[Quest] Von vertrauten Feinden

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Xa'Velle Belin
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[Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

⋆ Rückblick 
-Viele Mondläufe zuvor- ⋆
 
Er hatte im Laufe der Zeit einige Beschreibungen erhalten. Parasit, Besetzer ihres Kopfes, der Garstige, der Dunkle. Und jeder einzelne dieser Namen war - aus ihrer Sicht - vollkommen gerechtfertigt. Gerechtfertigt gewesen. Bis jetzt. Doch eine wichtige, und ebenso richtige, Bezeichnung hatte – bisher – gefehlt. Gefährte. Denn zu nichts weniger als einem Gefährten war er im Laufe der vergangenen Zeit geworden. So weit gehen und ihn als Freund zu betiteln, würde sie nicht wollen, denn sie war sich nicht sicher, ob er zu solch‘ profanen Verbindungen wie Freundschaften überhaupt fähig war, aber doch, er war zu ihrem Gefährten geworden. Zu einem wenig hilfreichen, aber durchaus maliziösen, polemischen und unwiderruflichem Begleiter, wohl bemerkt. Je mehr Zeit vergangen war, desto öfter hatte sich ein Gedanke herauskristallisiert: Er war, ob es ihr nun gefiel oder nicht, ein Teil von ihr geworden. Zwar war er in ihren Augen von niederen Instinkten, Bösartigkeit und Hass angetrieben, aber es war nicht zu leugnen: Er gehörte zu ihr, wie sie zu ihm gehörte, seit jenem schicksalhaften Ereignis, das ihrer beider Existenzen miteinander verbunden hatte. *

Anstatt sich ihrer neuen Gabe zur Gänze mit all ihrem Wissensdurst und der ihr innewohnenden Neugierde zu widmen, hatte sie zu Beginn ihrer gemeinsamen Reise den Fokus und die ihr innewohnende Kraft eher darauf ausgelegt, ihn zu bekämpfen und als das nichts nutzte, ihn, so weit wie es ihr irgendwie möglich war, begonnen zu ignorieren. Aber was hatte es tatsächlich gebracht? Schlicht und ergreifend, nichts. Rein gar nichts. Es war schlicht vergebliche Liebesmüh gewesen. Von Anfang an, hatte sie mentale Schutzbarrieren zu errichten und ihn weitestgehend aus ihren Gedanken auszusperren versucht, so, wie sie es bei der Wölfin für gewöhnlich auch tat, doch er war schließlich ein Drache – uralt, gewieft und heimtückisch.. und weitaus mächtiger und weitsichtiger, als er ihr gegenüber wohl eingestehen mochte. In einem der wenigen mitteilsamen Momente, die er hatte – von den schwallartigen Ergüssen, bei denen er nicht müde wurde, zu betonen, wie nutzlos sie doch sei – gab er ihr zu verstehen, dass er ein Brutdrache der zehnten Stufe war. Aus welcher Verbindung er hervorgegangen war, hatte er auch auf wiederholtes Drängen, Bitteln und Betteln ihrerseits, wiederum nicht verraten, doch sie würde schon noch hinter diese Art von Geheimnis kommen.

Apropos Geheimnisse. Davon schien es derzeit mehr zu geben, als ihr lieb war. Seit sich Madara - ihr Mentor und guter Freund - und sie sich dem Ysam enis Alwanzessar, dem Bund der Magier, angeschlossen hatten, war einiges von Wichtigkeit geschehen. Erst vor kurzem hatte Balthasar einem Grüppchen Bundmagier gegenüber, bei einem gemütlichen Beisammensein in der Tänzelnden Bärin, von einem Gegenstand erzählt, den er wenig später auch bereitwillig in seinem Anwesen präsentierte. Als Davion kurz darauf dazu stieß, hatte er etwas gesagt, dass sie aufhorchen ließ: Es wäre nicht nur ein geliebtes Schmuckstück, Balthasars Leben hinge gleichermaßen daran. Als von der illustren Runde nur noch Balthasar und Nimue übrig waren und sie es sich auf seinem Schoß gemütlich gemacht hatte, hakte sie nach, doch der Elementarist wiegelte ab und stellte Davions Aussage als schlichte Dramatisierung dar, doch sie hatte den Eindruck gewonnen, als steckte mehr dahinter, als er zugeben wollte. Auch dieses Geheimnis würde sie bei Gelegenheit lüften.

Doch das größte Geheimnis für sie, und dementsprechend von immenser Wichtigkeit, war jedoch, wie es um die Gefühle des drahtigen Magiers, ihr gegenüber, bestellt war. Hier und da konnte sie sich eine neckische Bemerkung oder ein anzügliches Grinsen beim Anblick eines anderen, ansehnlichen Exemplars des anderen Geschlechts nicht verkneifen, aber im Grunde war es so, dass sich ihr Interesse nur auf einen Einzelnen beschränkte, wenn es ihr Ernst war. Und dies war es ihr in Balthasars Fall. Über die körperliche Anziehung, die von der ersten Sekunde, als er ihr Sichtfeld gekreuzt hatte, hinweg bestand, hatte sich nach und nach tiefste Zuneigung für ihn eingeschlichen. Für gewöhnlich teilte sie ihre Liebhaber nicht, wenn sie sich erst einmal auf jemanden eingelassen hatte, doch Davion hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass Balthasar dem ein oder anderen Rockzipfel nachjagte. Bisher hatte sie noch nicht den Mut aufgebracht, das ernsthaft zu hinterfragen. Zweifelsohne störte sie der Gedanke, dass sie nicht die Einzige war, der der Magier seine Aufmerksamkeit zuteil werden ließ, ja, aber auch das Gespräch mit Xapoa und Livius schlich sich immer wieder in ihre Gedanken. Wie könnte sie reinen Gewissens die Gunst des Magiers für sich beanspruchen und ihn an sich binden, wenn sie in absehbarer Zeit, um die Maskerade zu wahren, aus ihrem vertrauten Umfeld verschwinden müsste? Ach, es war alles so kompliziert! Sie beneidete Livius und Shira’niryn um ihre besondere Verbindung. Es gab wohl keine – oder nur sehr wenige, ausgewählte.. – Geheimnisse zwischen den Beiden, denn sie waren sogar auf der Gedankenebene miteinander verbunden. Der innigliche Wunsch, ihre Beziehung zu vertiefen und sich dem Liebsten zu offenbaren, bestand zwar, aber ihre eigene Verbindung mit Balthasar war eher lose. Zum jetzigen Zeitpunkt wusste sie nicht einmal, wieviel ihm wirklich an ihr gelegen war. Und selbst wenn sich ihre Verbindung vertiefen würde – der Magus war ohnehin undurchsichtig, seltenst konnte sie vorausahnen, wie er reagierte. Ach, ihre Gedanken drehten sich im Kreis, das führte doch zu nichts!

<<Gut, dass du es einsiehst. Belass es dabei und wende dich den wichtigen Dingen zu.>>
Mit einem Seufzer schlug sie das Buch zu, welches sie auf dem Schoß platziert und ohne sich auf das, auf den Seiten niedergeschriebene Wort zu konzentrieren, die Seiten umgeblättert hatte, nur um die Finger beschäftigt zu halten.
<<Ach Skotos.>> 
Ein leises Unken hatte das Vornüberbeugen zur Folge, als sie das Buch weglegte und die Beine über die Lehnen des gemütlichen Sessels schwang. Aus einem Impuls heraus ließ sie den Kopf in den Nacken fallen und setzte zu einer Frage an.
<<Empfindest du das Ganze nicht auch als unglaublich ermüdend? Was hältst du von einem Waffenstillstand?>>


Damit hatte der Drache offenbar nicht gerechnet und auch Nimue verharrte einige Augenblicke still, bevor sie die Atemluft wieder entweichen ließ. Woher war dieser Gedanke so plötzlich gekommen und was hatte sie bloß dazu bewogen, es auszusprechen?
Sie sinnierte einige Augenblicke darüber. Der Drache verhielt sich ungewohnt ruhig, es wirkte auf sie, als würde er ernsthaft über das ihm unterbreitete Angebot nachdenken.
<<Ein Waffenstillstand? Wie ist das gemeint?>>

Lauernd, und dabei in höchstem Maße skeptisch klingend, hallte die zweifelnde Gedankenstimme des Drachen durch ihren Kopf.
<<Lass mich einen Augenblick darüber nachdenken, wie ich es am besten formulieren kann.>>

Während die Finger durch das lange, seidige, dunkelblonde Haar strichen und es in drei etwa gleich dicke Strähnenstränge aufteilten, breitete sich auf ihrem Gesicht ein nachdenklicher Ausdruck aus. Sich vom Nacken langsam hinab arbeitend, entstand allmählich ein geflochtener Zopf und ein ums andere Mal, wo sie die dicken Stränge miteinander verwob, gesellten sich neue Gedanken hinzu. Ein Gedanke ließ sie sogar für die Dauer einiger Herzschläge verkrampft innehalten: Was, wenn sie es sich – ihnen beiden! – nur unnötig schwer gemacht hatte? Zugegebenermaßen war sie auf den Eindringling nun wirklich nicht gefasst gewesen, sie hatte mit sich selbst und dem Geschenk, was ihr gemacht wurde, alle Hände voll zu tun gehabt, denn es hatte ihr bisheriges Leben ordentlich auf den Kopf gestellt, aber.. sie hatte nie, nicht einmal im Ansatz.., versucht, sich in Skotos Lage hineinzuversetzen.

Mit einem Räuspern zwang sie sich ihr Tun fortzusetzen, ihre Gedanken wieder aufzugreifen und versuchte sie zu ordnen, bis sie schließlich das lange Haar vollständig geflochten hatte. Ein dünnes Band wurde gezückt und komplettierte schließlich das Werk. Der Zopf wurde über die Schulter geschoben und das Wort zögerlich an Skotos gerichtet, denn mit einem Mal wurde ihr bewusst, wie verständnislos und wenig feinfühlig sie sich all die Zeit ihm gegenüber verhalten hatte, ihm aber ständig einen Mangel an Feinsinn vorwarf.
<<Skotos, vielleicht habe ich einen Fehler gemacht..>>


Behutsam, sich ihre Worte sorgsam zurecht legend, begann sie, doch sie wurde von einem belustig klingenden Schnaufer unterbrochen.
<<Einen Fehler? Epi’lhechthike.. Ich bitte dich, nicht nur einen.. unzählige! So viele Zahlen, wie es bräuchte, um all deine Verfehlungen aufzuzählen, kennt ihr Menschen nicht, zu begrenzt ist euer Verstand!>>
Schniefend sog sie Luft durch die Nase in ihre Lungen und entgegnete, hörbar um Nachsichtigkeit bemüht:
<<Bitte, lass mich ausreden und unterbrich mich nicht gleich wieder. Ich habe einen Fehler gemacht, indem ich das Ganze nie aus deiner Sicht betrachtet habe. Die Situation hat mich vor eine recht beachtliche Herausforderung gestellt – ich weiß, für dich ist das Wirken von Magie, und alles was damit zusammenhängt, ein Kinderspiel. Ich bin damit nie zuvor in Berührung gekommen und hatte mit mir selbst zu tun, um das Erlebte zu verarbeiten. Einige Jahresläufe zuvor, wie du ja weißt, ist schon einmal etwas ähnliches geschehen und ich glaubte eine weitere Präsenz neben der Wölfin, schlicht und ergreifend, nicht ertragen zu können. Es hat eine Weile gebraucht, bis ich gelernt habe, meinen Verstand, meine Gedanken, abzuschirmen und einen Schutzwall zu errichten, denn ich befürchtete, dass ICH dabei verloren gehen könnte. Verstehst du?>>

Fast hatte sie das Gefühl, er hätte sich inzwischen zurückgezogen und ließ sie, gehässigerweise, wie so oft, ins Leere lamentieren, doch als sie eine kurze Pause einlegte und in sich hinein hörte, signalisierte er ihr, dass er zugehört hatte, indem er ein schlichtes <<Mh-hm>> von sich gab.

