<< Dieses Abenteuer basisert auf einer wahren Begebenheit >>
<< Zugegeben, sie wurde vom Autor ein wenig ausgeschmückt, ... aber wirklich ... nur ein wenig >>
<< Diese, etwas längere Geschichte, heißt >>
-- Pan im Gefängnis, oder ... Holz! Ein neuer Bogen für Mirja --
Unbarmherzig wetzte sich der kalte Stahl um Pandors Handgelenke.
Das schwere Lärmen der Ketten hallte durch die Dunkelheit und mit jeder weiteren Bewegung fraßen sich die eisernen Fesseln tiefer in seine Haut.
Seufzend drückte Pan den Hinterkopf gegen die kalte Kerkermauer
„TOK“ … quittierte das harte Gestein die Kontaktaufnahme.
Wie zum Henker bist du wieder da rein geraten?
Nachdenklich hob er den Blick zu den schweren Ketten, die seine Arme oberhalb des Kopfes fixierten.
Ein dutzend Mal schon hatte er seine Hände gegen die Fesseln geworfen, … vergeblich …, was ihn nicht davon abhielt (und abhalten würde), es ein weiteres dutzend Mal zu versuchen.
Wer weiß, vielleicht würden sie ja vor seinem sturen Dickschädel kapitulieren und freiwillig abfallen?
Scharf zog der Soldat die kalte, feuchte Gefängnisluft zwischen den Lippen ein. Seine Zunge und sein Gaumen kosteten den schweren, kalt-metallisch abgestanden Geschmack des Momentes.
„Scheiße …“, natürlich gab der Stahl keinen Millimeter nach, strafte sogar den Versuch mit einem scharf stechenden Schmerz in den Gelenken.
Seine Augen, seine Gedanken, jede Faser seines Körpers verfluchten die beschissenen Schellen.
„Elendige Drecksqualitätsarbeit. Wetten, irgendwo an den Handschellen prangert das stolze Siegel der Eisenbarts. 100% rostfreier Edelstahl, lebenslange Garantie und vollkommen ausbruchsicher“.
Vor seinem geistigen Auge stellte sich Pan Triads schadensfrohe, grinsende Visage vor
„Na Umgi, wie hängt sichs?“
Verdammt … dabei hatte der Tag so gut angefangen!
„Pan, Post für dich! “ grollte Hellgar durchs ganze Wachzimmer.
„Bin gleich unten!“, maulend schlenderte die Stadtwache die Treppen hinunter und wetzte die blau verdreckten Hände an der Hose ab.
„Bürokratischer Wahnsinn, ich hasse diesen Papierkram und alles nur wegen einer Henne …“.
Im Erdgeschoss angekommen, rang sich Pan ein Lächeln und einen akkuraten Salut ab
„Den Rittern zu Ehr Adjutant. Post für mich ? Von wem?“
„Keine Ahnung, ein Bote aus Ansilon hat den hier für dich vorbeigebracht“.
Hellgar überreichte Pan den Brief, doch insgeheim verfolgten seine Augen argwöhnisch Jana, die sich im Hintergrund Schritt für Schritt näher an die zwei heranpirschte.
„Dank dir“. Srzppp war die Hülle aufgerissen und das feine Schriftstück aus der Schutzhülle herausgepult.
Wie ein hungriger Hai, … getrieben von Neugierde und … naja, Neugierde, umkreiste sie ihre Kameraden. Unnachgiebig zog sie ihre unheilvollen Kreise immer enger um die ahnungslosen Opfer. Immer wieder funkelten ihre Augen interessiert den edlen Briefumschlag an.
Neugierig blinzelte die Spionin über Pans Schulter und grinste dreckig über beide Ohren.
„Was hast du da?“, fing sie an mit zuckersüßer Stimme nachzuforschen.
„Einen Brief“, … Pans Augen wanderten über die ersten Zeilen des Schreibens und mit jedem gelesenen Wort wurde das Lächeln auf seinen Lippen immer größer.
Dieses trügerische Lächeln schien Janas Neugierde nur noch weiter anzustacheln. Sie musste unbedingt mehr wissen! Ungeduldig begann sie auf ihrer Unterlippe herum zu kauen und hakte mit einem schauspielerisch-oscarverdächtig schmollenden Unterton (raffiniertes Biest)
„Und von wehheeemm? Hast du eine neeeuhhheee Verehrerin?“ nach.
„Wieso…, wieder eifersüchtig ?“. Aus den Augenwinkeln heraus linste Pan zur Kameradin. Treffer, der Spruch hat gesessen.
„Ach … du kannst mich mal!“, zickte Jana zurück und reckte stur ihr Kinn in die Höhe.
Kopfschüttelnd, doch grinsend, widmete sich der Soldat wieder dem Schreiben
Sadiq Pandor von Assuan
Ich schreibe diese Zeilen in froher Kunde, dass ich eure Bitte erfüllen konnte. Es war nicht einfach an die gewünschte Menge zu kommen, aber schlussendlich ist es mir, dank eures Ratschlages, gelungen einen lukrativen Tauschhandel einzugehen und gleiche mehrere Interessenten zufrieden zu stellen.
Ihr habt ein gutes Gespür für den Wert verschiedener Waffen bewiesen. Sollte euch der Wind eines Tages wieder nach Eschar tragen, so lasst es mich wissen, ich kann Männer wie euch gut gebrauchen. Auf dem Schiff Windrose, verlangt den Händler Ibn Haukal zu sprechen, er wird euch geben wonach ihr sucht.
gezeichnet
Sultan Ibn – el – Asir sadf
Thamions „Tod“ lud Mirja die Verantwortung und Bürde einer Großmeisterin auf.
Die rothaarige Schützin war kaum wieder zu erkennen. Sie verbiss (mehr besessen) sich regelrecht in die Rolle der Großmeisterin. Strafte rigoros jeden kleinen Übertritt, verlangte elendslange Protokolle, ließ dutzende von Runden im Hof laufen, und wehe dem … der zu spät zum Dienst kam.
Alles musste streng nach Vorschrift gehen.
Wahrscheinlich war es mehr die Angst, etwas falsch zu machen … oder aber der sture Vildabanschädel, von Anfang an alles richtig machen zu wollen.
Kennt ihr das Gefühl irgendwo zwischen einem – ich will dass eine … aber … ich sollte das andere - Dilemma zu stecken? Vorbildhaft bis zum Dienstschluss warten, oder aber das „Geschenk“ holen und riskieren mit dem Arsch auf Grundeis zu laufen.
Ganz klar … Grundeis!
„Jana, Hellgar…“
Die Soldatin warf Pandor einen leicht zickigen Blick zu während Hellgar, mit einem halben Ohr zuhörend, einige Stadt und Dienstpläne überflog.
„Ich muss kurz weg. Falls Mirja auftaucht oder irgendwer nach mir fragen sollte, … ich bin auf … hmm die Welt retten, Drachen zähmen, auf Patrouille, bei den Elfen, Dämonen… . Denkt euch was aus“
Bei dem Wort „Dämonen“ spitzte Jana ihre Lippen… „Und wo bist du wirklich?“.
Nachdenklich sah Pan die Soldatin an. War da tatsächlich so etwas wie Besorgnis, oder gar ehrliches Interesse in ihren Augen? Selbst Hellgar blickte vom Papierkram auf und sah den übereifrigen Soldaten forschend an.
„Ich muss nach Ansilon. Habe da einige private Dinge zu erledigen.“
Mirja weiß alles, Mirja sieht alles.
Tarnung ist oftmals das A und O um ungesehen von Punkt A nach Punkt B zu kommen - in Pandors Fall sich heimlich aus dem Dienst zu schleichen. Ordensabzeichen und Umhang wechselten mit einigen ausgewaschenen alten Lumpen und selbst an ein Amulett der Illusion hatte die Stadtwache gedacht. Alles war perfekt, unentdeckt raus … und wieder rein … was konnte da noch schief gehen?
