Was war dieses „so weit“? Eine berechtigte Frage.
War es Anklage? War es Zuspruch?
Wer konnte schon den Gedanken des caledhels, Ba’thal, folgen… nicht einmal der Fürst, der diesen seit langer Zeit hütete und von diesem behütet wurde.
„Wir wissen, wie es enden wird. Es ist zum höheren Zweck.“ – nüchtern die Worte von Naeldir, welche nur im Geiste erklangen, während sein Blick für jeden, der ihn beobachtete, einfach nur in die Leere starren mochte.
Für andere mochte dort niemand zu sehen sein, für ihn selbst war es Ba’thal, sein ewiger Begleiter, sein Schicksal, sein Vermächtnis.
„Natürlich. Sie werden es verstehen. Eines Tages. Opfer sollen nicht umsonst sein.“
In der Tat. Das sollten sie nicht. Keines davon – weder jene der Vergangenheit noch jene der Zukunft.
Vorerst stand die Rückeroberung Ivren’mirs auf ihrer Agenda. Und dieses einzige Ziel sollte die höchste Priorität der Höchsten des Elfenvolks genießen.
Ohnehin hatten Ba’thal und Naeldir schon einen Standpunkt gewählt… es hieß nur noch, auf den rechten Moment zu warten.
Was machte es schon, dass Amathlan das Haus verlassen hatte und es nicht für notwendig hielt, ihn zu informieren, sondern sich noch anmaßend mit dem Titel anreden ließ, den er zu tragen nicht mehr berechtigt war?
Wichtiger sollte sein, was auf dem Treffen der Bündnispartner Silberburgs besprochen wurde. Und hier wurde ihm die Unterstützung zugesagt, die er benötigte, um seinen Plan in die Tat umzusetzen.
Jene Edhil, die sich noch bereit sahen, zu kämpfen, würde er zur Zusammenkunft führen.
Es sollte ihr Stützpunkt, ihr Brückenkopf sein, um gegen die Dämonen zurückzuschlagen.
Was einige Tage danach folgte, war weniger eine Diskussion, als eine Anklage durch einen Edhel, den er niemals zuvor erblickte, aber der im Gegensatz dazu so viel über Naeldir und seine Geschichte wusste – bis hin zum großen Verlust, den er auf Ivren’mir erlitt.
Seltsam, dass darüber Geschichten unter den Edhil erzählt wurden… und sie schienen nicht unbedingt ruhmreiche Erzählungen zu sein.
So war der Rat der beiden Edhil eindeutig, wie auch jener von Riardon, ehemals sein Herth. Eine Umsiedlung zur Zusammenkunft wäre ein erneutes Debakel für das Volk, dies würde lediglich zu einer weiteren Dezimierung ihres Volks führen.
„Und wenn niemand folgt, hoher Herr?“
„Es ist keine Wahl, hoher Herr.“ Leicht neigte er das Haupt in Richtung des Lichtelfen.
„Sondern eine Verpflichtung für Euer Schicksal und das der Edhil.“
Ba’thal starrte ihn regungslos an, wie so oft. Es war schwierig, aus diesem uralten Geiste etwas zu lesen, seine Mimik und Gestik zu deuten, sofern überhaupt eine vorhanden war.
„So ist es und so wird es immer sein. Ihr werdet ewig dienen, Edhel.“
„Ich weiß. Aber ich spüre ihn immer noch in mir – den Eluvren. Es wird niemals möglich sein.“
Ein gewisses Bedauern erfüllte den Klang der Stimme des Hochelfen, während sein Blick langsam von der leeren Stelle hin zum Kamin wanderte.
„Nicht ohne Hilfe. Ein Grund mehr, zurückzukehren.“
Skeptisch legte er die Stirn in Falten, den Blick nun starr in die lodernden Flammen gerichtet.
„Sodann… werde ich uns in den Kampf führen. Erneut.“
Mit der Truchsess von Silberburg gab es nach dem ersten Kampf um Winterberg ein weiteres Treffen. Er würde vier weitere Soldaten aus Silberburg erhalten. Gegeben würde auch das Material, wenngleich es nach der Rückeroberung zurückgezahlt werden würde – um der Zusammenkunft gab es reichlich Bäume und wenn sie dieses Gebiet wieder sichern konnten, würden die Edhil ihren Teil dazu beitragen.
Entgegen der Wortmeldungen anderer hatte er sich entschieden. Und jene, die noch loyal zum Hause Tir’Daer und seinem Fürsten standen – oder diesen stellvertretend für die Entscheidungsgewalt der Hochelfen dieses Kontinents ansahen – würden ausziehen.
Mit der Truchsess, dem Proviantmeister und den Kommandanten der Wache war alles nötige abgesprochen und so zog ein Trupp der Hochelfen zusammen mit den Edain los, um die Garnison der Zusammenkunft zu verstärken und wie geplant den Grundstein zur Rückeroberung Ivren’mirs zu legen.
Gegen jeden Widerstand – egal, ob innerhalb des Volks oder jener von Dämonen.
Zurück blieben nur wenige Wachen, wovon der Ranghöchste auf Nachfrage ein Schreiben des Fürsten vorzeigen würde. Eine Abschrift des Schreibens würde an Verbündete und einige wenige Kontaktpersonen gehen:
An die Führung von Silberburg,
an dem König der Zwerge,
an die Führung der Bewahrer,
an die Saala der Lindhel,
an die Kaiserin der Amazonen,
an den Hain der Elistraee-Dunkelelfen,
an die Führung von Winterberg,
an das Konvent,
an Shar’luni’rea,
sowie gesondert an die Familie von Assuan.
Mae Govannen,
trotz anderer Stimmen haben Wir uns entschieden, den Kampf zur Rückeroberung Ivren’mirs schnellstmöglich voranzutreiben.
Hiermit lege ich meine Verpflichtungen für die Zivilbevölkerung nieder, was die alltägliche Diplomatie betrifft – doch die Truppen und ich werden selbstverständlich zur Stelle sein, sollte es zu einer immanenten Gefahr der Verbliebenen kommen.
Jene, die dem Volke oder dem noss Tir’Daer treu zur Seite stehen und kämpfen können, mögen sich bei der Zusammenkunft einfinden, während jene, auf die dies nicht zutrifft, unter jenen, die zurückbleiben, einen Anführer suchen sollen, der sie vertritt.
Unmöglich können Wir unser Augenmerk auf beide Schauplätze legen. Wir werden mit allen Mitteln und mit aller Unterstützung, die Wir aufbringen können, Ivren’mir abermals für die Edhil sichern.
Wir hoffen auf die Unterstützung der anderen freien Völker, denn unser Erfolg soll auch ein Erfolg für alle sein, die gegen die Dämonenlegionen kämpfen. Die Zusammenkunft soll sodann ein Stützpunkt sein für den weiteren Kampf gegen die Legion.
Namarie a cuio vae
Naeldir Tir’Daer
en-caun auth Edhil