Der auffordernd klingende, ungeduldig mitschwingende Unterton ließ sie den Faden wieder aufgreifen und ihren Gedankenfluss fortführen.
<<Womöglich war ich zu harsch, dir gegenüber, und habe die Verzweiflung, die du zweifelsohne verspürt haben musst, all die Zeit über eingesperrt in dieser Sphäre zu sein, gänzlich außen vorgelassen. Ich muss zugeben, wenn ich so darüber nachdenke, hätte ich, wenn es in meiner Macht gestanden hätte, ähnlich wie du gehandelt. Es wäre mir auch einerlei gewesen, das gebe ich offen zu, ob man davon begeistert gewesen wäre oder nicht. Meine Freiheit wäre mir wichtiger gewesen.>>


Er rührte sich in ihrem Geiste und schien mit sich selbst zu ringen, ob er das Gehörte bereits an dieser Stelle kommentieren wollte, doch sie nahm ihm die Entscheidung ab und fuhr unbeirrt fort. <<Mit Waffenstillstand meine ich.. dass wir noch einmal ganz von vorn beginnen werden und ich nach und nach die mentale Barrieren, die ich errichtet habe, zurücknehmen werde. Sieh es als eine Art.. Vertrauensbeweis. Doch du wirst mir allerdings entgegenkommen müssen.>>
An dieser Stelle biss sie sich nachdenklich auf die Unterlippe und wog ihr Haupt, wohl überlegend, wie sie ihre Forderung formulieren sollte.
<<Inzwischen bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass du ein Teil von mir bist und ich will dir anbieten, dass ich diese, nennen wir sie einmal.. feindselige Haltung, dir gegenüber aufgeben und mehr Gewicht auf deine Meinung legen werde – im Gegenzug versprichst du mir, dass du keinen Versuch unternimmst, um mein Bewusstsein zurückzudrängen und die Kontrolle.. die Vorherrschaft.. an dich zu reißen.. Kannst du das tun?>>

Viel zu schnell antwortete der Dunkle nun. Die Gedankenstimme Skotos troff vor Belustigung und Überheblichkeit.
<<Natürlich kann ich das tun. Du würdest dich wundern, was ich alles imstande bin zu tun!>>
<<Ja und aus diesem Grunde ringe ich dir eben auch dieses Versprechen ab. Vergiss niemals, dass das mein Körper ist. Also, was sagst du? Es wird nur diese eine Gelegenheit geben, setze sie nicht unbedacht aufs Spiel. Ein Zurück wird es danach nicht geben.>>
Mit eindringlicher Gedankenstimme sprach sie diese Warnung aus. Er ließ sich Zeit mit seiner Reaktion.
<<Meinetwegen. Aber ich stelle eine Bedingung.>>
Träge hoben sich die Augenbrauen der Magierin, fast hätte sie aufgrund seiner Dreistigkeit aufgelacht – er sah sich in der Position Bedingungen zu stellen? Ja, das sah ihm ähnlich, es sollte sie wahrlich nicht überraschen!
<<Heraus damit! Wie sieht diese Bedingung aus? Aber ein Wort der Warnung vorweg: Überspann den Bogen nicht!>>
Wieder vergingen einige Augenblicke, bis der Drache sich anschickte, ihr zu antworten.
<<Im Grunde genommen liegt es doch auf der Hand, Epi’lhechthike. Ich sage es aber gern noch einmal explizit: Die Wölfin muss verschwinden!>>


Wut keimte in ihr auf. Dieser verdammte Drache! Sie reichte ihm versöhnlich die Hand und er schlug sie aus? Wie konnte er es bloß wagen, sie ein ums andere Mal zu verspotten?
<<Ich sehe schon, du bist an einer vernünftigen Unterhaltung nicht interessiert.>>
Vor mühsam unterdrücktem Zorn schnaubend, erhob sie sich und begann in der Waldhütte auf und ab zu wandern.
<<Das war mein Ernst. Und zugegeben, ich verstehe deine Verärgerung – wieder einmal – nicht.>>

<<Du verstehst nicht, weshalb ich verärgert bin? Ich unterbreite dir ein ernst gemeintes Friedensangebot und du machst etwas zur Bedingung, was nicht in meiner Hand liegt! Stell‘ dich doch nicht dümmer als du bist, Drache! Deshalb bin ich verärgert!>>
<<Weshalb sollte es nicht in deiner Macht liegen? Nun.. Um realistisch zu sein, es liegt tatsächlich nicht allein in deiner Macht, Epi’lhechthike, deshalb sollte ich es vielleicht anders ausdrücken: Mit meiner Anleitung und meinem schier grenzenlosen Wohlwollen dir gegenüber, ist es möglich, die lästige Wölfin – ein für alle Mal – loszuwerden.>>

Abrupt kam sie in der Mitte des Wohnraumes zum Stehen und raufte sich das zum Zopf geflochtene Haar, was einzelne Strähnen, die sie dabei unbeabsichtigt herauspflückte, bizarr abstehen ließ.
<<Du meinst das tatsächlich ernst, nicht wahr?>>

<<Dass du noch immer nicht unterscheiden kannst, wann ich zu scherzen beliebe und wann nicht.>>
<<Skotos, es ist aussichtslos. Ich habe mich sehr lange Zeit damit beschäftigt, einen Weg zu finden, die Wölfin loszuwe-..>>
<<Seit du mich hast, hast du nicht einen einzigen Gedanken mehr daran verschwendet, sie loswerden zu wollen..>>
<<Ja, weil ich alle Hände voll damit zu tun hatte, gegen dich anzukämpfen!>>, schoss sie etwas verschnupft klingend zurück und verzog die Mundwinkel.
<<Hättest du mich doch einfach gefragt.. Der Gedanke ist dir niemals gekommen, eh? Wie ich vorhin bereits sagte – du ahnst nicht, was ich alles imstande zu tun bin – und weiß..>>
Unzusammenhängendes Gemurmel entschlüpfte der Kehle, die Gedanken drehten sich, ließen sie regelrecht schwindeln, sodass sie wieder zum Sessel zurückkehrte und sich darauf fallen ließ.
<<Es ist ja nicht so, dass ich in der Vergangenheit nicht – mehrfach! – um Hilfe gebeten hätte.. Aber.. Was.. aber.. ich meine? Wieso? Und die wichtigste Frage: Wie soll das funktionieren?>>

Stille.

<<Du willst damit also allen Ernstes ausdrücken, dass du weißt, wie ich mich der Wölfin entledigen könnte und hieltest es nicht für notwendig, es mir bereitwillig zu erzählen? Diese ständigen Zankereien zwischen euch, das Aufbegehren der Wölfin, all das hätte schon längst der Vergangenheit angehören können? Willst du mir etwa das damit sagen, Dunkler?>>
Lediglich ein kleiner, verräterisch nach Bestätigung, sowohl als auch nach Überheblichkeit, klingender Laut von ihm war in ihrem Geiste zu vernehmen.
<<Bei den Alten..!>>
Fassungslosigkeit machte sich in ihr breit. Was, wenn er tatsächlich einen Weg kennen würde und es nicht nur leeres, wichtigtuerisches Geschwätz wäre? Ihr Herz setzte vor lauter Aufregung einen Augenblick lang aus, nur um dann rascher und heftiger zu schlagen als zuvor. Während sie darauf wartete, dass sich der Rhythmus allmählich wieder einpendelte, hörte sie die listige Gedankenstimme des Dunklen erneut.
<<Bist du dir eigentlich darüber im Klaren, dass du, wenn du zustimmst und dich für mich entscheidest, Zugriff auf eine ganz andere Art von Magie erhalten würdest, als du sie im Augenblick wirkst?>>

<<Und wie soll ich das nun wieder verstehen?>>
Der Drache gab ihr Zeit, das Gehörte auf sich wirken zu lassen, verhielt sich jedoch still, um sie aus eigener Kraft auf des Rätsels Lösung kommen zu lassen.
<<Augenblick.. Du willst mir doch nicht etwa weismachen, dass ich schon die ganze Zeit über auf deine Kraft Zugriff hätte haben können? Das wird ja immer bizarrer!>>
<<Doch. Genau das bedeutet es. Allerdings fehlt dir ganz offensichtlich das Wissen, wie du darauf zugreifen könntest – und um ehrlich zu sein, ich habe so meine.. Mittelchen und Wege, es dir vorzuenthalten. Ich habe dich ja nicht umsonst ständig dazu angehalten, dein Wissen zu mehren, aber du hattest ja stets.. anderes priorisiert.. was dein hübsches, kleines Köpfchen beschäftigt hielt. Also, was sagst du.. entscheidest du dich für mich und somit gegen die Wölfin?>>

Es fiel ihr schwer, das Gehörte zu verdauen, aber das Gefühl, dass er nur auf diese Aussprache und ihr Entgegenkommen gewartet hatte, beschlich sie plötzlich. Konnte es wirklich sein, dass der Drache lediglich taxiert hatte, wann sie für diese Offenbarung bereit war und sie ihn akzeptierte – aus eigenem Antrieb heraus, ohne dass er sie mit Versprechungen locken musste? Ein kleiner Restzweifel blieb zwar, dass er ihr einen Bären aufbinden würde, aber die Aussicht darauf, ein nahezu „normales“ Leben, das nicht von Jähzorn, schwelender Wut und dem Vollmond beherrscht werden würde, führen zu können, war schier zu verlockend, als das sie sein Angebot ausschlagen könnte.
<<Was, wenn ich deine Bedingung akzeptiere? Sagen wir einmal, ich denke darüber nach – wie geht es dann weiter?>>
<<Darüber unterhalten wir uns zu gegebener Zeit, wenn du dir sicher bist, dass du diesen Weg gemeinsam mit mir beschreiten willst. Doch überlege es dir gut.>>
 
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Nimue hatte, als der Drache ihr das Angebot unterbreitet hatte, nicht sofort eingewilligt, doch schwelte der Gedanke, ein unbeschwerteres Leben führen zu können, unaufhörlich weiter in ihr. Nicht nur bloße Anziehungskraft und Verlangen, wie es zu Beginn der Fall war, banden sie an Balthasar, sondern inzwischen vielmehr tiefgehende Gefühle. Und aus dem Grunde, dass sie fürchtete, dass er nicht das selbe für sie empfinden würde, hatte sie sich zurückgezogen, um dem Gefühl keinen weiteren Nährboden zu geben und einer neuerlichen Zurückweisung zu entgehen. Doch der schwarzhaarige Bundmagier hatte sehr wohl bemerkt, dass sie sich absichtlich von ihm distanzierte und hatte ihr Verhalten hinterfragt. Ja, wenn man das Kind nun also unbedingt beim Namen nennen wollte, müsste man inzwischen von Liebe sprechen, das hatte sie sich - und auch Balthasar - eingestanden. Wenngleich dieser mit Liebesschwüren weitaus zurückhaltender war als sie selbst, hatte er immerhin eingeräumt, dass er die gemeinsame Zeit mit ihr genoss und machte auch in Gesellschaft anderer Bundmitglieder keinen Hehl daraus, dass sie nicht nur das Bett miteinander teilten, sondern auch darüber hinaus, viel Zeit miteinander verbrachten.
 
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Bei einem geselligen Beisammensitzen vor ihrem Haus, waren die Löwentöchter Zeuge davon geworden, dass Balthasar sie auch offen als seine Partnerin ansah und sie stürmisch, mit einem Kuss, der wohl sonst eher hinter verschlossenen Türen ausgetauscht wurde, begrüßte. Sogleich hatte Amine gemutmaßt, dass Nimue ein Kind unter dem Herzen tragen müsse - und bereits bei früheren Gesprächen wurde lautstark bekundet, dass sie dem Kind - aus Sicht der Amazonen könnte es sich natürlich nur um ein kräftiges Mädchen, was aus dieser Verbindung hervorgehen würde, handeln! - eine Tante sein wolle. Nachdem auch Xapoa verkündet hatte, dass sie ebenfalls diesen Titel für sich beanspruchen würde, war Nimue auf ihrem Stuhl immer kleiner geworden und sichtlich erblasst. Verstohlen hatte sie dabei Balthasar beobachtet, der mit dem lauten Geplapper der illustren Frauenrunde nicht einmal überfordert schien und erstaunlich gelassen auf die Behauptung Amines reagierte. Mehr noch, es schien ihn zu amüsieren und ihm keinerlei Angst ob solch’ einer einschneidenden Veränderung einzujagen - ganz im Gegensatz zu ihr - er war regelrecht zum Scherzen aufgelegt. Schmunzelnd gab er zum Besten, dass das Kind bedeutend früher als gewöhnlich das Licht der Welt erblicken würde, da dieses es gewiss nicht abwarten könne, die Welt zu erobern. Tja, er wusste ja auch nichts von ihren Sorgen! Wie sie nämlich aus zahlreichen Gesprächen erfahren hatte, wäre es sogar gut möglich, dass einem Kind aus solch’ einer Verbindung der Fluch der Lykanthropie mit in die Wiege gelegt werden würde. Zu riskieren, den Fluch an das eigene Fleisch und Blut weiterzugeben? In ihren Augen undenkbar, setzte ihr dieses Schicksal doch gehörig zu und desto öfter das Gespräch in letzter Zeit aufkam, umso mehr festigte sich ihr Wunsch, Skotos Angebot anzunehmen. Doch der Drache hatte sie gewarnt und mit hämischen Unterton in der Stimme ihre eigenen Worte zitiert:
<<Ein Zurück wird es danach nicht mehr geben.>>
 
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Noch nie war sie ein Freund von übereilten Entscheidungen gewesen und so hatte sie entschieden, dass sie sich selbst noch etwas Bedenkzeit einräumen würde. Eine Zeitspanne von drei Vollmondzyklen erschien ihr demnach angemessen. Vorher würde sie das Gespräch mit Skotos diesbezüglich nicht noch einmal suchen. Der Dunkle, der sonst alles andere als geduldig war, hatte bislang erstaunlicherweise auch noch keinen Versuch unternommen, sie in eine Richtung zu drängen oder eine Entscheidung von ihr zu erwirken.
 
