Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

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Amadrya
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Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

Beitrag von Amadrya »

Der glitzernde See lag ruhig im Mondenschein da, die Oberfläche glatt und dunkel Obsidian. Nur wenige Geräusche der Tiere der Nacht flüstern durch die klare Luft. Der Ort war abseits gelegen und so ließ sich die junge Druidin am Ufer in das kühlende Wasser gleiten. Der heiße Tag des Sommers hatte sich in einen Glutofen verwandelt, der die Geschäftigkeit zäh fließen ließ, man konnte nicht mal den Recken in metallenen Plattenrüstungen verdenken, wenn es sie in die kühleren Höhlen trieb, auch sie selbst suchte Schutz vor dem unbarmherzigen Brennen, das ihren Leib anschickte, bald ebenso flammenrot wie ihre Haare werden zu lassen, wenn sie nicht aufpasste. Umso mehr sehnte sie sich nach der verheißungsvollen Abkühlung vor sich.
 Ihre Haut schrie vor Schreck mit einem Heer von sich im Wasser aufrichtenden feinen, fast nicht zu erkennenden Haaren auf durch den Wechsel der sommerlichen Wärme zu der vermeintlichen Kälte in dem Moment. Alle Mattigkeit des Sommertages den Moment wie weg gewaschen.
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 Amadryas Verstand klärte sich erfrischt von dem Augenblick. Mit langen Zügen schwamm sie auf das offene Wasser in der Mitte des Sees zu. Abkühlung des Körpers um den Verstand gleiten zu lassen, wie auch sie durch das Wasser glitt, die roten Haare durch das bleiche Licht des Mondes ließen dabei fast den Eindruck erwecken, als würde eine Kopfwunde blutend sich mit dem Nass vermischen.
 Sie liebte oft die Abgeschiedenheit abseits von den Städten und Menschen des Landes, nur für sich und ihren Gedanken sein. Gedanken… da waren so viele und vieles änderte sich in letzter Zeit. Veränderungen waren der Antrieb im Leben, Stillstand wie ein kleiner Tod, der langsam und unerbittlich ist. Ja, sie hatte die Kraft der Natur, des Lebens kennen gelernt. Doch das Leben ist oft grausam und ohne Gnade. Anfangs noch hatte sie gemeint, Tiere heilen zu müssen und jegliches Leid zu vermindern. Doch das war nicht alles. Oft beobachtete sie den Überlebenskampf zwischen Jäger und Beute. Nicht immer war klar, wer sein Leben lassen würde, wenn ein Büffel seine Hufe und Hörner einsetzte und er den großen Raubkatzen, die ihn und seine Herde angriffen schwere Wunden zufügt. Nicht selten verendeten die Jäger qualvoll daran, ein Kiefer zertrümmert, oder eine Hüfte oder gar an dem langen Horn aufgespießt wie eine Wespe auf einem Dorn.
 Dann wieder blutete ihr immer noch das Herz, wenn ein Junges, Lamm, Kitz oder Kalb, gleich welche Tierart, in Agonie um Hilfe schrie, die Stimme sich überschlagend und um Erbarmen flehend. Nicht alle Raubtiere töten unbedingt schnell und sauber, der Leidens geplagte und meist hoffnungslose Kampf konnte sich lange Zeit hinauszögern, die wie eine Ewigkeit sich anfühlte, im Klammern an das Leben und die Hoffnung auf die Spanne des Lebens, die noch so viel Wunder den Jungen hätte zeigen können.
 Sollte sie den Unterlegenen helfen? Griff sie damit nicht in das empfindliche Gleichgewicht des Lebens über die Maßen ein? Oder die Verletzten versorgen, gar erlösen, wenn jede Hoffnung zu spät kam?
 Amadrya hatte die Folgen gesehen, Raubkatzen, ermattet und kraftlos, selbst ihr Schicksal besiegelt, da sie versagt hatten. Versagt ihre Beute zu reißen und der Tribut für Versagen war endgültig und für das Gleichgewicht entscheidend. Nüchtern betrachtet war das so und doch konnte die junge Druidin sich nicht von der Schuld freisprechen, die Verletzten oder Unterlegenen von der Qual mit einem heiseren Zauber befreit zu haben, Futter denen gebracht zu haben, die sie dann beim Fressen mit dankbaren Augen angesehen hatten oder Wunden nach Kämpfen geschlossen, die das Ende bereitet hätten.
 Selbst wenn sie aufgewachsen war in einer nüchternen, akademischen Umgebung ihrer Familie, Wissen aus Büchern und anderen Quellen mannigfaltig von Kindesbeinen an gelehrt bekam, ihre Gefühle waren Segen oder Fluch zugleich, die sie auch nicht verleugnen wollte oder konnte. Sie verfiel in ein kräftigeres Kraulen durch die Fluten, Mitleid, Wut, Trauer und noch mehr Gefühle vermischten sich dabei durch die Bilder und Erlebnisse angefacht in die Anstrengungen hinein, das Herz schlug kräftiger in ihrer Brust, während sie ihre Gedanken weiter schweifen ließ.
 Unbestritten war da auch das Wunder des Lebens in all seinen Facetten auf der Welt, ob in Wäldern, Auen, Flüssen, dem Meer und noch mehr. Ob es die Schönheit war, der Choral von den kleinsten Insekten bis den großen Tieren, verbunden mit dem Rauschen von Gräsern und Blätterdächern gewunden durch den Wind, dem Plätschern von Bächen oder Grollen der Flut in der Brandung, immer neu und doch uralt, die Jahreszeiten mit all ihren Farben und Stimmungen, alles ist eins und bildete für sie das Fundament dieser Welt oder Ebene, wie man es auch immer sehen wollte.
 Ihre Gedanken wanderten weiter fort, die Bewegungen im Wasser wurden langsamer, erschöpfter mit der Zeit, in der sie den See ein weiteres mal durchschwommen hatte, ließ sich dann mittig auf dem Rücken treiben und sah zum Firmament. Die bleiche Sichel der sie beschien, fast ein Spiegelbild ihrer selbst, während sie getragen wurde von dem dunklen Wasser, so trieb dieser am Himmel in der Schwärze, ihr gegenüber.

Aber wenn das Leben dieser Welt wie eine Säule war, dass der Welt, der Ebene halt gab im Ringen gegen das Einbluten aus anderen Ebenen, verhinderte, dass in allen Stürmen der Zeiten die Natur und das Leben mit all seinen Facetten ein Teil davon war, gleich wo es sich befand, wie ein einziges Wesen oder ein Verstand, dass sich wehrte, wenn Wesen anderer Ebenen versuchten Fuß zu fassen, Ihnen die Bindung erschwerte. Ein Gedanke, der weitreichend erschien, vielleicht auch dabei die Grenzen des Verstandes auslotete. Ein Gedanke der zwischen dem Ringen von Licht und Finsternis, zwischen Engeln und Dämonen und ihren eigenen Zielen sich befand. Ein Gedanke das, was die Natur ausmachte halten und stärken zu können. Doch dazu waren viele Wege offen und sie würde sich entscheiden müssen, nein wollen, wie sie zwischen den Ränken und Intrigen des Landes ihr kleines Boot mit Träumen und Vorstellungen lenken würde. Leben gab es überall…
  
 Und mit diesem Gedanken festhaltend holte sie mehrfach kurz und so tief es ging tief Luft, bis sie mit einem Platschen im Wasser steil hinabtauchte in die Tiefe und Schwärze. Ihre Beine strampelten um Geschwindigkeit dabei aufzunehmen, bestenfalls bis zum Grund zu gelangen und ihn einmal berühren können.
 
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 Rote Augen in der Finsternis, spielte ihr Verstand ihr einen Streich, blickten ihr von der Tiefe entgegen. Nein das konnte nicht sein, nicht hier. Und doch erinnerte sich an diese. Um Wege zu beschreiten, die ihr sonst verwehrt waren, ging sie bis an die Grenzen, ohne dabei zu viel zu riskieren. Nun gut ja, ihr Leben hatte sie dabei nun mehrfach aufs Spiel gesetzt, wie in einem Kartenspiel, bei dem ohne einen Einsatz man nicht gewinnen werden konnte. Glücklicherweise musste sie nichts in Gefahr bringen, alles was man ihr abverlangte war bereits bekannt, mitnehmen konnte sie dafür vieles für eine fern entlegene Zukunft. Möglichkeiten in einer Welt die ihr fremd war. Und doch, wer weiß, eine Welt indem sie Teil eines Ankers werden konnte und selbst wenn nicht ihr neues Wissen sich mit etwas Glück offenbaren würde. Der Preis? Sie wusste nicht wie hoch dieser sein würde am Ende wenn alle Karten gespielt waren.
 Ihre Lungen brannten, während sie mit der Handfläche für einen flüchtigen Moment den Schlamm des Bodens berührte, eine hastige Drehung und ein schnelles Abstoßen um zur Oberfläche zu gelangen. Die Lippen aufeinander gepresst und mit aufkommender Panik, starrte sie im Wasser nach oben. Sie war zu tief getaucht, hatte zu viel sich mit anderem befasst als ihrem Leben und Überleben. Ironisch war es, dass es ein Stück weit die letzten Tage widerspiegelte. Schneller, schneller, Luft, das konnte nicht das Ende sein, ein Ende zu tief getaucht zu haben, das klang fast so als hätten die Zwerge zu tief geschürft, wie unrühmlich!

