Dunkle Pfade und höhere Ziele

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Rorek Monthares
Beiträge: 11
Registriert: 11 Okt 2021, 21:11
Has thanked: 1 time
Been thanked: 3 times

Dunkle Pfade und höhere Ziele

Beitrag von Rorek Monthares »

Sein Blick ruhte auf dem Binnenmeer. Der Wind strich ihm entgegen und seine Robe gab ein flatterndes Geräusch von sich. Die Haare flogen leicht im Wind und die kühle Nachtluft strich ihm über das Gesicht.

Das Binnenmeer.

Dieser Ort war Ursache vielen Übels gewesen. Immer und immer wieder. Ob es nun ein ganzes Meer aus Blut war, Seeschlangen, die sich im Binnenmeer ansiedelten oder ob ein Teil eines Meteoriten in es hineinstürzte und das Binnenmeer über lange Zeit rot glühen ließ und schließlich eine Seuche über das Land gebracht hatte.

In einige dieser Fälle war er auch involviert gewesen und jedes Mal war es ein Neubeginn für ihn gewesen. Es hatte ihm neue Wege eröffnet. Neue Möglichkeiten gewährt. Es hatte großen Anteil daran gehabt Ihn zu schaffen. Ihn. Den Unsterblichen. Ihn. Den Erzmagier. Und doch, egal gegen wie viele Widersacher, wie viele Drachen und Dämonen, Seelenfresser oder auch andere Unsterbliche er in den vergangenen Jahren gekämpft hatte, hatte keines dieser Wesen ihn darauf vorbereiten können, was ihm nun abverlangt wurde.

Ba’muth war zurückgekehrt. Lebendiger und bedrohlicher als man es zu hoffen gewagt hatte. Es war klar gewesen, dass er irgendwann wieder auf der Bildfläche erscheinen würde, daher überraschte dies wenig. Dafür umso mehr aber die Macht, die er besaß. Er allein hätte für sich genommen schon eine Herausforderung für die Bewohner der neuen Welt dargestellt. Hätten es die Menschen und Lichten Völker geschafft sich unter einem Banner zu vereinen, wäre es wohl mit Müh‘ und Not gelungen ihn zu bekämpfen. Doch er war nicht allein erschienen. Im Gegenteil. Er hatte eine Vielzahl von Dienern mitgebracht. Dämonen, zahlreicher und kräftiger als die hiesigen. Und dann waren da noch die Generäle. Uzagul, der in der Schlacht um Winterberg sein Ende gefunden hatte. Jerka. Ziron. Und niemand wusste, ob er nicht noch mehr Dämonen in der Hinterhand hielt. Und als wäre diese Bedrohung schon nicht genug gewesen hielten die Dämonen nun an ihrer intriganten Art fest. Nachdem beim Angriff auf Winterberg Uzagul gefallen war, hatte Ba’muth seine Legion neu instruiert und es schien beinahe so, als wollten sie offenen Angriffen aus dem Weg gehen. Vielmehr nutzten sie nun verseuchte Kristalle, um die Bewohner der Lande zu Korrumpieren und sich so gefügig zu machen. Sicherlich gefiel Ba’muth der Gedanke, dass die vorherigen Verbündeten, Freunde, Partner und Lebensgefährten oder Ehepartner, sich gegenseitig auszulöschen versuchten. Das drückte dem Bösen eine neue Maske auf und Ba’muth? Nun der konnte sich irgendwo zurücklehnen und das große Schauspiel genießen. Doch hatten diese Dämonen einen Fehler begangen. Durch diese Handlung hatte Sie hatten Ihn herausgefordert. Sie hatten ihm genommen, was ihm mehr bedeutete als seine ganze Macht, mehr als ihm seine eigene Existenz. Vyktorya. Rorek wusste recht genau in welcher Region sie sich befinden musste, doch wäre ihm nicht damit geholfen gewesen einfach dorthin vorzudringen. Zu wenig war ihm über diesen … Stützpunkt des absoluten Bösen … bekannt. Womöglich wäre er in eine Falle geraten und letztendlich genauso geendet wie die Korrumpierten, deren Mächte sich Ba’muth … oder vielmehr Ziron sich nun bemächtigte.