Vielleicht hatte allein das Gespräch vor geraumer Zeit schon dafür gesorgt, dass sich eine Art.. besseres Grundvertrauen eingestellt hatte?
Der Vollmond hatte sie erst vor kurzer Zeit aus seinem unerbittlichen Griff entlassen, als sie träge die Augen aufschlug und sich, als der Geruch von Tannennadeln und dem charakteristischen Duft des moosigen Waldbodens ihre empfindliche Nase flutete, dann panisch umsah. Sie hasste es. Sie hasste es abgrundtief. Das Aufwachen, irgendwo im Unterholz, der schlanke Körper gänzlich unbekleidet, häufig von oben bis unten mit Blut besudelt, weil die Wölfin sich regelrecht im Lebenssaft der Beute gesuhlt hatte..
Wie oft würde es wohl noch gut gehen, unbemerkt bleiben, welches Geheimnis sie vor den Augen aller, und allen voran ihres Liebsten, zu verbergen versuchte?

Dieses Mal war es schon recht heikel gewesen. Sie hatte nur noch den Pflanzen einen Schluck Wasser angedeihen lassen und sich dann im Schutz des Waldes auf die unvermeidliche Verwandlung vorbereiten wollen, als der Magus sie auf der Brüstung der Schwarzen Festung erblickt hatte und sich zu ihr gesellte. Nachdem die Neuigkeiten der letzten Tage auf beiden Seiten ausgetauscht worden waren, hatte Balthasar sie zum Kistenraum geführt und ihr einen Beutel zusammengestellt, den sie künftig bei sich tragen sollte - um bestmöglich auf die Angriffe der Fanatiker aus Silberburg vorbereitet zu sein. Sie hatte sich nur schwer von ihm lösen können, hatte sie in den letzten Tagen doch auf seine Gesellschaft und Nähe gänzlich verzichten müssen. Er hatte es ihr aber auch wirklich schwer gemacht, vernünftig zu sein und sich frühzeitig zurückzuziehen.. Und so hatte sie sich in seine Arme geschmiegt, bis sie das verräterische Kribbeln in ihrem Nacken nicht mehr ignorieren konnte und sie regelrecht zur Flucht gezwungen war. Eiligst wurde dann der Rückrufzauber direkt aus seinem Griff heraus gewirkt und sie hatte es gerade noch so geschafft, sich der Kleider in vollem Lauf zu entledigen, bevor der Drang sich zu verwandeln übermächtig wurde und sie nachgeben musste.
 
⋆ ⋆ ⥈ ⋆ ⋆
 
In der letzten Vollmondnacht war es ähnlich knapp gewesen, erinnerte sie sich.
Es waren einige Tage vergangen, seit sie einander gesehen hatten und sie vermied es, so schwer es ihr auch fiel, den Vorabend des bevorstehenden Vollmondes in seiner Nähe zu verbringen. Zu verlockend, ihm ihr Geheimnis einfach zu erzählen. Zu heikel, den Abschied bis zur letzten Sekunde hinauszuzögern, um nichts von der für sie so kostbaren Zeit mit ihm entbehren zu müssen. Viel zu riskant. Die Erklärung, die fällig wäre, wenn sie ob einer durchwachten Nacht zu lang schliefen und er sich plötzlich einer riesigen frostweißen Wölfin gegenüber fand, würde sie ihm nämlich erst einige Stunden später liefern können - und ob sie dann noch die Gelegenheit dazu bekommen würde.. oder ob die Wölfin bereits die Kontrolle übernommen und ihn.. nein.

Diese Art von Gedanken konnte und wollte sie nicht zulassen, also mussten rasch andere her! 
Eine nackte Frau im Wald würde - falls sie jemand sah - unnötige Fragen aufwerfen, das stand fest. Vor allem, wenn man sie noch dazu erkannte. Beim Gedanken an die verblüfften und ungläubigen Gesichter, die der- oder diejenige machen könnte, wenn er die ehemalige Diplomatin der Schwingen und Frau, die als Stadträtin Ansilons abgedankt hatte, in hastigem Lauf nackt durch den Wald rennen sah, belustigte sie nun doch und vertrieb die schwermütigen Gedanken. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Klatschbasen. Deren Mäuler würden nie wieder stillstehen! 
So schnell es ging, schlüpfte sie wieder in ihren Pelz, ignorierte die damit verbundenen.. Unannehmlichkeiten.. und preschte durch das Unterholz, um den Weg zur Hütte schneller zurücklegen zu können. Beinahe lautlos passierte die Frostweiße den schmalen, verborgenen Gang, der nach einigen Abzweigungen zum Keller der kleinen Hütte führte und kauerte sich auf dem kargen Höhlenboden zusammen. Die Rückverwandlung verlangte ihr auch heute noch einiges ab, doch es war längst nicht mehr so schlimm wie zu Anfang. Während sie gänzlich nackt auf dem Höhlenboden lag, die Arme um die Knie geschlungen, an die Decke starrte und sich der Anwesenheit des Magus im Haus sehr deutlich bewusst war, hatten sich ihre Gedanken, wie so häufig, wieder um Skotos’ Angebot gedreht. Ein normales Leben, mit ihm an ihrer Seite? Oh, der Dunkle war wirklich gerissen. Wie sehr sie sich danach sehnte!
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

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⋆ Rückblick 
- Ein einschneidendes Erlebnis - ⋆
 
Es war mehr Zeit vergangen, als ursprünglich eingeplant, doch hatten sich die jüngsten Ereignisse regelrecht überschlagen. Der Sturmrufer, der eine ungeheure Affinität gegenüber dem Element Luft besaß, hatte zu einer ungewöhnlichen Expedition aufgerufen. Mit einigen Studenten der Magieakademie, Wissbegierigen und Mitgliedern des Bundes gemeinsam, hatte man vor einiger Zeit bereits der Luftebene - Aeri - einen Besuch abgestattet und der drahtige Elementarist hatte bleibende Nachwirkungen davon getragen. Seine Gestalt war von diesem Tage an von wild herum zuckenden Luftenergien umgeben, das geliebte meeresblau der Augen war energetisch weiß-bläulichen Iriden gewichen. Man hatte bei diesem Ausflug zuerst gegen den Wächter der Ebene und später mit ihm gemeinsam gekämpft, um die Ebene, die ins Ungleichgewicht geraten war und einiger Probleme gegenüber stand, wieder verlassen zu können.
 
Mit großer Besorgnis hatte sie einer weiteren, geplanten Expedition entgegen geblickt, denn es war nicht nur sein unumstößlicher Wunsch, noch einmal dorthin zurück zu reisen, um die Ebene ein weiteres Mal zu erforschen und sich an dem atemberaubend schönen Anblick dieser Sphäre zu ergötzen, nein, seit geraumer Zeit kam es zu Sichtungen von Anomalien im ganzen Land, die man recht schnell einer Störung, die möglicherweise in der Luftebene ihren Ursprung haben könnte, zuschrieb. Eigens für diese Reise hatte der Magus ein imposantes Luftschiff entworfen und es mit ihrer aller Hilfe erbaut. Nichts hätte sie von ihm fernhalten können, wusste sie doch, wie gefährlich dieses Vorhaben war.
 
Nimue hatte Balthasar immer wieder in den Ohren gelegen, ihm von den Sorgen, die die bevorstehende Reise ihr bereiteten, geklagt und so hatte er sie schließlich, kurz bevor sie aufbrechen wollten, in ein Geheimnis von immenser Tragweite eingeweiht. Das ominöse Amulett, welches ihr von dem Tage an, als sie es in Balthasars Heim erblickt hatte, bis zum heutigen Tag hin, Kopfzerbrechen bereitet hatte, war nichts anderes ein Seelengefäß. Der findige Magier hatte aufgrund seines doch recht gewagten Lebensstils Vorkehrungen getroffen, die ihn im Falle seines Ablebens, zurück ins Leben bringen würden. Diese Beichte ließ tief blicken und bedeutete zweierlei Dinge: Zum einen, dass er ihr wirklich großes Vertrauen schenkte, denn außer ihr gab es lediglich zwei weitere Personen, die von diesem Artefakt wussten. Zum anderen, dass ihm überdurchschnittlich viel Macht innewohnte. Selbst Skotos, der nicht so leicht aus der Fassung zu bringen war, und sonst auch kein gutes Haar an Balthasar ließ, zeigte sich fast ein wenig beeindruckt und sprach sie darauf an.
<<Epi’lhechthike, das ist mächtige Magie, wir sollten uns darüber unterhalten.>>
 
Doch zu dieser Unterhaltung war es an diesem Abend nicht mehr gekommen und der Tag der Abreise hatte sie beschäftigt gehalten, sodass sie nach Aeri * aufgebrochen waren, ohne dass sie sich groß auf das drängende Gequengel Skotos eingelassen hatte. Balthasar hatte, nachdem sie an Bord des Schiffes gegangen waren, Wort gehalten und ihr das Amulett ausgehändigt, doch trotz, dass sie diese Art Rückversicherung bei sich trug, hatte sie eine böse Vorahnung verspürt. Und letztlich hatte sie ihr Gefühl nicht getrogen - Skotos hatte mit Engelszungen auf sie eingeredet, versucht, ihr die Reise auszureden, indem er ihr die schlimmstmöglichen Szenarien ausmalte, doch das Grauen, das dort tatsächlich stattgefunden hatte, hatte nicht einmal er vorausahnen können.
Bei einer Auseinandersetzung mit niemand geringerem als dem Buckligen, hatte der Elementarmagier, an dem ihr Herz hing, schließlich sein Leben gelassen und trotz, dass sie gewusst hatte, dass es ihnen möglich sein würde, ihn zurück zu holen, hatte es sie beinahe um den Verstand gebracht, mit anzusehen, wie der Dämon mit Hilfe von Magie den Kopf von seinen Schultern trennte und das Leben aus dem Körper des Liebsten wich.
 
Bild
 
Eine wilde Mischung von unbändigem Zorn, Trauer und ohnmächtiger Wut war durch ihren Leib pulsiert und nur unter Aufbietung all ihrer Kraft konnte sie verhindern, dass die Wölfin an die Oberfläche drang und die Kontrolle übernahm. Amine und Yuna hatten sich wahrlich aufopferungsvoll um sie gekümmert und niemals würde sie dies den Beiden vergessen. Nachdem sich Davion vergewissert hatte, dass sie das verfluchte Amulett bei sich trug und sie Balthasar zurück ins Leben holen konnten, gingen die Expeditionsteilnehmer in betriebsame Geschäftigkeit über- und Nimue hatte es schlicht nicht verstanden: Wie konnten sie nur? Während die übrigen Gefährten das Luftschiff aus der Gefahrenzone flogen und man begann in rege Geschäftigkeit zu verfallen, um das Schiff wieder instand zu setzen, hatte sie sich lediglich am weißen Angolquarz festklammern können, um nicht gänzlich zu zerbrechen. Skotos war überraschenderweise derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sie nicht die Fassung verlor, indem er beruhigend auf sie eingeredet hatte. Ausgerechnet er, der sich doch sonst redlich Mühe gab, sie mit seinem Gerede aus der Haut fahren zu lassen!
Bevor der Schlaftrunk von Amine schließlich ihren Geist umfing, hatte sie sich noch gefragt, ob es wirklich sein konnte, dass von ihrer Gutmütigkeit, ihrer Menschlichkeit, etwas auf ihn abfärbte.. Erst am nächsten Tag hatte ihre Pein ein Ende gefunden. Der Ebenenwächter hatte die Wolken, auf denen Nimue festen Stand gefunden hatte, mit seiner Essenz getränkt und somit verdichtet und zu ihrer Sicherheit eine Art Kuppelkonstrukt um sie herum entstehen lassen, damit sie auf seinen Stürmen zurück zum Ort des Geschehens reisen konnte, um ihr die dort entstandene Narbe zu zeigen. Doch der Körper Balthasars war verloren. Doch nichtsdestotrotz hatte man das Ritual abhalten und den drahtigen Elementaristen zurück ins Leben holen können. 
 
