[Quest] Dadwen

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Ba'thal
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[Quest] Dadwen

Beitrag von Ba'thal »

Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wann er zuletzt über irgendeine Gestalt verfügte. Weder physisch, noch energetisch. Es musste Zeitalter her sein.
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Nicht, dass ihm Zeit viel bedeutete. Doch das Gefühl war ungewohnt. Natürlich war es das – genau so wie jemand, der lange in einem Kerker saß, bei den ersten Sonnenstrahlen, die ihn wieder erreichten, überrascht gewesen wäre, so war auch er überrascht.
Man konnte nichts vermissen, was man nicht mehr kannte, doch sobald man davon kostete, konnte man es nicht mehr so leicht vergessen. Doch genau das musste er. Lediglich vorerst, so hoffte er.

Zwar ging der Plan soweit sogar auf – mehr, als er eigentlich zu hoffen wagte – und er konnte sich stark genug fokussieren, um die Bewahrer in einer Gestalt aufzusuchen, wenngleich nur energetischer Natur, und die beiden Elfen aufzusuchen, doch der Lichtelf traf auf eine gewisse Skepsis.


Die Gründe dafür mochten vielfältiger und mannigfaltiger Art sein. Die freundliche Variante wäre, davon auszugehen, dass sie einfach zu… überrascht waren. Die weniger freundliche und vermutlich eher zutreffende war, dass Ba’thal tatsächlich aus einer anderen Zeit stammte. Die Ära der caledhil war vorbei, nicht mehr als Erinnerungen, und er der letzte Vertreter dieser Art, soweit er wusste. Schlicht und ergreifend aus der Zeit gefallen. Es würde dauern, ihn selbst daran zu gewöhnen. Und seine Umgebung, natürlich.

Nun, das setzte voraus, dass die Elfen sein Gesuch, was nicht gerade in dieser Art und Weise vorgetragen wurde, zustimmten. Eine Kristallstatue? Ba’thal war neugierig, wieso aus seinem letzten „Wirt“, Naeldir, eine Kristallstatue wurde, es klang nach einem interessanten Ende, aber er konnte es sich für den Moment nicht erlauben, seine Zeit damit zu verschwenden.
Ein Körper. Ein Herz. Den Eluvren. Und Magier, die ein Ritual durchführen konnten. Eine Liste voller Forderungen brachte er vor. Vielleicht sorgte auch das für eine gewisse Skepsis. Ziemlich sicher sogar.

Ob es den Magiern gelingen würde? Ob sie es überhaupt wollten? Er würde warten, seine Kraft noch einmal sammeln. Da war noch etwas, was er zu erledigen hatte… nur was?
Es hatte etwas mit Erinnerungen zu tun. Es schien... wichtig zu sein? Er musste feststellen, dass selbst ein Geist wie seiner nicht alle Einzelheiten behielt. Und er musste vorsichtiger sein, denn wenn am Ende seine Energie nicht mehr ausreichte, konnte er auch das Diadem nicht mehr vorbringen. Dann wäre das Ritual ohnehin zum Scheitern verurteilt und seine Rückkehr - Dadwen - ausgeschlossen für die nächsten... Jahrtausende, womöglich.

Für den Moment ruhte er sich aus, dachte nach. Das Treffen kostete Kraft, er verblasste dort schon, um mit seiner Energie zu haushalten. Ihm würde wieder einfallen, was er zu tun hatte, während die Magier ihren Aufgaben nachkamen. Details, die konnten manchmal vergessen werden. Da gab es doch einst etwas, was genau das vermeiden sollte…
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Ba'thal
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Ba'thal »

Ein zweites Mal sammelte der Lichtelf seine Kraft, um einen weiteren Besuch vorzunehmen. Er hatte den Bewahrern gesagt, dass entweder sie sich an Rorek wenden sollten oder er persönlich würde das übernehmen.
Es war Zeit für den Kontrollbesuch. Und da Monthares nichts von ihm wusste, war offensichtlich, dass die Bewahrer sich tatsächlich nicht an Rorek gewandt hatten. Er hatte es geahnt, überrascht was er deswegen nicht. Was wohl der Grund dafür sein mochte?
Für den Moment war es ihm allerdings gleich. Er war hier, um seinen Plan zu verfolgen. Verdammte Schutzzauber. Sie zu durchbrechen wäre sicherlich möglich gewesen, aber anstrengend. Ohne Zweifel musste er sich eingestehen, dass er bei Weitem nicht die Macht besaß, die er dereinst in sich führte. Also überzeugte er den Magier lieber mit Worten, statt den umständlichen Weg zu wählen.
Immerhin war Zeit gleichbedeutend mit Macht. Und beides nahm entsprechend bei so einem Versuch ab. Die richtige Handhabe dieser Ressourcen war eine Notwendigkeit. Später, wenn sein Vorhaben gelingen sollte, würde er die Ewigkeit wieder vor sich haben…
Auch dieser Magier folgte offensichtlich fast bedingungslos seinen Worten. War der Elf so respektiert gewesen, dass man ihm offenbar jede Forderung erfüllte, oder lag es an ihm selbst?

Immerhin war er einer der Altvorderen, wie die Edhil es sagten. Er bevorzug das ursprüngliche Wort – caledhel. Einer der Ursprünglichen.
Der Magier war aber tatsächlich nützlich, sogar für den Moment. Er sorgte dafür, dass seine Macht nicht mehr so rasant abnahm, sobald er das Abbild nutzte, um unter den Niederen und Sterblichen zu wandeln. Es war beschämend, dass sein eigenes Werk von einem Adan korrigiert werden musste, aber daran konnte er noch nichts ändern. Man musste damit auskommen, was einem zur Verfügung stand.
Durch die Macht, die ihm dadurch an Mehr zur Verfügung stand, erinnerte er sich auch, was noch zu tun war. Jetzt konnte er es sich erlauben, etwas davon abzuzweigen. Erinnerungen. Die Splitter. Ein Versuch, altes Wissen wiederherzustellen. Ob es gelungen war? Er ging davon aus, er würde sich später berichten lassen.

Sowohl an der Zusammenkunft, als auch in Silberburg, genauer in der Taverne, wo sich die Flüchtlinge aus Ivren’mir längere Zeit aufhielten, würde es Berichten zufolge gelegentlich eine seltsame Erscheinung geben. Nur die wenigsten wüssten, dass es ein Elfengeist, die astrale Urform der Edhil, war, und niemand wagte es den Berichten zufolge, die Präsenz anzusprechen, die von sich aus auch keinen eigenen Versuch unternahm, ehe sie wieder verschwand. Der Fluss der Magie war zuweilen unstetig, so schien es.
Was es mit diesen Erscheinungen wohl auf sich hatte, die an diesen Ort gebunden schienen – oder einfach nicht freiwillig dort fortwollten?

