Die Geister reiten

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Zorak
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Totenritual für einen Aikar (II)

Beitrag von Zorak »

Düstere Rauchwolken erhoben sich zum Nachthimmel und Zorak blickte finster auf das lodernde Feuer vor ihm.
Reizbar und jähzornig war er in den letzten Tagen gewesen, alle Pläne, die er hatte, an der Seite mit seinen Bruder, waren nun dabei in Asche und Rauch aufzugehen.
Er fühlte sich als Versager.
Dumpfe Schläge des Totentrommelgesang hallten an den Mauern der Berge um das Fort und klangen wie tausende Trommelschläge von nah und fern. Es war ein besonderer Rhythmus, der nicht in die Ohren ging, sondern direkt die Knochen zum vibrieren brachte und einen bis ins Mark kroch.

Unwirklichkeit machte sich breit im Licht der untergehenden Sonne, die Schatten wurden länger und begannen zu tanzen, die Funken fraßen sich in das Tuch der Leinenbinden des mumifizierten Körpers, darauf lag lauernd den gefräßigen Flammen zusehend wie eine schwarze Katze die rote Schädelmaske Azzachtais, gemacht aus seines Bruders Ugurs Schädel, mit eingeritzten orkischen Runen in blutigrot. Sie begannen im Flammenschein kaum merklich zu glühen. Sicherlich würde dies Azzachtai gefallen, wie sein Tod nun inmitten der ihm wichtigsten Wesen rituell zu ende geführt wurde.

Einst waren sie drei Brüder, Drillinge um genau zu sein, was bei Orkweibchen nicht häufig war. 3 große Brocken, wobei Ugur der dümmste, stärkste und gemeinste von ihnen gewesen war. Nun bis er zuletzt Azzachtais Rache zum Opfer gefallen war...
Zorak hatte es am Ende nicht weiter traurig gemacht, auch er litt unter seinen tyrannischen Bruder und unter Jungorks herrschte ein raues Klima, dass meist dazu führte, dass die Schwächsten aussortiert wurden, auf eine ganz "natürliche Art und Weise".
Er wusste nicht, warum Ugurs Kopf zu einer Schädelmaske umfunktioniert wurde, aber seitdem hatte sein Bruder diese unheimliche Macht mit den Geistern zu sprechen, die ihm ein wenig unnahbar machte. Ihm Gewalt über unheimliche Kräfte gab.
Irgendwie waren sie dadurch aber auch geeint immer beieinander und sein böser Drilling konnte ihnen nichts mehr tun. Brütend starte er wieder in die Flammen und ein für Orks eher untypisches Gefühl machte sich in ihm breit, das Bedauern. Bedauern war nur möglich, wenn man in der Vergangenheit lebte, Orks lebten aber in einer beständigen Gegenwart und bedauerten soweit nie etwas.
Er hörte wie von fern die Worte der Aikar an sich vorbeirauschen, die Gebete wurden gesprochen die Agrazh beschwuren, oder irgend solche Dinge, die er nicht wirklich verstand. Totengeistersprecherkram. Es war für den Stamm wichtig, aber er fühlte sich nicht dadurch mächtiger und unbesiegbar dadurch, dass die Kraft eines toten Aikars auf den Stamm übergehen würde. Er fühlte sich nicht besser, dass Agrazh seinen Diener wieder heim geholt hatte. Er war einfach wütend nun der einzige noch lebende Bruder zu sein. Scheißwütent. Scheißtstinkwütent. Verdammt Azzachtai! Er war besiegt worden. Scheiß Schwächling. Groxxkopp! Die Erkenntnis machte sich in ihm breit.

Die Aikar bewegten sich nun und begannen um das Feuer zu tanzen, irgendwas war auch geschlachtet worden, er umfasste seine Axt „Lieplinkz“ fester und spuckte in die Flammen aus. - Daraufhin wurden alle der Orks mit Blut benetzt, alle grölten „Arakh Agrazh – Heil Agrazh“ und das Ritual ging langsam dem Ende zu.

