Blutschuld

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Golga/Kendor
Beiträge: 128
Registriert: 30 Jan 2021, 00:09
Has thanked: 53 times
Been thanked: 38 times

Blutschuld

Beitrag von Golga/Kendor »

Dein Blut – Für das Volk
Dein Blut – Im Besitz des Dämonenfürsten
 
Nordhain

Der Tag vor der Schlacht – Die Suche

Pandor und Golga waren auf dem Anwesen der von Assuans. Auf dem großen Tisch war eine große Karte des Nordens ausgebreitet. Von den Nordbergen bis runter zu den östlichen Ausläufern des Titankäferbergs, von Winterberg bis zu den Schlangensümpfen reichte die Karte. Zusätzlich zu den bekannten Orten fand man auch die Markierung zum Landungspunkt der Unholde.

„Wieso lassen sie ab von den Waldelfen und ziehen jetzt nach Winterberg? Ihr Landungstrupp hat auch schon mit den Arbeiten begonnen. Sie roden die Bäume bereits.“

Ein Fingerdeut schwenkte von einem Punkt zum anderen Punkt der Karte.

„Wir wissen wonach es Ihm verlangt. Er macht keine unnötigen Manöver und vergeudetet keine seiner Ressourcen. Zielgerichtet und mit aller Härte geht er vor und nimmt sich was er begehrt. Daher wird Ihm jemand zugesteckt haben, dass es in Winterberg einen Sternensplitter zu finden gibt!“

Über die Beweggründe waren sich beide sehr schnell einig. Es gab auch keinen Spielraum für irgendwelche anderen Eventualitäten. Dazu war Ba'Muth viel zu zielstrebig.

„Irgendwer hat den Blick des Dämonenfürsten auf Winterberg gelenkt und somit die Menschen verraten. Mich würde es auch nicht wundern, wenn man damit seine eigene schäbige Haut retten wollen würde“

Der Verdacht lag schwer, doch beweisen konnte man es (Ihnen) nicht.

„Wir müssen vorsichtiger agieren und aufpassen mit wem wir über unsere Pläne reden“

„Vielleicht sollte man auch die Splitter aus den unfähigen und verräterischen Händen reißen. Allesamt Nichtsnutze.“

Im Blick, welcher Ihm zu Teil wurde, gab es keine Zustimmung, aber auch keine Ablehnung. Es war eine Option, die anscheinend in Betracht gezogen werden konnte.

„Sie haben wohl Augen und Ohren überall in den Schatten“

„Ja, auch sie können – nein haben sogar sicher – Spione unter uns“

„Und diese verräterische, feige Zunge müssen wir finden und abschlagen“

Die Nacht über hatten sie sich über die letzten und vor allem plötzlichen Wandlungen der vergangenen Stunden noch so manche Gedanken gemacht. Ihre Entschlossenheit, den Verräter ausfindig zu machen, war besiegelt.



Der Angriff auf Winterberg – Die Belagerung

Der erste Tag

Ba'Muth hatte seine Heerscharen vor Winterberg aufgestellt und stand davor die Stadt zu überrennen. Tapfer und voller Mut stellten sich die Menschen und ihre Freunde den Dämonen entgegen, und dennoch zahlten sie einen hohen Tribut mit ihrem Blut. Die Gebete der Paladine wurden erhört und die Engel des Herren stellten sich diesem Dämonenfürst entgegen. Die Moral der Verteidiger stieg an und als sie am ersten Tag und die erste Nacht die Stadt halten konnten, wich die schwere Last von ihren Schultern und eine trügerische Erleichterung kehrte ein.
An jenem Tag trat auch ein Verbündeter der Dämonen aus den Schatten hervor – Die Wächter Asmodans fochten offen Seite an Seite mit den Scheusalen. Es überraschte keinen.
Angestachelt davon, dass diese Bastarde sich nun endlich zeigten und Position einnahmen, jagten Pandor und Golga einen Wächter bis in die Wälder vor Nordhain. Und sie streckten ihn nieder. – zuckersüß war diese Dreingabe des Triumphs.
Und dies sollte nicht alles sein, was Ihnen Freude bereiten würde. Caris hatte einen Spion aufgedeckt. Noch fehlten die Beweise. Aber was sind schon Beweise in Kriegszeiten. Es sind Gegebenheiten, die man sich einfach zurecht legt damit das (eingebildete) Bild im Kopf dazu passt.
Jener Spion wurde in die Verliese Winterbergs gebracht. Und die „Befragung“ war eine Offenbarung der verborgenen dunklen Seite in ihnen. Sie erhielten wonach sie verlangten. Sie nahmen dieses Wissen jedoch von den anderen Zeugen weg, damit es einzig und allein für sie ist. Es galt weiter vorsichtig zu sein oder war es doch mehr ein Akt der Hilfe? Hatte sich da eine Form von Gewissen gemeldet. Pandor und Golga waren keine unbeschriebenen Blätter, sowohl Licht und auch Schatten lebten zu fast gleichen Teilen in ihnen.
Oder war das auch nur ein kaltes Kalkül, um aus dem Spion einen unbewussten Doppelspion zu machen? Zuzutrauen wäre beides.
Winterberg sollte aber in dieser Nacht keine Ruhe erhalten, die finsteren Kreaturen stellten ihre Belagerungsmaschinerie auf. Katapulte und anderes Kriegsgerät wurde angekarrt.

