Das Raunen der Bäume

Rollenspielforum für Geschichten.
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Es ging ein halber Jahreslauf ins Land bevor sich Nell'as wieder in der Lage fühlte anderen Lîndhel zu begegnen. Zögerlich nahm sie den Weg in die Sala auf und traf dort auf Ihresgleichen. Tatsächlich war in dieser recht kurzen Zeit einiges geschehen, einige Lîndhel waren gegangen und andere hingegen dazu gekommen. Auch ein Rat war gewählt worden. Nell'as erinnerte sich noch mit Schrecken an die vergangenen Eskalationen hier in der Sala, an einen Lîndhel der dem Wahn erlegen war, König der Sala zu werden. Heute konnte sie darüber schmunzeln, damals jedoch waren viele von ihnen in Aufruhr. Niemand konnte einen Lîndhel in Bahnen drängen die er nicht selbst erwählt hatte, jeder Waldelf  war frei zu entscheiden und fügte sich in der Gemeinschaft lebend den Entscheidungen der Mehrheit.
Nell'as war sich nicht sicher, ob sie wieder bereit für das Leben in einer Gemeinschaft war. Die Schlacht auf der Augeninsel saß ihr noch immer in den Knochen und sie hatte Mühe die dort erlebten Ereignisse zu verdauen. Das abgrundtief Böse war über diese Welt gekommen und Blut und unsägliches Leid war vergossen worden. Doch auch Verrat am Freund und Brudervolk. Zu diesem Zeitpunkt fiel Nell'as in das dunkle, tiefe Loch der Verzweiflung, niemand war in der Lage ihr diese Dunkelheit zu nehmen, oder auch nur einen Funken Licht in diese Abgründe zu bringen. Xasanth gab sich die größte Mühe und für einen Augeblick fühlte Nell'as wieder Hoffnung, doch die dunkle Last wich nicht von ihren Schultern.
Es war der Eryn der ihr half Mut zu schöpfen und neue Kraft und Zuversicht zu gewinnen. Er half ihr zu verstehen, ihre Gedanken neu zu bündeln. Doch sie war nicht mehr die Lîndhel, wie die anderen sie kannten. Misstrauen verstärkte ihre Furcht, dass das Übel wiederkehren könnte.. jeder konnte zum Verräter werden, so hatte es die Vergangenheit bewiesen. 

Kurz nach ihrer Wiederkehr in die Sala begleitete Nell'as die anderen Lîndhel zu einem Treffen nach Nordhain. Gwendolyn war mittlerweile Bürgermeisterin und wünschte alte Verträge mit den Lîndhel zu erneuern. Es war eine erstaunliche Runde die sich da zusammen gefunden hatte und die Gespräche begannen. Themen wie die Aufforstung des Eryn lösten sich mit anderen ab bis schließlich die Angolhöhle zur Sprache kam.
Dieser Ort der Heilung, an dem auch sie viele Tage und Nächte verweilt hatte, war von Unbekannten zerstört worden. Der Angol lag im Sterben und benötigte dringend Heilung. In grauer Vorzeit wurde entschieden, dass dieser Ort allen Wesen zugänglich sein sollte, lange Zeit ging es gut, doch seit das Böse dieses Land heimgesucht hatte, nahm das Übel seinen Lauf.

