Talyrs Geschichte

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Talyr
Beiträge: 17
Registriert: 19 Apr 2019, 13:55
Been thanked: 7 times

Talyrs Geschichte

Beitrag von Talyr »

Laubhain

Talyrs Heimatdorf Laubhain lag idyllisch am Rand eines Waldes. In der näheren Umgebung gab es nur noch einzelne Häuser und kleine Siedlungen, die man kaum als Dorf bezeichnen konnte. Ansonsten gab es Wälder, Wiesen und Felder, soweit das Auge reichte.
Die nächste größere Stadt - Silberfels - lag zu Fuß je nach Lauftempo anderthalb bis zwei Stunden entfernt. Seine Familie war nicht reich, aber klagen konnten sie nicht. Seine Mutter Eleana arbeitete als Hausfrau und Mutter, und half bei Bedarf ihrem Mann aus. Sein Vater Bjöndar war der örtliche Heiler. Er kümmerte sich um die kleinen und größeren Wehwehchen der Dorfbewohner. Viel Geld brachte das allerdings nicht, da er häufig nichts für seine Dienste verlangte.

Für das Einkommen sorgte sein Vater stattdessen, indem er aus gesammelten Pflanzen Arznei und Tränke herstellte, die er dann verkaufte. Mehrmals im Jahr lud er große Mengen von Tränken sowie Unmengen von frischen Kräutern auf einen Karren und nahm den weiten Weg nach Silberfels auf sich. Dies brachte meist so viel Geld ein, dass es einige Monate ausreichte. So war es auch möglich, dass Talyr die örtliche kleine Schule im Dorf besuchen konnte, wo er vormittags Lesen, Schreiben und Rechnen lernte. Schule war fast zuviel gesagt, es gab selten mehr als fünf Schüler verschiedenen Alters gleichzeitig, die den Unterricht besuchten. Einziger regelmäßiger Lehrer war der Dorfälteste, doch sein Vater Bjöndar und auch einige andere Dorfbewohner ergänzten den Unterricht in unregelmäßigen Abständen mit ihrem jeweiligen Wissen.

Nachmittags fand generell keine Schule statt, und so hatte er viel Zeit, die Welt zu erkunden. Er spielte auch manchmal mit anderen Kindern - vor allem mit Ole, dem Nachbarsjungen. Er verstand sich gut mit Ole, der der Sohn eines Schreiners war, und wenn er ihn überreden konnte, zogen sie gemeinsam durch den Wald. Aber Ole teilte nicht Talyrs unersättliche Begeisterung für die Natur. Je älter sie wurden, desto seltener konnte er Ole überreden, ihn zu begleiten. Und so kam es, dass Talyr häufig auch alleine unterwegs war.  Dies störte ihn nicht, er war eigentlich ganz gerne alleine unterwegs, selbst Regenwetter hielt ihn nur selten davon ab, das Haus zu verlassen. Und so lernte er bereits als kleiner Junge die Gegend rund um Laubhain gut kennen. Besonders für die Tierwelt konnte er sich begeistern, egal ob klein oder groß. Fasziniert beobachtete er Ameisen, wie sie in langen Schlangen und aufeinander abgestimmt Holzteile hin und her trugen, die viel größer waren als sie selbst. Genauso gerne spielte er mit Hunden aus dem Dorf und beobachtete Kaninchen auf dem Feld. Alle Tiere waren auf ihre eigene Art und Weise etwas Besonderes. Nur Spinnen konnte er nicht wirklich leiden. Naja, und Stechmücken. Aber die gab es vor allem in der Nähe von kleinen Tümpeln, und diese mied er im Sommer weitgehend. So verbrachte Talyr zunächst eine glückliche, und recht ereignislose Kindheit in Laubhain.
 