Die Knochen Azzachtais schwelten und knackten, da fühlte er plötzlichen einen brennenden, heißen Schmerz am rechten Bein emporziehen. Es war, als hätte ihn da ein glühendes Schwert getroffen. Er sah nun seltsam doppelt und fühlte sich paralysiert, während eisige Kälte sein Fleisch durchkroch, die ihm immer mehr lähmte. Gebannt blickte er in die Flammen, kein tanzen mehr und auch die Aikar Morloch, Xer, Thairach und Grom merkten, dass hier etwas nicht stimmte.

Möglicherweise sagten es ihnen die Ahnen. Mit wachsender Verwunderung sah er die gelblich auflodernden Augen und das Gesicht seines Bruder vor sich in den Flammen ihn grinsend entgegenblickend. Er hörte einen in altorkisch gesprochenen Befehl „Skai morag Ai' – lass mich herein“. Ohne zu zögern, er wusste nicht wie, aber es war weniger eine bewusste Entscheidung, als einfach ein Gefühl der Bestätigung, ließ er es zu. Der Ohnmacht über seinen Körper folgte auch eine vollständige geistige Ohnmacht, was peinlich gewesen wäre unter anderen Umständen. Er war ja ein Stammeskrieger und die wurden nicht ohnmächtig wie schwache Menschenweiber. Als er wieder zu sich kam bermerkte er ein Brennen auf seiner Haut, von innen heraus aus seiner Brust kommend. Er fühlte sich, als würde er von innen heraus bei lebendigen Geist gekocht werden und von außen noch dazu geröstet. Wie ein in sich implodierenden Würstchen fühle es sich an, aber er blieb standhaft. Natürlich brüllte er dabei wie eine lebende Sau am Spieß. Zorak begann zu dampfen und zu rauchen, er schwelte wie eine Lederrüstung im Feuer. Seine Augen blickten mit Verwirrung und Wut zu den Aikar, hilfesuchend, gar bettelnd etwas zu unternehmen, er hielt sich auf allen Vieren und brüllte den Schmerz und die damit aufkommende Wut heraus, bis seine Lungen keinen Atem mehr schöpfen konnten. Dabei musste er wohl aussehen wie eine Drachen gebärende Kuh.

Abergläubisches Gerede von einem Fluch machte sich unter den Orks breit. Jedoch wiedererwartent starb Zorak dabei nicht, die Lebenskraft seines orkischen Organismuses sorgte schon dafür, dass die feurige Kraft ausheilte. Einheilte in ihm. Die Aikar sprangen zu ihm und riefen die Geister an den Fluch zu brechen, rasselten, man bewarf ihn mit zermatschten Knoblauch, rollte ihn auf dem Boden herum und goss Wasser über ihn. Nichts half so richtig. Etwas fraß an ihm und er spürte etwas in sich, etwas Fremdes. Das Würstchen implodierte nicht, aber seine Haut und Muskeln blähten sich auf, zogen sich zusammen. Nein nicht nur ein unbekanntes Etwas, etwas Feuriges und auch etwas Kaltes, zwei Gegensätzlichkeiten, und etwas Vertrautes war dabei. Morloch rannte zu ihm und griff mit schnellen Bewegungen in seine Beintasche, in der sich ein glühendes Loch hinein gefressen hatte, fasst ließ er das glühende Juwel wieder fallen, dann drückte er es den Orkkrieger in die Pranke, sich neben ihn kniend. Langsam ließ dann der unsegliche Schmerz nach, dunkles, orkisches Blut floss aus den Rändern seiner Stammestätowierung heraus und dass fühlte sich plötzlich angenehm kühl an. Ruhig blieb er vor dem herab brennenden Totenfeuer liegen, dass Juwel fest in seiner Hand gepresst. Er fühlte es beruhigend pulsieren und mit sich harmonisieren.
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Zorak
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Totenritual für einen Aikar (III) - feurige Reinkarnation(?)