Ziron.

Allein der Gedanke an diesen Namen, vom Aussprechen ganz zu schweigen, ließ den kalten Hass in ihm hochkochen. Dieses zusammengeklebte Gewölle eines madenzerfressenen Lichs hatte großen Anteil daran, was passiert war und ob der Lich sich nun darüber bewusst war oder nicht, er hatte sich seinen Zorn zugezogen und er würde ihn finden. Früher oder später. Aber er würde ihn finden und ein für alle Mal vernichten. Langsam, … sehr langsam. Stück für Stück. Und er hatte gute Hinweise erhalten. Hinweise, die ihm einen Weg zu diesem Lich bereiten könnten. Doch zuvor war sein Fokus gänzlich auf etwas anderes gerichtet. Selbst die zuletzt eingetretenen Scharmützel mit den Bundmagiern – so störend und verheerend sie auch gewesen waren – hatten ihn nicht von seinem eigentlichen Gedanken abgebracht.

„Wie rette ich dich, meine Göttin?“

Er hatte aufgehört zu zählen, wie oft ihm dieser Gedanke gekommen war. Es wäre verschwendete Energie gewesen. Energie und Gedanken, die er fest fixiert brauchte. Fixiert auf das, was er in den letzten Wochen mühevoll und detailliert ausgearbeitet hatte. Er hatte viele Materialien zusammengetragen, Informationen eingeholt und sich beraten. Doch die Zeit rannte unaufhörlich weiter. Zeit … welch lästiges Ding. Er musste sich um Zeit normalerweise wenig, bis keine Gedanken machen, doch dies war wieder einer der Momente, in denen jeder Augenblick zählte und gefühlt viel zu viel in zu wenig Zeit erledigt werden musste. Doch sein Plan nahm Gestalt an. Nun ja … soweit man es einen Plan nennen konnte, denn genaugenommen hatten er und Vyktorya Pandor, Samira und Armon vor einigen Monatsläufen erst mit einem ähnlich selbstmörderischen Vorhaben und auf kaum bis keinen Erfolg zu hoffende Erfolgsquote, vor die Tür geworfen. Und nun plante er etwas ebenso Waghalsiges.

Sicher, es gab einfachere Teile des Plans, aber auch bedeutend schwierigere. Ob er Erfolg haben würde, war genauso ungewiss, wie die Tatsache, dass er nicht wusste, ob er hinterher noch derselbe sein würde. Doch er hatte sich jetzt schon verändert. Wobei … hatte er sich verändert? Nun, ja sicherlich. Aber bei weitem weniger als die meisten wohl ahnen würden. Immerhin trug er stets eine Maske, wenngleich sie auch unsichtbar war. Egal ob er Fremde begrüßte, diplomatische Verhandlungen führte oder an irgendwelchen Lagebesprechungen teilnahm. Doch derzeit trug er keine Maske. Zu umfangreich waren die Übergriffe, die Ereignisse und er hatte nicht die Zeit sich mit diesen Albernheiten herumzuschlagen. Sicher, das würde einigen missfallen, aber das war nicht sein Problem.