Bärenfreuden

Talyr war 9 Jahre alt, als das Leben doch mal eine wirklich Überraschung für ihn hatte - am Tag vor seinem 10ten Geburtstag. Wie so oft war er im nahegelegenen Wald unterwegs und sammelte Kräuter und Pilze. Seinem Vater war er so eine große Hilfe, und ihm machte es nicht aus - er empfand es nicht als Arbeit. Es war ein schöner Tag im Mai, und viel wärmer als üblich. Talyr war gut gelaunt. Der Schulunterricht war heute ausgefallen, da der Dorfältestete krank im Bett lag. Sein Vater war natürlich bei ihm, um nach ihm zu schauen. Talyr sollte es Recht sein, so konnte er den ganzen Tag in der freien Natur verbringen. Er hatte letzt einige Rehe gesehen, vielleicht konnte er diese beim Sammeln der Kräuter beobachten? 
Er war bereits wieder auf dem Rückweg nach Hause, als er plötzlich etwas hörte, das er nicht zuordnen konnte.  Das Zwitschern von Vögeln und das Summen von Insekten lag in der Luft. Dazwischen das Knirschen seiner Schritte. Es war wunderschön hier im Wald. Alles war ihm vertraut.  Doch irgendwas hatte er doch gehört. Da! Wieder! Eine Art Winseln. Zunächst konnte er es nicht zuordnen. Also blieb er stehen und lauschte. Nichts war zu hören. Doch dann wieder!. Als er durch das Unterholz stieg, wurde das Geräusch langsam lauter. Und schließlich fand er die Quelle: Ein kleiner Bär, vielleicht einige Monate bis ein halbes Jahr alt, der neben einem Strauch auf dem Boden lag. Sein Hinterbein war verletzt, er blutete. Von einem Muttertier nichts zu sehen. Was wohl passiert war? Er musste vorsichtig sein, denn wenn die Mutter in der Nähe war, konnte es gefährlich werden. Aber er musste  sich das anschauen.
“Du armes Ding” entfuhr es ihm und kniete sich neben das Bärenjunge und berührte es vorsichtig. Mit einer Hand wischte er einige Blätter vom Körper des Bären. Ob er wohl schon länger hier lag? Das Blut war noch rech frisch, vermutlich also nicht. “Was mache ich nur mit dir?” fagte er leise. “Wieviel wiegst du wohl? So wie du aussiehst kann ich dich unmöglich bis nach Hause tragen”.  Er musste nachdenken. Grübelnd setzte er sich auf den Boden. Doch dann sprang er auf. “Ich habs. Warte hier auf mich!"

Er rannte los, so schnell wie er noch nie in seinem Leben gerannt war. Der Weg nach Hause war nicht mehr weit - zum Glück. Dennoch kam er völlig außer Atem zuhause an. Er stürmte hinter das Haus und schnappte sich einen kleinen hölzernen Karren auf Rädern. Dass seine Mutter nach ihm rief, nahm er gar nicht mehr wahr, als er den Wagen den kleinen Hügel hinauf in Richtung Wald beförderte. Alsbald war er wieder beim Bären angelangt. Jetzt musste er das Bärenjunge nur noch hinein befördern. Dies war tatsächlich sehr schwer, vor allem da er dem Bären nicht verletzten wollte. Er brauchte etwas den optimalen Griff zu finden. Mit aller Kraft hob er den Bären schließlich an und ließ ihn in den Wagen gleiten. Puh! Gerade noch geschafft. Beinahe hätte er doch noch seine Eltern rufen müssen.
Zuhause angekommen traute seine Mutter ihren Augen nicht. Für einen Moment befürchtete er Ärger zu bekommen, doch seine Eltern waren glücklicherweise genauso tierlieb wie er. Gemeinsam betteten sie den Bären auf eine Decke in der Ecke des Zimmers, versorgten die Wunde und gaben ihm etwas zu trinken und zu essen. Als sein Vater nach Hause kam, schlief der Bär bereits friedlich.
 
Der Geburtstag

Als Talyr am nächsten Morgen aufwachte, war der Bär bereits wach. Sein Mutter schaute gerade nach ihm. Er sprang aus dem Bett und kniete sich neben den Bären um ihn zu streicheln.
“Er ist soo süß, Mutter. Ich muss ihm unbedingt einen Namen geben.”
 Seine Mutter schaute ihn ernst an. Talyr konnte es nicht ganz zuordnen.
“Was ist?”
“Ich habe mit deinem Vater gesprochen, Talyr. Du kannst den Bären nicht behalten.”
“Aber warum?” Seine Stimme wurde trotzig, als er weiter sprach. “Ich habe ihn gefunden. Ich will ihn behalten! Er ist mein Bär!”
“Ein Bär ist kein Haustier, Talyr. Und ins Dorf passt er auch nicht. Er wird schnell wachsen, und den Leuten Angst machen.”
“Aber noch ist er so klein. Außerdem ist heute mein Geburtstag! Und ich passe auf ihn auf!”
Seine Mutter seufzte. “Ich spreche nochmal mit deinem Vater. Vielleicht kannst du ihn zumindest eine Weile behalten, solange er noch klein ist. Aber jetzt gibt es erstmal Frühstück. Zieh dich an.”
Talyr war so glücklich darüber, dass der Bär erstmal bleiben konnte, dass er sich an diesem Tag noch nicht einmal für das Geschenk interessierte, das sein Eltern ihm überreichten, und das er später sehr zu schätzen lernte: Ein Gürtel mit kleinen Beuteln dran, wie ihn sein Vater auch oft trug, um Kräuter bei sich zu tragen.
Und so kam es, dass Talyr einen Bären bei sich aufnahm, den er Bjarni nannte. Und aus einer kleinen Weile wurde ein ganzes Jahr. Bjarni wurde nicht nur sein bester Freund, sondern mit der Zeit auch immer größer. Es stellte sich heraus, dass Bjarni kein einfacher Braunbär war, sondern ein Grizzlybär, was seltsam war. In dieser Gegend waren Grizzlys sehr selten. Hatte sich der Kleine irgendwie hierher verirrt? 

