[mmt]Das Paket vor der Tür der Schneiderin

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Arileiya / Malvor /Nia
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[mmt]Das Paket vor der Tür der Schneiderin

Beitrag von Arileiya / Malvor /Nia »

Er dreht die Phiole zwischen Daumen und Zeigefinger. Das war Wahnsinn, im Grunde war doch jetzt frei. Luinil hatte die letzte Probe seines Blutes mit sich genommen und so könnte niemand ihn finden. Selbst wenn er jetzt all diese Verbrechen begehen würde die Robin ihm anlastete müssten sie tatenlos zusehen oder ihn direkt suchen. Vergewaltigung, Kindesentführung, Folter und Mord. Der Gedanke ließ ihn erschaudern. Was ging in ihrem Kopf vor, das sie sich sowas zusammen reimte... war auch egal. Erneut fiel sein Blick auf die Phiole in der träge die rote Flüssigkeit umher schwappte. Was er hier in Händen hielt war eine Fessel aus Blut. Wem außer Luinil konnte er genug Vertrauen um dies hier abzugeben.

Es gab nur eine Person, und grade diese verdiente seine Entschuldigung und dieses Geschenk. Bewahrte sie dich zwei Dinge die so wertvoll waren, dass er selbst für sie oder diese beiden Sachen sterben würde. Ein zweites Mal. Es war früh in der Morgendämmerung als er die Schatulle, versehen mit einer seidigen blutroten Schleife in den Postkasten von Samara legte. Der Brief der anbei lag, würde jedem Familien Fremden wie belangloses Geschwafel erscheinen. Doch einige wenige die die entsprechenden Namen kannten würden Bescheid wissen.. allen voran Samara. Konnte sie das Rätsel entschlüsseln würde sie wissen was er ihr dort schenkte. Sie war nicht dafür bekannt sich 'ausufernd' zu ernähren. Sie war clever.. sie würde es wissen. Dann hallten die Schritte seiner schweren Stiefel durch den morgen als er Silberburg verlassen wollte.


Meine liebe Samara,
einst habe ich dir gesagt, dass ich dir niemals etwas tun könnte.
Ich habe jedoch erkannt das dieses Tier in uns dieses Versprechen zu-
nichte machen könnte.

Bitte sei nicht böse darüber was geschehen ist und
lass nicht zu das ein Moment der Schwäche zwischen
uns steht und jene dunklen Gefühle sähet welche nichts als
Tod und Leid verursachen.

Für dich habe ich hier eine letzte Phiole von dem Wein
über den Onkel Rorek sagte, er könnte mich von überall
ran locken. Die letzten Krüge dieses Weines hat meine Mutter Luinil mitgenommen.

Daher sollst du diejenige sein die dieses Geschenk bewahrt.
In meinem innersten fühle ich das es richtig ist. Vielleicht findest du sogar für Lio einen nicht so
chaotischen Tunichtgut.
Hasse nicht was vor dir steht... sondern liebe was hinter dir steht.. so sagt der Dichter.

MD

Der Brief wirkt.. so man den Absender erkennt, unordentlich. Er spiegelte kaum die Wortgewandtheit des Verfassers wieder. Zeilenumbrüche wo keine sein müssten... Formulierungen die er oder andere kaum nutzten.
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Luinil Ahton
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Re: [mmt]Das Paket vor der Tür der Schneiderin

Beitrag von Luinil Ahton »

Manchmal spielen Schatten verrückt. Man starrt in die Dunkelheit und glaubt, irgendwelche Schemen darin zu erkennen. Man blinzelt dann, reibt sich vielleicht die Augen und merkt, dass da doch nichts war. Man stirbt und überlebt unverhofft den eigenen Tod. Eine unerhört umständliche Sache. Hin und wieder passiert es dann, dass neben dem Untod selbst, der doch für sich alleine schon grässlich genug ist, einem auch noch der Wahn eingeflösst wird. Na gut, es passiert in der Tat sehr selten, aber mindestens einmal ist es schon passiert.

Manchmal fürchten sich aber Schatten auch selbst. Und wenn nicht, kann man es ihnen bestimmt beibringen. Dem lernresistentesten Dummkopf kann etwas beigebracht werden, wenn man nur das richtige Buch oder die richtigen Worte oder halt eben einen haufen Nägel und einen Hammer zur Hand hat. Und so viel einfältiger als ein Dummkopf, konnte ein Schatten ja nicht sein. Ihr Welpe hoffentlich auch nicht.

Jede Faser ihres Leibes war angespannt und sie wäre dem zu gross geratenen, flügge gewordenen Küken nur zu gerne um den Hals gefallen, oder auch an die Gurgel gesprungen. Eines von beidem jedenfalls, am liebsten eigentlich beides. Entscheidungen fielen ihr noch nie leicht und bisher hatte sie bei ihren grössten Erfolgen gar nicht erst über eben jene Entscheidungen nachgedacht. Sie schaute ihm noch eine Weile nach, als ihn seine Schritte aus der Königsstadt führten.

Dann schälte sich die magere Figur aus den Schatten. Während sie sich dem Briefkasten näherte, wurde sie sich der Widersprüchlichkeit ihrer gerade gehegten Gedanken bewusst. Schatten und Schrecken. Naja, manchmal versteckte sich halt doch etwas im Schatten.

