Silberburger Hafen - eine chaotische Pest

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Golga/Kendor
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Silberburger Hafen - eine chaotische Pest

Beitrag von Golga/Kendor »

Mächtig und in voller Pracht erhob sich die Mauer vor ihm. Doch richtete er sein Augenmerk auf jene Stelle, an der eigentlich das Tor zum Hafen sein sollte, so fand er dort eine hochgezogene Mauer. Der Hafen war versiegelt. Eine Wachmannschaft befand sich vor diesem ehemaligen Tor und erfüllte ihren Dienst für das Volk.
Er legte seinen Kopf etwas mehr in den Nacken und blickte zum blauen wolkenlosen Himmel hinauf. Es wäre ein schöner Tag, wenn nicht das Gekreische der Möwen fehlen würde, das geschäftige Treiben und die damit verbundenen Laute, die sonst so in einem Hafen ihr Zuhause fanden. Stattdessen vernahm man das Kratzen, Kreischen und Gestöhne anderer Kreaturen, unnatürlichen und abartigen Wesen.

Golga nahm sich noch die Zeit und kostete die wohltuende Wärme der Sonne auf seiner Haut aus. Das strahlende Hell erfüllte ihn mit neuer Energie.
Er blieb nicht lange von der Wachmannschaft unbemerkt. Nach einer kritischen Musterung kamen auch drei der Soldaten auf ihn zu. Man musste nicht eine herausragende Menschenkenntnis besitzen, um zu erkennen, dass es sich hier um kampferprobte Soldaten handelte.
Der Krone zur Ehr, was führt euch hierher, an diesen Ort?“ Dass sie auf eine Antwort bestanden, verdeutlichten sie, indem sie ihre Hellebarden auch entsprechend in Position brachten und gut sichtbar für den Magier präsentierten.
Dem Volke zum Wohl“ erwiderte er den Wachen. „die Krone schickt mich, ich soll mir das einmal anschauen“ deutete mit einem Nicken in Richtung Hafen. Golga hielt hier auch das kleine Abzeichen der Ritterschaft so hin, das die Soldaten es zwar sehen konnten, aber andere Herumstehende keinen 'zufälligen' Blick drauf werfen konnten.
Wieder musste er sich einer Musterung unterziehen, der prüfende Blick wollte noch nicht weichen.
Einer der Wachen holte dann die Befehle und Anordnungen für den heutigen Tag heraus.
„Ja, ist angemeldet“
Eher brummend kam dann: „Wenn Ihr irgend einen Unfug anstellt und diese Kreaturen über Silberburg herfallen, dann wird meine Hellebarde ihren Platz in eurem Fleisch finden“
Unmissverständlich und klar war diese Drohung. Golga nahm es der Wache nicht einmal übel. Er hätte nicht anders reagiert. Der Schutz und das Wohl des Volkes gehen immer vor.
Jetzt hörte er sich sogar in Gedanken wie ein Ritter an.

Auch wenn die Situation jetzt augenscheinlich geklärt ist, begab er sich dennoch ein paar Schritte vom Weg ab. Als er dann die Augen schloss, sammelte er Magie um sich, formte und webte diese zurecht. Einige Silben wurden gehaucht. Die Magie umschlang ihn und hüllte ihn gänzlich ein. Schlagartig wurde das Licht immer heller. Dabei konnte man in diesem Licht erkennen, wie seine Silhouette sich veränderte. Man könnte meinen, dass sie zerriss und sich wieder neu zusammen gefügt hatte, zu etwas Größerem, Kräftigerem mit Flügeln.
Der Zauber vollendete sein Werk und Golgas Gestalt hatte sich zu der eines Gargoyle gewandelt. Kräftig schlug er mit seinen ledrigen Flügeln und erhob sich so, mit zunehmender Geschwindigkeit, in den Himmel empor. Als er seine Position erreichte, blickte er hinab zum Hafen. Im regelmäßigen Takt schlug er mit seinen Flügeln um nicht zu fallen.

Die rötlich aufglimmenden, dämonischen Augen suchten den Hafen ab. Die Zerstörung war allgegenwärtig, Kaum ein Gebäude stand noch, die Wohnhäuser bis auf die Mauern niedergebrannt.

Hafen-Bild.PNG

Eine Werft gab es nicht mehr. Die Tavernen dahin gefegt. Ein Bild der kompletten Zerstörung präsentierte sich in seiner reinsten Form. Die Handschrift einer Feuersbrunst war deutlich zu erkennen. Hier und da war es mal notwendig, die Position zu ändern und den Blickwinkel anzupassen, damit das Bild über den Hafen komplementiert werden konnte.
So stellte sich heraus, dass der ganze Hafen, zumindest die Reste, die davon übrig geblieben waren, von einem grünlichen Nebel durchtränkt wurden. Wohin er auch blicken mochte, er fand überall eigenartige Kreaturen. Das ging von riesigen Ratten - manche von ihnen standen sogar auf zwei Beinen und erinnerten an die Rassiter aus der Wüste - bis hin zu untoten Wesen. Es schien so, als ob alles was jemals dort lebte sich auch verändert hatte. Einige dieser Kreaturen hatten sich zwar schon verformt und der Verwesungsprozess war weit fortgeschritten, aber an ihren verbliebenen Rüstungsteilen konnte man erkennen, dass es sich einst um Wachen aus Silberburg handelte.