Und plötzlich wußte Nell'as nicht wie ihr geschah, pure Panik und Wut stieg in ihr auf und bemächtigte sich ihrer. Die Nordhainer Menschen wünschten zu helfen. Warum wollten sie das? Die Angolhöhle stand unter dem Schutz der Waldelfen! Wieder schwappte dunkles Misstrauen durch ihre Adern, sodass sie selbst den vertrauenswürdigen Menschen wie Davind das sinnbildliche Messer in die Brust stieß und alle Menschen als Verräter und vertrauensunwürdig darstellte.  Natürlich schlug ihr eine Welle der Empörung entgegen, selbst eine der Waldelfen schien ihr zu sehr mit den Menschen verbunden zu sein.  Die dunkle Wolke in ihrem Gemüt verselbstständigte sich und Nell'as verließ die Versammlung. Wut und Enttäuschung kochte in ihr.
Sie schien nicht fähig zu seinihre Wut im Zaum zu halten und suchte Trost weit fort von der Sala im Schutze des kleinen Baumhauses welches sie ihr heim nannte.
Das Raunen der Bäume ließ sie wieder zu sich kommen, wieder das Liebevolle in sich fühlend. 
Hatte sie  Davind verletzt? Sie würde ihn fragen.  Doch noch würde sie warten und atmen.. sie fürchtete ihre dunklen Gedanken.
Zuletzt geändert von Nell'as am 24 Mai 2023, 13:41, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Wieder einmal überschlugen sich die Ereignisse, Bemgrim hatte es bewerkstelligt die Angolhöhle inmitten des Eryn mit einem großen Felsentor zu versiegeln. Vier Schlüssel hatte er hergestellt, einen für die Lindhel, einen für Luni und Amathlan, einen für Bemgrim selbst damit er das Schloß regelmäßig warten konnte und einen für die Nordhainer.
Der Transport der massiven Tür war voller Gefahren.  Um den Waldboden nicht zu zertreten, machten der kleine Konvoi einen Umweg durch die Berge. Die schwere Türe tragende Golem rumpelte über den Bergpfad, wobei Bemgrim diesen zu lenken schien. Plötzlich den Weg versperrende Dämonen und Drachen mußten beseitigt werden. Luni, sprang eifrig und kampfbereit dazu und Riardon kämpfte wie ein Löwe um den Konvoi zu sichern. Schließlich erreichten sie die Angolhöhle und  Nell'as vergab die Schlüssel. Nur blieb der nordhainer Schlüssel in ihrer Hand zurück, es war keiner gekommen um diesen entgegenzunehmen. Es vergingen einige Tage als sie von den Veränderungen in Nordhain hörten. Dunkelelfen wären gekommen, hätten Menschen entführt und einige gar getötet. Sie erschauderten allein bei dem Gedanken, dass sie um ein Haar den Schlüssel in solch eine bedrohte Siedlung gegeben hätten. Es schien, als hätte der Eryn selbst die Zügel gelenkt.
Und so rief Nell'as in ihrer Funktion als Ratsmitglied eine eilige Versammlung der Lindhel ein. Es mußte beratschlagt werden, ob der Schlüssel noch weiterhin an die Menschen gegeben werden sollte.
Nach unendlich langen Reden, Diskussionen wie es bei dem Elfenvolk nunmal üblich ist, musste aufgrund drei Stimmen dageben und drei Stimmen dafür,  das Los entscheiden. Xasanth rief die Geister des Waldes und bat jene ihn in seiner Entscheidung zu leiten.  Und so wurde entschieden - der Schlüssel sollte eingeschmolzen werden.
Am darauf folgenden Tag machten sich Ithilanor und Nell'as auf den Weg in die Zwergenschmiede. Bemgrim wurde aufgesucht, die Sachlage erklärt und jener warf eigenhändig den vierten Schlüssel der Menschen in die heiße Lava, zusammen mit den Plänen und Abdruckformen. Somit war die Höhle geschützt und die beiden Lindhel freuten sich und fühlten sich erleichtert.
Die Menschen waren sicher nicht erbaut davon zu hören und Bemgrim befürchtete gar Streit und Unbill. Aber die Sicherheit des braunen Angols war wichtiger und stand an erster Stelle.

Bild  BildBild  Bild
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Nell'as saß nachdenklich, wie so oft, in einem Baum nahe der Sala. Sanft wippte ihr Fuß hin und her während sie ihren achtsamen Blick über das dichte Flechtwerk des Eryn streifen ließ. Ein sicherer Ort für diejenigen die sich den Lindhel zugehörig fühlten. Ihr Volk war darauf ausgelegt sich in dem mannigfaltigen Grün zurecht zufinden, sich für andere Augen unsichtbar zu machen, indem sie mit dem Eryn verschmolzen. Zuverlässige Wachen schützten ihr Gebiet und sorgten dafür, dass niemand Ungewünschtes eintrat und für Unfrieden sorgte.
Doch würden sie Ba'muth und seinem Gefolge trotzen können? Nell'as schmiegte ihren Rücken fest an den Stamm des hohen Baumes, als könne jener ihr die Ausgeglichenheit zurückgeben, die die Gedanken der Sorge und Bedrücktheitihr nahmen.
Eine Weile saß sie da, als sie Ithil erblickte und kletterte gelenk vom Baum hinab um die Freundin im Inneren der Sala zu treffen.
Ithilanor hatte fremde Fußspuren bemerkt, Äste waren abgeknickt, sodass der Verdacht aufkam, dass irgendjemand Ungewünschtes um die Sala schlich. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, denn Lindhel Wachen waren äußerst aufmerksam, sodass der leisteste Windhauch, das kleinste Geräusch wahrgenommen werden würde. Waren es dämonische Fußspuren?
Die beiden jungen Waldelfe beschlossen die Wachen zu warnen und die Sachlage zu erörtern. Später wurden die Geschwister informiert auf dass ein jeder Ausschau halte nach dämonischen Einflüssen oder unerwünschten Rumtreibern.

