Dokumentation: Spiegelsee und mehr

Rollenspielforum für Geschichten.
Benutzeravatar
Mizrae
Beiträge: 93
Registriert: 12 Mär 2020, 12:38
Has thanked: 13 times
Been thanked: 37 times

Re: Dokumentation: Spiegelsee und mehr

Beitrag von Mizrae »

Die Invasion Ivrenmirs war im vollen Gange. Es sollte nicht mehr lange dauern, dann würden die Obsidian-Spinnen-Konstrukte die Strände der Hochelfeninsel erreichen. Die Spinnenkonstrukte wählten den direkten Weg zu diesem Ort: geradewegs marschierten sie über den Meeresgrund. 

Bild

Sie konnten es, denn Mizraes Schöpfungen brauchten keine Luft zum Atmen und würden auch niemals müde werden. Furcht hatten sie sicherlich in irgendeiner Form. Denn die Folter der Dunkelelfen war der treibende Motivator, der die durch Elementare beseelten Konstrukte zu diesem Schritt zu bewegte. Ein Umkehren hätte endlose Qual als Konsequenz zur Folge. Es würde sicherlich Verluste geben, doch das gehörte vollends zu Mizraes Kalkulation. Jedes erschaffene Obsidian-Spinnen-Konstrukt wurde mit einer magischen Vorkehrung versehen: Bei einer Zerstörung der Konstrukte würde die Essenz, die das Konstrukt beseelte zurück in einen Rückzugsspeicher fahren. Dieser Rückzugsspeicher konnte genutzt werden, um einen nahezu undurchbrechbaren Zyklus zu erschaffen. Man konnte die Elementaressenzen einfach in einen neuen Obsidianspinnenkörper einpflanzen. 
Für die Rückzugsspeicher musste sich Mizrae ein besonderes Versteck suchen. Denn: wer die Rückzugsspeicher besitzt, hatte die Befehlsgewalt über die Obsidian-Spinnen-Armee. Die Existenz dieser Objekte übte Druck auf die Bewohner der Konstrukte aus. Sie waren ein Gefängnis für den Geist der Elementare. Sie konnten damit gequält und gefügig gemacht werden. 
Niemand, selbst andere Dunkelelfen durften von dem Ort erfahren an dem die Rückzugsspeicher gelagert wurden.  
Hier nun, in einem Versteck, das Mizrae als diesen Ort auserkoren hatte schritt die Hohepriesterin von Nervosität geplagt umher. Zugleich erblickte Mizrae mit ihren feenfeurigen Augen die Masse an Rückzugsspeichern mit großem Stolz. 

Bild

Die dämmernde Erkenntnis, dass sie etwas Großartiges geschaffen hatte, ließ dann doch jede Nervosität verfliegen. Lloth wird entzückt sein - da war sich die Dunkelelfenpriesterin sicher. Schließlich waren die Konstrukte mit Spinnenästhetik versehen worden; erschaffen aus Spinnenstein. Obsidian, das schwarz wie der Abyss ist, in den alle Feinde der Spinnengöttin und Ilythirii stürzen werden. Das Unterwerfen der Elementare würdigte Mizraes Profession als Elementaristin vollends. Ein Platz an der Seite der Schicksalsweberin Lloth sollte mit diesen Tatsachen gesichert sein, spekulierte Mizrae träumerisch. Das Machtgefüge würde sich an diesem Narbondelzyklus nachhaltig zugunsten der Dunkelelfen verschieben. 
Plötzlich gab es eine Reaktion an den Rückzugsspeichern. Eine Sphäre aus Saphir, das Gefängnis für die Essenz eines Wasserelementars wurde aktiviert. Scheinbar wurde das Konstrukt, in dem die Elementarseele wohnte zerstört. Der Effekt war ähnlich wie bei einem Lich, der bei einem Verlust seines Körpers mit seiner Seele in sein Phylakterium zurückfuhr. 
Der Rückzugsspeicher wurde nun von einer Energie erfüllt. Ein komprimierter, blau lumineszierender Nebel rotierte in der Kristallsphäre. 
Mizrae nahm das Objekt in die Hand und betrachtete es mit amüsierter Miene. Verluste waren schließlich in Mizraes Plan einkalkuliert worden. 