Rorek wurde indes die Anweisung erteilt, sich mit Shira’niryn zu treffen. Er sollte ihr sagen, dass es der Wunsch Ba’thals selbst war. Gewiss würde der Magier dies pflichtgetreu ausführen – letztendlich vielleicht nur aus Neugier, aber ihm war es gleich.
Er brauchte Macht. Einen Körper. Der Magier könnte eine Rolle darin spielen. Und wenn nicht, so würde er zumindest Erkenntnisse gewinnen. Schon als er sich wieder in die Dunkelheit des Diadems befand, dachte er an die Drachin, von der der Fürst dereinst so viel hielt. Ob sie seinen Wunsch ebenfalls widerstandslos akzeptieren würde, wie bisher?
„Nun, Shira’niryn, jetzt entscheidet sich, ob du eine Mitläuferin, feige oder beides bist. Oder vielleicht doch das, was der Elf einst sah in dir. Ich werde gespannt warten.“
Und er wartete. Lauschte dem Gefüge der Magie. Falls sie soweit kommen sollten, es bis zum Ritual zu schaffen, würde er wieder auftauchen. Aber dafür brauchten sie einen Körper.

Ba’thal wusste, dass er in den Erinnerungen des Elfen etwas übersehen, etwas vergessen hatte. Er selbst würde einen unter Gewalt verstorbenen Edhil als neuen Körper kaum akzeptieren.
Das, was er suchte, musste makellos sein, wie er selbst.
Ob die Drachin ihn enttäuschen würde? Falls Naeldir sich nicht irrte, dachte sich Ba’thal, würde sie die richtigen Schlüsse ziehen. Notfalls mit der Hilfe eines Toten.
Ein letzter Gedanke, bevor er seine Aufmerksamkeit vollends auf das magische Geflecht richtete.

 
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Shira'niryn »

» Bricht ein Zweig, erwächst aus der Bruchstelle ein neuer «

Die Landung, aus einem sanften Gleitflug heraus, wurde mit einem leisen Klackern auf dem Dach der Sandsteinruine begleitet, als die Kristallklauen ihren Halt suchten. Er wurde rasch gefunden, zwischen alten Sandstein, Moos und Ranken, die sich über all die Jahrhunderte hier ausgebreitet hatten. Ganz anders als auf dem glatten Marmorstein der Elfenbauten, wo sie regelmäßig mehr in die Schmiede hineingeschlittert kam, als wirklich korrekt zu landen. Ein Anblick, der stets ein verräterisches Zucken der Mundwinkel im Gesicht Naeldirs entlockt hatte und so schön diese Erinnerung auch war, so dunkel und schwer war das Tuch, welches über jene lag, wie ein sternenloses Himmelszelt. Sie fühlte sich beraubt, verstoßen, als wäre die Welt auf den Kopf gestellt worden und sie konnte die Wut nicht verleugnen, die damit einher kam.

Ivren'mir war auch ihr eine Art Heimat gewesen, die Kristallinsel, ihr erster Hort, ihre ersten Erfahrungen auf dieser Welt und nun? Sie waren alle verschwunden, ausgetauscht, als hätte man eine strahlend glänzende Medaille umgedreht, um ihre andere, unbekannte Seite zu offenbaren, die nur mit Ablehnung und Misstrauen verbunden war. Wo war Thrilmanduil? Hatte er von all dem etwas mitbekommen? Oder war er wirklich in den wandelnden Welten verschwunden? Würde es ihn letztendlich überhaupt interessieren? Sie hatte versucht, den Ort aufzusuchen, an dem der Waldelf sie einst mit dem Eryn verband, um den Ursprung und Heilung zu finden, doch zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wurde ihrem Anblick dort mit Feindseligkeit begegnet. Ernüchternd.

Zeiten ändern sich, das wusste der kleine Kristalldrache, auch als Wesen, welches noch Jahrtausende vor sich hatte und vielleicht nahm sie das alles als zu selbstverständlich wahr. Vielleicht war einfach der Zeitpunkt in ihrer Geschichte gekommen, wo ihr Weg sich von jener der Elfen trennte und sich zu etwas anderem verzweigte. Drachen und Elfen, etwas, was eigentlich von Anbeginn der Zeit miteinander verzweigt war, aber wenn jene Elfen selbst einem Vorfahren der Ihren so begegneten, dann musste sie selber auch damit rechnen, dass man sich der Vergangenheit nicht mehr bewusst war. Ob Ba'thal sich dessen bewusst war? Ob Naeldir diese Entwicklung ahnen hätte können? Bei den Gedanken an Naeldir spürte sie wieder diesen Schmerz, nicht nur über den rohen Verlust des Freundes, sondern auch die Scham, dass sie ihn nicht im Ansatz hatte helfen können. Sie war es ihm schuldig und wäre das alles in ein paar Jahrhunderten oder Jahrtausenden passiert, wenn der Punkt gekommen wäre, wo sie als ausgewachsener Drache existieren konnte, mit all der Macht, die damit in Verbindung stand, sie hätte alles niedergebrannt, wenn es nur den Funken von Hoffnung gegeben hätte, ihn damit zu retten. Es war aber nun passiert, wo ihre Macht sich auf diesem lächerlichen Funken befand und sie war gezwungen diesem geschichtlichen Verlauf nahezu tatenlos beizuwohnen.

Tatenlos würde sie jetzt aber nicht bleiben. Sie war es Naeldir schuldig und sie würde Ba'thal in ein neues Leben verhelfen, auch ohne den roten Teppich, den der Lichtelf erwarten würde. Sie hatte es Naeldir versprochen, nicht Ba'thal. Was dieser wollte, war nur zweitrangig relevant, denn letztendlich hatte der Fürst es ihr anvertraut, schon vor seinem Ableben hatten sie darüber geredet, zu einem Zeitpunkt, wo Shira'niryn Mühe hatte noch einen Funken Hoffnung im Antlitz des Elfen zu finden. Dennoch versprach sie es. Ein Drachenversprechen. Eines, das nicht gebrochen wurde und das wusste Naeldir zu diesem Zeitpunkt ganz gewiss. Livius war alles andere als erfreut gewesen, als sie sich einst darüber unterhalten hatten, doch sie wusste, dass er an ihrer Seite sein würde. Auch er hatte Naeldir, wie auch Ba'thal einiges zu verdanken. Ohne Ba'thal wäre das Himmelshorn vermutlich niemals geschmiedet worden und ohne ihn hätte der Brutdrache damals vermutlich nicht gerettet werden können.


