Wie ist das Leben eines Abenteurers ?

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Pandor Vildaban
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Wie ist das Leben eines Abenteurers ?

Beitrag von Pandor Vildaban »

<< Habt ihr euch auch immer gefragt, ... >>
<< Wie ist das Leben eines Abenteurers ?? >>
<< Tja, ... hier sind einige Beispiele aus dem Leben eines unverbesserlichen Draufgängers namens
- Pandor Vildaban von Assuan >>

<< Fangen wir mal mit etwas Lockerem an >>
-- Wenn man für Freunde schon mal Kopf und Kragen riskiert --

Die Jagd, eine einzige Katastrophe. Nichts, aber auch rein gar nichts schien dem Abenteurer zu gelingen. In seinen Augen war er mehr Last, als Nutzen und so verschwand er … spurlos, wortlos.
Nun saß er spät nachts alleine im Trainingsraum des Assuankellers. Nichts besonderes, der Raum war spartanisch eingerichtet. Kein Luxus, kein Annehmlichkeiten, nur kalter Stahl und Kriegsgerätschaften.
Dennoch, für ihn war diese einfach eingerichtete Kammer ein Zufluchtsort geworden.
Niemand störte ihn hier unten. Hier unten … konnte er den Kopf frei bekommen.
Wie sagt man so schön -  spartanisch, praktisch, gut.

„Arghm“, knurrte Pan, während er einmal, zweimal … dreimal mit dem blutdurchtränkten Verband seinen Körper umrundete. War die verfluchte Wunde wieder aufgegangen.
Noch nie hat man ihn in einem Zweikampf so übel zugerichtet. Momentan wusste er nicht was mehr schmerzte, sein angeschlagener Stolz oder die klaffende Wunde an seiner Seite.
Erinnerungen des schicksalhaften Abends reihten sich aneinander und bildeten einen grotesken Bluten Film vor seinen Augen.

==================================================================================================
Der Abend war kalt in Winterberg, während Pan patroulierend seine Kreise zog. Warum ?
Naja, drücken wir es poetisch aus – „Der bittere Nachgeschmack einer Vorahnung haftete in der gefrierenden Nachtluft. Azarak, … kein Mensch, eine dämonische Erscheinung der Nacht, die getrieben von Durst nach einem bestimmten Weibe … Lyna … trachtete“.
Wusste Lyna von Pandors Anwesenheit? Natürlich nicht und sie sollte es auch niemals erfahren.
Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme, außerdem konnte der Abenteurer nicht schlafen und wusste mit seiner Zeit nichts Besseres anzufangen.

Das Rad der Zeit webt verschiedene Momente zusammen, manchmal mit einem Blutigen Faden.
Und heute, an diesem Abend verflocht es jenes, eines einfachen Kämpfers und eines adligen Geschöpfes der Finsternis.

Da stand Azarak, und harrte ruhig vor Lynas Haus. Er tat nichts, er blickt es nur an, so als könnte er schier durch die Wände des Gebäudes sehen und seine Präsenz mit seinem Blick in das Haus injizieren. Ein kalter Schauer würde wohl jedem Bewohner über den Rücken jagen.
Er stand da … regte sich nicht, nur ein kaltes Lächeln auf seinen Lippen.
Dem Anblick nach könnte man sagen, er empfand Erregung in seinem „perfiden“ Spiel des Todes.

Gerade als er sich wieder in Bewegung setzen wollte ertönte es mit ruhiger Stimme hinter der Erscheinung.
„Warum kannst du ihr nicht einfach fernbleiben?“
„Weil sie mir gehören wird … so einfach ist es“.
„Sie wird dir niemals gehören …“
Was für närrische Worte des Kämpfers. Er wusste ja nicht, dass Lyna mit der kalten Kreatur nicht nur das Haus teilte – Lionar ist Azarak, Azarak ist Lionar – zwei Seiten einer Münze. Eine Seite, kann ohne die andere nicht existieren.

„… aber niemand kommt und hindert mich daran …“
Pan deutete mit dem Zeigefinger auf Azarak und ballte dann demonstrativ die Hand zu einer Faust.
Sein Gesichtsausdruck war unerschrocken hart, und unbeugsam. Die Wangenknochen traten deutlich zum Vorschein, als er die kalte Nachtluft scharf zwischen den Lippen einsog.
„Ich werde nicht zulassen dass du ihr Leid zufügst. Du kommst ... nicht .... vorbei !“

„Wenn du mich weiter so langweilst, zeige ich dir einen schönen Platz zum Sterben“, wendete sich Azarak zum gehen ab. Was fällt so einer lächerlichen Erscheinung ein seinen Weg kreuzen zu wollen.

Langsam zog Pan seinen Zweihänder, rammte diesen vor sich in den eisigen Untergrund und baute sich vor dem dunklen Fürsten zur vollen Größe auf.

Azarak quitierte da Gehabe des Menschen mit einem spöttischen
„Jetzt könnte es wirklich interessant werden. Vielleicht kannst du ja deine Waffe ebenso gut wie deine Worte schwingen.“
„MEHR ALS DAS!“, grollte der Kämpfer sein gegenüber an
„Beweise es mir.“, war die kühle Antwort des Widersachers.
Dies ließ sich unser Möchtegernheld nicht zweimal sagen und stürmte auf seinen Widersacher zu.
Tief trieb die Spitze des Zweihänders eine Furche in den gefrorenen Boden.

So begann das tödliche Katz und Mausspiel.

Ein präziser mächtiger Hieb, der einen Ochsen hätte enthaupten können, raste auf den dunklen Prinzen hernieder.
Grinsend, als würde der Vampir sich beschämt fühlen, wich er dem Schlag aus.
Überrascht über die Schnelligkeit seines Gegners stolperte der Mensch nach vorne.
Ein weiterer Streich des Kämpfers, eine weitere blitzschnelle mühelose Reaktion der düsteren Erscheinung. Weiter und weiter … .
„Verdammt, wie macht dieser Bastard das?“
Mitten im Kampf verharrte Pan regungslos und starrte seinen Gegner an.
„Einschätzend, abschätzend … kalt.“
Azarak stand da, gelangweilt … er hätte gleich Gähnen und in der Nase bohren können.
Der Kämpfer war angepisst.
Er würde diesem aufgeblasenen Aristokraten schon irgendetwas brechen.
Nichts lebenswichtiges, so hatte er es der Hexe versprochen, aber irgendetwas … naja, anderes.
Die Beine, oder ein paar Rippen, ja genau … Rippen!

Im Hintergrund die spottenden Worte des wiedernatürlichen Schakals.
„Das könnte noch ein schönes Vorspiel für später geben!“

Der Streiter umfasste den Griff der mächtigen Waffe fester und ging in die Offensive.
Mit unmenschlicher Kraft schleuderte er förmlich die Klinge des Zweihänders in die Flanke des Blutsaugers.
Dieser stand regungslos da. Der räudige Sohn der Unterwelt machte keine Anzeichen zurückzuweichen, stattdessen hob er gelassen seine linke Hand.
„Tzrakk …“
Scheiße, er hat die Klinge kurz vor seinem Körper gestoppt?!? Mit seiner Hand ??!?
Nicht mit einem Schwert, nicht mit einem Schild … NEIN … mit seiner gottverfluchten Hand!
„Das ist doch nicht normal!“

Einen schnellen Schritt trat Blutsauger an den Menschen heran und hämmerte mit der Faust auf die Brust des Streiters.
Pans Augen weiteten sich entsetzt, als ihm der mächtige Hieb förmlich die Luft aus den Lungen presste.
„OUCCHH““…
Selbst ein Ettin hätten sich bei so einem Schlag nicht auf den Beinen halten können.
Meterweit schlitterte Pan über den Boden nach hinten und hinterließ eine Schneise im Schnee.
Da stand noch immer Azarak, wie ein Bollwerk des Triumphes.
Er schloss und öffnete die blutende Linke einige Male.
Na wenigstens ein Kratzer! Unwahrscheinlich, dass sich Azarak irgendwie davon beindrucken ließ.
Ein lautes „ARRRRRRR“, ein störendes Nebengeräusch im Hintergrund.
Pan riss sich vom Boden hoch, zu stur zum Liegen bleiben und stürmte mit der Waffe wieder auf den Gegner zu.
„DU BASTARD !!“, grollte er wutentbrannt.
Dieser schmierige Vampir war einfach nicht zu fassen, und wich wieder der Klinge spielend aus.
Der darauffolgende Schlag des bleichen Halbtoten lässt sich mit einer Vollkontaktsportart mit einem vollbeladenen Karren vergleichen.
Genau diese Wucht traf unseren Helden.
Der mächtige Schlag des Blutsaugers hob ihn regelrecht von den Füßen und schleuderte ihn eiskalt gegen einen Baum.
Ein Splittern, ein gewaltiges Brechen, das Nutzholz selbst brach unter der Gewalteinwirkung.

Was soll das ? Hatte Azarak nie was von der Protestaktion der Waldelfen gehört – Rettet die Wälder?!

Eines muss man eingestehen - gelobte Schwarzsteinrüstung! Hart im nehmen … fehlt nur noch ein Aufprallschutz.
Aber dennoch mit einem reißenden „KRRKkRr“, klaffte eine tiefe Kerbe auf.

Wer ist bitte so idiotisch und bleibt jetzt nicht einfach liegen? Ganz einfach, Pan, … .
Sein Körper stieß Adrenalin in rauen Mengen aus und betäubte die Schmerzen die sirenenartig durch seine Glieder schrien.
„KOMM SCHON … steh auf!“, trieb sich der Kämpfer selbst an.
In Fachkreisen nennen wir so ein Verhalten "Drang zur Selbstzerstörung“.

Scheiß auf die lebenswichtigen Organe, den Bastard schlitze ich auf …!
Und schon stürmte er wie ein Besessener auf den Vampir zu.
Keine Chance! Als wäre es die einfachste Übung der Welt wich die dunkle Seite der Macht aus und packte den Menschen am Arm.
Einmal um die Achse gedreht, den Schwächling im Schlepptau …. WURF !!!  
Da schlitterte der nasse Sack schon wieder meterweit über den Boden und verbiss sich in den kalten Schnee.
Die schwere Waffe glitt Pan aus der Hand und blieb meterweit neben ihm liegen.
Gemächlich trottete Azarak dem Kämpfer hinter her.
Gnade scheint solch Ausgeburt der Finsternis nicht zu kennen.

„Du hast dein Spielzeug verloren.“
Die hämisch grinsende Hyäne hatte wohl Spaß am perversen Spiel.
So ein schneller Snack zwischen durch, bevor man sich am Busen (s)einer Hexe labt, warum denn eigentlich nicht ?
Das einzige was Pan gerade seinem Kontrahenten zuwarf, war ein hasserfüllter, verabscheuender Blick.
„Das brauch ich nicht!“.  Benommen raffte sich das hirnlose Stehaufmännchen auf.
Schon sahen seine Augen schemenhaft einen weiteren Faustschlag auf ihn zufliegen.
TREFFER … zu langsam reagierte der malträtierte Körper, und abermals presste ihm die Wucht die Luft aus den Lungen.
Pan krallte sich Stur an Azaraks Rüstung fest – entschieden weigerte er sich ein weiteres Schnee zu schmecken.

„Wirst du mich wohl los lassen!“, verärgert griff Azarak nach den Armen seines Opfers.

"Zahltag ... Mistkerl!"
Gefangen in der eisernen Umklammerung, versetzte Pan wütend dem Leichnam einen heftigen Kopfstoß!  
Ein einfaches Lachen als Antwort. Kennen Vampire keine Schmerzen? Der Treffer hätte selbst einem Oger die Nase durchs Gehirn getrieben.

Was zum Henker war das da vor ihm??
Vielleicht war ja irgendetwas aus Golgas Keller ausgebrochen?
Und warum hatten immer dieselben Konsorten ihre Finger mit im Spiel – allen voran Fahlya und Lyna.
Genug der Grübeleien, zurück zum blutigen Schlachtfest.

Kopfstoß hin oder her, kleine Sünden bestraft der seelenlose Allesfresser sofort.
Grollend verpasste Azarak dem Krieger einen weiteren Schlag in die Brust.
Wie ein Amboss preschte dieser durch den Brustharnisch der mit einem lauten Krachen aufbrach – KraaRkk eine klaffende oberarm lange und breite Kerbe.

Wie ein Spielball der Gewalt wurde der Schwächling zurückgeschleudert und sein Flug fand ein jähes Ende an einem nahgelegenen Baum. Schnee wirbelte auf.

„AAAARGGGGGHHH“, …  nicht mehr als einen dumpfen Schmerzenslaut würgte der Kämpfer hervor und blieb benommen liegen.

„Siehst du ein das du hier den Tod finden wirst?!“
Der Mensch lag da, saugte die Kalte Nachtluft ein, sein Atem gefror in einem grauen Nebel.
"Na immerhin finde ich e ... et ... etwas".
Blut, überall quoll Blut aus der Rüstung. Seine grünen Augen starrten hasserfüllt und unwirklich seinen Kontrahenten an -  kein Mensch!
Da streckte Azarak bereits gierig seine Hand nach Tölpel aus um diesen aufzuheben.
Vielleicht fühlte sich dieser aristokratische Pfau gelangweilt und wollte dem Ganzen ein Ende setzen.

Der Will des Pan, machte ihm jedoch einen saftigen Strich durch die Rechnung.
Der Streiter rollte sich zur Seite und robbte, wie andere zur Speisetruhe, zu seiner Waffe.
Die Griff war schon zum Greifen nahe, noch ein Stück … komm DU SCHAFFST ES!
ENDLICH ! Pan umklammerte den Griff des Zweihänders eisern, erbarmungslos und versuchte mit dem Fuß das untote Blaublut von der Schneide zu treten.
Dieses hatte sich demonstrativ auf die Klinge gestellt und dachte nicht daran runterzugehen.
Ein Tritt … gegen einen Tritt. Ein fairer Deal.
Die dunkle Seite Lionars hatte wohl vergessen die Stahlkappen aus den seidernen Pantoffeln zu nehmen, denn der Tritt in die Seite des Kämpfers gab dem Brustharnisch den Rest.
Der Schwarzsteinharnisch zerbrach wie Zündhölzer in den Fingern eines Pyromanen und der zielsichere Weitschuss knallte den Narren gegen den nächsten Baum.
TOOOOOOORRR !  … NEEEEEIHNN…. STANGEENSCHUSS !!

„WAaAaRRGHHH !“, schrie Pandor schmerzerfüllt auf. Ein Blutschwall spritzte aus seinem Mund heraus und befleckte das unschuldige Weiß des Schnees. Seine Rippen waren beim Aufprall gebrochen. Zynisch idyllisch rieselten Blätter des zertrümmerten Baumes über ihm zu Boden.
Schnaufend, blutüberströmt … schmerzverzerrt kratzte sich Pan auf und lehnte sich gegen das geborstene Gehölz.
„Wann lernst du es denn endlich?“, bohrte der Blutsauger nach.
Abscheu, Niedertracht ... Hass ... Trotz, ... prallten Azarak in dem einen Blick von Pan entgegen.
„Verrecke ....“, verlässt es blutüberströmt seine Lippen.

„Nein nur du wirst das tun!“
Was treibt einen Menschen soweit, sich freiwillig dem Metzger vorzuwerfen?
Schwer keuchend, … saugte er die kalte Nachtluft ein.
Zu dämlich um liegen zu bleiben, zu stolz, zu verbissen. Niemals aufgeben!
 
Für Lynas Ernährer schien das alles nur noch wie Routine. Ein weiterer Faustschlag ins Gesicht des Menschen.
Volltreffer! Eine klaffende Wunde am Gesicht des Kämpfers besiegelte vielleicht schon den nächsten Niederschlag.
Vom Schlag schwer gezeichnet spuckte er einen grotesk wirkenden Blutschwall aus. Verbissen hielt er sich auf den Beinen.
Nein, er würde kein weiteres Mal zu Boden gehen!
Halb tot torkelte er auf seinen Henker zu und zog so eine lange Blutspur durch den Schnee.

Verdammt!! Kann niemand diesen Wahnsinn stoppen?? Er wird ihn tatsächlich noch umbringen!!

Da, Hoffnung, Pans schwache Finger spürten den Griff seiner mächtigen Waffe.
Bis zum letzten Moment hatte er sie nicht losgelassen und schlurfte diese hinter sich her.

„Komm einen letzten Angriff noch“, trieb der Lionars dunkles ich das Vieh vorwärts.
„RRAARRR !!!“, grollend stürmte der niemals aufgebenden Kämpfer auf den Schlächter zu.
Er würde seine Freunde schützen. Doch wen wollte er damit schützen? Lyna, Fahlya, oder doch Mirja ... die er insgeheim begehrte?

Waren sie es überhaupt Wert? Keine von beiden würde jemals eine Art von Dankbarkeit zeigen.
Keine von ihnen würde jemals seinen törichten Mut, seinen unbeugsamen Willen wertschätzen. Keine von ihnen zeigte jemals ihm gegenüber Respekt.
Keine von ihnen hielt jemals ein ihm gegebenes Versprechen.
Lyna, für ihn war Pan nur ein primitiver einfältiger Schwertschwinger … keine große Rede wert.
Fahlya, so oft hatte sie ihm bereits den Tod gewünscht und dieses Mal wollte sie ihn mit dem Löschen ihrer Erinnerungen endgültig aus dem Leben tilgen.
Und Mirja, Mirja war für ihn so unerreichbar wie das Licht für einen Blinden.

