Die "Hochzeitsnacht"

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Gwendolyn
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Die "Hochzeitsnacht"

Beitrag von Gwendolyn »

Müde fiel Gwendolyn nach einem langen Tag auf der Couch im Handwerkerbund in den Schlaf. Die letzten Tage waren lang, und der heute noch länger, aber schön und Erinnerungswert.
Am Tag danach erwachte sie mit einem leichten Brummschädel und der Frage im Kopf, ob sie nur geträumt hatte.
Der Brautstrauß in ihrer Hand, mit dem sie scheinbar eingeschlafen war lehrte sie aber, dass dem wohl nicht so sein konnte.
Emris hatte sie mit einem Schups nach vorne befördert und der blöde Strauß war ihr auch schon in den Händen gelegen.

Ohne nachzudenken schwang sie sich noch in der Kleidung die sie zur Hochzeit getragen hatte auf ein Pferd. Manch einer mag sie zerzaust in richtung Wald abziehen sehen. Ohne wirklich nachzudenken lenkte sie das Pferd zum braunen Angol.
Schon am Weg dort hin ging ihr so einiges durch den Kopf.
War das der Weg, den sie gehen wollte?
War ihr dieser Weg vorbestimmt?
Würde man sie wie ihre Schwestern in einen "Sicheren Hafen" drängen?

Ihre Eltern waren weit weg... und doch hatte sie das Gefühl ihr Geist verfolgte sie. Sie war weg gegangen um dem Weg des Druiden zu folgen. Sie war nicht davon ausgegangen gleich in ihrem ersten Jahr fern von der Heimat unter dem Pantoffel zu landen. Sie fühlte sich etwas mit dem Rücken zur Wand.

Emris war nett.
Er war wie sie ein Druide.
Sie war ihm auch schon 2 oder 3 mal begegnet.
Dennoch kannte sie ihn kaum!
War er wirklich der richtige für sie?
Alle schienen davon auszugehen, dass sie ihn heiraten würde, nun da sie den Brautstrauß gefangen hatte.


In der Höhle angekommen verkroch sie sich in ein hoffentlich sicheres Eck, in dem man sie nicht so schnell finden würde. Die Wirkung des Angol tat zumindest was ihren Kopf betraf volle Arbeit. Die Schmerzen waren schnell weg. Die Verwirrtheit und die Unsicherheit blieb.

So manche Geschichte hatte sie in ihren jungen Jahren schon gehört und auch erlebt. Oft hatte sie schon gehört, dass Männer ihre Frauen mit einigen Kindern sitzen lassen, weil sie nicht mehr "gut genug" waren. Oder weil eine andere jünger und vielversprechender war.
An ihrer eigenen Schwester hatte sie miterleben müssen wie grausam das Leben sein konnte. Sie war abhängig von ihrem Man, und er bog und drückt sie so, wie er sie gerade brauchte. Brav am Herd um sich und seine "Kumpels" zu versorgen, seine Vorlieben bedienend, ein Kind nach dem anderen werfend.

Sie - Gwendolyn - jedoch wurde von ihren Eltern weg geschickt weil sie ihre Kraft dort kaum noch bändigen konnte. Sie war aber auch gegangen, weil sie die Welt sehen wollte. Sie wollte sehen, wie es in anderen Dörfern war. Sie wollte den Weg des Druiden gehen. Sie wollte lernen. Führte sie dieser Weg nun jetzt schon auf den Weg der Ehe?
War sie denn bereit dafür?
War es nicht viel zu überstürzt?

Aber sie hatte diesen blöden Strauß gefangen. In ihrer Welt ein sicheres Zeichen.

Den Kopf in den Knien vergraben verharrte sie... sie wusste nicht wie lange.

Sie sah Davind und Nata. Was aus Mene und Jarii wurde würde sich erst zeigen. Dennoch war eine Verbindung wie die zwischen Davind und Nata - ein absoluter Glücksgriff und eine Seltenheit in ihrer Welt.

