Der Fall der Zwergenbinge Azurit

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Arombolosch Glimmerbart
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Der Fall der Zwergenbinge Azurit

Beitrag von Arombolosch Glimmerbart »

Bedrohung aus den Tiefen

Rückblickend betrachtet kam es ihm vor wie eine Ewigkeit, tatsächlich vergingen wohl nur wenige
Stunden bis die Zwergenbinge Azurit am Bergblausee fiel. Die Kazad in der er geboren wurde,
aufwuchs und für über dreihundertfünfzig Jahre lebte. Bis zu diesen verhängnisvollen Tag.

Die Binge lag in einer gigantischen Kaverne und erschloss sich über mehrere Ebenen. Auf einer der
oberen Ebenen grenzte sie an einem großen unterirdischen See, dem sie auch ihren Namen
verdankte. Das Gestein in der Umgebung war reich an Edelsteinen.
Ein unterirdischer Fluss durchlief Stadt und See und einige wenige seiner Art waren wagemutig
genug diesen entlang zu fahren und Handel zu treiben.
Stollen und Wege verteilten sich über alle Ebenen und durch ein verwinkeltes System konnte man
so zu anderen Städten und sogar rauf bis zu einem kleinen Außenposten an die Oberfläche
gelangen.

Auf der untersten Ebene lag das riesige Tor zu den Straßen der Ersten. Große Handelsstraßen erbaut
in der alten Zeit um eine schnelle und sichere Reise zwischen den größten Zwergenstädten zu
gewährleisten.
Oftmals waren diese Straßen heutzutage jedoch überrannt von allerlei Ungetüm und so war das
große Tor schon seit vielen Jahren geschlossen...

Bis heute

Arombolosch befand sich gerade auf einer der höheren Ebenen, gerade noch hatte er sich den Wanst
vollgeschlagen und jetzt lief er Gedanken verloren über einen der Handelsplätze. Reges treiben
herrschte auf allen Ebenen, doch als das quietschen einsetzte und sich langsam die großen
Zahnräder in Bewegung setzten welche die beiden Torflügel öffneten verstummten alle abrupt.
Wohl niemand konnte glauben was sich da abspielte, die lang verschlossen Tore schoben sich
langsam und stetig auf und jetzt konnte man die ersten Gestalten ausmachen die im Durchgang
standen, hager und gebückt, Rücken und Gelenke schlaff herabhängend oder unnatürlich verrenkt
schlurften sie durch das Tor, die ausgemergelten Gesichter ausdruckslos und die Haut weiß, beinahe
durchsichtig.

"Bleiche!" rief einer der nahestehenden Wachen und stürmte mit gezogener Axt los, andere folgten
ihm doch auch durch das Tor ergoss sich jetzt ein zunehmender Strom dieser Kreaturen, unzählige
und nicht enden wollend schlurften sie in die Stadt. Der erste Axtstreich traf auf blasse Haut, doch
so schwächlich der Körper auch aussah umso widerstandsfähiger war er.

Der Krieger der zum ersten hieb ausgeholt hatte setzte direkt nach hinterließ jedoch keine
ernsthaften Verletzung, kurz darauf sah er sich von Bleichen umzingelt, sie griffen und zerrten an
ihm, zogen ihn zu Boden und trieben ihre Zähne in Rüstung und Fleisch bis er dann in einem
Haufen von ihnen unterging und nie mehr gesehen ward.

Hörner erschollen, ließen den Boden erzittern und versetzten den Berg in Aufruhr.

Arombolosch sank das Herz in die Hose, seine schwieligen Hände in die steinerne Balustrade
gekrallt sah er auf die Ebene hinab. Er selbst kannte die Bleichen nur aus Erzählungen, wusste
jedoch das sie eine äußerst reale Bedrohung waren. Üblicherweise traten sie nur vereinzelt auf und
waren ein Fall für die Feuerwehr. Ein Trupp immer bestehend aus fünf Zwerginnen und Zwergen,
zwei die den Bleichen mit einer Fangschlinge fixierten und drei die der Kreatur mit Feuer zusetzten
bis sie endlich verendete. Für die Menge die jetzt durch das Tor drang gab es jedoch weder genug
Leute noch Gerätschaften. Nur langsam drang das Dröhnen der Hörner in seinen Verstand, und es
verging ein weiter Augenblick bis ihm klar wurde wozu sie aufforderten: Rückzug!