Beitrag von Zorak »

Tage später nach dem Totenritual fühlte er sich immer wieder völlig benommen, als hätte er die ganze Nacht durchgehurt.

Die Farbe seiner Stammestätowierung hatte sich geändert und war einem glühenden Feuerton gewichen. Er arbeitete weiterhin viel in Miene und noch viel lieber am Einschmelzen des gefundenen Erzes. Ja, die Arbeit mit dem Feuer machte ihn irgendwie ungewöhnlich froh. Befriedigend war es das Metall aus dem Gestein zu lösen, dass es heraus perlte wie seltsames Wasser und nichts anderes übrig blieb als Schlacke und Asche.
Die Hitze machte ihm gerade weit weniger aus. Im Schlaf suchte es ihm dann heim, was im Land des Wachens von seinem Geist verschlossen wurde: Glühende Träume, immer wieder. In allen möglichen Schattierungen von Rot erglühte das Fort der Orks. Glühende Farben als stände die ganze Welt in Flammen. Rastlosigkeit. Hass. Wut. Der Nebel kroch in blutrot und alptraumhaft grotesk schön über den Boden. Dann sah er immer wieder einen Käfig aus goldenen Flammen in Kristallform des Karfunkels, in denen die zwei Seelen rangen, sich in ihrem kleinen Gefäß nicht verdrängen konnten.

Dieses Ringen war, als hätte man 2 nicht mischbare Flüssigkeiten zusammengepresst und fein ineinander verteilt. Keine klare Grenze war erkennbar, aber immer wieder entmischte sich diese Substanz und brodelte, schäumte und kam nicht heraus. Äußerlich war alles normal, wenn er schlief. Er schwitze weder sonderlich, noch warf er sich wie von Sinnen hin und her. Die Träume, die er durchlebte drangen jedoch ungewöhnlich tief in sein Wachbewusstsein. Zoraks Seele sprach beschwichtigend und ermutigend in diesen Träumen mit der seines Bruders, der mit der Drachenseele um Verschmelzung rang. Aber es war als hätte man grobes Metall mit reinen Feuer gemischt. Ständig durchdrangen sich beide, belauerten sich, doch der eine konnte den anderen nicht greifen. Auch dies fraß an Zorak und seiner Kraft. Das Gefühl verfolgt zu werden im Wachen wurde er nicht mehr los. Beobachteten ihn die Ahnen? Die Aikar? Die anderen Krieger? Wurde er schwach? Egal was er tat, es war, als würde jemand ihn beobachten. Manchmal schmiss er voller orkischer Wut darüber und um seiner Verwirrung Ausdruck zu verleihen, sein Werkzeug durch die Gegend, zwar genau in die Ecke, wo er den Verfolger vermutete, dort wo vermeintlich ein Schatten umher huschte. Rasend blickte er sich um, die Emotionen brannten in ihm auf und die Tätowierungen leuchteten schimmernd auf.
Aber dann, war da nichts, nur ein Schatten, der sich über seine Gedanken legte. Es war ein Gefühl wie ein Jucken, aber es gab nichts zu kratzen. Keine Stelle, die er zu benennen wusste. Er schüttelte sich immer wieder, schnaufte durch. Er würde zur Drachenjagd gehen, diese Mistviecher waren daran Schuld, genau, er würde sie dafür bestrafen. Schaizz Drachän. - und rastlos und blutig kehrte er immer wieder, triefend von Drachenblut, was sich in seine Wunden mischte. Dies ging einige Zeit so, bis Morloch zu ihm trat. Er müsse mit ihm reden, er habe mit den anderen Aikar beraten und es war vom Choharar angeordnet eine Lösung zu finden, die würde jetzt kommen. Er sei besessen, dass wusste man. Unter Orks sei Besessenheit aber soweit nicht schlimm, man würde es nutzen, um ihn vielleicht mehr Stärke zu ermöglichen. Oder er würde sterben. So außer Kontrolle war er auf jeden Fall im Stamm eine nicht zu duldende Gefahr. Man hatte ihn beobachtet, wie er sicherlich wisse und gehofft, es würde sich wieder legen. Grimmig blickte der Orkkrieger den Aikar an, seine Hände zuckten zur Axt, aber er wusste, er hatte keine Wahl, als sich dem Urteil zu beugen. Morloch bedeutete ihn in schlichten Gesten einen Halsschmuck aus Gold anzufertigen, er würde ihn dabei helfen. In das geschmolzene Metall warf der Nekromant einige mit Runen beschnitzte Knochenstückchen, die aus der Asche des Totenfeuers stammten. Ein seltsamer Singsang begleitete die Geste, dann schaute er auffordernd zum Orkschmied Zorak, der daraus eine Kette schmiedete, ein Amulett. Darin würde der Karfunkelstein fest eingeprägt und befestigt werden. Der Karfunkelstein, der nun sein neuer treuer Begleiter war, sei mit ihm seelisch verbunden, meinte der Aikar, aber die Geister darin seien sich uneins. Untrennbar war er seit dem Totenritual von dem Ding, wenn er es weglegte begann sofort ein bestialischer Schmerz von ihm Besitz zu ergreifen. Der Stein glühte gerne mal seltsam auf und immer, wenn er den Flammen nahe war, spürte er dass sich die Geister, die darin lebten daran nährten.
Feuer war ein für Agrazh und den Orks heiliges Element, verkörperte es doch Agrazh unbändigen Willen zu kämpfen und zu fressen, der in den Orks weiterlebte. Die ebenso gelben Augen des Nekromanten leuchteten gierig auf, zu gern hätte er sicher dieses Kleinod für sich selbst, so wie das Phylakterium, eine Art magischer Elfenkristall voller uralter Magier, dass sie vor einiger Zeit in den Bergen aus dem Meer geborgen hatte. Dies hatte er den obersten Schamanen gereicht, auch weil er damit nichts anzufangen wusste.