Hier inmitten der grünen Wildnis, auf dem Grund und Boden, wo sie wusste, dass die Knochen eines uralten Brutdrachen ruhten, konnte sie ihre Gedanken am ehesten schweifen lassen und hier ging sie auch die Punkte durch, die Ba'thal von ihr verlangte, damit Naeldirs letzter Wunsch erfüllt werden konnte. Ihr wäre es lieber gewesen, sie hätte es zu Lebzeiten mit dem Fürsten durchplanen können, doch so musste sie das tun, von dem sie nicht nun glaubte, dass Naeldir es am ehesten so wollen würde... und auch mit dem sie zurechtkommen würde. Sie erinnerte sich an das Ritual ihrer Schaffung, sie hatte die Notizen der Weißhaarigen dazu gefunden und auch an die Rettung von Eostycal und Livius erinnerte sie sich. Es würde eine Kombination aus all dem werden. Der Transfer von Ba'thal in einen passenden Körper war eine Kleinigkeit gegenüber den anderen Punkten. Viel schwieriger war die Schaffung eines passenden Herzens, auch wenn sie sich da schon der ein oder andere Gedanken dazu manifestiert hatte. Sie würde etwas einsetzen, was einmalig auf dieser Welt war, etwas, von dem keiner wusste, was für eine Macht darin ruhte. Es kam noch nie zum Einsatz, doch diesmal... diesmal wäre der Zeitpunkt gekommen und die symbolische Bedeutung dahinter, dass Naeldirs letzter Wille und sein Erbe die erste Anwendung damit wäre, hatte etwas Tröstendes an sich. Es hätte ihn sicherlich gefallen. Waren elfische Herzen wie menschliche Herzen? Wie sah ein Herz eigentlich genau aus? Sie hatte nur grobe Erinnerungen daran und in ihr keimte die Befürchtung hinauf, dass sie an einen Körper kommen musste, um die genaue Struktur untersuchen zu können. Während sie immer wieder dem ihr vertrauten Geist der Insel dabei zusah, wie er zwischen dem Dickicht und Bäumen auftauchte, um ihr einen fragenden Blick zu widmen, spielte sie mit dem Gedanken, wie sie an ein Herz herankommen würde. Es wäre nicht im Interesse ihres Kerns ein Leben dafür zu nehmen, aber vielleicht konnte sie jemanden erlösen oder beim Heiler einen Toten erwischen? Ein eigentlich widerlicher Gedanke. Nekromanten spielten mit Toten herum, nicht sie. Sie spürte Livius Widerwillen, als hätte er ganz genau gewusst, worüber sie nachdachte, über die Verbindung bis zu ihr hinüberschwappen und ein kleines Schnaufen drang über ihre Nüstern.

» Nimm einfach irgendeinen Banditen von der Straße. «

Livius Antwort auf ihre Gedanken hallte in ihrem Kopf wieder und resultierten ihrerseits in einem kleinen Seufzen. Die Kristallklauen kratzen nachdenklich auf dem alten Sandstein der Ruine herum, während sie die Statue auf dem Dach betrachtete. Wieder vernahm sie die vertraute Stimme, geschickt über die Seelenverbindung der Beiden.

» Das Herz wird so oder so ein besonderes Herz zu sein, du musst es nicht einwandfrei nachformen. Du machst dir zu viele Gedanken. «

Sie wollte zu einem Widerwort ansetzen, doch die erneute Information, die er ihr zukommen ließ, ließ sie verharren. Livius berichtete von den Erscheinungen, von denen er mehr beiläufig gehört hatte. Im ersten Moment schien es kaum mehr als Klatsch oder Tratsch zu sein, doch irgendwie witterte der Kristalldrache etwas anderes dahinter. So drückte sie sich hinauf in die Lüfte, ließ das Meer aus Grün und herbstlichen Farben hinter sich und landete nach einer kleinen Ewigkeit schließlich klackernd in der Nähe der Silberburger Taverne. Sie huschte zum Kamin hinüber, dort wo sie das letzte Mal richtig mit Naeldir gesprochen hatte, dort wo sie ihm das Versprechen gab und dort rollte sie sich vor dem Feuer ein und beobachtete das Geschehen. Sie würde warten, ob mehr an diesen Gerüchten dran war oder ob es nur ein paar verwirrte Mägde waren. Es würde ihr in die Hände spielen, dass sie weder schlafen noch Nahrung zu sich nehmen musste, auch wenn Ferran und Marissa dem kleinen Kristalldrachen, der dort eingerollt wie ein Hund lag, immer wieder skeptische Blicke widmeten.

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Ba'thal
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Ba'thal »

Es schien, dass die Erscheinungen zunahmen. Auch die Drachin, die dort ruhte, würde immer wieder in den Augenwinkeln ein schimmerndes Leuchten erblicken können - und im Gegensatz zu vielen anderen würde sie wohl wissen, dass dort ein Elfengeist war.
Greifbar jedoch war er noch nicht. Es schien, als ob der Magiefluss stabiler wurde, aber es noch nicht gänzlich war.
In Silberburg, vor allem in der Taverne, machte sich etwas Aufregung breit. Ein geisterhaftes Wesen, egal welcher Art, war nicht unbedingt gut für das Geschäft. Zu viel war geschehen.
So tuschelten bereits die Bediensteten dort und auch außerhalb der Taverne war es für manche ein Gespräch. Es schien allerdings keine Gefahr auszugehen, so war das Gemunkel der Personen. Nur wieder etwas, was ungewöhnlich war... doch erstmal keinen Schaden brachte.

