlager an den letzten Splitter zu gelangen. Sie mussten den Kampf suchen, sobald dieser die geschützten Anlagen verließ. Sie mussten angreifen, wenn der Feind schutzloser war als dort.
 Dario und er würden Ausschau halten, das Heerlager selbst beobachten. Riskant, ja. Doch notwendig.
 Alle waren angewiesen, sich kampfbereit zu halten. Sobald die Anzeichen deutlich genug waren, dass der Feind ausrückte, würden sie jeden Legionär, jeden Verbündeten, die hohe Führung der Legion selbst benachrichtigen.
 Dann würden sie in den Kampf ziehen, denn solch eine Möglichkeit mochte es nicht allzu oft geben.

Er selbst nutzte die letzten Stunden, bevor er das Konvent konfrontieren würde und auf eine vielleicht sehr lange Wacht gehen würde, damit, seine Ausrüstung zu überprüfen und zu schlafen. Viel Schlaf war ihm in der nächsten Zeit vielleicht nicht mehr vergönnt.
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Re: An i bardor a i núr

Beitrag von Ba'thal »

Siegreich. Selbst das geeinte Heer der Völker sollte nicht ausreichen, um die Legion und ihre Verbündeten aufzuhalten.
Zugegeben, es war knapper als gewünscht. Ohne die Unterstützung der hohen Führung wäre ein Sieg unwahrscheinlich gewesen, aber sie konnten sich in dieser Hinsicht auf diese verlassen.
Der Ruf erreichte alle rechtzeitig und sie sammelten sich in der Magieakademie, bereit, von dort aufzubrechen. Die Frage war: Wie?
Die Wahl fiel auf das Luftschiff, die Alpa-Playi, welches der Magierbund dort stationierte. Glücklicherweise war Balthasar zugegen, der einzige, der in der Lage war, dieses Ungetüm vernünftig zu bedienen.
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Wirklich lange bleib ihre Ankunft auf dem Schlachtfeld natürlich nicht geheim. Wer würde schon ein riesiges Luftschiff übersehen? Immerhin, ihre Position war geschützt, es gab vorerst keinen Übergang, bis der Erzliche eine Brücke formte. Eine Engstelle. Großartig. Auf der anderen Seite eine deutliche Übermacht. Noch besser.
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Mühsam, unter Pfeilbeschuss, rückten sie vor. Da der Feind aber schon dort lauerte, war das, was folgte, mit chaotisch noch recht ungenügend beschrieben. Während sich die Frontreihe der Legion mit der Frontreihe der freien Völker traf und es dort zum Schlagabtausch kam, flankierten die Amazonen wohl derweil die hinteren Reihen. Was dort passierte, wusste der Elf nicht, bekam es nicht mit, aber da alle überlebten, war es wohl nichts allzu tragisches.
Der erste Tag endete rasch. Mehr als ein Abtasten stellte es nicht dar. Aber sie waren nicht dafür gekommen. Der zweite Tag sollte die Entscheidung bringen. Etwas, was der Lord selbst an eben jenem Tag nachdrücklich forderte.
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Auch von dieser Schlacht bekam er nur bedingt etwas mit, denn die Legionsführerin entschied sich dazu, ihn, genau wie Viego und Nimue, auf einen der Reitdrachen der Legion zu befehlen. Von dort sollten sie die Armee und vor allem die Verteidigungsanlagen dieser beschäftigen, damit ihre eigenen Truppen weniger Gegenwehr hatten.
Nun, natürlich gab es Widerstand. Einmal musste er sich mit Golga von Assuan, dem Verräter, auseinandersetzen - oder eher seinen Dämonen, als dieser verhindern wollte, dass Viego und er die Sprengfässer am Damm mitnahmen und über die feindliche Armee abwarf. Zumindest bei Naeldir konnte Golga dies auch verhindern. Sei es drum.
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Am Ende erschien Lord Ba'muth selbst, um die Angelegenheit zu Ende zu bringen. Mühelos holte er die Truchsess aus der Menge heraus. Freiwillig wollte sie den letzten Splitter wohl nicht hergeben - insgeheim fragte Naeldir sich, wieso der Lord ihr nicht einfach den Kopf abschlug. Das wäre schneller gewesen. In der Zwischenzeit beschäftigten sie sich mit den Feinden, bis der Befehl zum Rückzug kam - von beiden Seiten. So kehrte die Legion zum Luftschiff zurück, um von dort aufzubrechen. Siegreich, wie sich herausstellte. Auch wenn ihnen mitgeteilt wurde, dass die Legionsführerin gefallen war. Ein bedauernswerter Verlust, aber dennoch - Sieg war Sieg.
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Bei ihrer Rückkehr sahen sie Ziron im Kampf gegen zwei Wesen. Richtig zu deuten war dies für ihn nicht. War der Erzliche gefallen? Einfach nur verschwunden? Das würde sich noch aufklären.
Für den Moment war jedoch alles gut. Und die Zukunft? Möge das Engelsheer kommen, was vorausgesagt war, sie würden bereit sein.
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Er selbst kehrte nach Ivren'mir zurück. Nun, es galt weiterhin, die Insel zu halten, bis der Lord einen anderen Befehl gab. Es war niemals verkehrt, einen Stützpunkt zu unterhalten. Auch, wenn das Heer geschlagen wurde, war er sich sicher, dass ihre Feinde nicht einfach aufgeben würden. Dazu waren sie am Ende doch zu stoisch, zu hartnäckig. Man musste sie leider nach und nach ausmerzen, statt dass sie sich einfach dem Unvermeidlichen fügten und sich unterwarfen.
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