Flucht nach Silberburg

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Sloan
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Flucht nach Silberburg

Beitrag von Sloan »

Das Unvorstellbare war eingetreten: die 66. Dämonenarmee von Ba'muth stand vor Winterberg und in rasender Hast wurden die Alten, Kranken und Kinder in der Ostmine gesammelt. Für sie gab es keine andere Chance mehr, als Winterberg schnellstmöglich zu verlassen.
König Zond hatte zugesichert - und so war es dann auch eingetreten - den Fluchtweg zu sichern und so kamen die Flüchtlinge spät in der Nacht sicher, aber erschöpft, in Silberburg an.

In Silberburg hatte man alles vorbereitet und die Zimmer im zweiten Stockwert der Taverne hergerichtet und eingeheizt, so dass die erschöpften Menschen sich in warmen und sicheren Räumen zur Ruhe legen konnten.
Die Taverne war nun voll belegt, die Elfen rückten ein wenig näher zusammen und erst spät in der Nacht kehrte Ruhe ein.

Bild

Die Edle Truchsess war ins Heereslager gezogen und die verbleibenden Silberburger gingen rege ihrem Tuwerk nach.
Viele beteiligten sich nach ihren Möglichkeiten, es gab kein Murren und kein Klagen, nur konzentriertes Handeln. Einigen stand die Erschöpfung ins Gesicht geschrieben. Sloan war blass, Telas' Stirn zierte eine angespannte Falte, Atrelegis sah man kurzzeitig humpelnd, Konstantin knurrte hier und da, Pandor versuchte Sloan weiterhin ihre nicht vorhandene Fettleibigkeit einzureden, Finja schien sich verdoppelt zu haben, so flink packte sie mal hier, mal dort mit an und selbst Aidan sah man deutlich seltener an einer Bierflasche nuckeln und kräftig mit anpacken.
Alle anderen hielten ihre Wachposten ein und spähten aufmerksamer denn je in die Gegend.

Wieviele Menschen und andere Völker würden sie noch aufnehmen müssen? Sicher war nur eines, sie würden nicht eher ruhen, bis die Dämonen in die Finsternis zurück gejagt waren.

 
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Aidan Dunn
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Re: Flucht nach Silberburg

Beitrag von Aidan Dunn »

Kissen und Decken austeilen.
Den Weg in die Zimmer zeigen.
Gepäck schleppen.
Einem Kuscheltier ein verlorenes Knopfauge annähen.
Kaminholz besorgen. Einheizen.
Eine Bahre die Treppen hochtragen.
Mut zureden.
Eine aberwitzige Kinderschar von der Straße zurück in die Taverne scheuchen.
Eine Bierrunde für ein paar rüstige Alte organisieren.
Eine Münze hinter Kinderohren hervorzaubern.
Vorräte verteilen.
Trösten. Beschwichtigen. Fragen beantworten, auf die ich eigentlich keine Antworten hatte.