In der Zusammenkunft jedoch breitete sich ein anderes Gefühl aus, während die Erscheinungen auch dort regelmäßiger wurden. Wer dort eintrat, würde zuerst von einer gedrückten Stimmung begrüßt. Ein Lachen, nicht menschlich, nicht elfisch, sondern das einer Dämonin, durchdrungen von alten Erinnerungen. Das Gefühl, beobachtet zu werden, wurde man kaum los. Doch dort waren kaum welche, die noch tuscheln konnten - die Wachen des Kriegslagers längst abgezogen, nur noch wenige Überreste verblieben in der einstigen Zusammenkunft der alten Völker. Nun, schien es, war dieser Ort auch noch verflucht.
Entsprechende Nachrichten würden von den Verbliebenen an die alten Völker geschickt werden, um darauf hinzuweisen. Ob eine Gefahr davon ausging? Sie wussten es nicht. Doch Vorsicht war in diesen Zeiten immer besser als Nachsicht.
Außerdem war dieses dämonische Lachen und das Geräusch zerbrechender Keramik auf Dauer nicht nur nervenraubend, sondern auch beängstigend. Einzig die Erscheinung, die sie als Elfengeist ausmachen konnten, sorgte dafür, dass sie sich noch wohl fühlten. Es konnte nichts schlimmes bedeuten... nun, nichts zu schlimmes.
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Ba'thal
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Ba'thal »

Erinnerungen. Nicht mehr, nicht weniger. Hinterlassen zu einem einzigen Zweck – zur Sicherheit, um die Unabwägbarkeiten eines Übergangs in das Diadem abzufangen.
Die Macht, die Ba’thal sammelte, stieg an und so war er in der Lage, die Erscheinungen immer öfter erscheinen zu lassen. Und letztendlich auch einer Form zu geben. Es waren Erinnerungen mit einer gewissen Natürlichkeit in ihnen, doch am Ende waren sie gefangen in dem Zustand, in dem sie dereinst waren.
Ba’thal selbst bekam nicht mit, was besprochen wurde. Er selbst hatte keinen Zugriff auf die Erinnerungen. Er war außer Stande, sich selbst derart zu verausgaben. Andere mussten das Wissen suchen und finden, was es zu finden gab. Und immerhin hatte der verstorbene Fürst noch einige offene Angelegenheiten gehabt, Versprechen, die er einhalten wollte. So sollte er mehr oder weniger in der Lage dazu sein. Das war nicht die Aufgabe des Lichtelfen…

Die Erinnerung in Silberburg war älter. Vor einer längeren Reise. So mussten Shira’niryn und Livius feststellen, dass diese Erinnerung Naeldirs nur Shirin Shanaz im Antlitz von Shira’niryn sah und zwar halfen mehrere Erklärungen der Beiden für kurze Momente, dass die Erinnerung irgendwie verstand, dass Shirin tot war – genau wie Naeldir selbst, aber das war für die Erinnerung immerhin klar -, doch war dies immer nur für eine eher kurze Dauer. Auch die Grundstimmung ließ sich nicht verändern – die Nachrichten von Tod und dergleichen schienen bei diesem früheren Ich des verstorbenen Fürsten mit einer gewissen Gelassenheit aufgenommen zu werden.
Es schien unweigerlich so zu sein, als ob die Erinnerung aus ruhigeren Zeiten herrührte. Eine, in der es noch weniger Leid, Gewalt und Tod gab.

Was passieren würde, war für ihn noch nicht passiert. Und so konnte auch diese Erinnerung ihnen nur bedingt weiterhelfen. Der Plan war damals noch nicht ausgereift, denn Naeldir hatte dereinst noch Hoffnungen auf eine Heilung. Die Vorbereitungen für einen möglichen Tod waren lediglich in den Grundzügen.
Sorgenfreier war diese Zeit. Und die beiden Magier mussten sich durchaus durch die Erinnerungen Naeldirs durchkämpfen, um für die aktuelle Situation sinnvolles zu finden.
Livius‘ Astralblick erlaubte es diesem, Verbindungen zu sehen. Die eine – wohl jene, die die Macht speiste – war diffus, wo sie endete, nicht auszumachen. Doch ein anderer Knotenpunkt führte zur Zusammenkunft. So machten sich offensichtlich Shira’niryn und Livius‘ auf, um die zweite Erinnerung aufzusuchen – doch nicht, bevor sich der verstorbene Naeldir noch einmal von seiner verstorbenen Freundin verabschiedete. Wohl für alle ein seltsamer Moment – ein letzter Gruß längst vergangener Zeiten.
Auch, wenn Ba’thal nicht wusste, was geschah, so spürte er doch in gewisser Art, dass es Zeit war, den Magiestrom umzulenken. Die Erscheinung in Silberburg verschwand… für den Moment.

Der Unterschied mochte indes wohl kaum deutlicher sein. Die Zusammenkunft war zum Großteil verlassen, die Wachen seit dem Fall des Fürsten abgezogen. Und doch, ein Lachen einer Dämonin war zu vernehmen, sobald man die Zusammenkunft betrat.
Die Erinnerung, die ihnen dort begegnete, schien deutlich geplagter zu sein, was sich auf den ganzen Ort ausbreitete. Heimgesucht, so könnte man meinen. Die Unbefangenheit, die beide kurz vorher noch erleben durften, wurde nun durch Hoffnungslosigkeit ersetzt, die Stimme war eisig wie der Blick, der ab und an durchfunkelte – Merkmale, die den Fürsten in seinen letzten Lebensjahren prägten.
Dieser Naeldir erinnerte sich anders, doch das konnte er selbst nicht wissen. Er war gefangen in seinem Zustand. Immer wieder sprach er Livius und Shira auf dieses Lachen an. Und als ob er nicht anders konnte, setzte er sich, scheinbar frustriert, auf einen der Baumstämme und fegte den Tisch leer. Ein Klirren erklang, ein Geräusch, was längst vergangen war, doch die Scherben auf dem Boden zeugten davon, dass es wohl dereinst geschah.

Er erzählte ihnen von dem Lachen. Vom Angebot, was er ablehnte. Und der Tatsache, dass er wusste, dass er wohl kaum noch lange Zeit vor sich hätte. Deshalb noch einmal diese Maßnahme. Aber ihm machte es nichts aus. Zorn trieb ihn an, länger durchzuhalten – wie lange, wusste er natürlich nicht. Doch er wusste, dass er schon lange das Interesse am Leben verloren hatte, es bot für ihn nichts mehr. Nur noch die Rückeroberung. Und die war mit dem Lachen gestorben.
„Shirin. Heledir. Berion. Alle tot. Thrilmanduil, Ali'shondra - vermutlich ebenfalls.“
Naeldir hatte zu diesem Zeitpunkt bereits lang genug gelebt, um seinen Tod zu akzeptieren. Er hatte nur noch dieses eine Vorhaben. Und diese Erinnerung war explizit hinterlegt für dieses Vorhaben. Er wusste alles, was nötig war. Es könnte gelingen. Könnte.
Doch nicht ohne Warnung sollte das Gespräch verlaufen. Vor ihm standen zwei Freunde… einer, der noch lebte und auch die Gnade Ba’thals erleben durfte, und damit einer der wenigen, die das von sich behaupten konnte, und eine, deren Geburt er miterlebt hatte und mit der er sich auf eine ganz andere Art und Weise verbunden fühlte. Von allen, die noch lebten, hatte er am ehesten Shira gelegentliche Einblicke in sein Seelenleben gegeben.

