[Quest - Order] Licht im Dunkel

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Aira
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[Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Aira »

Er verbrachte inzwischen viel Zeit innerhalb der Silberburger Mauern und den größten Teil davon im Dom der Stadt. Die hohen Decken und liebevoll geschmückten Säulen der Kathedrale hatten ihm schon vom ersten Tag an imponiert.

Inzwischen strahlten sie für ihn eine gewisse Ruhe und Heimat aus. Er konnte sich gar nicht erinnern, wann er dieses Gefühl zuletzt wirklich hatte. Sein altes Leben, als er noch Arbeit und Dach über den Kopf hatte, war scheinbar das eines anderen Mannes. Er konnte sich kaum noch daran erinnern. An seine Eltern, seine Familie. Vage war ihm bewusst, dass er wohl selbst einmal ein Mädchen hatte, das er sehr gerne hatte. Doch all das lag inzwischen so weit zurück… Immer häufiger erschien ihm dieses alte Leben wie ein Traum. Selbst die Tage, Wochen, Jahre danach… die er vor den Toren Ansilons verbracht hatte und als Landstreicher mal hier mal da ein wenig Gold erbettelt oder mit kleineren Tätigkeiten verdient hatte, schienen wie im Nebel zu versinken, wann immer er hier auf den Bänken saß.

Ein seliges Vergessen. Vielleicht war er deshalb so gerne hier. Hier schien ihn niemand zu verurteilen, niemand wollte ihn verscheuchen. Dass man ihn ignorierte, kannte er bereits, doch hier sah er immer häufiger einen freundlichen Blick, hörte ein nettes Wort. Gabriel hatte es sich zudem zur Gewohnheit gemacht die Novizen in ihrer Arbeit zu unterstützen und fegte regelmäßig die Treppen vor dem Dom oder wischte über das Holz der Bänke. Ansonsten saß er da. Beobachtete das Treiben, lauschte oder dachte schlicht einfach nur nach. Wobei er nicht mal wusste, worüber er wirklich nachdachte.

Auch ihn berührten all die Geschehnisse: Der Angriff auf die Insel der Elfen, die Korrumpierung treuer Gläubiger und Verbündeter. Das Leid als Freund zu Feind wurde und man sich auf dem Schlachtfeld gegenüberstand. Er spürte die Anspannung der Gläubigen und sah doch regelmäßig auch Wunder.

Derzeit wirkte alles ruhig, dennoch… selbst er spürte, dass da noch irgendwas kommen musste. Oder war es Intuition? Steckte die Angst der Bürger ihn allmählich an, so dass er immer wieder seltsame Träume hatte. Bilder, die urplötzlich vor sein inneres Auge traten und ihn zutiefst erschreckten?

Seit neustem kam ihm immer wieder eine Art Lied oder Gedicht in den Sinn, dessen Zeilen er jedoch nicht recht greifen konnte…

Dort wo das Schimmern des Stroms entsteht,
meine Flucht zu Ende geht –
Wort und Sicht verschwimmen.
Dort wo man nichts versteht,
weil das Tosen nie zu Ende geht.

Das Erbe des großen Serafim Sala liegt nahe,
nur jener seine Bürde trägt,
der würdig ist und wage es nicht zu sein ohne reines Herz,
sonst wirst du ihn empfangen, der ganzen Welt ihren Schmerz.

Dort wo das Schimmern des Storms entsteht,
meine Flucht zu Ende geht –
Wort und Sicht verschwimmen.
Das Wasser in die Tiefe fällt und Sand und Stein zerrinnen.

Jahr und Tag nach Tod des Ersten als A’groniam triumphierte,
bewahrte ich das Erbe und ich realisierte,
ich nur über meinen Tod hinaus könnte schützen,
was in neuen Zeitaltern würde nützen.

Dort wo das Schimmern des Storms entsteht,
meine Flucht zu Ende geht - Wort und Sicht verschwimmen.


Immer wieder summte er die Zeilen leise vor sich her. Er hatte das Gefühl, dass es noch weiter ging und es irgendwie… wichtig war. Aber er konnte es nicht so richtig greifen.

Die Tage und Wochen seit den Kämpfen auf der Augeninsel und Ivrenmir gingen ins Land. Sie zogen auch an dem armen Landstreicher vorbei. Immer wieder zog es ihn immer häufiger in den riesigen Dom Silberburgs. Am liebsten genoss er die Zeiten, in denen wenig Treiben herrschte. Er genoss die Stille. Diesen Ort, inmitten der großen Stadt, wo der Trubel so nah und gleichzeitig fern ist, als wäre man in einer anderen Welt. Stunden verbrachte er in dieser meditativen Einsamkeit und niemand störte ihn wirklich.

So geschah es regelmäßig, dass er das Gefühl hatte, wirklich in eine andere Welt oder andere Zeit versetzt zu werden. Das erste Mal passierte es, dass er die weißen Engelstatuen am Altar betrachtete und wieder einmal über die Kunstfertigkeit des Herstellers staunte. So detailreich. So feingliedrig waren die Gesichter. Er hatte das Gefühl, wenn er nun aufstehen und dort hinüberlaufen würde, könnte er warme Haut statt Marmor berühren. Gerade, als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, schien das Licht im Inneren des Doms sich zu verrücken. Die Lichtstrahlen, die durch die Buntglasfenster fielen, wanderten zum Altar hin, was vom Winkel des Stands der Sonne gar nicht möglich war! Die Statuen der beiden Engel wurden damit beleuchtet und strahlten im goldenen Glanz auf. Erschrocken sprang Gabriel von seiner Bank auf und stolperte Richtung Mittelgang. Er wusste nicht ob er fliehen oder vor Ehrfurcht nieder sinken sollte. Dann hörte das Klirren und Rascheln von Gewändern und Rüstungsstücken. Panik machte sich breit – war eine Wache hier und würde ihn nun festnehmen? Sein Blick irrte ängstlich durch den Dom, doch der Rest des Gebäudes lag plötzlich im Dunkeln, nur der Altar und seine Engel waren erhellt. Doch die Statuen waren plötzlich nicht mehr aus Marmor mit wallenden Gewändern, sondern standen in goldenen Rüstungen und weit ausgebreiteten Schwingen da. Der eine hielt ein gedrehtes Horn in der Hand, der andere mit einem flammenden Schwert. Beide starrten ihn aus den schwarzen Tiefen einer goldenen Kapuze an, zumindest fühlte Gabriel ihre Blicke auf sich gerichtet. Wortlos sanken sie plötzlich auf ein Knie und neigten den Kopf, als würden sie jemandem Ehre erweisen. Erneut sah Gabriel sich um, doch er entdeckte niemanden. Hier war niemand… nur er… aber konnten sie…