Zorak fragte sich kurz, was damit passiert war, aber da griff ihn der Aikar schon am Arm mit seinen knochigen Fingern und zog ihn von der Schmiede davon. Am Heiligtum Agrazh standen die anderen Aikar, alle, die der Stamm hatte und auch Boruk und Khar waren da, die Äxte in der Hand. Alle blickten ihn grimmig entgegen, wohl auch die Sorge verbergend. Orks kannten offen gesagt nur 2 Gefühle, eines davon war Wut. Bedeutsam erklangen wieder die Trommeln, die Aikar begannen die Ahnen zu rufen, schattenhaft krochen Schemen heran, die Statue Agrazh leuchtete unheilvoll auf. Die Augen der Statue schienen sich prüfend in Zoraks Seele zu bohren. Wut ergriff ihn, wo war seine verdammte Axt? Er atmete ruhig, er war hier von seinen Stamm umgeben. Man achtete ihn, redete er sich beruhigend ein. Einer der Aikar, er wusste zu dem Zeitpunkt nicht mehr welcher, kam auf ihn zu, nahm seinen Arm und ritzte darin Zeichen ein, den vermaledeiten Stein umklammerte er weiterhin mit der Faust, das leere Amulett mit der anderen.
Die Aikar sprachen in der alten Orksprache, er verstand fast nichts, sie traten auf ihn zu und man nahm seine Hand in der das Juwel lag und umgriff sie. Blut rann daran beständig entlang aus seinen Armwunden, aber vor Aufregung merkte er nichts vom möglichen Schmerz. Zorak spürte wieder diese kalte Wut in sich, sie durchdrang ihn, benebelte seinen Geist. Doch die Aikar hielten ihn fest umschlungen im Bann, immer wieder einen gemeinsamen Singsang sprechend, schmerzend waren diese Worte, beschwörend, etwas kroch durch ihn hindurch aus diesem Juwel heraus, wie flüssiges Feuer durch seine Adern zum Herzen hin. Er spürte den Geist seines Bruders und den des Drachen, der ihm verschlang, sah die geistigen Hände der Aikar und Ahnengeister nach jenen greifen, sie verwirbeln und Zauberzeichen machend, damit beide Wesen miteinander verschmolzen. Besänftigt wurden. Ihr Krieg wurde beigelegt – die Schamanen hatten ihr Werk verrichtet mit der Macht der Ahnen. Es war für Zorak wie wenn er als Schmied auf glühendes Metall hämmerte und sich Funken lösten, etwas Neues entstand und das Metall wurde immer edler, je mehr es gefaltet wurde und erhitzt.
Etwas Edles entstand. Zorak presst den Stein in das Amulett, dass sich in seinen Händen weich wie Lehm anfühlte und verbannt diese miteinander. Sein Blut lief darüber und hinterließ einen nassen, roten Fleck auf dem Boden. Just in dem Moment, als er Aufatmen wollte und spürte, wie der Bann sich löste, die Aikar waren einen Schritt oder mehr zurückgetreten, brannte es vom Herzen weg in ihn und er legte den Kopf in den Nacken, um laut den Schmerz herauszubrüllen. Eine Art magisches Feuer entwich und senkte seinen Rachen und Zunge - die magische Kraft, die ihm die ganze Zeit durchflutete und in den Adern voller Wut brannte. Aus der Wolke heraus formte sich geisterhaft für alle sichtbar ein kleiner Drache. In seine Stirn und auf seinen Kopf bohrten sich Krallen des Wesen. Laut schrie er den Namen des Orkgottes, immer wieder und es half. Er hörte Flügelschlagen, ein ledriges Geräusch – etwas hatte sich manifestiert, war frei geworden und doch an ihm gebunden. Die Aikar sprachen weiter ihre Formeln und Gebete, einem lief Geifer unter der Maske hervor, soviel Leidenschaft war dabei. Die Wut ließ nach und Erschöpfung machte sich breit. Das Wesen ließ sich auf dem Altar nieder und blickte zweifelnd und verwirrt umher. Der Khurkach trat an den Altar und blickte dem Wesen fest in die Augen und sprach „Drachkin szain Erguch fon da Zorak, Namä szain Azza, arokh!“. Das Wesen spie eine kleine Flamme und ließ sich dann bereitwillig von den Pranken des Orks packen und auf dessen Schultern setzen. Der Stamm pries gemeinsam die Ahnen und den Orkgott, sowie dessen Sohn Uzulak, ohne den dies hier nicht möglich gewesen wäre. Zum Feiern zog man sich erschöpft an das große Lagerfeuer im Fort zurück. Nach einiger Zeit löste sich der Feuergeisterdrachen wieder auf. Die Aikar erklärten Zorak, er würde nun diese Wesen hüten müssen, es sei ein besonderes Geschenk.