Hafenbild2.PNG

Golga wollte so wenig wie möglich dem Zufall überlassen, die obligatorischen Schutzzauber fanden schnell ihren Einsatz und weiter noch legte er einen Unsichtbarkeitszauber auf sich. Er verringerte die Distanz zwischen sich und dem Boden.
Kurz bevor er die erste Dachspitze erreichte, spürte er hier, dass etwas nicht stimmen mochte. Er konnte es in diesem Moment noch nicht fassen und auch nicht beschreiben, aber er konnte es dennoch fühlen. Er musste Gewissheit erlangen. Golga setzte an, seine Magie zu sammeln, sie wieder entsprechend zu formen und zu weben, doch bei diesem Prozess war etwas nicht in Ordnung. Auch wenn es nur eine kleine Nuance war, so entging sie dem Magier nicht.
Er wirkte den Zauber und wollte der Magie jene Freiheit geben, welche es ihr ermöglichte, sich zu entfalten. Doch anstatt eine Analyse über eine der Kreaturen zu erlangen, verformte sich die Magie und eine brüchige, halbfertige Steinmauer bildete sich. Als ob die Magie verzerrt wurde, umgelenkt, und teils absorbiert und in seiner Gänze verformt und geändert. Welch reine Form des magischen Chaos sich hier doch offenbarte!

Golga nahm etwas mehr Abstand von der Nebelschwade. Als er genug Raum zwischen sich und diesem „Chaosfeld“ gebracht hatte, begann er wieder einen Zauber zu wirken. Er zeichnete neben sich in die Luft ein Pentagramm, Reagenzien und Wörter der Macht fanden ihren Einsatz, das Pentagramm glühte auf, zerging in tropfenähnlicher zähflüssiger, dicker Lava, ehe es sich ganz auflöste. Wie als ob jemand in der Horizontalen sich aus dem Wasser abheben würde, so erschien der erste Dämon. Gleich darauf der Nächste. Deren Blick (ver-)sprach tausend Tode. Der tiefgehende Hass wurde ihm unverhohlen entgegen geschleudert.
Und dennoch schmunzelte der Magier, er war ihnen überlegen und sie mussten ihm gehorchen, ja gar sein Leben schützen. Welch Ironie, welch Groll – Herrlich.

Eine kleinere, engere Seitengasse wurde gewählt, in welcher sich nicht so viele Kreaturen befanden. Er musste nur hinunter deuten und die Dämonen stürzten sich widerstandslos hinab. Sie konnten nicht anders und beugten sich dem Willen des Magiers.
Die Klauen der Scheusale trafen mit unerwarteter Wucht ihre Opfer, um ihnen tiefe, klaffende Wunden zuzufügen. Immerhin konnten die Dämonen so ihre Wut, welche sie nicht an dem Beschwörer austoben konnten, auf jenem Weg an diesen untoten Geschöpfen auslassen. Diese jedoch suchten nicht ihr Heil in der Flucht, nein, sie nahmen den Kampf sofort auf, auch wenn sie unterlegen waren und keine Aussicht auf Erfolg sich zeigen wollte. - Sie wurden regelrecht auseinander gerissen.
Plötzlich tauchten Ungereimtheiten in den Bewegungsabläufen der Dämonen auf. Sie krümmten sich einmal, erbrachen sogar und taumelten zurück. Zeigten sich hier die ersten Anzeichen einer Vergiftung? Der Magier wartete ein wenig und behielt die Position des Beobachters bei.
Da war es dann, ein feiner grüner Schimmer legte sich auf die Dämonen. Sie passten sich der Umgebung an, ihre Giftresistenz zeigte hier all zu deutlich ihren Vorteil. Das Geplänkel setzte sich also fort.