Er sah wieder voran und plötzlich schwand das Licht auf dem Altar und der Rest des Doms lag wieder in seinem friedlichen, warmen Dämmerlicht. Die Engel standen als Marmorne Statuen in ihren wallenden Gewändern auf ihrem Platz. Verstört eilte Gabriel nun doch aus dem Dom. Kurz überlegte er, eine der Wachen davon zu erzählen, aber die erklären ihn gewiss nur für verrückt und würden ihn auslachen.

Es dauerte einige Tage, ehe er erneut den Dom betrat. Mit neuer Ehrfurcht, aber dennoch von irgendwas getrieben, suchte er weiter hier Ruhe und das stille Zwiegespräch mit dem Herrn.

Die zweite Vision die ihn ereilte war wesentlich subtiler. Es war, als vernähme er Schlachtenlärm, doch als er hinauseilte, lag Silberburg friedlich da und eine Wache sah ihn verständnislos an, als er panisch die Türen des Doms von ihnen aufdrückte. Vielleicht hatte er sich das nur eingebildet… wenn es nur dabei geblieben wäre… Irgendwann beschloss er mit jemanden darüber zu sprechen… doch an wen sollte er sich wenden?
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Sloan
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Re: [Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Sloan »

Wie jeden Morgen, zog es Sloan auch an diesem Tag in die Kathedrale. Früh am Morgen war es meist noch sehr ruhig dort und Sloan genoss diesen stillen Moment im Gebet. Wie immer saß sie eine Weile links neben dem Altar auf einem der Bänke und hielt Zwiesprache mit dem Herrn. Manches Mal fiel das Sonnenlicht so schön durch die farbigen Fensterscheiben, dass sie sich nicht satt sehen konnte, an dem sich fortwährend änderndem Farbenspiel.

Eines Morgens trug ihr ein eilfertiger Novize zu, dass der Alte, der seit einiger Zeit hier und dort aushalf, die Stufen fegte, oder die Bänke putzte, neulich einen sehr verwirrten Eindruck hinterließ, als er mit fast panischem Blick die Kathedrale verlassen hatte. Der Novize war berunruhigt und wußte nicht Recht ob, und wenn ja was, er tun sollte und so versprach Sloan nach dem alten Herrn Ausschau zu halten.
Immer wenn sie die Kathedrale verließ, ging sie betont noch langsamer und ließ ihren Blick durch die Bankreihen gleiten, stets in der Hoffnung, den Alten zu erspähen.
 
Everild Hammerschlag/Finja Lichtblatt
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Re: [Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Everild Hammerschlag/Finja Lichtblatt »

Emsigen Schrittes geht die Priesterin über den Platz vor der Kathedrale Silberburgs und überblickt die Bank am Beet auf der die Edle so gerne sitzt, streicht durch die Blumen und macht sich gedankliche Notizen über Nachbepflanzungen, schenkt auch dem Brunnen ihr besonderes Augenmerk ehe ihr eine Frau angelehnt an einer Laterne ins Auge sticht, sie steht da, wirkt ziellos, so entscheidet sich Finja ihr ein Ziel zu geben.
Beim Näherkommen erst, fällt ihr auch ein Bettler auf, ein scheinbar verirrter auf seinen Pfaden, doch tritt er die Flucht an als die Priesterin daher schreitet, nicht ohne stammelnd angemessene Worte zu wählen. Ein weiteres Zeugnis wie sehr die Stadt den Trost und die Hoffnung der Zuversicht benötigt, die des Herren heiligen Lichtes bringt. 

„Möge das Licht unsere Herzen mit Hoffnung und Wärme erfüllen, auf dass wir unter dessen Herrlichkeit gedeihen mögen.“ Spricht die Priesterin mit einem Neigen des Hauptes während der Blick auf der Fremden haftet und jene sich schließlich als Paladina zu erkennen gibt und mit den Worten. „Das Licht mit euch und den euren“ antwortet.

Ohne zu Zögern läd die Priesterin sie ein.“ Kommt, Schwester, lasset uns doch gemeinsam zum Licht beten.“
Die Paladina blickt zu Finja, nickte sacht darauf. „Danke“ raunte sie, also hat sich der Verdacht bestätigt. Irgendwas treibt die Gläubige, lässt sie zögern, lässt sie auf Beistand hoffend auf dem Pfad wandeln.

So schreiten sie gemeinsam die Treppe hinauf, gesenkten Hauptes die Paladina während Finja das Ornat mit ihren Fingern an den Rändern des Rockes leicht anhebt um elegant in die Kathedrale einzutreten, fast so als schwebe sie über den Boden hinweg, ein gleitender Fluss von Zuversicht.

Im Inneren der Kathedrale angelangt, blicken beide mit deutlicher Ehrfurcht zum Altar hinauf während die Priesterin ohne zu zögern voranschreitet. Einzig die Demut in ihren Blicken wächst, je weiter Sie sich diesem nähern. Tief atmet die Paladina aus ihr folgend, dann neben ihr vor dem Heiligtum stehen bleibend.