Irgendwann war Bjarni groß genug, um Talyr zu tragen, was ein großer Spaß für ihn war. Talyr ließ sich zunächst vorsichtig auf dem Rücken von Bjarni nieder, der sich auf den Boden legte um ihm den Aufstieg zu erleichtern. Dann setzte sich Bjarni in Bewegung. Talyr strahlte über beide Backen und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Seine Mutter sah das nicht gerne, und schimpfte mit ihm:
“Mein Sohn, du kannst einen Bär nicht wie ein Pferd behandeln.” 
Aber das ist lustig, Mutter. Und Bjarni mag es auch.” entgegnete er. Und das sagte er nicht einfach so. Nein, da war er sich ganz sicher. Er kannte seinen tierischen Freund mittlerweile sehr gut. Wenn er Talyr nicht hätte tragen wollen, so hätte er das gemerkt. Und während es am Anfang noch ein kleiner Spaß war, so wurde das Reiten auf dem Bären irgendwann zur Normalität. Sogar die anderen Dorfbewohner gewöhnten sich irgendwann an den Jungen, der auf dem Bären ritt.  Es sah einfach eindrucksvoll aus, wie Talyr als stolzer Bärenreiter durch Laubhain ritt. In der Mittagssonne glänzte der Bär zudem in einem ungewöhnlich tiefen Braunton, und bei Dämmerung schimmerte sein Fell seltsam. Diese Farbe hatte Talyr nie wieder an einem Bären gesehen. Bjarni war etwas Besonderes für ihn, das war klar. Es war wohl Schicksal, dass sie sich getroffen hatten.

Zum Glück verflog irgendwann auch die Angst, Bjarni zu verlieren. Nachdem niemand den Bären mehr zu fürchten schien, drohten seine Eltern auch nicht mehr, ihn wieder im Wald auszusetzen.Außerdem wohnte Bjarni nicht wirklich wie ein Haustier bei ihnen. Er war meistens unterwegs, und jagte seine Beute. Das war auch gut so, andernfalls hätte seine Familie eine Menge zu tun gehabt, soviel Nahrung zu besorgen - auch wenn Bären keine reinen Fleischfresser waren, wie landläufig viele dachten. Tatsächlich aßen Bären auch Kräuter und Beeren. Manchmal hatte Talyr das Gefühl, dass sich sein bäriger Freund mit Kräutern sogar noch besser auskannte als er selbst. Mit seiner Freundschaft zu Bjarni, wuchs auch seine Leidenschaft und sein Interesse für Bären allgemein. Er fing an Bücher über Bären zu verschlingen, die er von seinem Vater geschenkt bekam. Für ihn waren Bären einfach die Könige des Waldes. Unfassbar stark, aber auch genauso schnell. Sie konnten furchteinflößend sein. Zugleich strahlten sie eine unglaubliche Ruhe aus. Diese Faszination für die großen Tiere ließ ihn sein ganzes Leben lang nicht los. 
 
Entdeckung der Magie

Talyr war mittlerweile oft mit dabei, wenn sein Vater unterwegs war. Er begleitete ihn nicht nur durch den Wald, wo er alles über die Kräuter lernte, sondern half auch, den großen Karren den weiten Weg nach Silberfels zu ziehen und die Kräuter auf dem gut besuchten Markt zu verkaufen. Bjarni war auch oft mit dabei, auch wenn er nicht mit in die Stadt hinein durfte. Er wusste nicht genau, was sein Freund in der Zeit trieb, während sie in der Stadt waren. Doch wenn sie den Heimweg antraten, war er fast immer zur Stelle. Und wenn nicht, so trafen sie sich spätestens zuhause wieder. 
Silberfels zu besuchen gefiel Talyr sehr. Sie trafen hier so unglaublich viele, zum Teil auch sehr schräge Leute. Zu den häufigsten Kunden seines Vaters zählten nämlich nicht nur Köche und Heiler, sondern auch echte Magier. Letztere übten auf Talyr eine große Faszination auf. Sie schienen die Kräuter für das Wirken ihrer Zauber zu benötigen und nannten diese dann Reagenzien. 

Eines Tages, Talyr war mittlerweile vielleicht 16 Jahre alt, kam ein hochgewachsener Mann zu ihnen, der eine besonders große Ladung Reagenzien kaufen wollte. Er hatte seinen eigenen Karren dabei, und nahm ihnen alles ab, was sie an diesem Tag noch nicht verkauft hatten. Auf Geheiß seines Vaters lud Talyr die Beutel voller Kräuter auf den Wagen des Mannes. Er wollte gerade den ersten großen Sack voll Kräuter abladen, da sah er einen Stapel mehrerer Bücher hinten im Karren liegen. Die Bücher sahen edel aus. Voller Faszination legte er den Kräutersack ab und griff sich ein Buch. Der edle Einband alleine beeindruckte ihn schon, doch der Inhalt noch viel mehr. Er begriff schnell, dass es sich um ein Zauberbuch handeln musste. In den ersten Kapiteln waren alle Reagenzien und ihre Wirkung erklärt. Er blätterte weiter und fand eine Beschreibung der Wörter der Macht. "An - Auflösen" murmelte er unbewusst, während sein Blick über die Seiten glitt. Er blätterte weiter, bis die Zauber selbst erklärt wurden. Heilzauber, Schutzzauber, Feuerzauber... alles wurde genauestens erläutert. 