Der zweite Tag

Uzagul – Heerführer der 66. Legion wurde von den Engeln niedergestreckt – die Freude stieg ins Unermessliche. Einer der schlimmsten Gegner, der schrecklich und brutal wütete, war nicht mehr. Von den Streitern des Herren vernichtet. Unter Boran konnten auch die Belagerungsmaschinen zerstört werden. Ein Umstand, den man nicht übersehen konnte. Dem Mut und der Courage des Ansiloner Hauptmanns musste man doch etwas an Respekt zollen. Unter dem Banner der Winterberger konnte Knut einen zweiten Tag gewinnen, einen zweiten Sieg einfahren. Das Leiden wurde verlängert und die Entbehrungen gesteigert.

Der dritte Tag

Der schwache Funke der Hoffnung keimte in den Verteidigern Winterbergs auf. Sie hatten dieser Belagerung alles entgegen geworfen. Und dafür hatten alle ihren Tribut bezahlt. Einigen fiel es schwer sich die Rüstungen anzulegen. Metall, welches auf einmal viel schwerer auf ihren Schultern lastete. Dennoch reihten sie sich auf, stemmten sich hoch und standen Seite an Seite nebeneinander und boten den Dämonenhorden die Stirn.
Nur um zuzusehen, wie Ba'Muht höchst persönlich den siegreichen Engel vernichtete. Der Schock saß tief, der Funken der Hoffnung flackerte und drohte zu vergehen.
Ba'Muth fiel mit Grimm über die Stadt einher. Die Dämonen drangen unter wilden und euphorischem Kampfgetümmel weiter vor. Schritt für Schritt, Gasse für Gasse nahmen sie ein. Die Schlacht wütete erbarmungslos. Dies waren besondere Elitekrieger, welche den Häuserkampf nicht scheuten. Angetrieben vom Blut der Menschen, dem Hunger nach Seelen, den Befehlen ihres Herren gehorchend, schienen sie die Stadt zu überrennen.
Doch sie hatten einen übersehen und nicht mit ihm gerechnet. Pandor von Assuan, ein Mann, der den Krieg lebt, der ein Meister in allen Waffengattungen ist, – sein Schild, ein unüberwindbares Bollwerk. Sein Schwert, Todbringend. So pflügte er durch die Dämonenhorden. Unter seiner Führung konnten sich die Verteidiger noch einmal sammeln, formierten sich auf ein neues und boten den Dämonen Paroli.
Sie stellten ihnen die Rechnung und verlangten Dämonenblut als Bezahlung.
Und da zeigte sich Ba'Muth ein weiteres Mal. Er nahm sich Pandor, hielt ihn vor aller Augen in seiner festen und unlöslichen Umklammerung. Pandor wehrte sich mit allem was er noch aufzubieten vermochte. Aber auch er konnte nicht verhindern, dass sich die Klauen des Dämonenfürsten in seinen Helm bohrten. Unter einem Funkenregen brachen die Schutzzauber seiner Rüstung weg. Die Abwehr von Pandor nahm ab.
Golgas Welt wurde von einem Augenblick zum Anderen aus den Fugen gerissen und erbarmungslos zerstört. Sein Schwager war davor ausgelöscht zu werden – Pandor, den er mehr als nur schätzte, denn er liebte ihn wie sein eigen Fleisch und Blut. Er würde aus seinem Leben gerissen.
Seine Pupillen verengten sich. Er nahm seine Umgebung nicht mehr wahr. Er sah nur noch wie Pandor kurz davor war seinen Lebensfaden zu verlieren.

