Wenn vor euch zwei Verdächtige stehen würden, der eine eine Priesterschülerin der Gloriam, angetan in feiner Robe und einem lieblichen Lächeln im Gesicht, der andere ein nach Ärger aussehender, nach Alkohol müffelnder Kerl, wen würdet ihr wohl als erstes in die Mangel nehmen? Korrekt.
Ich konnte dem Hauptmann deswegen auch gar nicht böse sein, dass er die Aufgabe erfüllte, für die er dort war: Die Gäste der Gartenbühne vor eventuellen unliebsamen Zwischenfällen wie vergiftetes Essen oder sonstige Anschläge auf Leib und Leben zu bewahren.
Eine verschwundene Bierflasche hätte in normalen Zeiten rein niemanden interessiert aber wir lebten nicht in normalen Zeiten und das Missgeschick bei der Essenausgabe entspann sich soweit, dass Pandor eine Leibisvisitation androhte und gar ein Magier dazu geholt wurde, der ... ja, was eigentlich? Ich wollte es gar nicht wissen.
Zum Glück war ich nicht des Verrats oder Mordes angeklagt; der Hauptmann verbiss sich in den Fall wie eine Zecke in den Hundepelz und mein Kopf wäre sicher in der Schlinge gelandet, ob schuldig oder nicht.
Aber das selbst Sloan dachte, dass ich diese verdammte Flasche verschleudert hatte, auch wenn es nur für einen Moment gewesen sein mag, trieb einen Stachel in die Freundschaft, welche die Paladina und mich irrsinnigerweise verband.
Ich gab den Kopfschmerzen, die mich schon den ganzen Tag mehr als gewöhnlich plagten und auf einen meiner nahenden "Ausfälle" hindeuteten, die Schuld. Vielleicht hätte ich gar nicht kommen und lieber den Abend wie gewöhnlich mit intensiver Arbeit gepaart mit komatöser Trunksucht verbringen sollen.
Die Dauer des restlichen Vortrages, von dem ich reichlich wenig mitbekommen hatte, ärgerte ich mich also über den vermeintlichen Vertrauensbruch der Freundin obwohl ich es hätte besser wissen müssen. Während ich gallig mit diesen Gedanken und meinen Schmerzen kämpfte, flüsterte mir eine kleine Stimme in mein Ohr: Womit hast du dir eigentlich ihr Vertrauen verdient?
Zähneknirschend musste ich zugeben, dass ich war zwar ihr Angestellter war, ich meinen Dienst aber so auslegte wie es mir gefiel und kam und ging, wie es mir beliebte. Wir waren befreundet, dennoch erzählte ich nur zögerlich von mir und meiner Vergangenheit und dann auch nicht unbedingt die Wahrheit. Ich hatte sie sogar einmal ziemlich unsanft aus meinen Haus geschmissen.
Schlimmer wurde dieses Gedankenkarousell noch, als mir Pandors grüßende Worte ins Gedächtnis fielen: "Seid Ihr nun ein Schützling der Legatin." Ich war kein Mann der seine Männlichkeit um jeden Preis verteidigte, im Grunde genommen war es mir sogar ziemlich egal, was man von mir in dieser Beziehung dachte. Aber ein Schützling zu sein, bedeutete doch auch, niemanden anderen schützen zu können. Und niemand verdiente mehr Schutz als Sloan, der ich, obwohl sie mir manchmal mit ihren Ausnüchterungsversuchen gehörig auf die Nerven ging, viel zu verdanken hatten. Auf ihren Schultern lastete so viel Verantwortung, sie war selbstlos, freundlich, großzügig, humorvoll, aufrichtig ...
Und auch hier erkannte ich die bittere Wahrheit: Ich hatte sie weder vor dem Giftanschlag bewahren können, noch würde ich in irgendeiner der kommenden Schlachten gegen diese vermaledeiten Dämonenarmee an ihrer Seite stehen. Die eine Nacht in Winterberg, die wir gemeinsam hatten, hatte ich mit Knut versoffen.
Im Großen und Ganzen war ich also weder als Angestellter noch als platonischer Freund der große Fang.
Normalerweise perlte auch unschöne Selbsterkenntnis an mir ab wie Regentropfen von der Ölhaut. Nur diesen Abend nicht.