Auf der untersten Ebene wurde alles stehen und liegen gelassen, ein jeder machte sich eilends auf
den Weg zum nächst höher gelegenen Plateau.

Nur wenige Kriegerinnen und Krieger hielten die Bleichen soweit auf Abstand damit das Gelände
eilig geräumt werden konnte, und als auch diese Kämpfer sich in die höher gelegene Sicherheit
gebracht hatten fielen tonnenschwere Steinblöcke in die Durchgänge. Das würde die Angreifer
jedoch nur kurz aufhalten, die nächste Ebene lag einige Schritt höher, doch war es kein
abgeschlossener Bereich. Die Bleichen würden sich an der Mauer stauen, gegenseitig überrennen
und auftürmen bis es ihnen irgendwann gelingen würde in den höher gelegenen Abschnitt zu
gelangen...
Zuletzt geändert von Arombolosch Glimmerbart am 26 Jun 2021, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Arombolosch Glimmerbart
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Re: Der Fall der Zwergenbinge Azurit

Beitrag von Arombolosch Glimmerbart »

Der Rat der Zwerge

Die nächste Ebene wurde gleich mit evakuiert, mit Fallen gespickt und die Durchgänge weiter nach
oben versiegelt um Zeit zu gewinnen. Noch immer drangen Ströme von Bleichen durch das Tor und
insgeheim ahnte wohl schon jeder worauf es hinaus laufen würde. Währenddessen rief der Rat eine
Notfallsitzung ein, je drei Vertreter der größten Sippen kamen zusammen so dass sich jetzt knapp 60
Zwerginnen und Zwerge im Ratssaal einfanden.

Arombolosch's Mutter war die Anführerin seiner Sippe, sie hatte sich den Platz seines Vaters
verdient und eingenommen als dieser sich dereinst, vom Gleißwurm befallen, als unwürdig erwies.
Seine Mutter selbst war es gewesen die diese Gefahr erkannt und aufgedeckt hatte, ihrem ehemals
aufrichtigen und liebenden Ehemann der Bartschur unterzog und ihn in die Verbannung schickte.
Das erste große dunkle Ereignis in Arombolosch's Leben, doch so begab es sich das er sich jetzt an
der Seite seiner Mutter im Rat befand.

Ausnahmsweise einmal musste nicht groß herum diskutiert werden, schnell war man sich einig das
die Binge unter diesem Andrang nicht standhalten würde und das eine zügige vollständige
Evakuierung über die noch freien Stollen und den Fluss stattfinden müsse. Ständig wurden Boten
losgeschickt um Befehle weiterzutragen. Die Planung war schon weit vorangeschritten bis der
oberste Hüter der Steintafeln Gurdakaz Bartstolz den Raum betrat. "Die Räumung der Binge ist
notwendig, sicher. Und ein jedes Zwergenleben ist kostbar, gleichwohl dürft ihr eines nicht
vergessen: Azurit ist auch ein Hort alten Wissens, Pläne und wundersame Gerätschaften dessen
Fertigung sich heute unserer Möglichkeit entzieht weilt noch immer tief verborgen in unserem
Zentrum. Und vergesst auch nicht das Artefakt das unsere Ahnen und somit auch wir geschworen
haben zu beschützen, oder, so nicht anders möglich, zu vernichten. Es reicht nicht unsere Stadt
einfach zu evakuieren, sie muss vollständig zerstört werden.

Murmeln und Raunen erfüllte den Saal. Jeder wusste von diesem Artefakt aus einer Zeit da noch
Frieden zwischen den Völkern herrschte und ein jeder fühlte sich noch immer an das einst durch
ihre Urahnen gegebene Versprechen gebunden. Wenn auch niemand mehr wusste wozu dieses
Artefakt diente war eines sicher, es musste zerstört werden und mit ihm das gesammelte Wissen der
alten Zeit. Zu groß die Gefahr das es jetzt in falsche Hände geriet.

