Eine besondere Statue

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Elias Talon
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Eine besondere Statue

Beitrag von Elias Talon »

Das Yuna mich wegen des Auftrags ansprach, kam überraschend. Obwohl ich vielleicht nicht überrascht sein sollte, da sie den Auftrag angenommen und vermutlich auch noch meinen Namen ins Spiel gebracht hatte.
 
Zu meinem Glück waren es diesmal keine Wachsfiguren, sondern eine einzelne, kleinere Statue. Das Einzige, was die Sache in ernsthafte Arbeit ausarten ließ, war die Detailverliebtheit des Auftraggebers.
Ich begann diesmal mit Zeichnungen. Im Grunde wusste er recht genau, was er wollte, aber zumindest die Details mussten geklärt werden.
Den Südwind zu zeichnen war einfach, zumal ich noch auf alte Aufzeichnungen aus Nalveroth zurückgreifen konnte. Das Einzige, was mich stutzig machte, war das die Figur unbedingt Flügel haben sollte. Davon stand nichts in meinen Aufzeichnungen. Andererseits war sie ein Dämon und wenn er Flügel haben wollte, sollte er sie auch bekommen.
Ich möchte nur am Rande erwähnen das Flügel bei einer Statue aus Marmor ungemein anstrengend und zeitaufwendig heraus zu arbeiten sind.
 
Zumindest wurden wir uns über die Pose und den restlichen Besonderheiten der Statue schnell einig.
Eine Statue des dämonischen Südwindes etwa einen halben Meter hoch, mit ebenso dämonischen Flügeln, einem ausgestreckten Arm, einem in Tücher gehüllten Leib und einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen.
Mit stolzem Blick schleppte Yuna mir noch am selben Abend einen großen, beinahe reinen Marmorbrocken an, der auch noch groß genug war, um die Statue heraus zu schlagen.
Und da mir damit offiziell die Ausreden ausgingen, begann ich mit der Arbeit.
 
Marmor ist an sich ein sehr angenehmes Material für einen Bildhauer. Frisch aus der Mine war er noch recht weich und ließ sich gut bearbeiten. Erst mit der Zeit wird Marmor härter und widerstandsfähiger.
Ich begann trotzdem erst mit einem Modell aus Ton und übertrug dessen Maße auf den Marmorblock, als ich damit zufrieden war.
 
Anfangs benutzte ich einen großen Meißel und meinen Holzhammer, um die grobe Form aus dem Marmor heraus zu schnitzen. Ich musste jedoch recht schnell auf feineres Werkzeug umsteigen, dank der verdammten Flügel.
Sie sollten zwar enger am Körper der Figur anliegen, was die Gewichtsverteilung unproblematisch machte, aber sie hatten trotzdem jeweils nur einen ‚Haltepunkt‘ am Rücken der Statue. Dadurch stieg die Chance sie abzubrechen ein gutes Stück an.
 
Mit der Hilfe meines Sammelsuriums aus Zahn und Klauenmeißeln, Feilen verschiedenster Größen, Raspeln und Schleifsteinen arbeitete ich mich nach und nach an die kleinen Details der Statue heran.
Ich brauchte fünf Tage und Nächte, kaum Schlaf, jede Menge Bier und gelegentlich etwas zu essen, bis ich beim letzten Schritt angekommen war.
Die letzte Nacht verbrachte ich damit, mit einer kleinen Feile und nicht viel größeren Schleifsteinen das Lächeln auf ihrem Gesicht heraus zu arbeiten.
Auch hier vergingen wieder einige Stunden, bis ich zufrieden war und die Statue endgültig ein letztes Mal polierte.
 
Nach einem ausgiebigen Nickerchen zog ich los und besorgte mir ein paar helfende Hände, um die Statue gründlich in mehrere Lagen Stoff einzuwickeln und transportbereit auf einen Karren zu laden.
 
Danach zog ich los zur Bank um dort eine Nachricht für meinen Auftraggeber zu hinterlassen.
 
Zum Gruß Herr Klangweber,
 
ich habe die Statue fertiggestellt und bereits für den Transport vorbereitet. Die Helfer brauchen nur noch ein Ziel, oder ihr kommt her und holt sie selbst ab.
Ich würde euch aber empfehlen noch ein paar helfende Hände anzuheuern, sie hat trotz ihrer Größe ein ordentliches Gewicht.
 
Es grüßt,
Elias Talon

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