Bild  Bild  Bild
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Nun war es wohl soweit. Alle Befürchtungen hatten sie eingeholt. Der wenige Besitz, den sie ihr Eigen nannte, war in Beuteln verstaut und bereit zur Abreise. Heute war Nell'as schon mit dem ersten Sonnenstrahl erwacht,und machte sich zu einem letzten Besuch in die Tiefen des Eryns auf. Leichtfüßig wanderte sie durch das facettenreich Grün, atmete die würzige Luft und ließ ihre Hände über die Rinde der Bäume gleiten. Es war schwer Abschied zu  nehmen und noch schwerer war es, sich einzugestehen, dass Xasanth Recht behalten könnte und selbst dieses wundervolle Stück Erde der Zerstörung anheim fallen würde. Ihr Blick folgte zwei verliebten, spielerisch umherflatternden Schmetterlingen und sie erinnerte sich an eine zurückliegende Liebe die ihr hier begegnet war. War er in Sicherheit? Sie wanderte weiter, tiefer in den Eryn hinein und immer wieder kam der Gedanke auf was wäre, wenn sie sich dem Schutz des Eryn anvertrauen würde, was, wenn Xasanth Unrecht hatte und dieses Paradies bestehen bliebe?
Nell'as wanderte weiter, lauschte den Geräuschen des Waldes und beobachtete ihr Seelentier, die kleine Amsel, wie jene von Ast zu Ast flog und sich ganz in ihrem Element fühlte.
Stunden verstrichen bevor Nell'as am Fuße mehrerer, bis in den Himmel ragender Bäume, angekommen war. Ergriffen von der Schönheit und majestätischen Präsenz verharrte sie hier am Stamm eines der Bäume lehnend. Sie spürte das leise Fliessen der Säfte, wurde ganz eins und wie im Traum lud der Baum sie ein ihm zu folgen und sie fand sich hochoben im Baumwipfel wieder. Weit konnte sie das Land überblicken, doch was sie sah erschreckte sie. Es brannte, Lava breitete sich aus und sie begriff, was der edle Baum ihr zeigen wollte. Die Zerstörung war nicht aufzuhalten. Nell'as fand sich in Tränen aufgelöst am Stamm des Baumes wieder, zusammengekauert ergab sie sich ihrer Trauer.
Zurück ins Leben brachte sie die kleine Amsel, ihre treue Gefährtin, indem diese auf ihrer Schulter sitzend mit ihrem Schnäbelchen Nell'as Haar sortierte und ihr liebkosend Zuwendung schenkte.
Nell'as wußte nun, das sie gehen musste, doch würde sie den Eryn und die Wunder dieses Lebens tief in sich aufnehmen und weiterleben lassen.

8c333f7470be8957cbcfa46bc9b1f690.jpg
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Nell'as ließ sich Zeit und es nahm einige Tagesläufe in Anspruch, bis sie die Fähre nach Ivren'mir erreichte. Keines ihrer Geschwister, außer Ithilanor und Ivy, war auf ihr Drängen eingegangen, ja glaubten sie tatsächlich, dass sie geschützt und sicher seien würden in der Sala? Nell'as verstand sie nicht, wie konnten Ihresgleichen so dumm und verantwortlunslos handeln. Es würde damit enden, dass die Handwerker, die Alten und Kinder ihr Leben lassen werden, anstatt die angebotene, helfende Hand der Edhil zu ergreifen.  Schweren Herzens und mit Sorge in den Gesichtszügen wanderte sie gen Westen.
Am dritten Tag, spät abends setzte sie nach Ivren'mir über und traf auf einen ihr unbekannten Edhil namens Eldarion. Sie kamen ins Gespräch und er zeigte ihr verschiedene Baumgruppen die ihr als Ruheplatz dienen konnten. Nell'as fühlte sich willkommen und nach und nach fiel die Schwere von ihr ab und Eldarion entlockte ihr gar das ein oder andere Lächeln. Ein Umstand, den sie seit Wochen vermisst hatte. Ihre Entscheidung war gut gewesen, es war es nicht wert den Fortbestand der Lindhel aus fadenscheinigen Gründen zu gefährden.
Ein neuer Abschnitt begann und sie würde alles ihr nur Mögliche dazu beitragen, dass es sich zum Positiven wenden möge.