Keine … .

Würdet ihr euer Leben für jemanden wie die aufs Spiel setzen?
In ungeahnter Geschwindigkeit rannte Azarak nach vorne, dem zustürmenden Krieger entgegen.
Wie ein Schraubstock packte er das menschliche Gewürm am Hals und hob es mühelos hoch.
Blutüberströmt verlor der malträtierte Held den Boden unter den Füßen und kämpfte röchelnd in der eisernen Umklammerung um seine letzten Atemzüge.
“Llll ... las ...ss  *röchel* llossss”.
Unnachgiebig ballte der Streiter im Angesicht des Henkers seine Faust und verpasste diesem mehrmals einen Schlag ins Gesicht.

Azarak starrte die Brust des Kämpfers an und leckt sich zufrieden über die Lippen.
Für den törichten Versuch der Befreiung erntete Pandor sogleich einen weiteren Schlag in den Magen und auch der Griff um dessen Hals festigte sich eisern.
„KRRAKRR“, … gab dieses unter den Fingern des Hohevampirs nach.
Irgendwie musste der Vampir den nervigen Versager zum Schweigen bringen.
Der Blutsauger starrte gierig  sein Opfer an, als könnte er der den Blutfluss und den Herzschlag der minderwertigen Kreatur sehen. Für ihn war das eine genussvolle erregende Vorstellung.
Der erbarmungslose Schlag verfehlte sein Ziel nicht und ein in bluterdrückter Schmerzenslaut entwich dem armen Thor, während dieser versuchte sich mit beiden Händen aus der Bresche zu befreien.
Endlich … die Qual scheint Ende gefunden zu haben.
Die rebellierenden Arme sackten links und rechts ab, ein leises Japsen und die Glieder erschlafften regungslos.
Vielleicht war Pan noch am Leben, denn sein Brustkorb hob und senkte sich schwach, während Blut, wie ein ewiger Nahrungsquell seines Wiedersachers, an seinem gesamten Körper hinab ran.

Er wurde ohnmächtig …


 
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 13 Nov 2022, 01:03, insgesamt 8-mal geändert.
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Schon wieder im Gefängnis ...

Beitrag von Pandor Vildaban »

<< Dieses Abenteuer basisert auf einer wahren Begebenheit >>
<< Zugegeben, sie wurde vom Autor ein wenig ausgeschmückt, ... aber wirklich ... nur ein wenig >>

<< Diese, etwas längere Geschichte, heißt >>
-- Pan im Gefängnis, oder ... Holz! Ein neuer Bogen für Mirja --




Unbarmherzig wetzte sich der kalte Stahl um Pandors Handgelenke.
Das schwere Lärmen der Ketten hallte durch die Dunkelheit und mit jeder weiteren Bewegung fraßen sich die eisernen Fesseln tiefer in seine Haut.
Seufzend drückte Pan den Hinterkopf gegen die kalte Kerkermauer
„TOK“ … quittierte das harte Gestein die Kontaktaufnahme.
Wie zum Henker bist du wieder da rein geraten?
Nachdenklich hob er den Blick zu den schweren Ketten, die seine Arme oberhalb des Kopfes fixierten.
Ein dutzend Mal schon hatte er seine Hände gegen die Fesseln geworfen, … vergeblich …, was ihn nicht davon abhielt (und abhalten würde), es ein weiteres dutzend Mal zu versuchen.
Wer weiß, vielleicht würden sie ja vor seinem sturen Dickschädel kapitulieren und freiwillig abfallen?
Scharf zog der Soldat die kalte, feuchte Gefängnisluft zwischen den Lippen ein. Seine Zunge und sein Gaumen kosteten den schweren, kalt-metallisch abgestanden Geschmack des Momentes.
„Scheiße …“, natürlich gab der Stahl keinen Millimeter nach, strafte sogar den Versuch mit einem scharf stechenden Schmerz in den Gelenken.

Seine Augen, seine Gedanken, jede Faser seines Körpers verfluchten die beschissenen Schellen.
„Elendige Drecksqualitätsarbeit. Wetten, irgendwo an den Handschellen prangert das stolze Siegel der Eisenbarts. 100% rostfreier Edelstahl, lebenslange Garantie und vollkommen ausbruchsicher“.
Vor seinem geistigen Auge stellte sich Pan Triads schadensfrohe, grinsende Visage vor
„Na Umgi, wie hängt sichs?“

Verdammt … dabei hatte der Tag so gut angefangen!

„Pan, Post für dich! “ grollte Hellgar durchs ganze Wachzimmer.
„Bin gleich unten!“, maulend schlenderte die Stadtwache die Treppen hinunter und wetzte die blau verdreckten Hände an der Hose ab.
„Bürokratischer Wahnsinn, ich hasse diesen Papierkram und alles nur wegen einer Henne …“.
Im Erdgeschoss angekommen, rang sich Pan ein Lächeln und einen akkuraten Salut ab
„Den Rittern zu Ehr Adjutant. Post für mich ? Von wem?“

„Keine Ahnung, ein Bote aus Ansilon hat den hier für dich vorbeigebracht“.
Hellgar überreichte Pan den Brief, doch insgeheim verfolgten seine Augen argwöhnisch Jana, die sich im Hintergrund Schritt für Schritt näher an die zwei heranpirschte.

„Dank dir“. Srzppp war die Hülle aufgerissen und das feine Schriftstück aus der Schutzhülle herausgepult.

Wie ein hungriger Hai, … getrieben von Neugierde und … naja, Neugierde, umkreiste sie ihre Kameraden. Unnachgiebig zog sie ihre unheilvollen Kreise immer enger um die ahnungslosen Opfer. Immer wieder funkelten ihre Augen interessiert den edlen Briefumschlag an.
Neugierig blinzelte die Spionin über Pans Schulter und grinste dreckig über beide Ohren.
„Was hast du da?“, fing sie an mit zuckersüßer Stimme nachzuforschen.
„Einen Brief“, … Pans Augen wanderten über die ersten Zeilen des Schreibens und mit jedem gelesenen Wort wurde das Lächeln auf seinen Lippen immer größer.

Dieses trügerische Lächeln schien Janas Neugierde nur noch weiter anzustacheln. Sie musste unbedingt mehr wissen! Ungeduldig begann sie auf ihrer Unterlippe herum zu kauen und hakte mit einem schauspielerisch-oscarverdächtig schmollenden Unterton (raffiniertes Biest)
„Und von wehheeemm? Hast du eine neeeuhhheee Verehrerin?“ nach.

„Wieso…,  wieder eifersüchtig ?“. Aus den Augenwinkeln heraus linste Pan zur Kameradin. Treffer, der Spruch hat gesessen.
„Ach … du kannst mich mal!“, zickte Jana zurück und reckte stur ihr Kinn in die Höhe.

Kopfschüttelnd, doch grinsend, widmete sich der Soldat wieder dem Schreiben

Sadiq Pandor von Assuan
Ich schreibe diese Zeilen in froher Kunde, dass ich eure Bitte erfüllen konnte. Es war nicht einfach an die gewünschte Menge zu kommen, aber schlussendlich ist es mir, dank eures Ratschlages, gelungen einen lukrativen Tauschhandel einzugehen und gleiche mehrere Interessenten zufrieden zu stellen.
Ihr habt ein gutes Gespür für den Wert verschiedener Waffen bewiesen. Sollte euch der Wind eines Tages wieder nach Eschar tragen, so lasst es mich wissen, ich kann Männer wie euch gut  gebrauchen. Auf dem Schiff Windrose, verlangt den Händler Ibn Haukal zu sprechen, er wird  euch geben wonach ihr sucht.

gezeichnet
Sultan Ibn – el – Asir sadf



Thamions „Tod“ lud Mirja die Verantwortung und Bürde einer Großmeisterin auf.
Die rothaarige Schützin war kaum wieder zu erkennen. Sie verbiss (mehr besessen) sich regelrecht in die Rolle der Großmeisterin. Strafte rigoros jeden kleinen Übertritt, verlangte elendslange Protokolle, ließ dutzende von Runden im Hof laufen, und wehe dem … der zu spät zum Dienst kam.
Alles musste streng nach Vorschrift gehen.
Wahrscheinlich war es mehr die Angst, etwas falsch zu machen … oder aber der sture Vildabanschädel, von Anfang an alles richtig machen zu wollen.
Kennt ihr das Gefühl irgendwo zwischen einem – ich will dass eine … aber … ich sollte das andere - Dilemma zu stecken? Vorbildhaft bis zum Dienstschluss warten, oder aber das „Geschenk“ holen und riskieren mit dem Arsch auf Grundeis zu laufen.
Ganz klar … Grundeis!

„Jana, Hellgar…“
Die Soldatin warf Pandor einen leicht zickigen Blick zu während Hellgar, mit einem halben Ohr zuhörend, einige Stadt und Dienstpläne überflog.
„Ich muss kurz weg. Falls Mirja auftaucht oder irgendwer nach mir fragen sollte, … ich bin auf … hmm die Welt retten, Drachen zähmen, auf Patrouille, bei den Elfen, Dämonen… . Denkt euch was aus“
Bei dem Wort „Dämonen“ spitzte Jana ihre Lippen… „Und wo bist du wirklich?“.
Nachdenklich sah Pan die Soldatin an. War da tatsächlich so etwas wie Besorgnis, oder gar ehrliches Interesse in ihren Augen? Selbst Hellgar blickte vom Papierkram auf und sah den übereifrigen Soldaten forschend an.
„Ich muss nach Ansilon. Habe da einige private Dinge zu erledigen.“

Mirja weiß alles, Mirja sieht alles.
Tarnung ist oftmals das A und O um ungesehen von Punkt A nach Punkt B zu kommen -  in Pandors Fall sich heimlich aus dem Dienst zu schleichen. Ordensabzeichen und Umhang wechselten mit einigen ausgewaschenen alten Lumpen und selbst an ein Amulett der Illusion hatte die Stadtwache gedacht. Alles war perfekt, unentdeckt raus … und wieder rein … was konnte da noch schief gehen?
Ansiloner Hafen:
Der Wind peitschte ihm um die Ohren und die schweren Regentropfen fraßen sich förmlich in die bereits vollgesogenen Gewänder. Jeder Schritt fühlte sich an, als müsste man eine unsichtbare Wand vor sich herschieben. Schnaubend stemmte sich der Soldat gegen die Tür des Hafenmeisterhauses, die er mehr aufbrach, als zivilisiert öffnete.
Kaum hatte Pandor mit einem „Patsch – Patsch“, die ersten nasstriefenden Schritte in den trockenen Zufluchtsort gesetzt „RUMS“, knallte der Wind bereits die Tür hinter ihm zu.
Zum Glück hatte keiner seine Finger vergessen … .
„Beschissenes Wetter da draußen…“, über dem dunklen Läufer schüttelte Pan den gröbsten Wasserschwall von sich ab und klappte die Kapuze seines Umhanges zurück.

„Aye, ist schon gemütlich da draußen“. Hinter dem massiven Holztresen saß, nicht wie üblich, der bärtige Hafenmeister, sondern eine ansehnliche Blondine, die den Gast ein und abschätzend anfunkelte.
Ein verstohlenes Grinsen klebte sich auf Pans Lippen:
„Ja…,  blöderweise habe ich die Sonnenmilch zu Hause vergessen“.

„Also, was kann ich für euch tun? Ihr seid bestimmt nicht hier um über das Wetter reden, oder? “
„Stimmt, …“. Die Augen der Stadtwache schwenkten einmal durch den großen Raum. Eine Angewohnheit aus der Zeit der Ausbildung, da wo man auch immer ist, sich einen Überblick zu verschaffen. Ein gemütlich eingerichtetes Zimmer, zwar alt, und es roch vielleicht etwas muffig, aber im Großen und Ganzen wirklich gemütlich. Mehrere Kerzenständer erleuchteten den Raum, der mit einem mittelgroßen Kaminofen befeuert in eine angenehme (Hauptsache trockene) Wärme getaucht war. Alles im Zimmer schien dem miesen Wetter da draußen zu trotzen.
„Wo steckt Hafenmeister?“.
„Ist nicht da. Bin seine Vertretung. “
Seinerseits ließ Pandor seinen Blick über die „Vertretung“ wandern. Ordentlich und gerade saß sie da und blickte ihm fest in die Augen. Hmm für den Hafen untypische Kleidung, ein streng geflochtenen Zopf der über ihre linke Schulter fiel.  Ihre üppig feste Oberweite blitzte durch das fest zusammengenzurrte Mieder, schmale Lippen, stahlblaue Augen und gepflegte Hände.
„Hat die Vertretung auch einen Namen?“
„Ja … Was-geht-euch-das-an“.
Sinn für Humor hat sie also auch.
„Ich suche ein Schiff“
„Nein, ehrlich?“. Mit ihrer Zunge im heißen Feuer genannt Sarkasmus geschmiedet, versuchte sie den Fremden aus der Reserve zu locken.
„Ja, ehrlich … und da dachte ich mir, ich suche mir eines im Hafen aus. Ihr habt hier ja so viele“, konterte Pan mit einem unverschämt selbstsicheren Lächeln.
„Kommt endlich auf den Punkt“, bluffte ihn die Wölfin im Schafspelz an. Tatsächlich schaffte es dieser Kerl auf ihrer Unbeliebtheitsskala rasend schnell Richtung Idiot zu fallen.

„Ich suche das Handelsschiff … Windrose…“

Die Augen der Vertretung blitzten auf und verheißungsvoll leckte sie sich über ihre schmalen Lippen. Treffer ! Der nächste der den also Köder geschluckt hat ? Einen nach dem anderen würde die Ansiloner Miliz den schmuggelnden Abschaum hochgehen lassen. Sie müssten diesen Anwärter nur auf frischer Tat fassen. Nur die Frage war wann? Jetzt, oder auf der Windrose. Ihre Männer waren in allen Lagerräumen gut postiert und warteten bereits auf den nächsten räudigen Köter.
Tja … mit Speck fängt man Mäuse, oder in dem Fall … mit einem Schmugglerschiff randvoll mit Opiaten und Milizsoldaten.

Gespielt überlegend hievte die Milizangehörige ein dickes Hafenlogbuch auf den Tresentisch und begann in diesem herzumzublättern.
„Windrose … Windrose“, ihr Zeigefinger glitt forschend über das herbe, über die Jahre bereits vergilbte, Papier des Buches.
„Ahhh, da.  Dritter Anlegeplatz, gleich ums Haus. Kaum zu übersehen, ist der einzige Dreimaster dort.“

Wie ein Geisterschiff bewegte sich die Windrose unruhig auf der rauen See und warf sich immer wieder gegen die armdicken Achter und Vorleinen. Pandor ließ sich weder von der Witterung noch von der schaukelnden Windrose beirren und balancierte geschickt über die Planke, die den Kahn mit dem Festland verband. Nur ganz kurz flaute ein mulmiges Gefühl in seinem Magen auf, als eine Windböe ihn fast über die Reling pustete. Zu Bergen türmten sich die Wellen vor dem Bug des Handelsschiffes auf und bestimmt hätten sie den Soldaten erst nach einem ordentlichen Schleudergang irgendwo wieder an Land gespuckt, hätte er sich nicht lachend (seltsamer Sinn für Humor) an das Schiffsgeländer geheftet.
„Hahrahr … mehr hast du nicht zu bieten?!“, trotzte der Irre der rauen Wetterkapriole.
Die Augen zusammengekniffen folgte sein Blick dem Verlauf des Decks vom Bug bis zum Heck.
Da hinten beim Heck war sie, die Tür die zum Unterdeck führte. Jeder Schritt die hölzernen Stufen hinunter, hinterließ feuchte Fußabdrücke auf den teergetränkten Holzbalken. Obwohl einige schaukelnde Laternen den schmalen Flur Unterdeck erleuchteten, dauerte es eine Weile bis sich Pandors Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.
„Hallo!?“
Stille… . Nur das ächzende Geräusch des Schiffrumpfes antwortete dem unwillkommenen Besucher.
„Jemand an Bord?“
Stille … . Seltsam ist das schon. Wer lässt ein vollbeladenes Handelsschiff unbewacht, einfach so im Hafen stehen? Gegenfrage, … wer kommt auf die Idee bei so einem Wetter auf ein Handelsschiff zu klettern?
„Lassen sich wahrscheinlich in der Schenke voll laufen. Dann wird es keinen stören wenn ich mich etwas umsehe“.
Vorsichtig öffnete die Stadtwache die Tür zu seiner rechten. Eine herbe Duftmischung aus Tabak und Kaffee schnellte ihm wie eine Rauchwolke um die Nase und tatsächlich erkannte Pan im schwachen Licht der Laternen einen Haufen weißer Leinensäcke, die aufeinander gestapelt, den ganzen Lagerraum füllten. Genauso vorsichtig wie er sie aufgemacht hatte, schloss der Soldat wieder die Tür und schritt nun neugierig weiter durch den engen Flur. Naja, schreiten kann man das nicht nennen, es war eher dieses typische Bummeln, wenn man noch keine Ahnung hat welches Tor man als nächstes aufmachen soll. Grinsend blieb Pan vor der letzten Pforte des Ganges stehen. Ja, die sollte es sein! Warum diese ? Keine Ahnung, vielleicht weil vielleicht die Letzte ist?
Die Stadtwache schob den Riegel der Tür zurück und mit einem nerv tötenden quietschen ließ sich das hölzerne Hindernis öffnen.
„Heeeiiiiillllligggggeerrrr ….“. Also ehrlich, er war auf alles vorbereitet, selbst auf einen Harem aber damit, damit hatte selbst er nicht gerechnet. Vor ihm erstreckte sich ein großer, strikt in zwei Hälften aufgeteilter Raum. Eine Hälfte war vollgestopft mit Klingenwaffen, Kanonen, Fässern – wahrscheinlich Schießpulver oder Giftfässer und anderen Feuerwaffen … mit denen man spielend einen Krieg für sich entscheiden konnte. Die andere Hälfte war voller magischer Artefakte, Runensteine, seltsam wirkende Säcke, wahrscheinlich Opiate, und ein dutzend sich bewegender Schatten. Schatten?
„Verdammt das ist eine Falle!“, schoss es Pan durch den Kopf.
 „LOS MÄNNER … HOLT IHN EUCH!!“
Im Bruchteil eines Augenblickes stürmten mehrere Schatten auf die Stadtwache zu.
Gerade eben noch rechtzeitigt erkannte Pandor aus den Augenwinkeln heraus einen Angreifer, der sich schwertschwingend auf ihn stürzen wollte. Geistesgegenwärtig donnerte er dem Angreifer die Tür ins Gesicht. Mit einem lauten Schmerzensschrei krachte dieser Rücklings zu Boden
„ARRGHH … DER HURENSOHN HAT MIR NASE G’BROCHEN !!!“
„SCHNAPPT IHHHHNN!!!!“, grollte abermals das kläffende Kommando.

