Der Wolf gibt und der Wolf nimmt...

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Zhalehsniz / Xan'thinah / Keath
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Der Wolf gibt und der Wolf nimmt...

Beitrag von Zhalehsniz / Xan'thinah / Keath »

Keath wuchs als Sohn eines Kommandant einer Söldnertruppe auf, die sich selbst als „Die grauen Wölfe" bezeichneten. Der Geburtsort seines Vaters lag weit im Norden, eine dichte, kalte Frosttundra umgeben von hohen Bergen und Unmengen an Schnee. Die Wölfe dort waren besonders stark, groß und gefährlich. In dieser Wildnis überlebten nur die zähsten Kreaturen. Diese Gegend brachte starke Menschen hervor, doch es war alles andere als ein Paradies und so zogen sein Vater und die Leute, von sich ihm angeschlossen hatten und gehorsam folgten, durch die Lande auf der Suche nach Arbeit, Kampf und Reichtum.
 
Viel bekam er in den ersten Jahren seines Lebens nicht mit. Der kleine Junge wurde wie ein zerbrechliches Ei behandelt und durfte das Zelt von Papa nie verlassen. Als er etwas größer wurde, kam es immer öfter dazu, dass er sich raus schlich. Fast genauso oft wurde er erwischt und zurückgebraucht. Sein Vater hatte ihn dann gerne mal in einem der Käfige für die Wölfe, die sie als Wachhunde hielten, eingesperrt. Lieber hätte er sich verprügeln lassen, als in diesem beschießenden Käfig zu sitzen. Die Langeweile und die Enge waren für ihn die Hölle und das, obwohl er keine Angst vor engen Räumen hatte.
 
An einem Tag hatte der mittlerweile knapp zehnjährige Junge es übertrieben. Sie waren noch etwas weg von ihrem Zielort – ein kleines Dorf am Berghang. Ihre Aufgabe war kein Angriff auf ebenjenes, sondern der Schutz. Einer der Söldner hatte erfahren, dass es dort oft Angriffe von Banditen und Monstern gab. Doch erstmal wollten sie die Gegend auskundschaften, herausfinden, was es dort gab.
 
Natürlich durfte Keath den Kriegern um seinen Vater nicht folgen, doch davon ließ er sich bestimmt nicht aufhalten. So folgte er den Leuten durch den dichten Wald, an dessen Rand sie ihr Lager aufgeschlagen hatten.
 
Auf einer Lichtung mitten im Wald hatten die Männer ein ziemlich großes Lager mit einigen gut ausgerüsteten Räubern entdeckt. Sie hatten sich hinter Bäumen und Büschen in Deckung gestellt und so langsam das Lager umstellt. Keath hatte in seinem Jugendlichen Leichtsinn nichts davon mitbekommen und war einfach auf das Lager zugegangen, was weder den Räubern, noch den Söldner entgangen ist.
 
Einer dieser hatte sich den Jungen ihres Anführers geschnappt, bevor der Kampf ausbrach. Er hatte kaum etwas von eigentlichen Kampf mitbekommen, nur das Ergebnis bekam er mit: Ein Blutbad und viele schwer verletzte Söldner. Auch sein Vater war unter den Verletzten, welches es sich nie nehmen ließ, ganz vorne an der Front mitzukämpfen. So saß Keath mit einer Mischung aus Trauer, Furcht und Schuld auf seinem Bett im Zelt und streichelte einen der Welpen.
 
Noch am selben Abend kommt sein Vater in das Zimmer und starrt seinen Sohn wütend an. Eingepackt in Bandagen und auf ihn zu humpelt, wirkt der große, breit gebaute Mann trotzdem gefährlich. So sauer hatte er seinen Vater noch nie gesehen, drückte den Welpen fest an seine Brust und zitterte leicht. An diesem Abend geschah etwas Erstaunliches, anstatt ihn zu bestrafen, wie er es verdient hatte, nahm ihn sein Vater zur Seite und erklärte ihm, dass er jetzt alt genug war und sich den anderen Kriegern anpassen musste. Keath bekam sein erstes Schwert in die Hand gedrückt und die Anweisung, dass er sich ausruhen sollte.
 