Sie mussten sich vorbereiten. Natürlich, sie kannten Naeldir, der seines Standes nach ohnehin keine Person war, die ein „Nein“ einfach akzeptierte, doch Ba’thal, so sagte er ihnen, war anders. Während für Naeldir dies hier eine Heimat wurde, mochte der Lichtelf dies als Spiel sehen, als Test. Wie weit konnte er gehen? Wie viel fordern?
Er riet ihnen ausdrücklich davon ab, einen Körper zu wählen, der durch Gewalt gestorben war. Ein freiwilliges Opfer sollte es sein. Und das, was Ba’thal vergaß, kannte Naeldir doch noch. Es war naheliegend und abwegig gleichzeitig.
Larin’ael Tir’Daer, sein Verwalter. Jener, der aus Euran hierherreiste, um den letzten Willen Naeldirs durchzusetzen. Ein Edhel, der schon seinem Vater diente. Dieser letzte Dienst sei gefordert, doch ob dieser diese Aufgabe übernehmen würde, war nur einzig und allein ihm überlassen. Den beiden Magiern dämmerte es, warum der Edhel nicht blieb – er wusste noch nicht, was sein verstorbener Fürst wünschen würde.
Wie grausam oder verzweifelt mochte jemand sein, der denjenigen, der seinen letzten Willen durchzusetzen hatte, mit diesem dazu aufforderte, für sein letztes Vorhaben zu sterben?

Die Aussagen der Erinnerung würden wohl letztendlich dazu führen, dass die Bewahrer Armon aufsuchten. Naeldir schickte zu seinen Lebzeiten öfter Boten in die Heimat und ohne Frage würde es unter den Edhil noch Boten geben, die den Weg und die Formalitäten kannten. Doch auf diese, so konnte selbst die limitierte Erinnerung aufnehmen, konnten die beiden Bewahrer nicht zurückgreifen – deshalb war Armon, der ihn zwar niemals als Fürst, dafür jedoch als Freund folgte, eine logische Wahl. Er könnte helfen und scheinbar tat er es bereits.

Und dann folgte der letzte Abschied, der für die Erinnerung einfach war, denn sie war dafür erschaffen. Für Livius… und insbesondere Shira? Das konnte keine Erinnerung der Welt beurteilen. Doch die offenen Worte, die er zu Lebzeiten niemals sagte, in dieser Deutlichkeit nicht einmal zur Drachin, mochten vielleicht keinen Trost bringen, doch dabei helfen, den Verlust eines Freundes als keine Tragödie anzusehen.
„Und bedauert mein Ableben nicht zu sehr. Es war unvermeidbar und seit meiner Rückkehr habe ich mehr oder weniger nach Möglichkeiten gesucht, zu sterben. Vielleicht wollte ich meine Freunde retten, vielleicht wurde mir das zum Verhängnis. Oder vielleicht habe ich auch nur endlich einen Weg gefunden, zu sterben. Sucht euch die Variante aus, die euch lieber ist.“
Auf die Rückfrage von Livius, ob er damit seinen Frieden finden würde, kannte die Erinnerung auch nur eine Antwort.
„Das habe ich schon vor langer Zeit. Ich hielt mich zu diesem Zeitpunkt nur noch mit Tränken am Leben, um Ba’thal irgendwie magische Energie zuzuführen, doch hörte ich ihn immer seltener. Das hier war vermutlich unser letztes Werk, eine letzte Anstrengung, weil wir wussten, dass das Ende ohnehin nah ist. Entweder meine Schwäche oder dieses Lachen. Ich hoffe, es nicht mehr lange hören zu müssen.“

Mit einigen Worten danach verschwand die Erinnerung wieder. Doch andere Gespräche wurden geführt, mit anderen Elfen und einer Amazone, die in der Zusammenkunft ankamen. Wissen und Meinung gab die Erinnerung – ihr war es gleich, was daraus wurde, denn sie war nicht mehr.
Doch Bitterkeit konnte niemand feststellen. Es war geradezu offensichtlich, dass sich der Elf nicht mehr um sein eigenes Leben scherte zu dieser Lebensphase und andere Pläne hatte.

Und nun war sich Ba’thal sicher, dass er die Präsenzen des verstorbenen Fürsten dauerhafter aufrechterhalten könnte.
So würden nun in der Zusammenkunft andauernd zwei astrale Elfengeister herumirren, scheinbar ohne Ziel. Doch ab und an, so hieß es, würde sich daraus etwas ganz anderes ergeben.

 
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Shira'niryn »

Bei der Unterhaltung mit der älteren Erinnerung von Naeldir hatte sich ein Knoten in ihrer Brust festgesetzt und sie spürte, dass es auch Livius so ging. Die Unterhaltung über die Weißhaarige, für die Naeldir sie hielt, stocherte in alten Erinnerungen herum. Erinnerungen, die nicht häufig wachgerüttelt wurden und Schuldgefühle von Livius, die ihr alles andere als willkommen waren. So sehr es die Wunden auch heilte, die Erscheinung zu sehen und seine Stimme zu vernehmen, so sehr freute sie sich aber auch, als diese alte Erinnerung verschwand und sie zur Zusammenkunft aufbrechen konnten, um dort eine wesentlich ältere Version zu treffen.

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Diese alte Erinnerung war mehr der Naeldir, den sie persönlich in ihrer Existenz kennengelernt hatte und die Unterhaltung war angenehmer, erfreulich, sie hatte sich gar gewünscht, sie hätte noch länger angedauert... und doch offenbarte sie die fehlenden Puzzleteile, die sie brauchten, um seinen letzten Willen umzusetzen.

