Sjelevoka - Weg des Seelenbeschwörers

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Valkar
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Registriert: 26 Jun 2021, 13:07

Sjelevoka - Weg des Seelenbeschwörers

Beitrag von Valkar »

=≡═─ Vorbereitung ─═≡=
 
Ein eisiger Wind pfiff unablässig und herrschend durch die Bäume. Im Rhythmus des Windspiels tanzten diese hin und her. Es herrschten unwirkliche und raue Bedingungen, in denen Überleben nur sehr schwerlich möglich war. Den Ellenbogen vor der Stirn angewinkelt, versuchte Valkar sich einen Weg durch die eisige Tundra zu bahnen und dabei nicht die Orientierung zu verlieren. Mitgetragener Schnee peitschte Ihm dabei immer wieder ins Gesicht und immer häufiger musste er nun den Blick abwenden. Letztendlich gab er den Kräften Großvater Winters nach und kauerte sich auf den Boden direkt neben dem Stamm eines beachtlichen Baumes. Von seinem getragenen Fell und dem Pelzumhang geschützt, harrte er einige Zeit an dieser Stelle aus. Immer wieder schwirrten Ihm seit Tagen wirre Gedanken durch den Kopf - Gedanken die Visionen ähnelten und Ihm Unruhe bereiteten. Er wusste nicht recht, wie er diese deuten sollte und so beschloss er in Form eines Rituals zu versuchen, den Gedanken und traumähnlichen Erlebnissen auf den Grund zu gehen. Als er so überlegte, wurde er durch markerschütterndes Geheul aus seiner meditativen Trance gerissen und er schreckte auf. In einer hastigen Bewegung schlug er das schützende Fell zur Seite und blickte im nächsten Moment einem Wolf entgegen.
Zähne fletschend stand das muskulöse und durchaus furchteinflößende Tier vor Ihm. Die pechschwarze Fellfarbe und die leuchtenden Augen erinnerten Ihn direkt an die Überlieferung und Erzählung von Asagard - eines der heiligen Tiere für die Barbaren. Asagard steht unter anderem als Symbol für Zerstörung und die Kampfeslust, sowie aber auch für Brüderlichkeit und das Miteinander wie es in einem Rudel wichtig wäre. Mit brüllenden Lauten und wildem Getrommel auf seinen Brustkorb versuchte sich der noch junge Schamane wohl in eine Art berauschten Geisteszustand zu versetzen. Die hektischen Bewegungen versetzen den Wolf jedoch scheinbar in Panik, sodass dieser zu einem Hechtsprung und zum Angriff ansetzte. Reflexartig griff Valkar nach der Dolchscheide an seinem Bein und zog die raue, grob geformte Steinklinge hervor. Er schaffte es gerade noch diese hochzunehmen, als der wuchtige Wolfskörper auf ihn prallte und die beiden Körper regungslos im Schnee zu liegen kamen. Umliegender Schnee färbte sich schnell blutrot. Nach wenigen Augenblicken aber ging seichte Bewegung durch den Körper des Wolfes - Valkar versuchte gerade den Leichnam des Tieres von sich runterzuschieben. Es gelang nur mit viel Mühe, ehe das Tier schließlich halb auf der Seite und dem Rücken neben Ihm zu liegen kam. Vom Aufprall schwer angeschlagen, hielt sich Valkar mit der linken den Brustkorb und in der rechten den tropfenden Dolch. Entschlossene Miene zeigte er, als er sich zum Körper hinabbeugte und ohne zu zögern den Dolch in den Laib steckte. Mit akribischer Präzision operierte er das Herz seines Widersachers heraus und beschaute es sich nach getanem Werk. Einige Momente vergingen, in denen er still dort stand und wohl Gedankenleer das Herz betrachtete..

 
 
 
 
=≡═─ Das Ritual ─═≡=
 
.. das tropfende Herz in den Händen haltend, sank Valkar auf die Knie und bedeckte sich erneut mit seinem Pelz. Momente betrachtete er das Herz, während er zu summen begann und diese Melodie mit rhythmischen Körperbewegungen begleitete. Minuten vergingen, in denen der Schamane sich wie in eine Art Rauschzustand zu begeben scheint. Das einfache summen änderte sich nach einer Zeit zu einem leisen Gesang, welches einem undeutlichen Nuscheln ähneln könnte. Auch die Bewegungen des Körpers wurden immer wilder und ausgeprägter. Weiter und weiter schien der Schamane sich förmlich selbst anzuspornen, als er nun immer lauter singt und sich nunmehr wieder erhebt um ausgelassener zu tanzen. Diese Ekstase gipfelt schließlich in einem lauten Schrei, ehe er den Mund weit aufreißt und mit aller Kraft in das Herz beißt. Alle Geräusche, jeder Gesang und alle Umgebung scheinen in diesem Moment zu verstummen. Mit der rechten Pranke greift er in seinen Kräuterbeutel und holt dort eine handvoll allerlei Kräuter und Reagenzien hervor. Hektisch aber doch kontrolliert, wischt er mit beiden Händen über das Herz in seinem Mund, schmiert das Blut mit seinen Händen über sein Gesicht und in die Haare. Wie in einer eigenen Welt vollführt der Schamane das Ritual der Geistwanderung. Die hektischen Bewegungen werden immer ausgelassener und die Hände und Arme ziehen immer größere Kreise über sein Gesicht, den Hals und den Oberkörper. Plötzlich bricht der Schamane förmlich regungslos zusammen und das Schauspiel endet so abrupt wie es begann..
 