Wut

Unbändige Wut

Zorn

Zerstörerischer Zorn

Sollte die Welt brennen, es war ihm gleich. Und wenn er selbst das Feuer legen musste, er würde es tun!
Golga schrie Ba'Muth aus Leibeskräften an.
Er war nicht mehr er selbst. Oder kam hier sein wahres Ich zum Vorschein?
Schlagartig sammelte er all seine Magie um sich. Jene, die um ihn standen konnten diese elektrisierende Kraft auf ihrer Haut spüren. Es geschah einfach unbewusst und Golgas Gestalt änderte sich. – Er war selber zum Dämon geworden.
Seine ledrigen Flügel breitete er aus und wollte ansetzen, hoch aufs Dach zu fliegen, wo Ba'Muth Pandor in seinen erbarmungslosen Pranken hielt.
Der Dämonenfürst warf seine Magie auf den Magier. Einmal, zweimal konnte Golga, durch die Zuhilfenahme eines Trankes, seine dämonische Wandlung aufrecht erhalten. Doch Ba'Muth wies den Magier auf seinen Platz zurück, zeigte ihm allzu deutlich, wer hier das Sagen hatte.
Hilflos stand er da, es machte ihn wahnsinnig, dem Dämonenlord nichts entgegen bringen zu können. Ba'Muth verhöhnte ihn.

„Was seid Ihr gewillt im Austausch für sein Leben zu geben?“
„Alles, was du willst, nur lass ihn frei!!“ hob sich die Stimme des Magiers über alle hinweg. „Ein Blutpakt, wenn es das ist, was du willst!“

Ba'Muth ergriff sofort diese Gelegenheit und holte den Magier zu sich. War dies so gewollt? War es eine Falle, die er dem Menschen gestellt hatte? Ja, das war es!
„Präsentiere mir einen Sternensplitter und ich werde zurück gehen in meine Welt“

Präsentieren! Nicht geben! Es musste nicht Kampflos stattfinden! Hätte Golga seine Sinne noch halbwegs beisammen, hätte er diese verlockende Falle, diese
verführerische Gelegenheit vielleicht durchschaut. Doch so sah er sich im Vorteil. Er hätte den Dämonenfürst selber in einen Hinterhalt gelockt. Hätte ihn dorthin geführt, wo Silberburg ihn haben wollte.

„Ich werde dir einen Sternensplitter präsentieren und du wirst zurück in deine Ebene gehen! So soll es sein! Doch Pandor lass jetzt frei! Denn der Pakt wird mich binden!“

Ba'Muth zog seine Klinge und glitt über Golgas Handfläche. Der Schnitt war tief genug, dass das Blut des Magiers zum Vorschein kam. Die Klinge trank begierig den kostbaren Lebenssaft. Und Ba'Muth, dieses Scheusal der niederen Ebenen, kostete diesen Tribut.

„Und jetzt gib mir dein Blut!“ Doch der Dämon verhöhnte ihn, warf ihn von sich weg.

Er hatte Golgas Blut, doch der Magier hatte keinen Tropfen des Dämonen erhalten.
Es gab keinen bindenden Pakt. Es war einseitig.
Der Nachteil war beim Menschen zu finden.

Ba'Muth ließ Pandor frei.

Seine Welt war gerettet, er hatte dafür den höchsten Preis bezahlt.
 
Winterberg wurde verschont.

Die Pein für Golga begann erst...