Jetzt gab es nur noch eines – Abhauen und zwar so schnell wie möglich. Mit einem mörder Tempo hetzte Pan durch den engen Flur Richtung Treppe. Eine Hand packte den Gejagten an der Schulter und wollte ihn zurückreißen. Instinktiv drehte sich die Stadtwache um und schleuderte einige Körpertreffer und Kinnhaken nach hinten. KRK … KRK … das gibt wohl ein gebrochenes Kiefer. Wuchtig trat er dem Getroffenen noch gegen den Brustkorb, sodass dieser dominoartig in die Arme seiner Kameraden flog.
Pan … ducken ! Reflexartig zog Pandor seinen Körper nach unten. SrrZzzPPpp … Zentimeter über seinem Kopf grub sich eine Schwertschneide tief in die hölzerne Bordwand.
Jetzt ! Mit der Wucht einer Kanonenkugel schlug er dem Angreifer den Ellbogen ins Gesicht. Schwer getroffen und mit einem jaulenden Schmerzenslaut, taumelte dieser nach hinten.
Wieder kostbare Sekunden gewonnen.

„LEEEBBEEENDD HABT IHR GEHÖRT !!“ . Gleich würde die Falle zuschnappen und sie hätten einen weiteren Verbrecher dingfest gemacht. Tja, ihrer Beförderung stand wohl nichts mehr im Weg.

Los … los, zur Treppe, du schaffst es! Nur noch wenige Meter trennten den Flüchtigen vor dem erhofften Ziel, als eine Mauer an Gestalten gröhlend die Stufen hinabstürmte und ihm den Weg versperrte. War ja so klar … .
“Klick-Klick-Klick“ …
„Verdammte Sch…“, zischte Pandor knurrend und jede seiner Bewegungen erstarrte schlagartig.
Er kannte dieses Klicken nur allzu gut – Sicherungsstifte von Armbrüsten.
„Jetzt haben wir ihn !!“.  
„HÄNDE HOCH, SCHÖN WEIT NACH OBEN, da wo wir sie sehen KÖNNEN und KEINE FALSCHE BEWEGUNG“.
Langsam hob die Stadtwache die Hände in die Höhe.
„IM NAMEN der ANSILONER MILIZ SEID IHR FESTGENOMMEN !“

„Ansiloner Miliz?“. Das gibt’s doch nicht. Mit der flachen Hand klatschte sich Pan auf die Stirn und seufzte erleichtert und mit einem Lächeln in die offene Handfläche. Noch mal Schwein gehabt.

„NIMM … DEINE DRECKIGEN … HÄNDE HOCH ARSCHLOCH !!“

„Wartet … wartet … das, das ist ein Missverständ ….!“, versuchte Pandor noch zu beschwichtigen. Doch es war zu spät. Ein faustdicker Knüppel wurde ihm über den Latz gezogen und … PUFF … weg waren die Lichter.

„Mitnehmen … und steckt ihn in in eine Zelle!“
„JAWOHL!“
Argghhh, Kopfschmerzen und zwar richtig üble. Nicht diese leichten Pseudokopfschmerzen ala „Schatz … nicht jetzt, ich habe Migräne“, sondern die Art von Kopfschmerzen bei denen man glaubt von einer Pferdekutsche überrollt worden zu sein ( und zwar 2 mal ).
„Ohh … Scheiße …“. Ein schweres Stöhnen verlässt meine Lippen und vollkommen desorientiert öffne ich meine Augen. Ein innerer Monolog zwischen mir und … mir ( naja, dem anderen ich) … beginnt, während ich schmatzend den fahlen Geschmack meiner ausgetrockneten Zunge wahrnehme, die wie ein Heftpflaster an meinem Gaumen klebt.
„Wo bin ich?“ …
„… puhh keine Ahnung“
„Was mach ich hier?“
„… woher soll ich das wissen?“
„Wie lange bin ich schon da?“
„… glaub schon eine Weile“
„Wieso bin ich hier?“
„… hör auf solche bescheuerten Fragen zu stellen!“
Krampfhaft versuche ich meine Gedanken und Erinnerungen zu sortieren und füge sie meinem abrupten Filmriss hinzu. Genauso langsam, wie meine zusammengekniffenen Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, fange ich an meine Erinnerungen immer wieder vor und zurückzuspielen.
Da war was … das Geschenk, der Brief, Hafen, die Blondine … .
An dieser Stelle meldet sich wieder diese nervige 2t-Stimme die grinsend nach meinem, am Boden liegend – verkrüppelten, Stolz tritt.
„…wäre das letzte Bild das du gesehen hast, … eine Blondine … dann wärst du jetzt tot. 6 Fuß unter der Erde würdest du gen Himmel starren und das Einzige was du noch sehen würdest, wäre  die Blonde die dir entgegenfliegt und der mordlüstern-enttäuschte Blick einer rothaarigen wilden Bestie, die ihren Verlust in Rum, Blut und einem sadistisch-zuckersüßem Lächeln ertränkt“.
„Ach halt doch die Klappe!“
„… LOS steh endlich AUF!“ (na endlich mal etwas Konstruktives)
Sie sind taub …, ich kann meine Beine nicht spüren, fast so als würden zwei leblose Stelzen an meinem Arsch kleben. Der kalte, feuchte Steinboden und meine komische naja, nennen wir es mal Indianersitzstellung, haben mir jedwedes Gefühl in meinen Beinen genommen. Immer wieder versuche ich meine Glieder zu strecken um die Blutzirkulation in Gang zu kriegen. Endlich fängt dieses unangenehme Pochen und Kribbeln an, das sich wie ein Lauffeuer unter meiner Haut ausbreitet und sich nach tausend Nadelstichen anfühlt. Selten war ich über dieses Gefühl so froh und heiße es mit einem stillen Lächeln willkommen.
„Gut … und jetzt aufstehen.“
Ich verlagere mein Gewicht, werfe meinen matten Körper nach vorne, ziehe die Füße unter mich und will mich hochreißen. Irgendetwas scheppert und geht mir dabei tierisch aufn Sack, genauso wie diese Stimme und das nerv tötende Dauerklingeln in meinen Ohren.
„ARGHHHHHHH …!“.
Der Schmerz der meine Schultern penetriert und mich wie ein Vorschlaghammer, sprichwörtlich, auf den Boden der Tatsachen zurückreißt, wetteifert mit meinem dröhnenden Schädel.
Meine Augen richten sich nach oben.

„Ihr wollt mich verarschen“
„ … tja, du hängst fest“
„Ach leck mich doch.“

Kalter Stahl umschlingt meine Handgelenke. Ich lehne mich nach hinten und fange an über meine momentane Situation zu sinnieren. Zum ersten Mal schmeckt mein Rücken „bewusst“ die kalte Kerkermauer. Hmm ein gutes Zeichen! Meine Sinne fangen an sich zu ordnen, jedenfalls weiß ich jetzt eindeutig, wo oben oder unten ist … und das Beine, Arme und der Kopf noch da hängen, wo sie hängen sollten. Dumpf drücke ich meinen Hinterkopf an meinen unnachgiebigen Sitznachbarn (Mauer) und starre zur Decke.
„Was zum Henker …“
„… denk weiter!“
„Blondine“
„… ja die hatten wir schon“
„Schiff“
„… warm“
„Windrose“
„… wärmer“
„Lagerräume“
„… noch wärmer“
„Miliz“
„… heeeissssss“
„Ansiloner-Miliz“
„… verdammt heiß“
„Sie halten mich für einen Schmuggler“
„…TREEEEFFFFERRR!“

Ich Idiot! (wo du recht hast, hast du recht).
Sie denken, ich hätte etwas mit dem Laderaum voller Waffen und Drogen zu tun.
„ … das hat ja lange gedauert“
TOK … TOK … TOK.
Immer wieder stoße ich mit meinem Hinterkopf gegen die Kerkermauer.
Vielleicht aus Frust, vielleicht weil ich stink sauer bin, oder aber … in der Hoffnung diese elendige Drecksstimme würde so endlich die Klappe halten. Hmm, scheint zu funktionieren*.
Erst mit einem resignierenden Seufzen höre ich auf, meine Arme gegen die schweren Ketten der Handfesseln zu werfen und meine Handgelenke damit zu schinden.
Naja, ich versuche es in ein paar Minuten wieder. Immerhin kann ich jetzt sagen - die Schellen sind gut verarbeitet, solider Stahl, keine Pfusch, hochwertige Qualitätsarbeit.
„… verfluchte Zwerge“
*Mist, doch nicht.

Von draußen dringt der schwache Lichtstrahl einer flackernden Fackel in mein Verließ. Zärtlich frisst sich der helle Schein der Lichtquelle durch meine dunkle Zelle und erhellt mein tristes Dasein. Fürwahr, das hat etwas Poetisches an sich. Statt die üblichen 10 Graustufen in der Nacht, erkenne ich jetzt sogar eine Handvoll mehr.
„ … hehehe“
„Was gibt’s da zu lachen?“
„… ich sehe ein Licht am Ende des Tunnels“
„GRRRRRR“
Forschend tastet sich mein Blick über meine Füße, meinen Oberkörper bis hin zu meinen gefesselten Händen.
„Warum haben die mich nicht erkannt?“
„ … du machst es einem auch zu einfach“
Die Miliz hat mich ordentlich gefilzt – Umhang weg, Kapuze weg, der Mantel auch.
„ … klar, hätte ich an ihrer Stelle auch gemacht.“
Also, warum haben sie mich nicht als, … Pandor von Assuan, Stadtwache Silberburgs, erkannt ?
“… ich seh ich seh, was du nicht siehst … und es issssttt … anhänglich “
„Verdammt, die Halskette!“
Krampfhaft versuche ich mich daran zu erinnern, wie lange die Wirkung so eines Amulettes anhalten kann. Hmm, ein paar Stunden vielleicht? Glück gehabt, dann habe ich ja einen begrenzten Aufenthalt in dieser Luxuseinrichtung gepachtet. Ich könnte ja die fantastische Aussicht auf die hölzerne Zellentür genießen.
„… warte … warte!“
„Was?!?“
„… da war doch etwas mit den Illusionsamuletten.“
Verfluchte Kopfschmerzen, ich kann keinen klaren Gedanken fassen.
Plötzlich fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Der Zauber verlängert sich automatisch, bis das Amulett seine magische Kraft verliert, oder ich es ablege.
„… ablegen ist eine gute Idee“
„JAA WIE DENN?“
„…hehehe“

Also, wenn ich Pech habe, und das habe ich in solchen Situationen immer, klebt dieser Zauber zwei Tage an mir, wie ein Stück stinkende Kuhscheiße an meinem Stiefel. Naja, die kann ich wenigstens am erstbesten Bordstein abkratzen.

Nachdenklich richte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Handfesseln.
Kennt ihr die Geschichte vom Hamster, der Nuss und den Stromschlägen? Ich auch nicht.
Wie besessen versuche ich meine Handgelenke aus den eisernen Manschetten zu winden. Ein wenig müssen sie doch nachgeben (die, oder meine Knochen), wenigstens einen halben Zentimeter. Die Anstrengung fordert ihren Tribut, denn jedes Schlucken fühlt sich langsam an, als müsste ich eine Dose Reisnägel hinunter würgen. Staubtrocken ist meine Kehle. Ich gebe ja sonst nicht auf, aber langsam sinkt meine Moral gen Tiefpunkt. Vielleicht sollte ich es mal mit „Reden“ versuchen.
Gott … „Reden???“ … ich höre mich langsam an wie … Cheron.
„WACCCHEEEEEEE !!“
„… die werden dir die Geschichte nie abkaufen“

Wie eine Fledermaus in ihrem Höhlenreich, lausche ich in die Dunkelheit hinaus.
Versuche mich auf jedes verräterische Geräusch zu konzentrieren. Ein Klicken, ein Scheppern von Schlüsseln, oder die Schritte einer Wache. Nichts … da ist absolut gar nichts. Das einzige was ich höre, ist mein Herzschlag, der nach und nach das Hämmern in meinem Kopf verdrängt und mein eigener Atem. Was ist das für eine Gastfreundschaft hier?
 „HEEEEEEEEEEEJJJJJJJJJ LAASSTT MICH RAUSS !! IHR HABT DEN FALSCHEN!!!“
„… har har har har“
„WAS?!“
„… wie oft glaubst du haben die den Satz schon gehört?“
Wenn ich eins weniger leiden kann, als irgendwo sinnlos herumzuhängen, dann ist es „mir selbst“ Recht geben zu müssen.

„WACCCHEEEEEEE!!“
Abermals höre ich hinaus. Jede Nervenzelle und alle meine Sinne sind geschärft, mein ganzer Körper verharrt angespannt.
Na los Fortuna, lass mich jetzt nicht im Stich! Nach einigen Sekunden, die mir wie Stunden vorkommen, öffnet sich irgendwo eine Tür und schwere Schritte überwinden geräuschvoll einige Stufen. Instinktiv fange ich an die hinabgestiegenen Stufen zu zählen. 1,2,3,4 …. 7 … 7 Stufen. 1,2,3,4,5 … und 11 Schritte bis zu meiner Zelle.
Ein kleines Fenster wird zurückgeschoben und ich kann schwach die Umrisse eines Halses erkennen.
Die Wache beugt sich hinab und starrt mich durch die Öffnung mit ihren Augen finstern an.
„Was ist ??“

Wie von selbst fängt mein Gehirn an zu rattern. Gut, ein Gefängniswärter. Raue dunkle Stimme, wahrscheinlich schon in die Jahre gekommen.
Ein Veteran? Scharf ziehe ich die Luft zwischen meinen Lippen ein.
Der kalte  Atemzug scheint meinem Denkprozess weiter auf die Sprünge zu helfen und ich fokusiere meine Aufmerksamkeit auf die Tür.
Die Tür ist mehr als 2 Meter hoch, wahrscheinlich um die 2.20.
Die Öffnung ? Hmm … auf auf meiner Kinnhöhe … also 1.70.
Entweder ich bin bei den Barbaren gelandet, oder der Kerl auf der anderen Seite ist wirklich  1.90 und 2 Metern großer Schrank. Womit werden die Leute hier bloß gefüttert?

„Also … was ist??“.

„… na los, streng dich an. Der erste Eindruck zählt, der ist nämlich immer der Wichtigste!“
„Kann ich ein Kissen bekommen? Die Mauer hier ist ziemlich unbequem. “
Chhhhhrrttt, schließt sich vor meinen Augen mein einziger Lichtblick, hinaus in die leichtsinnig verspielte Freiheit.
„… du Idiot“
„Ich hab einen Plan“
„ … ach wirklich?“

Der Plan:
Im Grund ist es nicht das erste Mal, dass ich in so einer Situation stecke. Na gut, auch nicht das zweite Mal. Schon gut, schon gut … auch nicht das dritte Mal. Jaaa, ist schon öfters passiert. Es bringt in dieser Situation absolut nichts, seine Zeit mit Höflichkeitsfloskeln zu verschwenden. Man muss direkt an die Quelle, also an einen Vorgesetzten.
Der Soldat, nennen wir ihn mal W (Wache), stellt dem Gefangenen, nennen wir ihn mal P (Pandor) eine einfache Frage : „Was ist?“
W rechnet mit einer vernünftigen Antwort.
Sowas wie: „Ich habe Durst“, „Ich will meinen Anwalt“, „Wo bin ich“ … u.s.w.
P aber, reißt einen blöden Spruch und pisst W damit ans Bein.
Hier kommen wir zu einem universellen Gesetzt - Aktion und Reaktion.
Das heißt … es gibt 2 Möglichkeiten.
Möglichkeit 1:
W schlägt P zusammen und lässt ihn danach in der Zelle verrotten, was unweigerlich zu Schwierigkeiten mit dem Vorgesetzten (V) führt, oder aber
Möglichkeit 2:
W meldet V das Gefangener P „verhörbereit“ ist.
In der Regel tritt Möglichkeit 2 ein. Bin mir aber nicht sicher ob, wenn ich das mit dem Verhör vergleiche, mir Möglichkeit 1 nicht manchmal lieber ist.