Bild
 
Rückblickend hatte diese Reise also derart viele Konsequenzen nach sich gezogen- nicht nur für Balthasar, der durch das Opfer des Wächters nun wieder am Leben war, tiefschwarzes gegen weißes Haar getauscht und darüber hinaus wohl auch die Aufgabe, über die Luftebene zu wachen, geerbt hatte, nein auch für sie.. denn sie hatte, kaum, dass sie wieder einen Fuß auf den Boden gesetzt hatte, nach dem Dunklen gerufen und die wenigen, aber schicksalsträchtigen, Worte in ihrem Geiste ausgesprochen, die schon so lange in dieser oder ähnlicher Form in ihrem Kopf herumgeisterten:
 
<<Skotos. Ich bin bereit, ich entscheide mich für dich.>>
 
Sie war es leid. So unsagbar leid.
Von einem Augenblick auf den anderen, ohne dass die Kraft des Mondes an ihr zerrte oder Wut der Auslöser war, spürte sie, wie der Blutfluch mit aller Macht gegen die 
bewusst getroffene Entscheidung zu rebellieren begann und sie förmlich spüren konnte, wie die Frostweiße unter ihrer Haut umherging und mit Zähnen und Krallen nach einem Ausweg suchte.. Oh nein, gewiss nicht hier und ganz gewiss auch nicht jetzt! Hoch konzentriert, sich mit aller Kraft gegen die Wölfin erwehrend, teleportierte sie sich zu ihrer Waldhütte und war schier außer Stande, dem freudigen Singsang, mit dem der Dunkle die lang ersehnten Worte quittierte, tatsächlich Gehör zu schenken. 

<<Und so nimmt es - endlich! - seinen Lauf..>>

 
⋆ ⋆ ⥈ ⋆ ⋆
 
 
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Xa'Velle Belin
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

⋆ Rückblick
- Erstens kommt es anders,.. - ⋆ 
 
Viele Streitgespräche hatte es zwischen ihnen gegeben, denn Skotos hatte ihr seine Lösung unterbreitet. So einfach, wie er sich das vorstellte war es gewiss nicht – da machte sich die dunkelblonde Illusionistin nichts vor. Doch sie wusste, dass all die Mühen sich letztendlich auszahlen würden – bloß, wie sich das Vorhaben tatsächlich in die Tat umsetzen ließ, musste gut durchdacht sein, denn.. ganz im Gegensatz zu ihrem dunklen „Gefährten“ besaß sie ein, ärgerlicherweise, gut funktionierendes Gewissen.  
 
Zu dem plagten sie aber auch noch ganz andere Sorgen, denn das Land wurde von einer neuen Bedrohung heimgesucht: Zwischen all den niederen Dämonen, die nicht mehr als alltägliches Beiwerk bedeuteten und sich seit Jahr und Tag in den hiesigen Höhlen herum trieben, hatte sich wiederholt ein mächtiger Dämonenlord gezeigt, der offenbar kein unbeschriebenes Blatt war. Ba’muth erzählte man sich, sei der Name des Dämons, den man sich bereits mit, vor Schrecken, fast erstickt klingender Stimme, zuflüsterte.   
Sein Ziel sei es, die Sternensplitter, die große Macht in sich trugen, allesamt in seinen Besitz zu bekommen und wie es schien, war es ihm gleich, wie er der Splitter habhaft wurde - ob mit Gewalt oder Versprechungen, ihm schien jedes Mittel recht zu sein.
 
Über einen längeren Zeitraum hinweg waren die Bundmagier der Aufmerksamkeit Ba’muths entgangen, doch vor Kurzem war Jerka, die rechte Hand des Dämonenlords an den Bund herangetreten. Der Ysam enis Alwanzessar wurde vor die Wahl gestellt - entweder sich auf die Seite der 66. Legion zu schlagen und von der Macht des Lords nach dem Sieg über die lichte Fraktion darüber hinaus auch noch zu profitieren.. oder aber gemeinsam mit dem verhassten Feind unterzugehen. Nimue hatte es mehr als nur missfallen, überhaupt in solch eine missliche Lage geraten zu sein - es widersprach schließlich ihrer Natur, sich mit Dämonen zu verbünden, alles in ihr hatte sich dagegen gesträubt und geschrien, das dämonische Gezücht stattdessen zu zerfetzen, aber im Grunde hatten sie keine andere Wahl gehabt, es war das einzig Vernünftige gewesen und sie schien ohnehin die Einzige gewesen zu sein, die solche “Vorbehalte” den Dämonen gegenüber gehabt hatte..
Doch dann war alles gänzlich außer Kontrolle geraten..

Luca und Nimue waren durch den Akademiewächter Hadarim Lichtglanz, dem zwischenzeitlich selbst der Willen der Legion aufgezwungen worden war, unter den Teich im Hofe der Akademie teleportiert und vor die Wahl gestellt worden: Ein grässlicher Tod durch Ertrinken oder sich der Legion anschließen? Einer der Kristalle, welche für die Korrumpierung verantwortlich waren, hatte unheilvoll vor ihnen auf dem Grund des Teiches gethront. Gemeinsam hatten sie die Entscheidung getroffen und mit der Berührung des Kristalls ihr Überleben gesichert, sich somit aber gleichzeitig in den Dienste Ba’muths gestellt.
 
Anfangs undenkbar für Nimue, dass sie einem Dämon folgen und ihren Hass genug kontrollieren könnte, um nicht aufzufallen, doch je weiter die Korrumpierung voranschritt, umso weniger Schwierigkeiten hatte sie, ja, umso zugehöriger fühlte sie sich sogar in den Reihen der Legion.
Bei vielen Unternehmungen der Legion war sie zugegen gewesen: Angefangen bei der Schlacht auf der Augeninsel, bei der Ba’muth auch den letzten, noch fehlenden Seelensplitter an sich reißen konnte. Kurze Zeit später half sie bei der Freilegung der Höhle auf Ivren’mir und auch beim Umzug des Mutterkristalls, den man von der Legionsfestung schließlich nach Ivren’mir verlegt hatte. Vermutlich war durch die unmittelbare Nähe zum Mutterkristall die Korrumpierung weiter verstärkt worden, denn sie war dem Kristall über längere Zeit unmittelbar ausgesetzt gewesen und hatte währenddessen Stiche in den Händen bemerkt.
Sie ahnte bereits, was ihr bevorstand, als die Schulterblätter von ähnlichem Jucken befallen wurden, wie die empfindliche Kopfhaut, kurz bevor die Hörner schließlich durchgebrochen waren. Und tatsächlich hatte sich ihre Vermutung bestätigt - ledrige Schwingen prangten bald darauf an ihrem Rücken.
 
Wenngleich die Korrumpierung * sie insgesamt auf eine bittersüß-schmerzliche Art und Weise stärkte, hatte sie dennoch das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte.
Aus Gesprächen mit Luca hatte sie erfahren, dass auch diese von Kopfschmerzen zeitweilig heimgesucht worden war, doch dies schien sich bei ihr bereits weitestgehend verflüchtigt zu haben - Nimues Schmerzen flackerten jedoch immer wieder auf und dazu hatte sich eine seltsame, körperliche Schwäche gesellt, die kam und ging. In einen Moment fühlte sie sich regelrecht von Macht durchflutet, doch im nächsten Augenblick geriet sie ins Stocken und fürchtete, einem körperlichen Zusammenbruch nahe zu sein. Skotos hatte bereits seine Meinung Kund getan, doch sie hatte es für eine seiner äußerst dramatisch vorgetragenen Einwürfe gehalten, um.. das leidige Thema.. wieder in den Vordergrund zu rücken.

<<Wir müssen schnell handeln, Epi’lhechthike. Dein Körper bricht zusammen, es ist lediglich eine Frage der Zeit, wie lange er noch durchhält. Die dämonische Energie, die hier am Werke ist, verträgt sich nicht mit der, der Wölfin. Es wird uns das Leben kosten, wenn wir nichts unternehmen.>>
Dass auch er immens an ihrer Körperkraft zehrte, sprach er freilich nicht an.
Die Abstände wurden kürzer- doch wann war der letzte, dieser äußerst kuriosen Schwächeanfälle gewesen? Und während sie darüber nachdachte, vielleicht vorsorglich doch Davion ins Vertrauen zu ziehen, überkam sie ohne Vorwarnung der nächste Anfall. Die Beine knickten ein, sie konnte sich gerade noch am Türstock abfangen. Ein paar tiefe Atemzüge schöpfend, taumelte sie die wenigen Treppenstufen zum wohnlicheren Bereich der Hütte hinab, um sich erschöpft bäuchlings auf die am Boden liegenden Kissen fallen zu lassen. Schlaff legten sich die Schwingen an ihren Leib.
 
Ein Hustenanfall schüttelte sie und ließ sie vor lauter Anstrengung die Lider fest zusammenkneifen. Quälende Herzschläge später, nachdem das trockene Husten sie nicht mehr schüttelte, war es offenbar überstanden und sie schlug die Augen wieder auf.
Mhm, dieser Geschmack im Mund. Blinzelnd, den Blick scharf stellend, starrte sie geradewegs auf ein einstmals strahlendweißes Kissen, das nun von zahlreichen Sprenkeln und einem großen, roten Fleck, verunziert wurde.
 
Blut. Verflucht. Vielleicht hatte der elende Drache doch Recht..
 
⋆ ⋆ ⥈ ⋆ ⋆
 
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

⋆ Gegenwart
- Kontrollverlust - ⋆ 
 
 
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⋆ ⋆ ⥈ ⋆ ⋆
 
Wir schreiben heute den 21. Tag des zehnten Monats im Jahre 76. Alles, was schief gehen kann, wird eines Tages schief gehen - vorzugsweise auf die denkbar schlimmste Art und Weise - und meist auch ausgerechnet dann, wenn man es am wenigsten gebrauchen kann. Und genau das wurde mir in der vergangenen Nacht, wieder einmal, auf äußerst eindrucksvolle Weise vor Augen geführt. Oder besser gesagt, nicht mir, sondern Balthasar, indem er Dinge gesehen hat, die er niemals hätte zu Gesicht bekommen sollen.

Und nun sitze ich hier, wie ein Häufchen Elend auf dem schroffen Boden der Schwarzen Festung, zwischen Pflanztöpfen und mit Erde gefüllten Säcken im Gewächshaus kauernd, und versuche einen klaren Kopf zu bekommen. Die Tatsache, dass ich bereits seit Stunden hier an Ort und Stelle verharre und mich noch immer nicht vom Fleck wegbewegt habe, beweist, dass ich nicht erfolgreich war und noch immer ein furchtbares Durcheinander in meinem Kopfe herrscht. Doch vielleicht sollte ich von vorn beginnen - nur für den Fall, dass ich wieder meiner Erinnerungen beraubt werde. Ich schreibe wieder, weil dies jüngst erst geschehen ist - Erinnerungen, die eine Zeitspanne von mehreren Mondläufen umfassen, sind womöglich für immer verloren. Doch will ich mich nicht länger mit Grübeleien aufhalten, was während dieser Zeit geschehen sein könnte, wo es gerade Dringlicheres gibt, dem ich mich zuerst einmal widmen sollte.


Der Dunkle hat mich, laut eigener Aussage, bereits während der Korrumpierung und nun auch nachdem der Bann gebrochen war, mehrfach recht eindringlich darauf hingewiesen, dass Handlungsbedarf besteht. - Um es unverblümt auszudrücken: Wir werden sterben, wenn er recht behält. Ein schlechter Witz, wenn man bedenkt, dass ich mich gerade an den Gedanken gewöhnt habe, all meine Liebsten um viele Jahrhunderte zu überleben und mich nun mit dem Wissen tragen muss, womöglich nicht einmal ein einzelnes Jahr Lebenszeit übrig zu haben? - Ich hielt es jedoch für schlichte Übertreibung und einen weiteren Versuch, mich dazu zu bewegen, das Vorhaben nun endlich anzugehen und reagierte, wie ich immer reagiere, wenn er mich zu sehr bedrängt: Ich maßregelte ihn und widmete mich weniger anstrengenderen Dingen.
  
Inzwischen schenke ich seiner Warnung jedoch genügend Glauben und fürchte, er könnte durchaus Recht haben mit dem was er sagt: Luca ist bereits seit einer Weile gänzlich schmerzfrei, sie wurde weder von Schwächeanfällen geplagt, noch klagte sie über gravierendere Probleme, wie sie bei mir besonders in den letzten Tagen vermehrt auftraten. Balthasar hatte als möglichen Grund für die unterschiedlichen Genesungsverläufe den Verdacht geäußert, dass es am mehr beanspruchten Geist (die fortlaufenden Meditationen sind hier gemeint) liegen könne, weshalb sich meine Kopfschmerzen noch so hartnäckig halten, doch lässt sich mittlerweile klar sagen, dass dies allein nicht der Grund sein kann. Tatsächlich behauptet der Drache, den Grund für mein.. Unwohlsein.. benennen zu können- ob er damit richtig oder falsch liegt, ich weiß es nicht. Seinen Verdacht wollte er noch nicht äußern, er hat lediglich gesagt, dass es uns das Leben kosten wird, sollten wir nicht handeln. Ein Hoch auf seine Geschwätzigkeit, wenn man sie 'mal braucht, pah.