Sein Blick glitt hinüber in die Richtung, in der er den Hafen Silberburgs wusste. Ein Ort, einst bevölkert von verschiedensten Gestalten. Tagelöhnern, leichten Mädchen und Seeleuten, Schiffsbauern und Wahrsagerinnen. Heute ein Ort der Verwüstung. Lediglich der Tod war an diesem Ort noch zu finden. Dennoch. Für seine Zwecke war dieser Ort nicht ausreichend. Er hatte noch nicht die nötige Hintergrundstrahlung, die er brauchte. Doch dahinter … weiter im Osten liegend … fand sich ein passender Ort. Er hatte diesem Ort nie sonderlich viel abgewinnen können. Doch wer konnte es ihm schon verübeln. Es war ein Ort, der durchwoben und verändert durch die Energie des Todes, in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz von großen Auseinandersetzungen geworden war. Und nein … damit war nicht das Kloster gemeint. Auch wenn dieses mittlerweile bedeuten größere Untoten Horden beherbergte. Nein … der Gedanke hier galt klar dem Drachenfriedhof. Auch wenn versucht worden war den Ort nach der Verdrängung Morguns zu reinigen und um dem Seelenfresser so die Rückkehr in diese Welt zu erschweren, waren die Energien des Todes dort nicht gewichen. Sie waren so fest mit diesem Ort und den dort gestorbenen verwoben, dass die Energie des Äthers dort nach wie vor nahezu greifbar war. Und auch wenn der Äther nicht sein Metier war, er war das Metier Vyktoryas. Und genau deshalb musste er auf genau diese Kraft zurückgreifen. Nirgends anders würde er die Unterstützung erhalten können, die er für sein Vorhaben brauchte.

Sein Vorhaben. Nun, „Vorhaben“ war wohl die falsche Bezeichnung. Meisterwerk wäre wohl zutreffender, denn das was er zu tun Gedachte war etwas, was er unter normalen Umständen wohl niemals in Betracht gezogen, geschweige denn versucht hätte. Und auch, wenn er sich darüber bewusst war, dass der Äther einen Preis für seine Hilfe verlangen würde und dass der Preis vermutlich höher sein würde, als er unter normalen Umständen bereit wäre zu zahlen. Aber eines stand fest: Es handelte sich keineswegs um normale Umstände und es stand außer Frage was er tun musste. Der Preis spielte dabei keine Rolle. Wie Vyktorya immer sagte: Rechnungen und die Begleichung von Rechnungen. Und egal wie hoch der Preis sein würde. Irgendwann würde er den Preis für diese Hilfe abgezahlt haben. Wenn es ihm jedoch wirklich gelang Vyktorya dadurch zurückzuholen, dann wäre der Preis mehr als nur gerechtfertigt. Und letztendlich: Wozu lebte er denn ewig, wenn nicht genau dafür?
Rorek Monthares
Beiträge: 11
Registriert: 11 Okt 2021, 21:11
Has thanked: 1 time
Been thanked: 3 times

Die letzten Materialien ...

Beitrag von Rorek Monthares »

Bereits einige Stundenläufe zuvor hatte er Boran im Anwesen eine Nachricht hinterlassen und dieser Nachricht eine Zeichnung beigefügt. Sicherlich hatte der Krieger sich bereits daran gemacht, die von ihm erdachte Fassung herzustellen. Vermutlich fluchte er auch bereits darüber, weil die Metalle nicht aufeinander haften wollten oder weil etwas nicht so ins Bild passte, wie er es sich vorstellte. Amanda war immer wieder in der Angolhöhle des grünen Angols gewesen. Sie lebte dort förmlich, seit Rorek ihnen allen seinen Plan offenbart hatte und sie erkannt hatte, wozu er ihre Schutzzauber benötigen würde. Katherine arbeitete sicherlich gemeinsam mit Soryia an ihrem Zauber, den sie ihm gezeigt hatte und mit dessen Hilfe sie ihn schließlich leiten würden. Bedauerlicherweise war ihm nicht mehr die Zeit geblieben zu versuchen Rax oder Ruweena zu finden. Eigentlich hatte er sie mit Hilfe des Nachrichtenzaubers – den Vyktorya entwickelt hatte – versuchen wollen zu kontaktieren und nach Hause zu rufen. Beide waren nun schon längere Zeit mit ihren eigenen Studien beschäftigt und steckten sicherlich bis über den Hals in irgendwelchen Angelegenheiten. Gerade Ruweena konnte in dieser Hinsicht kaum die Füße stillhalten. Ihr Temperament ließ gar nichts anderes zu.