 
Benutzeravatar
Golga/Kendor
Beiträge: 128
Registriert: 30 Jan 2021, 00:09
Has thanked: 53 times
Been thanked: 38 times

Re: Blutschuld

Beitrag von Golga/Kendor »

Kapitel 2
  
  
Erholsamer Schlaf, das gab es nicht mehr für den Magier. Unruhige Träume marterten ihn Nacht für Nacht. Er konnte seine Träume nicht fassen, konnte sie nicht lenken. Hin und her wälzte er sich in seinem Bett. Durchschlafen war ein Luxus, den er nicht mehr sein Eigen nennen konnte.
Schweißgebadet wachte er auf, sein Atem ging schnell und unregelmäßig. Und doch versuchte er dies vor seiner Liebe zu verbergen. Es gelang ihm nicht und er traute sich nicht ihr zu sagen was vorgefallen war. Er wollte diese Sorge nicht Teil seiner Frau werden lassen. – Sie bemerkte es dennoch.
Er konnte es nicht vor ihr verheimlichen. Ausreden und flüchtige Erklärungen konnte und wollte sie ihm nicht glauben. Es blieb ihm nichts anderes übrig, er verdrängte ihre Sorgen, ignorierte seine Situation. Er wusste nicht besser damit umzugehen.
Spielte er schon unbewusst mit dem Gedanken, sich seinem Schicksal kampflos zu ergeben und wollte sich abkapseln? Er wollte seine Frau, seine Sonne nicht verlieren. Er wollte seine Familie nicht verlieren.
  
 – der erste Angriff –
  
Drei Tage später kam es so, dass er Fenria und Sloan bei der Echidna antraf. Es wurde über die Ereignisse in Winterberg gesprochen und beratschlagt. Die Unterhaltung verlief zwar angeregt, aber konstruktiv. Sorgen und Vorstellungen wurden geteilt, Ideen auf den Tisch gelegt. Es müsste doch einen Ausweg aus dieser misslichen Lage mit dem nicht vollzogenen Pakt geben. Hoffnung, dass man Ba'Muths Blut doch noch habhaft werden könnte, keimte auf. – Golga wog sich in diesem Moment in falscher Sicherheit. Oh wie sollte er sich nur irren.
Die kalte Realität, welche Schwäche oder Versagen nicht duldete kam mit großen Schritten auf ihn zu gerannt.
Abrupt änderte sich das stetige und sanfte Schimmern seines Tattoos, welches ab und an zu sehen war. Es glomm zunehmend auf. Die in der Körperbemalung eingebetteten Schutzrunen leuchteten schlagartig auf, als er ein tiefes und doch fernes Lachen in seinem Geiste hörte.
Irritiert darüber was gerade vorgefallen war, ordnete er erst seine Gedanken. Doch seine Magie fuhr schon die Verteidigung auf. Golga bemerkte nicht einmal mehr wie sein Körper regelrecht zu leuchten begann. Die erstaunten, verwunderten und sorgenvollen Rufe der Anderen nahm er nicht einmal mehr wahr. Auch die nicht von Samira und der Echse. Wann waren die Zwei dazu gekommen? – Golga erinnerte sich nicht mehr.
Er bemerkte nicht mal, dass Fenria ihr Schwert schon längst blank gezogen hatte und zur Verteidigung bereit war. Es war der Moment, in dem er seine Abwehr koordinierte.
Er hielt aus Vorsicht seine Augen geschlossen, um ja kein Bild des Treffens zu verraten.
Seine Magie surrte und summte im kleinen Raum.
  
 „Besorge mir die Steine“ War der unumstößliche Befehl. Das Lachen ebbte ab.
  
 Golga keuchte auf. „von nun an stelle ich eine Gefahr dar – die Dämonen waren eben in meinem Geist“
  