Über ihr erahnte sie ein Licht, nicht rote Augen, nein. Zwei bernsteinfarbene Augen, die herabsahen, ein Funke Hoffnung in der Finsternis, verlockend, verführerisch und anziehend zugleich. Durchhalten! Ich bin fast da. Konnte es wirklich sein dass…?
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 Im Kopf wurde dieser Gedanke nicht bis zum Schluss gesponnen, sie brach aus den Fluten heraus mit einem kehligen Geräusch sogen ihre malträtierten Lungen wieder rettende Luft ein. Keine Augen, nur der Mond über ihr und das Glitzern davon auf dem Wasser. Mit einer Mischung aus Erleichterung dem Tod entronnen zu sein, aber auch dem Hauch von Enttäuschung auf den Gesichtszügen begann sie ihren Weg zurück zum Ufer und ihrer Kleidung. Eine Stimme in ihrem Kopf, der ihrer Mutter nicht unähnlich, die sie so oft bei der Ausbildung so gehört hatte, schalt sie:

 „Du Närrin, konzentriere dich auf dein Ziel! Herz und Gefühle sind nicht zielführend, nur das Wissen zählt und die Übung über den eigenen Schatten der Grenzen des Verstandes treten zu können!“

 Amadrya verzog missmutig das Gesicht. Ihre Mutter hatte Unrecht!  Und außerdem warteten ihre Freunde auf sie, die sie auffangen würden, was immer auch geschah! Auch damit hatte sie sich getäuscht, wenn sie warnte niemanden zu vertrauen. Da waren Menschen, die in ihrer Offenheit und Freundlichkeit nicht selten ihres Gleichen suchten.
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Amadrya
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Re: Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

Beitrag von Amadrya »

"Unfassbar!" waren ihre Worte nachdem sie dem fehlgeleiteten Spektraldämon entgegen getraten war. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund war dieses Ebenenwesen in der Siedlung außerhalb der Stadt an ihrem Heim vorbei flaniert und auf dem Weg in die Nachbarschaft von Kriegern und Handwerkern und anderen gewesen. Ihre melodischen, teils gesungenen Worte trafen mit heller Stimme auf das Gewebe und riefen um Beistand. Amadrya trat dabei vor die Tür und nicht weit von ihrem Haus schälten sich die Waldhirten aus flirrenden Nebeln knarzend, mit festen, langsamen Wurzelschritten. Erst jetzt wurde dem Dämon in der Ferne bewusst was hinter ihm sich zusammenbraute. Die Druidin wob stärkende und schützende Zauber um sich und ihre Begleiter, die auch schon  - ohne zu warten - sich ihrem Fein entgegen bewegten, ein Rauschen der Blätter und Aufflattern von Vögeln die in ihrem Geäst mitreisten und nun aufgeregt zwitschernd sich in die Lüfte erhoben begleitete sie. Vermutlich hätten diese drei Wesen alleine schon für den Dämonen gereicht, und doch schien es für die Frau nicht genug zu sein die nun ebenfalls auf ihn zuschritt. Astarme und Klauen hieben nach dem geflügelten Wesen, ehe er sich es anders überlegen konnte, ein Versuch mit ledrigen, fauligen Schwingen zu entkommen scheiterte daran, dass Ranken aus dem Boden schossen und sich um diese schlängelten. Schmerz und Wut vermischten sich mit klaffenden Wunden und eitrigem Blut in dem ungleichen Kampf und bereits besiegt, am Boden liegend donnerte ein Felsbrocken herab der die Kreatur, dass es zu guter Letzt zermalmte. Zermalmt zu einer breiigen Masse die übel riechend und noch von der Hitze des Kampfes kochend rot auf dem Rasen sich ausbreitete. 
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Nein es war nicht nötig gewesen, dieses Feuerwerk an zerstörerischer Macht der Natur zu entfesseln. Doch sah man in diesem Moment in das Gesicht von Amadrya war da eine Schreckensmaske von ungeahnter Wut, die sich aus der sonst so beherrschten Hülle herausgeschält hatte, die Augen funkelnd in dem Mondlicht, bis der Schatten einer Wolke sich über die Szenerie und den Mond schob für einen flüchtigen Augenblick. Danach war der sonst übliche Ausdruck wieder zu sehen, so als wäre von einem auf den anderen Lidschlag die Gefühlswelt von ihr wieder unter Kontrolle. Während sie nach der Quelle für den Dämon ausschau hielt und die Siedlung durchwanderte, ob alles ruhig sei verlor sie sich in Nachdenklichkeit über die Wut und die Erinnerungen der letzten Tage.

Ein lauer Sommerabend in Silberburg, in entspannter Atmosphäre saßen verschiedene Wesen und Leute zusammen, um über Magie, Nutzen, Gefahren und so weiter sich zu unterhalten. "Die Magie bietet Macht" Richtig, das bietet sie, da hatte die Frau vollkommen Recht gehabt. Eine Gefahr und Versprechen gleichermaßen und sie selbst hatte gerade eben dieser Macht freien Lauf gelassen, berauscht von den Gefühlen, die sie durchströmten, wenn sie Magie wirkte. Etwas, was vielleicht nicht jedem in dieser Form gegeben war, oder aber sie unterdrückten oder beherrschten sich aus disziplinarischer Edukation. Oh sie ließ es zu, was ihre Mutter verpönt hatte, denn für ihre Familie waren Gefühle ein gefährlicher Aspekt im Wirken von Magie, zu schnell ließ man etwas zu, dass zu fatalen Folgen im falschen Moment führen konnte. Und vermutlich taten viele gut daran, dies im Zaum zu halten. Es sollte Teil einer Ausbildung sein, wie sie auch bestätigt bekam, auch Elfen und Amazonen hielten dies für einen Kernpunkt der Ausbildung von Magiern, in der Erwachte und Lehrlinge gestählt und vorbereitet auf das sein sollten, was sie mit ihrer Gabe erreichen oder anrichten könnten. Doch wer kümmerte sich nach der Ausbildung um die Magier, wenn die Macht und die Gefahren größer würden? War Lernen und sich mit etwas Auseinandersetzen nicht ein ewiger Prozess, ein stetiges sich bewusst machen, was man in Händen hielt und wie leicht man sich von einem Pfad abbringen lassen konnte, schnell war der Wunsch Gutes zu tun zu einer Selbstbestätigung und Zufriedenheit gewandelt?
Andererseits hatte Amadrya mehr und mehr gelernt, dass trotz allen Lernens aus Büchern und Vorträgen gerade bei der Magie, die sie sich aneignete, die Natur selbst Lehrmeister sein konnte und wollte. Und gerade da waren Gefühle und Instinkt etwas Selbstverständliches, dass auf seine Weise zu einem Erfolg führte, ein Abbild seiner Magie im astralen Gewebe, warum sich also dessen schämen? Sie erinnerte sich an die skeptischen Blicke, unausgesprochene Worte oder in schurkischer Flüsterei verborgen, trotz der Aufforderung, darüber zu sprechen. Nun, manches war nicht für die Öffentlichkeit von Arcturus Disputat, dem sie alle in Silberburg an jenem Abend teilnahmen bestimmt, sei es drum, es mochte andere Stunden geben, an dem dies nochmals zur Sprache kommen sollte. Sloan und Xapoa zumindest hatten aufmunternde Worte und Gesten zu ihrer Meinung, die sie dort auch angedeutet hatte. Mehr wollte niemand wissen, mehr musste niemand wissen. Am Ende hatte auch sie einiges von den Anwesenden erfahren, das sie wohl verstanden hatte, manches verborgen zwischen den Zeilen, manches durch den Habtitus offenbart. Die Vergangenheit des Landes hatte bereits mehr als deutlich gesprochen, was es bedeutete Macht und Magie zu vereinen. Denn hinter dem Nebel vermeintlich großer Taten, lag diese Wahrheit, die die Vergangenheit mit der Gegenwart verband. In diesem Punkt würde man Naeldir bestätigen können.
 
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"Schwund ist immer." Beiläufig gesprochene Worte in einem weiteren Abend in der Akadmie der Magie, so beiläufig, dass es über die Schwermütigkeit der Bedeutung hinwegtäuschte. Auch der Versuch Balthasars, sie als eine kleine Schülerin vorführen zu wollen amüsierte sie mehr, als dass sie darauf einzugehen gedachte und noch weniger lenkte dies sie von dem Kern des Vorhabens ab, das vermittelt wurde. Es mochte auf den ersten Blick auf eine Vorbereitung hinweisen, eingebettet in die Vermittlung von Bedeutung der Worte der Macht und den zusammengehörigen Reagenzien, aber da war noch etwas. Was war Leben? Welche Bedeutung hatte es für die Magier? So wie bei dem Abend in Silberburg es sich herausstellte, war für viele Magie dies nicht mehr als ein stetiger Strom von Energie, der nie versiegte, den man nutzen konnte. Ein etwas, dass keinen eigenen Verstand besitzen konnte, noch ob es wichtig war, was das Nutzen für das Gewebe bedeuten würde, wie auch die Kristalle, die man ohne Zögern abbaute, nichts anderes als ein immer wieder nachwachsender Rohstoff war. Und hier? Ein Wesen der Lust in seine Essenz zerlegen, wie ein Schneider einen Stoff auftrennt. Es schien auch niemanden zu stören, solches zu tun, und die Antwort wurde gegeben. Schwund ist immer, wen interessiert es, dass ein Wesen nicht mehr sein würde? Amadrya hatte genug gehört, sie wollte nicht dabei sein, wenn es vollbracht werden würde. Hielt sich abseits, als alle anderen die Stufen der Treppe zum Ritual erklommen, wartete um dann leise von dannen zu schleichen. Man würde sie in der Aufregung und Vorfreude nicht vermissen…

Eine andere Welt. Zumindest für sie. Ewige Finsternis, nur durchbrochen von einem kaum wahrnehmbaren Leuchten hier und dort. Karg, kaum sichtbares Leben, felsige Wände, hier und da zerklüftet, dort behauen, sofern man einen Blick dafür hätte. Die Geräusche, die man sonst auf der Oberfläche kannte, selbst in Wäldern und Auen, wirkten im Vergleich wie ein Ohren betäubendes Konzert des Lebens. Hier dagegen war es still, Grabes Stille, eine fast schon schreiende Stille. Jeder Schritt, den man machte hallte und wüsste sie es nicht besser, was sie wahrscheinlich auch gar nicht tat, so laut, dass Meilen weit man sie hören würde, vollkommen egal wie sehr sie sich bemühte leise zu sein. Selbst das Atmen ein Windhauch, der sich ausbreitete, um die eigenartige Luft zu zerteilen. Sie fühlte sie wie ein Fremdkörper, ein Wesen auf einer vollkommen anderen Ebene.
 