Ab da begann der Vater seinem Jungen an den Pfad des Kriegers zu zeigen. Früh ging sein Training los. Anfangs schien es für den Jungen, als wollte er ihn nur damit strafen. Lange Läufe durch die Wälder, hartes Kraft- und Ausdauertraining und dazwischen sollte er Bücher lesen und den Unterrichten seines Vaters zuhören. Später dann durfte er sogar zu den Streifzügen und Patrouillen um das Dorf, zu dessen Schutz sie jetzt angeheuert wurden. Bei einfachen Jagden auf Monstern durfte der Junge dabei sein, doch die Kämpfe gegen Banditen und Räuber durfte er nur beobachten.
 
Sieben Winter zogen über das Land, der Junge machte sich im Dorf unbeliebt, als er sich mit den anderen im Dorf prügelte. Schon damals viel seinem Vater der dünne Geduldsfaden seines Jungen auf. Geduld und Ruhe wollte er ihm beibringen, ihm zeigen, wie er seine Emotionen kontrollieren und für sich nutzen kann und nahm ich dann auch mit zu richtigen Kämpfen gegen Monster nicht-menschlicher, aber auch menschlicher Natur.
 
So wuchs der junge Mann zu einem ordentlichen Krieger und Söldner heran, der sich erst den Platz unter den anderen Kriegern und später auch als die rechte Hand seines Vaters verdient hatte. Er war zu einem Teil der Truppe geworden, respektiert nicht nur wegen seiner Abstammung, sondern auch wegen seiner Taten.
 
Nach fünfzehn Jahren, vielen gewonnenen Schlachten und einigen, wenigen Niederlagen mussten auch die Söldner einen harten Schlag erleben. Ihr Anführer und Keath Vater verstarb in Folge eines Kampfes mit einer deutlich größeren Anzahl an Banditen. Damals zeigte sich schon die Wut des Söldners.
 
Nach der Schlacht lag sein Vater in einem Grab und er lag schwer verletzt in einem Krankenbett. Was passiert war, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. Der Rest berichtete von einem Blutbad, als sei er wie ein Dämon durch die Reihen der Kämpfer gerannt und hätte jeden einzelnen gnadenlos erschlagen oder enthauptet.
 
Nachdem sich Keath jedenfalls körperlich erholt hatte, riss er das Kommando an sich. Der Stellvertreter seines Vaters, der nach dem Ableben von diesem die Kontrolle übernommen hatte, wurde von ihm kaltblütig ermordet. Was damals aber niemand herausgefunden hat. Mit harter Hand führte er seine Truppe. Die Aufträge der lichten Gemeinschaften, von Dörfern oder Städten wurden immer weniger.
 
Immer öfter schlossen sich die Söldner dunklen Gestalten und ihren Vereinigungen an. Morden, Attentate, Plünderungen und vieles mehr. Das Gold war sehr gut, doch trotzdem wurden sie weniger. Viele der Söldner spalteten sich ab, um ihre eigene Truppe zu bilden. Immer wieder stand er auf der Seite der Dunkelheit. Wirklich gefiel ihm das nicht, doch er steckte schon zu tief drin. Die einzige Möglichkeit da rauszukommen, wäre der Tod gewesen. Was für seine erste, große Liebe auch geschah und ihn folglich wieder in den gleichen Zustand versetzte, wie nach dem Tod seines Vaters.
 
Neun Winter führe er die deutliche kleinere Söldnergruppe an, bis er eines Nachts schließlich fast spurlos verschwand und aus der Gegend flüchtete. Keath ließ die Truppe zurück und wollte seine Vergangenheit hinter sich lassen. Mit einem seiner Wölfe, seiner Ausrüstung und etwas Gold machte er sich auf den Weg durch verschiedene Länder und Regionen.
Mit vielen verschiedenen Arbeiten hielt er sich über Wasser, bleib nicht zu lange an einem Ort und machte keine großen Bekanntschaft. Nichts sollte in an diesen Orten halten und so zog er immer weiter.
 
