Morgendämmerung

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Berinnor
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Registriert: 12 Nov 2020, 12:50
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Morgendämmerung

Beitrag von Berinnor »

*Die gespenstische Stille des toten Waldstückes wird nur vom Aufkommen eines kühlen Westwindes durchbrochen.
Trockenes Holz knarzt, alte Zweige brechen von den einstigen Giganten und fallen in staubigen Fragmenten durch das darunter liegende tote Geäst.*



< Lazheron!
Qath drer murrdon... Dra Hideroge?
Drar viteron xr´yaz dereakon, M´Draken. >


< Höre!
Kehre zurück, meine Finsternis... Versteckst du dich?
Dein Leben ist nicht erloschen, Drache. >




< Oh.. Du bist noch da. >

< Ich werde immer da sein. Ich bin unendlich. >

< Eine handvoll Gedanken und du fängst schon wieder an zu schwafeln... >


< Du armseliger Trottel! Bist du noch immer so schwer von Begriff? Wir leben. >

< Offensichtlich. Schade, eigentlich. Ich dachte du hälst endlich mal das Maul. >

< Du ignoranter kleiner Wurm! Ich frage mich noch immer, warum Sie eine solche Existenz für mich erwählt hat... Du warst wohl eine bessere Wahl, als irgend ein Sterblicher... Aber gab es da nicht doch irgend ein anderes Wesen mit etwas mehr Verstand!? >

< Nein. Wohl nicht.
Schön, dass deine Ansprüche hier glücklicherweise nicht maßgeblich sind, nicht wahr?
Was ist das hier überhaupt für ein...

Augenblick mal...  Wo sind wir?    Wann sind wir? >

< Schön, dass du endlich anfängst deinen kargen Verstand einzusetzen. Überanstreng dich nur nicht, sonst geht in dem kleinen fragilen Ding noch etwas zu Bruch... >

< Du dämliches.... Hm. >

< Still jetzt! Ich habe dich nicht grundlos geweckt. Stehen wir auf. >



*Eine kleine Lawine aus Geäst, Erde und allerlei totem Unrat aus Kleintieren und dem einstigen Wald sucht sich ihren geräuschintensiven Weg den kleinen Hang hinab.
Lange hatte hier nichts und niemand einen solchen Exzess an Lärm verursacht. Lange hatte es niemand gekonnt.

Aus dem Dreck erhebt sich steif und ungelenk ein humanoider Körper. Gepudert in das abgestorbene grau und braun der Umgebung, könnte man mit etwas Abstand auch einen der Körperpflege vehement abgewandten Stadtstreicher vermuten:
Schmutzig, die Statur von Kälte und Feuchtigkeit krumm und die Bewegungen langsam geworden... Und selbstverstänlich irgendwie auch beinahe nackt.


Berinnor sieht an sich hinab. Ja, er sieht.
Es dauert einen ganz ordentlichen Augenblick, bis er sich dessen tatsächlich bewusst wird.
Der Staub brennt ihm noch einen Moment in den Augen, als sich das Bild seines eigenen Körpers langsam verfestigt.
Verottet und bruchig hängen noch einige Lumpen an ihm hinab, kaum in der Lage seine Blöße zu bedecken und bei jeder Bewegung einen weiteren Teil ihrer selbst auflösend, zerbröckelnd.

So war das also mit den Armen und Beinen. Bewegung.*


< Fühlt sich echt beschissen an. >

< Och nein... Ist der arme kleine Wurm traurig, dass er sich nun wieder anstrengen muss? >

< Weißt du überhaupt noch was das ist, ein Körper?
Ja?
Nein?
Ach, jetzt fällt es mir doch wieder ein. Du weißt ja nichtmal was Anstrengung ist... >




*Die zerlumpte Gestalt richtet sich vollends auf. Wieder fallen weitere der noch spärlich vorhandenen Teile dessen zu Boden, was einmal adäquate Bekleidung gewesen sein mag. Eine Reihe gutturaler Schreie, gezeichnet von Zorn und Abscheu zerschneidet die ohnehin schon gestörte Ruhe des Ortes, als das Wesen hastig und mit unbedacht willkürlich gesetzten Hieben die rottenden Lumpen von sich reißt.
An einigen Stellen des beinahe zwei Schritt großen Körpers wird der trockene Puder nun durchtränkt von filigranen Linien von Feuchtigkeit. Blut. Leben.

Berinnor schaut interessiert auf seine Rechte und taxiert beinahe schon mit wissenschaftlichem Interesse die Fleischfetzen unter seinen klauenartigen Nägeln.
Eine Zeit lang bewegt er die Finger spielerisch, bevor er mit Hilfe des Daumens einiges der schuppigen Haut- und Fleischreste hinfort schnipst.


Er wendet seine Gedanken einen Augenblick aus der Realität und umarmt gedanklich seinen geliebten Feind, seinen besten Freund, seine größte Qual und seine einzige Erlösung...