Als Sloan sich mit dem blonden Mannsbild, der während des Vortrages die Reihe vor mir beinahe von der Bank gefallen war, unterhielt, nein, ganz fröhlich tat, und er ihr auch noch einen Kuss auf die Wange drückte, hatten zerkrüppelnde Kopfschmerzen, eigene Vorhaltungen und ätzenderr Babarenschnaps eine giftige Suppe aus meinem Inneren gekocht, meine Nerven blank gelegt und am liebsten hätte ich die geleerte Flasche nach den beiden geworfen.
Ich konnte nicht umhin, dieses Geturtel anzusprechen, als ob dies wichtiger wäre als der nahende Angriff der Feinde aus dem Abyss, über welchen Sloan mich unterrichtet. Natürlich hatte ich nur ihren guten Ruf im Sinn, das einzige, was ich in meinen Augen schützen konnte. Müsste ich mich dann nicht auch von ihr fernhalten?
Doch auch dies war nur wieder die halbe Wahrheit. Ihre Reaktion zeigte deutlich, dass sie mir kein Wörtchen abgenommen hatten und ich zog mich aus der Affäre mit gemurmelten Ausflüchten ob des merkwürdigen Abends und meiner Kopfschmerzen.
Eigentlich hätte ich doch froh sein müssen, dass die Freundin nach dem schmerzvollen Ende einer Beziehung wieder neuen Lebensmut fasste und sich anderen Männern widmete. War ich aber nicht. Es störte mich gewaltig. Die Nacht träumte ich wirr davon, wie ich den Unbekannten auswaidete, ganz so wie ich es von meinen Vater, wenn auch höchst unwillig, gelernt hatte.
Am Morgen danach, in verschwitzten Kissen, immer noch in der zerknitterten Kleidung des Vortages, wusste ich, dass ich es nicht wieder so weit kommen lassen durfte mein wundes Innerstes dermaßen zu offenbaren. Sloan hatte ein gutes Leben verdient, ein sicheres Leben, ein heiteres Leben, irgendwann einmal eine Familie - alles, was ich ihr nicht bieten konnte. Ich griff zur Schnapsflasche neben meinem Bett und trank mich in die nächste Ohnmacht.
Wenigstens das konnte ich.
Ich konnte dem Hauptmann deswegen auch gar nicht böse sein, dass er die Aufgabe erfüllte, für die er dort war: Die Gäste der Gartenbühne vor eventuellen unliebsamen Zwischenfällen wie vergiftetes Essen oder sonstige Anschläge auf Leib und Leben zu bewahren.
Eine verschwundene Bierflasche hätte in normalen Zeiten rein niemanden interessiert aber wir lebten nicht in normalen Zeiten und das Missgeschick bei der Essenausgabe entspann sich soweit, dass Pandor eine Leibisvisitation androhte und gar ein Magier dazu geholt wurde, der ... ja, was eigentlich? Ich wollte es gar nicht wissen.
Zum Glück war ich nicht des Verrats oder Mordes angeklagt; der Hauptmann verbiss sich in den Fall wie eine Zecke in den Hundepelz und mein Kopf wäre sicher in der Schlinge gelandet, ob schuldig oder nicht.
Aber das selbst Sloan dachte, dass ich diese verdammte Flasche verschleudert hatte, auch wenn es nur für einen Moment gewesen sein mag, trieb einen Stachel in die Freundschaft, welche die Paladina und mich irrsinnigerweise verband.
Ich gab den Kopfschmerzen, die mich schon den ganzen Tag mehr als gewöhnlich plagten und auf einen meiner nahenden "Ausfälle" hindeuteten, die Schuld. Vielleicht hätte ich gar nicht kommen und lieber den Abend wie gewöhnlich mit intensiver Arbeit gepaart mit komatöser Trunksucht verbringen sollen.
Die Dauer des restlichen Vortrages, von dem ich reichlich wenig mitbekommen hatte, ärgerte ich mich also über den vermeintlichen Vertrauensbruch der Freundin obwohl ich es hätte besser wissen müssen. Während ich gallig mit diesen Gedanken und meinen Schmerzen kämpfte, flüsterte mir eine kleine Stimme in mein Ohr: Womit hast du dir eigentlich ihr Vertrauen verdient?