Mit diesen Gedanken intonierte er leise einige Worte der Macht woraufhin ein kurzer Ruck durch seinen Körper ging als er sich mit Hilfe der Reisemagie an einen anderen Ort begab. Sofort schlug ihm die beinahe schon erdrückende nächtliche Finsternis entgegen, die der Trolleichenwald ausstrahlte. Selbst er, der Dank der Kräfte seines Blutes, in absoluter Finsternis zu sehen vermochte, brauchte ein paar Augenblicke, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Doch nicht nur sein Blick schärfte sich. Er erlaubte es sich seine Instinkte auszusenden. Sein Geruchssinn und auch sein Gehör verbesserten sich und ihm lief das vertraute Kribbeln den Rücken herab, als er schließlich die Lebewesen der unmittelbaren Umgebung wahrnehmen konnte. Er spürte, wie der Hunger an ihm nagte, doch er nicht zum Jagen hier. Nein. Er musste einen dieser großen Bäume finden. Yew Bäume wurden sie genannt. Er hatte einmal erfahren, dass diese Bäume von den Waldelfen gerne genutzt wurden, um ihre Traumreisen bewältigen zu können. Nun war er selbst auf der Suche nach solch einem Baum, denn er benötigte etwas vom Harz dieses Baumes. Er zog die Robe aus und wickelte sie zusammen. Die darunterliegende schwarze Minotaurenrüstung verschmolz nahezu vollständig mit der ihn umgebenden Dunkelheit. Doch würde diese Tarnung kaum ausreichen, um den scharfen Blicken möglicher Elfenwachen zu entgehen. Daher griff er kurzerhand nach der Finsternis und zog sie an sich heran. Er konnte spüren, wie die Finsternis seine Beine empor kroch, den Bauch erreichte, den Rücken entlang glitt und ihn schließlich gänzlich einhüllte. So verschmolz er mit den tiefen Schatten des Waldes. Förmlich unsichtbar für jedes Tier oder jede Person begann er seine Suche.

Er konnte noch versuchen Bedall zu kontaktieren. Er hatte durch Amanda ausrichten lassen, dass er ein Gespräch suchte. Außerdem war er doch recht interessiert daran zu erfahren, was Bedall plante oder von ihm wollte. Denn das, was ihm Amanda geschrieben hatte, klang eher so als hätte Leo Co’Par eine Botschaft überbracht und nicht Bedall. Dennoch wusste er, dass er sich auf Bedall verlassen konnte. Er würde nicht versuchen ihm seinen Plan auszureden und sicherlich den anderen eine gute Stütze sein. Und dann war da noch Nicolas, oder besser Jalynfein. Der Dunkelelfennekromant. Wie weit konnte er dem Kerl trauen? Sicher, sie hatten etwas gut bei ihm und auch die Dunkelelfen agierten nach dem Rechnungsprinzip. Aber es war nicht ganz klar auf welcher Seite sie eigentlich standen in diesem Konflikt. Hielten sie sich einfach aus allem heraus? Waren sie mit den Dämonen im Bunde? Suchten sie vielleicht selbst nach einer Möglichkeit die Gefahr zu bannen? Schwierige Fragen. Andererseits würde Jalynfein als zusätzlicher Nekromant hilfreich bei diesem Unterfangen sein. Vielleicht sollte er tatsächlich Kontakt zu ihm aufnehmen und mit ihm sprechen. Wenn dieser Dunkelelf versuchen würde ihn zu verraten, nun dann würde er es bereuen. So einfach war die Sache. Doch wenn er half und das Meisterwerk gelang, dann wäre so auch eine Möglichkeit geschaffen worden mögliche korrumpierte Dunkelelfen wieder zu befreien. Ein Aspekt, der auch ihnen in die Karten spielen würde, ganz zu schweigen davon, dass ein Teil der Schuld damit beglichen wäre, den die Elfen bei ihnen hatten.