Samara würde bei nächster Gelegenheit einen kaputten Briefkasten vorfinden, der nur behelfsmässig hergerichtet wurde. Als wäre der oder die Übeltäterin nicht wirklich mit Eifer an die Reparatur gegangen. Vielleicht war er oder sie aber auch einfach nicht mit der notwendigen Geduld ausgestattet. Mit etwas Glück oder einer minimalen Prise Menschenverstand gar könnte man ihre "Handschrift" erkennen. Im demolierten Kästchen fand sich ein nun zerknülltes Schreiben und eben jene Phiole. Ein paar Goldmünzen lagen im, aber auch um den Briefkasten verteilt. Hatte da jemand im letzten Moment noch ein schlechtes Gewissen bekommen?

Fast schon gerührt war sie, stellenweise, beim Lesen der Zeilen. Andernorts dann wieder konnte sie sich das Lachen kaum verkneifen. Meistens aber war ihr Blick ein ziemlich verwirrter und zuletzt hatte sie zugegebenermassen keine Ahnung, wovon ihr Welpe da berichtete. Malvor würde sich nicht etwa doch noch als Dummkopf auszeichnen?

Erst auf dem anschliessenden, nostalgischen Spaziergang durch Silberburg ging ihr dann ein Licht auf. Ein haltloses, nicht aufhören wollendes, lautes Lachen erschallte dann mitten in der Nacht im Herzen der Königsstadt. "Manchmal verstehe ich die anderen ja schon..." dachte sie sich.
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Samara
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Re: [mmt]Das Paket vor der Tür der Schneiderin

Beitrag von Samara »

Die Verwunderung war groß, als sie nach Hause gekommen war. Der kleine, dunkle Briefkasten, der sonst immer anständig vor ihrem Haus hing und darauf wartete, befüllt zu werden hing jetzt ziemlich schief in seinen Verankerungen. Die Münzen, die sich um den Briefkasten verteilt hatten, ließen sie erst in dem glauben, dass es sich möglicherweise um einen Betrunkenen gehandelt haben musste, der Bekanntschaft mit dem treuen Kistchen geschlossen hatte. Sie war nah genug am Hafen, dass dieser Gedanke nicht ganz so abwegig erschien. Ein Blick in den Briefkasten belehrte sie jedoch eines Besseren.

Es war schon sehr gewagt, den Inhalt einfach so irgendwo hinein zu tun, wo jeder es hätte mit etwas Gewalt hätte herausholen können. Vermutlich hatte man es auch versucht. Aber warum… war es nicht mitgenommen worden. War vielleicht noch etwas anderes dabei gewesen, das nun fehlte? Das war eine Frage, die ihr vermutlich nur einer beantworten konnte.

Zusammen mit der Nachricht und dem Blut hatte sie sich vor dem Kamin zurückgezogen. Es hatte nicht lange gedauert, bis sie die Botschaft entziffert hatte. Und doch hatte sie die Nachricht einige male mehr gelesen. War dort noch mehr verborgen, dass ihr noch unklar war?

Warum gab er ihr sein Blut? Vor allem, nachdem was zuletzt passiert war? Gut, sie hatte vielleicht selbst ein wenig an dem Tag überreagiert. Aber irgendwann war ihr einfach der Kragen geplatzt wegen seiner wahnwitzigen Idee. Sollte es also eine Art Entschuldigung sein? War es überhaupt tatsächlich sein Blut? Oder doch eher eine Falle, weil er es ihr Übel nahm, dass sie nicht ruhig geblieben war, wie es sonst der Fall war? Und warum hatte er es ihr nicht persönlich übergeben?

So viele Fragen huschten durch ihren Kopf. Hatte sie nicht schon genug damit zu kämpfen mit sich selbst fertig zu werden? Sie war noch nicht einmal dazu gekommen ihrem Spielmann zu erzählen was vorgefallen war und hatte nun hatte die dieses bedeutungsschwere Geschenk in ihrer Hand. Was ging in seinem Kopf vor? Hatte sie sich vielleicht zu sehr um ihn gekümmert, als er dort unten in Heredium war?

Sie würde das Blut vorerst einfach nur sicher verwahren und der Person, der sie am meisten Vertraute ihre Gedanken dazu mitteilen. Zusammen mit der Botschaft legte sie die Phiole mit dem Blut zu einer anderen. Beide wären nun lediglich von ihr auffindbar und ordentlich weggeschlossen. Während die eine geradezu natürlich war, schlicht und ohne irgendwelchen Schnickschnack ruhte an der zweiten weiterhin die rote seidige Schleife. So waren sie gut voneinander zu unterscheiden. Und genau dort würde das Blut auch bleiben, bis sie wusste was sie tun würde.

Oder bis ihr der Verfasser der Nachricht persönlich begegnen würde. Aber das Blut und die Nachricht würden vorerst dortbleiben. Entweder würde er ihr persönlich begegnen – ohne Einsatz des Blutes - oder aber nicht gefunden werden, sollte das sein Begehr sein.

Vorerst würde sie sowieso jemanden finden müssen... der nun ihren Briefkasten reparierte. Und sollten die Münzen nicht ausreichen, wusste sie schon, wem sie dieses in Rechnung stellen würde.
 
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