ef8490507526219ea3c8f7ea51ba2263.jpg
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Aber es ließ ihr keine Ruhe, sie konnte nicht gehen ohne dem ihr so wichtig gewordenen Eryn ein Opfer darzubringen. Ein Opfer das den Wald stärken und behüten sollte, ein mächtiges Opfer wenn kein anderes gut genug war. Nell’as war sich sicher und entschied dem Eryn eine ihrer größten Gaben darzubieten. Ihre Magie.
Die Magie war der Grund weshalb sie sich vor nahezu zwei Jahresläufen auf die Suche nach einem Lehrmeister begeben hatte und nach einer beschwerlichen Reise jenen auch schliesslich in der Sala Gwainamdir fand. Er nahm sich Zeit, war geduldig und lehrte die junge Elfe auf seine einfühlsame Art. Nell’as machte gute Fortschritte, lernte die Magie zu zügeln, zu lenken und bediente sich ihrer nur um allen wohlwollenden Wesen unterstützend zur Seite zu stehen. Sie beteiligte sich am Aufforsten des von den dunklen Dämonen zerstörten Gebietes, ließ ihre druidische Kraft in die jungen Setzlinge gleiten und segnete die verdorrte Erde, auf dass sich alles wieder zum Guten wenden konnte.
Nell’as erlebte gute Zeiten in der Sala und noch bessere Momente in den Tiefen des Eryn. Hier lernte sie mit der Natur eins zu werden, hier erhielt sie die Kraft ihr magisches Können zu vervollkommnen. Ihre Lehrzeit war vorüber und sie durfte sich Druidin nennen. Nell’as war zufrieden.
Doch nun war eine Zeit gekommen, wo die lichten Mächte schwanden und das Dunkel alles zu vernichten drohte. Ihr Volk war uneins und ihre Wege schienen sich zu spalten. Dennoch war es ihr Volk und es ungeschützt zurückzulassen brachte Nell’as nicht übers Herz, auch wenn die zwischenzeitig aufkeimende Wut sie Zähne knirschen ließ.
Ihr Volk brauchte den Eryn, es war die Quelle ihrer Lebenskraft. Ohne den Eryn würden sie verdorren und ausgelöscht werden. Und sollte Ziron und sein Untotenheer über das Gebiet der Lindhel herziehen, es niederbrennen und vernichten, so sollte die von Nell’as geopferte magische Kraft in den Wurzeln des Waldes überdauern und ihn wieder zum Leben erwecken, so die Zeit gekommen war.
Nell’as sammelte einige Gegenstände ein die sie für das Ritual benötigen würde und machte sich auf zum Yrn Einior, dem ältesten Baum inmitten des Eryn.
Sein mächtiger Stamm konnte nicht von zehn Elfen umgriffen werden und seine Baumkrone hätte nahezu die gesamte Sala überragen können.
Nell’as setzte sich vorerst dicht an seinen Stamm, ins mossbedeckte Gras und schmiegte ihren Rücken dagegen. Sie schloss die Augen und versenkte sich, sodass sie die Säfte des Baumes fließen hörte, tief aus den Wurzeln bis hinauf zu den grünen Blättern. Es vermittelte Nell’as die Ruhe die sie für ihr Ritual benötigen würde. So verbrachte die junge Elfe den gesamten Vormittag und erst als Sonne hoch am Himmel stand erhob sie sich und formte aus all den Kräutern und Reagenzien die sie besaß einen dichten Kreis um den Yrn Einior.
Während sie dieses vollführte sang sie eine leise betörende Melodie welche Worte der Macht beinhalteten und schuf eine hochschwingende Stimmung, sodass sich die Waldtiere zu ihr gesellten und dem Ritual neugierigen Blickes beiwohnten.
Dann sprach sie:“Oh Eryn, erhöre mich! In dieser großen Not möchte ich dich stützen und deine Kraft bewahren. Nimm meine Gabe der Magie, die mir einst geschenkt wurde, damit deine Wurzeln auf Ewig gestärkt bleiben, und du selbst nach einer Zerstörung eines Tages wieder auferstehen kannst. Ich bitte dich, nimm mein Geschenk an.
Lange passierte nichts, es herrschte Stille. Selbst die Waldtiere verhielten sich ruhig und gar der Wild ließ die Blätter in einer seltsamen Stille unbewegt verharren.
 