Wieder lausche ich in die Dunkelheit hinaus … und warte.
Warte, dass mein Plan funktioniert.

Sie kommen. Er kann sie nicht sehen, doch er weiß … sie kommen. Sie kommen um ihn zu holen. Unaufhörlich näheren sich die schweren Schritte, bis sie genau vor seiner Zelle zu stehen kommen.
Er hebt seinen Blick zur Tür. Sekunden lang starren seine Augen in die leere Dunkelheit. Starren das Tor an, die letzte Bastion zwischen ihm … und dem was kommen mag.
Ein eiserner Schlüssel wird umgedreht und die ersten Lichtstrahlen fallen ins Verlies. Sie brechen sich an den Silhouetten zweier Wärter und werfen deren Schatten vor ihm auf den Boden.
Er starrt ihre Schatten an, die wie eine unsichtbare Bedrohung, immer näher kommen.
Ein weiteres Mal zieht er scharf die Luft zwischen den Lippen ein, füllt seine Lungen mit der bedrückenden Kälte, die sich wie ein Mantel über seinem Körper ausbreitet.
Er schließt seine Augen.
„Aufwachen Dornröschen, du hast jetzt deinen großen Auftritt“.

Grob tritt einer Wärter nach seinem Körper, während der andere ihm einen stinkenden Sack über den Kopf stülpt.
„Hinsetzen!“
Nicht gerade zimperlich drückt man den Häftling auf den hölzernen Sessel und fixiert seine Fesseln hinter der Lehne. Eine Hand greift nach dem Sack und reißt diesen ruckartig vom Kopf des Gefangenen. Um nicht vom Licht geblendet zu werden kneift dieser die Augen zusammen. Zögerlich blinzelnd öffnet er sie wieder. Langsam, mit Bedacht fängt sein Blick an den Raum zu sondieren.

Außer einem Dutzend Fackeln und Laternen, ziert nichts die flachen Wände des Verhörzimmers.
Keine Bilder, keine Fenster, keine Waffen. Es ist zweckmäßig eingerichtet. Ein Tisch in der Mitte, 2 Stühle, eine Tür … das wars.
Der Raum ähnelt mehr einem okkulten Ritualplatz als einem Verhörzimmer.

Die Pupillen des Sträflings fixieren sein Gegenüber.
Da sitzt sie, die Blondine aus dem Hafenmeisterhaus. Ein überlegenes Lächeln ziert die Lippen der Offizierin. Nichtsdestotrotz wirkt sie in ihrer feinsäuberlich grün-schwarzen Uniform stolz und autoritär. Das Wappen der Ansiloner Miliz prangert wie ein Symbol, für Recht und Ordnung, auf ihrer rechten Schulter und auf ihrem edlen Umhang.
Neben ihr steht eine Wache. Ein Koloss, gepanzert in einer schweren Plattenrüstung aus grünem ansiloner Stahl.
Wird wohl die sein, die dem Häftling vergessen hat, das Kissen vorbeizubringen. Das Gesicht, kantig, hart, entschlossen.
Eine Narbe, die sich wie eine Kerbe durch das Gesicht zieht, verfinstert zusätzlich den grimmigen Ausdruck des Veteranen, dessen Augen den Sträfling missbilligend an gieren.

„Ich habe leider meine Einladung vergessen …“.
 
BAMMMM, wie ein Spielball in den Händen des Riesen, wird der Kopf des Gefangenen auf die Tischfläche geknallt.
Für Sekunden verschwimmt die Wirklichkeit vor den Augen des Häftlings. Sterne, überall Sterne.
Es dauert eine Weile, bis Kopf und Gedanken rauschfrei wieder auf Empfang gehen und seine grünen Augen ausdruckslos den Hünen fixieren.

„Tut mir leid, mein Partner wird manchmal bei den Verhören … nervös“.
In aller Seelenruhe greift die Offizierin zu einer Karaffe und schenkt sich ein Glas Wasser ein.
Alle ihre Bewegungen sind fließend und demonstrieren Ruhe – Gelassenheit und absolute Kontrolle.

„Ich sage dir jetzt wie das Ganze hier ablaufen wird. Ich stelle dir eine Frage, du beantwortest die Frage“.
Langsam nippt sie am Wasserglas und stellt diese in provokanter zur Schaustellung vor den Gefangenen.

Unbewusst leckt sich der Häftling über die spröden Lippen. Seine ausgetrocknete Kehle kann den neutralen Geschmack der Flüssigkeit förmlich schmecken.
Seine Blick haftet am Glas und beobachtet des spielerische hin und her schwappen des Wassers.

„Nicht zufällig ein Zweites dabei?“

Srzppp … eine rechte Gerade reißt den Kopf des Häftlings zur Seite. Schmerzhaft platzt die die Unterlippe auf und bildet auf der Stelle einen hässlichen Bluterguss.
Statt des erhofften Wassers schmeckt seine Zunge nun Blut. Ein fahles Knurren entweicht dem Häftling, als er die rote Schmiere zur Seite ausspuckt.
Genüsslich zieht der Gorilla seine Hand zurück und knackt demonstrativ mit den Fingern der Schlaghand. Wow, der Treffer hat gesessen

„Achja … da war noch was. Du redest nur dann, wenn du gefragt wirst“, haucht die Blondine mit süßer Stimme.

„Recht einseitig für unser erstes Date…“. Purer Trotz und ungebrochener Stolz fliegen der Richterin um die Ohren.

„Für wen hältst du dich eigentlich du mieses Stück Scheiße!“, blufft der Koloss und holt abermals zu einem Schlag aus.

„Nein!“, faucht die Offizierin ihren Kameraden an.

Wenige Zentimeter vom Kinn entfernt verharrt die Faust des Schlägers, der mit einem missbilligenden Zischen dem Befehl seiner Vorgesetzten gehorcht.
Die Kommandantin lehnt sich ein Stück über den Tisch. Ihre stahlblauen Augen fangen den Blick des Gefangenen ein.
Ein eisiger Schauer jagt über dessen Rücken, denn er kennt den Ausdruck in ihren Augen ganz genau.

„Kann es sein dass du mir nicht zugehört hast? Wir spielen hier nach meinen Regeln. Kommst du mir entgegen, komme ich dir entgegen.“


Wie lange wurde er bereits verhört? Eine Stunde, oder bereits zwei? Seine Gedanken fühlten sich bleiern an, genauso wie sein ganzer Körper.
Immer und immer wieder dieselben Fragen, immer und immer wieder dieselben Antworten.
Immer wieder der wiederkehrende Schmerz. Womit sonst konnte er antworten, als mit der Wahrheit … .

„Was hattest du auf dem Schiff zu suchen?“
„Haukal...“, zischte der Gefangene und versuchte sich auf einen Punkt im Raum zu konzentrieren.
Dieser unscheinbare Punkt hinter der Kommandantin, genauer gesagt – eine Kerbe in der Mauer, war wie ein Ankerpunkt für ihn.
Solange er bewusst diesen magischen Punkt anstarrte, sah er die Schläge der Wache nicht. So hatten sie wenigstens etwas überraschenden an sich.
 
„Was wolltest du von ihm?“

„Holz …“

Ein weiteres Mal wurde der Kopf des Häftlings durch einen Schlag zur Seite gerissen und sackte dann vornüber. Der Gorilla packte ihm am Haar und zog seinen Kopf in den Nacken.

„Nana … du wirst doch jetzt nicht schon schlapp machen.“

Der brennende Schmerz im Kieferknochen lähmte die Gesichtsmuskeln des Gefangenen und der metallische Geschmack von Blut im Mund ließ ihn würgen. Sein blutverschmiertes Gesicht glich einer hämischen Fratze, als sich seine Lippen zu einem trotzigen Grinsen anhoben. Sie mochte es nicht, das Gefühl der Ruhe und der Kontrolle zu verlieren, doch der ungebrochen sture Blick des Gefangenen brachten es fertig, dass sie mit dem Gedanken spielte Tugend, Recht und Gesetz hinter sich zu lassen. Es gibt auch andere Möglichkeiten jemanden zum Reden zu bringen …, aber sie wollte damit noch ein wenig warten. Bis jetzt hat sie hat sie alle Vögel zum Singen gebracht.

„Das haben wir bei dir gefunden...“
Ihre Lippen spitzten sich während sie einen zusammengefalteten Brief aus ihrer Umhangtasche fischte und diesen demonstrativ vor die Augen des malträtierten Gastes hielt.
Sie beobachtete jede Regung, jedes Mienenspiel, selbst die angestrengte Atmung des Gefangenen, als dessen Blick und Aufmerksamkeit voll und ganz auf den Brief richteten.
Seine Pupillen weiteten sich … ganz klar, der Bastard wusste ganz genau. Mit diesem Beweisstück zog sich die Schlinge um seinen Hals, sprichwörtlich, enger.

„…einen lukrativen Tauschhandel einzugehen und gleiche mehrere Interessenten zufrieden zu stellen. Ihr habt ein gutes Gespür für den Wert verschiedener Waffen bewiesen …“, rezitierte sie aus dem Schreiben. Ihre stahlblauen Augen fixierten den Gefangenen und sie leckte sich über ihre Lippen.
Endlich hatte die Schlange die Ratte in die Ecke gedrängt.
Bereit jeden Moment ihre giftgetränkten Fangzähne in das fiepende Opfer zuschlagen.
„Handelt es sich um die Waffen auf dem Schiff?“, knurrte ihn die Offizierin an.

„Ich … weiß es nicht!“
Sichtlich unzufrieden mit der Antwort gab sie ihrer rechten Hand ein stilles Zeichen in Form eines Nickens.
Mit einer perfiden Genugtuung schlug die Wache 2-mal zu, Magen und Leber. Unbarmherzig grub sie die Faust, in der Größe eines Vorschlaghammers, in den Körper.
Presste dem Gefangenen die Luft aus den Lungen.
„ARgGRhhhh…!““

Der giftig – ätzende Geschmack von Galle kroch durch seine Innereien und kündigte damit die aufkommenden Übelkeit an. Schwer atmend presste Pandor die blutverschmierten Lippen aufeinander und sein verschwommener Blick fixierte die Tyrannin.

„Pandor von Assuan, Stadtwache Silberburgs … Hafenregiment.  B…Bef…“, zur Seite spuckte der Soldat die rote Grütze aus, die abermals seinen Rachen füllte und die Worte in ein Gurgeln tauchte „Befehlshaberin Unteroffizier Vildaban.“

Die Kommandantin schnellte schlagartig hoch, riss den Sessel zurück. Mit den Händen stützte sie sich am Tisch ab. Langsam lehnte sie sich nach vorne, … ihr finsterer Blick dürstete nach Antworten.
„Ich frag dich ein letztes Mal. Für wen ist die Lieferung!?“, säuselte sie mit unheimlicher Stimme.
Genauso finster knurrte der Gefangene zurück.
„Pandor von Assuan, Stadtwache Silberburgs … Hafenregiment.“

Anzüglich leckte sich die Befehlshaberin über die Lippen und ließ sich wieder auf den Sessel sinken.
In bedachter Manier verschränkte sie die Arme vor ihrer üppigen Brust und ein schmales Lächeln formte sich auf ihren Lippen.
Es war einer der wenigen Augenblicke in ihrer Laufbahn, in denen sie zugeben musste, mit ihrer gepflegten und zivilisierten Art nicht weit zu kommen.
Zum Glück gibt es ja auch noch die … anderen Arten. Eigentlich Schade um so einen gutaussehenden Mann. Wenn er doch nur etwas mitteilsamer wäre.
Wie sie den Gefangen so ansah, fürchtete sie für einen Augenblick, dass sich doch so etwas wie Mitleid in ihren Augen spiegeln würde
Naja, was soll’s … der „Doktor“ wird das schon ändern.

„Wie du willst …“. Sie hob ihren Blick zu ihrem Untergegebenen.
„Berg…“
„Ja, Frau Oberst?“
„Holt den Doktor …“
„Aber, aber …“, regte sich das moralische Gewissen im Hünen.
„HOL IHN!!“, bluffte die Blonde den Riesen an, der in ihrer autoritären Gegenwart plötzlich ganz klein aussah.
„Jawohl Frau Oberst!“, mit einem Klacken trafen die Fersen des Wachmanns aufeinander, als dieser sich salutierend stramm zur vollen Größe aufrichtete.
Sekunden später war er aus dem Zimmer verschwunden um den … Doktor zu holen.




Der Doktor - ein junger, gutaussehender Arzt Mitte zwanzig.

Unergründlich wirkt der glänzende Blick seiner stahlblauen Augen - … unnahbar, geheimnisvoll und mystisch. Fast wirkt es so, als würden sie nach der Erfüllung des irdischen Daseins suchen. Seine schmalen Lippen harmonisieren perfekt mit dem ovalen Gesicht und den hellen Augenbrauen. Blondes Haar umrahmt das stets dezent lächelnde Antlitz, welches ihm etwas charismatisch – einnehmendes verleiht.

Obwohl er in der Gegenwart anderer meist zurückhaltend ist, regelrecht die Rolle eines Beobachters einnimmt, strahlt seine Präsenz etwas Machtvolles aus.
In seiner Stimme hallt ein wohl überlegter und besonnener Klang. Niemals scheint er die Kontrolle über sich, seine Gefühle oder die Umgebung zu verlieren.
Er sieht sich selbst als Künstler - strebt nach der unerreichbaren Perfektion der Dinge.
Dem Einklang zwischen sich, den verführerischen Freuden des Lebens und seiner stillen Obsession.

Eine unheimliche Anziehungskraft übt sein charismatisch-geheimnisvolles Auftreten auf Frauen aus. Vielleicht ist es die Mischung aus stiller Dominanz und eleganter Zurückhaltung, der sich die Frauen nicht entziehen können. Vielleicht sind es aber auch seine Augen. Augen, die eine Frau so ansehen können, als würden sie die tiefste und entlegenste Stelle ihrer Seele berühren. Das benebelnde Timbre seiner Stimme, das mehr einem Versprechen gleicht, so nah an der Dunkelheit zu lieben, sich den körperlichen Lüsten hinzugeben, ohne vom Abgrund verschlungen zu werden.

Obwohl er die verzehrende Gesellschaft von wunderschönen Frauen genießt und auskostet, gilt seine wahre Leidenschaft seiner Arbeit. Seine Arbeit ist seine geheime Liebe, die verspielte Obsession und gleichzeitig das Streben nach Vollkommenheit.

Getrieben von dieser Unruhe versucht er die Schönheit des menschlichen Körpers  einzufangen. Die dunkle Besessenheit zwingt ihn dazu, nur die schönsten und unversehrtesten Körper zu präparieren und seiner Sammlung hinzuzufügen.
Eine Sammlung die immer größer wird und obskure Geheimnisse verbirgt.
Wunderschöne Frauen, athletische Männerkörper, eng umschlungene Liebespaare, alte Greise und Greisinnen und selbst Kinder und Säuglinge finden sich in der stetig wachsenden Kollektion. Jeder einzelne Körper mit so viel Leidenschaft und Hingabe zur Vollendung präpariert, das man glaubt, vor einem würde ein lebendes, atmendes, fühlendes Wesen stehen.

Es ist makaber, dass er auf der einen Seite mit Eid und Schwur an die ärztliche Ethik gebunden ist, auf der anderen Seite immer darauf hofft, dass ihm der Tod die Karten in die Hände spielt. Deswegen ist er wahrscheinlich auch freier, praktizierender Arzt in Ansilon geworden. So ist es für ihn ein leichtes immer wieder an frisches, aber leider oft unvollkommenes Material zu kommen.
Genau diese Abhängigkeit treibt aber seine Gedanken und Ideen immer tiefer in einen schwarzen Abgrund.
… die Karten dem Tod aus den Händen zu reißen …
… selbst zu wählen …
… selbst zu bestimmen …



Tag 3 der ersten Woche des 12ten Monats.
Nach Wochen des Wartens ... wurden sie endlich gebracht ... meine neuen Instrumente. Jedes Stück für sich ein Meisterwerk der Perfektion. Sie sind die Verlängerung meiner Finger, meiner Sinne, meiner Ideen und Gedanken. Vor allem sind sie das Zentrum meines Schaffens. Noch immer spüre ich das berauschende Kribbeln in meinen Fingerspitzen, als ich zum ersten Mal das kalte, glattpolierte Metall berührte. Ich kann es nicht leugnen, ein gewisses Gefühl der sündigen Erregung lässt mich erschauern.
Meine Gedanken kreisen unentwegt:
Wie wird die sinnliche Melodie klingen, wenn ich sie zum ersten Mal an die sanfte Haut eines Körpers ansetze? Wie wird er sich anfühlen, der erste vollzogene Schnitt?
Werden die Körper die Schönheit meiner Instrumente zu schätzen wissen?
Halt, … ich muss meine Gedanken zügeln. Viel zu besessen sind sie davon, wie ein ausgetrockneter Schwamm, alle Eindrücke aufzusaugen, die sich vor meinem geistigen Auge formen.
Ich werde nichts überstürzen, werde mir viel Zeit dabei lassen die kostbaren Augenblicke auszukosten. Ich möchte mich voll und ganz der Vorstellung des unwirklichen Tanzes hingeben - die weiche Beschaffenheit eines Körpers im gegensätzlichen Kontrast zur Schärfe und Härte meiner Instrumente.