=≡═─ Die Vision ─═≡=
 
.. als Valkar wieder zu sich kommt blickt er sich um. Der Schneesturm hat bereits aufgehört und nichts in seiner Umgebung deutet mehr auf das Spektakel hin, welches er gerade erlebt hat. Auch der Wolfskörper scheint verschwunden. Langsam richtet er sich auf und nimmt seinen Pelzumhang vom Boden auf. Diesen wirft er sich um, bevor er sich abwendet und losstapfen will. Doch ein Gefühl der Leere trifft Ihn und so bemerkt er, dass seine Füße zwar auf dem Boden stehen, aber diesen nicht zu berühren scheinen. Zumindest fühlt er nicht, wie sie den Boden berührten. Er geht ein paar Schritte und es sieht aus, als würde er über eine wackelige Brücke laufen. Ohne Gefühl in den Füßen und Beinen ist es für Ihn sehr beschwerlich zu gehen. In seinem Augenwinkel bemerkt er plötzlich, wie ein schwarzer Wolf auf ihn zugerannt kommt und zum Sprung ansetzt. Dieses mal nicht schnell genug mit seiner Reaktion trifft der Wolfskörper vollkommen unvorbereitet.. nicht auf Ihn. Der Wolf scheint durch Ihn durchgesprungen zu sein und als Valkar sich hastig umdreht sieht er, wie der Wolf regungslos auf einem Barbaren liegt. Sein Herz und seine Atmung rasen, als er versucht einige Schritte näher ranzugehen. Ein Anblick des Grauens als Valkar sich selbst auf dem Boden liegen sieht. Schmerzverzerrt wirkt seine Mimik als er zu verstehen scheint, was gerade passiert. Ein stummer Schrei, der eben noch so klangvoll den Schneesturm gebrochen hat, verstummt nun schon in der Kehle. Alles dreht sich, die surreale Welt um Ihn herum verschwimmt und es wirkt als würde er das Bewusstsein verlieren. Die Umgebung scheint auf Ihn zuzurasen, ehe Valkar einfach nach hinten umfällt und sein Schicksal zu akzeptieren scheint.
Mit leerem Blick in die Höhe liegt er mehrere Augenblicke einfach dort, ehe er schemenhafte Gestalten, freie Seelen und schattenhafte Umrisse vor sich zu erkennen scheint. Sie erscheinen, kreuzen seinen Blick und verschwinden genauso wieder. Valkar versucht sich zu konzentrieren und diese Schemen bewusster wahrzunehmen. Nach und nach klart sich seine Umgebung etwas auf und diese nebelartige Dichte verflüchtigt sich zunehmend. Eine unsichtbare Hand scheint im nächsten Moment an Ihm zu reißen. Es ist eine schier unfassbare Kraft, der Valkar nicht viel entgegenstellen kann. Es fühlt sich an, als würde sein Körper in unmenschlicher Geschwindigkeit fliegen. Vorbei an all den Schemen und Geistern, der düsteren und unwirklichen Umgebung als sich plötzlich der dichte Nebel schlagartig und gänzlich auflöst und sich vor ihm ein prunkvolles Tor auftut. Direkt schießt Ihm ein Gedanke in den Kopf - kann es.. ist es.. Sarmatijasch Reich - die große Tafel der Ahnen?
Sein Körper bewegt sich wie von allein langsam darauf zu und ehe er seine Pranke ausstrecken kann verschwimmt auch dieser Anblick, ehe sein Körper dieser Szene entrissen wird.
 
Dunkelheit - nichts als Dunkelheit scheint ihn zu umgeben. Ein ganz kleines Licht scheint sich vor Ihm zu manifestieren. Es ist nichts weiter zu erkennen.
Plötzlich spricht eine Stimme - sie klingt rau und hart, zornig und bestimmt.
,,Valkar!" Stille. ,,Valkar!" klingt es erneut. Doch jeglicher Versuch zu antworten scheint zu misslingen, kein Ton entfährt seiner Kehle.
,,Valkar, ich hab' dir dein Schicksal gezeigt. Das ist der Weg, den die Ahnen für Dich bestimmt haben. Ich weiß, das ist der falsche Weg. Finde einen anderen Weg.." einige Momente vergehen. ,,Valkar! Dich kann erwart'n was du zuletzt geseh'n hast. Du musst es woll'n!" klingt dieses Mal eine andere Stimme. Während der Worte kommt ein zweites und dann auch ein drittes Licht in die Mitte der umgebenden Dunkelheit. ,,Tat'n soll'n dich ehren und deine Seele zu den Ahn'n aufsteigen. Deine Seele ist zu wertvoll, um mit der Natur zu verschmelzen und gänzlich zu vergehen. Mit deiner besonder'n Gabe sollst du den gescheitert'n Seel'n Fried'n bringen. Finde heraus, was es bedeutet.." erklingt nun die letzte, sehr melodische Stimme. Ein gleißender Blitz scheint die Dunkelheit für eine Sekunde zu treffen - die kurze Helligkeit lässt Valkar reflexartig seine Hände emporreißen um seine Augen damit zu bedecken. In diesem Bruchteil der Sekunde entdeckt er Ihm gegenüber einen strahlend weißen Adler; größer und durchaus eindrucksvoller als man es erwarten würde. Der Legende nach trägt der weiße Adler die Seelen in das Ahnenreich hinauf und die Seelen werden dort geprüft. Sollten diese sich als unehrenhaft erweisen, so gelangen sie in das Geisterreich hinab und verschmelzen dort mit der Natur - vergehen also vollständig. Diese Vision.. war doch unmöglich.. dennoch scheint es passiert.
Als er den Ellenbogen wieder sinken lässt und das gleißende Licht endet, findet er sich plötzlich in seinen Pelz gekauert wieder. Das Geräusch von Sturm und Wind dringt wieder an sein Ohr und sein Körpergefühl kehrt zurück. Valkar wusste genau, was zu tun war - er musste dringend in das Dorf zurück und die Hathran sehen..
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