• Ein Herz aus Eluvren
• Die Eluvrensplitter aus seinem toten Leib
• Einen neuen Körper


Während die ersten beiden Punkte tatsächlich solche waren, die Shira'niryn kein gesondertes Kopfzerbrechen bereiteten, war der letzte Punkt etwas, was in einem gewissen Maß Unsicherheit schürte. Naeldir sprach von seinem Nachlassverwalter und davon, dass der Körper kein beliebiger sein könnte. Es musste ein freiwilliges Opfer eines anderen Elfen sein und er war der Meinung, dass sein Nachlassverwalter diesem Wunsch nachkommen würde. Larin'ael Tir'Daer war jedoch bereits wieder in die Heimat des Hauses Tir'Daer gereist und so war es an Shira'niryn Kontakt mit Armon aufzubauen, der sicherlich einen besseren Zugang zu elfischen Boten hatte, als sie. Sie würde dem alten Elfen eine Nachricht zukommen lassen, wo die Bitte seines ehemaligen Fürsten formuliert sein würde.

Die Unterhaltung mit Armon war vielversprechend und es war die Art von Unterhaltung, die Stunden hätte andauern können, ohne dass man sich dessen bewusst war. Viele Gemeinsamkeiten offenbarten sich, viele Ansichten die Beide teilten, viele Ziele oder Aufgaben, die sie verstehen konnten. Sie versprach Armon die Nachricht zu geben, sodass er sie lesen und schließlich in die Heimat des Hauses Tir'Daer schicken konnte. So würde es auch nicht gar nicht lange dauern, bis ein kleiner Feendrache seinen Weg zum Assuan-Anwesen finden würde, um dort für Armon ein Schreiben, samt gesonderter Notiz, zu hinterlassen.
 
Wie zugesichert schicke ich dir die Nachricht für Larin'ael Tir'Daer, hoffen wir, dass er dem letzten Wunsch seines Fürsten folgt, um einen der Letzten in dieses Leben zu führen.

gez.
Shira
 
Wissen und Weisheit Larin'ael Tir'Daer,

es ist ein paar Wochenläufe her, dass du deinen Weg zum Kontinent gefunden hast,
auf dem Naeldir Tir'Daer einst gelebt und geherrscht hat.

Du hast seinen Nachlass verwaltet und unter anderem mir eine Nachricht von ihm
überreicht, in welchem sein letzter Wunsch formuliert wurde.

Ich weiß nicht, in welchem Umfang du über das Leben von Naeldir informiert bist, 
doch ist er schon Jahre das Gefäß für einen eurer Vorfahren gewesen. 

Ein Lichtelf, der den Namen Ba'thal trägt und so wie es stets der Wunsch des
Fürsten war, so soll Ba'thal ein neues Leben geschenkt bekommen, als letztes
Vermächtnis und Wunsch des gestorbenen Fürsten des Hauses Tir'Daer.

Ba'thal wird einen Körper brauchen, damit er seinen Weg, zurück aus
dem Eluvren-Gefägnis in dem er steckt, finden kann und doch
kann es kein beliebiger Körper sein, denn er muss geborgen
werden aus einem freiwilligen Opfer eines Nachfahren.

Der Fürst, Naeldir Tir'Daer, hat verlauten lassen, dass du, Larin'ael Tir'Daer, 
bereit bist dieses Opfer zu erbringen, um einen der letzten Lichtelfen
in dieses Leben zurückzuholen.

Wir wissen welch großes Geschenk dies für das Volk der Elfen ist
und erwarten dich in den nächsten Umläufen zurück auf den Kontinent
auf dem Naeldir Tir'Daer von uns gegangen ist.

gez.
Shira'niryn

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Livius Quintus
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Livius Quintus »

Dumpfe Geräusche begleiteten das Aufkommen des Stabes auf den erdigen Untergrund, als die Schritte des Drachenmagiers ihn aus dem Portal direkt zur Zusammenkunft führten. Noch immer lag dieses Gefühl des Unwohlseins über den verlassenen Ort, der einst noch so belebt und Schauspiel für viele Ereignisse war, denen er beiwohnte. Erinnerungen, die von einem dämonischen Lachen überschattet wurden und die positiven Aspekte, die damit verbunden waren, aussaugten, je länger er an Ort und Stelle verweilte.

Die vergangenen Ereignisse stimmten ihn nachdenklich. Der Grund dafür, dass er überhaupt erst diesen Ort von neuem aufsuchte. Er erhoffte sich durch die Anwesenheit das Gespräch nochmal Revue passieren zu lassen und irgendetwas zu finden – ohne wirklich zu wissen, wonach er suchte. Denn die nächsten Schritte waren bereits durch Shira’niryn gelegt, die sich mit Armon getroffen hatte, um ihn um Unterstützung zu bitten.
Livius war kein Mann, der sich viel aus Gefühlen machte. Sie stellten für ihn oftmals ein Hindernis auf dem Weg zum Ziel dar, auf das man gut verzichten konnte. Das spiegelte sich oft in seinem Handeln oder die Gedankengänge wider, welche nicht allzu selten als unmoralisch oder skrupelkos zu bezeichnen waren. Doch auch der einstige «Drachenkrieger», wie er genannt wurde, konnte sich nicht gänzlich von solch menschlich anmutenden Charakteristiken lösen. Denn auch er schätzte ab und an Gesellschaft. Meist in privaten Rahmen, bei seinen Liebsten oder aber umgeben von der wenigen Hand voll Personen, die er als Freund bezeichnen konnte.


Vielleicht war dies der Antrieb dafür, die Zusammenkunft von neuem aufzusuchen. Oder aber das Schuldgefühl Shirin gegenüber, welches das Gespräch mit der Erinnerung Naeldirs wiederaufkommen liess, als er sagte, dass er hoffe, Livius wäre für sie da gewesen. War er nicht – ganz im Gegenteil. Sein Handeln hatte vermutlich ihren frühzeitigen Tod heraufbeschworen, nachdem durch seinen Versuch, zu helfen, das Amulett zu Bruch ging und er in ihren letzten Momenten nicht an ihrer Seite stehen konnte, da er durch den Splitter in seinem Herzen in einem Koma gefangen war. Gedanken, die er sonst hinter mentalen, eisernen Türen gefangen hielt, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Die Erinnerung schaffte es aber, ihm einen Stich zu verpassen.  

Naeldirs oder Berions Ableben konnte er nicht mit dem Shirins auf gleicher Stufe stellen, doch es wäre gelogen gewesen, würde er behaupten, dass es ihn nicht berührt hätte. Er hatte durch deren Charakteristik an beiden Gefallen gefunden, vermutlich weil er ein Stück von sich selbst auch ihn ihnen wiedererkannte, allen voran in dem Fürsten. Das muss es gewesen sein. Der Grund – ein Abschied im Stillen, ohne beobachtende Augen in der Nähe. Dem einstigen Fürsten, aber auch Berion gegenüber.
Zuletzt gab es nur noch abzuwarten, dass ein Antwortschreiben auf die Nachricht ankommen würde, damit die nächsten Schritte in die Wege geleitet werden konnten, um jene altertümliche Präsenz aus den Anfangszeiten dieser Welt zurück in das Hier und Jetzt zu holen. Denn eines stand fest; Durch Ba'thals Hilfe bei der Geburt Eostycals war der Drachenmagier verpflichtet, alles mögliche zu tun, um den Lichtelfen den Pfad für seine Rückkehr zu ebnen. Er war bereits gespannt, ob sich das als Gewinn oder doch als schrecklicher Fehler herausstellen würde.
 