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Ohne ihre Begleitung würde sie sich irgendwann in den Tiefen und Gewirr und Gängen verlieren, abgesehen von möglichen Kreaturen die hier Jäger sein könnten und vermutlich auch irgendwo in ihrer Nähe waren. Da half es auch nichts, einen Zauber zu wirken der sie besser sehen lassen sollte. Sie sah sich nach Pflanzen um, Moosen und Pilzen, zu finden war so gut wie gar nichts, oder sie musste noch lernen diese zu finden? Wohin wollte der Mann mit ihr nur, der sich nah… fast schon zu nah, neben ihr, hinter ihr aufhielt. Doch dann öffnete sich wieder ein Tor zu einer anderen Welt, einer Globule in einer Dimension, würde man fast meinen. Der Gang verbreiterte sich zu einem Wunder und wurde zu einer Höhle. Ihr Augen weiteten sich, während sie in den Wald trat. Es fühlte sich… anders an, seltsam, ohne auch nur sagen können warum. Vielleicht weil der Wind fehlte, die … Tiere? Zumindest sah sie außer einer seltsamen Spinne keine. Der Vogelsang, alles war auf eine fremdartige Weise anders hier. Ein erster Versuch mit dem Wald ungesehen eins zu werden klappte nicht auf Anhieb, und selbst dann war es nicht das Gleiche hier. Der Mann zwitscherte ihr Worte ins Ohr, sie würde einen Preis zahlen, freiwillig oder nicht. Jedes Wissen hatte seinen Preis und dieses hier hatte sie nicht mal im Ansatz verstanden. Noch nicht. Denn Magie war Macht, wie auch Wissen Macht war, Worte waren Macht, Überlegenheit war ebenfalls Macht. Die Frage war nur, wie man das eine gegen das andere ausspielen konnte um nicht unterzugehen. Sie erschauderte bei der Berührung dieser Macht und einer anderen. Eine Mischung aus Angst, Neugierde und Gefühlen. Ein neuer Weg konnte sich auftun für sie, wenn sie sich entscheiden sollte weiter zu gehen. Auf der einen Seite verführerisch, dann wieder erschreckend. Und dann war da noch ein anderer Gedanke. Ein Gedanke selbst an diesen Ort irgendwann einen Funken von Leben zu bringen, der die Welt ein Stück weit verfestigen konnte, stärken, denn Leben war überall und das Leben ein großer Gedanke eingebettet in einen noch größeren Verstand, der diese Welt vor dem Eindringen anderer würde schützen können.
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Amadrya
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Re: Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

Beitrag von Amadrya »

Prolog

Vor langer, langer Zeit...

Verborgen von der Magie ihres Rudels stand sie majestätisch auf einer Lichtung. Sie war noch jung, zu jung, um zu begreifen, was die anderen über die Maßen beunruhigten. Doch sie ahnte etwas und wollte verstehen. Etwas war dabei in die Welt zu gelangen, dass das Leben bedrohen würde und das Leben, wie sie es kannte. Die Wellen der Magie strömten unruhig, jedes Tier im Wald, in dem sie aufgewachsen war, war unruhig, auf für diese unerklärliche Weise. Denn sie spürten nicht, wie die Magie sich änderte, mächtig und drohend in dem Land floss, seit jene seltsamen Wesen, die aufrecht auf zwei Beinen gingen, in steinernen Gebäuden lebten immer mehr sich ausgebreitet hatten. Sie hatten Gebilde erschaffen, die wie ein Abbild von Gebirgen in der Landschaft aufgeschüttet waren, dreieckig und hoch. Diese Wesen hatten andere Geschöpfe gerufen, die nicht hierher gehörten und ihnen dienen sollten. Der Gestank davon lag immer wieder in der Luft und ließ ihre Mähne sich aufstellen. Etwas in ihr regte sich, ein Widerstand, ein Aufbäumen, das sie auch selbst sich auf die Hinterläufe stellen ließ und sich schütteln ließ. Am liebsten wäre sie dem noch unsichtbaren Feind entgegen getreten, wie es in ihrem heißen Blut floss, ein Gefühl den Kampf zu suchen, all denen bei zu stehen, die in ihrer Angst und Verzweiflung um Gnade baten und um Hoffnung für ihr Leben, gleich Zweibeiner oder Tiere.
 Etwas würde geschehen und dabei erinnerte sie sich dass da auch Gesang war tief in den Wäldern verborgen, verbunden mit dem Lied des Lichts der anderen Zweibeiner, die dieses Land ebenso schützen sollten, wo sich diese vereinten zu dem Spiel von Tanz und Musik. Erinnerte sich dem Lachen der kleinen Wesen der Zweibeiner in den großen Steinstädten, die nur einen Wimpernschlag zuvor geboren wurden und Freude, Reinheit und Unbekümmertheit in ihrer Stimme trugen, dass sie kaum begreifen konnte, wie sie wurden, als sie aufwuchsen. Oh sie wollte allem helfen, beistehen, den Wind in ihrem Fell spüren und die Magie durch jede Faser ihres Körpers fließen lassen, sehnte sich nach einem unbekümmerten Leben und den Wundern die die Welt bereit hielt. Immer wieder aber mahnte das Rudel sie, dass sie noch zu jung sei, es zu gefährlich wäre für sie. Nur, wo waren sie alle hin? Seit gefühlter Ewigkeit waren sie immer wieder unterwegs, folgten sicher den Rufen um Hilfe und Gnade und stellten sich der Gefahr auf ihre Weise, um das unabwendbare abwenden zu wollen. Manch ein Wesen würde sich noch an einen Schatten erinnern, der auftauchte, um sie zu retten, ein melodischer Ruf des Kampfes auf den Lippen, eine rote Mähne und ein gewaltiges Geweih, das kurz silbern aufleuchtete, um einen Schrecken niederzuwerfen, nur um gleich wieder zu verschwinden, nicht viel mehr als eine Ahnung, was ihnen zu Hilfe gekommen war. Und es war gut so. Ihre Art verlangte es nicht nach Dankbarkeit oder Anerkennung, sie waren glücklich, wenn das Land und die Wesen verstehen würden, dass sie nicht allein waren und die Weisheit erlangten, was die wirkliche Gefahr war. Manche von ihnen meinten, dass es zu spät sein würde zu begreifen, das Ende in Form eines gewaltigen Wesens unausweichlich war. Und doch hatten sie Hoffnung im Herzen und die Geduld der Zeitalter in den Augen. Selbst, wenn sie nicht den Untergang verhindern konnten, so konnten sie den Geschichten und Legenden der Sterblichen ihr Band der Zukunft einweben, auf dass andere irgendwann einmal lernen würden.
 So viele Gedanken in dem jungen Kopf, Xatyn, so war ihr Name, musste entscheiden, welchen Pfad sie folgen würde, wenn ihr Herz sie führen würde und man nach ihrer Art um Hilfe rief. Und so wollte es das Schicksal, dass sie ein Schrei nicht weit im Wald hörte und da war auch der Geruch nach Pestilenz und Verderben. Dämonen besudelten ihr Reich, Eichhörnchen und Dachs ließen gellend ihre Panik in der Luft erschallen und auch ein Zweibeiner, wie sie feststellte, Menschen nannten sich die einen, das wusste sie noch, mischt sich mit seinem Todesschrei in die Kakophonie des Grauens ein. Sie wägte ab, ließ ihren telepathischen Ruf um Beistand in den Äther klingen, doch erneut war Schweigen nur die Antwort. Ob sie nicht antworten konnten oder wollten? Sie wusste es nicht und dann entschloss sie sich, nicht nur abzuwarten, spannte ihre Muskeln und sprang in weiten Sätzen los, die flammende Mähne wellte sich im Wind, kraftvoll über Hecken und Gehölz getragen von den Hufen, die den Boden nicht berührten. Ein lieblich anmutender und doch bellender Kampfruf, der ihrem Feind zeigen sollte, dass sich gerechter Zorn nähern würde. So gelangte sie zu dem Ort. Dort, wo vor Kurzem noch sich ein uralter Hain befunden hatte, große Bäume uralt mit borkiger Rinde und knorrigen Ästen, ein Hort des Lebens, war nun ein Miasma grüner Schleimpfützen, zerborstenes Holz und zerfetzte, blutige Reste von Tieren und Menschen. Und über allem trohnte ein Dämon, mit eitrigen Pusteln, Geschwüren und Maden übersät, der vielstimmig sie verhöhnend auslachte. Das war zu viel, sie schob den Gestank der sich in ihre Nüstern schob beiseite und griff an, das Horn trotzig gesenkt in vollem Lauf auf diesen Eindringling zu. Nur... sollte sie ihr Ziel nie erreichen. Der pestilenzartige Dämon lachte donnernd und dann wurden ihre Bewegungen langsamer, zäher, wie in einem Gallertartigen Sumpf, mitten im Sprung, die Zeit verlief immer langsamer, die Szenerie verwischte. Statt dem besudelten Wald, war der Hain auf einmal wie eh und je und der Dämon der immer noch feixend lachte, verwandelte sich zu einem Menschen in langen prunkvollen Gewändern, der kahle Schädel mit fremdartigen Runen tätowiert. Die Farben verwischten in der Geschwindigkeit von träge fließenden Sandkörnern in einem Stundenglas. Eine Falle, magische Illusionen, die ihren Geist verwirrten, vorgaukelten, dass sie allein sei und niemand sie hörte, ihr zeigen sollte, dass die Natur ihre Hilfe brauchte und das, was sie schützen sollte. Dieser Zweibeiner, dieser Mensch frohlockte über seine eigene Gerissenheit, während sie sich in unsichtbaren Ketten wand. Ihre Kräfte wurden schwächer und schwächer, während dieser Mensch mit fast lieblich, lockenden Worten, die voller Macht schwangen Zauber um Zauber um sie wob, Worte wie alwanzessar, inan, salli und andere Laute, die die Welt um sie herum und in sich veränderten, schwächten, angreifbar machen würden. Und am Ende war sie gebunden und gefangen, in einer anderen kleinen Welt gefangen, ein trostloser Wald nicht mehr als zwei Meilen im Quadrat. Sie würde von dort aus immer bereit stehen müssen, wenn es ihr.. Meister, so nannte er sich, wünschen würde, eine Trophäe, die er und auch irgendwann andere, die Macht über sie durch einen Stab haben würden, an den sie nun gebunden war, den Gästen vorführen würde, gefangen in einem Gefängnis, dass keine Eisenstangen brauchte, der Wille immer wieder gebrochen und die Sehnsucht nach Freiheit zu unerträglichen Schmerzen werden würden. Dass sie, wie all die anderen die es noch von ihnen gab, ahnte und auch im Inneren wusste, dass eine große Veränderung in der Welt nahte, Zerstörung und Endlichkeit, daran dachte niemand sie zu befragen, noch hatte sie vor, sie zu warnen. Das Schicksal war vor langer Zeit gewoben und unumstößlich, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie nicht mehr gerufen wurde und damit ahnte, dass das geschehen war, was sie gespürt hatte. Einsamkeit, die eine Ewigkeit währte, voller Trauer und Sehnsucht, wieder frei und sie selbst sein können, ihren Platz in der Welt und vor allem die anderen wiederzusehen… sofern es diese noch irgendwo geben würde.
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Zuletzt geändert von Amadrya am 29 Dez 2021, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