Vertrauen schenkte sie mitunter schnell... aber nicht in allen Belangen.
Ihr Vertrauen wird sich Emris erst verdienen müssen
 
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
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Emris
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Re: Die "Hochzeitsnacht"

Beitrag von Emris »

Es war ein langer Abend und Emris war solch Festlichkeiten gar nicht gewohnt.
Feiner Zwirn und Geschenke.
Was war es nur was man einem Brautpaar schenken kann, wenn man sich mit den Geflogenheiten nicht auskennt.
So schrieb er einige Zeilen nieder in einem besonderen Buch und jenes legte er zusammen mit einer Rose für die Braut in einen Mondbeutel hinein.
Das sollte sein Geschenk sein für das Paar.
Alles war Neu für Ihn und doch freute er sich darauf, einige Menschen zu sehen.
Die Abgeschiedenheit im Wald war oft sehr kalt und lang. Hier und da kam mal eine Waldmaus vorbei oder ein Eichhörnchen, womit der Druide sich unterhalten konnte.
Ansonsten widmete er sich immer seinen Kräften und den Ritualen für die Natur.

So fand Emris sich bereits schon einige Minuten vorher im besagten Ort in Nordhain ein und ging noch einmal zur Bank, wo auch schon Melissa auf Ihn wartete.
Alle Gäste waren in den besten Gewändern angetreten und er blickte sie nach und nach an.
Der Mantel zwickte und drückte etwas und der Kragen des Hemdes schnürte Ihm fast die Luft weg.
Mit ein paar Fingern zog er den Kragen immer wieder etwas weg um sich Luft zu verschaffen.
Ein paar Minuten später kam Sie an. Die junge Druidin Gwendolyn.
Seine Augen richteten sich wie auch schon beim Zusammentreffen für die Reise zum weißen Angol auf Sie.
Ein schöner Anblick war es, doch war an diesem Tage bestimmt, dass seine Gedanken und Kräfte sich für das Ritual von Samira sammelten mussten.
Jedoch führte er zusammen mit Gwendolyn das Ritual gemeinsam durch und verband seine Kraft mit Ihrer und sie sprachen die Worte voller Kraft.
Doch an diesem Abend war es anders. Selbst Gwen stand in einem schönen Gewand dort. Ihr Anblick war für einen Druiden, welche eher bescheiden lebte, was besonderes.
Die kleine Blume im Haar zeichnete den Rest vollkommen ab.
Ein herrlicher Anblick, voll und ganz.
 
Die Hochzeit wurde am Quell des Lebens abgehalten und der Bürgermeister, welcher als Trauzeuge zugegen war, wurde von Davind Benheim als Durchführende Kraft ersetzt.
Alles war Stimmig und die Umgebung, gab ein gutes Gefühl und Geborgenheit.
Emris und Gwendolyn saßen nebeneinander in der mittleren Reihe am Felsen und hatten so eine gute Sicht auf das Geschehen.
Lang ging die Zeremonie nicht und schon wenig später, wurden die Glückwünsche an das Brautpaar entrichtet.
Zusammen mit Gwen, schritt der dann nach vorne und übergab sein Geschenk, sowie ein paar Worte, ehe sie sich zusammen an die Seite stellten um auf die letzten Gäste zu warten, welche ihre Glückwünsche und Geschenke übergaben. Dann wurden die Gäste geladen, in das Bürgerhaus in Nordhain, wo Speis’ und Trank auf sie warteten.
Es wurde viel Gelacht bei Spielen, welche Pandor sich wieder hat einfallen lassen und auch der Met und das Bier floss genau, wie das gute Essen in die Münder der Anwesenden.
 
Zum späteren Zeitpunkt dann, übergab Melissa noch zwei treue Rösser an ihrer Eltern, welche sie von nun an begleiten sollten. Es waren prachtvolle Tiere.
Doch das wurde einzig und allein hier nur noch vom Feuerwerk, welches der Bürgermeister aufbaute gekrönt.
Die Farben funkten in den Abendhimmel hinein und die Blicke der Anwesenden war auf diesen Gerichtet.
Gwen stand an einem Baum gelehnt und Emris schaute sie immer wieder mal an und lächelte.
Doch als die Tradition des Brautstraußes ausgerufen wurde, stupste er sie ein wenig nach Vorne.
Ein böser Blick wurde von Gwen nach Hinten gewurfen, als er das tat und so musste die junge Druidin den Weg antreten.
Doch der Wurf ging anders aus, wie gedacht von Ihm.
Denn Gwen war es, die den Brautstrauß fing.
 