So sucht die Priesterin zuletzt den Blick dieser in ruhiger, gar sanfter Stimme bittend; „Knieet nieder, Schwester, auf dass wir mit dem Gebet beginnen mögen.“ Sogleich senken sich ihre Lieder, ihre Faust bettet sich auf das Herz, ehe sie sich mit demütig gesenktem Haupt auf die Knie niederlässt. Noch einmal atmet Finja leise durch, streicht ihr eigenes Ornat glatt und hebt den Blick nochmal zum Altar bevor sie sich auf die Knie niederlässt und die Hände flach vor der Brust zu einer empfangenden Schale geformt, zum inbrünstigen Gebet.

Wie stets, lauscht sie tief in sich hinein, fühlt die Worte im Herzen ehe sie beginnt jenem Gefühl zu folgen, den Worten tief aus ihrer Seele selbst.

„Es gab eine Zeit in der schwere Arbeit unsere Körper läuterte, Gebete nährten unsere Seele und brachten Frieden unter der Herrlichkeit des Lichtes. Harmonie währte in der Welt, wir priesen das Licht dafür.
Doch dann kamen der Namenlosen mit seinen Dienern, sie raubten dem frommen Kinde die Gehorsamkeit, dem Manne den Anstand, der Frau den Benimm. Sie überzog das Land mit Kriegen und ließ uns fühlen was passierte, wenn wir uns von dem Licht abwenden.
Licht, oh heil´ges Licht, demütig treten wir vor dein Antlitz, mit Reinheit im Herzen und flammender Seele des Glaubens welche voller Überzeugung für dich brennt. Ein Licht im Dunkeln, gegen jedwede Sünden um Schuldige zu strafen, von der Unschuld zu trennen und jene die unseres Schutzes bedürfen zu bewahren. Lasse uns die richtigen Worte finden und stets deiner Herrlichkeit folgen. Schütze uns vor jeglicher Verlockung, auf dass wir in Rechtschaffenheit und Tapferkeit dir gerecht und mit Ehre dienen. Demütig folgen wir deinem Pfad mit Mitgefühl, bereit jedes Opfer auf uns zu nehmen. So rufen wir dich an und bitten in tiefer Verbundenheit mit dir um deine Erleuchtung.“
Die Priesterin wiederholt das Gebet Mantra artig mit leisem festen Klang und mit wachsender Kraft der Worte, ohne jegliche Zweifel, bis schließlich die dunkelhaarige Paladina einstimmt.

Ein mildes Lächeln auf den Lippen, fügt die Priesterin sodann an, das Wort selbst an die Paladina gewandt „Möge das Licht erfüllen, was in seinem Namen Schutze sucht. So sei es“ ehe sie ihr die Hand reicht. 

Mit neu gewonnener Kraft im Blick sieht die Streiterin des Lichtes ehrfürchtig zum Altar, greift mit Bestimmtheit nach der Hand der Priesterin und erhebt sich gemeinsam mit der Glaubensschwester, als wäre jeglicher Zweifel geschwunden, jegliche Furcht dahin, als hätte sie alles abgestreift was sie an jenem Tag belastete, nun zählt nur mehr eines, das Lichte selbst.
„Das war eine sehr schöne Erfahrung, ich danke euch dafür“ Dankbar neigt die Paladina ihr Haupt gegenüber dem Altar und schließlich gegenüber Finja.

Die Priesterin erwiderte daraufhin mit leiser aber überzeugter Stimme. „Nichts zu danken, der Pfad des Lichtes führt uns auf den Irrwegen des Lebens und verbindet uns zu einem Volk. Unser Glaube ist das Schild unserer Rechtschaffenheit und unsere Überzeugung die Waffe der Gerechtigkeit. Dann gehet nun hinaus, Schwester, verkündet die Wahrheit des Lichtes. Verkündet unsere Verbundenheit zu der einen Wahrheit, scheitert das Licht, scheitert die Welt. Wer zweifelt, oder den Trost und die Zuversicht sucht, kann diesen hier finden, die Türen stehen jederzeit offen, tragt auch das in die Welt"

„So ist mein Weg, so soll es sein“ antwortet die Paladina noch einmal, bevor sie sich mit tief geneigten Haupt zum Ausgang wendet und Finja Ihr nachsieht. Erst als sie außer Sichtweite ist, erlaubt sich die Priesterin den Blick abzuwenden und sich in der Kathedrale umzusehen, bevor sie sich zu einer Schwester gesellt und ihr hilft die neuen Gestecke zu richten. Sogleich tauschen sie die neusten Geschehnisse aus, diese Betende heute so erfährt sie, war demnach nicht die Einzige.
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Aira
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Re: [Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Aira »

Konnte ein Engel Wut empfinden? In einer gewissen Weise wohl ja. Aber vor allem empfand er Schmerz und Trauer darüber, dass die Kinder des Lichten Reiches so uneins waren und nach Blut und Feuer in einer vermeindlich verlorenen Stadt lechzten, während am Horizont weit größere und schlimmere Gefahren aufzogen.
Hoffentlich reichte sein Erscheinen, damit diese jungen, kleinen Erdenwesen wieder den rechten Weg und die Einheit fanden. Die Zeit drängte und der Erlöser musste gefunden werden. Er, dessen Licht wieder erstrahlen und sie durch die bevorstehende Finsternis führen würde...

Während des Treffens der Gloriam und der Ritterschaft seiner königlichen Majestät konnte man in der Nähe der Burg der Ritterschaft leises Donnergrollen vernehmen. Weder waren es Kanonenschläge noch missglückte Experimente im Alchemieturm. Wachhabende flüstern, dass sich irgendwas in der Burg ereignet hatte. Man habe von den Zinnen aus eine leuchtende Gestalt auf dem Balkon des Thronsaals gesehen. Ein Magier, der mal wieder seine Künste und Macht zeigte? Der Avatar eines Priesters? Oder war es doch wirklich und wahrhaftig ein Engel? Einige Tage später würde es in Silberburg hier und da Gerüchte geben. Das eine wilder als das andere, aber vielleicht war irgendwo ein Fünkchen Wahrheit?