Noch während er diese Gedanken durchspielte, bekam er einen gewaltigen Baum in den Blick. Das war einer von ihnen. Einer der Yew Bäume. Noch einmal seine Instinkte ausbreitend prüfte er die Umgebung, bevor er die Schatten von sich fließen ließ. So nützlich diese Verschmelzung mit dem Schatten auch war, sie war auch hinderlich, da er so nichts wirklich berühren konnte. Doch wer sollte ihn hier schon sehen? Langsam zog er die geschwärzte Klinge heraus und setzte sie an die Rinde des Baumes an. Dann hielt er kurz inne und sah zu dem Baum auf. Aus Gewohnheit, mit der er auch seine Beschwörungen bedachte, sandte er einen kurzen Gedanken an den Baum, indem er ihn um Hilfe bat. Dann drückte er die dunkle Klinge in die Rinde und schuf so ein kleines Loch, um an die darunter liegenden Harzschichten zu gelangen. Knarrend und ächzend quittierte der Baum es, als die Klinge schließlich die Rinde durchbohrte und das darunter liegende frische, von Harz umgebene Holz erreichte. Er zog den Dolch wieder heraus und sogleich folgte eine dickflüssige Masse, die versuchte den Durchbruch in der Rinde zu stopfen. Vorsichtig fing er diese Tropfen in einer Phiole auf. Wieder und wieder versuchte der Baum die „blutende“ Wunde zu heilen und immer wieder nahm er diese Masse auf, bis die Phiole schließlich weitestgehend gefüllt war. So schaffte der Baum es schließlich die Wunde zu verschließen und er verschloss im gleichen Zuge die Phiole und verstaute sie. Nun hatte er also endlich alle Materialien zusammen, die er brauchte, um seinen Plan in die Tat umzusetzen. Später würde er sich also daran machen den Korpus weitestgehend vorzubereiten, sodass nur noch die Fassung aufgesetzt werden musste. Und während all dies trocknete, konnte er noch einmal der dem Versteck einen Besuch abstatten, in dem er Vyktorya Blutphiolen hinterlegt hatte. Er glaubte zwar nicht daran, dort irgendetwas verändert vorzufinden, doch warten war aktuell nicht unbedingt seine Stärke. Und warten zu müssen bis alles getrocknet war, nun das musste er auf jeden Fall umgehen. Außerdem konnte er so auch gleich die Schreiben überbringen, die er noch überbringen musste.

Damit kehrte er – nach einem kurzen intonieren von ein paar Worten der Macht – in die Stille der Kellergewölbe des Konvents zurück. Wie auch die anderen Materialien versteckte er die Phiole mit dem Harz ehe er sich dann für ein paar Stunden zur Ruhe legte. Wenngleich er es derzeit vermied zu ruhen, so hatte er doch einsehen müssen, dass er nicht gänzlich ohne Ruhe auskam. Und bei dem was er plante, musste er all seine Gedanken und all seine Kräfte beisammenhalten. Doch er war seinem Ziel einen guten Schritt nähergekommen. Und später würde er sich dann auch noch einmal Gedanken um den Dunkelelfenmagier machen. War das wirklich eine gute Idee? Wer weiß …
Benutzeravatar
Boran
Beiträge: 113
Registriert: 30 Dez 2019, 00:13
Has thanked: 2 times
Been thanked: 8 times

Erschaffung des Stabes

Beitrag von Boran »

Nachdenklich sitzt Boran über die Skizze vom Meister Monthares. Was es letztendlich  bewirken wird, hat er keine Ahnung. Aber er muss es rechtzeitig fertig bekommen.

Weltenquest_Fassung.jpg
Versteckt:Versteckten Text anzeigen
(C) Skizze by Rorek

Zuerst ist der Silberkern dran, reines Silber, keine Verunreinigung durften dabei sein. Dies hat er schon vor einigen Tagen erledigt.

silberkugel.jpg

Und dann die Fassung aus Mythril, legiert mit Silber. Dies war heikel, wie lang hält Silber an Mythril? Und so machte er sich kurz vor dem Ritual ans Werk, nur sicher zu gehen, dass es an dem Tag auch dieser Stab oder Artefakt, was auch immer es sein wird, seinen Dienst tut. Die Türe zur Werkstatt abgesperrt, um ja nicht gestört zu werden, macht er sich ans Werk.

mythrilgehaeuse.jpg
Briefpapier made by Verle   😘
Rorek Monthares
Beiträge: 11
Registriert: 11 Okt 2021, 21:11
Has thanked: 1 time
Been thanked: 3 times

Ein Artefakt. Ein Ritual. Nachwehen.