Laut brauch war sie nun die Nächste, welche mit ihrem Gefährten vor den Altar treten sollte.
Doch man sah, dass sie ein wenig Zweifel hatte im Gesicht.
Einige Gespräche wurden noch geführt, ehe auch die letzten Gäste dann nach Hause gingen.
Auch Emris machte sich dann auf den Weg in seinen Hain und schlüpfte wieder in die Kleidung, welche für Ihn gewohnt war.
Dann legte er sich nieder in sein Bett und schlief sogleich auch ein.
 
--- Der nächste Tag ---
 
Als der Druide erwachte, wollte er einmal seine Kräfte sammeln, denn der Alkohol hatte auch bei Ihm ein wenig seine Folgen hinterlassen.
Der Kopf dröhnte etwas und so wollte er den braunen Angol aufsuchen.
Welche heilende Kräfte ausstrahlte.
So machte er sich auf den Weg und ging hinunter in die Höhle, wo er auch damals mit Samira stand und ein Teil dieses Angol erhalten hatte, welcher beim Abbau geschlagen wurde.

Hier konnte er allein sein und seine Kräfte sammeln.
Doch Allein war er nicht. Als er ein Rascheln im Busch vernahm, schaute er sich die Situation genauer an.

Es war Gwendolyn, welche hinter dem Busch zusammen gekauert saß.
Auch Sie wollte wohl ihre Kräfte wieder neu sammeln.
Doch Ihr Gesicht war in Trauer und Sorge gehüllt.
Langsam ging Emris auf Sie zu und hockte sich vor Sie auf den Boden.
So begann er mit Ihr ein Gespräch, welches sehr tiefgründig ist.
Lang war es und Emris erkannte, dass in der jungen Frau nicht nur eine Druidin steckte.
Sondern ein liebevoller Mensch, welche sich auch hier und dort immer wieder Sorgen machte.
Die viel Nachdachte über das Geschehene.
Doch er erkannte mehr in Ihr.
Eine hübsche Frau, welche sich langsam in sein Herz schlich.
Mit ihrer Art und ihrer Lebensweise.

War Sie vielleicht die Richtige, welche den Weg des jungen Druiden kreuzte.

All diese Fragen schlichen in seinem Kopf herum. Doch eine Antwort konnte er jetzt noch nicht fassen.
Die Zeit wird es Offenbaren, wie es geschehen wird.
 
Nach den Gesprächen lud Emris Gwendolyn noch in seinen Hain ein und übergab ihr eine Rune, welche Sie in ihr Runenbuch eintragen konnte.
Die Tür stand ihr immer offen, damit auch Sie an diesem Orte einen Kraftort finden konnte.
Wo sie die Ruhe und Erholung sowie auch ihre Kräfte sammeln konnte.
Ein neuer Weg sollte zusammen beschritten werden.
Ein Weg wo Rituale und Zeremonien zusammen vollzogen werden und gelehrt werden sollte.

Ein Weg der Druiden.
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Gwendolyn
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Der Tag danach

Beitrag von Gwendolyn »

Eine ganze weile muss sie wohl schon in ihrem Eck in der Höhle gesessen haben bevor sich draußen etwas regte.
Zuerst drückte sie sich weiter hinein. Ihre Neugierde wurde aber geweckt, wer den Weg zum braunen Angol fand und wer sie nun hier störte.
Ein knackender Ast hat sie bei dem Versuch hinter dem Busch hervor zu Linsen verraten und der vermummte kam auf sie zu.
Ausgerechnet Emris musste sie hier finden. Und sie hatte sich auch noch selbst verraten.