Tiefe Ehrfurcht und Stolz ergriffen ihn, ob dieser seltsamen Gabe. Auch war er glücklich so auf diese Weise mit seinen Bruder weiterhin verbunden zu sein.
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Zorak
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Katastrophen begegnet man entschlossen

Beitrag von Zorak »

Kälte und Dunkelheit machten das Land welk und krochen in jeden Winkel in das Orkfort. Die Wachsoldaten hinterließen Abdrücke im zähen Morast, zu dem sich der Untergrund gewandelt hatte. Die Khurkachs prügelten sich heimlich hinter den Rücken des Choharars, dass sie zum Wachdienst in den wärmeren Gestadten der Wüstenarena kamen. Der Winter war die Zeit, in der Agrazh seine Söhne heimsuchte in Form von Klauen, Zähnen, bitteren Wunden und die Schwachen fanden den unrühmlichen Tod, dessen man als Geist in der Seelenmühle der Anderswelt umherirrte... 
Immer wenn der Frost nahte, so wusste Zorak, wurde die Hegel zum Orkmann. Die graue Zeit war gut. Der massige Ork sah befriedigt von der Schmiede zu den Wachleuten, er würde ihre Entschlossenheit bald wieder prüfen, die letzte Schlacht war schon länger her und die Männer benötigten dringend eine Ermunterung, damit sie nicht faul und träge wurden.
 