Beitrag von Rorek Monthares »

Endlich fühlte er sich wieder besser.

Fast fünf Tage hatte er gebraucht sich wieder vollständig zu erholen und die Erschöpfung zu verarbeiten, die ihn durch die Durchführung des Rituals befallen hatte. Zwar hatten seine Fähigkeiten einen Teil dazu beigetragen, dass er überhaupt schon wieder so weit war, aber auch diese hätte nicht gereicht ihn in so kurzer Zeit wieder auf die Beine zu bringen. Nein. Vielmehr war es die Kraftgabe durch die Schüler gewesen, die ihm diese schnelle Genesung ermöglicht hatte. Doch ruhig war es dennoch keineswegs gewesen. Mittlerweile hatte er das Gefühl, dass der Ärger ihm auf Schritt und Tritt zu folgen schien.

Nicht nur, dass es zu neuerlichen Zwischenfällen im Konvent gekommen war. Der Korrumptionskristall aus Nordhain war zwar verschwunden – eine gute Nachricht – aber möglicherweise auf der Greifeninsel aufgetaucht. Da war sie wieder die schlechte Nachricht. Oder dass Katherine in Angst und Sorge um Soryia und sich war, weil die Vermutung sehr nahe lag, dass Ihr Erschaffer – ein elender Nomade, der nichts außer Spaß an der Jagd im Sinn hatte – zurückgekehrt war und vermutlich jagt auf sie machen würde. Nein. Zu allem Überfluss hatte die Befreiung Golgas auch einen sehr bitteren Beigeschmack erhalten, denn irgendwie waren Informationen über den Ablauf in die Kreise der Legion geraten und nun stand Boran erneut im Fokus von Jerka und sie verlangte ein Treffen mit ihm oder er müsse die Konsequenzen tragen. Nun nur Boran war nicht richtig. Boran und Pandor. Ein Versuch sie beide gegeneinander auszuspielen, indem Jerka jene bedrohte, die den beiden wichtig waren. Egal wie man es drehte und wendete… es war ein Spiel mit dem Feuer. Doch auf der anderen Seite musste er sich auch eingestehen, dass wohl jeder in den letzten Wochen und Monaten mit seinen eigenen Überzeugungen gebrochen hatte. Er selbst stellte da keine Ausnahme dar. Das, was er getan hatte konnte man gut und gerne als wahnsinnig einstufen und wenn ihm irgendjemand diesen Vorschlag unterbreitet hätte, hätte er vermutlich nicht anders reagiert und es als eben dies abgetan. Und er wusste noch nicht einmal, ob es wirklich gelungen war.

Stirnrunzelnd sah er auf seine Hände hinab. Nein hier im Anwesen wäre es keine gute Idee den ersten Versuch zu unternehmen das Artefakt zu rufen. Er konnte schlecht abschätzen welchen Effekt das Artefakt auf seine Umgebung haben würde, immerhin steckten die Essenzen von zwei Seelenfressern darin. Einer mächtiger als der andere. Leicht zog er die Brauen zusammen.

Oh ja.

Tatsächlich hatte er sich beinahe verkalkuliert und er konnte wahrlich von Glück reden, dass die Totenebene erst die Essenz von Vadim auf die Astralebene geschickt hatte.

Vadim Ostrova, der Vorfahre von Vyktorya und derjenige von dem sie das Amt der Seelenhüterin übernommen hatte. Jener ehemalige Seelenhüter, der der Macht verfallen war und Seelen – statt sie hinüberzuführen – lieber für seine Zwecke nutzte. Vyktorya und er hatten ihn vor ein paar Jahresläufen aufhalten müssen und ihn bei dieser Auseinandersetzung vernichtet. Doch seiner Seele war der Zugang zum Äther verwehrt geblieben und er war verbannt worden. Seine Strafe war es gewesen auf Ewig im Exil zu verweilen – ohne die Chance auf Läuterung und Friede. Und nach all der Zeit hatte Vadim sich dennoch an ihn erinnert. Er hatte erkannt wer er – Rorek – war und hatte ihn nicht gleich angegriffen. Im Gegenteil, dass das Glück ihm hold gewesen war, denn es war ihm gelungen Vadim davon zu überzeugen sich freiwillig zu ergeben und ihm seine Essenz zu überlassen.
 