Unser armer Kirchenheld Gabriel schnappte freilich ebenfalls eines dieser Gerüchte auf und er kam nicht umhin sich zu fragen, ob nun auch andere derlei Visionen hatten. Vielleicht... vielleicht sollte er doch mal mit dieser frömmigen Priesterin sprechen, oder dieser netten Paladina? Doch würden die beiden ihm, einem armen Landstreicher überhaupt Gehör schenken? Seit ein paar Tagen mied Gabriel den Dom. Viel zu groß war die Furcht, dass er doch verjagt werden würde. Aber die Visionen und Träume plagten ihn immer mehr.
Noa Feldspan
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Re: [Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Noa Feldspan »

Die Erinnerungen suchten ihn in seinen Träumen heim. Gold-Stählerne Brust, Rüstplatten über Rüstplatten in strahlendem Glanz, das durchscheinende Horn in der Linken. Engelsflügel, weiter als eine Mannslänge in der einzelnen Breite. Hoch stand die Figur, aber selbst im Traum und noch mehr im Moment wirkte es absurd so etwas wie Maße an die Erscheinung anzulegen. Stattdessen stellte der Herrenbote eine Verzerrung der Realität dar - oder, wie ihm bei einem Glas kalten Wassers in der tiefen Nacht kam - der hohe Engel war realer als die Realität. Ein Erbarmen, dass kein Sterblicher im Kronsaal des Engelsstreiter Gesicht sah. Wie könnte je eine Gestalt, sei es die schöne Helena der Meeresfischer oder die Muße Phiona Tausendschimmer, jemals soviel Präsenz aufbringen um an den Boten der Tapferkeit heranzureichen.
Er löste mehrere Laken, welche das Fenster seines Burgzimmers verhängten und es abdichteten. Vor ihm die frostbelegte Wiese, welche sich im kargen Mondschein zeigte. Noa sah sie kaum, nahm sie kaum wahr, denn schonwieder schob er seine faltigen, oft blutenden Finger ineinander und versenkte seine Gedanken in einem Gebet. Es gab ihm Halt, gerade in diesen Stunden. Schon vor der Erscheinung des Engels schwirrte die traumgeschenkte Aufgabe in seinen Hirnwindungen herum, schon zuvor hatte er dem Gebot der besten Ordnung nach in mehreren Mappen Karten und Zeichnungen abgeheftet. Diese Ordnung wurde im emotionalen Tumult aufgegeben, so war sein Pult, mehrere Regalbretter und generell größere horizontale Flächen nun von einem Sammelsurium an Pergamenten und Papieren bedeckt. Der Schreiberling war schlichtweg zu erschöpft, um sich sich damit ausgiebig zu beschäftigen.
Das Fenster wurde wieder geschlossen und abgedichtet, ehe zuviel von der kalten, feuchten Luft ins Gemäuer kroch. Mit der Nachtkerze bahnte er sich seinen Weg zwischen einzelnen Atlanten, die im Durchschnitt älter waren als er selbst. In der ersten mentalen Ebene, dachte er sich nichts dabei. Der Romantiker besetzte die zweite Ebene und wies ihn darauf hin, dass in Groschenromanen der Held stets in dunkler Nacht ein Pergament in die Hand nahm und prompt die entscheidende Erleuchtung erfuhr. Der Zyniker hauste in der dritten Ebene, er lachte über den Romantiker und nannte ihn einen hoffnungslosen Naivling. Echte Forschung, tiefe Erkenntnis, war nicht einer Eingebung entsprungen, sondern dem sorgfältigen Bewerten und Sortieren von tausenden Eingebungen. Der Pragmatiker in Noa hatte sich auf der vierten Ebene eingenistet. Er entgegnete nichts, sondern rückte einfach Stapel für Stapel zusammen. Etwa eine Stunde legte er sich wieder schlafen. Nach einem Frühstück, Ei mit Speck und einem Brot mit getrocknetem Schnittlauch, widmete er sich wieder den Karten. Die Neue Welt hatte drei Areale, welche für seine heilige Mission relevant waren:
Da waren die Insel im Dschungeldelta, wo der Schattenfluss und der Schimmerstrom ihren ewigen Kampf führten. Das schuppige Treibervolk hatte seine Klauen fest um diese gepackt, noch dazu waren es winzige Inseln und nur eine davon mit Sand. Noch dazu waren sich die Karten uneinig, wo genau sie lagen. Ein Buch erwähnte, dass im flachen Sumpfdelta die Kanäle gut und gerne ihre Richtungen und Lagen änderten und mancher Sturm auch mal eine Insel spurlos verschwinden lies.
Danach, die Augeninsel. Die Vegetation passte nicht, das Naturell der Augeninsel wurde in tausend Facetten beschrieben, doch nie als dem Dschungel ähnlich.
Zuletzt, der Schlangensumpf. Er hatte ihn früh verworfen, wieder überprüfte er seine Erinnerungen, seine Gedanken, seine Schlussfolgerungen. In der Kälte des späten Herbst hielt er seine Kammer dunkel - Sonnenlicht kam mit bitterer Kälte, denn das Fenster konnte nicht mehr beide voneinander trennen. So betrachtete er selbst in der Mittagsstunde eine der brennenden Kerzen. Wieder keinen Sandstrand, doch die Vegetation wurde als wilder, ungebändigt bezeichnet. Blühte dort, was auf der anderen Seite der Bucht blühte? Einige Stunden verfolgte er diese Spur, doch konnte er keine Antwort finden.
Es war eine Magd, welche konnte er nicht sagen, die des Abends hinein kam um die Fenster aufzureißen und die Bettlaken zu wechseln. Noa stöhnte gequält, griff sich einen Katalog der südlichen Kolonien des Königreichs und verkrümmelte sich geplagter Haltung in die Kaminhalle der Burg der königlichen Ritter.
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Tyladriel / Rykkard
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Re: [Quest - Order] Aus des Lichtes Schatten