Die Macht der Großen Formerin, Yazhendrakai.
Die Grausame. Die Herrliche. Der strahlende Glanz des Tourmalins. Die unendliche Wahrerin des ewigen Wandels. Das brutale unerbittliche Chaos, die Liebe im Hass und der Hass in der Liebe.



Die Vereinigung aus Menschlichkeit, dem Geist der Drachen und... diesem elementaren Bestandteil der Existenzen ist grotesk. Widersinnig.

Ein Ding das nicht sein dürfte, aber ist.

Und somit bloß ein weiterer, deutlicher Beweis für die wahnsinnige und gleichwohl herrliche Natur Yazhendrakais.

Der Wille und die Akzeptanz, das kurze aufeinander Zugehen, das Realisieren scheinbarar Einigkeit... Ein kurzer Strang von Gedanken und Emotionen nur, eine flüchtige Bewegung der rechten Hand, achtlos, beiläufig.



Und die Wunden schließen sich.*



"Mentra, sren..?"
*Die kehlige Stimme klingt brüchig, unangenehm. Wie ein Kratzen tief im Hinterkopf des Zuhörers, oder ein Zerren an seinen Eingeweiden.
Aber das ist nicht ungewöhnlich, nicht verwunderlich. Sie war seit Unzeiten stumm gewesen.

Niemand hört die beiden befremdlichen Worte in der uralten Sprache hier draußen...

"Gut, ja..?"
Berinnor wiederholt sie noch einmal, als wolle er sich ihrer Existenz versichern. Diesmal jedoch in der Sprache der Menschen.

Plötzlich überkommt ihn ein tiefes Verlangen, schlägt ihm eine Erinnerung vehement in den Verstand. Eine Erinnerung an Freiheit, Größe, Erhabenheit, Macht...
Er lächelt unvermittelt. Zumindest glaubt er zu lächeln. Irgendwie so ging das doch mit dem Gesicht und den Mundwinkeln.

Dann setzt er seinen Gedanken in die Tat um, greift nach der Erinnerung und lässt sie Wahrheit und Realität werden, indem er sich Ihr erneut nähert, sie akzeptiert, umarmt, Einigkeit vortäuscht, so glaubt er.


Die Kreatur wird von einem dunklen Schatten umhüllt, das humanoide Wesen geht in einer Abwesenheit von Licht und Dasein auf, verschwindet in einem Gewittersturm aus Nichts...
Und erscheint erneut. Nunja, beinahe.
Wo eben noch die erbärmliche humanoide Gestalt stand, richtet sich nun eine gewaltige Erscheinung auf:

Ein tiefschwarzer Schuppenpanzer.... die gigantischen, stahlharten Klauen des ewigen Räubers. Ledrige Schwingen, die Werkzeuge des Sturms. Ein riesiges Maul, bestückt mit dolchlangen Zähnen, geifernd.

Svh´aldhar zieht einen tiefen Schwall der erdigen Luft durch seine Nüstern. Wieder und wieder.
Seine Klauen graben sich tief in den Boden, als er einige Schritte nach vorn macht, abwägend.*

< Die Rache lebt. >

< Sie war nie tot. Nunja,... du weißt wie ich es meine. Zumindest dieses mal nicht. >


*Der riesige Wyrm erhebt sich auf die Hinterläufe und reckt den Hals in die Höhe. Aufmerksam schwenkt er den Blick über die Umgebung.
Dann richtet er sein Augenmerk gänzlich nach oben, in die Weiten des morgendlichen Himmels.

Einige malerisch treibende Wolkenfetzen sind über das Farbenspiel der aufgehenden Sonne gesprenkelt. Es verspricht ein wahrlich wunderschöner Tag zu werden.*


< Vielleicht... Gibt es sogar ein bißchen warmes Blut und frisches Fleisch..? >

< Manchmal erheiterst du mich wirklich. Ganz ehrlich. Ab und an finde ich dich nicht ganz so erbärmlich. Aber lass dir das nicht zu Kopf steigen, du zerbrechliche kleine Kröte. Worauf wartest du noch? Diese Welt gehört uns, nimm sie dir, verdammt nochmal! >

< Du hast Recht. Manchmal finde ich dich auch nicht ganz so erbärmlich. Gehen wir endlich fressen. >



*Mit wuchtigen Flügelschlägen, unterstützt von einem kräftigen Sprung über die ersten Schritte hinauf, schwingt sich Svh´aldhar in die Lüfte.
Die Naturgewalten seiner ersten Bewegungen fühlen sich verdammt gut an, jeder Flügelschlag dem Donnergrollen eines Herbststurmes gleich.

Es ist intensiv. Fast wie beim ersten Mal.*
Dren s´aeran yarr Svh´aldhar. Dren s´aeran yarr Drakenshur M´Draken.
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