Ansiloner Hafen:
Der Wind peitschte ihm um die Ohren und die schweren Regentropfen fraßen sich förmlich in die bereits vollgesogenen Gewänder. Jeder Schritt fühlte sich an, als müsste man eine unsichtbare Wand vor sich herschieben. Schnaubend stemmte sich der Soldat gegen die Tür des Hafenmeisterhauses, die er mehr aufbrach, als zivilisiert öffnete.
Kaum hatte Pandor mit einem „Patsch – Patsch“, die ersten nasstriefenden Schritte in den trockenen Zufluchtsort gesetzt „RUMS“, knallte der Wind bereits die Tür hinter ihm zu.
Zum Glück hatte keiner seine Finger vergessen … .
„Beschissenes Wetter da draußen…“, über dem dunklen Läufer schüttelte Pan den gröbsten Wasserschwall von sich ab und klappte die Kapuze seines Umhanges zurück.
„Aye, ist schon gemütlich da draußen“. Hinter dem massiven Holztresen saß, nicht wie üblich, der bärtige Hafenmeister, sondern eine ansehnliche Blondine, die den Gast ein und abschätzend anfunkelte.
Ein verstohlenes Grinsen klebte sich auf Pans Lippen:
„Ja…, blöderweise habe ich die Sonnenmilch zu Hause vergessen“.
„Also, was kann ich für euch tun? Ihr seid bestimmt nicht hier um über das Wetter reden, oder? “
„Stimmt, …“. Die Augen der Stadtwache schwenkten einmal durch den großen Raum. Eine Angewohnheit aus der Zeit der Ausbildung, da wo man auch immer ist, sich einen Überblick zu verschaffen. Ein gemütlich eingerichtetes Zimmer, zwar alt, und es roch vielleicht etwas muffig, aber im Großen und Ganzen wirklich gemütlich. Mehrere Kerzenständer erleuchteten den Raum, der mit einem mittelgroßen Kaminofen befeuert in eine angenehme (Hauptsache trockene) Wärme getaucht war. Alles im Zimmer schien dem miesen Wetter da draußen zu trotzen.
„Wo steckt Hafenmeister?“.
„Ist nicht da. Bin seine Vertretung. “
Seinerseits ließ Pandor seinen Blick über die „Vertretung“ wandern. Ordentlich und gerade saß sie da und blickte ihm fest in die Augen. Hmm für den Hafen untypische Kleidung, ein streng geflochtenen Zopf der über ihre linke Schulter fiel. Ihre üppig feste Oberweite blitzte durch das fest zusammengenzurrte Mieder, schmale Lippen, stahlblaue Augen und gepflegte Hände.
„Hat die Vertretung auch einen Namen?“
„Ja … Was-geht-euch-das-an“.
Sinn für Humor hat sie also auch.
„Ich suche ein Schiff“
„Nein, ehrlich?“. Mit ihrer Zunge im heißen Feuer genannt Sarkasmus geschmiedet, versuchte sie den Fremden aus der Reserve zu locken.
„Ja, ehrlich … und da dachte ich mir, ich suche mir eines im Hafen aus. Ihr habt hier ja so viele“, konterte Pan mit einem unverschämt selbstsicheren Lächeln.
„Kommt endlich auf den Punkt“, bluffte ihn die Wölfin im Schafspelz an. Tatsächlich schaffte es dieser Kerl auf ihrer Unbeliebtheitsskala rasend schnell Richtung Idiot zu fallen.
„Ich suche das Handelsschiff … Windrose…“
Die Augen der Vertretung blitzten auf und verheißungsvoll leckte sie sich über ihre schmalen Lippen. Treffer ! Der nächste der den also Köder geschluckt hat ? Einen nach dem anderen würde die Ansiloner Miliz den schmuggelnden Abschaum hochgehen lassen. Sie müssten diesen Anwärter nur auf frischer Tat fassen. Nur die Frage war wann? Jetzt, oder auf der Windrose. Ihre Männer waren in allen Lagerräumen gut postiert und warteten bereits auf den nächsten räudigen Köter.
Tja … mit Speck fängt man Mäuse, oder in dem Fall … mit einem Schmugglerschiff randvoll mit Opiaten und Milizsoldaten.
Gespielt überlegend hievte die Milizangehörige ein dickes Hafenlogbuch auf den Tresentisch und begann in diesem herzumzublättern.
„Windrose … Windrose“, ihr Zeigefinger glitt forschend über das herbe, über die Jahre bereits vergilbte, Papier des Buches.
„Ahhh, da. Dritter Anlegeplatz, gleich ums Haus. Kaum zu übersehen, ist der einzige Dreimaster dort.“
Wie ein Geisterschiff bewegte sich die Windrose unruhig auf der rauen See und warf sich immer wieder gegen die armdicken Achter und Vorleinen. Pandor ließ sich weder von der Witterung noch von der schaukelnden Windrose beirren und balancierte geschickt über die Planke, die den Kahn mit dem Festland verband. Nur ganz kurz flaute ein mulmiges Gefühl in seinem Magen auf, als eine Windböe ihn fast über die Reling pustete. Zu Bergen türmten sich die Wellen vor dem Bug des Handelsschiffes auf und bestimmt hätten sie den Soldaten erst nach einem ordentlichen Schleudergang irgendwo wieder an Land gespuckt, hätte er sich nicht lachend (seltsamer Sinn für Humor) an das Schiffsgeländer geheftet.
„Hahrahr … mehr hast du nicht zu bieten?!“, trotzte der Irre der rauen Wetterkapriole.
Die Augen zusammengekniffen folgte sein Blick dem Verlauf des Decks vom Bug bis zum Heck.
Da hinten beim Heck war sie, die Tür die zum Unterdeck führte. Jeder Schritt die hölzernen Stufen hinunter, hinterließ feuchte Fußabdrücke auf den teergetränkten Holzbalken. Obwohl einige schaukelnde Laternen den schmalen Flur Unterdeck erleuchteten, dauerte es eine Weile bis sich Pandors Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
„Hallo!?“
Stille… . Nur das ächzende Geräusch des Schiffrumpfes antwortete dem unwillkommenen Besucher.
„Jemand an Bord?“
Stille … . Seltsam ist das schon. Wer lässt ein vollbeladenes Handelsschiff unbewacht, einfach so im Hafen stehen? Gegenfrage, … wer kommt auf die Idee bei so einem Wetter auf ein Handelsschiff zu klettern?
„Lassen sich wahrscheinlich in der Schenke voll laufen. Dann wird es keinen stören wenn ich mich etwas umsehe“.
Vorsichtig öffnete die Stadtwache die Tür zu seiner rechten. Eine herbe Duftmischung aus Tabak und Kaffee schnellte ihm wie eine Rauchwolke um die Nase und tatsächlich erkannte Pan im schwachen Licht der Laternen einen Haufen weißer Leinensäcke, die aufeinander gestapelt, den ganzen Lagerraum füllten. Genauso vorsichtig wie er sie aufgemacht hatte, schloss der Soldat wieder die Tür und schritt nun neugierig weiter durch den engen Flur. Naja, schreiten kann man das nicht nennen, es war eher dieses typische Bummeln, wenn man noch keine Ahnung hat welches Tor man als nächstes aufmachen soll. Grinsend blieb Pan vor der letzten Pforte des Ganges stehen. Ja, die sollte es sein! Warum diese ? Keine Ahnung, vielleicht weil vielleicht die Letzte ist?
Die Stadtwache schob den Riegel der Tür zurück und mit einem nerv tötenden quietschen ließ sich das hölzerne Hindernis öffnen.
„Heeeiiiiillllligggggeerrrr ….“. Also ehrlich, er war auf alles vorbereitet, selbst auf einen Harem aber damit, damit hatte selbst er nicht gerechnet. Vor ihm erstreckte sich ein großer, strikt in zwei Hälften aufgeteilter Raum. Eine Hälfte war vollgestopft mit Klingenwaffen, Kanonen, Fässern – wahrscheinlich Schießpulver oder Giftfässer und anderen Feuerwaffen … mit denen man spielend einen Krieg für sich entscheiden konnte. Die andere Hälfte war voller magischer Artefakte, Runensteine, seltsam wirkende Säcke, wahrscheinlich Opiate, und ein dutzend sich bewegender Schatten. Schatten?