 - der zweite Angriff – 

Die Tage und Nächte zerrten noch mehr an ihm und führten allmählich zu einer Wesensveränderung. Die Anspannung nahm zu keinem Herzschlag ab, er konzentrierte sich unentwegt darauf seinen Geist zu schützen. Das Assuananwesen hatte er schon länger nicht mehr verlassen. Diese Dauerbelastung forderte ihren Tribut. Es fehlte nur ein Quäntchen an Unachtsamkeit oder dummes Geschwätz, um seiner Wut und seinem Zorn freien Lauf zu lassen. Diese Gereiztheit umschlang ihn und wollte ihn nicht mehr los lassen.
Gerade in der Nähe seiner Familie vermochte er noch einen Teil seines alten Ichs zu wahren.
Pandor, einer der wichtigsten Anker in seinem Leben, war zu diesem Tag bei ihm. Der Krieger verstand allzu gut Golgas Situation. Daher lenkte er ihn auch mit belanglosen Sachen ab. Scherzte und feixte mit dem Magier, um so seine Anspannung zu lindern. Der Magier sprach es zwar nicht aus, doch er war Pandor dankbar dafür, dass er ihm wenigstens kurze Momente der Ablenkung bot. Zwar hatten sie an jenem Abend doch ein etwas ernsteres Thema, aber dies verlangte nicht vom Magier so viel ab.
Golga blinzelte dann einige Male, als er verwirrt feststellen musste, dass gerade ein Feuer auf dem Assuananwesen ausbricht. Er verstand nicht wieso Pandor weiter so seelenruhig da saß und sein Honigbier trank. Wieso stand der Krieger nicht auf? Wieso surrte auf einmal alles um ihn herum. Aros? Wieso steht Aros vor ihm, Noldus, Burana, Meldor, Zargon, Angelique und Aru. Arianda hatte er auch länger nicht gesehen. Ged? Ged war doch schon länger auf Reisen und hatte sich woanders sesshaft gemacht. Pandor war doch eben noch neben ihm, wieso ist er jetzt bei den anderen. Wieso sind hier die Vildabans, seit wann waren die Zwillinge hier? Woher kommt dieses Feuer?
Golga bemerkte nicht einmal mehr wie die Abwehrmechanismen des Assuangeländes aufheulten, wie sie ihre Macht entfalteten und den Angriff abwehren wollten. Zu sehr war er in seinen Bildern gefangen. „Lauft – seht ihr das Feuer nicht?!“ schrie er in seinen Gedanken. Sein Tattoo leuchtete auf und aus seinen Augen strahlte das helle Licht der Magie regelrecht hervor.
Pandor hatte sein Schwert in der Hand und wollte den Feind ausmachen. „NEEINN“ schrie jetzt Golga lauthals auf. Vor seinem geistigen Auge sah er wie das Feuer sich zu einem höllischen Flammenmeer ausbreitete. Die von Assuans und die Vildabans – seine Familie, alle blutüberströmt. Der Rauch raubte ihnen die Atemluft, keuchend schwankten sie durch den Raum.
  
„DAS FEUER PANDOR, DAS FEUER. UNSERE FAMILIE!!“ schrie er laut
  
Das Feuer erreichte sie und unter qualvollen und herzzerreißenden Schreien gingen sie alle in den Flammen auf. Seine Gefühle wurden überrannt. Blut aus seinen Augen mischte sich mit zu seinen Tränen.
Diese Qual erdrückte sein Herz, ließ es nicht mehr schlagen, er konnte seine Lungen nicht mehr entfalten und sie mit dem kostbaren, lebensspendenden Sauerstoff füllen.
  
 „Sie sterben alle“ keuchte er aus trockener Kehle hervor
  
„Skit skit skit – unserer Familie geht es gut! Sie sind alle in Sicherheit. Fall nicht drauf rein!!!Konzentriere dich auf deine Ankerpunkte!! Kämpfe dagegen an. Sie trügen dich!“ entkam es dem Krieger laut. Der Küchentresen wurde nach Tüchern abgesucht und dem Magier ins Gesicht gedrückt.
  
Golga holte den Krieger zu sich. Packte ihn mit in seinen Geist ein. Zeigte ihm was er sah. Hätte er diese Pein nicht mit ihm geteilt, wäre er sicher dem Wahnsinn ein heim gefallen.
  
 Pandor sah alles. Fühlte alles.
  
 >> Ja, die Ankerpunkte << , sofort baute er seine geistige Verteidigung auf, lenkte und koordinierte die Abwehr.
  
Die qualvollen Schreie hörten auf. Das Bild der verbrannten Familienmitglieder, welche noch schützend ihre Arme gehoben hatten, verebbte.
  
Die Vision änderte sich. Ba'Muth, er strahlte absolute, unumstößliche und herrschende Macht aus. In seiner Hand die fehlenden Sternensplitter. Von Assuans wie Vildabans, alle gesund und voller Lebenskraft hinter dem Dämonenfürsten aufgereiht. Das Bild war eindeutig und erlaubte keine Interpretation.
  
Das Bild änderte sich ein drittes Mal. Jetzt tauchte ein dunkler und unheildrohender Kristall auf. Sowohl Pan als auch Golga gingen näher zu diesem Kristall und meinten dort etwas ausmachen zu können. Doch sie konnten nicht sehen was der andere sah, für beide gab es ein unterschiedliches Bild. Die jeweils eigene Reflexion zeigte sich ihnen, doch es wollte sich langsam verändern. Golga blickte tiefer hinein, und er sah wie eine dunkle Gestalt jetzt vor ihm stand.... Und er erblickte sein eigenes Abbild als Dämon.
  