Arombolosch erinnerte sich, das Artefakt lag tief im Berg verborgen, ein Großteil des Gesteins
darüber wurde damals abgetragen so das die Stadt zu großen Teilen nur noch auf einen
ausgeklügeltem System von Pfeilern und Säulen stand. Er erinnerte sich ebenso daran das es eine
Vorrichtung gab welche diese Säulen zum Einsturz bringen und das Gewicht der ganzen Binge auf
das Artefakt schlagen lassen würde um es endgültig zu zerstören.
Ein Himmelsfahrtkommando, wer auch immer diese Vorrichtung betätigte würde mitsamt der Stadt
untergehen.

Auch die anderen Sprachen jetzt über diesen Mechanismus, und es sollte ein kleiner Trupp
freiwilliger aufgestellt werden die sich in den sicheren Tod aufmachten während die anderen
evakuiert wurden.

Ihm kam ein Gedanke, diese Masse an Bleichen war untypisch, und wieso hatte sich das lang
verschlossene Tor einfach so geöffnet, gab es jemanden der es gezielt auf das geheime und
gesammelte Wissen anlegte, oder sogar auf das Artefakt? Und musste man damit rechnen das es
einen Verräter in den eigenen Reihen gab?
Dieses Risiko durfte er nicht eingehen. Als er sich erhob und den Blick seiner Mutter traf erkannte
er das sie den gleichen Gedanken gehabt hatte, sie sah was er tun wollte und setzte zum Protest an,
doch da sprach er schon:

"Ich werde gehen..."
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Arombolosch Glimmerbart
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Re: Der Fall der Zwergenbinge Azurit

Beitrag von Arombolosch Glimmerbart »

Der Fall Azurits

Er hatte noch mehr sagen wollen, doch versagte ihm die Stimme als seine Mutter ihn schluchzend
umarmte. Allen fiel es schwer aber die Zeit drängte und so wurde der Abschied kurz gehalten.
Neben ihm meldeten sich noch fünf Krieger, tapfere Zöpfe und Bärte sowie noch drei von der
Feuerwehr, ausgerüstet mit ihren Feuerschläuchen. Darunter ein greiser Alter, von der Sorte die sich
irgendwo in den Stollen hockt und einen absetzt. Arombolosch kannte ihn nur flüchtig, doch sagte
man ihm nach das er einst selbst vom Gleißwurm befallen und seitdem nicht mehr der selbe war.

Die Krieger rüsteten sich, die Feuerwehr schulterten ihre prall gefüllten Beutel und entfachten den
Zunder an den Spritzen ihrer Schläuche. Arombolosch packte seinen Beutel, steckte Werkzeug ein
sowie Hammer und Spitzhacke. Dann machten sie sich auf den Weg, suchten eine Stelle an der sich
möglichst wenige der Bleichen befanden und die günstig lag um die Pforte auf der ersten Ebene zu
erreichen die zu den Krypten und Grabkammern der Ahnen führte.
Das Ziel war das Mausoleum des Gugarutz Glimmerbart und seiner Gattin Idalnur,
Begründer der Binge Azurit und erster der Sippe Glimmerbart.
Der Trupp Freiwillige ging den Weg an der Balustrade entlang zum erwählten
Abstieg, passierten die Reihen der Zwerge und es dauerte nicht lange bis einer ein Lied anstimmte,
nach und nach stiegen weitere ein, es breitete sich aus wie ein Lauffeuer und ein letztes Mal war die
Kaverne erfüllt vom donnernden Gesang der Zwerge.

Der Plan war so naiv wie alternativlos: Hinabsteigen und dann rennen, von Gefahren fernhalten und
sich nur kurz in Scharmützel verwickeln lassen wo es nicht anders ging. Einen Großteil des Weges
gelang dies sogar recht gut, die Feuerschläuche blendeten die vereinzelten Bleichen mit kurzen
Salven ihrer Flammen und hielten sie auf Abstand, kam eine Kreatur doch zu nahe wurde sie mit
einem kräftigen Stoß eines Schildes zu Boden befördert.

Dann tauchte plötzlich ein Pulk von ihnen hinter einer der Werkstätten auf, einer der Krieger wurde
gepackt und zu Boden gezerrt, ein zweiter war nicht davon abzubringen dem zu Boden gezerrten zu
helfen, Arombolosch wusste das es Brüder waren. Wuchtige schnelle Hiebe droschen auf die
Bleichen ein die sich wenig beeindruckt zeigten und schon bald teilte er das Schicksal seines
Bruders.