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Ein unterwarteter Fund

Vor einigen Wochen...

„Nun komm schon Sirius, nein ich weiß auch nicht, warum das Einsickern extraplanarer Wesen genau hier unbedingt passieren musste und nein ich fasel nicht wie ein selbstverliebter Hermetiker! … Was ich rede zu viel? Du solltest dir mal zuhören, altes Plappermaul!“ Amadrya redete mit dem Bären neben sich immer wieder einmal in langen Dialogen. Wobei der Begriff Dialog nur bedingt richtig schien da es ausschließlich sie war, die hin und wieder in einen Redefluss verfiel. Denn der Bär sah sie zwar immer wieder einmal an und hörte der rothaarigen Druidin, die zu ihrem Leidwesen jünger aussah, als sie eigentlich war, dazu noch eine hohe fast mädchenhafte Stimme, hatte geduldig zu. Nicht unbedingt eine Person, die äußerlich Würde und Ehrfurcht ausstrahlte, auch wenn in ihrem Kopf es unablässig arbeitete, Wissen gesammelt und verarbeitet wurde, mit dem was sie jahrelang von Kindes Beinen an gelernt hatte verglichen und mit den eigenen Träumen verwoben wurde. Sirius hatte sich mit ihr verbunden, so genau konnte er gar nicht sagen warum. Es war mehr eine Art Mitleid, oder Neugierde, eine Menschenmagierin zu erleben, die so gar nicht zu dem passen wollte, was man von anderen Druiden und ihrer Verbindung zur Natur kennen lernen konnte in einem Bärenleben. Und am auffälligsten dabei war sie leicht und bunt gekleidet, so dass man sie im Wald weithin sehen konnte. Auf der anderen Seite wollte sie das aber scheinbar auch, gesehen werden von dem Leben, so wie ein Bienenspecht im hohen Geäst. Und doch spürte er, neben seinen müden Knochen die immer wieder vom Alter beansprucht schmerzten, dass sie ein gutes Herz haben musste. Einem alten Bär konnte man auch nichts vormachen, was im Inneren anderer vorging, er spürte es einfach und hier war es nochmal anders. Als sie sich das erste mal trafen, war es so, als schlügen ihre Herzen in dem Moment im Einklang, ihre Gedanken, so fremd sie doch sein mussten, flossen auf eigentümliche Weise ineinander und so verstanden sie sich, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Und er hatte viel zu erzählen durch Bilder, Erinnerungen und Gefühle. Sirius, ein Bär mit einem Leben voller Freude, Stolz, Angst und Schmerz in einem Bärenleben. Mehr Kinder als er zählen konnte und Enkelkinder, Nachfahren, es waren so viel mehr als er Tatzen und noch Zähne hatte. Und viele hatte er erlebt von den ersten tapsigen Schritten, sah die meisten heranwachsen und beschützte sie, so gut er es konnte, wachte über ihre Schritte und doch hatte er am Ende viele von Ihnen überlebt und die Trauer mit den seinen geteilt. Das Leben kommen und gehen sehen und irgendwann war auch seine Gefährtin von ihm gegangen. Jedes mal gab es einen Schmerz und eine Leere in seinem Herzen, dass er noch hier bleiben sollte. Er hatte es nie verstanden und selten überwunden. Kinder sterben zu sehen fühlte sich einfach falsch an, zu sehen, wie die zweibeinigen Jäger sie fällten, die größten aller Feinde für Tiere des Waldes, mit grausigem Messer sie zerlegt und gehäutet wurden, der letzte Schrei, der sich an das Leben klammerte und Hilfe flehte. In all den Jahren hatte er dennoch versucht sie zu schützen, selbst Dämonen oder verfaulende Untote angegriffen, schmeckte ihr widerliches Gemisch aus Blut und Fäulnis in seinem Maul, ebenso wie das nach Eisen schmeckende Blut von Jägern und Wilderern. Sein Leib war dabei immer wieder mit Narben geziert, selbst ein Auge hatte er verloren und ein Ohr war nicht mehr als ein zerfetztes Segel im Wind, Wunden waren verheilt und am Ende nagte das Alter an dem mächtigen, lebenden Ahnherren der Bären seines Waldes. Es kam dann jedoch die Zeit, wo er sich mehr und mehr zurückzog in die Einsamkeit, wachend und abseits, sich bewusst wurde, dass auch sein Leben endlich war und wartete auf sein Ende. Vermutlich wäre es dabei auch geblieben, wenn nicht eine erfrischende Kraft nahe eines Yew Baumes ihn erfüllt hatte und seine Lebensgeister geweckt. Sirius wusste nicht, dass das magische Gewebe an diesem Ort besonders stark war und sich ein Kristall unter der Erde pulsierend vor Kraft befand. Ein letztes mal war sein Verstand geschärft und all die Last die ihn fast erdrückte wie verflogen. Hier traf er die junge Druidin, die ebenfalls die Einsamkeit gesucht hatte und diese auch schätzte, hier verbanden sich die beiden Seelen miteinander, um das ein oder andere Abenteuer erleben zu sollten, auch wenn sie beiseite schoben, dass auch dieser Abschnitt nicht ewig zusammen beschritten werden sollte, ein letztes Aufbäumen und eine wiedererweckte Neugierde.
 
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In den Erinnerungen verwoben wurde auch Amadrya immer schweigsamer, als sie die Gedanken des Bären ahnte und spürte, seine Empfindungen zuließ und teilte. Schwermut legte sich über beide bis sie in eine Höhle hinabstiegen, um sich dort den Gefahren zu stellen. Sie taten dies nicht aus Gier oder wegen der Reichtümer, sondern aus Neugierde und dem Gedanken heraus, dass sie die Natur schützen konnten, wenn sie dem Einbluten von Dämonen und anderen Mächten sich entgegen stellten. Das herausfordernde Gebrüll des Bären vermischte sich mit dem melodischen Singsang der Druidin zu einem Tanz des Todes für ihre Gegner. Und bald schon war der Kampf blutig beendet. Sie kümmerte sich um seine Wunden, ehe sie die Reste der Wesen durchsuchten. Neben allerlei besudelten Krimskrams und einigen Wertgegenständen dabei auch ein Zauberstab. Nichts besonderes in dieser Welt. Immer wieder tauchten solche Artefakte aus alter Zeit auf, die nicht selten achtlos zur Seite geworfen wurden oder für ein paar Münzen verkauft wurden. Das wäre wohl auch hier der Fall gewesen, als Amadrya ihre schmalen, fast knöchern wirkenden, blassen Finger über die Verzierungen fahren ließ und sich dabei schon zum Gehen wandte… doch dann hielt sie inne, kräuselte in leichten Wellen nachdenklich die Stirn. Aus irgendeinem Grund hatte man hier ein Wesen eingraviert in das Material des Stabes, ein Wesen, das sie nicht kannte und doch so filigran herausgearbeitet wurde, so als war es dem Hersteller besonders wichtig jede noch so kleine Kleinigkeit darzustellen. Im ersten Moment wirkte es wie ein Einhorn mit besonders prächtiger Mähne, wenn auch das Horn mehr wie ein Geweih wirkte, die Augen schauten den Betrachter traurig und weise an, so als wäre die Zeit eines Eindrucks so kunstvoll festgehalten, dass es ihr eine Gänsehaut bescherte und sie erschrocken keuchte: „Bei allen Mächten, was ist das für ein Wesen?“ Eine schwarze Nase und ein angespannter, einäugiger Blick von Sirius kamen in ihr Sichtfeld, der sich das ansah, was sie erschrocken hatte. Da hatte er schon so viel gesehen und dachte nicht, dass ihn ein Bildnis ebenfalls taumeln ließ. Aus einem ihm unbekannten Grund erkannte er sehr wohl, was hier zu sehen war und nein es war nicht ein Einhorn, was sie da anschaute, das wusste er. Vielmehr schien in dem alten Bären vor ewiger Zeit über viele Generationen eingepflanzt jene Hüter der Wälder, wann immer sie sie sehen würden, zu erkennen und einfach zu wissen, dass sie Beschützer und Wächter sind. Nur das konnte er nicht in Gedanken fassen, die Amadrya verstehen konnte, so dass beide nun stumm den Zauberstab anschauten.
 