Er wusste immer sofort, wenn der Choharar von seinen einsamen Beutezügen zurückkehrte. Im „Berg“ des Orkforts machte sich dann eine nervöse Hast breit. Eine Spannung lag in der Luft, die Wachen hielten sich aufmerksamer, waren wachsamer und beschwingter. Einen ähnlichen Effekt rief auch er mittlerweile hervor, jedoch war er den Truppen oft vertrauter. Er war für die Wachen zuständig und dass jeder ordentliche Wachen hatte. Nebenher war auch Wazloz und Grez`Bor, beide altgediente Orkkrieger, für die Schärfung des Willens dieser Orks zuständig. Zusammen verbreiteten sie den gewohnten Schrecken, unternahmen aber auch selber eigenständige Raubzüge.
Von den beiden alten Haudegen schaute er sich immer wieder so manchen Schachzug ab.

 
Zorak selbst war der neuen Herausforderung, die der Drachenseele in seinem Leib begegnet. In den zahllosen Kämpfen gegen den neuen Allfeind Ziron hatte er begonnen, jene unheimliche, fast schon magische Macht, die aktuell eher nur sein Äußeres und Temperament betraf, zu zügeln und für sich arbeiten zu lassen. Diese unbändige Wut - die den Orks natürlich nicht fremd war, waren doch alle fähigen Krieger eine Art „Berserker“ - wie die Nordmenchlein sagen würden, diese Verhalf ihn zu enormen Kräften.

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 Und so kam der Tag, der recht friedlich begann. Zorak, als Mez`Khurkach besserte gerade die Rüstung des Choharhars aus. Dies war eine seiner regelmäßigen Aufgaben und es war ihn wichtig, dass der größte Krieger des Stammes best möglichsten Rüstungsschutz und Waffenschärfe zur Verfügung hatte. Das Feuer der Schmiedeesse schien ihn immer noch wenig aus zu machen, auch wenn er natürlich keine glühenden Kohlen oder Metalle anfassen konnte. Sein feuriges Äußeres war jedoch auch damit verbunden, dass er den natürlichen Schmerz, den Hitze verursachte nicht mehr wahrnahm. Auch hatte sich eine eigenartige Kommunikation mit dem Wesen, dass bisweilen auf seiner massigen Schulter hockte, entsponnen. Es war, als würden Gedanken in seinen primitiven Geist aufflammen und diese Gedanken hatten bisher immer einen recht nützlichen Wert. So ergab sich der Ork dessen bedingungslos.
 
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 Auch der Orkstamm der Tryl'hi hatte die Gerüchte um die neuen Eroberungen des Feindes gehört und Verteidigungsvorbereitungen soweit abgeschlossen. Auch Vorräte und Ressourcen für den Fall der Vernichtung des Orksforts waren zusammengestellt und gepackt. Der Krieg und auch der Verlust von einer Stellung war im Verstand eines Orks immer vorhanden, daher kämpfte man auch gegen diese nahende „Überraschung“ mit eiserner Vorsorge. Man musste immer vorbereitet sein. Auch wenn sie sicherlich ein zäher Gegner waren. Zorak schrieb sich imaginär auf die Pranke Khar und die Aikar dazu zu motivieren baldigst auch Kontakt mit … - der Gedanke wurde unterbrochen, als die kolossale Gestalt des Choharar sich vor ihm und der Esse aufbaute. Auch in wenig Rüstung war die Gestalt des Stammesführers einschüchternd, jedoch Bestand für Zorak keine Gefahr. So glaubte er zumindest, den just traf ihn auch schon ein Schlag der gewaltigen Fäuste, die er instinktiv gewohnheitsmäßig mit der hochgezogenen Schulter abblockte und verärgert grunzte. Der Hammer viel ihn dabei aus der Pranke und hinterließ ein misstönendes Geräusch auf dem Amboss. Er sah Angriffslust in den Augen des Häuptlings, aber auch lauernde Anerkennung.
 „Zo Zorak, kommän. Zeit füa Prüfung und Khar nix Zeit, alzo kommä schnäll, hoar!“
 Zorak grunzte nur bestätigend, denn in seinem Rang konnte er keine Forderung ausschlagen. Seine Gedanken maßen geschäftig seinen Anführer und waren sich unsicher, was dieses für ihn impulsive Handeln zwang.
 