Sie kamen ein Stück weiter, doch die Reihen der Bleichen schlossen sich jetzt, der Trupp der
Zwerge verteilte sich etwas, was ihr Glück war, denn einer der Spritzen der Feuerschläuche wurde
jetzt ergriffen, es kam zu einer Beschädigung der Apparatur, das Feuer breitete sich über dem
Zwergen und seiner Ausrüstung aus und endete in einer Explosion die Zwerge und Bleiche
gleichermaßen zu Boden warf.

Arombolosch dröhnte der Schädel jemand zerrte an ihm und er schlug danach bis ihm aufging das
er nach oben gezogen wurde, eine Zwergenkriegerin hatte ihn gepackt, einer der Feuerwehr verteilte
wieder seine kurzen Salven und beschützte die beiden so gut es ging. In der Ferne sahen sie den
alten irren fortrennen.

Sie setzten zum letzten Spurt an, wenige Schritt jetzt nur noch und sie hatten die Katakomben
erreicht, der Kreis um sie schloss sich, Kriegerin und Feuerschlauch forderten Arombolosch auf
alleine weiterzugehen, sie würden ihm so lange es ging den Rücken frei halten. Er wusste das es
keinen Sinn haben würde mit den Starrköpfen zu diskutieren und rannte los.

Rannte so schnell er konnte, vorbei an Krypten und Särgen aus Steinen und Metall, reich verziert
und mit Schätzen geschmückt und nicht selten war eine Büste oder eine Staue hinter dem Grabmal
platziert. Abbilder der Zwerge die hier ihre ewige Ruhe gefunden hatten.

Bald holten ihn die Todesschreie seiner beiden letzten Kameraden ein und er wusste, die Bleichen
waren ihm jetzt auf den Fersen, gewunden und leicht ansteigend führte ihn der Weg hinauf, bis er es
endlich vor sich sah: Ein goldenes Tor, weit offen stehend, führte ihn in die Grabkammer von
Gugarutz und Idalnur Glimmerbart. Er betrat die große Halle, schob eilends die Torflügel zu und
verkeilte seine Spitzhacke zwischen den Griffen damit sie nicht mehr geöffnet werden konnten.
Dann sah er sich um, die Wände aus Gold und verziert mit feinen Runen die den Werdegang der
beiden wiedergaben. Der Sinn erschloss sich ihm nicht, waren sie doch in der alten Sprache
verfasst. Auf zwei erhöhten Podesten die Särge der beiden Zwerge. Davor standen zwei Statuen,
Abbilder seiner beiden Ahnen und vor diesen eine kleine Feuerschale, ein zaghaftes Flämmchen
loderte darin ohne Anzeichen eines Brennstoffs. Nur gelegentlich konnte er eine kleine Öffnung auf
dem Boden der Schale erkennen und er mutmaßte das die Flamme von anderswo gespeist wurde.
Neben der Tür durch die er gekommen war befand sich ein großes Fass randvoll mit Kohlebrocken.
An den Seiten des Raumes, links und rechts befanden sich Gerätschaften, bestehend aus Rohren die
in der Wand verschwanden sowie kleine Öfen die durch Eisenklappen verschlossen werden
konnten. An jeder Klappe war jeweils ein Metallbarren anderer Sorte angebracht.

Ihm wurde schnell klar was hier verlangt wurde, er würde jeden der Öfen soweit befeuern müssen
bis sie den Schmelzpunkt des jeweiligen Erzes erreicht haben würden. Er würde die Öfen mit Kohle
beladen und mit der kleinen Flamme entzünden. Er kannte die Schmelzpunkte in und auswendig,
war er doch Zeit seines Lebens mit ihnen vertraut, das wirklich anstrengende war jeden der Öfen
zeitgleich am laufen zu halten, neu zu befeuern und die Temperatur nach oben du treiben.

Schweiß troff an Haar und Bart herab und doch bemerkte er irgendwann wie sich die Metalle
verflüssigten, sie sickerten nach unten und flossen in feinen, im Boden ausgespart, Linien durch den
Raum auf die runde Eisenplatte zu.