Bild 
Nur ein paar Meter von Mizrae entfernt passierte es wieder. Dieses Mal eine Sphäre aus Rubin. Die Zwangsheimat eines Feuerelementars. Auch hier strudelte jetzt der lumineszierende Nebel darin. Diese Tatsache ließ Mizrae gleichgültig die Schultern heben. Schließlich ging alles ganz schnell. Fast im Sekundentakt leuchteten die Rückzugsspeicher auf, als mehr der Essenzen in diese zurückgezogen wurden. Rote Rubinsphären für Feuerelementare, Diamantsphären für Luftelementare, Saphirsphären für Wasserelementare und Smaragdsphären für Erdelementare. 
Auf einmal konnte man eine Beobachtung machen: Einzelne, frei umher schwirrende Essenzen fanden nicht direkt den Weg zu ihrem Gefängnis. Wie ein aufgebrachter Hornissenschwarm begannen die Elementarseelen Mizrae zu umschwärmen. Mizrae konnte von den Elementaren eindeutig als ihre Peinigerin identifiziert werden. Doch als reine, bewusste Energie konnten sie ihr keinen physischen Schaden antun. Also blieb ihnen eine psychische Attacke übrig. 
Mizrae ließ den Rückzugsspeicher in ihrer Hand fallen, als sie erfahren durfte, wie sich so ein geistiger Angriff anfühlt. Diffuse Nebel drangen immer wieder in ihren Schädel ein. Kaum zerbrach die Sphäre auf dem Boden, gesellte sich der Nebel daraus zu den vielen anderen. Bilder, Projektionen und Gefühle wurden in den Geist der Dunkelelfe geimpft. 
Visionen von elementaren Chaos erschienen vor Mizraes geistigen Auge: 
Bild


Doch nicht nur Chaos pflügte sich durch die Gedanken der Drowpriesterin. Ebenso gab es Momente der Klarsicht. Das Gefühl von homogener Vollkommenheit aller Elemente: Feuer, Wasser, Erde und Luft machte sich breit. Auch die Sehnsucht nach dem kollektiven Zusammensein einzelner Elemente in deren Heimatebenen wurde bewusst. Eine Erfahrung machte sich bei Mizrae besonders deutlich: Ein Sog war spürbar, das den Rückzug in die Heimatebenen diktierte. Das Gefühl, als wäre man von einem Band umschlungen worden, das mit großer Kraft an einem zieht. Dieses Band war aber auch zugleich die Speisung der Elementarmagie, auf die die Elementare Zugriff hatten. Mizrae wurde jetzt bewusst, dass ihre Taten an den Elementaren ein Verbrechen an ihrer Natur war - denn der Rückzug in die Heimatebene wurde verwehrt. Stechend hämmerten die umherschwirrenden Essenzen weiter auf Mizraes Geist ein. Doch es war zu spät. Mizrae lag längst am Boden und verlor immer wieder das Bewusstsein. In den kurzen Augenblicken in denen sie wieder zu Bewusstsein kam, konnte sie nicht vor dem Essenz-Schwarm davon krabbeln. Schließlich verlor sie dauerhaft ihr Bewusstsein. 
Einige Stunden vergingen und Mizrae öffnete am Boden liegend, erschöpft und verschwitzt ihre Augen. Nachdem sich die Hohepriesterin aufrichtete und sich umsah, bemerkte sie, dass alle Rückzugsspeicher gefüllt waren. Keine Elementaressenzen waren mehr am herumschwirren. Seelenruhig strudelten die komprimierten Nebel in ihren Sphären. 
Doch ein Gefühl blieb: Das Gefühl, als wären die ziehenden Bänder zu den Elementarebenen noch präsent. Paradoxerweise hatte die Drow dorthin Heimweh. 
 Was da nun geschehen war, wird Mizrae noch lange beschäftigen - und das Verständnis zu den Elementen wäre ein völlig Neues. 

 
Antworten