Es war soweit. Der Zauber wurde fertig gestellt. Die Verbündeten wurden alle informiert. Die Paladine, in Person von Glaris, unterrichtet.Der Tag war gekommen und sie versammelten sich alle auf dem Hauptplatz Silberburgs.
Golga klärte die Versammelten nochmals über das Vorhaben und die Vorgehensweise auf. Er reichte auch allen noch eine magische Abhandlung des Zaubers. Diese Kopie war scheinbar mit einem Illusionszauber belegt. Zwar mochte man, so lange man das Schreiben bei sich trug auch alles lesen können, doch würde man das Schreiben verlieren, so würde man sich komischerweise auch nicht mehr ganz daran erinnern können. Als ob sich ein Nebelschleier um die Zauberbeschreibung gelegt hätte.
Nachdem alles vorerst geklärt worden ist, formte Golga dann ein Portal, welches sie zur Grabungsstätte führte.
Ohne Umschweife gingen sie auch zum ersten Zelt und nahmen die Treppen runterwärts zur Grabkammer. Dort versammelt wurden die nächsten Schritte besprochen. Offene Fragen wurden noch geklärt und das Ritual konnte in angriff genommen werden.
Mächtige und vielseitige Magie wurde von den Zauberwirkern gesammelt, gebündelt und entsprechend für das Ritual geformt. Von Golga dirigiert gingen dann etliche Magiestränge aus diesem Pool der Macht zu den ersten Kristallen. Diese nahmen die Magie begierig auf und glühten förmlich in einem hellen Licht auf. Als nächstes nahmen die Kristalle eine Verbindung untereinander auf. Ein Lichtstrahl reinster Magie wanderte von einem der Kristalle zum Nächsten und erzeugte so eine Verbindung zwischen den Kristallen. Selbst jene Glassteine in den unteren Bereichen schlossen sich der Vereinigung an.
Als die ersten Wörter der Macht ausgesprochen wurden, leiteten die Magier die erste Phase des Zaubers sein. Von den Kristallen aus breitete sich die die Magie wie ein Funkenregen über einen abgesteckten Bereich aus und füllte noch so jede feinste Fuge. Jeder Staubkorn wurde von der Magie berührt. Hell und grell leuchtete sich die Kammer aus.
In diesem vorbestimmten Bereich der Grabkammer, konnte man erkennen, wie der von der Decke rieselnde Sand immer langsamer wurde, ja gar dann auch mitten im Fall stehen blieb.
Die Zeit blieb stehen. - es raubte Ihm den Atem
Für die länge eines Herzschlages erlaubte er sich dieses Phänomen in sich aufzunehmen. - Einzigartig.
Die erste Phase war geschafft.
Jetzt war es an den Versammelten die nächste Formel zu sprechen. Und auch hier erfolgte dies im Einklang und der Zauber nahm seinen Lauf. Das noch eben in der Luft schwebende Sandkorn blieb nicht mehr hängen, nein, es wanderte wieder zurück zur Decke. Die Kristalle pulsierten hier regelrecht auf und gaben in kleinen, aber kräftigen Schüben ihre gespeicherten Energien ab.
Die zweite Phase war vollbracht und die dritte durfte nicht lange auf sich warten lassen. Durch Magie getränkt hallten Ihre Stimmen durch die Grabstätte und leiteten die letzten Wörter der Macht ein.
Ein reines Farbenspiel offenbarte sich den Anwesenden, erst mochte man meinen, dass es chaotisch war und nicht wirklich zusammen passte. Dies sollte aber nicht so bleiben, denn der Zauber entfaltete sich wie die farbenfrohen Flügel eines Schmetterlings nach seiner Verwandlung, und brachte Ordnung in das Chaos.
Die Magie erzeugte ein Bildnis in diesem Feld. Ein Bild, welches sich rückwärts bewegte. Der Zeitfluss war durchbrochen, die Vergangenheit tat sich Ihnen auf. Das Bild wirkte jedoch leicht verschwommen und man konnte jetzt nicht mehr die feinen Details erkennen. Eher schemenhaft mochte man meinen. Wohl dem Umstand geschuldet, dass ein sehr großer Bereich über mehrere Ebenen mit dem Zauber versorgt wurde.