Zu der üblichen Schwäche und dem bereits nur allzu bekannten Schmerz in Kopf und Brust, gesellte sich nun auch trockener Husten, bei welchem ich gelegentlich auch Blut spucke und mir zudem Blut aus der Nase läuft. Ich habe bereits versucht, mich sämtlicher bekannter Hausmittelchen und leichter alchemistische Tränke zu bedienen, doch zeigten diese immer nur kurz Wirkung. Ein Jammer, dass Xapoa derzeit unauffindbar ist, vielleicht hätte sie einen Rat? 

Am meisten Sorge bereitet mir jedoch, dass ich die Kontrolle so leicht verloren habe. Seit so vielen Jahren trage ich die Frostweiße nun schon in mir und sieht man einmal davon ab, dass ein Jeder vermutlich in seinen Anfangstagen die ein oder andere Schwierigkeit hatte, seine Wut im Zaume zu halten, so behaupte ich doch, dass ich inzwischen zu einer Meisterin meines Fachs herangereift bin. Es hätte schlicht und ergreifend nicht passieren dürfen. Das Gesprächsthema hielt mich schon seit einigen Tagen dauerhaft beschäftigt, hatte immer wieder, freilich auch durch Balthasars wohlplatzierte Spitzen, den Dorn der Eifersucht unablässig in mein Fleisch getrieben. Die Frostweiße geiferte und schnappte voller Zorn, der Dunkle amüsierte sich köstlich wegen meiner „albernen Besitzansprüche“ und ehe ich mich versah, entglitt mir derart die Kontrolle, dass ich, mich im Strudel der Emotionen verlierend, das Unvermeidliche nicht mehr verhindern konnte.


So gern ich all dies - auch den Kontrollverlust - als mögliche Nachwirkungen der Korrumpierung abtun würde, die bereits in wenigen Tagen verschwunden sein würden, weiß ich, dass ich der Wahrheit in's Auge blicken und mit Balthasar sprechen muss. Bei den Alten, ich erinnere mich mit Schrecken zurück an seinen Gesichtsausdruck..! Ich muss einen derart jämmerlichen Anblick geboten haben, dass er, trotz der unzähligen Fragen die er zweifelsohne haben muss, so rücksichtsvoll gewesen war und mich zu Bett gebracht hat, um mir die dringend benötigte Ruhe zu gönnen. Ich fragte ihn, ob er besorgt sei, ob er nun Angst habe und wolle, dass ich gehe.

"Und wohin solltest du gehen, wenn du zu mir gehörst..?" erwiderte er lediglich auf meine Fragen, als er mich an der Hand nahm und hinter sich herführte. Als ich aufwachte, lag er nicht mehr neben mir und ich frage mich, ob sich bereits schon alles zwischen uns verändert hat oder ob die Veränderung erst schleichend in den nächsten Tagesläufen kommt. Sieht er mich nun als die todbringende, klauenbewehrte Bestie, zu der ich werde, wenn der Vollmond mich in den frostweißen Pelz zwingt?  Wird er mich verstoßen, mich nach dem ersten Schrecken vielleicht sogar verraten oder mir nach meinem Leben trachten, wenn er begreift, dass unter der makellosen, leicht gebräunten Haut im Grunde genommen eine Abartigkeit lauert, die nur darauf wartet, die messerscharfen Klauen in ihr nächstes Opfer zu schlagen und es aus dem Leben zu reißen? 
 
<<Epi'lhechthike. Wie lange willst du dich hier, zwischen.. all dem Grünzeug.., noch verstecken?>> 
<<Ich verstecke mich gar nicht.>>
Ein schwacher Protest ihrerseits. Natürlich versteckte sie sich, wem machte sie da eigentlich etwas vor?
<<Ja, du hast mich erwischt, ich verstecke mich.>> 
<<Wovor? Na los, geh' nach Hause.>>
<<Nach Hause? Skotos.. Das ist nicht so einfach.. Ich habe das, was ich zu Luca sagte, ernst gemeint. Dort, wo er ist, ist mein Zuhause. Was ist, wenn er mich nicht mehr bei sich haben will?>>
<<Auf. Zum Gutriechenden. Nach Hause. Und sei, verdammt nochmal, endlich ehrlich zu ihm und red' nicht länger um den heißen Brei. Jetzt hast du doch ohnehin nichts mehr zu verlieren, eh? Je eher du mit ihm redest, desto besser. Hör‘ auf den guten, alten Skotos, du wirst dich besser fühlen – egal, wie das Gespräch auch enden wird.>>
<<Wenn du dich da ‘mal nicht irrst!>>
 
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Schweren Herzens wurden die Schreibutensilien zusammengepackt, das Buch mit einem Zauber gesichert und sich ein Herz gefasst. Wenige Augenblicke später materialisierte sie sich in der Handelsstadt. Bevor sie das Gespräch mit dem Sturmrufer suchen würde, müsste sie noch einige Vorkehrungen treffen. Ihr Weg führte sie erst einmal in Richtung des Stadtzentrums, in die Nähe des Pavillons.
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

Ereignisreiche Tage lagen hinter ihnen. Zeit zum Durchschnaufen war dieser Tage kaum geblieben. Nimue hatte das Gefühl, dass nach einer langen Phase, in der das Leben belanglos vor sich hin plätscherte, jetzt eine Zeit angebrochen war, in der die Ereignisse sich nur so überschlugen. Zuerst hatte sie Balthasar die erschütternde Nachricht überbringen müssen, dass Skotos und sie vermuteten, dass ihre Tage gezählt waren und ihnen nur noch wenig gemeinsame Zeit verblieb. Mit ihrer unverblümten, direkten Art hatte sie den Elementaristen sichtlich schockiert, grausam zu sein, war gewiss nicht ihre Absicht gewesen, doch er hatte es erfahren müssen. Anfänglich noch gefasst und sich auf die Fakten konzentrierend, konnte sie jedoch nicht verhindern, dass ein Schluchzer aus ihr hervor brach, als Balthasar klar stellte, dass sie sich ihm, mögliche Lösungswege betreffend, zu öffnen habe, da künftige Entscheidungen nicht mehr nur sie allein betreffen würden und er nicht vorhabe, ihr von der Seite zu weichen. 

Luca war inzwischen beinahe ein täglicher Gast im Hause des Sturmrufers und leistete Nimue, der von Fräulein Mailin (einer tüchtigen, sowie kompetent wirkenden und wie aus dem Nichts aufgetauchten, vor ihrer Türe erschienenen Heilerin) ein Redeverbot auferlegt und stündlich ein Löffel Efeuhonig und Ruhe verordnet worden war, bereitwillig Gesellschaft.
Während der Hausherr des schmucken Anwesens am Wasser in dringlichen Amtsgeschäften unterwegs war, ließ es sich Nimue, in eine Decke und warmes Gewand gehüllt, bei.. kannenweise, geschlürften Kräutermischungen - statt dem heißgeliebten aromatischen Wein! - so gut wie nur möglich gehen. Während eines solchen Beisammensitzens war das Gespräch auch wieder darauf gekommen, dass ein Lösungsweg gefunden werden musste, denn Nimue hatte recht eigensinnige Vorstellungen. Schließlich hatte Luca den Einfall, der den sprichwörtlichen Stein ins Rollen brachte.

 
“Aber der Körper muss nicht unbedingt einer lebenden Person gehören..?”
  
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Als Nimue dämmerte, was Luca damit ansprechen wollte, begradigte sie unabsichtlich ihre Haltung und hob die Brauen.
“Das wäre in der Tat eine Option. Eine gute Option sogar. Wenngleich der Gedanke auch.. ein gruseliger ist, aber ja.. So müsste meinetwegen auch keine Existenz ausgelöscht werden und mit dem Ritual was wir durchführten.. - oh Luca, das könnte tatsächlich die Lösung sein!” Ihre Gedanken überschlugen sich regelrecht, die Augen schienen so sehr in Aufruhr zu sein, dass sie einer stürmischen See glichen, so emotionsgeladen, blickte sie der Freundin entgegen.
“Gruselig hin oder.. Hauptsache, wir können dich retten!!”

Am folgenden Abend traf man sich in der Schwarzen Festung und auch zu diesem Anlass wurde ihr Gesundheitszustand thematisiert und sie schenkte den Mitgliedern des Bundes schließlich reinen Wein ein. Einige hatten sich ob ihrer ungesunden Blässe bereits denken können, dass es etwas ernsteres als eine zur Jahreszeit passende Unterkühlung war, doch dass es derart schlecht um sie stand, überraschte sie alle. Auch das vehemente darauf bestehen, dass kein Mensch aus dem Leben gerissen werden würde, um sie zu retten, ließ die Bundmagier am Tisch befremdlich die Stirn runzeln, jedoch hielten sie sich an ihren Wunsch und sicherten ihr ihre uneingeschränkte Hilfe zu. Seitdem war man noch näher zusammengerückt, als es in der letzten Zeit ohnehin schon der Fall gewesen war und man beschloss, das Gedankenspiel in die Tat umzusetzen. Angefangen wurde damit, zu planen, dass die erste Handlung sein würde, dem Fermalsationsturm gemeinsam einen Besuch abzustatten. Nimue hatte sich nämlich daran erinnert, beim letzten Besuch im Turm, in einem Buch geblättert zu haben, indem nicht nur festgehalten wurde, um welche Verstorbenen es sich handelte, sondern auch, wo sie zur letzten Ruhe gebettet wurden und in welchem Zustand sich die Leichname befanden.


Davion hatte sie am Folgetag allein aufgesucht, um frei sprechen zu können, denn vor Luca und Balthasar musste man dennoch eine gewisse Geheimhaltung wahren, obwohl Balthasar nun wusste, was Nimues Geheimnis war.
Falls man erfolgreich sein und einen geeigneten Körper finden würde, bestünde da aber noch nach wie vor das Problem, dass der Drache, nach erfolgreichem Körperwechsel bereits, auch weiterhin von der Lebenskraft der neuen Hülle zehren würde, gab Nimue zu bedenken und beratschlagte mit Davion, wie wohl das beste Vorgehen sei, sich dahingehend an die Alten zu wenden. Derzeit war ihr nämlich keine Möglichkeit bekannt, sie zu kontaktieren. Sie vermutete aber, dass sie Erfolg haben könnte, die Alten zum Handeln zu zwingen, indem sie den unscheinbaren, kristallenen Reif, den sie seit jenem schicksalsträchtigen Tag, als die Alten ihr das Geschenk ihrer magischen Befähigung machten, zerstören würde. 

Doch das hatte erst einmal Zeit. Die oberste Priesterin der Dunkelelfen, Mizrae, wurde kurzerhand mit zu dem kleinen Ausflug genommen. Sie hatte sich am Abend der ersten Bürgerversammlung Ansilons im Hinterzimmer der tänzelnden Bärin daran interessiert gezeigt, welchem Totenkult die altvorderen Magokraten gefolgt waren, und als man sie, just in dem Moment, als man sich beim Reisemagierpodest versammelte um aufzubrechen, antraf, lud man sie ein, sich anzuschließen, um mehr zu erfahren.
 
Von dem Ausflug hatte man sich in erster Linie versprochen, einen Anhaltspunkt darauf zu erhalten, wo man möglicherweise noch einen ebenso präparierten Körper wie den Han-Hastas finden könnte, denn im Grunde widersprach es den Fermalsationsrichtlinien der Magokraten und machte die meisten Körper schon im Vorhinein unbrauchbar für ihr Vorhaben. Wie Davion bereits vermutet hatte, war die Globule instabil geworden und bereits kurz nach Betreten dieser, kündeten kleinere Erschütterungen davon, dass er Recht behalten hatte. Im unteren Bereich hielt man sich gar nicht lange auf und begann im ersten Geschoss in den beinahe überquellenden Regalen zu suchen. Ob der Beengtheit der Räumlichkeit stand man dicht an dicht und die kleinen und größeren Erschütterungen, die auch für die Nicht-magischen Anwesenden zunehmend spürbarer wurden, trieben so manches Buch aus den Regalen heraus und ließen sie polternd zu Boden fallen. .     