  
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Gefühlt eine Ewigkeit später erst machten sie sich auf den Rückweg, vergaßen dabei auch die anderen „Schätze“ die sie achtlos zurück gelassen hatten. Das einzige was die Druidin spüren konnte an dem Fund war die schwindende Macht und in etwa den Zauber der hier eingewoben wurde von der Stärke einzuschätzen. Es half alles nichts. Um mehr herauszufinden würde sie den Weg zur Akademie antreten müssen. An keinem anderen Ort gab es so viel Wissen und den berühmten Artefaktmagier, der in der Lage war, über so gut wie jeden Zauberstab oder andere Gegenstände etwas herauszufinden solang man genug Platinmünzen mitbrachte. Erstaunlich, dass die Gier nach Reichtum sich mit mächtiger Magie und unglaublich viel Wissen und Erfahrung hier vermischte. Doch es war so wie es war und sie wäre sich nicht in der Lage, daran etwas zu ändern, den Beinamen des Magiers Lars, des Gierigen ändern zu können, noch seine Launen.
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Re: Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

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Do ut des

Kurze Zeit später...

Mit einer prall gefüllten Geldkatze machte sie sich ohne ihren Seelenbegleiter getragen von den Winden der Magie auf, Lars zu besuchen. Sie materialisierte sich unterhalb des Reisemagiers und somit abseits der vielen Schüler der Magie, die die Räumlichkeiten und Bibliotheken bevölkerten. Sie hatte auch kein Interesse mit diesen sich heute zu unterhalten noch deren Blicken auszusetzen, wenn sie, wie so oft, eher leicht bekleidet umher schlenderte. Es war zwar unwahrscheinlich, doch vielleicht stimmte ihre kurze, knappe Tunika Lars etwas gnädiger als sonst. So betrat sie das kleine Gebäude, in dem sich die Blicke der beiden Magier sich abschätzend auf sie richteten. Amadrya versuchte ein gewinnendes Lächeln aufzusetzen bei dem sie sich leicht verbeugte und danach den Rücken durchdrückte, bemüht eine gefasste Haltung einzunehmen. „Meinen Gruß, ehrenwerte Herren des Wissens und der Magie“ meinte sie dann auch ohne Umschweife zu den beiden, wischte sich nervös eine ihrer ungezähmten Strähnen aus dem Gesicht und schob diese hinter ein Ohr, richtete sich dann an den Magier vor sich, dem ihr Augenmerk galt. Tor schmunzelte süffisant mit verschränkten Armen vor sich hin, so als genieße er den Ausblick und in schelmischer Vorfreude was nun vermutlich kommen würde. Und er sollte auch zunächst Recht behalten. Mürrisch brummelte Lars etwas Unverständliches vor sich hin, das überhaupt nicht freundlich klang. Der Alte beugte sich vor, stemmte die Fäuste auf den Tisch, während die Adleraugen sich auf sie einschüchternd richteten. „Was wollt ihr? Und hört auf mit euren Schmeicheleien, dessen bin ich überdrüssig.“ Überging dieser dann auch ihren Gruß.
 
Akademiesuche.jpg
 Nur zögerlich zog sie den Zauberstab aus ihrer Tasche, eingewickelt in mehrere Lagen weichen Leinenstoff. Behutsam mit beiden Händen legte sie diesen wie eine Opfergabe in einem Tempel auf den schweren Tisch. „Ah, lasst mich raten, Druidin, ein Zauberstab? Nein wer hätte das gedacht, dass eine solch große Überraschung mich heute erwarten würde! Ich kaum an mich halten vor freudiger Erregung sowas Seltenes und unglaublich Wichtiges analysieren zu dürfen!“ Seine Worten trieften nur so vor Spott und Hohn. Ganz im Gegensatz zu ihr wickelte er grob den dünnen Stab aus, nahm fest ihn die Hand und dazu ungehalten eine Lupe in die andere. „Ja… es ist ein Zauberstab, jedoch finde ich ihn wunderschön gearbeitet und seltsam und hoffte, dass ihr mir mehr darüber sagen könnt, was in ihm schlummert, welch Zauber hier gebunden ist.“ erwiderte sie ein wenig kleinlaut bei der Reaktion mit einem Seufzer. „Ich hätte mich also als Prophet in einem Tempel verdingen können meint ihr? Ein Zauberstab und natürlich hat man sich Mühe gegeben diesen zu verzieren, man merkt mal wieder, wie wenig Wissen hier in der Akademie vermittelt wird. Es ist ja nicht so, dass es einen guten Grund gibt warum ich der Einzige bin der sich mit derlei Dingen auskenne. Schon gut, schon gut, ihr braucht nicht niederzuknien vor Ehrfurcht. Nun denn, wollen wir mal schauen welche … Rarität ihr da mitgebracht habt.“ er seufzte übertrieben und begann mit seiner Analyse. Lars Augen verengten sich nach Weile in der er kein Wort mehr sprach, ließ mit leise gemurmelten Zaubern seine Finger immer wieder um den Stab kreisen, wob einen Zauber nach dem anderen, um die Geheimnisse zu ergründen. Irgendetwas stimmte nicht, das war ganz offensichtlich für Amadrya, noch nie hatte es so lange gedauert einen Zauberstab identifizieren zu lassen, immerhin war sie hier schon das ein oder andere mal und jedes mal ging sie um viele Münzen erleichtert wieder nachhause. Der Mann grunzte unzufrieden, fluchte vor sich hin und wuchtete zwei schwere Folianten auf den Tisch. Das alte Pergament knatterte widerspenstig beim durchblättern, während die wachsamen Augen von ihm über Zeichnungen und Zeilen huschten. „Nein… nein.. Mumpitz, sicherlich nicht… auch nicht… ganz sicher nicht…. Habe ich das tatsächlich mal geschrieben? Aber nein… “ kommentierte er Seite um Seite. „Das hier vielleicht, nein das ist zu abwägig oder doch? Merkwürdig.“ dabei hob er seinen Blick und musterte sie nachdenklich. Selbst Tor hatte seinen Blick von Amadrya gelöst und betrachtete neugierig den Stab. „Nun, in der Tat ist dies ein seltsames Stück, vermutlich aus der Spätphase der Magokraten entstanden, was an und für sich nichts heißen muss, dass es etwas Besonderes ist. Was ich euch dazu sagen kann ist, dass ihr meine Eintönigkeit der Arbeit durchbrochen habt damit, auch wenn ich davon ausgehen muss, dass ihr sicher keine Ahnung habt wovon ich rede nicht wahr?“ es wäre wohl auch zu viel verlangt gewesen von dem alten Magier nicht einen Seitenhieb an sie zu richten mit seiner Erklärung und er fuhr fort „Tatsächlich ist hier ein Zauber hinein gewoben, der in gewisser Art und Weise der heutigen Klassifizierung druidischer Magie entsprechen würde, demnach ein Wesen der Natur zu beschwören. Dennoch ist die gebundene Energie im Stab kaum noch vorhanden und ich wage es nicht diese zu erneuern. So kunstvoll die Verzierung äußerlich auch sein mag, so wurden auch zwei weitergehende Zauber mit eingewoben. Der Kraftkristall im inneren ist beschädigt durch die lange Zeit und unsachgemäße Behandlung des Artefakts. Kaum verwunderlich, wenn ihr mich fragt, die meisten Abenteurer haben wenig bis kein Interesse an solchen Zauberstäben sondern mehr nach anderen Dingen, geschweige denn glaube ich, dass sie einen Angol von einem Zuckerstab unterscheiden können. Wer weiß, welchen langen weg dieses Stück zurück gelegt hat und was es alles zu sehen bekommen hat. Seltsam ist für mich zudem, dass ein druidischer Beschwörungszauber diesem innewohnt, der von anderen Zaubern auf ein gewisses Wesen ausgerichtet ist. Fragt mich nicht was dabei herauskommen könnte.“ Der Mann atmete tief und schwer durch, ehe er ungefragt fortfuhr „Ob die Kraft überhaupt noch ein einziges mal den Zweck erfüllen kann? Ich weiß es nicht, besser es erhält noch eine Unterstützung von außen. Gewiss ist jedoch, dass ihr dabei die alte Sprache verwenden müsst, es scheint mir eine Art Sicherung zu sein, diese zu nutzen und sollte es tatsächlich gelingen, befürchte ich zudem, dass damit das Konstrukt der Magie zusammenbrechen würde. So gesehen wird dabei irgendein Wesen beschworen, was nicht abzuschätzen ist, ob es gehorcht, noch wie gefährlich es ist, Sicherungszauber sorgen dafür, dass es aus einem besonderen geschützten Bereich gerufen wird und nach Ablauf des Zaubers auch gezwungen wird dahin zurück zu kehren. Ein einmaliges Erlebnis demnach. Dies klingt alles nicht überzeugend, und vermutlich auch viel zu hoch für euch, nicht wahr? So dass ich großzügigerweise bereit bin euch dafür ein kleines Säckchen Platin zu geben, da ich dies einfach interessant finde und meiner Sammlung hinzufügen könnte. Ansonsten könnt ihr es auch selbst probieren und ich erhalte dann nun von euch sagen wir 5.. nein 10 Sack Platin, weil ich von Gutmüigkeit durchdrungen bin heute.“
 Amadrya hing wie gebannt an seinen Lippen und saugte jedes Wort in sich auf. In ihrem Kopf wurden Zusammenhänge versucht herzustellen und das Gesagte einzuordnen in einen größeren Gesamtkomplex der hier verwendeten Zauber. Ihre Augen wurden dabei immer größer und der Mund stand halb offen vor Neugierde und doch ahnte sie, dass hier noch etwas mehr als Lars zugeben wollte dahintersteckte. Irgendein Wesen war mit diesem Zauberstab also so gebunden worden, dass nur dieses mit dem druidischen Zauber in der alten Sprache gerufen werden konnte, das war noch das Eindeutigste. Und dann war es aus einem gewissen Bereich durch Sicherungen gerufen und musste dahin auch zurückkehren, auch das war ihr nicht verborgen geblieben, was bedeuten konnte, dass vermutlich eine Sphärentasche oder eine Zwischensphäre wie ein Gefängnis genutzt oder sogar erschaffen worden war, beides hatte sie bereits nachlesen können, dass dies möglich war und sogar für diese Zeitepoche, die nun schon über 1000 Jahre zurücklag durchaus im Bereich des Möglichen lag. Dazu konnte oder wollte der Magier vor ihr nicht den Stab erneuern und aufladen, das musste sie einfach ihm so abnehmen. Das bedeutete dann, dass nur einmal sie das Wesen rufen könnte und sollte oder wollte sie dabei etwas dafür tun, dass es hierblieb hatte sie ein allerhöchstens zwei Versuche dies zu erreichen. Danach würde vermutlich dieses Wesen für alle Zeit und unwiderruflich gefangen sein. Ein grausames Schicksal, das sie keinem Wesen, das auch nur irgendwie mit der Natur zu tun haben musste, immerhin war ihre Magie nicht in der Lage Dämonen oder dergleichen zu beschwören, verdient hatte und schon gar nicht nach so langer Zeit. Vielleicht hatte es schon den Verstand verloren oder längst zu Staub zerfallen, wenn die Spähre in der dies sich befand nicht eine völlig verlangsamte Zeitlinie in sich trug als in dieser Welt. Nein, entschied sie sich, es musste einen Weg geben, dies zu ändern und Lars musste das wissen und wollte es ihr einfach nicht sagen.