Minutenlang blätterte er darin, und vergaß ganz, wo er sich eigentlich befand. Wie es wohl wäre, wenn auch er zaubern könnte? "Vas Flam" sagte er mit lauter Stimme, viel lauter als er vorhatte. Vor Schreck zuckte er zusammen, nicht nur weil er eigentlich keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, sondern vor allem, weil er meinte, einen kleinen Funken gesehen zu haben, der vor seiner Hand erschienen war. Rasch sah er sich um, doch niemand nahm Notiz von ihm. Er neigte den Kopf zur Seite und sah am Wagen vorbei, wie der Mann sich immer noch mit seinem Vater unterhielt. 
In Sicherheit wiegend sprach er die Worte erneut. "Vas Flam!". Dieses Mal war er sich ganz sicher, dass ein Funke scheinbar seiner Hand entsprang. Er konnte es nicht fassen. Wieder und wieder sagte er die Worte und beobachtete was passierte. "Was tust du hier, Junge?" ertönte es plötzlich hinter ihm. Erschrocken drehte er sich um und sah den Magier an. Er bekam plötzlich starke Angst. Der Mann sah ihn ernst an. "Du musst vorsichtig sein, mein Junge. Wir wollen doch nicht, dass dir noch etwas passiert. Oder anderen." Talyr wusste nicht, was er antworten sollte."Wenn du tatsächlich die Magie erlernen willst, dann solltest du die Magieakadamie besuchen. Talent scheinst du ja zu haben." 

Der Mann stellte sich schließlich als Magier und Lehrmeister der Magie  an der Akademie von Silberfels vor. Er schlug seinem Vater vor, dass Talyr bei ihm vorstellig werden sollte, sobald er volljährig sei. Am liebsten hätte Talyr eines der Bücher mit nach Hause genommen, doch das gestattete ihm sein Vater nicht. Viel zu gefährlich wäre es, sich ohne Anleitung daran zu versuchen. So machten sich Talyr und sein Vater wieder auf den Heimweg. Als er sich in dieser Nacht in sein Bett legte, schlief er erst nach Stunden ein. Zu viele Gedanken rasten in seinem Kopf herum. Immer wieder hatte er das Bild vor Augen, wie ein Funke seinen Fingern entsprungen war. Ob er wohl wirklich ein Magier werden konnte?
 
Der Verlust

Die Zeit nach seinem magischen Erlebnis war eine schwierige Zeit für Talyr. Sein Vater verbot ihm strengstens, mit Magie weiter zu experimentieren. Natürlich hielt er sich nicht daran, und übte sich weiter darin, kleine Funken springen zu lassen. Mehr war ohne passende Reagenzien erstmal nicht möglich. Wie sehr wünschte er sich in dieser Zeit, dass er endlich die Magieakademie besuchen konnte. Doch er musste sich in Geduld üben.

Sein Vater spannte ihn dafür immer mehr in die tägliche Arbeit ein. Er unterstützte ihn beim Versorgen von Wunden und zeigte ihm, wie man Heiltränke herstellen konnte. Dies gelang Talyr außerordentlich gut. Auch Botengänge in die Stadt übernahm er oft für ihn, da sein Vater mittlerweile selbst nicht mehr so gut zu Fuß war. So kam es auch, dass Talyr einen besonderen Auftrag von seinem Vater bekam. Ein Onkel von Talyr war krank, und Talyr sollte ihm eine besondere Arznei bringen. Es war ein weiter Weg, zwei Tagesmärsche mit Sicherheit. Seine Mutter machte sich Sorgen, doch Talyr war guter Dinge. Immerhin würde er nicht alleine reisen.
Mit Wasser und belegtem Brot, der Arzei sowie einer Decke im Rucksack und natürlich Bjarni an seiner Seite machte er sich auf den Weg. Seine Mutter hätte ihm gerne noch mehr Proviant eingepackt,  doch er lehnte dankend ab. Die Natur bot genügend Nahrung für jeden, der sich etwas auskannte. Über Hunger musste er sich wirklich nicht sorgen.
Da er gut zu Fuß war, fiel ihm der Weg leicht. Von Zeit zu Zeit rastete er. An einem kühlen Bach wusch er sein verschwitztes Gesicht und trank das leckere frische Wasser. Bjarni tat es ihm gleich. Als seine Füße langsam schwerer wurden, ritt er auf Bjarni weiter, der ihn wie immer gerne trug. So kamen sie zügig voran.