In einer Handelsstadt traf er auf einige Leute, für die er schon mal gearbeitet hat. Fanatiker, Gläubige der Dunkelheit. Sie wollten ihm zu einem Teil ihres Kultes machen, ein Krieger ihres Gottes. Viel hatte er mit Glaubensgeschichten nicht zu tun und auch auf diese Manipulation wollte er sich nicht einlassen. Doch das Gold und die Möglichkeiten überzeugten ihn. Er bekam eine Ausbildung und durfte für die Gemeinschaft die Drecksarbeit erledigen. Neue Opfer ranschaffen und die Leichen entsorgen. Immer öfter durfte er auch bei ihren Ritualen mitmachen, doch ganz vertraute man ihm noch nicht. Es war selten, dass jemand wie er, ein ungläubiger Frevler, Teil ihrer Organisation wurde und noch viel seltener jemand, der sich nicht zu ihrem Gott unterwerfen wollte. So erkannten sie aber, dass er recht hilfreich war, mussten ihn aber an sich binden.

Eines Tages nahmen sie ihm zu einem besonderen Ritual mit. Er spürte, dass etwas nicht stimmte, doch bevor er etwas dagegen tun konnte, wurde er betäubt und auf einem Altar festgemacht. Bewegen konnte er sich nicht, doch er hörte alles und spürte sogar, was sie mit ihm machten.
 
Während der Prozedur brannten sie ihm ein Symbol auf die rechte, obere Seite seines Rückens, ein Pentagramm, welches von einem Kreis umgeben war. Nun war er ein Teil von ihnen, eine Belohnung für seine Arbeit. Jetzt gehörte er ihnen und nur der Tod wäre ein Ausweg gewesen. Doch so schlecht war das Leben unter ihnen nicht und er hatte viele Freiheiten, die er sich auch nicht hätte nehmen lassen.
 
So viel wie die Leute ihm gelehrt hatten, soviel hatten sie ihm auch abtrainiert. Eine der wenigen Emotionen, die sie ihm abgestumpft hatten, war Wut. Denn Hass und Wut waren in ihrer Gesellschaft etwas Erstrebenswertes, etwas Wichtiges. Und sein Jähzorn und Rachsucht wurden nur schlimmer.
 
Nach vier Jahren der Arbeit in dieser Gemeinschaft, bekam er eine konkrete Aufgabe und neues Ziel. Keath sollte eine Magierin begleiten. Ein recht hübsches, junges, recht unschuldiges Mädchen. Doch wie alles an diesem Ort, trübte der Schein. Diese Frau war gefühlslos, kalt, grausam und mächtig. Er kannte sie etwas und schaffte es sogar hinter ihre Maske zu schauen. Zusammen mit ihr reiste er in ein Land, welches recht klar zwischen Licht und Schatten getrennt war.
 
Sie war eine einfache Dame und er ihr Leibwächter. Ihre Familie war bekannt, bekannt für ihre Verbindung zur Dunkelheit. Sie stellte sich immer dar, als hätte man ihr das alles aufgezwungen, doch das war nur eine ihrer Masken. Mit seinen über fünfzig Lebensjahren wurde er anfangs nicht groß ernstgenommen, konnte sich über die Zeit hinweg doch als recht fähiger Krieger beweisen.
 
Irgendwann schloss er sich einer neuen Kriegergemeinschaft in seiner neuen Heimat an und verbrachte dort fast fünf Winter. Eigentlich wollte er sich niemals wieder einer solchen Gemeinschaft anschließen, doch die Anführerin war stark genug, sich selbst zu schützen. Eine ehemalige Ritterin und jetzt eine freie Kämpferin für ihre eigene Sache, Ideale, Moral und Motivation. Und er war bereit, mit ihr zu kämpfen. Sie hatten einen ähnlichen „Glauben“, wenn man das so bezeichnen kann.
 
In dieser Zeit bekam er einen Brief von der Organisation, die er schon lange vergessen hatte. Sie interessierten sich nicht mehr wirklich für die beiden, doch dort ging es auch nicht um sie. Er sollte mal wieder die Drecksarbeit erledigen und jemanden, oder besser gesagt etwas, töten. Keath sollte einen Mann aufspüren, töten und den Körper zu ihnen bringen. Mehr als eine knappe Beschreibung und ein ungefährer Standort hatte er nicht. Außerdem wurde ihm zugetragen, dass er eine Waffe aus Silber benutzen sollte. All das war grundsätzlich nichts Ungewöhnliches, zu viele Fragen zu stellen hatte er schon früh gelernt zu unterlassen. Ungewöhnlich war nur, dass die Person mit einer Silberwaffe getötet werden sollte, welche eigentlich nur für Untote und Dämonen benutzt wurde.
 