Die unfreiwilligen Gäste der örtlichen Taverne gaben ein seltsames Sammelsurium ab: alterslose, ätherische Elfen, faltige Greise und betagte Mütterchen, ächzend Dahinsiechende und Kinder, die das ganze entweder als Spiel sahen und fröhlich kreischend durch die Räume und Gänge der Notunterkunft flitzten oder die nach ihren Eltern weinten, welche in Winterberg geblieben waren, um ihre Heimat vor der Dämonenbrut zu verteidigen.
In den Augen vieler Alten stand die stumme Frage geschrieben, womit sie solch ein Los verdient hatten. Anstatt ihren Lebensabend zufrieden im Kreise der Familie zu verbringen wurden sie entwurzelt, von ihren Lieben getrennt und zur Flucht gezwungen.
Ein paar würden es nicht schaffen; sie saßen mit gebeugten Schultern und leeren Blick auf ihren Pritschen oder waren bereits so krank, dass sie ohnehin in ein paar Tagen ihren letzten Frieden gefunden hätten - die zehrende Flucht und das Exil beschleunigten das Unvermeidliche nur.
In anderen wiederum entfesselte die Wut über den Verlust von Heim und Herd ungeahnte Kräfte und sie wetterten lauthals gegen die Dämonen und reckten ihre blaugeäderten Fäuste empor. Am liebsten wären sie wohl wieder umgekehrt, um sich den unheimlichen Feinden entgegenzustellen. Und was für ein Anblick wäre das wohl gewesen!
Ich trudelte zerknautscht und angetrunken wie immer in der Taverne ein. Es gab genug zu tun und ich packte mit an wo immer meine Hilfe von Nöten war. Manchmal warf man mir scheele Blicke zu. Im Gegensatz zu Finja oder Atrelegis sah ich eher wie ein Strauchdieb aus, der sich am Unglück anderer bereichert. Doch die Flüchtlinge hatten andere Sorgen und vergaßen ihre Vorbehalte gegen meine Person recht schnell.
Ich hätte nicht kommen müssen. Sloan war natürlich nach Winterberg gereist. Ich hatte gedacht, dass sie als Vertreterin der Truchsess in Silberburg bleiben würde und war eigentlich ganz froh darum gewesen, sie nicht in erster Gefechtslinie zu wissen. Doch ich hatte wohl nur wieder mit einem Ohr hingehört; zudem entsprach es weder ihrem Naturell oder Können. Natürlich war sie dort wo sie gebraucht wurde.
So hatte ich niemanden, dem ich Rechenschaft schuldig gewesen wäre und ich hätte die Tage und Nächte auf meine übliche Art und Weise verbringen können. Ganz ehrlich, wem war dieser Tage nicht nach einem ausgiebigen Saufgelage zumute?
Doch der Abend der Gartenbühne war mir noch allzu frisch im Gedächtnis und ich wollte wenigstens einmal meinen Nutzen beweisen. Außerdem tat es erstaunlich gut, anderen helfen zu können, auch wenn es nur kleine Gesten und Handreichungen waren und ich im Grunde genommen am Seelenschmerz der Winterberger nichts ändern konnte.
Vielleicht hoffte ich auch, dass mir jemand einmal helfen würde, würde ich in eine ähnlich bedauernswerte Situation geraten. Hatte schon jemand getan und tat es immer wieder - Sloan.
Das erste Chaos hatte sich gelichtet. Wenngleich viele auch nicht schlafen konnten, war es ruhiger in der Taverne geworden. Eine leise, elfische Melodie erklang im Schankraum, hier und da klirrten noch Gläser, wurden eher gedämpfte Gespräche geführt. Ein guter Moment, um nach Hause zu gehen. Nicht, dass ich das Zünglein an der Waage gewesen wäre, aber die Tavernenangestellten und die anderen Helfer würden auch ohne mich zurecht kommen.
Die Straßen der Stadt waren unheimlich still. Als ob die Welt den Atem angehalten hätte. Ein gutes oder schlechtes Omen? Ich wusste es nicht. Ich war nur froh darum, meine Tür zu schließen und die Ruhe meiner eigenen vier Wände umfing mich wie mit Watte. In all' dem Trubel hatte ich gar nicht gemerkt, wie sehr mich die Ereignisse mitnahmen. Meine Hände zitterten nicht nur, weil ich kaum etwas gegessen oder getrunken hatte.
Erst Ivrenmir, dann Winterberg. Was kam wohl als nächstes?
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Gwendolyn
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Re: Flucht nach Silberburg

Beitrag von Gwendolyn »

Am Weg nach Hause war sie auf der Straße auf einen Wache Silberbergs getroffen. Wie bestellt und nicht abgeholt war er vor der Taverne gesessen. Gwendolyn hatte ihn wohl recht unverhohlen angestarrt, denn als gleich kamen Worte aus seiner Richtung. Ob man ihr helfen könne wurde sie gefragt. Nein. Sie war vollkommen zufrieden in Silberburg. Vorerst zumindest. Die Wache begann aber ihr von Flüchtlingen aus Winterberg zu erzählen. Eine Flüchtlingsbewegung und gar Angriffe waren bis jetzt völlig an ihr vorübergegangen. Sie war eher damit beschäftigt sich in Silberburg zurecht zu finden. Dennoch hat sie sich durchgerungen ihre Hilfe anzubieten. Die Flüchtlinge waren wohl in der Taverne untergebracht. Dafür sich einen schnellen Überblick zu verschaffen und zu sehen was denn gebraucht wurde war kurz Zeit, bevor sie die Stoffballen in ihrem Haus abladen sollte, weil sie endgültig zu schwer waren. Da das Kochen nicht unbedingt ihr Steckenpferd war sollte sie Lebensmittel zum Verkochen in der Taverne abgeben. Für die Verletzten suchte Gwendolyn ihre Bandagen zusammen. Wieder zurück in der Taverne suchte sie erst nach den Verletzten. Sie wechselte Verbände und versorgte Stauchungen, Schürfungen und kleinere Verletzungen. Brüche und tiefe Wunden überlies sie besser noch erfahreneren Heilern. Mit den Verletzungen fertig begab sie sich kurzerhand in die Küche um Essen, das für die Flüchtlinge gedacht war in den Zimmern zu verteilen und genügend Wasser mit dabei bereit zu stellen.
Ein wenig konnte sie ja doch helfen. Insgesamt war es aber wohl eher ein Tropfen auf einen heißen Stein.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
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