Von Pilzliebhabern und wo man sie findet

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Bonzak Getwergelyn
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Registriert: 01 Apr 2021, 18:40

Von Pilzliebhabern und wo man sie findet

Beitrag von Bonzak Getwergelyn »

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Die Tage im Stollen waren für einen Rhun'Karaz oft sehr anstrengend. Man musste mystische Tafeln aus viel zu tiefen Kackstollen entziffern, bei Ratssitzungen musste man teilnehmen, ständig gingen Forschungsmaterialien aus und dann waren da auch noch diese jungen Zwerge welche mit ihrer impulsiven Art ständig für Rangeleien sorgten. Für Bonzak war das Grund genug gelegentlich Brummsel, seinen Reitkäfer, zu schnappen und mit diesem das Weite zu suchen. Seine heimliche Leidenschaft galt es nicht nur einmal in Ruhe Steintafeln am stillen Örtchen zu lesen – das wäre ja lächerlich! Nein, Pilze in allen Farben und Formen sammelte er! Von den allzu bekannten roten mit weißen Punkten bis hin zu gut verstecken Stollentrüffeln mit ihrem lieblichen Aroma vor den Spitzohren nur Reißaus nehmen würden. Doch seit er so nahe an der Oberfläche wohnte, erforschte er auch immer wieder die hiesigen Sümpfe unter der großen Blendscheibe. Diese Pilze waren für den Dawi noch beinahe gänzlich unbekannt und das machte es umso reizvoller. So zog er mittlerweile mehrmals im Wochenlauf los. Hinauf aus den heimischen Stollen, durch die winterlichen Berglandschaften hinab zu den nördlichen Sümpfen welche es ihm besonders angetan hatten. Seit dem ersten Mal in diesen Sümpfen kam er umso lieber da er dort einen neuen Freund gefunden hatte. Die meisten anderen Dawi würden kein Verständnis für diese Art von Freund haben und darum trafen sie sich immer an besagten Sumpf. Der Heimat des neuen Freundes. Wie bei einem Ritual begann der alte Zwerg sich auf einen Baumstumpf am Sumpfrand zu setzen und dort einen mitgebrachten Picknickkorb auszupacken. Sein Freund teilte nicht nur die Leidenschaft für Pilze, nein er aß auch gerne und trank dazu auch gerne mal ein Schlückchen vom Dawi-Bier! So saß er nicht allzu lange und als wäre es zeitlich ausgemacht gewesen, bewegte sich schon bald etwas im Sumpf. Ein Kopf tauchte aus dem Sumpf auf, erst wirkte er unförmig bis der dickflüssige Sumpfschlamm abgetropft ist und sich zwei etwas dümmlich wirkende Glupschaugen öffneten. „Krux“ war wie immer erschienen.
  
Die besonders dicke Kröte kletterte auf die leere Stelle auf dem Baumstumpf und so saß das ungleiche Paar erst einmal eine Weile nur da und starrten beinahe nachdenklich vor sich hin. Das Lachen des Zwergenopas unterbrach anschließend die Stille: „Bist jorr wieder gesprächig wie immer, Krux!“ woraufhin der Kröte eine Schüssel mit krossen Speckstreifen, gelösten Glurscherfleisch und frittierten Beißerbeinchen serviert wird. Dazu wird eine zweite Schüssel gestellt welche mit einem mitgebrachten Bierfass befüllt werden. So schmausten die beiden dann „Schulter an Schulter“. Der eine schaufelte das Essen mit der Hand in sich rein, während der andere einfach nur den dicken Kopf in die Schale steckte, bis entweder das Essen rundherum verteilt war oder zu einem Gutteil im Krötenmaul gelandet ist. Gestärkt und immer noch nicht viel gesprächiger, packte dann der Alte wieder seinen Picknickkorb zusammen und begann loszustapfen. Die Kröte folgte ihm auf seiner Expedition durch den Sumpf. Mal unter der Sumpfoberfläche und man sah nur wie die Zunge herausschnellt, um eine Libelle zu verspeisen, mal rannte sie unelegant neben dem ebenso unelegant laufenden Zwergen her. Die Suche galt stets den vielen Pilzen. Pilze in Baumstümpfen, Pilze knapp am Rand des Sumpfwassers, Pilze unter Steinen. Die Vielzahl begeisterte den alten Zwergen und seine tief sitzenden Augen funkelnden bei jedem Fund erfreut. Auch Krux schien über die Funde erfreut und schien sogar wie ein Trüffelschwein den ein oder anderen besonders exotischen Pilz aufzuzeigen welchen der Alte ansonsten übersehen hätte. Die Freundschaft zwischen den beiden war förmlich spürbar denn am Ende des Tages war der gierige Zwerg sogar bereit einige auserwählte Pilze der Kröte kurzerhand ins Maul zu werfen.

So vergingen Tage und Wochen. Die beiden trafen sich, aßen und tranken und anschließend gingen sie ihrer beider Leidenschaft, der Pilzkultur, nach. Andere Kröten äugten höchstens missmutig aus dem Sumpf, wenn sie den Zwergen sahen, aber Krux schien einen Narren an dem ebenso unelegant watschelnden Bonzak gefunden zu haben. Es gab sogar Tage, an denen Krux den Zwergen bis zu der Waldgrenze begleitete und anschließend wieder kehrt machte, um selbst in den heimischen Sumpf nach Hause zu gehen. Es kam dann ein Tag, welcher alles ändern sollte,  ein Tag voller Schmerz und ein Tag welcher die Freundschaft der beiden auf eine gänzlich neue Ebene heben sollte.