Fast beschämt trat sie aus dem Gebüsch hervor. Ihr Äußeres sehr an Emris angeglichen. Die Haare waren zerzaust und so einiges Ast- und Blätterwerk fand sich darin. Das schöne Kleid von gestern mit grünen und braunen Flecken übersät, wenn nicht teilweise sogar zerrissen. Sie hatte einfach nicht darauf geachtet, wohin sie ritt und welchem Ast sie besser ausweichen sollte. Die groben Schrammen die sie sich dabei zugezogen hatte, hat wohl der braune Angol schon wieder behandelt.

Sie war her gekommen um nachzudenken. Weit war sie aber noch nicht gekommen. Ihre Gedanken drehten sich etwas im Kreis.
Was wäre wenn?
Würde sie den Erwartungen gerecht werden können?
War das der richtige Weg?
Sollte sie diesen Erwartungen überhaupt gerecht werden?


All diese Erwartungen waren wohl für Emris einer der Gründe, warum er abgeschieden im Wald lebte.
"Aber meinst Du, dass die Erwartung an Dich nun so hoch sind?"
Ja genau das waren sie. Liebe auf den ersten Blick sollte es wohl geben. Aber nicht für sie. Zu oft hat sie mit ansehen müssen, dass die kurze Zeit vor der Ehe eben diese nicht widerspiegelte. Die erste Verliebtheit war verflogen, der Alltag hielt Einzug. Und der Alltag war oft ganz anders, als es sich das junge Brautpaar und vor allem die junge Braut vorgestellt hatte.
"Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet.
Der Wahn ist kurz, die Reu‘ ist lang."
²

"... denn es ist immer noch deine Entscheidung im Leben." waren Emris´ Worte dazu.
Dem Gegenüber stand aber noch die Liebe und die Machtlosigkeit der Menschen gegenüber diesem Gefühl.

"Wohl wahr." sprach auch Emris dazu. "Die Liebe ist das einzige Element, welches uns die Mutter nicht zu erklären weiß.
Sie kommt und geht, wie der Wind im Herbst, welcher den Sommerwind weicht."


Sie kommt und geht, wie der Wind im Herbst.
Und was wenn sie bald wieder gegangen war und sich das jung vermählte Paar so gar nicht mehr verstand? Weg zurück gab es dann keinen mehr.
Und sie war doch gerade erst hier her gekommen um zu lernen.
Auch wenn sie über so manche Anspielung von Emris erschrocken war, so gelang es ihr immerhin mit ihm etwas Ordnung in den Knoten ihrer Gedanken zu bringen.
Einige Zeit saßen die beiden dort unten beim Angol. Als sie wieder ans Tageslicht traten war es schon wieder dunkel.
Sie wollte auf jeden Fall von Emris lernen. Er hatte so viel Wissen, von dem sie nur träumen konnte. Vieles von dem was sie sich bis jetzt erarbeitet hatte war ohne Lenkung erfolgt. Ob es richtig war konnte sie nur ahnen. Deswegen verließ sie mit Emris die Höhle in dem Versprechen, gemeinsam zu lernen. Sie wollte von ihm die druidischen Rituale und Zeremonien lernen.
Und ein weiteres Versprechen konnte sie ihm dort unten abringen: sie nicht ständig in Verlegenheit zu bringen. Es reichte, wenn es ab und an geschah.

Eine Frage blieb dann aber noch:
Wie lange würde die beiden dieser vermaledeite Brautstrauß noch begleiten?
Wenn es nach Emris ging konnte er wohl ewig währen. Er sah ihn nämlich nicht wie Gwendolyn als eine Verpflichtung oder Erwartung, die da hinein gesetzt wurde, sondern als ein Symbol ihrer keimenden Freundschaft.
So hing sie ihn in ihrem Haus verkehrt auf um ihn zu trocknen.


²) Friedrich Schiller: Das Lied von der Glocke
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indem du dich auf die innere Reise begibst
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Gwendolyn
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Rituale und Vertrauen

Beitrag von Gwendolyn »

Gwendolyn war der Einladung gefolgt und stand nun wieder vor Emris´ Bau.
Zu neugierig war sie, welche druidischen Rituale er ihr zeigen konnte und was sie von ihm lernen konnte. Erwartungen, dass sie so einiges lernen konnte waren da. Hoffnungen, dass er sie nicht überforderte ebenso.
Etwas unsicher und zaghaft klopfte sie an seiner Tür. Sie hätte eintreten können, das wusste sie. Dennoch wollte sie nicht einfach so eintreten. Es fühle sich falsch an.