Tag 26 des ersten Monats
… kleine Christine mit einer Erkältung und einem schlimmen Husten. Ich habe ihrer Mutter einige Rezepte und Mittel mitgegeben. Schleimlösenden Hustentee, Eukalyptusbalsam, Propolistropfen, Seifenkraut und Spitzwegerich. Alle paar Stunden angewendet, wird es meiner kleinen Patientin bald wieder besser gehen.

Nachtrag:
Wieder beordert mich die Miliz zu sich um für sie die Drecksarbeit zu erledigen.
So sehr ich die Miliz als Deckmantel für meine Arbeit schätze, so unangenehmer ist das Gefühl, meine Fertigkeiten als Doktor auch weiterhin in ihre Dienste stellen zu müssen.
Jedes Mal wenn sie mit ihren minderbemittelten Fähigkeiten an ihre Grenzen stoßen, fällt ihnen natürlich mein Name ein. Was fange ich mit geschundenen und verkrüppelten Körpern an? Sehe ich etwa wie ein Metzger oder aus? Ich habe absolut gar kein Problem damit mich um ihre Verwundeten zu kümmern, aber die seltene Ausnahme, mein Talent auch für ihre Verhöre zu einzusetzen, wird immer mehr zur Regel.

Am Anfang bereitete es mir Unbehagen hier und da ein Wahrheitsserum, oder ein starkes Halluzinogen zu verabreichen, doch in letzter Zeit, artet es aus. Ich gerate immer mehr in Verschung meinen Eid als Arzt zu brechen. Es ist paradox, einerseits stößt mich dieser Gedanke ab, aber andererseits kann ich es kaum erwarten. Irgendetwas in mir, etwas Dunkles, Unberechenbares lässt mich zu weit gehen. Nein, es ist viel mehr als eine Versuchung, … denn ich habe ihn bereits gebrochen.  


Vielleicht mache ich mir zu viele Gedanken darüber, sollte einfach meine Arbeit erledigen und es von der von der positiven Seite sehen.
Jetzt habe ich endlich die Möglichkeit die Wirkung des Toxins auszuprobieren, das ich letzte Woche erfolgreich aus den Lebern einiger exotischer Fische isoliert habe – Tetrododoxin. Es ist schnell wirkendes Nervengift, das den Körper paralysiert, aber alle anderen Funktionen unberührt lässt. Mit anderen Worten, man kann sich nicht bewegen, aber weiterhin alles fühlen und vor allem es hat absolut keine Auswirkung auf das Schmerzempfinden.
Sekunden verharrte der Arzt still. War da ein Zögern, Moral und …

Er schob eine Lade seines Schreibtisches auf.
In dieser kleinen Lade lagen zwei Bündel. In beiden waren Instrumente.
Seine Augen wanderten über das erste – gegerbt, raues Leder schützte die .
Das andere Bündel glich einem Heiligtum - aus Satin und Samt hüllte es die kostbarsten Stücke.
So machte sich Raphael auf zur Miliz, ohne zu wissen, dass sich die Situation vollkommen geändert hat.
 

Angriff ist die beste Verteidigung
„Verdammt … hau endlich ab“, knurrte Pans Stimme im Kopf.
Mit einem dumpfen, lauten - Drzpp - schloss sich die schwere Holztür hinter dem vor Steroiden strotzendem Kollos.
Endlich …! Nur noch … sie und er.
Wie auf ein Signal hin hob der Gefangene seinen Blick und fixierte die hochdekorierte Peinigerin. Seine Gedanken kreisten nicht mehr um „zivilisierte Umgangsformen“ und die Hoffnung, mit Worten, oder sogar mit heiler Haut hier herauszukommen hatte er bereits zum Teufel gejagt. Alles in seinem Kopf drehte sich nur noch um eines … Angriff. Er wollte der aufgeblasenen, selbstgefälligen Schlampe nur noch den Hals umdrehen.
Lang genug hatte er sich ans Bein pissen lassen, jetzt wurde es an der Zeit zurückzuschlagen. Seine Fingerkuppen gruben sich in das Holz der Stuhlbeine. Diese ächzten unter dem eisernen Griff der Hände.

Idioten, man treibt kein Raubtier in die Ecke, im Glauben es würde nicht beißen.

Behutsam leckte Pan mit der Zungenspitze über die aufgeplatzten Lippen.
Er schmeckte das gerinnende Blut gepaart mit dem Bukett der ätzenden Galle in seinem Mund. Markant traten seine Wangenknochen hervor, als er zähneknirschend den Blick über die Tyrannin wandern ließ.
„ … und wie soll das hier enden?“
Scheiße … bei jedem Wort, jeder Silbe und jeder Bewegung schmerzte sein Kiefer wie die Hölle. Alles an ihr begann ihn zu stören - der Blick ihrer stahlblauen Augen, ihr sinnlicher Schmollmund, das perfekt sitzende Haar, die Art wie sie ihn ansah und in aller Ruhe vor ihm saß. Nein, sie saß nicht mehr in ihrer akkuraten, strengen Sitzhaltung, viel mehr lümmelte sie in ihrem hölzernen Thron und gierte den Gefangenen mit ihrer bloßen Anwesenheit an.

Jede Muskelfaser des Gefangenen spannte sich wie Bogensehnen an.
Noch nicht … .
„Nachdem du uns alles gesagt hast, was wir wissen wollen, bekommst du einen hübschen, kuschligen Logenplatz in einer Zelle. Bei guter Führung, darfst du sogar draußen mit den anderen spielen“. Wie ein Schürhaken fachten dieser, zynische überhebliche Unterton und der verschlagene Ausdruck von Überlegenheit in ihren Augen, Pandors Wut weiter an.
 „Und wenn nicht?“

Gift und Galle spie ihm die Viper entgegen
„Dann wird der Doktor dafür sorgen, dass du dich für den Rest deines erbärmlichen Lebens für ein acht jähriges Mädchen hältst. Danach werde ich kommen und persönlich deinen Arsch in das versiffteste und tiefste Loch unseres Kerkers werfen … “

Langsam hob der Arrestant die Lippen zu einem spöttischen Lächeln an.
„Klingt nach einer Drohung …“

Alles würde er auf die eine Karte setzen müssen. Er musste dieses zynische Miststück nur noch aus der Reserve locken.
Nooochh nichhtt… .
Die blonde Domina lehnte sich nach vorne und zischte ihm ein
„Es ist eine …“, entgegen.

„Würdest du mir da unten Gesellschaft leisten?“. Pandors Augen blitzten auf und ein dreckiges, zweideutiges Grinsen klebte sich auf seine Lippen.
Einen kurzen Moment lang ließ er den Blick zu seinem Schritt wandern um der Anspielung Nachdruck zu verleihen.
Der Spruch hatte gesessen. Man konnte förmlich sehen wie Wut und Verachtung das Gesicht der Befehlshaberin rot färbten.
Ihre Lippen pressten sich zu schmalen Linien zusammen und eine hellblaue Ader trat an ihrem makellosen Hals zum Vorschein.

Nooooooooochhhh nichhhhtttt !
„Glaub mir, es würde dir gefallen …“

„DU Bastard ! Was …“
Ruckartig riss sich die Kommandantin hoch um dem Gefangenen sein vorlautes Maul mit einem mächtigen Schwinger zu stopfen. Den Schlag würde er noch Jahre spüren.

JETTTZZTTT !!
 
Ab jetzt lief alles nur noch in Zeitlupe. Reflexartig zog Pandor Kopf und Oberkörper zurück, stieß sich mit den Füßen vom Boden ab und verlagerte das Gewicht nach hinten. Unter der aufbäumenden Last knarzte das hölzerne Gestell unter ihm.
Als der Schlag der Angreiferin nur leere Luft traf, verlagerte der mitgenommene Schwung ihren Schwerpunkt nach vorne. Mit einer musste Hand musste sie sich auf der Tischplatte abstützen um nicht vorn über zu kippen.

Krachend schlug der Gefangene mit dem Sessel am Boden auf.
Einen Herzschlag später, fanden seine Füße bereits das nächste Ziel – die Kante des Tisches. Mit aller Kraft trat er gegen diesen, rutschte dabei mit dem Rücken über die Sessellehne und gleichzeitig über die eingeklemmten Ketten hinweg.
Ein schriller Schmerzenslaut entwich der Offizierin, als der schwere Tisch ihren Körper traf. Einige Schritte taumelte sie zurück, doch ihre Hand schnellte instinktiv zur Seite.
„WWWWWWACHEEEEEENNNNN!!!“, brüllte ihre Stimme nach Verstärkung.
Ihre feingliedrigen Finger umschlossen den Schwertknauf und wollten die messerscharfe Klinge aus der Scheide ziehen - den Hurensohn würde sie ausbluten lassen - … doch es war zu spät. Sie konnte gerade eben noch ihre Hände schützend vors Gesicht heben, ehe ihr Körper vor Schmerz und der Wucht des Einschlages zusammensackte.

In Bruchteilen eines Augenblickes stand der Gefangene auf den Beinen und packte den erstbesten waffentauglichen Gegenstand in seiner Nähe, den umgestürzten Sessel. Das Adrenalin rauschte durch Pans Adern und blendete alles um ihn herum aus. Jetzt hieß er … oder sie. Aktion und Reaktion waren nur noch Instinkt gesteuert.
Einen Atemzug später stand er bereits neben der Offizierin und donnerte mit aller Kraft den Sessel gegen ihren Körper.
„KRZrKrKzzss…“, in tausend Splitter zerschellte das zweckentfremdete Möbelstück und riss die Gegnerin von den Füßen.
Knurrend warf Pandor die Reste der übrig gebliebenen Stuhlbeine zur Seite und packte die benommene Kommandantin am Kragen.

„Steh auf Miststück! Jetzt hörst du … mir … zu“. In Pandors Stimme hallte ein düsterer Unterton mit.
Ein Unterton, der ganz klar zu verstehen gab, dass seine Entschlossenheit vor dem Äußersten nicht zurückschrecken würde.
Wuchtig flog die Holztür des Verhörzimmers auf und vier Wachen stürmten in den kleinen Raum.
Ruckartig drehte sich der silberburger Soldat mit seiner Geisel um und wickelte die Kette einmal um ihren Hals.

„Keinen Schritt näher, oder ich breche ihren Hals wie ein Streichholz.“
Demonstrativ zog er die stählerne Schlinge zu, um deren Kettenglieder sich die schmalten Finger der zappelnden Offizierin schlossen.
„Pandor … lass sie los!“
Das war sein Name.
„Nehmt mir die verdammte Halskette ab …“
„Pandor, um Himmels Willen … beruhig dich!“
Eindeutig, das war sein Name. Sie riefen ihn … bei seinem Namen.
Einem Berserkerrausch ähnlichem Zustand verfallen, nahm der Soldat die Worte der Miliz zuerst gar nicht wahr.
„Ich sagte … nehmt mir die verdammte Halskette ab“.
„D… d…du trägst keine“, röchelte die Gefangene. Gierig rangen ihre Lippen nach Luft.
„WAS erzählst du da für einen Scheiß“, bluffte der Geiselnehmer und zog die Schlinge noch fester zu um diese nerv tötende keifende Stimme zum Schweigen zu bringen.
„Pan. Bitte, lass sie los und beruhig dich … “, hallte eine ruhige, rauchige, doch wohl vertraute Stimme durch den Raum.
„Darbar ?“ Irritiert starrte Pandor zu den Wachen und erblickte tatsächlich den alten Veteranen und auch das Gesicht von Jana, das sich neugierig durch die Tür schob.


Zwei Seiten einer Münze.
"Tut mir Leid, wir mussten auf Nummer sicher gehen."

"Auf Nummer sicher gehen? Henker, warum habt ihr nicht gleich die Karten auf den Tisch gelegt?"

"Wir glauben, dass jemand aus unseren, aber auch aus euren Reihen dem Abschaum Informationen zuspielt."

"Du meinst Maulwürfe, bei der Miliz und den Stadtwachen? Komm, erzähl keinen Quatsch."

"Wir sind vielleicht ein etwas eigenwilliger Haufen, aber ich würde meine Hand für meine Kameraden ins Feuer legen."

"Die wissen ganz genau, wann wir Patrouillieren, welche Routen wir nehmen Wann, wo und welche Schiffsinspektionen wir durchführen. Das kann kein Zufall sein."

"Ihr habt doch die Windrose als Falle aufgestellt."

"Ja, aber nur durch Glück haben wir überhaupt erfahren, dass die Windrose ein Schmugglerschiff ist.  Wenn es uns überhaupt gelingt ihnen in die Quere zu kommen, sind sie perfekt organisiert, professionell ausgerüstet und fügen unserer Miliz schwere Verluste zu. Pan, alleine die letzten zwei Monate haben wir sechs gute Männer verloren und einer von ihnen war der Bruder der Milizkommandantin."

"Das, … hab ich nicht gewusst … tut mir leid."

"Jetzt weiß ich, warum sie so besessen davon war, mich zu überführen."

"Du warst zur falschen Zeit, am falschen Ort … und ehrlich, der Brief hat deine Situation nicht gerade besser gemacht.
Jetzt ganz unter uns. Spielst du jetzt auf schwarzen Rächer, oder was hast du wirklich auf dem Schiff gesucht?"

"Holz."

"Du willst mir allen Ernstes weiß machen, dass du inkognito nach Ansilon kommst, um auf einem Schmugglerschiff, nach Holz zu suchen?"

"Ja, verdammt … Mahagoniholz! Ist ein Geschenk und geht keinen was an. Was ist, kann ich es haben?"

"Hmm, … natürlich, aber ich bin mir nicht sicher ob du das Holz finden wirst. Ich gab meinen Leuten den Befehl, das ganze Schiff auf den Kopf zu stellen und alle illegalen Gegenstände zu verbrennen."



 
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 17 Okt 2022, 08:05, insgesamt 2-mal geändert.
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Wenn die Tochter mit dem Giftsalat

Beitrag von Pandor Vildaban »

<< Klar, in jeder Familie kriselt es >>
<< Manchmal mehr, manchmal weniger >>
<< und manchmal ... da versucht dich deine Ziehtochter schon mal um die Ecke zu bringen >>

<< Diese kurze Geschichte heißt >>
-- Robins Giftsalat --


Die Augen gaben nichts mehr her …
Es war nur noch der Tastsinn, der seine Bewegungen lenkte. Viel zu verschwommen war der Blick, während sein ganzer Körper immer wieder von heftigen Krämpfen gebeutelt sich die letzten Stufen hochschleppte.
Jeder Herzschlag pumpte das verdammte Gift tiefer in seine Venen. Jeder neue Atemzug war flacher und kürzer als der Vorherige.
Seine tauben, stumpfen Lippen rangen nur noch hechelnd nach Luft.
Seine Füße wollten ihn nicht tragen und knickten bei jedem Schritt immer wieder ein.

Draufgegangen an einem Salat, ermordet von (s)einer Tochter …

Krampfhaft klammerten sich seine Finger am Geländer fest, zogen ihn Stufe für Stufe höher.
Das kühle Metall des Geländers fühlte sich unter den trägen Sinnen so, … so unwirklich an.
Das Einzige, was er deutlich spürte, war der kalte Schweiß der sich unbarmherzig durch die Poren seiner Haut drängte.
Sein ganzer Körper kämpfte gegen die „lauter“ werdende Stille in seinem Kopf an.

„Schhttt … eile nicht Pan, … schließ doch die Augen.
Es ist gleich vorbei“ – hauchte Gevatter Tod mit lieblicher Stimme, in der Gestalt eines jungen, blonden Mädchens.

Stand da eine Silhouette, ein Schatten, oder waren es die Augenblicke kurz vor der Bewusstlosigkeit, die sich einen makaberen Scherz mit dem Todgeweihten erlaubten?
Pandor zwang sich die blutunterlaufenen Augen weit aufzureißen.
Er musste diesen Schatten erkennen, den Funken der Hoffnung.
Sein unbeugsamer Wille schickte unaufhörlich Nervenimpulse durch die Fasern seines Armmuskulatur – ERHEBE DICH … VERDAMMT TU ES! - … seine Hand streckte sich nach dem Schatten aus.
„ I … ich brauc …“, sein Rufen war nur ein gewimmertes Flüstern, zu mehr war die betäubte Kehle nicht fähig.
Ein nicht aufhörender Schmerzwall kroch seine Gebeine hoch und ließ den, sonst so starken Körper des Kämpfers, wie ein Streichholz zusammenknicken.
Das letzte Blinzeln, ein wunderschönes Antlitz das sich über ihn beugte „ …Mirja !? …“.
„DOKTOR!!!“

„Hast du noch Hunger?“ Mit einem mörderischen Lächeln trat Robin näher.
Ihre Finger wickelten sich um ein Salatblatt und puhlten es aus der tiefen Tonschüssel.
Begierig führte sie das Blatt zu ihren Lippen und öffnete ihren Mund.
Eine riesige, schlangenähnliche Zunge schnellte hervor und leckte auf groteske Art und Weise über das Nachtschattenkraut.
„…Würzig…ganz wie du es magst!“

Schweißgebadet und schwer atmend riss sich Pandor hoch.
„Scheiße … was für ein kranker Traum …“.
Orientierungslos tasteten seine Hände umher – Stoff, eine Matratze, ein Laken ….
Sekunden verstrichen, bevor der Soldat begriff, dass er nicht Hause war.
Seine Augen, zu Schlitzen zusammengekniffen, sondierten den fahl erleuchteten Raum.
Nur zögerlich fügten sich wirre Erinnerungsfetzen zu einem chaotischen anmutenden Bild zusammen.
„Arrr…“, je länger er konzentriert in den dunklen Raum starrte, umso pochender wurden die betäubenden Kopfschmerzen die hämmernd durch seinen Schädel dröhnten.
„ … ich hasse Kopfschmerzen …“ (was diese natürlich mit einem weiteren, strafenden Schmerzschwall straften).