 „Ich warte auf eure Antwort oder ist in euren hübschen, leeren Kopf doch mehr gähnende Leere, als ich annahm oder gar ein geflügelter Oger in euren offen stehenden Mund geflogen?“ rissen die Worte des Mannes sie unsanft aus ihren Überlegungen, so dass eine ungewollte Schamesröte in ihre Wangen schoss, die ihre allgegenwärtigen Sommersprossen übertünchten. „W..wie? Was.. ? Nein nein… ich bin nicht.. habe nicht..“ stammelte sie zunächst, ehe sie sich fing und meinte „Ich zahle und behalte den Stab und lege auch noch dies dazu oben drauf, oh Meister der Großzügigkeit“ dabei zog sie die Geldkatze die bald schlaff wie ein toter Fisch sein würde, und legte diese auf den Tisch „Ich zahle und versuche mein Glück, so soll es sein. Und lege noch etwas dazu, wenn ihr noch einen Rat gebt, wie ich dies Wesen befreien kann.“ Die Augen des Magiers verengten sich, nahezu konnte sie in der Mimik lesen, wie enttäuscht er war, mit versteinerter Miene zog er das Geld an sich und den Stab widerwillig zurück zu ihr, ohne auf ihre Bitte einzugehen.
 
Geldkatze.jpg

 Es war Tor, der die eisige Stille brach „Nichts für ungut mein alter Freund, aber ich denke es ist ihr Stab und für deine druidischen Arkana bist du nun wahrlich nicht berüchtigt. Wenn ihr meinen Rat annehmen möchtet, so würde ich, soweit ich das verstanden habe, die einzelnen Zauber der Beschwörung nach und nach schwächen, bis ihr einen Weg gefunden habt, endgültig den Kreis zu brechen, wenn das Wesen euch nicht tötet in seinem Wahn oder es besser eingesperrt bleibt. Sucht euch Hilfe für Euer Ritual und viel Glück! Und Lars… gebe ihr die zu viel bezahlten Münzen zurück.“
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Re: Von Leben und Tod.. und Wegen dazwischen.

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Das Ritual

Tage vergingen daraufhin...
 Sie dankte den beiden dann schließlich, nahm den Stab und viele Fragen im Kopf mit sich, die ihr in der Folge viele schlaflose Nächte bereiten sollten. Tagelang wälzte sie Bücher, Schriften und Gedanken in ihrem Kopf über das Problem. Eins war ihr klar, ein Magie bannen auf das Wesen, wenn es gerufen würde war unter allen Umständen zu vermeiden und sollte es zurück schicken, was einer Katastrophe gleich kam. Die beiden Magier hatten ihr einiges zu den Zaubern der Beschwörung, Bindung und Sicherungen erklärt. Das bedeutete, dass mindestens zwei Zauber wenn nicht sogar alle drei geschwächt werden müssten und am Ende auch behutsam zerstört, damit das Wesen in der primären Ebene und im besten Fall dann auch an dem Ort des Rituals bleiben sollte. Eine Kraftquelle waren dann entweder andere Druiden oder besser noch ein brauner Angol-Kristall, welcher zu der druidischen gebundenen Magie passen sollte. Eine Verbindung zum Zauberstab als Kraftquelle und die Worte der Macht in alter Sprache gesprochen, sollte das Wesen dann rufen. Davon ausgehend, dass es nicht gefährlich ist in einem Bannkreis gesprochen der das Wesen davon abhalten sollte, wegzulaufen, wenn es ängstlich und nicht zu kontrollieren wäre. Ein paar Freunde, die das Ritual bewachen würden, einen Platz, der nach und nach mit Naturmagie durchdrungen werden sollte, ein Pentagramm sorgsam gezeichnet.
 
Tage kamen und Nächte gingen, während sie immer wieder über ihr blaues Schreibpult gebeugt saß, Pläne und Worte niederschrieb und wieder verwarf. Am Ende hatte sie sich durchgerungen, die Worte der Macht in alter Sprache zu nutzen, ebenfalls Reagenzien ausgewählt. Das Ziel würde sein, zunächst den Stab mit Kraft aus eines braunen Angolsplitters oder der anderer Magiern zu speisen, dann die Formel hukmai huitar für das Beschwören eines Tieres zu versuchen, davon ausgehend, dass es druidische Form der Magie wie von Lars betont sein sollte. Ein Seeltentier zu beschwören schloss sie kategorisch aus, immerhin sollte dies nur dazu führen, das eigene mit sich verbundene Tier zu rufen, nicht das eines anderen. An dieser Stelle zögerte sie, ihre Nackenhaare stellten sich auf, so als ob ein Geist durch das Zimmer gegangen wäre. Doch als sie sich umblickte sah sie nichts, nur das eine, verbliebene, dunkle Auge von Sirius, das sie anstarrte. Es war als blickte sie in tiefe Nachdenklichkeit und Trauer zugleich, ohne sagen zu können, was er dachte. Kein Wunder, in seinen Gedanken die er vor ihr verschloss reifte noch ein anderer Gedanke, ein Gedanke, dass wenn es jenes Wesen war, was er vermutete und dieses in seiner Erhabenheit sich mit seiner Seelenverwandten verbinden wollen würde als letzter Ausweg, wer war er schon nach all den Jahren die er erleben durfte, nicht gern dem Ende ins Auge zu sehen und den beiden einen neuen Weg der Verbundenheit zu öffnen. Vielleicht würde es ein das Leid beenden, dass mit dem Stab verwoben war. Doch das konnte und wollte sie Amadrya nicht teilen, nein er wollte jeden Moment noch mit ihr genießen und für sie da sein. Er hatte viel mit ihr erleben dürfen, ihren Bildern und Geschichten gelauscht von hochnäsigen Magierbünden, starrsinnigen wie auch freundlichen Zwergen, den Menschen von Ansilon und dem Handwerkerhaus, die Kämpfe gegen allerlei Feinde, einem untoten Drachen, von verschlagenen Dunkelelfen und dem Unterreich, wo es sogar einen Wald gab, der goldenen Stadt und den Amazonen, von Freunden und Gegenern seiner Seelenverwandten, ihrer Sehnsucht und ihren Träumen und auch Ängsten. Es war so viel mehr, als er sich je erträumt hatte, sie begleitet bei ihren ersten Schritten in der Magie bis zum heutigen Tag und seinen Lebensmut wiedergefunden. Aber nun könnte es sich dem Ende zu neigen. Langsam verstand er andere seines Volkes, die irgendwann einfach fort gingen, weil sie nicht zur Last fallen wollten und in Ruhe Abschied von dem Leben nahmen, nicht wollten dass man sie leiden sah oder kraftlos und eingefallen. Wenn dann sollte die Menschenfrau sich an die schönen Momente mit ihm in all seiner Kraft zurück erinnern. Er überlegte kurz ob er dafür beten konnte, wusste aber nicht so recht an wen, daher beließ er es dabei, zuzusehen und sich auf die Morgen zu freuen, die ihnen beiden noch beschieden waren.
 