Golga stand mit dem Zauber weiter in Verbindung und mit seiner rechten Hand schien er etwas in der Luft zu greifen. Das Handgelenk wurde nach rechts gedreht und das Bild beschleunigte sich. Erst mochte sich nicht viel tun. Doch dann sah man versammelt einige Streiter. Sie schienen sich für einen Kampf vorzubereiten und hielten eine Formation ein. Schilder und Waffen waren in ihren Händen zu sehen. Was jedoch mehr sein Interesse weckte, waren die Dämonen welche aus den niederen Ebenen heraufbeschworen waren.
Die Zeit floss weiter und das Bildnis änderte sich stets dem Fluss entsprechend. Dann vermochte man zu sehen wie zuvor die Grabstätte scheinbar geplündert wurde, wie Schriftstücke, Bücher oder gar Vasen und kleinere Statuen entnommen wurden. Irgendwann sah man auch Handwerker, welche die Grabstätte öffneten, wie Arbeiter Schutt und Geröll wegschafften.
Sie gingen Kammer für Kammer durch und es bot sich stets das selbe Bild wieder: Erst war es leer und dunkel, dann öffneten die Baumeister die Türen, später kamen immer mehr Leute dazu, manchmal mochte man auch Personen erkennen, welche in priesterliche Gewänder gehüllt waren, begleitet von Streitern und Handwerkern. Später kam es dann zu den Schändungen und Plünderungen.
Eine Kammer bot auch ein etwas unerwartetes Bild. Es schien so, dass ein Mann und eine Frau es sich nicht nehmen ließen ihrer „Liebe“ freien lauf zu lassen. Zwar mochte man zuerst sehen, wie der Mann sich an seinem Hosenbund schaffte, und die Frau bereitwillig ihre Schenkel öffnete, doch waren beide im nächsten Moment auch wieder verschwunden. An umfallenden Gegenständen konnte man jedoch zumindest ihr Liebestreiben erahnen.
Gelassen und ruhig, fast schon, als ob er dies erwartet hätte und nicht sonderlich darüber überrascht war, betrachtete er diese Szene. Seine Mundwinkel hoben sich an und formten ein verschmitztes Grinsen. Während andere näher traten oder gar scheinbar empört dreinblickten, machte sich Golga lieber zum nächsten Raum auf.
Sie gingen die Gänge entlang, passierten Tore und begutachteten die Kammern. Es wiederholte sich alles. Erst in der riesigen Halle, welche man nur durch ein magisches Tor passieren konnte, fügte sich eine neue Szenerie hinzu: Hier sah man wie ein dunkles Ritual abgehalten wurde. Wie Blut vergossen wurde und sonstige dazugehörende Handlungen vollzogen wurden. Selbst sein Zauber schien in diesem Moment schwächer zu werden und das Bild flackerte etwas.
Dieser Raum bedurfte einer ordentlichen Reinigung.
Glaris hatte genug gesehen.
Der Zauber wurde aufgelöst, die Kristalle erloschen und somit verschwanden auch die vorher ausgeteilten Schriftrollen. Noch verblieben kurz die Magieanwender, es wurden Danksagungen ausgetauscht und allmählich trennten sich ihre Wege. Die Gemeinschaft löste sich auf.
Golga war dann alleine. Er verblieb noch einen kurzen Moment und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, dabei glitten seine Gedanken auch in verschiedene Richtungen. Es war ihm gelungen den Fluss der Zeit zu manipulieren und diese Tatsache erfüllte ihn doch mit etwas Stolz. Dabei war er nicht überheblich oder von sich eingenommen. Die Arme hatte er hinter seinem Rücken verschlossen und er wippte auf seinen Schuhsohlen vor und zurück. Er konnte zufrieden sein und war sich auch der Hilfe seiner Freunde und ihrem Beitrag zu diesem Ritual bewusst und äußerst dankbar.