Es wurde immer schwieriger den Sumpf ungestört zu erreichen. Bonzak selbst machte es schon mürrisch da immer mehr Umgis beschlossen am Wegesrand zu lauern, um rechtschaffene Dawis anzugreifen. Doch es gelang ihm immer wieder diesen auszuweichen und unbeschadet den für Räuber nicht so begehrten Sumpf zu erreichen. Doch irgendwann kam es wie es kommen musste und zwei der Räuber verfolgten heimlich Bonzak. Eine Verfolgung welche bei dem aufgeweichten Untergrund sich als nicht allzu schwierig herausstellen sollte. Während der Zwerg dem gewohnten Essritual nachging, wurde plötzlich ein Pfeil gespannt auf der Bogensehne auf ihn gerichtet. Die Banditen näherten sich Bonzak und beschimpften den alten Zwergen, während sie ihm auffordernden die Wertsachen herauszunehmen. Grimmig machte sich Bonzak bereit anzugreifen, jedoch war seit dem großen Beben es ihm nicht mehr möglich eine Metallwehr zu tragen. Das dünne Leder machte ihm Sorgen und auch der einfache Holzwanderstab war nicht unbedingt eine Waffe welche ihm behagte. Trotz allem stellte er sich dem Feind. Plötzlich passierte sowohl für die Räuber als auch für den alten Zwergen etwas Unerwartetes: Aus dem Sumpf erhob sich wie schon so oft Krux aus dem Schlamm und sprang den Räubern entgegen. Völlig überrumpelt, schoss einer der Räuber auf die Kröte, welche ein schmerzhaftes Geräusch von sich gab. Erschrocken von der Situation nahmen die Räuber Reißaus und rannten wieder in Richtung der Straßen. Zurück blieben Bonzak und der verletzte Krux. Eine Weile herrschte Stille bis sich der Zwerg wieder gefasst hatte und seinen verletzten Freund am Boden fand. Der Pfeil steckte tief im Krötenwanst und unter größten Mühen war es Bonzak nicht möglich diesen zu entfernen. Er besann sich auf die neuesten Forschungen, welche die Steintafel mit sich brachte und zog Knoblauch, Ginseng und Spinnenseide aus seiner Tasche. Unsicher trotz der neuesten Experimente sprach er dann laut und deutlich die Worte der Macht „Geogrra Grun'Kadar“. Die Reagenzien in den Händen des Zwerges lösten sich unter einem grünen Schimmern auf – die neue Kraft welche Grunna ihm ermöglicht wirkte. Die grün schimmernden Hände wurden schlussendlich auf die Wunde gepresst und er spürte etwas, dass ihn mit tiefer Trauer erfüllte: Sein Freund war am Sterben. Die Trauer überfiel Bonzak und er fühlte sich als würde er in einen tiefen, dunklen Stollen fallen. Ein Abgrund so tief und aussichtslos wie er ihn bisher nur selten im Leben verspürt hatte. Eine einsame Träne lief aus den tief sitzenden Augenhöhlen und versickerte schon nach kurzem Weg im wirren Zwergenbart. Die Hände blieben weiter am Krötenleib gepresst aber es war zu spät und das Leben aus dem Krötenleib entwichen. Auch wenn ihn dieses Erlebnis mit unsagbarer Trauer erfüllte, bestattete er Krux Leiche noch an Ort und Stelle an besagten Baumstumpf an dem die beiden sich immer zum gemeinsamen Mahl trafen.

Wochenläufe verstrichen und das Erlebnis blieb dem alten Zwergen immer noch wie in Stein gemeißelt im Gedächtnis. Öfter zog er sich von seiner Arbeit zurück um im Stillen an besagten Grab am Baumstumpf die sterblichen Reste seines Freundes zu besuchen und auf ihn ein Bier zu trinken. Der Schmerz wich einem leeren Gefühl als würde tief in ihm etwas fehlen. Etwas, dass ihm sonst nur seine Freunde und Familie gaben aber auch die vermochten ihn nicht auf Dauer von dem Verlust abzulenken.

Während in seinen ruhigen Minuten die Trauer immer wieder heimsuchte, so schritten auch die Studien über die Steintafel weiter voran. Die Kombinationen aus Runen ergaben langsam Sinn und er probierte immer wieder neue Formeln mit Reagenzien aus um sich ihrer Wirkung zu versichern. Der Zufall wollte es, dass er dieses Mal eine noch für ihn vollkommen neue Zauberformel in Ruhe ausprobieren wollte. So ganz mochte ihm der Sinn der Runenworte noch nicht begreiflich werden welche auf der Tafel etwas wie „Seelentier“ beschrieben, doch er hatte das Gefühl er musste es am Baumstamm wo sein Freund vor einigen Wochen heldenhaft verstorben ist ausprobieren. Schwarze Perlen, Blutmoos und fruchtbare Erde wurden bereitgelegt und die Runenworte welche er sich auf einer kleinen Steintafel eingemeißelt hatte, wurden mit kräftiger Stimme ausgesprochen: „Morro'tar Grun'kadar Sullrix!“. Die Reagenzien zerfielen in Ihre Einzelteile und vor ihm begann sich grünschimmernd etwas zu manifestieren. Das Misstrauen von Bonzak wuchs an und die Augenbrauen hoben sich ehe es einem erstaunten und erfreutem Grollen wich. Krux stand vor ihm. Glubschäugig und krummbeinig wie er ihn begraben hatte jedoch voller Leben! Die Gefühle übermannten den alten Zwergen und er umarmte den dicken Krötenkörper während diese bereits mit der Zunge gierig in Richtung der mitgebrachten Vorratstasche des Zwergen schleckte. Was sich hier getan hatte, galt es nun noch genauer zu erforschen. Eines war jedoch gewiss: Es musste mit einem Bier gefeiert werden!
 
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