Beitrag von Tyladriel / Rykkard »

In seinen Träumen hatte ihn die Warnung erreicht - wohlmöglich das Geflüster Astaroths oder eine Botschaft der Legion.
Ein Sturm zog heran, Blitze aus Gold die den Himmel grell erleuchten ließen und jeden Winkel der Stadt mit gleißendem Licht durchfluteten. Von dem blendenden Glanz aus dem Schlaf gerissen war er entschlossen sich selbst ein Bild zu machen.
Verborgen unter dem Schleier Belials, mit dem Gesicht eines einfachen Bürgers, betrat der Priester Silberburg und sammelte Informationen. Manch einer sprach von einem einfachen Blitz - andere Wiederum von der Rückkehr der Engel und den Vorboten eines nahenden Sieges über die Legion und seine Streiter. Er brauchte Gewissheit und so begab er sich in das Schlangennest - in die Kirche des Herrn, in der er auf die Legatin Sloan Levi und die Novizin Eleonora Ulmenhain traf.
 
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Sie saßen auf Bänken, die Blicke bedächtig zu Boden gesenkt und voller Sorge. Alleine der Anblick reichte um den Zorn Leviathans in der Brust des Priesters keimen zu lassen - doch er würde sich noch gedulden müssen. Der Vorhang ging gerade erst auf und Viktor begann das Theaterstück einzuläuten. Welch Sorge er doch hatte um die Seelen der armen Menschen aus Silberburg. Wie er doch wünschte helfen zu können in diesen schwierigen Zeiten. Wertlose Treuebekundungen und Heuchelei, einzig dem Zweck dienend ihre Pläne aufzudecken und diesen, für ihn unerträglichen, Ort zu schnellstmöglich zu verlassen. Und so lenkte er das Gespräch um Antworten auf seine Vision zu erhalten und unter all den Gerüchten, die er nun schon aufgeschnappt hatte, die Wahrheit zu erfahren. 

"Sprecht ihr von einem goldenen Schimmer, welcher uns vorgestern begegnete? Uns ist der Erzengel Trithemius erschienen. Er steht für Tapferkeit und Mut und sprach erneut davon, dass wir uns fokussieren müssen auf schwere Kämpfe, welche auf uns zu kommen werden. Aber zugleich versprach er Hilfe und Führung."

Kaum merklich knarchzte die Kante der hölzernen Bank, in die sich der Griff Andariels... nein, Viktors gekrallt hatte. Sloans Worte hatten seinen Verdacht bestätigt - Die zersplitterten Allianzen Silberburgs waren im Begriff sich neu zu formieren und das ausgerechnet unter der Führung von Trithemius. Der Erzengel des Mutes - Pah!

Das Gespräch wurde weitergeführt. In der Hoffnung, den beiden weitere Informationen zu entlocken, verharrte der Wolf noch immer unter dem Schafspelz.
Besorgte Blicke gefolgt von ermunternden Worten voll Hoffnung und Güte. Eine ergreifende Geschichte über einen ersten Paladin, der im Kerker der Diener des Namenlosen gefoltert wurde. 
Das Fass lief über und der aufkeimende Zorn ließ sich nicht länger in Schach halten - der Zeitpunkt war gekommen, an dem seine Maske die ersten Risse zu zeigen begann.
Die Ketzer hatten es gewagt, die glorreiche Geschichte A'groniams, des ersten Wächters und Barons von Surom, zu pervertieren. Nicht Serafim war der edle Märtyrer, der sich entschlossen dem falschen Gott entgegengestellt hatte - es war A'groniam, Streiter Asmodans.
Zeitgleich erhoben sich Höllenpriester und Himmelsstreiter. Während die Eine gutmütig ihr Gebet sprach und den vermeintlichen Fischer zu segnen versuchte, bereitete sich im Schatten des Gesegneten der Priester darauf vor, mit den gewonnen Informationen zu verschwinden. Das Gebet prallte an dem Fischer ab und warf einen Fluch auf die Legatin zurück. Die Gestalt Andariels löste sich in dunklem Rauch auf und aus dem Rauch trat Viktor hervor.
 
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Bevor die beiden Gottestreiterinnen begreifen konnten, was gerade geschehen war, entlud sich noch der Zorn des Priesters in einer hasserfüllten Drohung.
Die Versuche Viktor festzusetzen waren tapfer... jedoch vergeblich. Unter dem dunklen Rauch, der seine wahre Gestalt offenbart hatte, verschwand er aus der Kirche und war fort.

 
Noa Feldspan
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Ein Glimmern in der trüben Finsternis

Beitrag von Noa Feldspan »