„Verdammt das ist eine Falle!“, schoss es Pan durch den Kopf.
„LOS MÄNNER … HOLT IHN EUCH!!“
Im Bruchteil eines Augenblickes stürmten mehrere Schatten auf die Stadtwache zu.
Gerade eben noch rechtzeitigt erkannte Pandor aus den Augenwinkeln heraus einen Angreifer, der sich schwertschwingend auf ihn stürzen wollte. Geistesgegenwärtig donnerte er dem Angreifer die Tür ins Gesicht. Mit einem lauten Schmerzensschrei krachte dieser Rücklings zu Boden
„ARRGHH … DER HURENSOHN HAT MIR NASE G’BROCHEN !!!“
„SCHNAPPT IHHHHNN!!!!“, grollte abermals das kläffende Kommando.
Jetzt gab es nur noch eines – Abhauen und zwar so schnell wie möglich. Mit einem mörder Tempo hetzte Pan durch den engen Flur Richtung Treppe. Eine Hand packte den Gejagten an der Schulter und wollte ihn zurückreißen. Instinktiv drehte sich die Stadtwache um und schleuderte einige Körpertreffer und Kinnhaken nach hinten. KRK … KRK … das gibt wohl ein gebrochenes Kiefer. Wuchtig trat er dem Getroffenen noch gegen den Brustkorb, sodass dieser dominoartig in die Arme seiner Kameraden flog.
Pan … ducken ! Reflexartig zog Pandor seinen Körper nach unten. SrrZzzPPpp … Zentimeter über seinem Kopf grub sich eine Schwertschneide tief in die hölzerne Bordwand.
Jetzt ! Mit der Wucht einer Kanonenkugel schlug er dem Angreifer den Ellbogen ins Gesicht. Schwer getroffen und mit einem jaulenden Schmerzenslaut, taumelte dieser nach hinten.
Wieder kostbare Sekunden gewonnen.
„LEEEBBEEENDD HABT IHR GEHÖRT !!“ . Gleich würde die Falle zuschnappen und sie hätten einen weiteren Verbrecher dingfest gemacht. Tja, ihrer Beförderung stand wohl nichts mehr im Weg.
Los … los, zur Treppe, du schaffst es! Nur noch wenige Meter trennten den Flüchtigen vor dem erhofften Ziel, als eine Mauer an Gestalten gröhlend die Stufen hinabstürmte und ihm den Weg versperrte. War ja so klar … .
“Klick-Klick-Klick“ …
„Verdammte Sch…“, zischte Pandor knurrend und jede seiner Bewegungen erstarrte schlagartig.
Er kannte dieses Klicken nur allzu gut – Sicherungsstifte von Armbrüsten.
„Jetzt haben wir ihn !!“.
„HÄNDE HOCH, SCHÖN WEIT NACH OBEN, da wo wir sie sehen KÖNNEN und KEINE FALSCHE BEWEGUNG“.
Langsam hob die Stadtwache die Hände in die Höhe.
„IM NAMEN der ANSILONER MILIZ SEID IHR FESTGENOMMEN !“
„Ansiloner Miliz?“. Das gibt’s doch nicht. Mit der flachen Hand klatschte sich Pan auf die Stirn und seufzte erleichtert und mit einem Lächeln in die offene Handfläche. Noch mal Schwein gehabt.
„NIMM … DEINE DRECKIGEN … HÄNDE HOCH ARSCHLOCH !!“
„Wartet … wartet … das, das ist ein Missverständ ….!“, versuchte Pandor noch zu beschwichtigen. Doch es war zu spät. Ein faustdicker Knüppel wurde ihm über den Latz gezogen und … PUFF … weg waren die Lichter.
„Mitnehmen … und steckt ihn in in eine Zelle!“
„JAWOHL!“
Argghhh, Kopfschmerzen und zwar richtig üble. Nicht diese leichten Pseudokopfschmerzen ala „Schatz … nicht jetzt, ich habe Migräne“, sondern die Art von Kopfschmerzen bei denen man glaubt von einer Pferdekutsche überrollt worden zu sein ( und zwar 2 mal ).
„Ohh … Scheiße …“. Ein schweres Stöhnen verlässt meine Lippen und vollkommen desorientiert öffne ich meine Augen. Ein innerer Monolog zwischen mir und … mir ( naja, dem anderen ich) … beginnt, während ich schmatzend den fahlen Geschmack meiner ausgetrockneten Zunge wahrnehme, die wie ein Heftpflaster an meinem Gaumen klebt.
„Wo bin ich?“ …
„… puhh keine Ahnung“
„Was mach ich hier?“
„… woher soll ich das wissen?“
„Wie lange bin ich schon da?“
„… glaub schon eine Weile“
„Wieso bin ich hier?“
„… hör auf solche bescheuerten Fragen zu stellen!“
Krampfhaft versuche ich meine Gedanken und Erinnerungen zu sortieren und füge sie meinem abrupten Filmriss hinzu. Genauso langsam, wie meine zusammengekniffenen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, fange ich an meine Erinnerungen immer wieder vor und zurückzuspielen.
Da war was … das Geschenk, der Brief, Hafen, die Blondine … .
An dieser Stelle meldet sich wieder diese nervige 2t-Stimme die grinsend nach meinem, am Boden liegend – verkrüppelten, Stolz tritt.
„…wäre das letzte Bild das du gesehen hast, … eine Blondine … dann wärst du jetzt tot. 6 Fuß unter der Erde würdest du gen Himmel starren und das Einzige was du noch sehen würdest, wäre die Blonde die dir entgegenfliegt und der mordlüstern-enttäuschte Blick einer rothaarigen wilden Bestie, die ihren Verlust in Rum, Blut und einem sadistisch-zuckersüßem Lächeln ertränkt“.
„Ach halt doch die Klappe!“
„… LOS steh endlich AUF!“ (na endlich mal etwas Konstruktives)
Sie sind taub …, ich kann meine Beine nicht spüren, fast so als würden zwei leblose Stelzen an meinem Arsch kleben. Der kalte, feuchte Steinboden und meine komische naja, nennen wir es mal Indianersitzstellung, haben mir jedwedes Gefühl in meinen Beinen genommen. Immer wieder versuche ich meine Glieder zu strecken um die Blutzirkulation in Gang zu kriegen. Endlich fängt dieses unangenehme Pochen und Kribbeln an, das sich wie ein Lauffeuer unter meiner Haut ausbreitet und sich nach tausend Nadelstichen anfühlt. Selten war ich über dieses Gefühl so froh und heiße es mit einem stillen Lächeln willkommen.
„Gut … und jetzt aufstehen.“
Ich verlagere mein Gewicht, werfe meinen matten Körper nach vorne, ziehe die Füße unter mich und will mich hochreißen. Irgendetwas scheppert und geht mir dabei tierisch aufn Sack, genauso wie diese Stimme und das nerv tötende Dauerklingeln in meinen Ohren.
„ARGHHHHHHH …!“.
Der Schmerz der meine Schultern penetriert und mich wie ein Vorschlaghammer, sprichwörtlich, auf den Boden der Tatsachen zurückreißt, wetteifert mit meinem dröhnenden Schädel.
Meine Augen richten sich nach oben.
„Ihr wollt mich verarschen“
„ … tja, du hängst fest“
„Ach leck mich doch.“
Kalter Stahl umschlingt meine Handgelenke. Ich lehne mich nach hinten und fange an über meine momentane Situation zu sinnieren. Zum ersten Mal schmeckt mein Rücken „bewusst“ die kalte Kerkermauer. Hmm ein gutes Zeichen! Meine Sinne fangen an sich zu ordnen, jedenfalls weiß ich jetzt eindeutig, wo oben oder unten ist … und das Beine, Arme und der Kopf noch da hängen, wo sie hängen sollten. Dumpf drücke ich meinen Hinterkopf an meinen unnachgiebigen Sitznachbarn (Mauer) und starre zur Decke.