Nell’as wartete, der Tag neigte sich seinem Ende zu und die Nacht brach herein. Sterne funkelten durch das dichte Blätterdacht des Eryn, eine Eule rief und im Wald kehrte das Leben ein.. es raschelte und wisperte und leuchtende Augen zeigten sich im Unterholz. Doch Nell’as schlief dicht am Stamm des Yrn Einior ein und erwachte erst am frühen Morgen als ein Sonnenstrahl ihre Nasenspitze kitzelte.
Sie blinzelte und erblickte, dass der am Tag zuvor ausgelegte Kreis aus Reagenzien und Kräutern sich in einen Kreis aus bunten Waldblumen gewandelt hatte.
Nell’as betrachtete diesen Blumenzauber in Verzückung und verstand, dass ihr Gabe angenommen worden war.

9d702b7aa114d1006941a05c9ff47a3a.jpg
 
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Es war ein buntes, wenn auch ruhiges Treiben auf der Insel Ivren'mir. Einige Lindhel, Nell'as eingeschlossen, hatten dort nun gemeinsam mit Zwergen und Barbaren Zuflucht gesucht. Ungleiche Völker, jedoch allesamt dem Licht zugehörig und sich gegen Ziron stellend.
Jedoch wurde mehr und mehr deutlich, dass sich die Eingebungen verschiedener Würdenträger, wie auch Druiden und Schamanen bewahrheiteten, und diese Welt dem Untergang geweiht schien.
Die einzelnen Völker bereiteten sich vor, das Schiff der Silberburger lag bereit, die Amazonen hatten ebenso ihr Schiff fertiggestellt. Das elegante Hochelfenschiff war schon vor Wochen zu Wasser gelassen worden und ankerte ein stückweit vor der Insel.
Es herrschte Aufbruchstimmung, jedoch überwog die Niedergeschlagenheit.
Die Zwerge vermissten Bar Gorl, die tiefen Minen und die prächtige Stadt im Berg. Sie fühlten sich nahezu heimatlos. Die Barbaren blieben meist unter sich, knurrten und brummten und Nell'as fürchtete sich, eines nachts dann doch gefressen zu werden, so wie die Gerüchte behaupteten, dass jene Wilden keine Skrupel hätten. Hunger sei Hunger und Fleisch sei Fleisch. Nell'as Hoffnung war, dass sie von Verbündeten ablassen würden. 
Nell'as hatte eine kleine abgeschiedene Ecke inmitten hoher Bäume gefunden, ihren Schlafbaum, den sie sich mittlerweile mit einem anderen Elfen teilte. Diese Zeit hatte ihr Freunde und Seelenverwandte beschert, sodass sie ihren Blick hoffungsvoll in die Zukunft gleiten ließ.
Was hin und wieder aufloderte, waren die unterschiedlichen Ansichten der Völker. Wenn Nell'as in ihrer blumigen Art von der Hoffung, von Frieden auf Erden sprach, erntete sie von Anderen bares Unverständnis, ja gar Rügen. Aber solche Gespräche zeigen immer wieder auf wer sie war und was ihr eigentliches Ziel war. Das Leben selbst, die Freude, die Natur und der Genuss aus allem und von jedem einen Sinn zu ziehen und zu wachsen. Ein Elfenleben war lang und sie würde jede Herausforderung annehmen, solange sie ihren Weg beibehalten durfte.
Heute stand sie lange am Hafen und betrachtete das Schiff der Hochelfen.  Würde es sie in ein neues Leben führen, ein besseres vielleicht?

