Straßengold

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Neslin
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Registriert: 07 Jul 2021, 09:35

Straßengold

Beitrag von Neslin »

Leg dich nicht mit einer Löwin an,
wenn du es nur gewohnt bist mit Katzen zu spielen.

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Liebes Tagebuch,
warum ausgerechnet ich? Warum muss ausgerechnet ich ein Gewissen haben?
Der Überfall war so einfach abgelaufen: Haustür geknackt, Truhen durchsucht, unterm Tisch gesessen und auf einen günstigen Moment gewartet, als der Bewohner doch unerwartet zuhause war, Messer an seinen Hals gedrückt, seine Angst gerochen, Stimme verstellt, Münzen und Tränke gefordert. Er gab mehr, als ich tragen konnte. Und nun sitz' ich hier und habe ein schlechtes Gewissen. Kurz habe ich sogar in Erwägung gezogen, ihn erneut aufzusuchen und ihm ein Geschenk auf den Tisch zu legen. Ich muss dringend seinen Namen heraus finden.
Dann aber zog ich Greif aus dem Tomatenstrauch. Greif hat sozusagen verhindert, dass der Mann mit dem Küchentisch, unter dem ich saß, ein Geschenk erhielt. 

Greif ist schuld. Greif ist die Verkörperung eines Traums. Eines Alptraums, um genau zu sein. Fade, antriebslos, grüblerisch, verschlossen, melancholisch. Aber er findet die besten Bettsteine. Und er riecht gut, zumindest noch einen Tag nach dem Badezuber. Und wir erledigen manche Aufträge zusammen. Wie neulich diese Baustelle von den Zwergen. So richtig geblickt habe ich es nicht, warum Codo uns bezahlt hat. Aber ist auch egal, Auftrag ist Auftrag und die Kohle stimmte. Codo ließ sich nicht lumpen. Gäbe es den Mann in Flammen, Nathan Jaro, nicht, würde ich Codo nehmen. So aber bin ich dem Flammenmann treu ergeben und werde ihm die Tage mal ein Geschenk in den Briefkasten werfen, er wohnt nämlich auch in Ansilon. Wie praktisch. Vielleicht ziehe ich bei ihm ein.

Seit Tagen juckt mir das Näschen und das Jucken hat einen Namen: Varrak Lathos, der scheinheilig in der finsteren Ecke des Bienenschuppens stand. Wäre das Gespräch nicht so interessant gewesen, ich hätte ihm nicht eine Fußbreite über den Weg getraut. Der kann sagen was er will, der wollte mich erst überfallen, dann aber doch lieber plaudern. Ich werde ihn im Auge behalten und die Tage mal aufsuchen.

Später, liebes Tagebuch, werde ich dir vom Blutmond berichten. Ich hab nen Krampf im Arm vom Schreiben.
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