„Was zum Henker …“
„… denk weiter!“
„Blondine“
„… ja die hatten wir schon“
„Schiff“
„… warm“
„Windrose“
„… wärmer“
„Lagerräume“
„… noch wärmer“
„Miliz“
„… heeeissssss“
„Ansiloner-Miliz“
„… verdammt heiß“
„Sie halten mich für einen Schmuggler“
„…TREEEEFFFFERRR!“
Ich Idiot! (wo du recht hast, hast du recht).
Sie denken, ich hätte etwas mit dem Laderaum voller Waffen und Drogen zu tun.
„ … das hat ja lange gedauert“
TOK … TOK … TOK.
Immer wieder stoße ich mit meinem Hinterkopf gegen die Kerkermauer.
Vielleicht aus Frust, vielleicht weil ich stink sauer bin, oder aber … in der Hoffnung diese elendige Drecksstimme würde so endlich die Klappe halten. Hmm, scheint zu funktionieren*.
Erst mit einem resignierenden Seufzen höre ich auf, meine Arme gegen die schweren Ketten der Handfesseln zu werfen und meine Handgelenke damit zu schinden.
Naja, ich versuche es in ein paar Minuten wieder. Immerhin kann ich jetzt sagen - die Schellen sind gut verarbeitet, solider Stahl, keine Pfusch, hochwertige Qualitätsarbeit.
„… verfluchte Zwerge“
*Mist, doch nicht.
Von draußen dringt der schwache Lichtstrahl einer flackernden Fackel in mein Verließ. Zärtlich frisst sich der helle Schein der Lichtquelle durch meine dunkle Zelle und erhellt mein tristes Dasein. Fürwahr, das hat etwas Poetisches an sich. Statt die üblichen 10 Graustufen in der Nacht, erkenne ich jetzt sogar eine Handvoll mehr.
„ … hehehe“
„Was gibt’s da zu lachen?“
„… ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels“
„GRRRRRR“
Forschend tastet sich mein Blick über meine Füße, meinen Oberkörper bis hin zu meinen gefesselten Händen.
„Warum haben die mich nicht erkannt?“
„ … du machst es einem auch zu einfach“
Die Miliz hat mich ordentlich gefilzt – Umhang weg, Kapuze weg, der Mantel auch.
„ … klar, hätte ich an ihrer Stelle auch gemacht.“
Also, warum haben sie mich nicht als, … Pandor von Assuan, Stadtwache Silberburgs, erkannt ?
“… ich seh ich seh, was du nicht siehst … und es issssttt … anhänglich “
„Verdammt, die Halskette!“
Krampfhaft versuche ich mich daran zu erinnern, wie lange die Wirkung so eines Amulettes anhalten kann. Hmm, ein paar Stunden vielleicht? Glück gehabt, dann habe ich ja einen begrenzten Aufenthalt in dieser Luxuseinrichtung gepachtet. Ich könnte ja die fantastische Aussicht auf die hölzerne Zellentür genießen.
„… warte … warte!“
„Was?!?“
„… da war doch etwas mit den Illusionsamuletten.“
Verfluchte Kopfschmerzen, ich kann keinen klaren Gedanken fassen.
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der Zauber verlängert sich automatisch, bis das Amulett seine magische Kraft verliert, oder ich es ablege.
„… ablegen ist eine gute Idee“
„JAA WIE DENN?“
„…hehehe“
Also, wenn ich Pech habe, und das habe ich in solchen Situationen immer, klebt dieser Zauber zwei Tage an mir, wie ein Stück stinkende Kuhscheiße an meinem Stiefel. Naja, die kann ich wenigstens am erstbesten Bordstein abkratzen.
Nachdenklich richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Handfesseln.
Kennt ihr die Geschichte vom Hamster, der Nuss und den Stromschlägen? Ich auch nicht.
Wie besessen versuche ich meine Handgelenke aus den eisernen Manschetten zu winden. Ein wenig müssen sie doch nachgeben (die, oder meine Knochen), wenigstens einen halben Zentimeter. Die Anstrengung fordert ihren Tribut, denn jedes Schlucken fühlt sich langsam an, als müsste ich eine Dose Reisnägel hinunter würgen. Staubtrocken ist meine Kehle. Ich gebe ja sonst nicht auf, aber langsam sinkt meine Moral gen Tiefpunkt. Vielleicht sollte ich es mal mit „Reden“ versuchen.
Gott … „Reden???“ … ich höre mich langsam an wie … Cheron.
„WACCCHEEEEEEE !!“
„… die werden dir die Geschichte nie abkaufen“
Wie eine Fledermaus in ihrem Höhlenreich, lausche ich in die Dunkelheit hinaus.
Versuche mich auf jedes verräterische Geräusch zu konzentrieren. Ein Klicken, ein Scheppern von Schlüsseln, oder die Schritte einer Wache. Nichts … da ist absolut gar nichts. Das einzige was ich höre, ist mein Herzschlag, der nach und nach das Hämmern in meinem Kopf verdrängt und mein eigener Atem. Was ist das für eine Gastfreundschaft hier?
„HEEEEEEEEEEEJJJJJJJJJ LAASSTT MICH RAUSS !! IHR HABT DEN FALSCHEN!!!“
„… har har har har“
„WAS?!“
„… wie oft glaubst du haben die den Satz schon gehört?“
Wenn ich eins weniger leiden kann, als irgendwo sinnlos herumzuhängen, dann ist es „mir selbst“ Recht geben zu müssen.
„WACCCHEEEEEEE!!“
Abermals höre ich hinaus. Jede Nervenzelle und alle meine Sinne sind geschärft, mein ganzer Körper verharrt angespannt.
Na los Fortuna, lass mich jetzt nicht im Stich! Nach einigen Sekunden, die mir wie Stunden vorkommen, öffnet sich irgendwo eine Tür und schwere Schritte überwinden geräuschvoll einige Stufen. Instinktiv fange ich an die hinabgestiegenen Stufen zu zählen. 1,2,3,4 …. 7 … 7 Stufen. 1,2,3,4,5 … und 11 Schritte bis zu meiner Zelle.
Ein kleines Fenster wird zurückgeschoben und ich kann schwach die Umrisse eines Halses erkennen.
Die Wache beugt sich hinab und starrt mich durch die Öffnung mit ihren Augen finstern an.
„Was ist ??“
Wie von selbst fängt mein Gehirn an zu rattern. Gut, ein Gefängniswärter. Raue dunkle Stimme, wahrscheinlich schon in die Jahre gekommen.
Ein Veteran? Scharf ziehe ich die Luft zwischen meinen Lippen ein.
Der kalte Atemzug scheint meinem Denkprozess weiter auf die Sprünge zu helfen und ich fokusiere meine Aufmerksamkeit auf die Tür.
Die Tür ist mehr als 2 Meter hoch, wahrscheinlich um die 2.20.
Die Öffnung ? Hmm … auf auf meiner Kinnhöhe … also 1.70.
Entweder ich bin bei den Barbaren gelandet, oder der Kerl auf der anderen Seite ist wirklich 1.90 und 2 Metern großer Schrank. Womit werden die Leute hier bloß gefüttert?
„Also … was ist??“.
„… na los, streng dich an. Der erste Eindruck zählt, der ist nämlich immer der Wichtigste!“
„Kann ich ein Kissen bekommen? Die Mauer hier ist ziemlich unbequem. “
Chhhhhrrttt, schließt sich vor meinen Augen mein einziger Lichtblick, hinaus in die leichtsinnig verspielte Freiheit.
„… du Idiot“
„Ich hab einen Plan“
„ … ach wirklich?“
Der Plan:
Im Grund ist es nicht das erste Mal, dass ich in so einer Situation stecke. Na gut, auch nicht das zweite Mal. Schon gut, schon gut … auch nicht das dritte Mal. Jaaa, ist schon öfters passiert. Es bringt in dieser Situation absolut nichts, seine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln zu verschwenden. Man muss direkt an die Quelle, also an einen Vorgesetzten.
Der Soldat, nennen wir ihn mal W (Wache), stellt dem Gefangenen, nennen wir ihn mal P (Pandor) eine einfache Frage : „Was ist?“
W rechnet mit einer vernünftigen Antwort.