Madara wurde als erster auf ein Buch aufmerksam, das von einem Ständer gerutscht war, und hob es auf, um darin zu blättern. Während sie sich mit Blick über seine Schulter davon überzeugte, dass es sich um das gesuchte Buch handelte, knarrte es verdächtig über ihnen im Gebälk- eine weitere Erschütterung kündigte sich an und ließ weitere Bücher aus den Regalen fallen. Balthasar wurde von einem Buch an der Schulter getroffen und fast schon wollte er es zurück zu den anderen Exemplaren stecken, als ihm wohl etwas aufgefallen war. Als sich das Beben intensivierte und damit eine Art erdrückendes Gefühl von Unwohlsein aus den Tiefen des Turms einherging, reichte er das Buch mit dem Hinweis, dass es ein ungewöhnliches Buch sei, in das sie einmal einen Blick werfen möge, weiter.
Ein massives Grollen erklang und trieb alle zur Eile an, den Turm durch das Portal zu verlassen. Wieder im Vorraum angekommen, wurde rasch der Angol aus der Verankerung gezerrt, um die Last auf die Globule zu verringern und einen Wimpernschlag später verschwand auch das Portal.

 
Im Anschluß daran, hatte die Ilharess von einer Grabstätte berichtet, die sich in der Nähe des Titankäferberges befand und die Gruppe dorthin gebracht, indem sie einen Weg ins Innere der Gruft eröffnete. Die Kammer der Architekten. Dort hatte Nimue sogleich die Möglichkeit, die im Register gelisteten Namen mit den Grabsteinen, die die Gräber säumten, abzugleichen. Schnell war jedoch klar, dass keiner der hier bestatteten Leichname für ihre Zwecke in Frage kommen würde. Luca und Balthasar wurden seit jeher von Neugier angetrieben, sie konnten es nicht lassen - wie bei jeder Expedition, die der Bund bisher unternommen hatte.. - und mussten unbedingt einen Blick in einen der massiven Särge werfen und lösten prompt eine Falle aus. Ein Feuergolem erschien und griff die Gruppe an. Nimue, die ohnehin geschwächt und vor allem auf einen Kampf nicht vorbereitet war, wurde verwundet, doch von ihren Gefährten recht schnell wieder auf die Beine gestellt, sodass sie die Heimreise antreten konnten. 
 
Die nächsten Tage verbrachte sie damit, immer wieder in den beiden Büchern zu lesen - denn Balthasar hatte Recht behalten, das Buch, was ihn gestreift hatte, war in der Tat ungewöhnlich. Nicht nur, dass es einen Einband aus feinstem schwarzem Leder besaß, nein, man konnte förmlich spüren, dass dieses Buch Magie in sich trug. Sie schleppte die beiden Bücher stets mit sich herum und konnte das Gefühl nicht abschütteln, dass sie sie nicht in einer Truhe oder auf dem Tisch liegen lassen dürfe. Als sie also wenige Tage später das Register, das den Namen “Xa’velle Belin” als Titel trug, zur Hand nahm, blinzelte sie verwirrt. Auch wenn die Schrift noch immer verblasst schien, hatten weitere Zeilen die Seite des Buches gefüllt. Fast meinte sie, ihren Augen nicht trauen zu können, doch auch mehrmaliges Reiben selbiger änderte nichts an dem Ergebnis und auch wenn sie es vermied, sich ihrer Gabe und Zauber zu bedienen, so tat sie es in diesem Augenblick mehr aus Reflex und murmelte die Worte der Macht “In Lor” mit der Absicht, die Wahrnehmung der Augen zu erhellen- nein, es war keine Halluzination. Und mit dem Wirken des Zaubers, das Buch fest in der Hand haltend, während die andere Hand die Reagenzien bereit hielt, verspürte sie ein Gefühl, das man am ehesten als frische Brise in ihrem Geiste zu beschreiben vermochte. Kurz darauf hatte sie ein schemenhaftes Bild vor Augen.. Bei den Alten.. was war das.. oder besser gesagt, wo war das?! Solange ihr das Bild noch frisch vor Augen war, nahm sie sich einen Kohlestift und ein Stück Pergament und fertigte eine behelfsmäßige Skizze an. Vielleicht erkannte eines der Bundmitglieder diesen Ort? 
 
Sie würde nun allerdings erst einmal das mit Davion bereits vor Tagen besprochene in die Tat umsetzen und versuchen, die von den Alten so einseitig gehaltene Kommunikation forcieren. Eine Weile saß sie am opulenten Tisch und betrachtete den kristallenen Reif, der an ihrem Finger prangte. Davion hatte einige Vorschläge unterbreitet, der Reihe nach ließ sie sich diese durch den Kopf gehen. Nimue umtrieb die alberne Sorge, dass sie mit dem Zerstören des Rings möglicherweise ihre Gabe einbüßen könnte.
“Die destruktivste Methode sollte freilich die letzte sein. Man kann den Ring auch erstmal der Magie aussetzen, ihn damit fluten - oder, die Haut durch Elementarmagie geschützt, - den Ring vielleicht einem heißen Feuer aussetzen. Oder ihn in Drachenblut tränken.. oder eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten. Schaden kann es nichts. Schlussendlich.. gibt es noch andere Möglichkeiten, einen Gewöhnlichen zur Magie zu bringen. Es ward bei Livius Quintus ja gleichsam vollbracht.” 

 
Auf die Elementarmagie konnte sie nun nicht zurückgreifen, weder Balthasar, Madara oder Davion waren zugegen, und auch Drachenblut hatte sie nicht zur Hand - also blieb es dabei. Mit dem zugekniffenen rechten Auge holte sie aus und ließ den Schmiedehammer auf den Kristallring darniedersausen. Es hatte nicht einmal ein splitterndes Geräusch verursacht, als der metallene Kopf auf das filigrane Reifchen getroffen war! Dann noch einmal, mit mehr Kraftaufwand. Ein weiteres Mal wurde ausgeholt und.. 
Aaaaah! Da spürte sie es auch schon. Das vertraute Gefühl der sich nach außen stülpen wollenden Innereien, wenn die Drachen sie zu sich beschworen. Eine Schmach, dass sie jedesmal von Neuem fast im Begriff war, ihnen vor die ätherisch schimmernden Pranken zu speien.. 
Die Frage, ob es den Drachen, die sie an ihre Seite rief, ebenfalls so erging, blitzte kurz in ihrem Geiste auf und ließ sie murren, bis sie auch schon den Aufprall auf dem schroffen Höhlenboden spürte und ob des missmutigen Knurrens des Wächters den Kopf anhob.
“Was glaubst du eigentlich, was du da tust?”
“Es ist keine Zeit für diese Art von ‘Höflichkeiten’. Also kürzen wir das Ganze etwas ab. Komra. Ja, es ist schön, euch wiederzusehen. Danke, nein, ich erfreue mich nicht bester Gesundheit, wir werden sterben. Was mich auch direkt zum Grund meines.. Besuches.. bei euch führt: Kennt ihr eine Möglichkeit, einen Körper auf magische Art und Weise zu stärken?” In aufmüpfig wirkender Manier, wurden die Arme vor der Brust verschränkt und auf dem Hosenboden sitzend, zu den beiden Drachen, die bedrohlich über ihr aufragten, aufgeblickt. 


“Was hat das zu bedeuten, dass ihr sterben werdet?” Der Kleinere der Beiden, Teleisotos, sprach mit sanfter Stimme und brachte das massige Haupt etwas näher an Nimue heran. Die Nüstern sogen ihren Geruch ein und ein Zucken durchlief den Leib des Ätherischen. Auf gedanklicher Ebene wechselte er wohl einige Worte mit seinem Artgenossen, woraufhin dieser wieder zu knurren begann.
Versöhnlicher wirkend begann Nimue zu erzählen, was sich in den letzten Mondläufen zugetragen hatte und beobachtete das Mienenspiel des Ältesten währenddessen genauestens. Was war das in seinem Blick? Verständnis.. Besorgnis.. Mitgefühl? Mhm, es war nicht eindeutig ablesbar. Als sie zum Ende ihrer Erzählung kam, nickte der Drache einmal und tauschte neuerlich einige Gedanken mit dem Wächter, welcher gar nicht begeistert zu sein schien, doch Teleisotos schien sich daran nicht zu stören, als er das Wort wieder an Nimue richtete.

“Es gibt etwas, das einst viel Macht in sich trug, aber heute nur noch eine kleine Menge Magie in sich beherbergt. Ein kleines Fünkchen, wenn du so willst. Um dir zu helfen, sollte es aber ausreichen.”
Ein kleines Lächeln, das aber eher an ein Zähnefletschen erinnerte, konnte sie sich nicht verkneifen, doch schien der Älteste es ihr nicht übel zu nehmen.

“Mhm, und gesetzt den Fall, dass ich einen geeigneten Körper finde, dieses Etwas, von dem du sprichst.. du würdest es mir überlassen?” Misstrauisch wurde die rechte Braue gehoben.  
“Auch uns ist daran gelegen, dass du nicht vergehst, Menschlein, du hast schließlich die Aufgabe, den Dunklen im Zaum zu halten und hast dich in den letzten Jahresläufen nicht halb so schlecht angestellt, wie befürchtet.”
“Also gut.. um was handelt es sich dabei genau?”
“Ich spreche von einer Schuppe Yazhendrakais. Sie sollte dir als die Giftgrüne, die große Formerin, bekannt sein.”

Ein leises, ungläubiges Schnaufen erklang. “Eine Schuppe von IHR?” 
Die geröteten Augen Nimues wurden groß, kreisrund und von einem feinen Funkeln erfasst und beinahe ehrfürchtig faltete sie die Handflächen übereinander und presste sie an ihr schmerzendes Herz. Wäre der Drache dazu in der Lage, nachsichtig zu lächeln, dann täte er es wohl in diesem Augenblick, aber dies war gar nicht nötig, man konnte es in der grollenden Stimme ohnehin erahnen, dass ihn ihre Reaktion ein klein wenig zu belustigen schien.
“Ja, eine Schuppe von der, die als Dritte der ersten Brut entsprang.''
“Nun, damit habe ich wahrlich nicht gerechnet. Damit sollte aber das Problem der allzu schnellen Aufzehrung der Lebenskraft durch Skotos fürs Erste abgewendet sein. Ich danke dir, Teleisotos.”
“Wann können wir damit rechnen, dass du eines geeigneten Körpers habhaft geworden bist?”
“Nun, ich werde in Bälde mit den Meinen zu einem Ort aufbrechen, der vielversprechend sein könnte. Wie kann ich in Kontakt mit euch treten? Es wäre wahrlich einfacher, wenn ich eine Möglichkeit hätte, direkt hierher zu reisen, anstatt von euch geholt werden zu müssen. Vor allem wenn wir erfolgreich sind, werde ich aller Wahrscheinlichkeit nach den Körper nicht allein transportieren können.”
Kurz beratschlagten sich die Drachen auf gedanklicher Ebene, bevor der Ätherische das massige Haupt drehte und sich bereits anschickte, sie in ihre Sphäre zurückzuschicken.
“Tu, was du am heutigen Tage getan hast, um unsere Aufmerksamkeit zu erlangen, wir werden dann einen Weg in deine Sphäre öffnen.”
Schwärze umfing sie und ließ sie kopfüber strauchelnd, unsanft auf dem Flurboden des Anwesens aufkommen.


Au.
 
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

» Sie haben uns zu Reichsfeinden erklärt und würden nicht zögern die Verkündung auch in die Tat umzusetzen. «
» Aber sie ist ein Drache. «
» Sie ist kein Drache, das Ding in ihr drin ist vermutlich einer und sollte eher von ihr befreit werden. «
» Ich bin eine Hüterin, das sagte ihr dir schon einmal. «
» Das heißt nicht, dass du dir Gedanken um etwas machen musst, was sowieso nicht auf Dankbarkeit stößt. Wir sind ihre Feinde. Wir haben auf der Augeninsel gegen sie gekämpft. «
» Wir haben gegen die Legion gekämpft. «
» Das war das gleiche zu dem Zeitpunkt und sie sind noch immer mit den Wächtern und Dunkelelfen im Verbund. «
» Livius, sie stirbt, der Drache stirbt mit ihr. Es ist wie mit der Weißhaarigen. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt die alten Drachen zu schützen. «


Das war nicht unbedingt fair von ihr, das zu sagen und sie spürte das schmerzhaft stechende Gefühl von Schuldbewusstsein, welches ihn erfasste, ehe er sich mit einem missmutigen Murren umdrehte. Das konnte er nicht verstecken, nichts konnte er verstecken. Sie wusste, dass sie ihren Willen durchgesetzt hatte und Livius würde, so er sich beruhigt hatte, auch einsehen, dass es der einzig richtige Weg wäre.
Dem kleinen Kristalldrachen war es egal, ob sie Feinde waren, es ging ihr nur um Nimue und letztendlich hatte sie nie etwas für Politik und die damit einhergehende Machtgewinnung übrig. Sie kämpfte für die Allianz gegen die Legion und wollte sich eigentlich gar nicht in irgendwelche andere Konflikte hineinziehen lassen, die nicht der Bekämpfung eben jener diente. So ging es eigentlichen jedem Bewahrer, eine gewisse Unzufriedenheit kochte unter der Oberfläche, drohte gerade bei Golga immer wieder hervor zu brechen... aber noch, noch war Frieden.