Mittlerweile hörte er hinter dem Tor das Schlurfen, Kratzen und Stöhnen seiner Verfolger, doch als
das letzte flüssige Metall die Mitte erreicht hatte ging ein Ruck durch den Raum. Die Eisenplatte
teilte sich und schob sich quietschend zur Seite. Irgendwann stockte es jedoch, die Apparatur
musste zu alt sein und etwas klemmte, er zerrte erfolglos mit bloßen Händen an einer der Hälften,
warf missmutig einen Blick zu seiner Spitzhacke am Tor, doch die war keine Option.
Erneut sah er durch den Raum und bemerkte einen Gehstock den die Statue Gugarutz's in der Hand hielt.
Ein Stab aus reinem Mythril. Der Griff war in der Form eines behelmten Zwergenkopfes, ein langer
geflochtene Bart schlängelte sich zu Boden und bildete den Stab. Beherzt griff er danach, die Statue
gab den Stock problemlos frei, und als er ihn in der Hand hielt stemmte er damit die Eisenplatte
weiter auf. Ruckartig sprang sie zur Seite und mit einem rattern erhob sich jetzt ein Zahnrad etwa
auf halber Höhe vor ihm. Ein Hebel befand sich an einer Seite.

Er schluckte, griff nach dem Hebel und brauchte seine ganze Kraft um ihn auf die andere Seite zu
ziehen. Langsam jetzt setzte sich das Zahnrad in Bewegung und er konnte hören wie nach und nach
weitere Zahnräder einrasteten. Ticken, Surren und Quietschen erfüllte leise den Raum, stieg immer
weiter an bis es einem dröhnen glich und bald glaubte er darin eine Stimme zu erkennen, monotone
Worte, emotionslos herunter gerattert. Er verstand nur wenig, das meiste waren alte Worte, es wurde
wohl beschrieben was passieren würde, und was unwiederbringlich verloren geht. Daraufhin setzte
das beben ein, Staub rieselte von der Decke und er glaubte zu hören wie in der Ferne ein paar
Bauten einstürzten, die ersten Säulen unter der Stadt gaben nach. Doch noch etwas geschah, die
beiden Statuen drehten sich auf zwei Sockeln, eine Steinplatte die in das Podest eingearbeitet war
fiel nach hinten und gab den Weg frei zu einem verborgenem Tunnel.

Arombolosch konnte es nicht glauben, war er doch fest davon überzeugt das er hier und heute
sterben würde, hatten seine Ahnen ihm wirklich dieses, im wahrsten Sinne des Wortes,
Hintertürchen offen gehalten? Den Gehstock seines Urahnen noch immer in der Hand schob er sich
durch den Durchgang, rannte einen nicht enden wollenden Gang entlang. Gelegentlich war es ihm
möglich durch eingearbeitete Sichtfenster im Gestein ein Blick auf die Stadt zu erhaschen, es bebte
und bröckelte, Gebäude stürzten ein.

Er konnte einen Blick auf den See werfen, die Stege waren leer, weit in der Ferne glaubte er ein
Boot zu erkennen das sich auf dem Fluss treiben ließ, Familie und Freunde auf dem Weg zu
sicheren Gestanden.

Einmal sah er den alten Irren der ihn nur kurz begleitet hatte, bewaffnet mit zwei Feuerschläuchen,
sich im Kreis drehend lachte er wie von Sinnen und hielt die Bleichen im Schach, bis sich ein Spalt
unter ihm auftat und ihn sowie seine Widersacher in die Tiefe riss.

Ein weiterer Spalt und trotz aller gebotenen Eile musste er anhalten, er sah einen Menschen in
langem Gewand. Hier, so weit unter dem Berg? Und neben ihm, ein Zwerg, dessen kahl rasierten
Kopf und Gesicht er nie vergessen würde. Ihm sank das Herz. Konnte es wirklich sein das sein
eigener Vater der Verräter war? Hatte er als ausgestoßener in den Tiefen überlebt und jetzt das große
Tor geöffnet?
Sie standen zwischen den Bleichen, die einen Abstand zu den beiden hielten, und waren in eine
hitzige Diskussion vertieft.