Über das Treiben in Bund der Handwerker zur Kleidung gekommen fand sich Gwendolyn bald mit einem kleinen Beutel Kleider da und sah sich leicht gedrängt sie anzuprobieren. Ganz das richtige war aber nicht dabei. So bat sie Emris kurz mit zum Handwerkerbund zu kommen, um mit ihren Klamotten ein wenig zu experimentieren. Rasch bemerkte sie dass Emris recht nervös war versuchte sie sich zu beeilen. Es gelang ihr auch so halbwegs und die beiden Verliesen das Gebäude mit zufriedenstellender Kleidung wieder um zu Emris´ Bau zurück zu kehren.

Und da war er. Dieser Moment von dem sie hoffte, dass es noch lange dauern würde bis dort hin. Emris nahm ihre Hand.
Bei größeren Veranstaltungen stellte sie sich auf Berührungen ein, die zwangsläufig nicht ausblieben. Mit zufälligen Berührungen konnte sie also irgendwie arbeiten. Umarmungen um jemanden zu beglückwünschen waren auch noch kein Problem. Aber Berührungen mit zärtlicher Absicht von jemand anderem stellte ihr die Nackenhaare auf. Er konnte nicht dafür, das war ihr Problem....

Emris versuchte ihr zu entlocken, was los war, aber obwohl er ihr erzählte viel herum gekommen zu sein und zu merken wenn jemand bedrückt war hatte er doch das Feingefühl verloren, wie man so etwas ansprach.
Gwendolyn konnte und wollte es ihm dieses Mal nicht anvertrauen. Dafür war alles noch zu neu.
Er versprach ihr, dass ihr hier nichts geschehen würde. Die Mutter möge ihn entkräften, wenn er ihr jemals weh tue. Das aber trieb sie nur noch ein Stück weiter in die defensive.
Er überhäufte sie mit... ja mit was eigentlich? Wohlwollen? Intresse? Aufmerksamkeit? Zuneigung?
So genau konnte sie es nicht definieren, aber es war ihr zu viel.
Sie wusste, dass er es nur nett meinte. Dennoch war sie damit einfach überfordert.

Das Ritual, dass er ihr schlussendlich noch zeigt holte sie etwas herunter von ihrer inneren Unruhe und ihrem Alarmzustand. Es sollte sie stärken. Ob es das tat konnte sie noch nicht sagen. Sie lag aber noch einige Zeit wach diese Nacht noch einige Zeit wach und suchte einen Ausweg. Nein keinen Ausweg. Einen Weg mit der Situation umzugehen. Es würde sicher noch einige Zeit brauchen, bis es so weit war.
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Gwendolyn
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Reinigungsritual, ein neuer Anfang

Beitrag von Gwendolyn »

Unruhig wälzt sie sich im Bett hin und her. Was Emris ihr letzthin anvertraut hat, lies sie nicht schlafen.

"Doch die Jahre allein im Hain haben mich wohl oder übel etwas erkalten lassen."
"...an Feingefühl für sämtliches Weltliches verloren..."

Er wirkt so unbeholfen in "ihrer" Welt. Fast so als kam er aus einer Vergangenheit, die heute nicht mehr wahr war.

Sie war aber auch etwas stutzig. "Woher kannte er ihre Gedankenrichtung? Ihren Standpunkt?", hinterfragte sie ihre Gedankenschleife, schlaflos.
Leise entstieg sie also dem Bett, um Selan möglichst nicht zu wecken.