47387d10fbfedf98eb97fb0fc0197b3c.jpg
 
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Wochen gingen einher, Ziron und seine Schergen rückten unbarmherzig vor, sodass jegliche Hoffnung schwand, dass dessen Herrschaft Einhalt geboten werden konnte. Niemand entkam dieser tosenden Welle, selbst die wehrhaften Zwerge, die kampfbewährten Amazonen und Wächter des Namenlosen und gar die dunklen Elfen des Unterreichs wurden überrannt und mussten fliehen.
Nell'as verließ die Kraft und Lebensfreude. Das sichere Leben auf Ivren'mir war ihr so fremdartig, so anders als das Leben welches sie zuvor gelebt und geliebt hatte. Die Handvoll Bäume auf der Insel waren kein Ersatz , überall traf sie auf kalten Marmor und immer mehr distanzierte sie sich innerlich. Dies war nicht ihr Volk, nicht ihr Blut. Sie sehnte den dichten Wald herbei, das schützende Blätterdach, die darin lebenden Tiere und anderen Wesen. Sie sehnte sich nach einem Leben fern des Marmors, fern der kühlen Art der Hochelfen. Sie war einsam.
So nahm sie eines Tages ihre Bögen, Köcher mit Pfeilen, einen Beutel mit wenigen Habseligkeiten und verließ die Insel. Thewes war unauffindbar, so dass sie sich nicht verabschieden konnte. Er wüßte wo sie zu finden sei,falls es noch in seinem Sinne war.
Lange wanderte sie und erblickte schließlich die hohen Bäume des grünen Eryn.
Sie fühlte, wie das Leben wieder in sie einzog und sie beschleunigte ihre Schritte.

Screenshot 2022-08-02 144412.png
Benutzeravatar
Nell'as
Beiträge: 94
Registriert: 27 Apr 2022, 22:38
Has thanked: 167 times
Been thanked: 106 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Nell'as »

Die Sala brannte lichterloh und war verloren.
Was sich bereits im Vorfeld abgezeichnet hatte, war nun zur Gewissheit geworden, Ziron weitete seine Verderbtheit sogar auf die unschuldigsten aller Gebiete dieser Welt aus. Die Lindhel fühlten, dass es nur eine Frage der Zeit wäre wann dieses Ungetüm angreifen würde und hatten sich bereits gesammelt, ein letzter Widerstand, ein letztes Aufbäumen, eine letzte Respektsbekundung für den Eryn. Adailoe, die tapfere und gewissenhafte Verwalterin der Bank Gwainamdirs, verließ als Letzte die Sala, den anderen Waldelfen in Richtung Ivren'mir folgend. 
Zurück blieben die Lindhel Ivy, Aevh, Lin'aewen, Muin, Xasanth und Nell'as, die bereit waren den letzten Kampf mit den Untoten aufzunehmen.
Mutig an deren Seite standen Thewes, der Ithron der Hochelfen, sowie die Kaiserin und Priesterin der Amazonen, Niriel und Samira, die Druiden Caerwen und Radesvald und der Waldläufer Nagron.
Der Kampf war unerbittlich, auch wenn es teilweise so schien als könnten sie ihrer Widersacher habhaft werden, strömte die nächste Welle tödlicher denn je heran.
Dann herrschte plötzlich Ruhe, aber nicht die Art Ruhe die einem Frieden und Erholung bringt, sondern eine Ruhe, die von grausam, bedrohlicher  Stille erfüllt war und ein jeder wurde von unbarmherziger Traurigkeit durchströmt. Etwas Schreckliches lag in der Luft. Da erblickte Lin'aewen ein kleines Elfenirrlicht, welches am Ende seiner Kräfte zu ihnen kam um eine Botschaft zu übermitteln.. mit letzter Lebenskraft führte es die Gruppe durch den tiefen Eryn hin zu einer Lichtung auf der der Waldhüter, ein weiser Hirsch, zu verweilen pflegte. Was sie sahen ließ sie erschaudern und nahezu alle Hoffnung verlieren. Sie erblickten die Leiche des Waldhüters der in einem Gemetzel sein Leben geben mußte..  eine Todesfee lag daneben und andere übel zugerichtete Körper. Giftige Gase waberten über der Lichtung, der eins stolze Yewbaum stand schwarz verbrannt und tot in der Mitte. Dort lag auch eine Robe, die Ziron persönlich zugeordnet wurde. Ein verderbtes Stück Stoff welches pure Bosheit und Verderben ausstrahlte.
Gemeinsam beschlossen sie jene dem Feuer zu überantworten, lediglich ein kleiner, übrig gebliebener Fetzen wurde von der Kaisierin Niriel an sich genommen. Er sollte untersucht werden, vielleicht fand sich etwas Hilfreiches.
Die Stille endete und die Geräusche des Waldes nahmen zu, jedoch waren es nicht die friedvollen Laute wie man sie aus dem Eryn kannte, nein, alle zuvor friedlichen Tiere zeigten Agressionen und griffen an, als wollten sie zeigen, dass niemand mehr willkommen war.
Der Leichnahm des Waldhüters wurde unter großen Anstrengungen in die versiegelte Angolhöhle getragen um ihn dort in heilsam, friedvoller Erde zu bestatten.
Der Eryn war nicht mehr der Ort den die Lindhel kannten, das Ende war gekommen.
Schweren Herzens begaben sie sich nach Ivren'mir wo sie alle Zuflucht gefunden hatten.
Was wird noch kommen? Die Hoffnung schwand und eine tiefe Traurigkeit legte sich auf die Herzen vieler Waldelfen.