Als die Nacht langsam heranbrach, richtete Talyr sein Lager ein. Er breitete die Decke aus, legte seinen Rucksack ab und sah sich um. Sie waren auf einem kleinen Hügel angekommen. Nach Osten konnte er in der Ferne Lichter sehen. War das schon die Stadt, die er erreichen sollte? Vermutlich nicht, denn es musste noch ein weiterer Tagesmarsch sein. Nach Westen blickte er zurück auf den Weg, den er gekommen war. “Schön hier, nicht wahr?” meinte er zu seinem Freund und streichelte ihn. Die Nacht war ruhig, und der Vollmond strahlte hell am Himmel. Doch das Licht störte Talyr nicht. Gähnend legte er sich hin und schlief sofort ein.
Doch diese Nacht sollte keine ruhig Nacht bleiben. Und sie sollte für Talyr immer in Erinnerung bleiben. Es fing damit an, dass ihn eine feuchte Schnauze in seinem Gesicht aufweckte.
“Was ist?” fragte er erschrocken und sah Bjarni an. Dann hörte er es. Das Geheule von Wölfen! Sofort schaute er sich um. Da standen sie - zwei Wölfe, am unteren Ende des Hügels. Sie schienen sehr groß zu sein, und wirkten selbst von hier oben bedrohlich.
 Talyr überlegte nicht lange. Wölfe waren eigentlich nicht so aggressiv wie viele dachten. Er hatte schon Wölfe beobachtet. Aber sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er hier weg musste. Langsam bewegte er sich von den Wölfen weg, den Hügel hinunter. Als er sah, dass die Wölfe sich plötzlich ebenfalls in Bewegung setzten, erstarrte er. Sie schienen ihm zu folgen. Und sie hielten jetzt nicht an, sondern verringerten den Abstand mit jeder Sekunde. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis es ihm schließlich wieder gelang, sich zu bewegen. Er drehte sich herum, und rannte so schnell er konnte - neben ihm sein Freund, der eigentlich noch viel schneller laufen konnte als er, aber ihn nicht alleine lassen wollte.

Während er den Hügel hinunter und über die Wiese rannte, blickte er nicht zurück. Nach einigen hundert Metern rannte er in einen Wald hinein. Als er spürte, wie knapp er manchmal an Bäumen vorbeirannte und in letzter Sekunde tiefhängenden Ästen auswich, wurde seine Angst immer stärker. Er konnte dies nicht lange durchhalten. Er stieß einen kurzen Schrei aus als ihn ein dünner Ast mittens ins Gesicht schlug. Dennoch gab er nicht auf, solange seine Lunge noch irgendwie mitmachte.
Am Ende war es eine große Wurzel eines Baumes, die ihn abrupt stoppte. Mit vollem Schwung landete er mit dem Gesicht auf dem Boden. Für einige Sekunden lag er da. Dann richtet er sich halb benommen wieder auf. Ihm war bewusst, dass die Wölfe sicher gleich bei ihm waren. 
Doch da kam Bjarni auf ihn zu und ließ sich neben ihm nieder. Talyr wusste sofort was gemeint war. Mit letzter Kraft und dröhnendem Schädel legte er sich auf Bjarni und krallte sich an ihm fest, so gut er konnte. Talyr war mit der Zeit ein geübter Bärenreiter geworden, doch heute hing er schief über dem Bären und fand keinen richtigen Halt. Es musste auch Bjarnis Verdienst sein, dass Talyr trotz aller Schnelligkeit nicht abgeworfen wurde. Sie ließen den Wald schon lange hinter sich, als auch Bjarni keine Kraft mehr hatte. Nun lagen sie beide im Gras, und Talyr blickte nach oben in die Baumkrone einer großen Eiche.

Für einen Moment hoffte Talyr, dass sie die Wölfe abgeschüttelt hatten. Doch dann sah er sie. Zwei riesige Wölfe kamen auf sie zu. Furchteinflößend, wie er es noch nie gesehen hatte. Ihm war klar, dass sein letztes Stündlein geschlagen hatte. Langsam kroch er auf allen vieren rückwärts. Aus dem Augenwinkel sah er schließlich, wie Bjarni sich aufrichtete. Der Bär ließ ein  ohrenbetäubendes Gebrüll von sich, das eigentlich jeden sofort in die Flucht geschlagen hätte. Auch die Wölfe zuckten kurz zusammen, doch sie wichen nicht zurück.
Und dann ging alles ganz schnell. Bjarni setzte sich ruckartig in Bewegung und raste auf die Wölfe zu. Talyr konnte nicht mit ansehen, wie sein Freund und die Wölfe sich in einem wilden Kampf gegenseitig ineinander verbissen. Wären normale Wölfe nicht geflohen vor einem wütenden Bären? Aber normal waren diese Wölfe sicher nicht. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass sich sein Freund gerade für ihn opferte. Es war diese Erkenntnis, die ihn dazu bewegte, selbst doch noch einmal die Beine in die Hand zu nehmen und die einzige Chance zu nutzen, die er noch hatte. Das war er Bjarni schuldig. In dem Kampf hätte er selbst sowieso keine Sekunde überlebt. Vielleicht aber konnte er die Stadt erreichen, deren Lichter er gesehen hatte? Alles hing davon ab, wie lange der Kampf die Wölfe beschäftigen würde, und ob diese ihm folgten.  So rannte er weiter, bis ihm vor Erschöpfung schwarz vor Augen wurde.