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 Amadrya legte den Kopf schief während in Gefühlen verschlossen der Bär dann irgendwann selbstzufrieden brummend das Kinn auf den Boden ablegte. Er schien zu lächeln, stellte sie verwundert fest und nur zögerlich machte sie sich daran, weiter zu arbeiten und murmelte „Ja du musst ja nicht mit mir reden oder denken, doch schön wenn es dich amüsiert!“ Sie fuhr fort, Notizen zu machen und Runen zu zeichnen, rubbelte gedankenverloren über die Gänsehaut am Arm, bis diese wieder sich beruhigte. Ihrer Annahme nach mussten die Zauber, die das Wesen an den Stab banden eine Art Bezug zu seinem Gefängnis darstellen. Diese Bindung galt es behutsam zu schwächen, so dass am Ende zügig ein Abschluss gegen alle Zauber vollzogen werden konnte. Das bedeutete, den Gefängniszauber, der wie eine Kette an dem Wesen zerrte und es band, zu schwächen, also „Des Ort Jux“, oder in diesem Falle „tepuka alwanzessar harga“, verwendet angelehnt an magische Fallen entschärfen und Magiebannung, Alraune für die Veränderung der Magie und Knoblauch zur Stabilisierung der magischen Energien, sowie schwarze Perlen zur Fokussierung der Energien auf diesen Zauber, ebenfalls angelehnt an andere Zauber ähnlicher Wirkweisen. Auf Schwefelasche würde sie hier allerdings verzichten, Aufhebungszauber nutzten dies für die Kraft der Endgültigkeit etwas zu beenden oder aufzulösen.
 Da es sich um einen Beschwörungszauber, der ebenfalls darin gewoben sein musste, um das Wesen auf die planare Ebene zu bringen, würde sie ebenfalls auch diesen schwächen müssen, „Des Ort Kal“ oder „tepuka alwanzessar hukmai“. In ähnlicher Folge boten sich ihrer Ansicht für den Zauber Knoblauch und Alraunen analog zu dem anderen Zauber an. Eine weitere Fokussierung in Verneinung der Beschwörungsmagie durch schwarze Perlen dagegen erschienen ihr übertrieben und borgen die Gefahr, ungewollt gerade diesen Zauber zu beenden, wenn dieser wirklich so schwach war. Dafür würde sie hier für die Beeinflussung und zugleich Beschwörungsmagie auf die Nutzung der Spinnenseide zum behutsamen Verändern des Zaubers zurückgreifen wollen.
 Sie wollte sicher gehen, nicht das fragile Konstrukt des Zauberstabes zu früh zu zerstören, gerade, weil sie auch dem Wesen Halt geben wollte. Genau wusste sie nun leider nichts über das Wesen, wie es sich in dieser Welt verhalten würde, oder es sogar einen eigenen Weg hatte von einer Beschwörung gerufen zu werden. Das schloss jedoch nicht aus, dass es ein Wesen des Lebens, der Natur sein würde, sofern die Magie richtig von Lars erkannt wurde. Um es also zu festigen nach Zerstörung des Stabes brauchte es also Halt, „Sanct Mani Xen“ oder „pahsa huis huitar“. Abgeleitet von dem Schutz des Lebens, hier sogar eines Wesens desselben entschied sie sich zusätzlich zu Knoblauch und fruchtbare Erde als wahrliche Sinnbilder des Lebens und der Natur, diese auf das Wesen zu zentrieren und würde daher zusätzlich noch schwarze Perlen verwenden. Es war höchst unwahrscheinlich, dass diese Kraft diesem Wesen auch nur ansatzweise Schaden würde, im Gegenteil. Am Ende hoffte sie inständig, dass sie nichts übersehen hatte denn dann würden die Zauber zerstört werden, nachdem sie nach und nach in dem Artefakt geschwächt wurden mit einem oder mehreren „An Ort“ oder „lessai alwanzessar!“ für jeden Zauber auf den Zauberstab.
 Sie nickte am Ende ihrer Arbeit nachdenklich, nun galt es noch Verbündete zu finden für das Vorhaben und die Hoffnung nicht zu verlieren, dem Wesen seine Freiheit nach all der Zeit wieder zu geben...
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Ein kleiner, großer Lichtblick
 
Es waren bislang düstere Zeiten gewesen seit Monden bereits. Die Götter schwiegen auf die Gebete ihre Gläubigen, die zu ihnen in den Schlachten hinauf oder hinab riefen, wo immer auch in den Sphären sie sich befinden mögen. Gebete der Diener des Herren, der Zwerge oder der Amazonen. In jeder Schlacht gerufen, das Blut das vergossen, die Schreie der Seelen der Toten oder auch an allerlei Orten in mehr oder minder großen Ritualen, sie erklangen immer wieder um Hilfe. Amadrya hatte sich nie viel aus so tiefem Glauben gemacht, zu sehr war sie in den Traditionen ihrer Familie verwurzelt. Und doch... sie hatte mehr ewartet von jenen so mächtigen Wesen. Die Länder überrannt von unzähligen, nie endenden Massen an Dämonen und Predatoren, die mächtige Elfenstadt in einer Welle überrannt, ohne dass sich auch nur der Hauch einer Möglichkeit ergeben hätte, dem Stand zu halten. In Silberburg war der Dämonenfürst mit seinen untoten Dienern aufgetaucht, die er, war man ehrlich, nicht einmal brauchte um die Heerscharen der Menschen zu besiegen. Was brauchte es also noch, damit diese Wesen mehr als nur zuschauten? Immerhin zeigte es ihr persönlich, wie fragil diese Welt war und wie willkürlich die Wesen, von denen viele annahmen, sie seien für sie da und gaben für deren tiefen Glauben ihre Gunst und wachten über sie. Seltsam, scheinbar liebten diese Wesen das Leid der Sterblichen. Etwas was sie eher der Spinnengöttin zugeschrieben hätte, doch selbst diese überließ den Sieg über die hohen Elfen Bahamut und seinen Heerscharen, daran änderten auch die seltsamen Konstrukte nichts. Kein Dunkelelf hatte mit Klingen Blut vergossen noch Gefangene nehmen wollen. Immerhin entkamen durch den Heldenmut und schnelles Handeln der Echnida und Pandors Plan die Elfen aus der Stadt.

Das Einzige war, dass sie alles unternommen hatte, den Sternensplitter aus der Mine in Sicherheit zu bringen. Niemand hatte davon groß berichtet, noch war es möglich, Rückschlüsse zu ziehen, wohin sie diesen gebracht hatte. Wäre es Bahamuth möglich gewesen, diese selbst aufzuspüren, so hätte er niemanden nötig gehabt, der wie im Falle der hohen Elfen es ihm verraten hätte müssen. Irgendeine Macht oder höhere Gerechtigkeit musste es doch geben, die ihre Anstrengungen bisher, trotz der ganzen Rückschläge auch auf der Suche nach einer Waffe zum Anlass nahm, sie nicht in ständige Niederlagen zu stoßen, während ein Großteil der Welt unbehelligt sich selbstzufrieden zurücklehnte. Niemand konnte auch so närrisch sein zu glauben, dass mit den Artefakten, mit denen man sämtliche Städte auslöschen konnte, Bahamuth sich zufrieden geben würde und damit friedlich in seine Niederhölle verschwinden würde.

Es brauchte einen Moment, die düsteren Gedanken hinfort zu wischen. Wie aus einem Traum erwachte sie, nur um in einen anderen zu gleiten. Und dort war ihre Konzentration mehr als jemals zuvor gefragt. Eine Welt, so anders für sie und doch umgab sie jedes mal sie diese, wenn sie durch die Wälder des Nordens striff. Uralte Mächte umgaben sie und ohne Führung wäre sie sicher verloren gewesen in dem Schwall der Gefühlen und den wunderschönen Momenten die hinter dem Schleier der Wirklichkeit warteten. Doch sie war nicht allein auf ihrer Reise. Eine tiefe Dankbarkeit und Ehrfurcht war in ihr für das Erlebte. Dort, wo die Geister des Waldes sie umgaben, ebenso neugierig auf sie wie Amadrya auf diese es war, verband sie sich am Ende für einen kurzen Moment mit dem Wesen, das in ihrer eigenen Welt gefangen war und seit Jahrhunderten dort allein war, ohne zu altern, so als wäre eine Art Band zwischen beiden geflochten. Die tiefen Emotionen des Wesens waren überwältigend, fremdartig und doch auf eine gewisse Art und Weise vertraut, die sie nicht erklären konnte. Und doch, vielleicht gab es dem Wesen, von dem sie den Namen dadurch erfuhr und eine Ahnung was sie war, Hoffnung, dass sie nicht aufgegeben wurde und es weit mehr gab, als die Magokraten die sie gefangen nahmen. Xatyn... hallte es in ihrem Kopf und ein Bild des Wesens, verschwommen, unwirklich.
 