Den ersten Hinweis fand Noa in den Steuerunterlagen des Königreichs. Das Handelsschiff berichtete von Schiffsbrüchigen, welche man in der Südsee von einer Inselgruppe ab der Handelsrouten aufgesammelt hatte. Das allein wäre keiner Erwähnung wert gewesen, doch beschuldigten die Geretteten ihren Retter, einen Kapitän Schmidt-Sebeling, ihnen einige Besitzgüter vorzuenthalten. Es kam zum Gerichtsverfahren, welches wiederum nicht dokumentiert wurde, wobei aber eine Kiste edles Porzellan Streitpunkt war. Der Kapitän gab dieses als zerstört an, die Gegenpartei stellte dies in Frage. Schließlich beauftragte das hohe Gericht einen Ritter, welcher das Schiff und die Hafenanlage durchforsten lies. Die Liste der Steuervergehen und -Nachzahlungen war lang, beinhaltete -auch- besagtes Porzellan, welches mangels Möglichkeit die Steuerschuld zu begleichen, beschlagnahmt wurde. Noa vermutete, dass es die Tafel des Ritters schmücken mochte, aber das war rein spekulativ.
Viel wichtiger waren weitere Details, welche ihm ins Auge stochen: Vergammelte Tropenblumen, getrocknete Südfische, Perlen und Perlmuscheln.
Doch dann, für Wochen, nur Sackgassen: Die Restauration eines Atlanten der Südsee erwies sich als hoffnungslos. Mehrere Beschreibungen von Handelsrouten widersprachen sich. Die Karte eines Walfängers versprach viel, doch nachdem er mühevoll die Namen einzelner Inseln rekonstruieren wollte stellte er fest, dass jemand die Windrose falsch eingezeichnet hatte. Auch hier, es war die vierte oder fünfte Woche welcher er für diese Südseeinsel aufgewandt hatte, konnte er sich beherrschen. Und hätte er noch so gerne den Raum mit etwas Papier erhitzt, legte er es -mit einer entsprechenden Notiz zum besseren Verständnis- wieder zu den restlichen Unterlagen.
Er griff zu einem uralten Kochbuch. Ein Plakette am Umschlag bezeichnete es als Geschenk mit historischem Charakter an den Königlichen Hof des Altkontinents der Seidenhändlerin Philippina Fernandez, doch dem Chronisten kamen Zweifel auf. Die Sprache war einfach genug zu übersetzen, der Autor stellte sich lediglich als Goldteller-Kurzen vor, und beschrieb in gröbsten Zügen die Zubereitung diverser Gerichte. Noa war an dieser Stelle eigentlich nur von den Unmengen an Salz überrascht, welche der Koch vorschrieb. Dann zeigte er wie man verschiedene Fischsorten ausnehmen sollte, insbesondere wie die Fischlebern in bester Manier konserviert werden konnten. Noa machte sich dazu eine Notiz, vielleicht war das die erste, historische Überlieferung von arkan-geprägten Fischlebern. Er arbeitete sich weiter durch das Werk und dort, wie eine Nebensächlichkeit, waren einige Karten mit unschönen Stichen in das Werk eingenäht. Der Koch zielte darauf ab, Fischgründe in Relation zu den großen Handelsrouten aufzuzeigen, aber in einer dunklen Nachtstunde konnte Noa die beschriebene Form der Inselgruppe erkennen.
Seine Arbeit war damit noch lange nicht getan. Zum einen, musste er nun weitere Kartenwerke finden, denn was er bisher hatte, konnte auch ein Tintenfleck sein. Desweiteren, bedurfte er Reise- und Spähberichte, wenn es diese überhaupt gab. Und zu diesem Zeitpunkt war er auch noch nicht sicher, dass es nicht auch eine Insel viel näher an der neuen Welt sein mochte. Aber es war ein Anfang.
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Aira
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Re: [Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Aira »

Seit der ersten Vision waren nun schon fast mehrere Mondläufe vergangen. Lange hatte Gabriel damit gehadert, gerätselt und schließlich hatte er sich ein Herz gefasst und Hilfe gesucht, als die Gerüchte lauter wurden, dass auch andere Engelsvisionen gesehen hatten. Er hatte also die Burg der Ritterschaft aufgesucht, dort, wo man zuletzt angeblich einen solchen Engel gesehen haben soll. Und tatsächlich nahm die Truchsess, die höchst persönlich ans Tor kam, ihn und seine Erzählungen ernst. Sie schickte ihn nicht weg, ganz im Gegenteil. Entgegen seiner schwachen Proteste erhielt er sogar ihr Zimmer zur Übernachtung. Und am nächsten Tag sollte er bereits zum größten Abenteuer seines Lebens aufbrechen: Eine Schiffsexpedition.

Auch hier sah er nur freundliche Gesichter, die alle offenbar die gleichen Ziele hatten: Frieden in der Welt und Zusammenhalt der Lichten Fraktion. Selbst eine Amazone und ein Hochelf begleitete die Expedition, obwohl diese Expedition gar nicht ihren Glauben betraf. Gabriel war völlig fasziniert, ja beinahe eingeschüchtert von diesem Zusammenhalt. Gebannt hatte er auch verfolgt unter welcher Anstrengung die Gemeinschaft zusammenarbeitete, um nach der langen Überfahrt schließlich den alten Tempel auf der Insel zu erreichen.

Doch der Höhepunkt war wahrlich jener Moment, als die Truchsess ihn in der Grabkammer näher winkte und ihn aufforderte das Heft eines einst kostbaren Schwertes zu ergreifen, nachdem sie selbst diesen nicht aufheben konnte. Sein Herz hämmerte in seiner Brust und ab diesem Moment erlebte er alles nur noch wie in einem Traum… nein viel eher als wäre er nur noch Zuschauer in einem Theaterstück: Er sah sich selbst langsamen Schrittes auf das Artefakt zugehen und wie sich seine eigenen Finger um das uralte Heft schlossen. Es fühlte sich so… vertraut an. Als wäre dieses Heft genau für seine Finger gemacht, die abgenutzten Kerben im Leder des Schwergriffes von seinen Händen geformt worden… und schließlich hob er das Heft an, als wöge es nicht mehr als eine Feder, nachdem Fenria es keinen Zoll bewegen konnte.

Er spürte erst wieder, wie er ganz bei sich war, als sie längst wieder zurück auf dem Schiff waren. Er wusste, dass er zu den Anwesenden gesprochen hatte, hatte gefühlt, wie sich die Hoffnung und Freude unter den Anwesenden ausgebreitet hatte. Doch er könnte nicht eines der Worte mehr wiedergeben. Die Reisegruppe hatte sich ausgedünnt. Dank magischer Wege waren die meisten auf kurzem Weg zum Festland zurückgekehrt. Nur er, die Truchsess und natürlich die Schiffsmannschaft nahmen den Seeweg zurück.