Sie schnappt sich die graue Robe, die Emris ihr gemacht hatte und einiges Räucherwerk und Öle und macht sich auf den Weg zur Quelle des Lebens. Dort angekommen setzt sie sich zuerst ans Ufer. Die Nacht war klar und der Mond stand hoch am Himmel und schien mittlerweile wieder hell auf sie herab. Auf einem Fell sitzend starrt sie einige Zeit vor sich bin, bis sie vom Plätschern der Quelle tröstlich hin fortgetragen wird. Nach einer Weile wieder ruhig und klar im Kopf geworden, steht sie auf und stellt 4 Schalen in die vermuteten Kardinalspunkte des Himmels. Mit dem Druidenstab beginnt sie einen Kreis zu ziehen.

Im Norden beginnend streut sie ein wenig fruchtbare Erde in die erste Schale.
"Ich grüße dich, Wächter des Nordens,
Geist der Erde die uns hervorbringt!
Ich rufe dich herbei um diesen Kreis zu unterstützen
komm und mach mein Wirken fruchtbar!"


Der Kreis wird nach Osten weiter gezogen und eine Schale Räucherwerk wird entzunden.
"Ich grüße dich, Wächter des Ostens,
Geist der Lüfte die uns umwehen!
Ich rufe dich herbei um diesen Kreis zu unterstützen
komm und hilf mir, auf das sich mein Wirken gehör findet!"


Den Kreis weiter in den Süden gezogen entzündet sie ein kleines Feuer in der dritten Schale.
"Ich grüße dich, Wächter des Südens,
Geist des Feuers, das in uns brennt!
Ich rufe dich herbei um diesen Kreis zu unterstützen.
Komm und lass meinen Geist brennen auf das es meinem Ritual kraft verleiht!"


Mit dem Stab zieht sie den Kreis weiter in den Westen und füllt die Schale mit Wasser aus der Quelle des Lebens.
"Ich grüße dich, Wächter des Westens,
Geist des Wassers, dass mich heilt!
Ich rufe dich herbei um diesen Kreis zu unterstützen.
Komm und segne mein Wirken!"


Wieder im Norden angekommen schließt sie den Kreis und begibt sich in die Mitte.
Langsam lässt sie die graue Robe fallen und steigt in den Teil der Quelle, den sie im Schutzkreis mit eingeschlossen hat. Kühles Wasser umspielt erst ihre Knöchel und nach und nach den ganzen Körper. Einmal zur Gänze eingetaucht stellt sie sich bis zum Kopf ins Wasser und spricht mit ausgestreckten Armen:

"Große Mutter!
Mit deiner Kraft reinige mich dieses Wasser,
mache meinen Geiste frei,
spüle hinfort meine Bedenken und Ängste.
gib mir einen klaren Verstand.
Lass mich künftige Situationen neutral und sachlich beurteilen.
Schenk mir die Weisheit nicht zu werten, sondern zu beobachten.
Hilf mir mich auf seine Gefühle und Bedürfnisse zu konzentrieren."


Einige Augenblicke lies sie sich noch in stillen Gedanken am Wasser treiben.

Wieder aus dem Wasser gestiegen und in ein helles Kleid gekleidet wendet sie sich dann nach und nach wieder den Elementen zu.
"Ich danke dir Wächter des Westens, Geist des Wassers.
Ich entlasse dich, deine Arbeit ist getan."

Dabei leert sie die Schale Wasser wieder in die Quelle zurück.

"Ich danke dir Wächter des Südens, Geist des Feuers.
Ich entlasse dich, deine Arbeit ist getan."

Dabei löscht sie das kleine Feuer in der Schale.

"Ich danke dir Wächter des Ostens, Geist der Lüfte.
Ich entlasse dich, deine Arbeit ist getan."

Drückt die Kräuter für das Räucherwerk aus.

"Ich danke dir Wächter des Nordens, Geist des Erde.
Ich entlasse dich, deine Arbeit ist getan."

Leert die Erde in der letzten Schale zurück von wo sie genommen wurde.