 
In der Arena angekommenwar es noch vor Morgengrauen. Sie ließen beide die massigen Schultern kreisen und griffen auf den gemeinsamen Kampf brennend Ihre Kampfaxt. Beide waren ohne Rüstung auf den Kampfplatz und nur wenige Zuschauer waren zugegen. Der Wüstensand wurde einmal vom Wind gepeitscht und wie auf dieses geheime Zeichen wartend rannten beide Krieger mit markerschütternden Gebrüll aufeinander mit voller Geschwindigkeit zu. Es krachte wie ein Donnerschlag, Zorak merkte das Khar seine Häuptlingstum nicht nutze, sie waren an Waffen und Vorteilen soweit gleich aufgestellt. Was nun folgte war ein langsamer, kräftezehrender und zermürbender Kampf, in den jeder der Kontrahenten die Schwächen des anderen genau suchte. Orks waren mit die besten Nahkämpfe, aber auch im Fernkampf nicht zu verachten. Ein zähes Ringen entspannt sich, die beiden Kämpfer schwitzten rötlichen Schweiß und schenkten sich immer noch nichts, Muskelfasern rissen, Adern waren mit Blut vollgepumpt, die Arme zitternden und es war fast Mittag durch. Zorak gab nicht auf, er wusste, hier war seine ganze Stellung, sein ganzes Können und sein Wille unter dem Prüfstand. Der innere Stimme, die ihn nachzugeben riet befahl er zu schweigen. Seine Beine zitternden, aber auch Khar war sichtlich am Ende, es würde nicht mehr lange dauern. Dann strauchelte jener, fast zufällig und es war vorbei. Zorak taumelte und stellte die schwere Kriegsaxt vor sich als Stütze und betrachtete seinen Häuptling. Dieser rappelte sich wieder auf, spuckte einen rotgrünen Schleimfladen aus und grinste irgendwie erleichtert. Beide hatte Schnittwunden und beide waren einfach nur erschöpft. Sie wirkten in dem Moment wie Brüder, nicht wie erbitterte Feinde.
  
 Nachdem sie von den Wachen Wasser gereicht bekamen und sich um ihre Wunden- die sowieso schnell heilen würden- gekümmert wurde, sagte ihm Khar, dass er nun die Okwach Würde verdient hätte. Khar erklärte, dass er einer Aufgabe nachkommen würde und den Stamm nun verließe. Zorak als Ranghöchster würde den Stamm anführen, so er sich gegen die anderen Khurkachs durchsetzen würde. Er dürfte keine Schwäche zeigen. Völlig überrollt ob der raschen Geschehnisse sah er Khar misstrauisch an. Doch die Axt des Stammesführers lag nun in seinen Händen und der ehemalige Häuptling verließ- ohne zu sterben, die Wüstenarena. Er floh nicht, jedoch war er seit diesem Tag nicht mehr gesehen worden. Nun war es also an Zorak für die Geschicke des Stammes zu sorgen...
 

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 Wie allen Katastrophen begegnete ein Okwach jene entschlossen und mit Tatkraft. Das war, was der Titel Okwach bedeutete- ohne Angst. Und eine seiner ersten Amthandlungen sollte sein, einen weiteren Okwach zu bestimmen...

 
  
  
  
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