Screenshot 2023-11-22 135201.png
Benutzeravatar
Varrak Lathos/Zssurtek/Riardon Talavir
Beiträge: 282
Registriert: 27 Mär 2021, 15:26
Has thanked: 223 times
Been thanked: 250 times

Re: Das Raunen der Bäume

Beitrag von Varrak Lathos/Zssurtek/Riardon Talavir »

Dichte Rauchschwaden füllten den Himmel jenseits von Ivren'Mir, der Geruch von verbranntem Holz und schlimmerem zog heran und wurde nur zögerlich vom frischen Seewind verweht. Reglos verharrte Riardon an seiner Position, einer gerüsteten Statue gleich. Die Reserve Einheit der Northor Haustruppen war in einem Halbkreis einige Hundert Schritt vor dem Anleger postiert, auch von Ihnen ging stille Wachsamkeit aus. Die rechte Wange des Herdirs zuckte, als der Brandgeruch stärker wurde, seine gepanzerte Rechte ballte sich knirschend zur Faust. Er kämpfte innerlich, wie er es schon so oft tat. Unter anderen Umständen, wäre er jetzt innerhalb des Verteidigungsparameters der Sala und würde den Lindhel beistehen. Doch er war Offizier und trug Verantwortung, so sehr es ihn auch in diesem Moment schmertzte. Der Anleger musste um jeden Preis geschützt und gehalten werden, damit der Zug von Flüchtenden, sicher übersetzen konnte. Condir Celegion und Maethor Gwendor hielten zusätzlich die Standabschnitte auf Ivren'Mir im Auge, Maethryn standen zusätzlich Wache. Im Grunde war das ganze Edhil Militär auf den Beinen, alle welche nicht innerhalb ihres Dienstplanes zugeordnet waren, standen zumindest in Bereitschaft. Auch der Hafen blieb unter strengster Bewachung, wie auch das stolze Schiff ihres Volkes. Niemand konnte sicher vorraussagen, welche Richtung sich die verderbte Feindeswelle als nächstes einschlug und Riardons Pflicht hatte sich nicht verändert. Ivren'Mir musste geschützt werden, selbst wenn das hieß, das es sein Herz zerriß in Anbetracht der furchtbaren Situation Ihrer Brüdern und Schwestern aus der Sala. Sein Blick glitt über seine Soldaten, auch ihre Gesichter waren starr, den Blick in die Umgebung gerichtet. Heute würde er alle nach Hause bringen, das schwor er innerlich. Als die ersten Späher der verbliebenden Lindhel Wachen eintrafen, salutierte der Offizier respektvoll und gab einige knappe Kommandos. Der Halbkreis rückte im Ganzen exakt 200 Meter vor, dabei achteten alle darauf, das der Abstand zum Nebenmann sich nicht vergrößerte. Wie abgesprochen füllten die Lindhel Späher die Lücken und hielten ihre Bögen bereit. Als die ersten Zivilisten mit schreckensgeweiteten Augen, weitere Krieger mit grimmigen,verschlossenen Gesichtsausdrücken eintrafen, halfen sie allen, so gut es ging.......

DNW Waldelfen.jpg
DNW Waldelfen.jpg (6.74 KiB) 674 mal betrachtet

DNW Fährschiff.jpg

 
Antworten