Pandors „Hallo?“ … wurde mit einer bedrückenden Stille beantwortet.
„Hejj … ist das wer?“.
Plötzlich flog die Tür des Zimmers auf und eine junge, gutaussehende Frau huschte ins Zimmer.

„Guten Morgen Herr Assuan, … . Schon wach?“
Wie eine fleißige Ameise fing sie an verschiedene Dinge im Zimmer zu schlichten.
Verrückte dies, klopfte an dem, säuberte das … und blickte immer wieder, mit einem sympathischen Lächeln, forschend zum Patienten.

„W..wo bin ich?“
„Herr Assuan ist im Heilerhaus zu Silberburg“

Naiv, wollte der ahnungslose Thor die Decke zurückschlagen, ehe er seinem Vorhaben einen abrupten Riegel vorschob.
„Hmm … wo sind meine Sachen?“

Die junge Frau errötete mit einem unschuldigen Kichern.
„Da drüben, auf dem Tisch…“. Mit einem Nicken deutete sie auf einen kleinen, rechteckigen Tisch im Raum, auf dem sich Pandors Sachen, ordentlich gefaltet stapelten.
„Sie sind frisch gewaschen.“

„Danke…“.
Pans Augen folgten der rastlosen Arztgehilfin, die förmlich um sein Bett tigerte.
Wollte sie einen neugierigen Blick erhaschen, oder inspizierte sie mit fachlich-medizinisch-prüfender Wissenschaft den Patienten?
Die unbequeme Stille wurde erst von einem klirrenden Geräusch gestört, als die Ärztin mit dem Fuß die Bettpfanne unter das Gestell schob.
„Ich habe zu danken …“, funkelte sie den weißhaarigen Abenteurer flirtend an.

„ÄHEM … ÄHEM…“, grollte eine strenge Stimme und zerstörte so den, jedenfalls für eine Seite, knisternden Augenblick.
Da stand sie – die Chefassistenärztin … Maria.


 
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 17 Okt 2022, 07:49, insgesamt 3-mal geändert.
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der Kampf - Legat vs Templer

Beitrag von Pandor Vildaban »

<< noch Jahrzehnte, bevor die neuen Götter die Geschicke dieser Welt lenkten >>
<< kämpften auf der alten Welt die Streiter des Lichtes, gegen die Streiter der Dunkelheit. >>
<< Ungleich hallen ihre Namen dieser Legenden durch die Erinnerungen der Zeit >>
<< Marlor, Shurakin, Esvorador, Tanita, Aragorn, Balor, ... und viele andere ... unter ihnen auch junger Templer namens Pandor >>
<< verzeiht den seltsamen Stil der Geschichte - der Autor war gerade 16/17 Jahre jung >>

<< Diese Geschichte heißt >>
-- der Kampf Tanos gegen Pandor --


Zur späten Mittagsstunden standen sich die beiden Krieger in der Kampfarena gegenüber.
"Bereitet euch vor!" meinte der Wächter zum Paladin Legat.
Dieser nickte kurz und sprach seine Schutzgebete an seinen Herren.
Voller Entschlossenheißt blickte der Legat zum Wächter, setzte den prunkvollen Paladinhelm auf und griff zu seinem geweihten Zweihänder.

Einige Augenblicke lang flüsterte der Wächter Gebete des Namenlosen und hievte die schwere, schwarze Axt vom Rücken.
Seid ihr bereit? fragte der Wächter, hallend unter dem Helm, mit eiserner Stimme. 

Ja bin ich, dann los! erwiderte ihm der Paladin mit ebenso entschlossen.

Der Wächter freute sich schon lange auf diesen Kampf, und er war froh, dass der Legat sein Wort eines fairen Duells hielt.
Lange hatte der Templer des Namenlosen sich in einem harten  Training auf diesem Kampf vorbereitet, stetig im Gedanken seinen Gegner nicht zu unterschätzen zu dürfen.
Beide Krieger stürmten mit hocherhobenen Waffen aufeinander zu.
Der Wächter ließ seine Axt frontal auf den Paladin niedersausen, doch dieser blockte den Schlag mit seiner mächtigen Waffe mühelos ab.
Ein Angriff wurde sofort mit einem heftigen Gegenangriff des Paladins beantwortet.
Gerade als der Wächter zu einer neuen Attacke ansetzte, kam ihm der Paladin zuvor und schlug wuchtvoll mit dem Zweihänder horizontal auf den Wächter ein. 
Beinahe instinktiv hielt der Wächter, seine Axt dagegen um den Schlag zu blocken.
Wie Tag und Nacht, prallten die geweihten Waffen der Gotteskrieger mit einer ungeheuren Kraft aufeinander und erzeugten ein furchtbar schrilles Klirren.
Die Schutzauren der beiden gläubigen Krieger, leuchteten in einem leicht bläulichen Ton und wurden immer wieder sichtbar, wenn die mächtigen Waffen auf einander prallten.

Der Wächter wich einem Schlag des Paladins aus, in dem er sich herumdrehte, sodass der Paladin das Gleichgewicht verlor und nach vorne stolperte.
Der dunkle Templer nutzte diese Unachtsamkeit und schlug mit aller Kraft auf die ungedeckte Stelle des Paladins.
Die Schutzaura des Paladins glühte auf, konnte aber den Hieb des Gegners nicht absorbieren.
Die Paladinsrüstung splitterte und ein Rinnsal aus Blut floss zwischen den einzelnen Plattenteilen hindurch.

Das ist meine Chance! Mit seitlich gerichteter Axt stürzte sich der Wächter auf den Paladin, welcher noch leicht benommen vom Schlag taumelnd auf den Beinen stand.
Der dunkle Jünger ließ seinem Gegner keine Verschnaufmöglichkeit. Einen Hieb nach dem anderen ließ er auf den getroffenen Krieger des Lichtes niederfahren.
Unerbittlich versuchte der Gotteskrieger, mit all seinen verfügbaren Kräften, die Schläge abzuwehren und konterte sogar mit einem vorwärts gerichteten Stoß.
Doch es war zu spät, die Axt des Wächters donnerte ein weiteres Mal in einer Schlagsalve auf die Rüstung des Paladins.
Der Brustharnisch des Legaten zerschellte unter der Gewalteinwirkung.
Schwer vom Kampf gezeichnet, sank der tapfere Gotteskrieger auf die Knie.

Gebt auf Paladin und ich werde Gnade sprechen! grollte die Stimme des Wächters.
Der Paladin blickte zum Wächter und deutete ein Nicken an, …
 
 
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 17 Okt 2022, 07:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Die geheimen Protokolle

Beitrag von Pandor Vildaban »

<< ... Oftmals fragt man sich ... >>
<< ... was zum Teufel treiben die stundenlang bei den Gildenversammlungen ? >>
<< ... überzeugt euch selbst von den geheimen Intrigen und Machenschaften >>
<< ... die in den Reihen der könglichen Krone geschmiedet werden ! >>
<< ... ein kurzer Auszug aus einem Protokoll -  wir schreiben den 7 Tag, des 1 Monats des Jahres 18 >>

<< Diese Geschichte heißt >>
-- Gildenprotokoll der königlichen Ritter --


Großmeister Thamion Amanodell
Junker Fenria
Stadtwache Mirja Vildaban
Adjutant Pandor von Assuan
Kadett Robin Vildaban
Protokollführer : Adjutant Assuan

Erster Punkt der Tagesordnung:
Unangemessenes Verhalten gegenüber dem Vorgesetzten Großmeister Amanodell.
Straflauf um den Wehrgang. Wen hat es erwischt?
Ganz klar die Familie Vildaban! HEP HEP HEP … im Laufschritt …

Weitere Punkte:
- Da lässt man den Haufen für eine Woche einmal aus den Augen und was gibt es?
Ehrenduelle, Streitereien, gescheiterte diplomatische Beziehungen zu den Elfen, zickende Hexen, und angepisste Grafschaften.
Also, das Übliche … als wäre ich nie weg.

- Junker Fenria greift tief in ihren Erfahrungsschatz und serviert Großmeister Amanodell eine heißkochende Geschichte 
„ Rebellion - Die Passierscheine der Dunkelelfen“ (ich würde sagen ein Meisterwerk, vielleicht eine Trilogie?  ).
Ich glaube, Großmeister Thamion soll eine Lehre daraus ziehen, warum die Mitglieder des Ordens gegangen sind.

Natürlich packt der seine Gegenargumente aus:
Du hast auf der Seite der Ritter gekämpft, somit gegen die Rebellen, gegen dienen Verlobten – deinen Mentor.
Das klingt wie ein „du/ihr habt euer Schicksal selbst bestimmt.“
Ist es Weisheit, die da aus Fenria spricht? Mein Leben gehört dem König, mein Schwert und meine ganze Anstrengung fließen in seine Ideen!
Ich frage mich, wie weit kann Loyalität zur Krone gehen?
Henker, der Junker braucht unbedingt einen Mann!

Verdammt, mitten in der Geschichte gibt es eine Unterbrechung.
Vincent Fischer platzt hinein und bietet den königlichen Rittern neue Ware an (darunter große Haie).

Das gibt’s nicht! Hoher Besuch kommt anstolziert!
Graf von Silberwald und seine Gemahlin Lyna Vincenzo.
Graf Lionar will wissen, was bei der letzten Versammlung vorgefallen ist.
In Ordnung … jetzt wird mir einiges klar.
Lyna hat durch ihr Mitbringsel (eine magische Kristallkugel) das Wohl des Königs und von Golga von Assuan gefährdet.
Kann mir jemand sagen, warum …
Bohaa ... ruhig Pan, lass Thamion nur machen.

Wahnsinn, das ist wie ein Faustkampf und wir sitzen in der ersten Reihe.
KLONG KLONGG – Ring frei für die erste Runde.

Thamion weißt Lady Vincenzo mehrmals darauf hin, dass gefährliche Dinge, ausnahmslos, im Voraus bei den Rittern anzumelden sind.
Lyna muss heute die Sturheit mit einem Löffel gegessen haben – aufplusternd wie ein Pfau, zeigt sie sich uneinsichtig.
Die hat sie doch nicht alle!
Behauptet die allen Ernstes, die Kugel ist ungefährlich?!?!
Burg an Lyna, bitte melden!

Schon klar, …  der Bergmanngeselle ist einfach sooo vor Freude explodiert, als er die Kugel berührt hat.
Ahhh, neue Informationen.
Lionar hat die Kugel auch angefasst und wurde „nur“ verletzt.

Ich frage mich, was Lynas Worte waren kurz bevor Lionar verletzt wurde
„Du Schatz, halt mal ?“

Das Ganze fügt sich endlich zu einem Bild zusammen.
Fenria, das Mannsweib, hat Lyna daraufhin zu einem Ehrenduell herausgefordert- was Lionar natürlich anzweifelt, da Fenria keine Adlige ist.
Hahrahr der Pfau ist allen Ernstes der Meinung, Fenria soll sich bei seiner Verlobten entschuldigen.
Scheiße, … ich hoffe sie rammt ihren gepanzerten Stiefel so hoch in Lynas Arsch,  bis dieser blankpoliert aus ihrem Rachen ragt.
Der hat gesessen - eiskalt erwischt!
Thamion bemerkt messerscharf an, dass das Duell von einer Adligen, gegenüber einer nichtadligen (Lyna) augesprochen worden ist.

Wenn Lyna hochgeht, ... steht zum Glück genug Wasser hier.
Was heißt hier Wasser?
Wenn ich mir Stadtwache Vildaban so ansehe, wäre ein Bolzen genau zwischen Lynas Augen passender.
Es kann sich nur noch um Minuten handeln, dann gibt es hier ein verdammt großes Feuerwerk.

KLONG DONG … zweite Runde!
Na endlich - Fenria mischt mit! Jetzt rappelts im Karton.
Junker sind doch adlig und sie hätte die Aufgaben und Ämter als Truchsess des Königs übernommen.
Ich schwöre, in diesem Moment ist Lynas Kinn bis auf den Boden geknallt.

Gleich zu Beginn, ein verhängnisvoller Tiefschlag von Fenria – FAUUULLLL ( ach halt doch die Klappe, wen juckts ?!).
Der Junker reibt Lionar tatsächlich unter die Nase, er hätte keine Ahnung (und zwar wirklich gar keine – Ränge, Adelsposten, Pflichten).  
Pures Nervengift ... Die Worte von Fenria hallen wie ein Echo durch den Raum.
„Nur aus Nettigkeit habe ich eure zukünftige Gräfin nicht erschlagen.“
Verdammt ... ich liebe diese Frau !
HARRR und jetzt reißt sie Lionar persönlich den Arsch auf.
Es heißt Junker, Herr Graf, militärische Ränge sind neutral was das Geschlecht angeht.
Jeder Ritter trägt einen Adelstitel, auch wenn es „nur“ ein Amtsadel ist.
Schwer gezeichnet, steht Lionar keuchend in seiner Ecke.
Wird er sich erholen? Wird er Fenrias Übermacht etwas entgegenzusetzen haben, das und viel mehr … sehen wir in der dritten Runde.

DONG DONG … Ring frei für Runde drei!
Tatsächlich, Lionar holt zum Gegenschlag aus!
In meinem Land, blabla ... sind Junker nur Bannerträger, blabla.
So wie er das sagt, hört sich das an, als wären für ihn alle Ritter Diener - Latrinen und Schuhputzer.
„Butler Assuan, los … säubert meine Bettpfanne! Magd Fenria, schnürt meine die Schuhe …“
Der Kerl schüttet tatsächlich Öl ins sprichwörtliche „Fen“(ria) Feuer und verlangt  eine Auflistung aller Adelstitel des Landes. 
Lio, halt die Deckung oben, oder einfach dein Maul, sonst listet dir der Junker gleich was ganz anderes auf.
Verdammt … diese Runde ging an den Grafen und seine Verlobte.
Ich hoffe auf eine Rücker und einen starken Auftritt Großmeister Amanodells und Junker Fenrias in der vierten Runde – die HIERMIT eingeläutet wurde!
KLONG KLONGGGG
Aufwärtshaken ! Fenria hat über Lyna, Lionar herausgefordert.
Jetzt wird die Sache interessanter. Da brat mir einer einen Oger, ... . Fenria geht aufs Ganze!
„Ich habe schon kehlen für mein Vaterland aufgeschlitzt, Herr Silberwald,  da habt ihr noch in eure  adligen Windeln geschissen“.
Kameraden - ich liebe meinen Job - ich liebe diese Junker!

Ohhh nein Thamion! Was machst du da? Ich glaub es nicht, er versucht zu deeskalieren.
Ach Mensch ... jetzt wo es spannen wurde.
Er macht Zugeständnisse, vom königlichen Schreiber und vom König, eine eher vom König, eine Liste der Adelstitel/Träger anzufordern.
Den Eiskristallen nach, friert sich die Hexe den Frust in sich hinein und ergreift jetzt das Wort (wahrscheinlich weiß sie, dass ihr Name nicht auf dieser Liste steht).
Nanu, sie entschuldigt sich offiziell bei den Rittern?

WAHNSINN … ein K.O. in der vierten RUNDE ??

Entweder, das Eis hat ihren Kopf schockgefriergetrocknet, oder sie dreht ein krummes Ding.
Mensch, Thamion lässt sich einlullen!
HEJ ... was soll der Mist - der kneift doch nicht ernsthaft vor einer adligen Presswurst.
„Offiziell, als Großmeister des Ordens, nehme ich die Entschuldigung an und danke euch für diesen Zug.“
Na wenigstens Tritt Fenria nochmals nach!
"Wie gehen die Aufräumarbeiten und Reperaturen in WInterberg voran, Herr Graf?",
OHH Fenria, wärst du nur 20 Jahre jünger ! Dann müsste ich dich zwar Mirja streitig machen, aber für diesen Satz alleine gehörst du befördert.
Diese subtile, raffinierte Art ihm eins reinzuwürgen und den Grafen als unfähig hinzustellen.

„Handwerker aus Krakant und der Uda, werden sich in den nächsten Tagen um die letzten Arbeiten kümmern. „

Na wenigstens gibt es versöhnliches Ende – alle 4 reichen sich die Hände.
Großmeister Thamion bittet Fürst Lionar um ein Vieraugengespräch.

Nächster Punkt auf dem Plan:
Junker Fenria tritt wieder in den aktiven Dienst.
Thamion, winkt sie durch (Vetternwirtschaft - hier müsste ich mal nachboren).  
So kennen wir den weißhaarigen Hammer (sie ist stolz und impulsiv).
Der Großmeister fragt nach Izual und Shanaz und kriegt auch gleich die Antwort.
„Das Schreiben liegt morgen auf eurem Tisch.“
Ein Junker, ein Wort (ich wette 1000 Goldstücke, dass die alte Schabracke es vergisst).