Benutzeravatar
Golga/Kendor
Beiträge: 128
Registriert: 30 Jan 2021, 00:09
Has thanked: 53 times
Been thanked: 38 times

Re: Blutschuld

Beitrag von Golga/Kendor »

– Der Tribut –

Die Frist war abgelaufen und die innere Resignation hatte obsiegt. Einen Weg sich von Ba'Muths Ketten zu befreien, wollte sich ihm nicht offenbaren.
Varrak – und das konnte ihm Golga nur zu Gute halten und hoch anrechnen – hatte einige brauchbare Ideen auf den Tisch gelegt, doch es fehlte die Zeit für ihre Umsetzung. Durch diesen stetigen Zustand der Anspannung war er auch nicht mehr er selbst. Einen klaren Gedanken zu fassen war ihm schon seit längerem vergönnt. So war es auch, dass er seine Umwelt nicht mehr wirklich wahrnahm.
Gedankenverloren irrte er durch Nordhain und fand seinen Platz am Lagerfeuer, welches nicht nur eine wohltuende Wärme spendete, sondern sich auch gütlich am Holz bediente und es zum Knistern brachte. Durch die Hilflosigkeit seiner Situation bedingt war er niedergeschlagen und brachte nicht mehr den Willen auf sich zu erwehren. Er wusste, welche Macht Ba'Muth an ihm ausüben konnte durch sein Blut. So verharrte er in seiner Position ohne sich wirklich zu rühren. Die Starre seines Geistes brachte auch seinen Körper zur Bewegungsunfähigkeit.
Aus dem Nichts heraus hörte er in der Leere seines Geistes eine aus der Ferne erklingende Stimme. Ähnlich einem nachhallenden Echo. Der Stimmenklang nahm ihn sofort ein. Wäre er dieser Melancholie nicht anheim gefallen, hätte er sich versuchen können diesem Ruf zu widersetzen.
Jedoch erlaubte es seine Verfassung momentan nicht.
Seiner selbst nicht mehr kontrollierend stand er auf und setzte sich in Bewegung. Ohne seinen Weg zu kennen oder gar wo sich sein Ziel befinden soll, setzte er einen Schritt nach dem anderen. Die Dorfbewohner waren wie flüchtige Silhouetten, die er sowieso nicht mehr registrierte. Die Landschaft um ihn änderte sich zunehmend. Der dichte Wald des Nordens lichtete sich zunehmend und wich den weiten Grasflächen. Zu seiner Linken hätte er das Gebirgsmassiv Winterbergs sehen können. Doch er tat es nicht. Er ging immer weiter und weiter ohne auch nur einmal an zu halten oder sich um zu sehen. Die Graslandschaft und das Gebirge wichen immer mehr und wechselten sich jetzt hier mit der Steppe ab. Das steinige Grasland wich zunehmend vom Bild und die Wüste trat in den Vordergrund. Auch hier ging er stoisch weiter ohne eine Rast einzulegen. Bis er das südliche Gebirgsmassiv erreicht hatte.

Das vor der Felswand auf einmal Jerka und Naeldir neben ihm standen, nahm er nicht einmal wahr. Die Dämonin steuerte die Beiden durch einen Spalt und delegierte sie durch ein Höhlengebilde, welches sich dann in eine Schlucht eröffnete. Der Pfad durch das Felsmassiv führte sie immer höher bis hin zum Gipfel jener Bergkette.
Das Ende ihrer Wanderung sollte eine alte Ruine sein. Auch wenn die Zeit und sonstige Mächte an dem Gebilde genagt hatten, so konnte man anhand der verbliebenen Mauerreste und Umrisse des Areals an einen Gebetstempel erinnert werden. Dort hingeführt ging es weiter durch das verlassene Gebäude. Selbst hier wurde dann der höchste Punkt erklommen und auf dem Plato zeigte sich ein riesiger, formvollendeter, schwarzer Kristall. .. das sehnsüchtige Ziel wurde erreicht. Die Korruption und damit verbundene Wandlung zum Halbdämonen der 66. Legion sollte hier vollzogen werden. Golga war der erste Korrumpierte.