Natürlich hinterfragte er ihre Anweisungen nicht und machte sich auf den Weg in den Wald, in dem dieser Typ sein Lager aufgeschlagen hatte. In tiefster Nacht schlich er durch den dunklen Wald. Der Wind ließ die Blätter leise rascheln, was ihm wenigstens ein bisschen Deckung bat. Es dauerte nicht lang, bis er an das hellerleuchtete Lager kam. Ein ordentliches Lagerfeuer brannte in der Mitte, darüber hing der Körper eines Tieres, welches er durch die Abgetrennten Körperteile nicht ganz erkennen konnte. Etwas ließ ihn jedoch kurz schaudern. Der Kopf war nicht sauber abgetrennt worden, sondern abgerissen.
 
Bevor der Söldner sich mehr Gedanken darüber machen konnte, trat ein älterer Mann mit langen, weißgrauen Haaren aus dem Zelt und ließ seinen Blick über die Umgebung streifen. Hatte er ihn gehört? Ihre Blicke trafen sich und während die ungewöhnlich leuchtendgelben Augen ihn anblickten, zog er seine Armbrust, spannte und lud sie gekonnt, bevor er zu einem Schuss auf seinen Hals ansetzte, um so den Menschen mit einem Eisenbolzen zu erledigen. Aus dieser Entfernung hätte er ihn ganz einfach treffen und töten müssen, aber mit fast schon übernatürlichen Reflexen konnte der Mann dem Geschoss noch ausweichen. Der Bolzen durchschlug seinen rechten Arm, was ihn kurz aufschreien ließ. Doch als wäre es kein Problem für ihn, griff er an den Bolzen und riss ihn einfach heraus. Keath konnte mit ansehen, wie sich die Wunde des Mannes schloss und dieser in der Dunkelheit des dichten Waldes verschwand.
 
Erschrocken und verwirrt legte er sich die Waffe wieder auf den Rücken, da er einsehen musste, dass er dieses Wesen so nicht besiegen konnte und zog das silberne Schwert. Mit der glänzenden Waffe sprang der kräftige Mann so schnell er konnte auf und wollte seinem Ziel folgen. Bevor er auch nur einen Schritt setzen konnte, riss ihn plötzlich etwas von der Seite um und warf ihn gegen einen Baum. Scharfe Zähne hatten sich in seine Schulter versenkt und die Bisswunde blutete stark. Der Söldner sah mit aufgerissenen Augen zu einem Biest aus, welches einem Wolf ähneln könnte. Doch dies war kein Wolf, den er kannte, denn nicht einmal Wölfe der Hölle waren so groß, oder liefen gar auf zwei Beinen.

Laut knurrend beugte sich das Monster über ihn, doch zur Unbeweglichkeit eingeschüchtert war er noch nicht und so sprang er auf und stieß es um. Scheinbar überrascht von dem Angriff taumelte es etwas zurück, was ihm genug Zeit ließ, das silberne Schwert wieder aufzunehmen. Der riesige Wolf starrte auf das Schwert und begann langsam zurückzuweichen. Auf seinem Gesicht bildete sich ein breites Grinsen, bevor er sich auf das Monster stürzte. Der Söldner konnte dem Wolf eine tiefe Wunde in den Oberschenkel reißen, was ein lautes Jaulen zur Folge hat. Wütend knurrend und grollend drehte sich das riesige Biest um und stürmte direkt auf ihn zu.  Er konnte noch erkennen, dass sich die Wunde diesmal nicht einfach schloss, bevor er aber von dem Biest umgerissen wurde.
 
Ein extrem blutiger Kampf brach zwischen den beiden Kontrahenten aus. Keath war trainiert und stark, doch der Kraft des Wolfes war er weit unterlegen. Das Schwert schien dem Tier ordentliche Schäden zuzuführen, die auch zu starkblutenden Wunden führten. So aber auch die Zähne und Klauen des Monsters ähnlich effektiv und rissen leicht durch die leichte, schwarze Lederrüstung des Söldners, wie ein heißes Messer durch Butter.
 