Schade, die Versammlung ist hiermit beendet.


 
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Heißer Flirt am Arbeitsplatz

Beitrag von Pandor Vildaban »

<< Hat es nicht schon jeder einmal erlebt ?? >>
<< Diese eine heiße Kollegin/Kollege am Arbeitsplatz >>
<< Diese knisternden Augenblicke, die dir ruchlos-verführerisches Abenteuer versprechen >>
<< Du weißt, dass es Falsch ist, aber "Heyyy ... wen juckts?" >>
<< Wenn es in die Hölle geht, dann muss es der Ritt wert sein ! >>

<< Diese Geschichte heißt >>
-- Mirjas Schärpe genagelt, oder Herr Stamm --


*POK* .... *POK* .... *POK*

Du Idiot, in was hast du dich da wieder hineingeritten?
"Ich glaube, dass ihr den Dienst bei uns nicht packt!", die Worte waren für unseren Intelligenzbolzen wie reines Nervengift
„… euch unterzuordnen, Befehlen zu folgen, einen Monat meine Ausbildung zu bestehen…“.

Herausfordernd, provozierend, herablassend und zugleich zerfraßen sie seine innere Ruhe.
Diese rothaarige Furie ! Typisch Frau in Führungsposition, zuerst schmiert sie einem Honig ums Maul, nur um dann einem sofort den Boden unter den Füßen wegzureißen.

*POK* ... *POK* ...

Was hat er sich bloß dabei gedacht? Die ausgefuchste Lästermähr hatte ihn tatsächlich ausgetrickst, oder hatte er ganz andere Gründe den Pakt mit der dunklen Seite Macht einzugehen?
Vielleicht war es der geweckter Jähzorn, ein Versuch der Alten Vorgesetzten des Rotschopfs eins auszuwischen, oder sich doch in den Augen beider zu beweisen?

*POK* ... *POK* ...  *POK* ...

Zwei Wochen harrte er bereits in der eisernen Umklammerung des Drills aus. Zugegeben, einfach war es nicht.
Fenrias, Mirjas, aber auch Konstantins Befehle malträtierten sein Ego und trieben ihn fast in den Wahnsinn!
Hol das …, mach dies …, steh da …, lerne …, laufe …, springe, säubere …, krieche!

Das alles ohne ein Murren, ohne ein Maulen und ohne provokante Kommentare zu schieben? Nein, keine Chance.
Gab es überhaupt einen Tag, an dem ihm keine Strafarbeiten und ein Extradrill um die Ohren flogen? Lächerlich diese Frage, natürlich nicht !
Also durfte sich der Einfallspinsel nicht wundern, dass ein fieser Muskelkater seinen Körper brandmarkte.

Wenigstens hatte er einen neuen, besten Freund.
Wie ein Haufen Pferdemist, der an der Sohle eines Stiefels sein Dasein fristet, folgte dieser Pan überall hin.
Zur Waffenkammer, in den Versammlungssaal, auf den Übungshof, in den Stall, auf die Latrine, selbst ins Bett … einfach überall hin!
Ließ Pan seinen Gefährten irgendwo links liegen, oder schmiss ihn zum Verrotten, in eine dunkle Ecke, hagelte es wieder Prügel.
- Herr Stamm -
Oh wie hasste unser Geselle Herrn Stamm.
Am liebsten hätte er ihn bereits zu einem Zahnstocher verarbeitet und grinsend, vor Fenria und Mirja, in den Zähnen rumgepuhlt.
Tue es doch! Nein tue es nicht! Gönne den beiden, brüllenden Kampfschwadronen diese Genugtuung nicht.  

*POK* ...

Für ihn stand fest. Er würde das Beste aus der Ganzen Situation machen.
Schon schossen die ersten Gedanken durch seinen Kopf und formten Ideen.
Diese Ideen formten wiederrum einen Plan und dieser setzte ein verdammt hohes Ziel.
Und, wie sieht sein Plan aus? Etwa ein Kniefall vor den Vorgesetzten ?
Schwachsinn, … für die verbleibenden drei Wochen wird er die … Elite.

Drille dich eiserner, als sie dich ...
(Fünf Runden? Mach sechs draus!)

Schieb deine Kommentare hinten an ...
(Wenigstens im Dienst hänge deine Sprüche an den Nagel - versuch es wenigstens)

Wirf dich mehr ins Zeug ...
(Du brauchst keine Befehle um zu wissen, was man von dir erwartet)

Ein Blick auf die Tugenden kann nicht schaden ..
(noch ahnst du nicht, dass deine Regeln zu Leben, sich nicht viel von Tugenden der Ritter unterscheiden)

Trainiere härter, als alle anderen ...
(Schneller, stärker, härter, besser …)

Schnapp dir das feurige Leutnantsweib ...
(Du begehrst sie, dann hol sie dir und lass sie nie wieder los … )

*POK* ... *POK* ...

Dieses nervige Geräusch hat das Potenzial Leute in den Wahnsinn zu treiben.
Außerdem, verdammt, was treibst du da eigentlich mit der kleinen Kanonenkugel?

Nachdenklich lag Pan auf dem harten Feldbett und sein Blick war starr nach oben die gerichtet.
Provokant baumelte da noch immer dieses Stück Stoff von der Decke, dass er verbissen versuchte runterzuholen.
Langsam umspielten seine Finger das kalte Wurfgeschoss.

Wurf - *POK* - … daneben!

Hmm, warte mal, das sieht doch aus wie Mirjas Schärpe …  
Wie kommt die da hoch?
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Pandor Vildaban
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Eine Bastelstunde bei den Vildabans

Beitrag von Pandor Vildaban »

Endlich war es soweit - der langversprochene Vater-Tochter-Basteltag.
Nach dem die Birne nicht weit vom Elternstamm fällt, hatte Selenja von Klein auf die Eigenart, jeden und alles von der Straße, Wald, Ackerfeld … aufzulesen, ihn ihre Schürzentaschen zu stopfen und nach Hause zu schmuggeln.
Hier spreche ich nicht von kindlich naiven Andenken, wie glitzernden Steinen, Tannenzapfen, Kastanien sondern von allem was da draußen kreucht, fläucht, quakt und springt.  Käfer,  Frösche, Grashüpfer, Schnecken, Blindschleichen und sogar Igel.
Stolz wurden die neuen Freunde natürlich zu Hause präsentiert und nach langen Diskussionen, großen Krokodilstränen und viel TamTam, im Garten wieder in die Freiheit ausgesetzt.
Ganz anders war es mit Krümmelchen.
Krümmelchen war nicht nur eine Ratte, mit einem etwas zu kurz geratenen Schwanz, schwarzen funkelnden Knopfaugen und einer neugierig witternden schnurrhaarbehafteten Stupsnase.
Nein, Krümmelchen war eine stolze Kanalratte!
Selenja hatte sie in Silberburg von der Straße aufgelesen und heimlich mit nach Hause gebrachte.
Ganz alleine päppelte sie den kleinen haarigen Nager auf und gab ihn den klangvoll sprechenden Namen „Krümmelchen“. Warum ?
Das weiß nur Leni, aber ich vermute ganz stark, weil das Nagetier immer nach irgendwelchen Würmen, Brotkrumen und anderen Leckereien schnüffelnd alles vollkrümmelt.
Natürlich war der Schrecken groß, als Tante Sloan die Ratte zum ersten Mal zu Gesicht bekam und auch andere Familienmitglieder und Bekannte, waren von Selenjas neuem Freund wenig begeistert.
Ganz im Gegensatz zu Mama und Papa.
Mit stoischer Gelassenheit nahmen sie Lenis neuen Fang zur Kenntnis. Das ein, oder andere hungrige Maul mehr zum Stopfen, ach, … auf das kam es auch nicht mehr an.
Tagelang schlich die kleine Rattendompteurin um ihren Papa herum und auf die Frage, ob was los ist, gluckste sie nur verlegen und verschwand in ihrem Zimmer.
Erst als Pandor den Handwerkern einen Besuch abstattete und Leni, natürlich reeeiinn zufällig, dazu kam, rückte sie endlich mit der Sprache heraus. Sie wollte unbedingt ein Haus für ihren pelzigen Freund!
Selbstlos, heldenhaft und uneigennützig (von wegen!) erklärte sich der Vater bereit der Tochter beim Unterfangen „Ratteobdach“ zu helfen.
Tja, aber zuerst handelte der väterliche Schuft, im Beisein von Zeugen, einen verhängnisvollen Pakt mit seiner Tochter aus.
Das arme Ding … noch weiß sie nicht was auf sie zukommt. Nichtsdestotrotz, über die Tage stellte sich die große Frage !
Wie sollte den Krümmels neues zu Hause aussehen? Eine Skizze musste her … und was für eine!
Der kindlichen Fantasie, sind bekannter Weise keine Grenzen gesetzt und das was Lenja da aus ihrer kreativen Box zauberte kann man nur als … „herrschaftlich“ bezeichnen.
Mit hochkonzentriertem Blick und mit der schiefwinkelig-akribischen Genauigkeit einer 10 Jährigen, zeichnete Selenja nicht nur ein „simples“ Haus für Krümmel, sondern einen Palast.
Dieser bestand nicht nur aus einem, nicht nur aus zwei, sondern aus drei Stockwerken, einer Terrasse und einem kleinen Garten drum herum.
Jävla … aus Krümmel wird noch ein aristokratisches Nagetier mit verdammt hohen Ansprüchen.
Um dem ganzen Gigantismus doch noch einen vernünftigen Riegel vorzuschieben, diktierte Pandor die Maße an.
Dreiviertel Meter breit, einen halben Meter tief und 1.5 Meter hoch.  
Vorrausschauendes Denken ist die Mutter jedes „Kleintierkäfigs“, besonders nach Lenis unschuldig gestellter Frage „…vertragen sich Hasen und Ratten?“.
Ahhh aus der Richtung weht also der Wind! Das wird kein Häuschen für eine Ratte, sondern ein Residenz für einen Miniaturzoo.
Tja, und wenn es ein multikulturelles Kleintierhotel werden soll, dann braucht das zukünftige Luxusdomizil auch einen sprechenden Namen - „Krümmelhausen“.
Eine Stunde später war der Handwerksraum des Assuankellers kaum wiederzuerkennen. Überall lagen zurecht geschnittene Holzbretter, als Grundgerüst und Skelett des zukünftigen Traumhotels, und kleine, längliche Holzschindeln. Diese sollten als Mauerwerk die Außenverkleidung darstellen und waren perfekt dazu geeignet um später von den Kindern bunt bemalt zu werden.
Zugegeben, die ersten Holzbretter die Leni mit ihrem berühmt berüchtigten „ Neeiheenn … ich … alleine!“ zurechtzimmerte,  waren etwas holprig und schief, aber nichts was Pandor nicht mit einer Holzraspel und einem Hobel wieder gerade zimmern konnte.
Der Pan wäre nicht der Pan, wenn er nicht versuchen würde, dem konzentrierten Arbeiten auch etwas Spaß und einen Hauch von vildabanschem Wahnsinn aufzusetzen.
Mit einem unerwarteten „Sägebock-Beben“ machte er seiner Tochter einen Strich durch ihre Bastelrechnung, worauf diese erschrocken die Säge fallen ließ.
Das war nicht nur ein Fehler, sondern ein mächtig großer Fehler! Pandor musste innerlich lachen, als sich die „halbe Portion Miniatur-Mirja“, mit dem leidenschaftlichen Temperament und der fuchsigen Entschlossenheit einer Vildaban, auf die Zehenspitzen stellte, um ihn missbilligend anzufunkeln. Nicht nur das!
Stoisch warf die werdende Handwerksmeisterin ihrem Papa einen tadelnden Blick zu, schob schmollend die Unterlippe vor und holte zu einem „… das Haus muss perfekt sein, toll, schön, und außerdem und sowieso … du bist soo dooofff“ Report aus.
Vorsicht … die Kleine meint es ernst, todernst, also … keinen Blödsinn mehr!
Fleißig wurde bis spät in die Nacht hinein abgemessen, gesägt, gehämmert und gehobelt.
Pandors Vaterherz wuchs voller Stolz, als er seiner Tochter dabei zusah, wie sie voller Tatendrang und Enthusiasmus keine Arbeit scheute und sogar, auf sein Bitten hin, den Besen schwang um die Werkstatt auf Vordermann zu bringen. Vor allem Lenis tapferes „ … nein … tut nicht weh“, trotz der kullernden Krokodilstränen, als er ihr einen Holzsplitter aus der Fingerkuppe zog, führte ihm vor Augen … „Selenja Áine Vildaban war nicht nur ein Teil - Mirja, nein, sie war auch ein Teil – Pandor“.

Irgendwann kam es aber wie es eben kommen musste. Von der kindlichen Müdigkeit übermannt, schlief Leni über einer neuen Gartenzaunskizze ein. Ihre kleinen Finger waren geschwärzt vom Kohlestift und auch ihre Stirn hatte, vom vielen Grübeln, schwarze Schmauchspuren.
Ihr Anblick war zuckersüß.
Vorsichtig hob der Vater seine Tochter in seine Arme, während diese im Halbschlaf protestierend ein
„… ich … ich muss, bin … nicht … fertig“ vor sich her murmelte.
„Das hast du toll gemacht, ich bin stolz auf dich“, flüsternd drückte Pan Leni einen Kuss auf Wange und trug sie zwei Stockwerke höher, um sie dort im großen Schlafzimmer zur Ruhe zu betten.
Er selbst ging dann wieder zurück an die Arbeit. Stunden über Stunden arbeitete Pandor noch an der Fertigstellung des Holzhauses.
Selenjas Einsatz und Tatendrang mussten einfach mit einem kleinen „Krümmelhausener Palast“ belohnt werden.
Das „Bunt bemalen“ würden aber Selenja und, so hoffte er, Arken übernehmen.
Was gibt es Schöneres im Leben der Eltern, als die Augen der Kinder voller Begeisterung, Freude und Wunder strahlen zu sehen?


 
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Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 27 Feb 2023, 12:34, insgesamt 3-mal geändert.
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Pandor Vildaban
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Lügen haben schöne Beine ...

Beitrag von Pandor Vildaban »

Seit der Rückkehr, vor einigen Monaten, war Mirja einfach nicht mehr wiederzuerkennen.
Es war nicht nur ihr andauerndes „wortloses“ Verschwinden, manchmal über mehrere Tage hinweg, ihre verändertes Wesen, sondern auch diese Geheimniskrämerei um ihre Person,
die Pandors Gefühls und Geduldswelt zusehends auf den Kopf stellten. Das Gespräch, das Pan vor einigen Tagen mit Dirion geführte hatte, machte das Ganze auch nicht wirklich besser.
Ganz im Gegenteil! Dirions kryptische und unterschwellige Botschaften und sein andauerndes Rumdrücken, machten Pandor nur noch misstrauischer.
Egal was, oder wen er auf Mirja ansprach, alle schienen ihm auszuweichen.

Damals schwor er sich, seine Frau niemals in einen goldenen Käfig zu sperren.
Sie sollte frei, leidenschaftlich, wild sein und dabei nie ihre Natur und ihr Wesen verlieren. Doch die Frau, die nach der langen Reise zurückkehrte, war eine gänzlich andere.
Pan war bereit, auch diese „neue“ Mirja kennenzulernen, sie zu lieben, doch musste er sich langsam eingestehen, sich dabei eine blutige Stirn einzurennen.
Das Schlimmste waren Mirjas aufgetischte Beteuerungen des „alles ist in Ordnung“, obwohl gar nichts mehr in Ordnung war.