Sowas wie: „Ich habe Durst“, „Ich will meinen Anwalt“, „Wo bin ich“ … u.s.w.
P aber, reißt einen blöden Spruch und pisst W damit ans Bein.
Hier kommen wir zu einem universellen Gesetzt - Aktion und Reaktion.
Das heißt … es gibt 2 Möglichkeiten.
Möglichkeit 1:
W schlägt P zusammen und lässt ihn danach in der Zelle verrotten, was unweigerlich zu Schwierigkeiten mit dem Vorgesetzten (V) führt, oder aber
Möglichkeit 2:
W meldet V das Gefangener P „verhörbereit“ ist.
In der Regel tritt Möglichkeit 2 ein. Bin mir aber nicht sicher ob, wenn ich das mit dem Verhör vergleiche, mir Möglichkeit 1 nicht manchmal lieber ist.
Wieder lausche ich in die Dunkelheit hinaus … und warte.
Warte, dass mein Plan funktioniert.
Sie kommen. Er kann sie nicht sehen, doch er weiß … sie kommen. Sie kommen um ihn zu holen. Unaufhörlich näheren sich die schweren Schritte, bis sie genau vor seiner Zelle zu stehen kommen.
Er hebt seinen Blick zur Tür. Sekunden lang starren seine Augen in die leere Dunkelheit. Starren das Tor an, die letzte Bastion zwischen ihm … und dem was kommen mag.
Ein eiserner Schlüssel wird umgedreht und die ersten Lichtstrahlen fallen ins Verlies. Sie brechen sich an den Silhouetten zweier Wärter und werfen deren Schatten vor ihm auf den Boden.
Er starrt ihre Schatten an, die wie eine unsichtbare Bedrohung, immer näher kommen.
Ein weiteres Mal zieht er scharf die Luft zwischen den Lippen ein, füllt seine Lungen mit der bedrückenden Kälte, die sich wie ein Mantel über seinem Körper ausbreitet.
Er schließt seine Augen.
„Aufwachen Dornröschen, du hast jetzt deinen großen Auftritt“.
Grob tritt einer Wärter nach seinem Körper, während der andere ihm einen stinkenden Sack über den Kopf stülpt.
„Hinsetzen!“
Nicht gerade zimperlich drückt man den Häftling auf den hölzernen Sessel und fixiert seine Fesseln hinter der Lehne. Eine Hand greift nach dem Sack und reißt diesen ruckartig vom Kopf des Gefangenen. Um nicht vom Licht geblendet zu werden kneift dieser die Augen zusammen. Zögerlich blinzelnd öffnet er sie wieder. Langsam, mit Bedacht fängt sein Blick an den Raum zu sondieren.
Außer einem Dutzend Fackeln und Laternen, ziert nichts die flachen Wände des Verhörzimmers.
Keine Bilder, keine Fenster, keine Waffen. Es ist zweckmäßig eingerichtet. Ein Tisch in der Mitte, 2 Stühle, eine Tür … das wars.
Der Raum ähnelt mehr einem okkulten Ritualplatz als einem Verhörzimmer.
Die Pupillen des Sträflings fixieren sein Gegenüber.
Da sitzt sie, die Blondine aus dem Hafenmeisterhaus. Ein überlegenes Lächeln ziert die Lippen der Offizierin. Nichtsdestotrotz wirkt sie in ihrer feinsäuberlich grün-schwarzen Uniform stolz und autoritär. Das Wappen der Ansiloner Miliz prangert wie ein Symbol, für Recht und Ordnung, auf ihrer rechten Schulter und auf ihrem edlen Umhang.
Neben ihr steht eine Wache. Ein Koloss, gepanzert in einer schweren Plattenrüstung aus grünem ansiloner Stahl.
Wird wohl die sein, die dem Häftling vergessen hat, das Kissen vorbeizubringen. Das Gesicht, kantig, hart, entschlossen.
Eine Narbe, die sich wie eine Kerbe durch das Gesicht zieht, verfinstert zusätzlich den grimmigen Ausdruck des Veteranen, dessen Augen den Sträfling missbilligend an gieren.
„Ich habe leider meine Einladung vergessen …“.
BAMMMM, wie ein Spielball in den Händen des Riesen, wird der Kopf des Gefangenen auf die Tischfläche geknallt.
Für Sekunden verschwimmt die Wirklichkeit vor den Augen des Häftlings. Sterne, überall Sterne.
Es dauert eine Weile, bis Kopf und Gedanken rauschfrei wieder auf Empfang gehen und seine grünen Augen ausdruckslos den Hünen fixieren.
„Tut mir leid, mein Partner wird manchmal bei den Verhören … nervös“.
In aller Seelenruhe greift die Offizierin zu einer Karaffe und schenkt sich ein Glas Wasser ein.
Alle ihre Bewegungen sind fließend und demonstrieren Ruhe – Gelassenheit und absolute Kontrolle.
„Ich sage dir jetzt wie das Ganze hier ablaufen wird. Ich stelle dir eine Frage, du beantwortest die Frage“.
Langsam nippt sie am Wasserglas und stellt diese in provokanter zur Schaustellung vor den Gefangenen.
Unbewusst leckt sich der Häftling über die spröden Lippen. Seine ausgetrocknete Kehle kann den neutralen Geschmack der Flüssigkeit förmlich schmecken.
Seine Blick haftet am Glas und beobachtet des spielerische hin und her schwappen des Wassers.
„Nicht zufällig ein Zweites dabei?“
Srzppp … eine rechte Gerade reißt den Kopf des Häftlings zur Seite. Schmerzhaft platzt die die Unterlippe auf und bildet auf der Stelle einen hässlichen Bluterguss.
Statt des erhofften Wassers schmeckt seine Zunge nun Blut. Ein fahles Knurren entweicht dem Häftling, als er die rote Schmiere zur Seite ausspuckt.
Genüsslich zieht der Gorilla seine Hand zurück und knackt demonstrativ mit den Fingern der Schlaghand. Wow, der Treffer hat gesessen
„Achja … da war noch was. Du redest nur dann, wenn du gefragt wirst“, haucht die Blondine mit süßer Stimme.
„Recht einseitig für unser erstes Date…“. Purer Trotz und ungebrochener Stolz fliegen der Richterin um die Ohren.
„Für wen hältst du dich eigentlich du mieses Stück Scheiße!“, blufft der Koloss und holt abermals zu einem Schlag aus.
„Nein!“, faucht die Offizierin ihren Kameraden an.
Wenige Zentimeter vom Kinn entfernt verharrt die Faust des Schlägers, der mit einem missbilligenden Zischen dem Befehl seiner Vorgesetzten gehorcht.
Die Kommandantin lehnt sich ein Stück über den Tisch. Ihre stahlblauen Augen fangen den Blick des Gefangenen ein.
Ein eisiger Schauer jagt über dessen Rücken, denn er kennt den Ausdruck in ihren Augen ganz genau.
„Kann es sein dass du mir nicht zugehört hast? Wir spielen hier nach meinen Regeln. Kommst du mir entgegen, komme ich dir entgegen.“
Wie lange wurde er bereits verhört? Eine Stunde, oder bereits zwei? Seine Gedanken fühlten sich bleiern an, genauso wie sein ganzer Körper.
Immer und immer wieder dieselben Fragen, immer und immer wieder dieselben Antworten.
Immer wieder der wiederkehrende Schmerz. Womit sonst konnte er antworten, als mit der Wahrheit … .
„Was hattest du auf dem Schiff zu suchen?“
„Haukal...“, zischte der Gefangene und versuchte sich auf einen Punkt im Raum zu konzentrieren.
Dieser unscheinbare Punkt hinter der Kommandantin, genauer gesagt – eine Kerbe in der Mauer, war wie ein Ankerpunkt für ihn.
Solange er bewusst diesen magischen Punkt anstarrte, sah er die Schläge der Wache nicht. So hatten sie wenigstens etwas überraschenden an sich.