Ein weiteres beben und wieder versank ein Teil der Stadt. Er schob die Gedanken beiseite, rannte
weiter und nur aus dem Augenwinkel sah er wie der Mensch etwas heraufbeschwor was wohl ein
magisches Tor sein musste. Sie Schritten hindurch, dann plötzlich verschwunden.
Fuchtler?! War er hinter dem Artefakt her? Unweigerlich bildete sich ein grimmiges Grinsen unter
Arombolosch's Bart. Immerhin würde der Magier es nicht in die Hände bekommen.

Er kam jetzt an das Ende des Ganges, ein großer Abgrund tat sich auf und darüber hängend war eine
Plattform aus Eisen angebracht, eine Art Gefährt hing dort an Haken, unter sich nur die Leere,
vernahm er leise das Rauschen von Wasser.

Eine erneute Welle durchlief den Berg und er ahnte das es bald soweit war, stieg eilig in das kleine
Gefährt und schloss die Luke, ein Sitzplatz war da mit einem Ledernen Gurt. Er nahm Platz und
schnallte sich an. Ein kleines Fenster aus dickem Glas ermöglichte ihm einen Blick nach draußen.
Darunter befand sich ein Pult mit diversen Hebeln. Die Beschriftungen waren wieder in der Sprache
die er nicht verstand und so zog er wahllos an dem dicken roten Hebel. Die Haken lösten sich und er fiel...
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Arombolosch Glimmerbart
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Re: Der Fall der Zwergenbinge Azurit

Beitrag von Arombolosch Glimmerbart »

Ein neuer Tag

Er fiel mehrere Schritt tief bis das Gefährt im Wasser landete und von der Strömung erfasst wurde.
Eilig versuchte er sich einen Überblick über die Hebel zu verschaffen und probierte sie
nacheinander aus. Einer den er zog begann automatisch einen Ofen im hinteren Teil zu befeuern,
und als er diesen gefunden hatte konnte er auch die Funktion der anderen nutzen. Einer setzte außen
angebrachte Propeller in Bewegung, damit konnte er das Gefährt halbwegs stabil halten, sowie es in
Wasser auf und absteigen lassen. Eine blecherne Stimme gab dann und wann Informationen an ihn
weiter die er weder verstand noch hätte er ohnehin etwas damit anzufangen gewusst.

Gerade entwickelte er langsam ein Gefühl für die Steuerung als eine Druckwelle ihn erfasste, eine
gewaltige Kraft schleuderte ihn, das Wasser und alles was sich sonst noch dort befunden haben
mochte nach vorne.

Die Binge musste jetzt vollends auf dem Artefakt gelandet sein, es zerstört und seine gebündelte
Kraft freigesetzt haben.

Azurit am Bergblausee war nicht mehr.

Ein Ruck durchlief ihn als er hart gegen einen Felsen geschleudert wurde, er verlor die Kontrolle,
mindestens einer der Rotoren musste beschädigt sein und schlimmer noch: Es gab ein Leck,
langsam tropfte Wasser ins Innere. Für eine Weile würde er es noch darin aushalten können doch
irgendwann wäre der Punkt zum Ausstieg gekommen.

Stunden vergingen, oder war es sogar ein ganzer Tag? Immer wieder sah er sich um, trieb
unaufhaltsam voran und der Wasserpegel im Innern stieg an. Endlich irgendwann lief der Fluss
durch eine Kaverne, weiträumig und hell erleuchtet. Er griff nach dem Gehstock, das letzte was ihm
noch von seiner Heimat blieb, öffnete die Luke und sprang. Mit ach und krach schleppte er sich ans
Ufer, das Gefährt trieb weiter, mochte weiß Karaz wohl sonst wo landen.

Er schleppte sich noch weiter voran, müde und kraftlos. Bald konnte er Steinbauten in der Ferne
ausmachen. Erschöpft sank er auf die Knie als sich ihm jemand in den Weg stellte, er sah hinauf
und erblickte einen langen weißen Bart, sah in ein breites zahnlückiges Grinsen. Dumpf nur hörte er
den Zwergen sprechen:

Heda, dich hab ich hier noch nicht gesehen.
Und mit solchen Lumpen, das hätte ich mir gemerkt.

Willkommen in Bar Gorl.

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