Jerka.PNG


– Die Suche –

Die verstrichenen Tage wurden durch die kommenden Wochen ersetzt. Und so war es dass er dem unüberwindbaren Befehl Ba'Muhts, welcher in den Reihen des dämonischen Heeres hallte, Folge leistete. „Besorgt mir die Sternenspliter“
Golgas Vorgehensweise war für ihn typisch. Als Illusionist gewährte er keinen Blick in seine Karten und hielt sich überwiegend in den Schatten auf. Daher musste er seine Gestalt in Zauber hüllen, damit er nicht sofort erkannt würde. Rotglühende Augen und dämonische Hörner kleideten sich nicht gut und würden ihn sofort verraten.
Er suchte die bekannten Siedlungsräume ab. Streifte und wanderte durch die Landschaft, um die Splitterträger ausfindig zu machen. Manchmal in Begleitung des Hochelfen, oft jedoch auch alleine.
Durch die Wächter erfuhr er auch, dass die verbliebenen Splitterträger schwer zu finden waren. Und wenn man sie einmal sah, waren sich beim nächsten Blinzeln davon gelaufen.

In Illusionen gehüllt hatte er mit seinen Mitstreitern meist frequentierte Orte aufgesucht. Aber dieses Vorgehensweise wurde alsbald verworfen. Denn eben solche Ballungsräume mieden die Träger. So war es nicht selten, dass sie sich oft in den Wäldern, in der Steppe, in der Wüste und andern unüblichen Gebieten fanden. Gar der Urwald wurde aufgesucht. Doch oft war ihre Suche auch hier vergebens. – Geduld.
Ein Umstand, welcher Golga doch zum Nachdenken brachte. Wie soll man jemanden finden, der sich nicht finden lassen möchte. Bringe ihn dazu, zu dir zu kommen.

Nagron konnte er einmal in Winterberg ausfindig machen und verfolgte diesen bis nach Silberburg. Dort jedoch verlor er die Spur des Mannes.

Den Waldelfen hatte er auch einmal durch eine glückliche Fügung am Trollberg ausfindig gemacht. Dieser war jedoch von anderen Elfen umgeben und das Risiko hier anzugreifen und aufzufliegen war zu hoch.

Auch wenn er korrumpiert war, so traf er sich einmal mit Varrak in der Oase. Dort unterhielten sie sich und Golga tischte dem talentierten und vielversprechenden Magier eine Mär auf. Der korrumpierte Golga hatte kein Problem damit, das Vertrauen Varraks zu missbrauchen. Der echte Golga hätte das nie getan. Vertrauen und Ehrlichkeit waren für ihn mitunter die höchsten Güter. Die Saat seiner Intrige wurde ausgesät. Er konnte nur noch zuschauen und hoffen, dass sein Komplott aufging.


– Die Schaffung der Illusionskristalle –

Ziron – eine Kreatur unsäglicher und unbeschreiblicher Macht – hatte sich den Plan des Magiers angehört und für gut befunden. Die Präsenz des Lich Lords alleine forderte ihren Respekt ein.
Der Lich beschwor dann 6 unglückselige Kreaturen für das finstere Ritual.
Golga hatte den Ritualkreis, die Runen sowie die Kristalle akkurat vorbereitet. Die Perfektion in seiner Vorgehensweise konnte auch der Lich allzu gut erkennen. Auch wenn kein Wort des Lobes gefallen war – warum auch? – so war das Mitwirken beim Ritual Anerkennung genug.

Golga sammelte seine Magie, konzentrierte und fokussierte diese auf den Zauber, sprach und wirkte seine Formeln. Doch als dann Ziron seine Macht beifügte und die Opfer nach und nach unter qualvollen Schreien aufgingen, um in die vorbereiteten Kristalle eingetaucht zu werden, konnte Golga, aufgrund dieser immensen und in Worte kaum noch zu fassenden Macht, nicht atmen. Es war überwältigend und furchteinflößend zugleich. Ein Schauspiel einzigartiger Kunstfertigkeit wurde für die Welt gespielt – nur fehlten leider die Zuschauer.
Die Beiden harmonierten im Einklang miteinander und so nahm das dunkle Ritual seinen Lauf.
Die „Illusionskristalle“ wurden tadellos vollendet.