„Was wolltest du von ihm?“
„Holz …“
Ein weiteres Mal wurde der Kopf des Häftlings durch einen Schlag zur Seite gerissen und sackte dann vornüber. Der Gorilla packte ihm am Haar und zog seinen Kopf in den Nacken.
„Nana … du wirst doch jetzt nicht schon schlapp machen.“
Der brennende Schmerz im Kieferknochen lähmte die Gesichtsmuskeln des Gefangenen und der metallische Geschmack von Blut im Mund ließ ihn würgen. Sein blutverschmiertes Gesicht glich einer hämischen Fratze, als sich seine Lippen zu einem trotzigen Grinsen anhoben. Sie mochte es nicht, das Gefühl der Ruhe und der Kontrolle zu verlieren, doch der ungebrochen sture Blick des Gefangenen brachten es fertig, dass sie mit dem Gedanken spielte Tugend, Recht und Gesetz hinter sich zu lassen. Es gibt auch andere Möglichkeiten jemanden zum Reden zu bringen …, aber sie wollte damit noch ein wenig warten. Bis jetzt hat sie hat sie alle Vögel zum Singen gebracht.
„Das haben wir bei dir gefunden...“
Ihre Lippen spitzten sich während sie einen zusammengefalteten Brief aus ihrer Umhangtasche fischte und diesen demonstrativ vor die Augen des malträtierten Gastes hielt.
Sie beobachtete jede Regung, jedes Mienenspiel, selbst die angestrengte Atmung des Gefangenen, als dessen Blick und Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Brief richteten.
Seine Pupillen weiteten sich … ganz klar, der Bastard wusste ganz genau. Mit diesem Beweisstück zog sich die Schlinge um seinen Hals, sprichwörtlich, enger.
„…einen lukrativen Tauschhandel einzugehen und gleiche mehrere Interessenten zufrieden zu stellen. Ihr habt ein gutes Gespür für den Wert verschiedener Waffen bewiesen …“, rezitierte sie aus dem Schreiben. Ihre stahlblauen Augen fixierten den Gefangenen und sie leckte sich über ihre Lippen.
Endlich hatte die Schlange die Ratte in die Ecke gedrängt.
Bereit jeden Moment ihre giftgetränkten Fangzähne in das fiepende Opfer zuschlagen.
„Handelt es sich um die Waffen auf dem Schiff?“, knurrte ihn die Offizierin an.
„Ich … weiß es nicht!“
Sichtlich unzufrieden mit der Antwort gab sie ihrer rechten Hand ein stilles Zeichen in Form eines Nickens.
Mit einer perfiden Genugtuung schlug die Wache 2-mal zu, Magen und Leber. Unbarmherzig grub sie die Faust, in der Größe eines Vorschlaghammers, in den Körper.
Presste dem Gefangenen die Luft aus den Lungen.
„ARgGRhhhh…!““
Der giftig – ätzende Geschmack von Galle kroch durch seine Innereien und kündigte damit die aufkommenden Übelkeit an. Schwer atmend presste Pandor die blutverschmierten Lippen aufeinander und sein verschwommener Blick fixierte die Tyrannin.
„Pandor von Assuan, Stadtwache Silberburgs … Hafenregiment. B…Bef…“, zur Seite spuckte der Soldat die rote Grütze aus, die abermals seinen Rachen füllte und die Worte in ein Gurgeln tauchte „Befehlshaberin Unteroffizier Vildaban.“
Die Kommandantin schnellte schlagartig hoch, riss den Sessel zurück. Mit den Händen stützte sie sich am Tisch ab. Langsam lehnte sie sich nach vorne, … ihr finsterer Blick dürstete nach Antworten.
„Ich frag dich ein letztes Mal. Für wen ist die Lieferung!?“, säuselte sie mit unheimlicher Stimme.
Genauso finster knurrte der Gefangene zurück.
„Pandor von Assuan, Stadtwache Silberburgs … Hafenregiment.“
Anzüglich leckte sich die Befehlshaberin über die Lippen und ließ sich wieder auf den Sessel sinken.
In bedachter Manier verschränkte sie die Arme vor ihrer üppigen Brust und ein schmales Lächeln formte sich auf ihren Lippen.
Es war einer der wenigen Augenblicke in ihrer Laufbahn, in denen sie zugeben musste, mit ihrer gepflegten und zivilisierten Art nicht weit zu kommen.
Zum Glück gibt es ja auch noch die … anderen Arten. Eigentlich Schade um so einen gutaussehenden Mann. Wenn er doch nur etwas mitteilsamer wäre.
Wie sie den Gefangen so ansah, fürchtete sie für einen Augenblick, dass sich doch so etwas wie Mitleid in ihren Augen spiegeln würde
Naja, was soll’s … der „Doktor“ wird das schon ändern.
„Wie du willst …“. Sie hob ihren Blick zu ihrem Untergegebenen.
„Berg…“
„Ja, Frau Oberst?“
„Holt den Doktor …“
„Aber, aber …“, regte sich das moralische Gewissen im Hünen.
„HOL IHN!!“, bluffte die Blonde den Riesen an, der in ihrer autoritären Gegenwart plötzlich ganz klein aussah.
„Jawohl Frau Oberst!“, mit einem Klacken trafen die Fersen des Wachmanns aufeinander, als dieser sich salutierend stramm zur vollen Größe aufrichtete.
Sekunden später war er aus dem Zimmer verschwunden um den … Doktor zu holen.
Der Doktor - ein junger, gutaussehender Arzt Mitte zwanzig.
Unergründlich wirkt der glänzende Blick seiner stahlblauen Augen - … unnahbar, geheimnisvoll und mystisch. Fast wirkt es so, als würden sie nach der Erfüllung des irdischen Daseins suchen. Seine schmalen Lippen harmonisieren perfekt mit dem ovalen Gesicht und den hellen Augenbrauen. Blondes Haar umrahmt das stets dezent lächelnde Antlitz, welches ihm etwas charismatisch – einnehmendes verleiht.
Obwohl er in der Gegenwart anderer meist zurückhaltend ist, regelrecht die Rolle eines Beobachters einnimmt, strahlt seine Präsenz etwas Machtvolles aus.
In seiner Stimme hallt ein wohl überlegter und besonnener Klang. Niemals scheint er die Kontrolle über sich, seine Gefühle oder die Umgebung zu verlieren.
Er sieht sich selbst als Künstler - strebt nach der unerreichbaren Perfektion der Dinge.
Dem Einklang zwischen sich, den verführerischen Freuden des Lebens und seiner stillen Obsession.
Eine unheimliche Anziehungskraft übt sein charismatisch-geheimnisvolles Auftreten auf Frauen aus. Vielleicht ist es die Mischung aus stiller Dominanz und eleganter Zurückhaltung, der sich die Frauen nicht entziehen können. Vielleicht sind es aber auch seine Augen. Augen, die eine Frau so ansehen können, als würden sie die tiefste und entlegenste Stelle ihrer Seele berühren. Das benebelnde Timbre seiner Stimme, das mehr einem Versprechen gleicht, so nah an der Dunkelheit zu lieben, sich den körperlichen Lüsten hinzugeben, ohne vom Abgrund verschlungen zu werden.
Obwohl er die verzehrende Gesellschaft von wunderschönen Frauen genießt und auskostet, gilt seine wahre Leidenschaft seiner Arbeit. Seine Arbeit ist seine geheime Liebe, die verspielte Obsession und gleichzeitig das Streben nach Vollkommenheit.
Getrieben von dieser Unruhe versucht er die Schönheit des menschlichen Körpers einzufangen. Die dunkle Besessenheit zwingt ihn dazu, nur die schönsten und unversehrtesten Körper zu präparieren und seiner Sammlung hinzuzufügen.
Eine Sammlung die immer größer wird und obskure Geheimnisse verbirgt.
Wunderschöne Frauen, athletische Männerkörper, eng umschlungene Liebespaare, alte Greise und Greisinnen und selbst Kinder und Säuglinge finden sich in der stetig wachsenden Kollektion. Jeder einzelne Körper mit so viel Leidenschaft und Hingabe zur Vollendung präpariert, das man glaubt, vor einem würde ein lebendes, atmendes, fühlendes Wesen stehen.