Der Magier verringerte wieder den Abstand zum Nebel und lenkte diesmal seine Aufmerksamkeit auf die zuletzt verbliebene Kreatur, welche von den beiden Dämonen flankiert und unsanft festgehalten wurde.
Jux Wis“ hauchte der Magier von sich. Der Zauber traf die Kreatur zwar in voller Gänze, doch er hatte sich geändert. Ein Riss in der Dimension öffnete sich und umschlang die festgehaltene Kreatur. Dabei zerrte die Finsternis aus der anderen Seite am untoten Wesen und fügten diesem Schaden zu. >Hach, mhh,<
Die Dämonenklauen, welche bis eben noch die verfluchte Kreatur festhielten, ließen nach und gaben dem Wesen ihrerseits die Freiheit zurück, was jedoch nichts daran änderte, dass es weiterhin vom Dimensionsriss umschlungen war.
Als der Zauber sich langsam auflöste, bohrten sich die Dämonenklauen wieder in das Fleisch dieser Abscheulichkeit. Sie hoben es vom Nebel hoch und begaben sich zwar auf gleiche Höhe zum Magier, jedoch näherten sie sich ihm nicht. Da waren sie nun, circa 20 Schritt über dem Boden und 10 Schritt voneinander entfernt.
Golge zögerte nicht lange. Reagenzien fanden ihren Einsatz und Wörter der Macht wurden gehaucht. Diesmal zeigte der Zauber keine Fehler und der Feuerball traf das untote Wesen. Der nächste Befehl an die Dämonen besiegelte dann das Schicksal dieser Kreatur. Es wurde in zwei Hälften gerissen. Als der Kadaver dann von den Dämonen achtlos fallen gelassen wurde, und diese sich dem Nebel auch nicht mehr näherten, löste sich langsam der grüne Schimmer auf ihrer ledrigen Haut auf. - Interessant.


Golga begann dann seine Magie in unterschiedlicher Weise zu formen und zu weben, er schickte verschiedene Magiestränge von sich ab und wollte so die nähere Umgebung erforschen. Aber nicht nur hier auf dieser Ebene. Er konzentrierte sich weiter und fokussierte diese Anlagerung seiner Sinne auch auf die astrale Ebene. Und hier fand er eine Verunreinigung vor, welche die Magie zu diesen chaotischen Auswüchsen führte. Abgekoppelt vom Nebel – wieder ein interessanter Aspekt.
Diese Verschmutzung war der Auslöser, war jedoch nicht zeitgleich mit dem Nebel zu verbinden. Dieser Nebel hatte seinen eigenen Ursprung, nämlich in jener der Todesmagie, der Nekromantie.
Und wieso es zu diesem chaotischen Zustand der Astralebene gekommen war, konnte er sich auch nicht erklären.

Zwei Probleme, die mit einander verbunden sind. Man kann das Eine nicht ohne das Andere lösen. Verzwickte und zeitgleich frustrane Situation.

Wie war das noch gleich, was hatte er zur Vorgeschichte des Ganzen erfahren gehabt? Er musste Xapoa, Amine aufsuchen und auch Thamion und Pandor sollten sein Ziel werden.
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Amine
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Re: Silberburger Hafen - eine chaotische Pest

Beitrag von Amine »

Als junge Elpida war Amine an der Seuche erkrankt. Die Erkrankung war sehr stark gewesen, aber dank der Hilfe von Xapoa und Nimue konnte die junge Amazone wieder vollkommen genesen. Ihre alte Ausbilderin, Ali’Shondra besuchte sie ebenfalls.
Als sie eines der Seuchenfelder untersuchten, lagen dort einige Splitter – in der Zahl drei Stück. Da diese zu gefährlich waren, sollte Amine diese in drachenledereingewickelte Splitter auf der Insel der Ierkes. So sollte keiner diese Splitter erhalten.
Ein paar Monde später lernte sie Golga kennen und auf Grund seines Wissens im Bereich der Magie, seine Bekanntschaft zu Xapoa und seines geringen arroganten Auftretens, fasst sich Amine ein Herz und brachte ihm die Splitter in einem Holz Kistchen, welche ebenfalls mit Drachenleder ausgekleidet war.

splitter.PNG

Die Tage vergingen und Amine hatte einen Morgen ein ungutes Gefühl. Wie konnte es sein, dass man ein ganzes Gebiet in Silberstadt der Seuche übergab. Man sollte es reinigen. So wie sie es in Ansilon gemacht hatten und nun dort ein Teich das Gebiet zierte. Sie beschloss nach Silberstadt zu reisen und die Kanalisation zu inspizieren. Als junge Elpida hatte sie immer dort Untote getötet und Zugänge zum Hafen und in Silberstadt gefunden.
Sie betrat dann den Eingang östlich der Glühwürmchenfeste und kämpfte sich langsam mit ihrem Löwen durch das Gebiet. Es war aber kein Eingang zu erkennen. Alles war eingestürzt und man konnte den Hafen vom Boden oder auch unterirdisch nicht erreichen. Sie musste Golga aufsuchen und ihn befragen. Zum einen hatte sie ihn schon eine längere Zeit nicht gesehen und zum anderen wollte sie wissen, ob er etwas über die Splitter herausgefunden hatte.

kanalisation.PNG
Praeliis ferox
Quem juvat clamor, gaeleaeque leves
Acer et Marsi preditis cruentum
Vultus in hostem.
Horat.
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