Das Raunen der Bäume

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Nell'as
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Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Nell'as stand dicht an einem der großen, alles überragenden Bäume in der neuen Sala, der Heimat, nach der sie und ihre Geschwister so lange auf der Suche waren. Rückblickend war viel Zeit vergangen, der Untergang der Alten Welt, die Flucht per Schiff über das unbekannte Meer. Die Erfahrungen mit feindlich Gesinnten, Erlebnisse mit Freunden und solchen die es werden würden. Neue Einsichten und Ausrichtungen änderten die Sicht der jungen, rebellischen Waldelfe während andere, bestehende verstärkt wurden. Vulkane, bösartige Nebel, Schiffbruch bis hin zur Entdeckung eines neuen Kontinents.
In der Not waren viele Völker auf engstem Raum zusammengerückt, Feindschaften und Streitigkeiten wurden beiseite geschoben, es ging ums pure Überleben.
Nun aber, tat sich neue Hoffnung auf. Endlich konnten die Völker wieder ihre Traditionen und Lebensweisen auskosten, die Luft atmen die ihnen so wichtig war. 
So auch die Lindhel. Ein neuer Anfang war ihnen gegeben worden.
Nell'as konnte vorerst nichts anderes tun als atmen, den Odem des friedlichen Waldes aufnehmen und gesunden. Vieles lastete auf ihrer Seele und so Vieles wollte neu entdeckt und gelebt werden.
Würde sie es schaffen sich von alten Schatten zu befreien?
Schmetterlinge umflatterten sie, hier gab es viele von ihnen. Beschwerdefrei und lebensfroh - ein gutes Beispiel für ein geschundenes Volk.


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Nell'as
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Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Das alte Baumhaus knarrte wenn der Wind hindurchzog. Lange schien es schon verlassen zu sein. Nell'as und ihre Lindhelgeschwister waren mit Ehrfurcht vor den ehemaligen Bewohnern eingezogen, fühlten sich unsicher, waren sie willkommen? Sie fanden ein Buch mit Aufzeichnungen aus dem hervorging, dass Edain in der Absicht den Eryn zu roden, ins Lindhelland einmarschiert wären. Es kam zum Kampf, die Lindhel siegten und es wurden Gefangene gemacht. Was dann geschah verblieb bis jetzt im Ungewissen.
Doch der hiesige Eryn hatte ebenso wie jener in der Alten Welt eine große Kraft. Sie und ihre Geschwister kamen langsam zu sich und versuchte den Schritt in ein neues Leben zu setzen. Das Grün des Eryn, die wunderbare Tierwelt, der sanfte Wind der durch die Zweige strich, ließ sie gesunden.
Und trotzdem stießen sie an ihre eigenen Grenzen. Die langen Jahre des Krieges auf der Alten Welt hatten sie zermürbt, ihnen viel Kraft und Hoffnung genommen. Die Sala hatte sich gespalten und nun galt es, diese mit aller Liebe und Kraft die sie füreinander aufbringen konnten, wieder aufzubauen. 
Es galt zu überlegen, wie sie ihren Traditionen und ihrem Wesen gerecht werden konnten. Der Lindhelbereich lag dicht an dem der Edhil. Wäre es trotz der Nähe möglich dass sie ihren eigenen Weg beschreiten konnten? Die erste Versammlung die im Ratssaal der Lindhel stattfand war energiegeladen. Es würde Zeit brauchen übereinzukommen, aber Nell'as war sich sicher, dass es ihnen gelingen würde.
Sie selbst musste ihre aufwallenden Emotionen zügeln, die Erfahrungen ihrer 159 Jahre nutzen um den Überblick und die Neutralität wahren zu können. Sie wünschte sich, dass sie ein weniger aufflammendes Wesen hätte. Waren das noch Überbleibsel ihrer Ithronepoche, als sie damals das Kräuterhaus durch Unwissenheit in Brand gesteckt hatte?
Sie hatte noch an sich zu arbeiten, das zumindest war ihr bewusst. Aber war das nicht der Sinn eines Lebens?



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Nell'as
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Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Mit pochendem Kopfschmerz und einem sich zunehmend verfärbenden und zugeschwollenden Auge, saß die junge Waldelfe im Gemeinschaftsraum der Sala, ein weiches Kissen im Rücken, ein anderes im Nacken. Es war still im Baumhaus, lediglich der sanfte Wind der durch die offenen Fenster zog verursachte ein leises, luftiges Geräusch.
Nell'as war nach dem gestrigen Vorfall noch wie betäubt, sie konnte nicht glauben, was vorgefallen war. 
Ihre Finger umspielten ihr langes grüne Elfenhaar während sie die gesterige Szene revue passieren ließ.