Beide waren voll mit Blut und keiner von beiden konnte noch sagen, welches Blut davon ihres oder das des Gegners war. Keath konnte das von Blut triefendes Schwert gerade noch so hochhalten und atmete schwer, während er sich an einen Baum lehnte. Dem Wolf ging es noch besser, doch auch er blutete stark. Bevor der Söldner etwas unternehmen konnte, rannte das Biest los und verschwand in der Finsternis des Waldes. Wirklich darum sorgen konnte er nicht, denn er musste seine Wunden versorgen. Sie brannten wie Feuer und einige von ihnen konnte auch der letzte Heiltrank nicht wirklich bessern, so verband er langsam seine tiefen Biss-, Kratz- und Schnittwunden.
 
Die Wunden schmerzten stark und fast schon unerträglich und brannten, als würde sein Blut Kochen. Einige Minuten schaute er dem Biest noch hinter, jedenfalls in die Richtung, in die es verschwunden war.
Noch nie zuvor hatte etwas Vergleichbares gesehen und auch noch nie davon gehört, dass es sowas gab. Doch in einer Welt voller Magie und Göttern, war solch etwas Übernatürliches nicht gerade ungewöhnlich. Schließlich war es bekannt, dass sich die Fuchtler in verschiedenste Kreaturen bis hin zu gewaltigen Drachen wandeln konnten. Doch dies war bestimmt kein Magier oder Kleriker, denn er hatte keine Fuchtlersprache benutzt.
 
Keath war nicht bewusst, dass dieser Kampf sein Leben noch stark verändern sollte. Erschöpft, wütend und allgemein unzufrieden kehrte er nach Hause zurück. Wie er diesen Leuten sagen sollte, dass er versagt hatte, darüber müsste er sich Gedanken machen. Die nächsten drei Wochen schien er sehr krank zu sein. Irgendwas hatte er sich bei diesem verdammten Monster eingefangen, aber was genau er hatte, konnte nicht mal der Heiler sagen. Dieser meinte, es wäre eine ungewöhnlich starke Grippe. Er litt unter verschiedensten Symptomen, wie sehr starkem Fieber, Schüttelfrost oder Wachträume.
 
Eines der ersten Dinge, die ihm außerdem sonderbar vorkamen, schien die starken Verbrennungen zu sein, die er alleine durch die Berührung der silbernen Rüstung oder anderer Dinge aus dem Metall hatte. Auch sein Blick auf die Umwelt veränderte, wortwörtlich. Die Farben, die er wahrnahm, wurden schwächer und blasser. Dafür sah er alles schärfer, in der Nacht konnte er fast wie am Tag sehen und auch sein Gehör- und Geruchssinn wurden stärker. All das war ihm schnell lästig, denn für ihn stanken verschiedenste Dinge unerträglich und ständig wurde er durch für ihn laute Geräusche geweckt.
 
Die Menschen um ihn herum schienen all das nicht zu verstehen und einzig die sich langsam ändernden Augen vielen etwas auf. Seine gesteigerte Aggressivität und der Schlafmangel taten ihr Übriges, dass die Leute um ihn herum sich langsam von ihm fernhielten. In der nächsten Vollmondnacht geschah etwas, was ihn nicht mehr daran zweifeln ließ, dass etwas nicht mit ihm stimmte.
 
Mal wieder konnte Keath nicht schlafen. Alles machte Geräusche. Die knarzenden Dielen des Holzbodens, die Wachsoldaten, die über eben die kalten Steinmauern trampelten, die verdammten Insekten, die einfach nicht leise sein wollten und die dämlichen Gespräche, die seine Leute führten. Erschöpf und genervt nahm er sich seine leichte Rüstung und ging nach draußen in die klare Nacht, um etwas durch den Wald zu laufen. Als er draußen war, fuhr ein leichter Schmerz durch seinen Körper, welcher schnell immer stärker wurde. Wenige Schritte im Wald wurde der Schmerz unerträglich und zwang den trainierten Krieger in die Knie und schließlich auf alle Viere. Als würde sich sein Körper auflösen und neu zusammensetzen wollen. Als würde jeder Muskel, jede Faser und jeder einzelne Knochen auseinander gerissen. Nach einigen Momenten des unglaublich starken Schmerzes brach er schließlich zusammen und verlor sein Bewusstsein.
 
Als er am nächsten Tag wachte er tief im Wald auf. Der Schmerz war noch teilweise vorhanden und er fühlte sich, als hätte er die ganze Nacht ohne Waffe gegen einen Troll gekämpft. Und der Troll hätte gewonnen. Langsam richtete er sich auf und merkte, dass er komplett nackt war.
 