>> …nein … es hat nichts mit dir zu tun… <<
>> …ja, es ist alles in Ordnung, ist im Moment nur etwas zu viel… <<
>> …nein, geht schon, mag darüber nicht reden… vielleicht ein andern Mal<<
>> …es liegt nicht an dir …<<
>> ...ich hoffe du verstehst das, …<<
>> …bitte, du musst mir vertrauen…<<


„Heeyy … da ist Post für dich. Wer schreibt dir da?“
„Ach … niemand, ist nur so diplomatischer Blödsinn“

„Du geht schon? Wann kommst du wieder?“
„Aye! dauert nicht lange…“
„Darf ich mit? Ich verspreche die Klappe zu halten und dich nur aus der Ecke aus anzuschmachten“
„Nein, nicht nötig. Ich muss nur zu so einem Treffen. Das würde dich nur langweilen…“

„Wo warst du gestern? Die Kinder haben sich gewünscht, dass wir beide sie ins Bett bringen“
„Ich musste etwas Dringendes erledigen.“
„Nachts ? Echt jetzt?“
„Ja!“

„Magst du mit mir zum Tag der offenen Tür?“
„Hmm, wann ist der?“
„Morgen. Ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest“
„Morgen? Das geht nicht!“
„Wieso denn nicht?“
„Da habe ich etwas vor“
„Was denn?“
„So persönliches Zeug halt …“


„…du Papa … wo ist Mama?“
„...ich weiß nicht mein Schatz.“
„…sie wollte uns doch dabei helfen Omas Geschenk anzumalen …“
„…Ich kann auch helfen…“
„…wir wollen zu Mamir … wo ist Mamir ?“
„…*schhhtt* … sie kommt bestimmt bald wieder….“
„…*schluchz* ... ist ... ist ... sie wegen uns weg?“


„Schöne, Wilde, Meine … lass uns Jagen! Pures Abenteuer, einfach der Nase nach, wo der Wind uns hin verschlägt, nur du und ich … gegen den Rest der Welt!“
„Ich dachte schon, du fragst nie! Lass uns los!“
>> mitten bei der Jagd verschwindet die rothaarige Jägerin einfach <<
„MIRJA …! Du, wo steckst du!? MIIIRRJAAAA !!! LLOOOOSS, KOMM SCHON… wo STECKST DUUUU, das ist nicht mehr KOMISCH!!“

„ … Pan, ich … ich … ich kann nicht! Es tut mir so schrecklich Leid! Ich hoffe du verstehst das!“
„ … Jävlaa…Skiiiitt …. HEY WARTE!! DU … DU … BOHAA ... DU kannst mich doch nicht SO zurücklassen?! DAS IST NICHT DEIN ERNST !!! HEY MIRJA … was soll …“


Klar, Pandor war dafür bekannt manchmal dick aufzutragen, aber zu Lügen, … nein, das war nicht seine Art - „ein Mann, ein Wort …“ - und aus eigener Erfahrung wusste er, dass Lügen früher oder später zurückkehren würden …“, und deswegen machten ihn diese aufgetischten Kollektivlügen ALLER Beteiligten einfach wütend.
Sie machten alles einfach viel, viel schlimmer.
Argwohn und Misstrauen, Dinge mit denen Pan sowieso nicht viel anfangen konnte, machten sich in ihm breit und stiften ihn dazu an, in Mirjas persönlichen Sachen herumzuschnüffeln.
Er würde schon seine Antworten bekommen, auf die eine ... oder auf die andere Weise.
 
Zuletzt geändert von Pandor Vildaban am 27 Feb 2023, 12:26, insgesamt 12-mal geändert.
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Pandor Vildaban
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Wenn die Frau mit dem Junker

Beitrag von Pandor Vildaban »

<Gewissen>
"Deiner Frau einfach nachzuspionieren ... Pandor Pandor ... wie tief bist du gefallen! Schämst du dich nicht?!"

<Pan>
"Nein! Doch! Ja! Gnarhhh ... ich weiß nicht! Sie will einfach nicht mit mir reden!"

<Gewissen>
"Leg sie wieder zurück!"

<Pan>
"Nur ein kurzer Blick, versprochen ..."

<Gewissen>
"Das wird nicht gut enden!"

<Pan>
"Haaa ... gefunden!"

<Gewissen>
"Hände weg ... das ist P R I V A T !"

<Pan>
"Halt die Klappe ... ich ich ... Was zum Henker ... "

<Gewissen>
"ich hab dir doch gesagt, lass die Finger davon ..."


In einem Bücherschrank, versteckt hinter dicken, verstaubten Wälzern, lagen in einer uneinsehbaren Nische dutzende Zettel, Notizen und Briefe.
Manche von Pandor, manche von Fenria, andere wiederum von Mirja selbst und dann, ... dann waren da noch die "anderen ...".

An diesem Abend brachte Pandor die Kinder, wieder einmal alleine, ins Bett.
An diesem Abend erzählte Pandor den Kindern, wieder einmal alleine, eine gute Nachtgeschichte.
An diesem Abend setzte sich Pandor, wieder einmal alleine, ins Wohnzimmer, lauernd, grübelnd, nachdenklich.
In dieser Nacht las Pandor, in Fenrias angetrautem Schaukelstuhl schunkelnd, wieder einmal, ein Buch (von wegen lesen, als könnte er sich auf irgendetwas anderes konzentrieren).
In dieser Nacht wartete er, wieder einmal, auf die Rückkehr seiner Frau.
In dieser Nacht wollte er sie, wieder einmal, zur Rede stellen.
In dieser Nacht kam sie, wieder einmal, nicht nach Hause.

 
 
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Pandor Vildaban
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Einer dieser Tage ...

Beitrag von Pandor Vildaban »

[ OOC: VORSICHT - diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und ist auf eine sehr unkonventionelle Art und Weise verfasst worden (aus dem einfach Grund, weil PO Pan, selbst mit der Gesamtsituation, in der sich sein Charakter in der Nacht befand, überfordert war/ist?) ]


Bestimmt kennst und hast du sie auch diese …. „Tage“.
Tage, die so dermaßen aus dem Rahmen der Normalität fallen, dass sie dich vor die Entscheidung stellen „entweder du reißt dich zusammen, lässt alles ein paar Tage sitzen und hoffst auf interessante Therapiestunden, oder „Nope … ich bin durch, das war‘s, scheiß drauf … . Wahnsinn ich komme!“  
Tja, rein zufällig war gestern so ein Tag.
Der Tag, an dem ich als Erzähler in eine existenzielle Krise geworfen worden bin und resignierend die „was zum Henker läuft hier … Fahne“ wedelte.
Du fragst dich jetzt vielleicht, was passiert ist?
Weißt du … in jeder Realität, in jeder Zeit, in jeder Dimension und in jeder Ebene der neuen Welt herrscht das Gesetzt der Kausalität – Aktion und Reaktion.
Wir Erzähler schimpfen es „eine Geschichte“, oder einfach ausgedrückt … „Leben“.
So ein Leben kann ordentlich auf den Kopf gestellt werden, wenn zum Beispiel zwei Erzähler aufeinander treffen und sich dazu entschließen ihre individuellen Geschichten zusammenführen.
Genau! Der jahrtausendaltbewährte Klassiker
„Mann trifft Frau -> Chaos!“

Auf der einen Seite haben wir die kleine verrückte Welt der Familie „Vildaban“.
Mamir (Mama) … Mirja Vildaban
Papir (Papa) … Pandor Vildaban
(die Zwillinge)
Welpe 1 … Selenja Áine Vildaban
Welpe 2 … Arken Vildaban
(die Ziehtochter)
Welpe 3 … Robin Vildaban
und auf der anderen Seite haben wir mich, den Erzähler des Pan und die Erzählerin der Mirja.
Daraus ergibt sich eine herrlich unberechenbare Eigendynamik, durch die sich nicht nur unsere Schützlinge, sondern auch die ganze Familie, und sogar wir ... die Erzähler, weiterentwickeln.  

Sich weiterzuentwickeln, heißt auch, dass in einer gleichberechtigten Beziehung, die auf Augenhöhe geführt wird und die aus den vildabanschen Grundbausteinen
„Liebe, Leidenschaft, Chaos, Drama, Action, Kämpfen, Horror, Honigkuchen, Met und Keksen“ besteht,
Pandor lernen musste mit der Zeit zu gehen.
Er musste zu einem selbstbewussten Mann/Familienvater/Held heranreifen, der seine eigenen Schwächen eingestehen und über „seine Gefühle“ reden kann.


Wenn es darum geht über Gefühle zu reden, dann dürfen im Haus der Vildaban folgende Dinge nie fehlen!
Wein/Met/Honigbier, heiße Schokolade und Kekse/Schokolade. Sowohl ich, der Erzähler, als auch Pandor, mussten erst durch die harte Schule des Lebens gehen um herauszufinden, dass eine Vildaban viel weniger Rotz und Wasser plärrt und mit spitzen Gegenständen und Morddrohungen um sich schmeißt, wenn ihr Mund voller Schokolade/Kekse ist.  


Und jetzt saßen beide da, Mirja und Pandor, nachts … um 10 Uhr, in einem Baumhaus und redeten.
Eigentlich redete Pandor und Mirja hörte „einfach“ zu. Angespannt, übermüdet, kämpfte sie bereits mit ihrem inneren Untier.
Doch Pandor war ihr Zustand egal! Jetzt war seine Zeit egoistisch zu sein und seine Frau endlich zur Rede zu stellen!
Und er ließ nichts aus! Stur und unnachgiebig machte er seinem Unmut Luft und schüttete Mirja nicht nur sein Herz aus, sondern konfrontierte sie mit allen Dingen, die sich in den letzten Monaten aufgestaut hatten. Ihr dauerndes Verschwinden, das „Sitzen lassen“, ihre aufgetischten Ausflüchte, ihr „Nein“ zu leidenschaftlichen Intimitäten, ihre Lügen und zu guter Letzt, dass er ihr nachspioniert hatte und über die geheimen Treffen zwischen ihr und Dirion und ihr Tête-à-Tête Bescheid wusste.

So da hast du es! Wir wissen von Mirjas Affäre!
Sind dir etwa“ Vildaban“ und „Pan“ nicht Drama genug? Klar, da geht noch was!
Los, spuck es aus … „Wie lange läuft das schon zwischen Mirja und Dirion?“


„Ha Hahaha Hahahaha“
Warte, was … läuft hier? Wieso lacht sie? Ist das so ein erleichtertes, hysterisches oder manisch verzweifeltes Lachen?
Gerade offenbart euch mein Schützling alles was ihn die letzten Monate quält und zu einem emotionalen Wrack verkommen lässt, und als Dank lacht sie ihm dafür mitten ins Gesicht?


Mirja Vildaban: Gut... weißt du was... ich habs satt. Wenn die anderen es je erfahren, werden sie mich jagen und dich und die Kinder dazu... aber dann hauen wir eben ab... und ich bring euch in Sicherheit... aber ich kann das nicht mehr. Ich will, daass du dir deine Plattenrüstung anziehst. Vollmontur. Jetzt. Bewaffne dich bis an die Zähne.
Pandor Vildaban: W…Was?
Schlagartig fror sein Gesichtsausdruck ein und er starrte seine Frau fassungslos an, irgendwo gefangen zwischen Himmel und Hölle und mächtig viel Klärungsbedarf.

Mirja Vildaban: .. du wissen was los ist? Dann tu es.
Pandor Vildaban: Du bist bescheuert ... weißt du das? Ich will reden und kommst mir mit so etwas?

Mirja Vildaban: Ich glaube wir sind über den Punkt des Redens hinaus.
Ich kann es dir nur noch zeigen... ich habe sonst Angst, dass du es mir niemals glauben wirst... oder verstehst


Da ist es wieder, das Wort er das er schon hunderte Male zu hören hat bekommen „verstehst“.

Pandor Vildaban: Was verstehen?  Dass du ... eine ganz andere Frau bist ... irgendein perfides Spiel mit mir, den Kindern, deiner eigenen Familie spielst?
Mit eiskaltem Ausdruck fixierten Pandors Augen den Rotschopf, als könnte er durch seinen Blick alles entladen, was sich in ihm aufgestaut hatte.
Schraubstockartig ballte er seine Hände zu Fäusten und trieb die Kuppen seiner Finger in die Handflächen, sodass sich seine Fingerknöcheln weiß färbten.
Pandor Vildaban: rüste dich ... *knurrt er drohend*. Ich werde keine Rücksicht mehr nehmen. Du willst es ... du kriegst es

Knurrend zurrte der Krieger die Riemen der schweren Plattenrüstung fest, die die einzelnen Teile des Harnisches zu einer schier unüberwindbaren Festung aus magischem Siegeserz zusammenzogen.
„Erst wenn du gegen jemanden gekämpft hast, kennst du ihn wirklich“.
Dass das jetzt ausgerechnet auf seine Frau zutreffen sollte, war an Ironie kaum zu überbieten, aber der Rotschopf hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht und damit seinen angeborenen Instinkt des Kampfes geweckt.
Pan hatte einfach die Schnauze voll und war an einen Punkt angekommen, dass er die Antworten aus Mirja, oder was/wer auch immer von der Reise zurückkehrte, herausprügeln wollte.
Samthandschuhe mehr, kein Halten, kein Zurücknehmen, nur der Instinkt des Kampfes und die Suche nach Antworten!

Pan, du musst selbst zugeben, dass das Ganze einen Hauch von dramatischer Romantik hat.
Zum aller ersten Mal legst du die mächtigste Rüstung deiner Sammlung an ( geschmiedet von der meisterlichen Hand eines Elfen und veredelt durch die Macht eines Erzmagiers) nicht um etwa gegen die Finsternis zu kämpfen, oder dich gegen die Tyrannei der Götter aufzulehnen, oder die Welt vor ihrem Untergang zu retten, nein … du legst sie an um dich mit deiner eigenen Frau zu prügeln.


Zur falschen Zeit am falschen Ort kreuzten ausgerechnet Katherine Sawyer und Soryia Schwarz Pandors Weg.
Aus anderen Geschichten, wissen die meisten von uns, wie speziell, gefährlich und vor allem "durstig" dieses Pärchen ist.
Auf Katherines charmante Art und Weise bluffte sie den gewappneten Krieger harsch an, als dieser miesgelaunt an ihr vorbeistapfte.  
Katherine Sawyer: *recht gereizt und sichtlich nicht in guter Stimmung funkelt sie Pan an* . Du hättest wirklich diesen verdammten Posten behalten sollen. Die essen hier alle zu viele Pilze die im Wald wachsen
Pandor Vildaban: *seinerseits, scheint der Krieger nicht zum Spaßen aufgelegt zu sein und sieht Katherine mit einem eiskalten Ausdruck in den Augen an* Macht euch auf Verwundete gefasst.
Ein dumpfer Laut entwich Pans Kehle, als er Mirja am Reisemagier sah, die gerade allen Ernstes mit der Reisemagierin um den Preis zur Wettermaschine feilschte.
Pandor Vildaban: es endet ... heute Nacht.

Mirja Vildaban: Pan... *knirscht kurz mit den Zähnen und schließt die Augen*
Ich weiß, du bist wütend... enttäuscht... dein Herz quillt über vor Leid und im Augenblick hast du jedes Recht mich zu hassen. Ehe du mich angreifst... bitte ich dich darum, dass du hier obenen auf der Ebene bleibst... Ich werde direkt dort unten an der Klippe sein. Du wirst mich sehen.

Pandor Vildaban: *tippt kurz auf seine Brust* Es ist nicht Hass, den ich empfinde.  Es ist Bedauern, dass es soweit kommen musste.
Mirja Vildaban: Wenn ich dich angreife... du kannst mich vermutlich nur töten, wenn du mein Herz zerstörst oder den Kopf abschlägst. Ansonsten... locke mich zu den Banditen und dann flieh... und meine allerletzte bitte... es darf niemand erfahren. Und jeder Rückschluss den du daraus zuiehst... behalte für dich. Für deine Sicherheit. Und was immer passiert. Ich liebe dich.
Pandor Vildaban: Du hörst dich an ... wie Familie, wie meine Mirja.

Ein kalter Schauer jagte über Pandors Rücken, als er an der Klippe wartend, einfach das Gefühl nicht los wurde, dass irgendwer, oder irgendetwas sie beobachtete.
Dort ein verräterisches Rascheln, da eine unheilvolle Stille, gepaart mit einem beklemmenden Windhauch.
Diese Nacht konnte nur noch unheimlicher werden.


Pan könnte nach und nach einen vielleicht das Gefühl bekommen als würde er beobachtet werden.
Was auch immer es ist, das Pan eben beobachtet hat... es scheint weiterhin seinen Blick auf ihn gerichtet zu haben.
Vielleicht spürt er einen Blick im Nacken?
Vielleicht aber auch nicht, oder wird nun doch wieder Mirja ins Visier genommen und von irgendwo beobachtet?
Die Beiden könnten mehr als das Rascheln der Bäume hören und den Wind
Zumindest die Bäume werden von einem leichten Windhauch erfasst.

Eine leise Stimme wird Mirja etwas ins Ohr flüstern... so leise das es wohl nur für sie hörbar sein sollte - Brich sie nicht vor einem Menschen, das ist das oberste Gesetz.

Das ist es also, das Los eines „gewöhnlich Sterblichen“.
Weder ist er gesegnet mit geschärften Sinnen, noch übermenschlichen Kräften, oder der Fähigkeit zwischen Schatten der Ebenen zu wandeln.
Er wird er nie erfahren, was in jener Nacht, die Stimme in Mirjas Ohr flüsterte. Pandor ist eben nur Pandor, ein stink normaler, gewöhnlicher Mensch.


Langsam drehte sich Mirja zu Pandor um und sprach laut und deutlich.
Mirja Vildaban: Ich bin... ich bin wohl einfach übermüdet...
Pandor Vildaban: Du bist WAS ?! JÄVLA ... WEIB *flucht der Krieger*
Mirja Vildaban: Lass uns... in die Trainingshalle gehen... Dann erzähle ich dir von meiner Liebschaft mit Dirion.

Bild

Hejjj … du durchgeknallter rothaarige Hausdrachenwolf!
Du verlangst von Pandor, dass er sich bis an die Zähne bewaffnet, schleppst ihn ... ohne ihm irgendeine Begründung zu liefern zur Wettermaschine, redest die ganze Zeit was von „Kopf abschlagen, töten, … Familie jagen“ und lässt ihn jetzt mit einem „ICH BIN WOHL EINFACH ÜBERMÜDET“ und einem „… ICH DIR VON MEINER LIEBSCHAFT MIT DIRION“ … in der Luft hängen?
Einfach so, als wäre es das normalste der Welt?
Werte Erzählerin von Mirja –  ECHT JETZT??? Ist das euer Ernst???
Ihr macht gerade euren Pan kaputt! Ich meine nicht einfach nur „kaputt - kaputt“, sondern … „Ende Gelände, das wars, der Junge ist fertig mit den Nerven und fertig mit der Welt …“


[Fortsetzung vielleicht]
 
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