Es ist makaber, dass er auf der einen Seite mit Eid und Schwur an die ärztliche Ethik gebunden ist, auf der anderen Seite immer darauf hofft, dass ihm der Tod die Karten in die Hände spielt. Deswegen ist er wahrscheinlich auch freier, praktizierender Arzt in Ansilon geworden. So ist es für ihn ein leichtes immer wieder an frisches, aber leider oft unvollkommenes Material zu kommen.
Genau diese Abhängigkeit treibt aber seine Gedanken und Ideen immer tiefer in einen schwarzen Abgrund.
… die Karten dem Tod aus den Händen zu reißen …
… selbst zu wählen …
… selbst zu bestimmen …
Tag 3 der ersten Woche des 12ten Monats.
Nach Wochen des Wartens ... wurden sie endlich gebracht ... meine neuen Instrumente. Jedes Stück für sich ein Meisterwerk der Perfektion. Sie sind die Verlängerung meiner Finger, meiner Sinne, meiner Ideen und Gedanken. Vor allem sind sie das Zentrum meines Schaffens. Noch immer spüre ich das berauschende Kribbeln in meinen Fingerspitzen, als ich zum ersten Mal das kalte, glattpolierte Metall berührte. Ich kann es nicht leugnen, ein gewisses Gefühl der sündigen Erregung lässt mich erschauern.
Meine Gedanken kreisen unentwegt:
Wie wird die sinnliche Melodie klingen, wenn ich sie zum ersten Mal an die sanfte Haut eines Körpers ansetze? Wie wird er sich anfühlen, der erste vollzogene Schnitt?
Werden die Körper die Schönheit meiner Instrumente zu schätzen wissen?
Halt, … ich muss meine Gedanken zügeln. Viel zu besessen sind sie davon, wie ein ausgetrockneter Schwamm, alle Eindrücke aufzusaugen, die sich vor meinem geistigen Auge formen.
Ich werde nichts überstürzen, werde mir viel Zeit dabei lassen die kostbaren Augenblicke auszukosten. Ich möchte mich voll und ganz der Vorstellung des unwirklichen Tanzes hingeben - die weiche Beschaffenheit eines Körpers im gegensätzlichen Kontrast zur Schärfe und Härte meiner Instrumente.
Tag 26 des ersten Monats
… kleine Christine mit einer Erkältung und einem schlimmen Husten. Ich habe ihrer Mutter einige Rezepte und Mittel mitgegeben. Schleimlösenden Hustentee, Eukalyptusbalsam, Propolistropfen, Seifenkraut und Spitzwegerich. Alle paar Stunden angewendet, wird es meiner kleinen Patientin bald wieder besser gehen.
Nachtrag:
Wieder beordert mich die Miliz zu sich um für sie die Drecksarbeit zu erledigen.
So sehr ich die Miliz als Deckmantel für meine Arbeit schätze, so unangenehmer ist das Gefühl, meine Fertigkeiten als Doktor auch weiterhin in ihre Dienste stellen zu müssen.
Jedes Mal wenn sie mit ihren minderbemittelten Fähigkeiten an ihre Grenzen stoßen, fällt ihnen natürlich mein Name ein. Was fange ich mit geschundenen und verkrüppelten Körpern an? Sehe ich etwa wie ein Metzger oder aus? Ich habe absolut gar kein Problem damit mich um ihre Verwundeten zu kümmern, aber die seltene Ausnahme, mein Talent auch für ihre Verhöre zu einzusetzen, wird immer mehr zur Regel.
Am Anfang bereitete es mir Unbehagen hier und da ein Wahrheitsserum, oder ein starkes Halluzinogen zu verabreichen, doch in letzter Zeit, artet es aus. Ich gerate immer mehr in Verschung meinen Eid als Arzt zu brechen. Es ist paradox, einerseits stößt mich dieser Gedanke ab, aber andererseits kann ich es kaum erwarten. Irgendetwas in mir, etwas Dunkles, Unberechenbares lässt mich zu weit gehen. Nein, es ist viel mehr als eine Versuchung, … denn ich habe ihn bereits gebrochen.
Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken darüber, sollte einfach meine Arbeit erledigen und es von der von der positiven Seite sehen.
Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit die Wirkung des Toxins auszuprobieren, das ich letzte Woche erfolgreich aus den Lebern einiger exotischer Fische isoliert habe – Tetrododoxin. Es ist schnell wirkendes Nervengift, das den Körper paralysiert, aber alle anderen Funktionen unberührt lässt. Mit anderen Worten, man kann sich nicht bewegen, aber weiterhin alles fühlen und vor allem es hat absolut keine Auswirkung auf das Schmerzempfinden.
Sekunden verharrte der Arzt still. War da ein Zögern, Moral und …
Er schob eine Lade seines Schreibtisches auf.
In dieser kleinen Lade lagen zwei Bündel. In beiden waren Instrumente.
Seine Augen wanderten über das erste – gegerbt, raues Leder schützte die .
Das andere Bündel glich einem Heiligtum - aus Satin und Samt hüllte es die kostbarsten Stücke.
So machte sich Raphael auf zur Miliz, ohne zu wissen, dass sich die Situation vollkommen geändert hat.
Angriff ist die beste Verteidigung
„Verdammt … hau endlich ab“, knurrte Pans Stimme im Kopf.
Mit einem dumpfen, lauten - Drzpp - schloss sich die schwere Holztür hinter dem vor Steroiden strotzendem Kollos.
Endlich …! Nur noch … sie und er.
Wie auf ein Signal hin hob der Gefangene seinen Blick und fixierte die hochdekorierte Peinigerin. Seine Gedanken kreisten nicht mehr um „zivilisierte Umgangsformen“ und die Hoffnung, mit Worten, oder sogar mit heiler Haut hier herauszukommen hatte er bereits zum Teufel gejagt. Alles in seinem Kopf drehte sich nur noch um eines … Angriff. Er wollte der aufgeblasenen, selbstgefälligen Schlampe nur noch den Hals umdrehen.
Lang genug hatte er sich ans Bein pissen lassen, jetzt wurde es an der Zeit zurückzuschlagen. Seine Fingerkuppen gruben sich in das Holz der Stuhlbeine. Diese ächzten unter dem eisernen Griff der Hände.
Idioten, man treibt kein Raubtier in die Ecke, im Glauben es würde nicht beißen.
Behutsam leckte Pan mit der Zungenspitze über die aufgeplatzten Lippen.
Er schmeckte das gerinnende Blut gepaart mit dem Bukett der ätzenden Galle in seinem Mund. Markant traten seine Wangenknochen hervor, als er zähneknirschend den Blick über die Tyrannin wandern ließ.
„ … und wie soll das hier enden?“
Scheiße … bei jedem Wort, jeder Silbe und jeder Bewegung schmerzte sein Kiefer wie die Hölle. Alles an ihr begann ihn zu stören - der Blick ihrer stahlblauen Augen, ihr sinnlicher Schmollmund, das perfekt sitzende Haar, die Art wie sie ihn ansah und in aller Ruhe vor ihm saß. Nein, sie saß nicht mehr in ihrer akkuraten, strengen Sitzhaltung, viel mehr lümmelte sie in ihrem hölzernen Thron und gierte den Gefangenen mit ihrer bloßen Anwesenheit an.
Jede Muskelfaser des Gefangenen spannte sich wie Bogensehnen an.
Noch nicht … .
„Nachdem du uns alles gesagt hast, was wir wissen wollen, bekommst du einen hübschen, kuschligen Logenplatz in einer Zelle. Bei guter Führung, darfst du sogar draußen mit den anderen spielen“. Wie ein Schürhaken fachten dieser, zynische überhebliche Unterton und der verschlagene Ausdruck von Überlegenheit in ihren Augen, Pandors Wut weiter an.