~•~

Die Unterhaltung mit Nimue an der Magierakademie war hilfreich gewesen. Es wurde immer deutlicher, dass sie ganz ähnliche Symptome wie die Weißhaarige aufwies und vermutlich würde ihr Schicksal ebenso der Tod sein... würden sie nichts unternehmen. Bei der Weißhaarigen hatte ein Amulett dazu beigetragen die Seelenverschmelzung und damit verbundene Zerstörung des Körpers stark zu verlangsamen, bei Nimue würde das vermutlich nicht funktionieren. Die Informationen die sie geben wollte... oder konnte waren nicht ausreichend um exakt zu verstehen, was genau mit dem Drachen vor sich ging und warum es angefangen hatte. Warum der Wolf nichts dagegen unternehmen konnte. Es fing während der Korrumpierung an... ob es damit zu tun hatte? Es musste, aber ob das bei einer Suche nach der Lösung weiterhelfen würde? Vermutlich weniger. Es zeigte sich, dass sie positiv auf Drachenmagie reagierte, oder war es nur der eigentliche Heilzauber? Nein, auf einen Heilzauber wäre der Bund sicherlich selber gekommen, auch wenn Shira'niryn sich fragte, warum noch nichts gegen Nimues Verfall unternommen wurde. Hatten sie an helfenden Tränken geforscht? Hatten sie heilende Rituale ausprobiert oder ein Artefakt geschaffen, welches ihr irgendwie helfen würde? Wenn, dann sah der kleine Kristalldrache davon wenig und das ärgerte sie – auch wenn ihr bewusst war, das sie nicht wissen konnte, was der Bund alles in seinen Kreisen besprach.

Sie würde für Linderung sorgen, das war das Mindeste was sie erst einmal für diesen Moment tun konnte, ehe sie weiter überlegten, wie man ihr helfen könnte. Etwas, für was sie wie geschaffen war und langsam kristallisierte sich in ihrem Kopf ein Plan heraus, den sie umsetzen würde, um Nimue etwas zu beschaffen, was zumindest die Symptome lindern könnte. Es würde ihr Zeit geben... mehr Zeit war immer gut in so einem Moment. Sie hatte eine Idee! Sie musste nach Glaedi und etwas bestimmtes suchen.

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Xa'Velle Belin
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

 ⋆ Unerwartete, aber höchst willkommene Hilfe 

Davion hatte bereits, als sie ihm von dem Verdacht, bald sterben zu müssen, erzählt hatte, vorsichtig eine Frage in den Raum geworfen, die Nimue mit einem fast empört klingenden Schnaufen quittierte, bevor ein weiterer Hustenanfall sie dazu trieb, sich unter der Decke zu krümmen. 
 
"Ich nehme an, die Bewahrer um Rat zu fragen, kommt nicht in Frage?”
“Die Bewahrer? Bei den Alten.. Lieber lege ich mich gleich zum Sterben hin!”
Milde lächelnd fuhr der Magus fort und gab - Umsicht war definitiv eine seiner Charakterzüge - folgendes zu bedenken:
“Es ist nicht abzustreiten, dass Quintus und Shira Erfahrung in solchen Dingen haben.” 

“Sie haben mir schon, als es um nichts ging, nicht helfen wollen, dann werden sie jetzt, wo ich ihre Hilfe benötige, erst recht keinen Finger rühren. Livius und ich waren vielleicht einmal in Liebe verbunden.. aber das scheint so lange her zu sein, dass es schon gar nicht mehr wahr gewesen zu sein scheint.”
“Dann ist das wohl vom Tisch.”

 
Aber tatsächlich war rein gar nichts vom Tisch! Denn wie das Schicksal es so wollte, ereignete sich wenige Tage später gar Wundersames: Beim Drachenei-Slalom wurden die Körper Lucas und Dantes, einem Magier der Kampfeinheit Solutio, optisch vertauscht und so kam es zu mehreren Begegnungen zwischen Shira, Livius und Nimue.
Wenngleich sie auch auf Davions Frage hin derart barsch die Möglichkeit ausgeschlagen hatte, die Bewahrer um Hilfe zu fragen - denn das war nun einmal der springende Punkt, das verbot ihr der Stolz und das wohl noch immer auf merkwürdige Art und Weise in Mitleidenschaft gezogene Vertrauensverhältnis, was sie einst zu Livius unterhielt  - als diese ihr jedoch Hilfe anboten, hatte sie diese freilich nicht ausgeschlagen und die Hand - insgeheim murrend, aber dennoch dankbar - danach ausgestreckt! 

 
In welcher Form die Hilfe tatsächlich gereicht werden würde, war noch nicht ganz absehbar, aber es klang zumindest vielversprechend und wenn sie einmal ehrlich war - in ihrem jetzigen Zustand war ihr jedwede Art von Linderung recht, denn sie litt.. ja, das war nicht einfach so dahingesagt, sie starb jeden Tag ein winziges Bisschen mehr, so sehr es auch schmerzte, sich dies einzugestehen. Sie, die sich unzählige Male im Gespräch mit Xapoa darüber ausgelassen hatte, dieses beinahe unendliche Leben nicht zu wollen, wenn all ihre Liebsten vor ihr sterben würden, war im Begriff, weit vor ihrer erdachten Zeit zu sterben. Und jetzt klammerte sie sich daran, pff.

Shira sprach von einem Amulett, dass Shirin einst getragen hatte, was jedoch zerbrochen war. Doch nachdem Nimue erläutert hatte, wie sich die Symptome zu Beginn geäußert hatten und dass sie das Gefühl habe, dass eine Verschmelzung mit dem Drachen aufgrund schwindender Lebenskraft womöglich nicht zu verhindern wäre, schien der Kristalldrache eine Idee zu haben. Das kleine Kristallwesen hatte dann Drachenmagie angewendet, um herauszufinden, wie Nimue auf diese anspricht. Ein Seufzer der Erleichterung hatte ihre Lippen verlassen, als der Heilzauber seine Wirkung entfaltet hatte.

 
 Bild

Wenn Nimue Shira richtig verstanden hatte, so sprach diese von einem Amulett, dass sowohl als Körper-, als auch als Seelenschutz fungieren sollte. Ein solches Artefakt beispielsweise würde ihren Tod nicht verhindern, aber hinauszögern; ihr Zeit verschaffen - und dies war tatsächlich eine äußerst willkommene Hilfe. Wenn es denn gelingen würde, so blieben dem Bund und ihr etwas mehr Zeit, das eigentliche Vorhaben voranzutreiben. In einigen Tagen wollte man sich noch einmal treffen, doch bis dahin galt es, die Zeit, die ohnehin schon wie Sand durch ihre Finger zu rinnen schien, anderweitig zu nutzen. 
 
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Shira'niryn »

~•~

Im Grunde war der Plan ganz simpel. Nimue hatte Schmerzen, ihr Körper war am Zerfallen - das musste eingeschränkt werden. Shira'niryn dachte an ein kleines Artefakt, welches sie basteln müsste, eine Kombination aus Edelsteinen und Energiequelle, versehen mit einem Zauber, der den Schmerz nehmen würde. Kurz hatte sie über etwas anderes nachgedacht, einer besonderen Energiequelle, die einiges einfacher und mächtiger gestalten würde, doch sie verwarf den Gedanken schnell. Sie wollte das nicht in den Händen des Bundes wissen und Livius quittierte ihre Gedanken mit einem grollenden Knurren. Er war offenbar der gleichen Meinung.

Zwei Edelsteine würde sie brauchen, für die Grundform wählte sie einen großen und noch ungeschliffenen Diamanten. Er musste besonders rein sein, damit er ein ausgezeichneter Katalysator für den Schutzzauber darstellen würde. Das Schleifen, zum Erhalt der richtigen Form, würde sie Asuma überlassen. So legte sie einen Beutel mit dem großen Rohdiamanten auf die Werkbank in das Anwesen und hinterließ für Asuma eine Nachricht. 
Neben dem Päckchen würde sich ein kleiner Teller mit zwei Kuchenstücken befinden. Optisch nicht sonderlich unappetitlich, doch sollte Asuma davon probieren... nun es hat schon einen Grund, warum ein Wesen ohne Geschmackssinne nicht kochen oder backen sollte. 
 
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Als Nächstes wäre der andere Edelstein dran und jener würde ein besonderer sein. Man könnte gar meinen... nicht von dieser Welt! Sie reiste dafür in die andere Sphäre Glaedi. Glaedi wurde vor Jahrtausenden von Naurm, einer Drachin der vierten Brut erschaffen. Drachenmagie. Sie hatte diese Dimension als die ihre erschaffen, hier war der Drachenangol gewachsen, aus dem Shira'niryn geboren wurde und hier würden sich gewiss auch Kleinode finden, in welchem ein Nachhall dieser Magie zu finden wäre, oder zumindest ein Edelstein, der empfänglicher für diese Art der Magie wäre, als ein anderer.
 
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Sie wurde fündig, ein Edelstein unbekannter Herkunft, sie konnte gar nicht genau definieren, was er war, er schimmerte grünlich, erinnerte sie ein wenig an einen Smaragd oder einen Turmalin, aber soweit sie erkennen konnte, war es keines von beiden. Sie spürte einen schwachen Anklang von der Energie, welche diese Ebene durchfloss und so nickte sie zufrieden und verstaute den Edelstein in ihrer Tasche. Auch dieser müsste von Asuma zurecht geschliffen werden und das entlockte ihr ein kleines Schürzen der Lippen. Das hätte sie auch direkt auf die Notiz mit hinauf kritzeln können. Im Anwesen angekommen legte sie diesen sonderbaren Edelstein zum Rohdiamanten dazu und kritzelte noch klein am Rand etwas auf die Notiz
"Den grünen Edelstein bitte als Deckel mit Öse für den Diamanten schleifen! Und beide bitte so groß, dass wir noch Runen eingravieren können - danke!"
Was fehlte nun noch? Das Blut... ja das Blut fehlte. Nachdenklich betrachtete sie das Päckchen für Asuma noch eine Weile, ehe sie über die Seelenverbindung Livius mitteilte:

»Wir müssen Drachen jagen gehen.«
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Re: [Quest] Von vertrauten Feinden

Beitrag von Xa'Velle Belin »

⋆ Eine Expedition ins Unbekannte ⋆

Die Bundmagier hatten einen Blick auf die Skizze geworfen, die Nimue angefertigt hatte. Und tatsächlich, rasch hatten die kundigen Augen bereits nach einem flüchtigen Blick darauf erkannt, um welchen Gebirgsausläufer es sich handelte. Madara verkündete, dass er über Markierungen in der Nähe verfügte und aufgrund Nimues körperlicher Schwäche riet Davion dazu, vorerst in der Feste zu verbleiben und ihre Kräfte zu schonen, während die Gruppe sich allein auf die Suche nach besagtem Orte begeben würde.
Schweren Herzens blieb sie am großen Versammlungstisch, direkt gegenüber des Lavabeckens in ihren gepolsterten Sessel geschmiegt zurück, genoss die Wärme und wartete darauf, dass das Portal, dass Davion öffnen wollte, endlich erschien. 

 
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*
Er hatte Wort gehalten und es hatte dann doch nicht ganz so lange gedauert, wie angenommen, bis die Luft zu wabern anfing und sich ein Tor öffnete. Ohne zu zögern erhob sie sich, trat hindurch und fand sich inmitten eines Gebirgspasses wieder. Zu ihren Füßen knirschte es, ein Blick gen Stiefelspitzen verriet ihr den Grund: Einige Erdelementare, die inzwischen bereits in ihre Bestandteile zersetzt worden waren, hatten sich der Gruppe wohl in den Weg gestellt. Vor ihnen, geschützt durch einen Überhang befand sich eine steinerne Statue in einer Nische. Geröll und Efeu, was sich über die Jahre wohl angesammelt hatte, verbarg den Blick darauf zwar gut, doch für einen ganz flüchtigen Moment leuchteten die Augen auf und zogen auch Nimues Aufmerksamkeit auf sich.