DunklesRitualIV.PNG



– Die Elfen –

Nagron hatte er markiert, also musste man bei ihm nur noch die Falle zuschnappen lassen. Es war die Zeit gekommen, die Elfen herauszulocken. Und so machte er sich immer wieder auf, in das Elfengebiet einzudringen. Der Plan war es dass nicht er sie findet, sondern dass sie ihn finden. Dieses Kalkül hatte auch Früchte getragen und so kam es dass er von den Elfen aufgegriffen wurde und auch wieder zu den Menschengebieten geführt wurde. Bedauerlicherweise war der Splitterträger nicht dabei. – Geduld sollte hier sein Wegbegleiter werden.
Golga sollte alsbald für seine Beharrlichkeit belohnt werden. So kam der Tag dass er vor zwei Elfen stand und siehe da, einer von ihnen führte den Sternensplitter mit sich – Welch überwältigendes Glückgefühl sich in ihm ausbreitete.
Golga, hier in der Gestalt einer Frau, erkannte seine Chance und versuchte seine Karten richtig aus zu spielen. Er stellte sich unbeholfen und naiv, versuchte seine Tarnung aufrecht zu erhalten. Die Elfen wirkten in dem Moment auch nicht aggressiv oder bedrohlich auf Golga. Das wollte sich dann ändern als die Amazonenkaiserin – Niriel – sich dazu gesellte. Auf einmal änderte sich das Gehabe der Elfen schlagartig. Sie waren angriffslustiger, umstellten gar den Magier und drohten ihm mit dem Leben. Golga musste sich hier mehrfach rechtfertigen und erklären, warum er zwischen Krallengebirge und Zusammenkunft sich aufhielt.
Zeitweise musste er damit rechnen gleich angegriffen zu werden, doch wahrte er die Kontenance und blieb seinem Schauspiel treu. Es sollte sich auszahlen, als er sich bereit erklärte, den Ort tunlichst zu verlassen und nicht mehr ins Elfengebiet einzudringen, denn die Amazone zog sich zurück und somit war er wieder alleine mit den Elfen.
Er sah hier seine Stunde gekommen und griff nach kurzen Worten die Elfen erbarmungslos an. Sie waren von dieser schieren Gewalt überrumpelt worden und konnten kaum an Gegenwehr aufbringen. So war es dann dass beide Elfen vor ihm lagen und er den Splitter an sich nahm.


– Nagron –

Hier war alles vorbereitet und die Falle musste nur noch zuschnappen. Der Illusionskristall war an ihn gebunden und die List des Magiers sollte sich hier entfalten. Die Wächter wurden diesmal mit aufs Boot genommen und ihnen wurde gewährt, den Kampf mit dem Träger zu vollführen. Jerka beehrte sie mit ihrer Anwesenheit, als Nagron alleine und scheinbar hilflos in den Hinterhalt gezogen wurde. Er versuchte sich vergebens noch rauszuwinden. Doch was sollte er schon dieser versammelten Übermacht entgegen bringen. Hier musste man es ihm hoch anrechnen dass er es versuchte sich diesen dämonischen Kreaturen und den Jüngern des Namenlosen zu erwehren.
Der zweite Sternensplitter sollte bald an Ba'Muth übergeben werden.


Nagron.PNG


– Ba'Muth –

Sein Auftreten und seine Erscheinung waren jedes Mal erdrückend. Und egal wie man sich stellte, er fand immer einen Grund jemanden zu bestrafen – Bis auf den Elfen Naeldir, dieser hatte ein außerordentliches Talent seinen Hals aus jeglicher Schlinge heraus zu winden.
Dennoch konnte er zufrieden sein, denn zwei von den drei verbliebenen Splitter waren jetzt in seinem Besitz. Aber das sollte keinen in Sicherheit wiegen. Der Dämonenlord brauchte nicht viel, um einen Vorwand zu finden seinen niederen Gelüsten nachzukommen. Das war eben die Natur eines Dämons. Wähne dich nie in Sicherheit, denn es wird dich immer der Schmerz ereilen.
Golga – auch wenn er korrumpiert war – war dies bewusst und er war es irgendwie auch gewohnt. Daher nahm er die Strafen stoisch auf sich und schluckte seinen Unmut runter.
Antworten