Als Talyr erwachte, wusste er nicht, wie lange er da gelegen hatte. Minuten? Stunden? Er lag inmitten einer Lichtung, und fühlte sich elend. Aber immerhin waren die Wölfe ihm nicht gefolgt. Nachdem er sich einigermaßen gesammelt hatte, versuchte er sich zu orientieren. Ob Bjarni noch lebte?  Er glaubte nicht daran. Dennoch, er musste zurück zu der Stelle des Kampfes. Und wenn es nur war, um sich von seinem Freund zu verabschieden. Schwerfällig stand er auf. An einem Baum entdeckte er seinen zerrissenen Kräutergürtel und nahm ihn an sich. Dies musste die Richtung sein, aus der er gekommen war. Langsam ging er weiter. Er hatte einige Spuren hinterlassen bei seiner Flucht, und er war sich sicher, dass er zumindest in die richtige Richtung lief. So marschierte er ungefähr eine halbe Stunde durch einen lichten Wald bis er in der Ferne die große Eiche erblickte.
Mit jedem Meter, den er sich näherte, ging es ihm schlechter. Seine Kehle zog sich ihm zu.  Er ahnte schreckliches. Unter der großen Eiche lag Bjarni, völlig entstellt von eingetrocknetem Blut und tiefen Wunden. Sonst war jedoch keine Leiche zu sehen. Die beiden Wölfe mussten den Kampf überlebt haben. Seine Augen wurden ganz feucht, als er den Kräutergürtel auf den Boden fallen ließ und neben seinem Freund auf die Knie sank. Er strich mit der Hand vorsichtig über Bjarnis Kopf. Merkwürdigerweise war der Körper des Bären noch gar nicht kalt geworden. Da wurde es Talyr mit einem Schlag bewusst: Bjarni lebte noch! Aber dies war kein Geschenk. Er musste wohl schreckliche Qualen erleiden. Warum hatten die Wölfe von ihm abgelassen? Er wusste es nicht. Für einen kurzen Moment öffnete Bjarni seine Augen und sah Talyr an.
Er musste ihm doch irgendwie helfen können! Ihn heilen. Seine Wunden säubern. Er sah nach unten, wo immer noch der Kräutergürtel lag. Einige Beutel fehlten schon, andere waren komplett aufgerissen. Es waren also kaum noch Kräuter da. Verzweifelt schüttelte er die restlichen Beutel in seine rechte Hand aus und begutachtete was übrig war. Er hatte zerstoßene getrocknete Alraune, etwas Ginseng, und Schwarze Perlen dabei. Alles andere war verloren gegangen. Aber was sollte das helfen? Er konnte auf die Schnelle weder eine heilende Salbe noch einen Trank herstellen. Nur etwas Ginsengkraut in die Wunden zu reiben, würde Bjarni nicht retten. Hoffnungslos sah er seinen Freund an und blickte ihm direkt in die Augen. Er dachte er würde den unendlichen Schmerz darin finden, den sein Freund erlitt, aber es war etwas anderes, das er nur mit einem Wort beschreiben konnte: Frieden. Dann schlossen sich die Augen des Bären. 

Sein Freund starb gerade, das spürte er. Wahrscheinlich hatte Bjarni nur durchgehalten, um sich zu verabschieden. Talyrs Tränen liefen in Strömen. Tiefe Traurigkeit eroberte sein Herz, und wechselte sich ab mit einer unendlichen tobenden Wut. Er kniff die Augen und ballte seine Fäuste zusammen und versuchte sich zu beherrschen. Es half alles nichts, es wurde nur  schlimmer. So ein Gefühl hatte er noch nie erlebt. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch er verlor das Bewusstsein nicht ganz. Unbewusst ließ er einen Schrei fahren, so laut, wie es nur irgendwie menschenmöglich war. Seine Finger wurden dabei kreidebleich, so fest krallte er sie in seine Handflächen. Dass er in seiner rechten Faust immer noch Reste der Kräuter fest umklammerte, nahm er gar nicht wahr. Da geschah etwas, das er sich nicht richtig erklären konnte: Es wurde plötzlich taghell. Er öffnete seine Augen, und meinte in letzter Sekunde zu sehen, wie ein gleißendes Licht Bjarni erfasste und in dessen Körper hineinfuhr. Für einen Moment schien Bjarnis Körper förmlich zu leuchten. Dann löste sich das Licht in tausende kleinen Lichter auf, die dann verblassten.  Hatte er das etwa bewirkt? Könnte das ein Zauber gewesen sein, ähnlich wie der Funkenschlag, den er auslösen konnte? Aber für diesen kannte er bereits die magischen Worte. Falls er gerade auch magische Worte gerufen hatte, war es ihm zumindest nicht mehr bewusst. Sowieso erschien ihm alles sehr unwirklich. Hatte er vielleicht nur halluziniert?
Und dann war da noch etwas:  dieses Gefühl, als ob Bjarni noch bei ihm wäre. Als ob er nicht wirklich gestorben wäre. Talyrs Familie war nicht besonders gläubig, aber dennoch war es fast, als würde Bjarni weiterleben. Nicht auf dieser Welt, aber irgendwo anders. Er wusste es einfach, denn das Gefühl des Verlustes war verschwunden, und er fühlte sich seinem Freund näher als je zuvor. Talyrs Atmung beruhigte sich allmählich und er stand auf. Was nun? Sollte er seinen Freund beerdigen? Er hatte nicht einmal eine Schaufel dabei. Er beschloss schließlich den Leichnam mit loser Erde und Laub zu bedecken, so gut es ging. Nach getaner Arbeit verabschiedete er sich. “Machs gut, mein Freund. Wo auch immer du nun bist.” brachte er mit  mit leiser und zittriger Stimme hervor. Dann machte er sich auf den Heimweg.
 