Die Truchsess gab ihm Zeit. Generell erlebte er diese gealterte aber immer noch überaus beeindruckende Ritterin als empathisch und voller Gnade, Gerechtigkeit und Ehrlichkeit. Er hatte schon vor Jahren von ihr gehört und in der letzten Zeit immer mehr, vor allem seit er sich in Silberburg aufhielt. Doch jetzt konnte er erleben, dass die Geschichten stimmten. Die Truchsess war eine der wenigen Personen, die die Tugenden des Herrn und der Ritterschaft lebten… atmeten. Und der Wunsch von ihr zu lernen war immens stark in Gabriel geworden, besonders seit der Überfahrt.

Die Rückfahrt dauerte ebenfalls mehrere Tage und so hatten sie mehr als genug Zeit. Gabriel eröffnete ihr, dass er nicht wusste, was der Herr für ihn bereithielt, lediglich dass er spürte, dass er eine Aufgabe hatte. Und er wiederholte abermals, dass er als höchste Notwendigkeit empfand, dass das Schwert wiederhergestellt wurde. Natürlich fragte die Truchsess ihn auch über seine Vergangenheit aus. Eine heikle Sache, denn wenn er ehrlich war: So wirklich viel wusste er auch nicht darüber. Seine Kinder- und Jugendtage lagen im Nebel. Bewusst erinnerte er sich noch an einige Tage im Milizdienst in Ansilon und das war vor Jahren gewesen. Dunkel erinnerte er sich noch an den Menschenkönig Alirion Damotil und dass er selbst zu beschäftigt mit sich selbst war… was schließlich auch irgendwann dazu führte, dass er den Dienst nicht mehr ausführen konnte… oder wollte und sein Leben in Armut verbrachte. Auch all das lag sehr im Nebel. Dunkel erinnerte er sich an viel zu viel Alkohol und viel zu wenig Gold. Er konnte sich selbst nicht erklären, weshalb all das so weit entfernt lag. Hatte er es bewusst verdrängt? Er war unsicher… dafür erinnerte er sich an Dinge, von denen er sehr sicher war, dass er diese gar nicht erlebt haben konnte, denn sie schienen sich in einem entfernten Land abgespielt zu haben und er war sicher, dass er nie zuvor eine güldene Rüstung getragen hatte.

Zurück am Festland durfte Gabriel weiterhin die Gastfreundschaft des Ordens genießen. Doch er blieb dabei nicht untätig, das war ihm zuwider. Wo immer er konnte, brachte er sich mit ein: egal ob er Latrinen putzte, den Stall ausmistete, Rüstungen polierte oder in der Küche half. Außerdem nutzte er jede Gelegenheit den Soldaten beim Training zuzusehen und fand auch schließlich den Mut die Vorgesetzten zu bitten, daran teilnehmen zu dürfen. Und so konnte man ihn auch hin und wieder mit zwei oder drei anderen Soldaten auf Wachgang in Silberburg in der Rüstung der Stadtwache sehen. Auch im Orden der Paladine und der Gloriam sah er vorbei, ließ sich von den Novizen die Tugenden erklären und nahm an Messen und Gebetsstunden teil. Er versuchte auch hier sich einzubringen, wo er nur konnte. Welche Aufgabe man ihm auch immer gab, er führte sie mit Gewissenhaftigkeit aus. Wusste er etwas nicht, hakte er nach, versuchte die Informationen zu bekommen um seine Aufgabe zu erfüllen. Kritik nahm er klaglos hin, hakte höchstens nach, wie er es besser machen konnte und man konnte beobachten, wie er an sich arbeitete.

Nach wie vor konnte man ihn als zurückhaltenden, aber überaus höflichen und freundlichen Menschen erleben. Je mehr Aufgaben er anvertraut bekam, desto selbstbewusster wurde er – auch wenn es nur das Niederste des Niedersten war, so genoss er endlich scheinbar für sich einen Platz in der Stadt gefunden zu haben. Das zerbrochene Heft trug er manchmal mit sich, doch meistens ließ er es im Turmzimmer der Truchsess zurück, nachdem nun mehrere Versuche gezeigt hatten, dass wirklich nur in der Lage war, es aufzuheben. Dort war es also am sichersten.

Nun neigte sich das Jahr dem Ende zu. Erst wenige Wochen waren vergangen, seit er als „Lichtbringer“ von der Insel zurückkehrte. Für ihn fühlte es sich noch immer völlig unwirklich an und immer noch fiel es ihm schwer, wenn die Menschen ihn so nannten und manches mal gar weigerten ihm eine Aufgabe zu geben. Er wollte ihnen gerne Hoffnung geben, wollte der Aufgabe, die der Herr ihm zugeteilt hatte, gerecht werden, doch keinesfalls wollte er eine Bevorzugte Behandlung erfahren. Er bestand darauf, immer noch ein gewöhnlicher Mensch zu sein. Nur wer auch die Arbeit leistete, wie jeder andere, könnte gerecht über andere urteilen. Nur wer selbst demütig war, konnte Demut lehren.

 
Noa Feldspan
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Das Grüne im Allerheiligsten

Beitrag von Noa Feldspan »