Die Elementaristen bedienten sich der Hilfe ihrer Teufelchen, die eifrig bemüht waren, den Befehlen ihrer Meister nachzukommen – ein äußerst pflichtbewusstes Helferlein übernahm sich gar an einem viel zu großen Stein.. und zerplatzte mit herzzerreißendem Quieken zu Staub. Tzk, das arme Ding! 

Doch viel Zeit, den Verlust des Teufelchens im Hier und Jetzt zu betrauern blieb nicht, denn kurz darauf war das Geröll, dass offenbar die Routine des Steinwächters behinderte, aus dem Weg geschafft und die Augen leuchteten hell auf. Das Licht schien selbst die Passage des Berges bläulich zu erhellen, was der ganzen Kulisse einen silbrig wirkenden Hauch verlieh. Ein verdächtig klingendes Klacken erklang, bevor sich eine Stimme erhob, die durch die Bergpassage dröhnte:
 *
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*
„Zweifelsohne das Wort von Magokraten. Niemand sonst hat so einen Rätselfetisch!“, rief der oberste Bundmagier aus und verfiel, wie alle übrigen Anwesenden, erst einmal ins Grübeln.

Gemeinsam wurde überlegt, was des Rätsels Lösung sein könnte, allerlei Vorschläge frei heraus gerufen, doch Madara kam als Erster auf die richtige Losung.
„Wenn Lieb und Leiden dirs zerbricht, zerfließt es in Strahlen ganz.. Es klingt fast, als würde es weinen. Demnach womöglich.. sind die Augen gemeint?“
Ein weiteres Klacken erklang und der Steinwächter erwachte zum Leben, indem er in eine Einkerbung des Berges rückte und den Eingang zu einer Kaverne offenbarte.


Das Innere der Höhle, die sie schließlich betraten, barg schummriges Dunkel, hier und dort konnte man herabgefallenes Geröll erahnen. Einige vorsichtige, erste Schritte wurden gemacht und im spärlichen Licht konnte man die teils von Erdpartikeln überzogenen, doch auch stellenweise noch gänzlich verborgenen Bodenplatten, die mit Alchemiesymbolen versehen waren, nur schwerlich ausmachen, doch Cecilia verkündete, beinahe zeitgleich mit einem leisen Klicken, das wohl ein Hinweis dafür war, dass ein Mechanismus ausgelöst worden war und gewiss nichts Gutes verheißen mochte, dass sie auf etwas getreten sei. „Ui. Hab wohl etwas bewirkt!“ , kam es trocken von der Statthalterin Nalveroths und Davion mahnte sogleich zur Vorsicht: „Obacht, eine falsche Reihenfolge könnte eine Falle auslösen.“
 *
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Ja. Und was für eine Falle dieser unbedachte Schritt ausgelöst hatte – eine Gruppe Eiselementare bildete sich in der Nähe der Gruppe und ging nahtlos zum Angriff über.
Nachdem weitere dieser Platten, die offenbar auf Druck reagierten, ausgelöst worden waren, leistete Davion fortan Vorarbeit, indem er Lucas Vorschlag befolgte und mit Hilfe eines Luftzaubers buchstäblich den Weg freipustete.
Die folgenden Schritte wurden nun überlegter gesetzt, nachdem beschlossen worden war, dass man im Gänsemarsch hintereinander weglief und der Hintermann in die Fußspuren des Vorangehenden trat. Recht zügig gelang es ihnen so, die Kaverne zu erkunden.


Auf der Hälfte des Weges hatte sich nun auch der Sturmrufer der Expedition angeschlossen, was Nimue sicherlich am meisten freute, denn sie hatte diesen möglicherweise alles verändernden Ausflug, ohne den Liebsten an der Seite, mit einem Gefühl der Beklemmung angetreten. Sollten sie hier tatsächlich fündig werden, würde sie diesen wichtigen Moment schließlich auch mit ihm teilen wollen.  Nachdem auch der Erzmagus auf den neuesten Stand gebracht worden war, setzten sie ihren Weg fort und behielten die zahlreichen Druckplatten mit den verschiedensten alchemistischen Symbolen im Blick – dabei fiel ihnen auf, dass weniger als eine Handvoll sich von der Farbgebung der anderen Platten deutlich abhoben. Luca, die noch immer das Aussehen des Fuchsmagiers trug, konnte nicht widerstehen und tippte mit der Fußspitze auf eine etwas heller eingefärbte Platte. Schlagartig sank im Gewölbe die Temperatur und die Luft wurde merklich feuchter. Diese Platte trug das Symbol des Wassers. Es dauerte nicht lange, bis sich die Temperatur wieder normalisierte, doch etwas Feuchtigkeit hatte sich bereits an den Steinwänden niedergeschlagen und rann langsam hinab. Nachdem eine zweite Platte als die der Luft erkannt wurde, setze die Gruppe die Erkundung fort.

Als man schließlich eine Biegung passiert hatte, offenbarte der Blick voraus gut gefüllte Regale und einen über und über mit Flaschen und Tiegeln beladenen Tisch. Dahinter befand sich ein Tor, das von zwei faszinierenden Statuen flankiert war, und hinter welchem vier tiefblaue Säulen bis zur Höhlendecke emporragten. In diesem Bereich waren auch die Platten des Feuers und der Erde ausgelegt. Es fiel ihr schwer sich zunächst von dem atemberaubenden Anblick zu lösen und sich vorerst auf die Regale und auf die, auf dem Tisch befindlichen, Utensilien zu konzentrieren. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass Sorsha und Madara die neben dem Tisch befindliche Statue betasteten. Diese Bundmagier! Kein Ausflug verging, ohne dass sie mahnend die Stimme erhoben musste, da sie alles begrapschten – allmählich sollte sie einsehen, dass es zwecklos war!
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Nachdem der Inhalt der Fläschchen auf den ersten Blick keine Anhaltspunkte zu liefern schien, wendete sie sich schließlich dem Podest zu, dass sich rechter Hand vor dem Tor befand. Darauf lag ein in schwarzes Leder gebundenes Buch regelrecht aufgebahrt, was aufgrund der verblüffenden Ähnlichkeit zu dem Buch, dass Balthasar im Fermalsationsturm gefunden hatte, ihr Interesse weckte.
Mit einem Ohr lauschte sie also den Gesprächen der Personen um sich herum, während sie das Buch erst von allen Seiten neugierig beäugte und dann einen Blick hineinwarf.
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„Ein Kristall des Wassers, alchemistische Gerätschaften, die vier Platten der Elemente.. Meine Damen und Herren, ein Rätsel.“ ,proklamierte Davion und hatte sie aufhorchen lassen.
Mit den Worten „Meine erste Eingebung wäre das Aktivieren der Platte des Feuers, um die Wärme hier zu steigern bis vielleicht der Kristall des Wassers dort schmilzt. Oder aber wir müssen ein weiteres Losungswort finden.“

Madara befürwortete Davions Eingebung, doch Sorsha wandte ein, dass es vielleicht auch ausreichen würde, lediglich die Platten zu reaktivieren. Auch Luca, die inzwischen einige der Fläschchen auf dem Tisch beiseite geschoben und es sich auf der Platte gemütlich gemacht hatte, schlug ähnliches vor:
„Stellt euch doch einfach auf die Platten mit den Elementen!“
Balthasar merkte an, dass es sich jedoch um eine bestimmte Reihenfolge handeln könne, die man einhalten müsse. Cecilia ließ einen erstaunlichen Mangel an Geduld erkennen und setzte sich von der Gruppe ab.. um sich kurzerhand auf die Platte, die das Symbol des Feuers trug, zu stellen. Die Auswirkung dessen konnte man auch augenblicklich spüren: Die Temperatur stieg an, eine beinahe sommerliche Schwüle schien sich auszubreiten und ließ die Kristallwand glänzen.

Nimue warf, während die Herren Elementaristen in ihrer Diskussion beim Elementarkreislauf angelangt waren, noch einen letzten Blick auf die Buchseiten, bevor sie schließlich Cecilias Beispiel folgte und sich zur nächsten Platte – im Elementarkreislauf wäre die korrekte Reihenfolge die Platte mit dem Symbol der Erde, dann des Wassers und schließlich als letzte die Luft – begab. Balthasar holte sie ein und wies sie an, sich auf sein Zeichen hin, auf die Luftplatte zu stellen. Davions Stimme hallte durch die Kaverne: „Die Tür rührt sich!“
„Gehen wir nach vorn.. Komm mi Kardi. Halte durch.“

Beschwingt von seinem stärkenden Zauber und Balthasars aufmunternden Worten, eilten sie gemeinsam dem Tor entgegen und tatsächlich, das Tor war nun offen und gab den Blick frei auf einen steinernen Sarg, der auf einer beachtlichen eisigen Fläche stand, die von den vier tiefblauen Säulen umsäumt wahren, die man bereits draußen vor dem Tore schon in die Höhe aufragen sah.

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Eine bedrückende Kälte biss in ihre Haut, ließ sie das Gefühl haben, als würden die vielen Lagen Gewand, in die sie sich gehüllt hatte, nun am Körper festfrieren.
Nach den wenigen Informationen, die man dem Buch entnehmen konnte und der Erfahrung, die man bereits bei der Expedition zum Grabe Han-Hasta Hameshants hatte sammeln können, standen die Chancen äußerst gut, dass sich in diesem Sarg ein Körper befinden würde, der sich für ihr Ansinnen benutzen ließe.


„Wir können den Sarkophag öffnen oder ihn, als Ganzes abtransportieren, gleich was darin ist. Aber für mich wirkt es hier recht – sagen wir ungeplündert. Man könnte diesen Ort theoretisch auch belassen – und gar als Ort eines größeren Rituals nutzen. Mächtige Elementarmagische Vorgaben haben bei der Wiederherstellung Han-Hasta Hameshants schließlich auch eine große Rolle gespielt.“
Einen Augenblick dachte Nimue darüber nach – den Sarg hier lassen? Und riskieren, dass der hoffentlich unversehrte Leichnam darin womöglich auf irgendeine Art und Weise unbrauchbar gemacht wird? Immerhin musste man bedenken, dass sie sich hier in unmittelbarer Nähe zum Gebiet des Nordvolks befanden. Womöglich hatten sie die Späher der Nordmänner bei der Erkundung der Bundmitglieder auf sich aufmerksam gemacht und würden in Bälde nachsehen, was sie hierher getrieben hatte.. Nein, ausgeschlossen. Auch das Risiko, den Sarkophag nun zu öffnen und den Leichnam der Luft auszusetzen ohne ihn in unmittelbaren Anschluss an eine erste Inspektion wieder in Kälte zu hüllen und ihn so bewegen zu müssen war undenkbar – also beschloss sie schließlich den Abtransport des gesamten Sargs. Keine allzu leichte Aufgabe, selbst nicht für den Koloss aus Materie, in den Davion sich inzwischen verwandelt hatte, doch gelang es ihm, sich den Sarg auf die Schultern zu laden.

Balthasar eröffnete der Gruppe einen Weg in ihr Turmzimmer in der Festung – die Sorge, dass die Wärme, die die Lava nun einmal abstrahlte, den Sarg zu schnell aus einem frostigen Eishauch tauen ließe, wurde durch die Elementaristen jedoch schnell zerstreut. Madara ging geschickt vor beim Ziehen des Ritualkreises, bei dem er reichlich Drachenblut benutzte. Währenddessen einigten sich die Magier auf die Formel, die für dieses Eisritual die geeignetste zu sein schien.
Nachdem Nimue Reagenzienvorräte – Obsidian, Schwarze Perlen, Spinnenseide und auch etwas Alraune - großzügig zur Entnahme verteilt hatte, gesellte sie sich zu Luca aufs Bett, um nicht im Wege herumzustehen.

„VAS AN FLAM EX GRAV“ intonierten die Ritualisten und ließen ihre Kräfte gemeinsam in den Ritualkreis fließen, in dessen Mitte sich allmählich tobend und schwankend wie eine aufgewühlte See, die arkane Macht bündelte. Zufrieden warfen die Magier einen Blick auf das Ergebnis: Der steinerne Sarg war vollständig mit Eis überzogen und ihrer aller Kraft hatte es möglich gemacht, beinahe die gleiche Temperatur in dem kleinen Zimmer heraufzubeschwören wie im Gewölbe.

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„Das sollte wahrlich eine ganze Weile halten.“
„Das wäre gelungen.“
„Ich vermute dieser Verzauberung wohnt deutlich mehr Zeit inne, als Nimue hat.“


Und dies war das Stichwort für Nimue, die nächsten Schritte zu erläutern. Nach kurzen Dankesworten zog sie sich dann gemeinsam mit Balthasar in die heimischen vier Wände zurück. Trotz dass sie an diesem Abend keinen Finger gerührt und sich nicht am Ritual beteiligt hatte, war ihre Kraft verbraucht.
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