Das Leben danach

Talyrs Leben war von da an nicht mehr das Gleiche. Er fühlte sich sehr einsam. Sowohl seine Familie als auch Ole versuchten ihn aufzumuntern, doch es half nichts. Auch wenn in seiner Vorstellung Bjarni irgendwo weiter lebte, so war er doch nicht mehr an seiner Seite, und daran musste er sich nun gewöhnen. Aber er konnte ihn nicht so einfach loslassen.  Er fing sogar an, nachts von Bjarni sehr lebhaft zu träumen. Selbst am Tag sah er ihn manchmal vor sich. 
Monate vergingen, und es wurde nur langsam besser, auch wenn er irgendwann zumindest wieder in eine Art Alltag überging. Es half ihm ein bisschen, seinen Vater bei der Arbeit zu begleiten. Seine Eltern hatten Verständnis, und doch stellten sie ihm nun immer wieder die Frage, wie er nun eigentlich weitermachen wolle.  Es war klar, dass er wieder neuen Mut fassen musste. Sein achtzehnter Geburtstag rückte immer näher, und damit auch die Möglichkeit, an der Magieakadamie aufgenommen zu werden. 

Zunächst ignorierte er das Drängen seiner Eltern noch. Ihn beschäftigte noch etwas anderes: Die Wölfe, die für Bjarnis Tod verantwortlich waren, das waren keine normalen Wölfe gewesen. Aber was dann? In Silberfels besuchte er die Bibliothek und stöberte täglich stundenlang in alten Büchern. Nach einigen Tagen wurde er schließlich fündig in einem Buch namens  “Mythen und Legenden, Monster und Ungetüme”. In dem Werk wurden unter anderem Werwölfe beschrieben - Menschen, die sich bei Vollmond in übernatürlich große Wölfe verwandelten. In der Nacht von Bjarnis Tod war es Vollmond gewesen. Das konnte kein Zufall sein, alles passte zusammen. Doch das Buch war nur ein Buch über Mythen. Niemand glaubte ernsthaft, dass es Werwölfe wirklich gab. Auch sein Vater nicht, den er darauf ansprach. Ole erklärte ihn für völlig verrückt. Aber wenn doch… was würde das bedeuten? Hieß das nicht auch, dass vielleicht zwei Menschen seinen Freund getötet hatten? Mit Absicht? Oder aus unkontrollierbarem Hunger heraus, wie es im Buch beschrieben war? Er verdrängte es wieder, doch tief in ihm ließ ihn dieser Gedanke nie wieder los.

Als sein achtzehnter Geburtstag vorbei war, führte sein Vater ein längeres und ernsthaftes Gespräch mit ihm. Er sagte, was Väter eben so sagen. Dass er darüber hinwegkommen müsse. Dass er solle sich nun endlich klar werden solle, wie sein Leben weitergehen könne.  Und sein Vater hatte auch Recht. Man sagte ja, die Zeit heile alle Wunden. Und das stimmte auch. Eine Narbe in der Seele blieb jedoch fast immer zurück, das verriet das Sprichwort nicht. Aber er fühlte sich nach und nach tatsächlich bereit, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Er fasste den Entschluss, das Studium der Magie aufzunehmen. Natürlich würde es bedeuten, dass er seine Eltern und auch Ole nicht so häufig sehen würde. Der Abschied fiel allen schwer, insbesondere seiner Mutter. Doch auch sie war froh, dass er neuen Mut gefasst hatte. Und so kam es, dass er mit etwas über 18 Jahren in die Stadt zog, und nach einer Aufnahmeprüfung Schüler an der Magieakademie von Silberfels wurde. 
 