Der Chronist war seit dem Ausflug auf die Tropeninsel nicht untätig, seine Arbeitsstube hatte er jedoch dem Burgpersonal als Sperrgebiet vorgegeben. Nicht, dass es irgendjemand interessieren würde. Mehr als nur eine Magd erledigte ihre täglichen Arbeiten darin, wenn der Chronist mal eben nicht zugegen war und die interessierten Augen fanden dabei interessante Anblicke: Da war ein uralter Einband, aus dem mit größter Sorgfalt die Seiten herausgetrennt wurden, der nun in einem flachen Kästchen voll trockenem Getreide ruhte. Noa drehte ihn, von Zeit zu Zeit, dass die Feuchtigkeit der Südsee aus ihm weichen kann. Die Seiten selbst wurden einzeln an hölzernen Latten und verbindenden Fäden aufgehängt. Dicht am Fenster, so dass der eisig-trockene Luftzug auch hier die Feuchtigkeit davontragen konnte, er aber auch jederzeit Zugriff zu jeder einzelnen Seite hatte. Mehrere Abschriften des Originals lagen auf seinem Schreibpult und darum gestapelt, dazu Utensilien wie schwache Säuren, Lupen und Tinkturen, um möglichst Viel des Inhalts von der Schwelle des Vergessens zu ziehen. Die resultierenden Manuskripte stellten eine seltsame Mischung von geschwungenen Bögen und harten Linien dar, welche nur im Entferntesten dem modernen Alphabet entsprachen. Dazu kamen noch erstaunlich viele Bindestriche, es war seltsam anzusehen. Für kleinere Streitereien sorgte dann noch die Heilige Schrift, oder genauer Noas Ausgabe, welche von den Mägden stets zurück auf sein Nachtkästchen geräumt wurde, entgegen des Chronisten lauten Protest.

Doch das Gemecker des Noa Feldspan schien auch nur vorgeschoben. Die frühe Weihnachtszeit schien ihm zu und überhaupt wurde er oft mit dem Mädchen Melisandra gesehen. So ergab sich, er begründete es gegenüber dem Mädchen und manch Passanten mit einem Lichtfest, dass die Zwei und Nagron und Dakmor und manch Anderer sich in der Kathedrale einfanden:
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Everild Hammerschlag/Finja Lichtblatt
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Re: [Quest - Order] Licht im Dunkel

Beitrag von Everild Hammerschlag/Finja Lichtblatt »

Rührig war die Priesterin die letzten Wochen über gewesen, suchte sie doch ihren Glauben weiter zu festigen und zu vertiefen. Auch wollte sie mehr über andere Völker erfahren, ihren Glauben und ihre Kultur erleben und verstehen können und welche Sitten und Gebräuche sie kennen und im Alltag leben. So durchforstete sie jede Schrift derer sie habhaft wurde und reiste hierzu durch die Lande, knüpfte Kontakte erzählte vom Glauben an den Herren und öffnete sich für den Glauben und den Einblick in die Seele des Gegenüber.

Hierbei gewann sie drei erstaunliche Eindrücke.
Zum einen hatte beinahe ein jeder den sie ansprach einen anderen Glauben, teilweise war er wie Nagron der letzte Gläubige und mit seinem Wissen alleine, doch zutiefst verankert und verbunden mit diesem. Ein jeder mit dem sie sich austauschte, war ihr sehr zugewandt und lud sie ein das begonnene Gespräch weiter zu vertiefen, was sie jedes Mal dankbar annahm.
Auch erstaunte es sie, dass es verschiedene Gemeinsamkeiten in den unterschiedlichen Glaubensgeschichten gab, sei es bei den Amazonen, den Waldelfen, den Hochelfen, dem Druidentum oder jener Göttin welche der Junker Thin Elin verehrte. Diesen wollte sie weiter nachgehen, ihre Neugierde war geweckt, auch was es über dem Namenlosen und dessen Lehren zu erfahren gab. Auch hier war die Edle Truchsess ein unerschöpflicher Quell an Wissen und Weisheit. 
Was sie aber doch wirklich sehr erstaunte war, dass sie auf ihren Reisen und Gesprächen zum Glauben an den Herren eines in Erfahrung bringen konnte, nämlich dass es hierzu kaum Wissen gab und Traditionen, Feiertage, Kirchenfeste im Jahresverlauf mit großen Abständen und wenig Regelmäßigkeit gefeiert wurden. Auch gab es keine Mitschriften über erfolgte Messen und Feierlichkeiten, auf die angehende Novizen oder Akoluthen in ihrer Ausbildung zurückgreifen könnten.

Dies wollte sie ändern und so studierte sie auch hier Werke zu den Festen und den Besonderheiten im Jahresverlauf der Bauern und Handwerker, wie den Erntedank, ordnete diesen mögliche Feiertage und Feierlichkeiten zu wie ein Ahnengedenken, ein Lichterfest, Frühlingserwachen welche auch jeweils inhaltlich passend eine der Tugenden und eben den Engel der diese verkörpert ehrt. Acht Engel, acht Tugenden, acht Feiertage und einen neunten, um den Herren und das Licht an sich zu würdigen.

Ein Gespräch mit Davind über Fragen des Glaubens weckte in ihr das Bedürfnis, liebgewonnenen Traditionen die sie aus ihrer Kindheit und ihrer alten Heimat her kannte auch in diesem Land wieder aufleben zu lassen. Davind weilte schon etliche Jahre hier und auch er erinnerte sich an das Fest der Liebe und des Teilens wie es genannt wurde so wie die Priesterin auch, doch hatte auch er nicht miterlebt, dass dieses Fest zur tiefen Winterzeit hier je gefeiert wurde. Sie freute sich schon sehr auf den weiteren Austausch mit ihm, um die Erinnerung an alte Feste und Traditionen wieder neu aufleben zu lassen.

Weiter stellte sie sich zu den Tugenden acht entsprechende Glaubensschreine vor, welche an heiligen Orten oder solchen mit besonderen Geschehnissen von tüchtigen Handwerkern errichtet werden, bezahlt aus den Spenden an den Herren. Hier könnten kleine Predigten und Fürbitten abgehalten werden, die aufgesucht werden können um Hoffnung, Trost und Beistand zu finden. Um diese zu finden und zu weihen, können Pilgerreisen abgehalten werden.

Passend zu den möglichen Glaubensfesten begann sie Geschichten zu sammeln, sowie Gebete, Segen und Lieder aufzuschreiben.
Weiter machte sie sich Notizen zu Glaubensfragen und Ausbildungsinhalten der Novizen und Akoluthen, nach ihrer eigenen Erfahrung und was ihr hilfreich gewesen wäre zu wissen. Eben verfasste sie eine Meditation zur Vorbereitung auf die tägliche Arbeit.


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