Bild

Morgun war es schließlich gewesen, der ihm nahezu alles abverlangt hatte. Dieser klapprige, seelenfressende Wurm hatte augenscheinlich eine sehr viel größere Resistenz gegenüber der Verbannung als Vadim. Gut. Morgun war auch bis zu seinem Erscheinen vor etwas mehr als einem Jahr eine sehr, sehr lange Zeit verbannt gewesen. Vermutlich kannte er es gar nicht anders und schöpfte sogar Kraft auf diesem Umstand. Ergeben? Er bezweifelte stark das solch ein Wort überhaupt im Wortschatz dieses Seelenfressers vorkam. Morgun hatte keinen Augenblick gezögert und sofort versucht ihn zu überwältigen. Dumm war für Morgun nur gewesen, dass er sich nicht mehr in seiner Domäne, sondern in der Astralebene befand. Somit waren Morguns Kräfte in gewisser Weise eingeschränkt, wenngleich dies immer noch mehr als genug Kraft war, um ihn einfach zu zerquetschen. Doch die Astralebene hatte es gut mit ihm gemeint. Nicht nur, dass sein Verbündeter und Wächter zurückgekehrt war, nein, hier hatte er auch einen Zugriff auf viel größere Energiereserven, die er dem Seelenfresser entgegenschleudern konnte. Dennoch. Bei all der Energie musste sie kanalisiert werden und so war zwischen dem Seelenfresser und ihm ein heftiger Kampf entbrannt. Während Morgun alles daran setzte und versuchte in die Freiheit zu entkommen, versuchte er das genaue Gegenteil. Den vollständigen Energieentzug und das Einpflanzen in ein Artefakt … so gesehen ein neuerliches Gefängnis. Das Morgun damit jedoch seine Schuld gegenüber der Totenebene begleichen würde, nun für solcherlei Worte war dieses Monster nicht empfänglich und letztendlich konnte er es ihm nicht mal verübeln.

Immerhin war er über ewige Zeiten hinweg in den Ebenen gefangen gewesen. Dann hatte er sich befreien können nur um kurze Zeit später wieder in die Ebenen gesperrt zu werden. Wenngleich er diese Behandlung verdiente, denn seine Verbrechen standen außer Frage, so war er sich auch sicher, dass dieses Wesen viel zu lange Zeit gehabt hatte in den Ebenen zu wachsen und stärker zu werden. Früher oder später wäre er ohnehin erneut entkommen und hätte wieder Unheil über die Welt gebracht.