Es war sehr seltsam und er konnte sich an nichts mehr erinnern, was in der Nacht passiert war. Schritt für Schritt stand er auf, schaute sich um und ging zurück zu dem Ort, an dem er ohnmächtig wurde. Irgendwie wusste er, wie er dort hinkam, was ihn schon verwunderte. Dort angekommen fand er nur Fetzen seiner Rüstung.

Erstmal dachte er sich dabei nicht viel. Vielleicht war ihm warm und er wollte sich ausziehen? Den Gedanken, er hätte sich in ein solches Monster verwandelt, wollte er unter allen Umständen verdrängen. Es war extrem peinlich, als er sich nackt in die kleine Festung schlich, die er sein Zuhause nannte. Noch an diesem Tag erfuhr er von einem Holzfäller, welcher in diesem Fall anscheinend von einem Bär angefallen wurde. Nur Keath allein wusste, dass das kein Bär oder ein anderes Tier gewesen war. Er war es gewesen…
 
Ab diesem Tag war ihm klar, dass er nun kein normaler Mensch mehr war. Viel schlimmer, er war eine Gefahr, für alle Menschen um ihn herum. Er hatte gesehen, was für eine Kraft dieses Biest gewesen hatte, sie am eigenen Leib zu spüren bekommen. Hier konnte ihm keiner helfen, im Gegenteil. So beschloss er, alles hinter sich zu lassen und in einer finsterer Nacht einfach spurlos zu verschwinden. Er wusste nichts über die Bestie und wollte es nicht darauf ankommen lassen, dass alle um ihn herum noch angegriffen, verwandelt oder gar getötet werden. Außer einem Brief, den er den Tag über verfasst hatte, hinterließ er seinen Freunden und Verbündeten keine Spur.
 
So zog er durch die Lande, wie auch damals schon. Von Dorf zu Dorf, schlug aber seine Nachtlager immer tief in den Wäldern auf. Ein Schifffahrer brachte in eine Hafenstadt, die Ansilon hieß. Eine sehr große Stadt, ähnlich zu der, die er kannte. Doch auch diesmal reiste er weiter. Viele Menschen gefielen ihm nie und er fühlte sich in dieser seltsamen Stadt recht unsicher. Irgendetwas führte ihn in den Norden. Dort war ein großer, dichter Wald, wo er sehr gut ein Lager aufschlagen konnte. Weit weg von der Zivilisation, denn diese Nacht war eine Vollmondnacht. Der Vollmond ließ den Wolf ihn ihm herauskommen, den er zwar immer noch nicht kontrollieren konnte, aber wenigstens konnte er sich an das Gesehen erinnern. Es war für ihn immer noch sehr anstrengend zu wissen, dass er nichts dagegen tun und nur zusehen konnte, was dieses Biest mit seinem Körper machte.
 
Diese Nacht wollte Keath lieber weiter versteckt bleiben, doch etwas oder jemand, sollte ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Etwas streifte er durch den Wald und versuchte die Kontrolle über seinen Verstand zu behalten, als er plötzlich etwas in dem ansonsten recht stillen Wald hörte. Irgendwas lief durch den Wald und kam sogar direkt auf ihn zu. Schnell versuchte er sich zu verstecken, doch das Wesen schien weiterhin genau auf ihn zuzukommen. Auf einmal tauchte es vor ihm auf, ein ähnliches Biest wie das, was er in seiner schicksalshaften Nacht besiegt hatte, ein großer Wolf mit buchenbraunem Fell.
 
Keath erwartete, dass er von dem Wolf angegriffen wird, doch dieser schaute ihn nur stumm und direkt an. Ein seltsames Gefühl kam in ihm auf, zum ersten Mal seit Monaten fühlte er sich wieder sicher. Langsam kam er aus seinem Versteck und folgte dem Fremden. Zusammen verbrachten sie die Vollmondnacht und als sie sich schließlich zurückverwandelt hatte, konnte er dem Mann endlich seine Fragen stellen. Der alte Söldner war sehr glücklich, dass er jemanden gefunden hatte, der endlich seine Fragen beantworten kann und vielleicht hatte er sogar eine Heilung für dieses Problem. Was er machen würde, sollte es dafür keine Heilung, darüber wollte er sich keine Gedanken machen und hatte es einfach verdrängt. Es musste einfach eine Heilung geben! Irgendwas!...
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