Ruhig und besonnen packt sie all die Sachen, die sie mitgebracht hat wieder ein und macht sich auf den Weg nach Hause. 
Zuhause angekommen belässt sie die hellen Kleider und sucht nach ihren Ölen. In einer kleinen Kiste wurde sie fündig und sucht sich das Bergamottenöl heraus. Es sollte sie in ihrem Vorhaben stärken und gleichzeitig beruhigen uns ausgleichen.
Heute freute sie sich auch wieder Emris zu sehen. Manche Situation war ein wenig aus dem Licht gerückt. Sie konnte so manche geschehene Situation neutraler betrachten.
In Zukunft wollte sie mehr beobachten als beurteilen. Auch wollte sie in den Hintergrund stellen, was sie die letzten male so peinlich berührt und verunsichert hatte.
 
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Gwendolyn
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Anders als geplant

Beitrag von Gwendolyn »

Eigentlich sollte das Einweihungsritual des Hauses von Selan und Gwendolyn in Nordhain mit Emris stattfinden. Die Nachricht die sie erhalten hatte hat auch nichts Anderes gesagt. Dennoch begannen sie ohne ihn, denn zum vereinbarten Zeitpunkt war er nicht da. Kurz davor wurde eine Nachricht übergeben, dass er später kurz vorbeikommen wollte, dass er sich gerade nicht so wohl fühle. So improvisierten die beiden, rannten noch schnell hin und her um die Ritualkomponenten die sie brauchten zu organisieren und zogen das Ritual ohne Emris durch. Anfangs war Gwendolyn noch eher still, vielleicht ein wenig abgelenkt und überlies Selan die Führung. Erst nach und nach schaffte sie es ihre Konzentration voll und ganz auf das Ritual zu lenken und auch aktiver zu werden.

Bild
Noch einige Zutaten zusammen getragen fing Selan an zu sprechen:
"Lass uns eins sein mit der Kraft, der Kraft des Lebens
Wir Schwestern stehen fest auf Muttererde, verbunden sind wir mit ihr, wie die Eichen mit den Wurzeln,
und ziehen ihre nährende Kraft in uns, in diesen Ort und in den Kreis des Schutzes, den wir gleich ziehen werden!
Ich rufe dich, Kraft der Mutter Erde, ich beschwöre dich große Mutter, segne unser Tun, segne unser Tun, segne unser Tun!
Im Namen der Ahnen, der alten Druidinnen, im Namen des Mondes, des Hirsches, des Bären und der Katzen."


Den Beutel voll Salz beginnen die beiden im Norden gen Osten einen Salzkreis zu ziehen
„Salz, Wesen der Erde, sei Schutz und wehre alles Übel ab
Lasse nur die Guten Dinge
zu uns hinein.
Salz mach diesen Ort rein, mach uns rein, nur das Gute darf hier hinein.
Wehre alles Übel ab, die Finsternis, die Sorge, das Ungemacht und die Unbill haben hier keine Macht.

Gesegnetes Wesen der Mutter Erde, von sich aus rein, oh Teil von Mutter Erdes Blut und Tränen, wir danken dir, segne uns
und segne diesen Ort.
Segne uns und segne diesen Ort, segne uns, und segne diesen Ort.
So Sei Es!“

„So sei es“

Im Haus den Kessel mit Salbei, Rosmarin, Knoblauch, Salz und den Turmalinen befüllt stimmte Selan wieder ein:
„Aus dem Osten rufen wir deinen Sohn, die Luft, aus dem Süden rufen wir deinen Sohn, das Feuer, aus dem Wesen rufen wir
deine Tochter, das Wasser, und aus dem Norden rufen wir deine Tochter, die Erde.
Ihr Kräfte der Natur und ihr Ahnen, schützt und wacht über diesen Ort, verleiht diesen Turmalinen eure Kraft!
Mit der Kraft von Salbei, der reinigt, mit der Kraft von Rosmarin, die Glück und Wohlstand anzieht und der
Kraft von Knoblauch, die schützt und bewahrt, segne dieses Heim. Wir rufen herbei, oh große Mutter, deinen großartigen Geist,
sende uns einen Schutzgeist, der in deinem Namen uns schützt und dient. Wir werden ihn ehren, als sei es unser Kind.
So sei es.“

Die Kraft der beiden Druidinnen floss zu einem guten Teil in den Kessel bevor sie die Turmaline wider einnahmen und sie in den vier Himmelsrichtungen und der Mitte platzierten:

„Diese Turmaline legen wir in deinen schützenden Schoß
Nimm sie als Zeichen unserer Verbundenheit und gewähre uns deinen Schutz

Gestärkt durch das Element der Erde
Schütze uns dieser Turmalin im Norden

Gestärkt durch das Element der Luft
Schütze uns dieser Turmalin im Osten

Gestärkt durch das Element des Feuers
Schütze uns dieser Turmalin im Süden

Gestärkt durch das Element des Wassers
Schütze uns dieser Turmalin im Westen

Die Erde im Norden
das Feuer im Süden: Das Wasser im Westen
und die Luft im Osten
gebündelt in der Mitte mit dem letzten Turmalin
Als Anker des Schutzes
So sei es“



Nach dem Ritual machte sie es sich auf der Bank vor dem Haus gemütlich um auf die Gäste zu warten. Davind, Maneus und Jarri beglückten sie auf die kurzfristige Einladung hin mit ihrer Anwesenheit. Die Gespräche waren etwas schwere Kost aber dennoch aufschlussreich. Nach den Diskussionen war sie gespannt was die nächsten Tage bringen würden.

Als alle wieder gegangen waren suchte sie noch ein paar Speisen und Getränke für Emris zusammen. Er hatte sich den ganzen Abend nicht blicken lassen. Sorge, flammte wieder ein wenig auf. Sie schätzte ihn nicht so ein, dass er sie einfach wegen einer Kleinigkeit hängen liese. Noch in ihren Ritualkleidern machte sie sich also auf den Weg.
Zaghaft klopfte sie und steckte vorsichtig den Kopf durch die Tür. Emris wirkte geschwächt wohl aber auch erstaunt sie so zu sehen. In Ritualkleidern hatte er sie noch nicht gesehen. Bis jetzt gab es auch keinen Anlass dazu. Die Hochzeiten... ja vielleicht. Da war sie aber am Ritual nicht beteiligt.
Emris hatte sie trotz fortgeschrittener Stunde noch eingeladen Platz zu nehmen. Als er ihr erklärte, dass er wegen Ritualversuchen in den letzten Tagen ausgezehrt und erschöpft war machte sich ein leichtes Gefühl von ärger in ihr breit. Böse und enttäuscht wirft sie ihm seine eigene Frage zurück: "War wäre, wenn du deine Kräfte verloren hättest?"
Warum aber war sie ihm so böse? Es ging sie schlichtweg nichts an, was er machte. Sie mochte ihn aber irgendwie. Er hatte sich ihrer angenommen und wollte ihr verschiedene Dinge zeigen. Und irgendwie ging es ihr gegen den Strich, dass er wusste, wo er sich Hilfe holen konnte, es aber schlichtweg nicht machte und auf Biegen und Brechen allein herumwurstete.
Zur Beantwortung dieser Frage kam es nicht, denn Emirs erhob sich und verließ den Bau mit der Mahnung, dass sie hier bleiben sollte, weil es sicherer währe.
In Allarmbereitschaft versetzt waren all ihre Sinne auf schnelle Reaktion gestellt. Von draußen kamen aber nur die gewohnten Waldgeräusche an ihr Ohr. So sehr sie sich auch konzentrierte, sie konnte nichts Ungewöhnliches vernehmen. Der erwartete Schrei blieb aus. Stattdessen fuhr Gwendolyn erschrocken herum, als Emris auf seinen Stab gestützt wieder zurück hereinkam. Wölfe hatten wohl den Baum umstreift. Resigniert seufzend gab sie auf. Er wollte den kühnen Abenteurer mimen. Und sie war nicht in der Position ihm das abzusprechen. Sie konnte lediglich für ihn da sein und sich um einen Freund kümmern, wenn er es brauchte. Die Bitte unbesorgt zu sein konnte sie ihm aber nicht erfüllen. Fürs erste aber braucht er ruhe um wieder zu Kräften zu kommen. Da er mehr torkelte als ging bracht sie ihn noch ins Bett und verabschiedete sich mit dem Versprechen morgen wieder nach ihm zu sehen.
 
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