Waldtraum.jpg
Der Weg hin und zurück
Einige hatte die Aussicht ein "Tier" aus einem Zauberstab zu befreien als nicht so wichtig empfunden, diesem mehr nachzugehen. Und doch waren einige gekommen, die sie um Hilfe gebeten hatte. Nicht einmal wenige für ein Ritual diesen Ausmaßes. Ingrarh und Samira würden ihm Ritual die schwächenden Elemente der gebundenen Magie übernehmen. Beide hatte sie peinlichst genau auf die Aufgabe vorereitet. Auch, dass gleich was geschehen würde, ein Ritual immer zu einem disziplinierten Ende gebracht werden muss, sofern es irgendwie möglich ist, damit nicht freie, ungebundene Energien am Ende zu einem Chaos im Gewebe und auch der primären Ebene führten. Und sie gehörten genau zu, was zu tun war. Bereitwillig, offen und doch konzentriert machten sie sich ans Werk. Als Schilde für sie, sollte das Wesen sie dennoch angreifen in der Verwirrtheit waren Banja, Everlid und Niriel gerüstet, die Ritualisten mit Schilden abdecken zu können, jedoch das Wesen nicht zu verletzen. Und auch die Elfen waren der Bitte gefolgt, ihnen beizustehen mit all der Erfahrung die sie mitbrachten. Und natürlich, sturer als ohnehinschon, war die ganze Zeit schützend und aufmerksam Sirius ihr Seelengefährte an ihrer Seite, ebenso wie die Dryarde Lunis, beides sehr eigene und doch so liebenswürdige Geschöpfe der Natur.

Nach einem ersten, noch erfolglosen Versuch, die Kraft des, wie es sich dabei offenbarte, zerbrechlichen Zauberstabes mit der Energie des braunen Angol zu verbinden, halfen die anderen ihr dabei die Kraft zu kanalisieren. Begleitet von beruhigender, einfühlsamer Melodie Lunis erschollen Gebete und ein Singsang auf der Lichtung und in dem Ritualkreis, der penibel genau in den Waldboden gezeichnet war. Das Gefühl für die Magie gab der Waldelfe die Möglichkeit auf die anschwellenden Worte in alter Sprache einzugehen, mal lauter werden zu lassen, mal leiser, durch den Takt die Geschwindigkeit zu bestimmen, in den Momenten die da kamen.

Ein Aufleuchten läutete das Erwachen des Stabes an, ein Flirren in der Luft, Nebelschwaden, die über den Platz wehten. Ein gequälter Schrei, gleich einem Pfau und Reh zugleich ließ die Nackenhaare sich aufstellen. Und dann, stolz und erhaben erschien die Gestalt des Wesens, des Ki Rin des Eryn. Nicht groß und doch strahlte es eine Würde aus. Wie durch einen Zauber wurde es auf einmal still neben der Musik der Elfe. Der Wald hielt den Atem an. Viele Tiere hatten sich um sie herum versammelt, so als warteten, erwarteten sie etwas. Etwas, dass das Leben kannte, vermisste und mehr als die Zweibeiner einfach wusste. In dem Moment wo Xantyn aber erschien schwiegen sie alle. Senkten den Kopf ihr entgegen, begrüßten sie auf ihre Weise und schwiegen. Dennoch hing ihr aller Blick gebannt auf ihr.

Und obwohl Samira und Ingrarh hochkonzentriert mit ihren Gebeten und dem Ritual ebenso wie Amadrya begannen, spürte die Druidin das Schaudern, dass auch durch ihren Körper bei den Ruf durchflutete. Xatyn manifestierte, während sie ihre Finger in Hände in immer schnelleren, komplexen Bewegungen zu arkanen Mustern bewegte, in und um das Ki Rin schützende Naturmagie dabei wob. Mit ihrem hellen Gesang stärkte sie es so gut sie konnte mit einem Halt in der Welt. Währenddessen versuchten Niriel und Luni es zu beruhigen, auch Amathlan, der wie fast alle fasziniert gebannt das Wesen zu beruhigen suchten. "wir tuen dir nichts.." ... " Sanyasala und willkommen zurück" ... " Willkommen." und anderes fast gemurmelt und halblaut von den anderen dem Wesen entgegnet, dass vor allem auf die Stimmen und Worte der Elfen reagierte, wie eine Erinnerung an eine lang vergessene, bessere Zeit. Mehr noch schien ihr die Präsenz der Dryarde Ruhe und Geborgenheit zu geben. Was immer die beiden auch vielleicht miteinander besprachen, kein Wort klang zu den Ohren der Sterblichen um sie herum.   Die einst kunstvoll und nahezu perfekt gewobenen Fäden der Bannzauber und Beschwörungen wurden nach und nach schwächer, alles schien nach Plan zu verlaufen... Tepuka....Alwanzessar.... Harga  ... hukmai huis huitar ...  tepuka alwanzessar hukmai Wie ein Dreiklang der Schmiede wiederholten sich die Formeln reihrum.

Aber auch einmal lief die Zeit ihnen davon, das Ki Rin begann zu ihrem Schrecken mit einem langgezogenen Klagelaut langsam zu verblassen. Schweißperlen auf der Stirn der Ritualistinnen hatten sich gebildet, die unablässig die Energien auflösten und auf der anderen Seite die Bindung im Wald für Xatyn woben. Voller Schrecken schrie Xantyn auf, sie wollte nie wieder zurück, dazu musste man ihre Sprache nicht verstehen, um zu wissen, dass es ein "NEIIIIN" sein würde. Auch Amadyra wurde schlecht und rutschte der Mut herab. Nein nicht jetzt, es klappte nicht, sie konnten sie nicht halten, auch wenn die Elfen halfen es hier zu halten mit ihrer uralten Magie. "die Bindung fällt... aber es zieht sie zurück!" keuchte Amadrya. Ein verzweifelter Geistesblitz und sie sah zu Luni herüber. Sie erinnerte sich.. hinter der Kälte die nach ihrem Herz zu greifen schien.. an eine Idee der Waldelfe. Etwas was sie nicht wahrhaben konnte und wollte zu dem damaligen Zeitpunkt, oder waren es einfach zu viele Vorschläge von ihr und ihrem Gefährten? Zwei Bindungen, zwei Seelentiere, wäre das nicht wie seine Seele zu teilen, oder musste man so perfekt sein und in sich gefestigt, zwei Wesen in sich mit sich zu vereinen? "Ich... kann... sie ... nicht..." mehr brachte sie nicht zustane und hoffte Luni würde ihren Blick verstehen. Dabei begann die Druidin, je mehr von den Kräften der anderen, nun auch von Amathlan wie sie am Rande ihres Verstandes nur erahnte, sie im Ritual bündelte und führte und in immer neuen Fäden erneuerte, löste und auflöste, durch ihre blasse Haut von innen heraus zu leuchten das die Lichtung in ein strahlendes, geisterhaftes Licht tauchte. Und doch war es der Hochelf, der neben dem unaufhörlichen und vorbildlichen Zaubern der Zwergin und Amazone Amadryas Arbeit ihr abnahm das Ki Rin hier in der Welt Halt und Anker zu geben, da ihre Konzentration zu schwinden begann. Sie konnten nicht aufgeben, auf keinen Fall! "Nyame, Göttin des Lebens, gebe diesen dreien die Kraft dieses Wesen in diesem Reich zu halten" Tief grollte Sirius neben ihr und sah hastig zwischen den Ereignissen hin und her.

Luni hatte verstanden, ohne abzuwarten begab sie sich zu den beiden, die nun voreinander standen und hob die Arme "Gemeinsam, sich halt gebend, in dieser Welt und der magischen. Ein Weg, getrennt und nun vereint" Ob Zufall oder Güte schoben sich die Wolken verhangenen Himmel auf und ein sanfter Sonnenstrahl legte sich fast schon beruhigend auf die bunte Gruppe und selbst die Zwerginnen war es, als füllte ihren Mund der Geschmack von bestem Gerstensaft der ihnen neuen Mut geben sollte, oder war es nur ein Gefühl das man nicht greifen konnte? Die Waldelfe nahm all ihre Kraft zusammen, den beiden zu helfen sich zu verbinden, ihr Gesicht von einer Kraftanstrengung verzerrt. Amadrya sah dem Wesen in die unergründlich tiefen Augen und mit zitternder Stimme zu flüstern, sich dabei zu öffnen und ein Band einzugehen "Ich bin dein und du bist mein, lass... lass mich deinen Weg begleiten und du m..meinen was im Eryn begonnen hat... führe zu Ende... und.. Sirius wird... will.. mit uns sein" Behutsam legte sie die Arme um das kleinere Wesen, dessen einziges Geweih in den Himmel schaute, Kopf an Kopf gelehnt, beide vereint mit schwerem Schlucken. Ein Knacken und der Zauberstab zerbrach in winzige kleine Splitter, als endlich die Magie in ihm gebrochen und vergangen war. Es war vollbracht und beide spürten einander, eins zu sein und Kummer und Freuden und alles, was es zu erleben gab um zu heilen zu teilen. Es war so einfach und fühlte sich richtig an.

Was sie aber nicht ahnten, dass das Band zu dem mächtigen, alten Bären sich mehr und mehr dabei gelöst hatte. Weder war es das Werk der Waldelfe noch von anderen. Sirius ging zur Seite, ließ die beiden allein. Betrachtete sie einen stillen Moment lang zufrieden. Dann hob er seinen Kopf an. Ein markerschütternder urzeitliches Brüllen drang aus seiner Kehle, ein letztes mal seine ganze Kraft dem Wald mitzuteilen, nicht traurig, nicht verzweifelt, sondern zufrieden mit dem Leben das er hatte und dem Abschied ... und ein Lebewohl, wie die Anwesenden viel zu spät verstanden. Er sank zusammen, legte seine Schnauze auf eine Pfote ab, um seine Augen langsam und endgültig zu schließen. "Möge deine Reise beginnen" ... und eine neue beginnen.
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