Sie hatte Eldarion getroffen, fröhlich war das Wiedersehen, denn die beiden kannten sich noch aus Ivren'mir und hatten viele gemeinsame Stunden mit guten Gesprächen zubringen können. Eldarion war nun bereit die neue Heimat der Elfen aufzusuchen und Nell'as bot sich an, ihm den Weg dorthin zu zeigen.  So stiefelten die beiden Elfen los, durch die weite heiße Wüste, durch die angrenzende Steppe und schließlich das erste Grün betretend. Nell'as zeigte wo der Ithron künftig Reagenzien finden konnte und sie marschierten unbeirrt weiter in Richtung Norden.
Nach dem gewaltigen Fußmarsch erreichten sie endlich den Feenwald und bald schon die Brücke die zum neutralen Hügel und zum Edhilbereich führte. Eldarion sah einem Treffen mit Amathlan und den anderen Edhil freudig entgegen und folgte Nell'as hinauf auf den Hügel.

Leider war die Freude nur von kurzer Dauer, denn der Tarcil des Hauses Areu trat auf Nell'as zu und fragte, ob sie sich wohl verlaufen habe. Die junge Waldelfe verneinte es nur und erblickte Thewes, den Ithron des Hauses Northor und zeigte freudig auf Eldarion mit den Worten" Thewes, schau wen ich mitgebracht habe!" Doch bevor man sich der Begegnung widmen konnte, trat abermals Munar heran und forderte Nell'as auf den Hügel zu verlassen.  Es sei nun Caladlorns Hohheitsgebiet und er sei nicht bereit zu diskuttieren.
Nell'as hingegen beteuerte nur immer wieder, dass es neutraler Boden beider Elfenvölker sei, ob es ihm immer noch nicht bewusst sei,  doch da hörte sie den Tarcil nur "Angriff" rufen und sein Schwert traf sie an der Stirn und es wurde dunkel um sie herum.
Sie öffnete die Augen erst wieder als Luni sie verarztete, um sie herum herrschte Tumult, Thewes war ihr wohl zu Hilfe geeilt und Munar äußerte daraufhin, man hätte seinem Haus nun den Krieg erklärt. Dabei war er es gewesen, der eine unbewaffnete Elfe niedergestreckt hatte.
Nell'as rappelte sich auf, Blut tropfte von ihrer Stirn und ihr linkes Auge schwoll zunehmend zu.
Selbst Luni war empört und bestätigte Nell'as Äußerung, dass dies neurales Gebiet sei, doch mit Munar war nicht mehr zu reden. Eldarion führte Nell'as den Hügel hinab, sie bedankte sich bei dem Ithron Thewes für die Unterstützung und machte sich auf die Sala zu erreichen.  Ihr Kopf schmerzte und sie blutete.

Es war Elfenblut durch Elfenhand auf Elfenboden vergossen worden. Unverzeihlich und normalerweise ein Grund für Verbannung.

Diesmal war Munar zu weit gegangen, lange hatten sie seine despotischen Anwandlungen toleriert. Noch am gleichen Abend trafen sie zusammen und beratschlagten.
Zuletzt geändert von Nell'as am 15 Apr 2024, 23:37, insgesamt 1-mal geändert.
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Eldarion
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Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Eldarion »

Vor Wut kochend hatte Eldarion die Nacht in der dunklen Höhle verbracht und versucht, sich mit einer Meditation zu beruhigen. Er stand auf und blickte sich schwer atmend um. An der Felswand war immer noch rötliche Striemen zu sehen, als er vor Wut die geballte Faust gegen den Fels geschlagen hatte.
Dunkel war es immer noch, aber die Augen funkelten. Die heiße Wut war einem kalten, berechnenden Zorn gewichen. Was bildeten sich diese Möchtegernelfen eigentlich ein? Sie hatten Elfenblut vergossen! Und Nell'as war auf sein Bitten hin dort gewesen, hatte ihm die Wege und Örtlichkeiten gezeigt! Als ob sie mehr Rechte hätten als irgendein anderer Elf. Er war zutiefst empört von diesem ungehobelten, ja unwürdigen Verhalten.
Mit geballten Fäusten, den Stab umklammernd trat er hinaus in die noch kühle Morgenluft. Vielleicht würde ein Spaziergang ihn ein wenig beruhigen.
Gemessenen Schrittes verlies er die Elfensiedlung. Ein Blick zurück, die Augen zusammen gekniffen, dann straffte er sich und ging.
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