Der Weg des Druiden
 
Talyr lernte ungefähr drei Jahre an der Akademie. Das Lernen tat ihm gut. Zum einen weil es ihn ablenkte. Zum anderen, weil es ihm wirklich viel Spaß bereitete. Er war ein talentierter, und vor allem ein eifriger, wissbegieriger Schüler. Wenn es die anderen Schüler in eine Taverne verschlug um ein Bier oder auch mehr zu trinken, verkroch er sich lieber in die Bibliothek. Und auch beim praktischen Üben bewies er eine große Ausdauer. So blieb er in der Akademie, bis ihm die Zauber bis zum Dritten Zirkel einigermaßen vertraut waren. Sie gelangen ihm nicht immer, aber im Vergleich zu manch anderem Schüler war dies eine sehr gute Leistung. Viele scheiterten immer noch am einfachsten Heilzauber. Bei vielen Mitschülern lag es auch daran, dass sie ihre Reagenzien nur unzureichend vorbereiteten. Sie trockneten die Alraune einfach nicht lange genug, bevor Sie diese zu kleinem Pulver zerrieben. Statt feinem Alraunenpulver verwendeten diese eine bröckelige und zähe Masse. Wie sollte man damit dann einen Zauber wirken und ein vernünftiges Brot herbeizaubern? Talyrs lebenslange Kräuterkunde machte sich hier bezahlt.
 
Eines Tages sprach er seinen Lehrmeister auch auf sein Erlebnis bei Bjarnis Tod an. Dieser bot ihm eine mögliche Erklärung an, auch wenn es im Nachhinein nicht sicher nachvollziehbar war. Er hielt es zumindest für denkbar, dass Talyr unbewusst einen unerwartet starken magischen Impuls bewirkt hatte. Dafür sprach auch, dass Talyr zum Wirkzeitpunkt die Kräuter bei sich trug, insbesondere die schwarze Perlen. Möglicherweise hatte er für einen kurzen Moment auf die Astralebene zugegriffen. Wenn das der Fall war, wäre sogar denkbar, dass Bjarni tatsächlich nicht gestorben war, sondern ein Teil von ihm in die Astralebene gewechselt hatte. Dagegen sprach jedoch, dass dies ein sehr mächtiger Zauber war, den zu Wirken er kaum imstande gewesen sein sollte. Falls doch, schien in Talyr noch sehr viel mehr Potential zu stecken, als er in der Akademie bisher zeigen konnte.

Tatsächlich wollte Talyr noch viel mehr lernen. Gab es vielleicht eine Möglichkeit für ihn, erneut auf die Astralebene zuzugreifen, und seinen Freund wiederzusehen? Ihm zumindest näher zu kommen? Für die höheren Zirkel sollte er sich allerdings einer der verschiedenen Schulen der Magie zuwenden. Derer gab es fünf an der Zahl: Astralmagie, Elementarmagie, Illusionsmagie, Nekromantie und Druidenmagie. An der Akademie konnte man jedoch nur drei der fünf Schulen erlernen. Nekromantie war in Silberfels geächtet und wurde zumindest in dieser Akademie nicht gelehrt. Und über die druidische Magie gab es kaum Aufschriften. Letztere war es aber, die Talyr am meisten interessierte. Es war wohl auch nicht verwunderlich, hatte er doch sein ganzes Leben in Einklang mit der Natur verbracht.
Frustriert darüber, dass so wenig über druidische Magie zu finden war, nahm Talyr alsbald weite Wege auf sich, um in anderen Akademien und Bibliotheken mehr darüber zu finden. Doch viel mehr als Grundlagen waren nirgends aufgeschrieben. Anscheinend wurden die Kenntnisse vor allem mündlich von alten Druiden an Jüngere überliefert. Bekannt war nur, dass Druiden in der Lage waren, ihre Kraft direkt aus der Natur zu beziehen und eine starke Verbindung zu allen Pflanzen und Tieren aufbauen konnten. Sie waren zudem in der Lage in die Natur einzugreifen und sie für sich zu nutzen, ohne diese jedoch zu schädigen.
 
Er beschloss, sich auf den Weg zu machen, um einen Druiden zu finden. Dies war die einzige Möglichkeit, mehr darüber zu lernen. Er erinnerte sich daran, in einem der Bücher über einen Druidenzirkel gelesen zu haben. Der Ort war nur ungenau beschrieben, aber er  wusste dass er die Sumpflandschaft und danach die Berge im Osten überqueren musste. Danach kämen die tiefen Wälder. Hier sollte es der Legende nach einen Druidenzirkel geben. Aber stimmte das überhaupt? Außerdem hörte er von einer noch weiter entfernten, auf einem anderen Kontinent befindlichen Stadt namens Ansilon, in deren Nähe mal ein Druide gesichtet worden war. Aber um dorthin zu gelangen, musste er wohl ein Schiff nehmen. Dies würde auch ein großes Abenteuer werden, schließlich war er noch nie mit dem Schiff gereist.
Trotz all der Unsicherheit machte er sich freudig auf den Weg. Mehrere Jahre sollte dieser letztendlich dauern. Seinen Lebensunterhalt konnte er glücklicherweise durch den Verkauf von Kräutern und Tränken selbst finanzieren. Und so begann seine große Wanderung. Wann würde er wohl in seine Heimatdorf zurückkehren? Seine Eltern wiedersehen? Sie unterstützen ihn in seiner Wahl, darüber war er sehr froh. In seinen Gedanken stets bei ihm war Bjarni - der beste Freund, den er sich je wünschen konnte. So fiel es ihm nicht schwer, den ersten Schritt zu gehen. 
 
Antworten