Zähneknirschend musste ich zugeben, dass ich war zwar ihr Angestellter war, ich meinen Dienst aber so auslegte wie es mir gefiel und kam und ging, wie es mir beliebte. Wir waren befreundet, dennoch erzählte ich nur zögerlich von mir und meiner Vergangenheit und dann auch nicht unbedingt die Wahrheit. Ich hatte sie sogar einmal ziemlich unsanft aus meinen Haus geschmissen.
Schlimmer wurde dieses Gedankenkarousell noch, als mir Pandors grüßende Worte ins Gedächtnis fielen: "Seid Ihr nun ein Schützling der Legatin." Ich war kein Mann der seine Männlichkeit um jeden Preis verteidigte, im Grunde genommen war es mir sogar ziemlich egal, was man von mir in dieser Beziehung dachte. Aber ein Schützling zu sein, bedeutete doch auch, niemanden anderen schützen zu können. Und niemand verdiente mehr Schutz als Sloan, der ich, obwohl sie mir manchmal mit ihren Ausnüchterungsversuchen gehörig auf die Nerven ging, viel zu verdanken hatten. Auf ihren Schultern lastete so viel Verantwortung, sie war selbstlos, freundlich, großzügig, humorvoll, aufrichtig ...
Und auch hier erkannte ich die bittere Wahrheit: Ich hatte sie weder vor dem Giftanschlag bewahren können, noch würde ich in irgendeiner der kommenden Schlachten gegen diese vermaledeiten Dämonenarmee an ihrer Seite stehen. Die eine Nacht in Winterberg, die wir gemeinsam hatten, hatte ich mit Knut versoffen.
Im Großen und Ganzen war ich also weder als Angestellter noch als platonischer Freund der große Fang.
Normalerweise perlte auch unschöne Selbsterkenntnis an mir ab wie Regentropfen von der Ölhaut. Nur diesen Abend nicht.
Als Sloan sich mit dem blonden Mannsbild, der während des Vortrages die Reihe vor mir beinahe von der Bank gefallen war, unterhielt, nein, ganz fröhlich tat, und er ihr auch noch einen Kuss auf die Wange drückte, hatten zerkrüppelnde Kopfschmerzen, eigene Vorhaltungen und ätzenderr Babarenschnaps eine giftige Suppe aus meinem Inneren gekocht, meine Nerven blank gelegt und am liebsten hätte ich die geleerte Flasche nach den beiden geworfen.
Ich konnte nicht umhin, dieses Geturtel anzusprechen, als ob dies wichtiger wäre als der nahende Angriff der Feinde aus dem Abyss, über welchen Sloan mich unterrichtet. Natürlich hatte ich nur ihren guten Ruf im Sinn, das einzige, was ich in meinen Augen schützen konnte. Müsste ich mich dann nicht auch von ihr fernhalten?
Doch auch dies war nur wieder die halbe Wahrheit. Ihre Reaktion zeigte deutlich, dass sie mir kein Wörtchen abgenommen hatten und ich zog mich aus der Affäre mit gemurmelten Ausflüchten ob des merkwürdigen Abends und meiner Kopfschmerzen.
Eigentlich hätte ich doch froh sein müssen, dass die Freundin nach dem schmerzvollen Ende einer Beziehung wieder neuen Lebensmut fasste und sich anderen Männern widmete. War ich aber nicht. Es störte mich gewaltig. Die Nacht träumte ich wirr davon, wie ich den Unbekannten auswaidete, ganz so wie ich es von meinen Vater, wenn auch höchst unwillig, gelernt hatte.
Am Morgen danach, in verschwitzten Kissen, immer noch in der zerknitterten Kleidung des Vortages, wusste ich, dass ich es nicht wieder so weit kommen lassen durfte mein wundes Innerstes dermaßen zu offenbaren. Sloan hatte ein gutes Leben verdient, ein sicheres Leben, ein heiteres Leben, irgendwann einmal eine Familie - alles, was ich ihr nicht bieten konnte. Ich griff zur Schnapsflasche neben meinem Bett und trank mich in die nächste Ohnmacht.
Wenigstens das konnte ich.