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You either die a hero, or you live long enough to see yourself become the villain
Armon
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Armon »

Lange saß Armon über dem Schreiben, welches ihm Lady Shira hatte zukommen lassen.
Er vertraute dem kleinen Drachen, und wollte es zu Beginn gar nicht lesen, doch die Ungewissheit plagte ihn und gab seiner Seele keine Ruhe.

Er wollte sich vergewissern, dass der Wunsch nach dem "freiwilligen Opfer" für die Wiedererweckung Ba'thals ohne jeglichen
Zwang oder Forderung erfolgte und so rollte er nach langem Bedenken das Pergament auf und studierte die darin enthaltenen Zeilen

Obwohl in einem kurzen Moment ein kleiner Funke des Neides in ihm entfachte wurde, denn Larin'ael Tir'Daer würde durch sein Opfer seine Bestimmung finden
und in das Licht treten, etwas wovon Armon schon lange träumte, wandelte sich dieses Gefühl aber rasch in tiefsten Respekt und Anerkennung.

Nachdem Armon keine Spur von Zwang oder einer Forderungen entdecken konnte, atmete er ruhig durch, versiegelte die Nachricht und begab sich nach Ivrenmir.
Dort angelangt, überreichte er die Botschaft an einen Boten mit dem Geheiß, diese so rasch wie möglich an Larin'ael Tir'Daer zu übermitteln.
 
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Satyr
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Satyr »

Als die Nachricht ihn erreichte, war Larin’ael Tir‘Daer ruhig. Natürlich gab es noch etwas zu klären. So war es auch schon bei dem Vater des nun verstorbenen Fürsten gewesen. Er hatte zwei Fürsten überlebt, über tausend Jahre zählte sein Leben bereits. Sogar für einen der Edhil war er alt.

Er war überrascht, dass die Nachricht unversiegelt war, doch als er die Nachricht las, runzelte er die Stirn. Er erinnerte sich an ein Gespräch mit Naeldir, als dieser vor vielen Jahren noch einmal seine Heimat besuchte.

Zu diesem Zeitpunkt wurde er bereits vorbereitet, dass sein Fürst sterben könnte. Sie suchten nach einer Möglichkeit, sein Leiden zu heilen, doch sie fanden keine Lösung. Diese kristallinen Splitter zu entfernen war keine Lösung, denn sie waren fest verwachsen und an lebenswichtigen Strängen.

Er konnte seinem Fürsten nur versprechen, ihm zu dienen, bis zum letzten Moment. Und dieser sagte, eines Tages möge vielleicht sein letzter Dienst beansprucht sein.

Nun, dieser war es wohl.

Seine Gedanken wanderten weiter, er dachte daran, wie er dem Haus Tir’Daer diente. Er hatte ein seltenes Amt inne. Eines, welches nur durch absolutes Vertrauen erlangt werden konnte. Er besaß alle Utensilien, die auch der Fürst besaß, um zu bestätigen, dass er in seinem Namen handelte.

Und nun wurde er aufgefordert, zu sterben. Tief im Inneren hatte er geahnt, dass dieser Tag kommen würde. Nicht umsonst hatte Malethon es vorgesehen, dass er dieses Amt innehielt, bei einem Fürsten, dessen Tod vorhersehbar war. Die Worte damals klangen wie eine Prophezeiung.

Er schloss die Augen, suchte seine innere Ruhe. Ein letzter Dienst.

Ja, er hatte lang genug gedient. Die Zeit war gekommen, die Sterne aufzusuchen. Dort würde er seinem ersten Fürsten wiedertreffen… und es war beruhigend, tröstend, dass er auch seinem zweiten Fürsten, den er nicht helfen, nicht retten konnte, verbunden sein würde, auch wenn er diesen nicht wiedersehen würde.

Die Antwort, die an den elfischen Boten überreicht wurde und an Shira’niryn, der Absenderin gehen sollte – nun, wo er wusste, wo genau das Museum der Bewahrer war, konnte er dem Boten dies auch verdeutlichen – würde vor seiner Ankunft eintreffen, denn er nahm sich vor, sich von den Seinen zu verabschieden und seine Angelegenheiten zu klären, bevor er diese, seine letzte, Reise antrat.
 
 Mae Govannen Shira’niryn,
Ich habe Eure Nachricht erhalten.
Ich bin bereit, diesen letzten Dienst zu leisten, und die Tatsache, dass es einer der meinen ist, der Eure Nachricht überbrachte, lässt mich wenig Zweifel an der Aufrichtigkeit Eurer Worte haben. Dennoch, zur Sicherheit, muss ich darauf bestehen, dass jemand aus meinem Volke bei dem Ritual anwesend ist, um so Eure Worte und den Zweck dieses Vorhabens zu prüfen.
Lange wandle ich bereits über diese Welt und man wird nicht so alt, wenn man unvorsichtig ist. Fremde Gefilde sind es für mich, in denen Ihr mich im Namen meines ehemaligen Fürsten auffordert, mein Leben für das größere Wohl zu geben, und während ich spüre, dass es mich in diese Lande lockt und meine Bestimmung mich doch erwartet, kann ich doch nicht unachtsam sein.
Erwartet mich.
  
  An i bardor a i núr trî nîdh a tûr
  Larin’ael Tir’Daer
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Shira'niryn
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Re: [Quest] Dadwen

Beitrag von Shira'niryn »

Die Antwort von Larin'ael wurde mit Erleichterung registriert und gut sichtbar für die Bewahrer auf den Versammlungstisch des Anwesens platziert. Sie hatten einen Körper für Ba'thal, nicht nur irgendeinen, sondern den gewünschten, ein freiwilliges Opfer vom uralten Blute Tir'Daers. Ein großer Schritt war geschafft, doch nun würde etwas kommen, was Shira'niryn so gar nicht behagte. Da waren unzähligen Eluvrensplitter, über die Jahre vom Blut des Fürsten genährt, welche sich im Leichnam Naeldirs befanden. Alles mussten entfernt werden.