„Und wenn nicht?“
Gift und Galle spie ihm die Viper entgegen
„Dann wird der Doktor dafür sorgen, dass du dich für den Rest deines erbärmlichen Lebens für ein acht jähriges Mädchen hältst. Danach werde ich kommen und persönlich deinen Arsch in das versiffteste und tiefste Loch unseres Kerkers werfen … “
Langsam hob der Arrestant die Lippen zu einem spöttischen Lächeln an.
„Klingt nach einer Drohung …“
Alles würde er auf die eine Karte setzen müssen. Er musste dieses zynische Miststück nur noch aus der Reserve locken.
Nooochh nichhtt… .
Die blonde Domina lehnte sich nach vorne und zischte ihm ein
„Es ist eine …“, entgegen.
„Würdest du mir da unten Gesellschaft leisten?“. Pandors Augen blitzten auf und ein dreckiges, zweideutiges Grinsen klebte sich auf seine Lippen.
Einen kurzen Moment lang ließ er den Blick zu seinem Schritt wandern um der Anspielung Nachdruck zu verleihen.
Der Spruch hatte gesessen. Man konnte förmlich sehen wie Wut und Verachtung das Gesicht der Befehlshaberin rot färbten.
Ihre Lippen pressten sich zu schmalen Linien zusammen und eine hellblaue Ader trat an ihrem makellosen Hals zum Vorschein.
Nooooooooochhhh nichhhhtttt !
„Glaub mir, es würde dir gefallen …“
„DU Bastard ! Was …“
Ruckartig riss sich die Kommandantin hoch um dem Gefangenen sein vorlautes Maul mit einem mächtigen Schwinger zu stopfen. Den Schlag würde er noch Jahre spüren.
JETTTZZTTT !!
Ab jetzt lief alles nur noch in Zeitlupe. Reflexartig zog Pandor Kopf und Oberkörper zurück, stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und verlagerte das Gewicht nach hinten. Unter der aufbäumenden Last knarzte das hölzerne Gestell unter ihm.
Als der Schlag der Angreiferin nur leere Luft traf, verlagerte der mitgenommene Schwung ihren Schwerpunkt nach vorne. Mit einer musste Hand musste sie sich auf der Tischplatte abstützen um nicht vorn über zu kippen.
Krachend schlug der Gefangene mit dem Sessel am Boden auf.
Einen Herzschlag später, fanden seine Füße bereits das nächste Ziel – die Kante des Tisches. Mit aller Kraft trat er gegen diesen, rutschte dabei mit dem Rücken über die Sessellehne und gleichzeitig über die eingeklemmten Ketten hinweg.
Ein schriller Schmerzenslaut entwich der Offizierin, als der schwere Tisch ihren Körper traf. Einige Schritte taumelte sie zurück, doch ihre Hand schnellte instinktiv zur Seite.
„WWWWWWACHEEEEEENNNNN!!!“, brüllte ihre Stimme nach Verstärkung.
Ihre feingliedrigen Finger umschlossen den Schwertknauf und wollten die messerscharfe Klinge aus der Scheide ziehen - den Hurensohn würde sie ausbluten lassen - … doch es war zu spät. Sie konnte gerade eben noch ihre Hände schützend vors Gesicht heben, ehe ihr Körper vor Schmerz und der Wucht des Einschlages zusammensackte.
In Bruchteilen eines Augenblickes stand der Gefangene auf den Beinen und packte den erstbesten waffentauglichen Gegenstand in seiner Nähe, den umgestürzten Sessel. Das Adrenalin rauschte durch Pans Adern und blendete alles um ihn herum aus. Jetzt hieß er … oder sie. Aktion und Reaktion waren nur noch Instinkt gesteuert.
Einen Atemzug später stand er bereits neben der Offizierin und donnerte mit aller Kraft den Sessel gegen ihren Körper.
„KRZrKrKzzss…“, in tausend Splitter zerschellte das zweckentfremdete Möbelstück und riss die Gegnerin von den Füßen.
Knurrend warf Pandor die Reste der übrig gebliebenen Stuhlbeine zur Seite und packte die benommene Kommandantin am Kragen.
„Steh auf Miststück! Jetzt hörst du … mir … zu“. In Pandors Stimme hallte ein düsterer Unterton mit.
Ein Unterton, der ganz klar zu verstehen gab, dass seine Entschlossenheit vor dem Äußersten nicht zurückschrecken würde.
Wuchtig flog die Holztür des Verhörzimmers auf und vier Wachen stürmten in den kleinen Raum.
Ruckartig drehte sich der silberburger Soldat mit seiner Geisel um und wickelte die Kette einmal um ihren Hals.
„Keinen Schritt näher, oder ich breche ihren Hals wie ein Streichholz.“
Demonstrativ zog er die stählerne Schlinge zu, um deren Kettenglieder sich die schmalten Finger der zappelnden Offizierin schlossen.
„Pandor … lass sie los!“
Das war sein Name.
„Nehmt mir die verdammte Halskette ab …“
„Pandor, um Himmels Willen … beruhig dich!“
Eindeutig, das war sein Name. Sie riefen ihn … bei seinem Namen.
Einem Berserkerrausch ähnlichem Zustand verfallen, nahm der Soldat die Worte der Miliz zuerst gar nicht wahr.
„Ich sagte … nehmt mir die verdammte Halskette ab“.
„D… d…du trägst keine“, röchelte die Gefangene. Gierig rangen ihre Lippen nach Luft.
„WAS erzählst du da für einen Scheiß“, bluffte der Geiselnehmer und zog die Schlinge noch fester zu um diese nerv tötende keifende Stimme zum Schweigen zu bringen.
„Pan. Bitte, lass sie los und beruhig dich … “, hallte eine ruhige, rauchige, doch wohl vertraute Stimme durch den Raum.
„Darbar ?“ Irritiert starrte Pandor zu den Wachen und erblickte tatsächlich den alten Veteranen und auch das Gesicht von Jana, das sich neugierig durch die Tür schob.
Zwei Seiten einer Münze.
"Tut mir Leid, wir mussten auf Nummer sicher gehen."
"Auf Nummer sicher gehen? Henker, warum habt ihr nicht gleich die Karten auf den Tisch gelegt?"
"Wir glauben, dass jemand aus unseren, aber auch aus euren Reihen dem Abschaum Informationen zuspielt."
"Du meinst Maulwürfe, bei der Miliz und den Stadtwachen? Komm, erzähl keinen Quatsch."
"Wir sind vielleicht ein etwas eigenwilliger Haufen, aber ich würde meine Hand für meine Kameraden ins Feuer legen."
"Die wissen ganz genau, wann wir Patrouillieren, welche Routen wir nehmen Wann, wo und welche Schiffsinspektionen wir durchführen. Das kann kein Zufall sein."
"Ihr habt doch die Windrose als Falle aufgestellt."
"Ja, aber nur durch Glück haben wir überhaupt erfahren, dass die Windrose ein Schmugglerschiff ist. Wenn es uns überhaupt gelingt ihnen in die Quere zu kommen, sind sie perfekt organisiert, professionell ausgerüstet und fügen unserer Miliz schwere Verluste zu. Pan, alleine die letzten zwei Monate haben wir sechs gute Männer verloren und einer von ihnen war der Bruder der Milizkommandantin."
"Das, … hab ich nicht gewusst … tut mir leid."
"Jetzt weiß ich, warum sie so besessen davon war, mich zu überführen."
"Du warst zur falschen Zeit, am falschen Ort … und ehrlich, der Brief hat deine Situation nicht gerade besser gemacht.
Jetzt ganz unter uns. Spielst du jetzt auf schwarzen Rächer, oder was hast du wirklich auf dem Schiff gesucht?"
"Holz."
"Du willst mir allen Ernstes weiß machen, dass du inkognito nach Ansilon kommst, um auf einem Schmugglerschiff, nach Holz zu suchen?"
"Ja, verdammt … Mahagoniholz! Ist ein Geschenk und geht keinen was an. Was ist, kann ich es haben?"
"Hmm, … natürlich, aber ich bin mir nicht sicher ob du das Holz finden wirst. Ich gab meinen Leuten den Befehl, das ganze Schiff auf den Kopf zu stellen und alle illegalen Gegenstände zu verbrennen."