Wieder und wieder waren die die Angriffe des Drachens auf seiner Energiemauern eingeprasselt, während der Wächter Morgun zeitgleich ohne Rücksicht auf Verluste attackierte. Ihm war recht schnell klar geworden, dass der Ausgang dieses Kampfes – trotz ihrer Überlegenheit von zwei zu eins – auf Messers Schneide stand. Und je länger sich der Kampf hinzog umso sicherer war er sich gewesen dieses Kräftemessen zu verlieren. Doch schließlich hatte sich die Gelegenheit ergeben. Der eine kleine Moment. Die Unachtsamkeit des Biests, sich einen Hauch zu lange mit dem Wächter auseinanderzusetzen. Der eine Moment den er gebraucht hatte sich zu sammeln und zu fokussieren. Als der Drache seinen Fehler erkannte war es bereits zu spät. Der Zauber den er dem Drachen entgegen schleuderte hall durch die Astralebene wie ein Hammerschlag. Sicher hatte man davon auch etwas in der physischen Ebene wahrnehmen können … ganz sicher aber jeder, der in genau diesem Augenblick einen Blick in die Ebenen warf. Einer Kanonensalve nicht unähnlich zerriss der Zauber die Stille in der Ebene, erfasste den Drachen und hüllte diesen ein. Er hatte spüren können, wie die gewaltige unbändige reine Astralenergie durch seinen Körper floss und sich in einer machtvollen Implosion manifestierte. Mit einem letzten Aufschrei wurde Morgun von der Ebene gerissen und seine Energie an ebenen jenen Ort transportiert, an dem er ihn und Vadim in das Artefakt binden würde. In die physische Ebene. Tatsächlich hatte er die Ebene etwas wehleidig verlassen. Die reinste aller Energien, die er je gespürt hatte, rann durch seinen Körper, durchdrang seinen Geist und erfüllte ihn. Selten hatte er Zauber in einem solchen Ausmaß gewirkt. Und noch viel seltener war es dabei zu diesem Energieaustausch gekommen. Im nachhinein betrachtet war diese Energie seine Rettung gewesen. Er bezweifelte, dass ihm der Zauber und auch die folgenden ohne diese Energie gelungen wäre. Auch heute fragte er sich, wie es dazu gekommen war. War dies ein Zeichen gewesen? Ein Hinweis der Ebene? War die Astralebene … so wie auch der Äther … ein intelligentes, interagierendes Ganzes? Dies schuf einen vollkommen neuen Denkansatz, weg vom starren Ebenenmodell.

Doch bei all der Kraft und Unterstützung, die er durch die Ritualisten, den Astralwächter an seiner Seite und die Ebene selbst erfuhr, hatte er den größeren Kraftaufwand noch vor sich gehabt. Und dieser war es schließlich auch gewesen, der ihm so sehr zu schaffen gemacht hatte. Das Transferieren der zuvor transportierten Energien Vadims und Morguns in das Artefakt kam dem, was man einen Höllenritt nannte, sehr nahe. Die Kraft war nur so dahingeflossen. Sicherlich wäre es einfacher gewesen, hätte er die Energien einzeln in das Artefakt transferiert, doch er hatte nicht erfassen können, wie viel Zeit ihm blieb. Also blieb nur eine Möglichkeit. Zusammenführen und Binden. Danach? Nun Danach fand er sich im Heilerraum des Konvents wieder. Schmeckte die ein oder andere Flüssigkeit, die ihm eingeflößt wurde und spürte ganz allgemein seinen Körper nicht. Später hatte er erfahren, wie sich um ihn gekümmert und er wieder aufgebaut worden war. Immer wieder hatten die Schüler ihm Kraft von sich übertragen, um seine Heilung als auch den beinahe abgerissenen Manafluss wieder zum Fließen zu bringen.

Irritiert sah er sich um. Er war gereist, hatte aber nicht so recht darüber nachgedacht, wohin er wollte, und so war er hier gelandet. An der alten Werkstatt in der der Runentroll einst eingesperrt worden war. Dem Übergabeort, den er mit Vyktorya ausgemacht hatte, bevor sie korrumpiert worden war. Ob sie wohl hier gewesen war? Diese Frage beantwortet sich nach wenigen Schritten in das Gewölbe. Es gab hier zwar Spuren, aber keine Spuren, die frisch waren. Sie alle waren einige Tage, eher über einen Wochenlauf alt.

Doch Vyktorya war hier gewesen. Dafür gab eindeutigen Beweis, den er nun in seinen Händen hielt. Ein mitgenommenes zusammengerolltes Pergament. Stirnrunzelnd betrachtete er dieses und entrollte es. Es war von Katherine geschrieben und an Vyktorya gerichtet. Vyktorya hatte jedoch einige Stellen markiert und kommentiert. Noch während sein Blick über das Pergament und die darauf stehenden Worte strich spürte er den Zorn.

Einen so gewaltigen Zorn, wie er ihn lange nicht gespürt hatte …

Das würde ein Nachspiel haben.

Dabei glitt ein kaltes Lächeln über das Gesicht des Unsterblichen.
Antworten