Am Abend kamen Golga, Livius und Shira'niryn am Museum zusammen, dort wo sie den kristallisierten Naeldir „gelagert“ hatten. Er konnte jedoch nicht dort bleiben, denn eine Leiche würde im Museum nicht sonderlich gut aufgenommen werden... und letztendlich würde er genau das sein, wenn der Kristall erst einmal verschwunden war. Eine Leiche.

Mittels Trolltransport, verkörpert durch Golga, wurde der Kristall-Naeldir in den vorbereiteten Ritualkeller des Drachenturmes gebracht. Shira'niryn hatte den Tag damit verbracht, dort aufzuräumen und den Kreis neu zu ziehen. Er war ewig nicht benutzt worden, zuletzt unter der Weißhaarigen, wenn sie sich nicht irrte. Entsprechend sah es dort eben auch aus.

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Die Formel war simpel, die Reagenzien ebenso – für die drei erfahrenen Magier waren Rituale mittlerweile so etwas wie ihr täglich Brot geworden und jeder wusste, was er zu tun hatte. Keine unnötig langen Erklärungen, nichts was angemerkt werden musste. 

Eben diese Erfahrung und die Macht der drei Hochmagier führte auch kurz nach dem Beginn zu einem feinen Knistern im Raum, ein Rauschen im Astralgeflecht als die Macht sich im Kreis zusammen ballte und darauf wartete geformt zu werden. Sie sah die Schatten, wie sie sich neigten, als wollen sie zu Golga fließen und für den Bruchteil eines Moments bedauerte Shira'niryn, dass sie es niemals in Angriff genommen hatte aus Golga einen Drachenmagier zu machen. Es erinnerte sie an Zhen'chren, der Schattendrache der schon zur Zeit der Magokraten sein Unwesen getrieben haben musste. Sie hätten perfekt zusammengepasst. Welch ungeahnte Mächte sie entfesseln könnten, wenn sie alle drei dieser Magie mächtig wären … sie verwarf den Gedanken jedoch und konzentrierte sich weiter auf den Fluss.
Unter der Formel, den Reagenzien und dem geleiteten Fluss ließ die Kristallstruktur nach und nach von Naeldir ab.

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Damit war die Arbeit jedoch noch nicht getan, es war nun an Shira'niryn sich ihre eigene Natur zu Nutzen zu machen. Seit ihrer Geburt hatte sie ein bestimmtes Gespür für Angole und Kristalle, vermutlich weil sie selber ein Angol war und manchmal, so hatte es gar den Anschein, konnte sie auf eine gewisse Art und Weise mit diesen kommunizieren. 
Es störte sie mittlerweile wenn Angole abgebaut... zerstört wurden, es schürte in ihr ein Gefühl von Zorn und Abneigung. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie alle Angolquarz-Höhlen so abgesichert, dass niemand mehr herankommen würde. Eigentlich etwas, was sie mit den Waldelfen zusammen schon vor Monden beim Braunen Angol machen wollte... es kam nur nie dazu.
Unter ihrem Einfluss und ihrer Führung veränderte sich die Struktur des Kristalls indessen immer mehr, bis sich die zwei gewünschten Objekte herausgebildet hatten. Naeldirs Leichnam lag regungslos daneben – frei von allen Rückständen der Kristallisierung.

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Das war der einfache Teil... und der Anblick des entstellten Fürsten, mit all den genährten Eluvrensplitter... offenbarte den nun wesentlich unangenehmeren Teil. Sie mussten jeden dieser Splitter entfernen, heile, unbeschadet. Ba'thal würde sie brauchen. Der Fürst war noch immer so gekleidet, wie er gestorben war. In seiner elfischen Siegeserzrüstung, mit seinem Schild in der Hand und bekleidet mit Cotte und Umhang.

» Sammelt all seine Habseligkeiten ein, Ba'thal wird es sicherlich zu schätzen wissen. «

Nachdem der ehemalige Fürst einkleidet war, ließen die drei Magier sich nieder und zogen ihre Dolche. Leise entschuldigte sich Shira'niryn, selbst wenn sie wusste, dass Naeldir es nicht hören würde, aber sie hatte einfach das Bedürfnis danach. Nach den ersten Schnitten offenbarte sich jedoch der modrig, faule Geruch der empor stieg und Livius dazu veranlasste aus dem Ritualraum zu stürzen. Über die Verbindung fühlte sie seinen Ekel und das Gefühl der Übelkeit gepaart mit Zorn, als er sich im Nebenraum seiner letzten Mahlzeit entledigte. Für den Wolf musste das noch so viel schlimmer sein, als für Golga oder Shira'niryn, die es einfach ausstellen konnte. 

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Während Golga und Shira'niryn sich dem unappetitlichen Teil widmeten, Naeldirs Brustkorb zu öffnen, um dessen Herz zu entfernen, brauchte Livius eine ganze Weile um sich wieder zusammenzureißen – doch schließlich kehrte er mit Maske und einigen Leinentüchern zurück in den Ritualraum. Golga ging mit ungewöhnlicher Ruhe und Präzision vor, es schien ihr nicht so, als würde er das zum ersten Mal tun... was sie aber gleichsam auch nicht sonderlich wunderte.  Jeder im Raum wusste, dass Golga nicht der Unschuldige war, für den viele ihn hielten. Er trennte das Herz vom Körper, während Shira'niryn jenes in ihren Händen hielt und schließlich konnte sie auch den letzten Splitter, direkt aus dem Herzen entfernen. Die Splitter wurden alle in einem Beutel gelagert, auch den, den Livius versuchte einzubehalten und das Herz kam vorerst in einem Eimer zu Ruhe. Es würde noch einmal gebraucht werden – als Vorbild für das Eluvrenherz.

Nachdem Golga und Livius Shira'niryn überzeugt hatten, dass es sich gehörte einen Leichnam auch wieder zu verschließen und jener letztendlich verschlossen war, nahmen sie die von Livius gebrachten Leinentüchter, um Naeldir darin einzuwickeln. Sie würde ihn noch mit Kräutern und Blüten bearbeiten, auf dass der Gestand nicht ganz so schlimm wäre und dann ... ja dann hieß es abwarten bis zur Bestattung. Für heute war erst einmal alles geschafft und jener von den drei Magiern brauchte dringend ein Bad.

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»• She wears strength and darkness equally well, the girl has always been half goddess, half hell. •«
~ Nikita Gill
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