Eleonora Ulmenhain - Auf den Pfaden des Herrn
Verfasst: 06 Dez 2022, 13:51
Einleitung
Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Erde in einen fahlen Lichtschein. In den Straßen war es ruhig, die meisten - wenn nicht alle - lagen schon längst in ihren Betten, als sich eine Gestalt dem großen Tor näherte.
"Halt! Wer ist da? Nennt euren Namen und Euer Anliegen zu solch später Stunde!", erklang die raue Stimme des Wachhabenden von oben auf der Mauer herab. Die Kapuze wurde langsam zurückgezogen und entblößte ein noch junges weibliches Gesicht, eingerahmt von aschblonden schulterlangen Haaren, als der Kopf leicht in den Nacken gelegt und der Blick, der Wache über ihr, entgegen gerichtet wird. "Ich bin es, Schwester Eleonora! Bitte öffnet das Tor!", erwiderte sie und trat noch etwas näher an das Tor und den Schein der dort angebrachten Fackeln. Nun erkannte sie auch der Mann auf der Mauer. "Verzeiht Schwester Eleonora, ich hatte Euch in der Dunkelheit nicht erkannt. Dieser Tage muss man vorsichtig sein.", entschuldigte er sich sogleich und wies den zweiten Wachmann an das Tor zu öffnen. "Nichts, wofür Ihr Euch entschuldigen müsstet.", entgegnete sie ihm ruhig und freundlich, wenngleich doch auch ein gewisses Maß an Trägheit in ihrer Stimme lag.
Das Tor wurde ihr geöffnet und sie schritt mit mäßigem Tempo über den Vorplatz der Burg, dem Sitz der Paladine des Herrn, entgegen. Sie war es spartanisch gewohnt, der Verzicht auf Luxus war für sie etwas völlig Normales. Hier jedoch stand ein ausreichend großes und zudem gut gepolstertes Bett für sie bereit. Ein kleiner Schrank, der genug Platz für ihre wenigen Habseligkeiten bot, und ein einfacher Nachttisch mit einer Kerze und einem kleinen Ankh aus Holz, rundeten die Ausstattung ihres Zimmers ab.
Der Tag war anstrengend für sich, und die Müdigkeit schlich sich erst in ihre Knochen - ließ ihre Beine träge und schwer wie blei werden - ehe sie sich auch in ihrem Kopf breit machte, und es müßig werden ließ einen klaren Gedanken zu fassen. So hatte auch ihr Bett, bei genauem Hinsehen, eine durchaus anziehende Wirkung auf die junge Frau. Sie zog die Kapuze ihrer Robe zurück, schob die Kette mit dem Ankh an ihrem Hals unter den Stoff, ehe sie sich daran machte, die Cotte abzulegen. Ihrer Bettschwere zum Trotz, wurden ihre Kleider dennoch sorgsam und penibel in den Schrank gehängt.
Bar wie in jenem Augenblick, an dem sie das erste Mal das Licht der Welt erblickte, und im Begriff nach ihrem Nachthemd zu greifen, welches schon auf dem Bett bereit lag, streifte ihr Blick den Spiegel.
Sie hielt inne. Mit zusammengezogenen Brauen taxierten ihre braunfarbenen Augen das Spiegelbild und fixierten schließlich eine Stelle etwas oberhalb der Hüfte. Ein feiner kleiner Streifen in einem etwas dunkleren Ton als der Rest ihrer eher hellen Haut. Der Oberkörper wurde leicht gedreht, und der Spiegel offenbarte eine von ihrer linken Hüfte zunehmend breiter werdende Narbe, die sich etwa für eine Unterarmlänge über ihren Rücken zog. Der Oberkörper dreht sich noch etwas weiter. Ein Zweiter, ein Dritter...und noch einige weitere solcher Striemen zogen sich kreuz und quer über ihren Rücken.
Stumme Zeugen der Vergangenheit, augenscheinlich oberflächlich, doch reichen ihre Wurzeln bis tief in die Seele, auf der sie ihre Spuren hinterlassen haben. Ihr war, als ob ihre Gedanken unweigerlich abschweifen würden. Der Blick weilte wie gebannt im Spiegel, in dem sich ihr nun ein Bild ihres früheren Ichs offenbarte...
Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Erde in einen fahlen Lichtschein. In den Straßen war es ruhig, die meisten - wenn nicht alle - lagen schon längst in ihren Betten, als sich eine Gestalt dem großen Tor näherte.
"Halt! Wer ist da? Nennt euren Namen und Euer Anliegen zu solch später Stunde!", erklang die raue Stimme des Wachhabenden von oben auf der Mauer herab. Die Kapuze wurde langsam zurückgezogen und entblößte ein noch junges weibliches Gesicht, eingerahmt von aschblonden schulterlangen Haaren, als der Kopf leicht in den Nacken gelegt und der Blick, der Wache über ihr, entgegen gerichtet wird. "Ich bin es, Schwester Eleonora! Bitte öffnet das Tor!", erwiderte sie und trat noch etwas näher an das Tor und den Schein der dort angebrachten Fackeln. Nun erkannte sie auch der Mann auf der Mauer. "Verzeiht Schwester Eleonora, ich hatte Euch in der Dunkelheit nicht erkannt. Dieser Tage muss man vorsichtig sein.", entschuldigte er sich sogleich und wies den zweiten Wachmann an das Tor zu öffnen. "Nichts, wofür Ihr Euch entschuldigen müsstet.", entgegnete sie ihm ruhig und freundlich, wenngleich doch auch ein gewisses Maß an Trägheit in ihrer Stimme lag.
Das Tor wurde ihr geöffnet und sie schritt mit mäßigem Tempo über den Vorplatz der Burg, dem Sitz der Paladine des Herrn, entgegen. Sie war es spartanisch gewohnt, der Verzicht auf Luxus war für sie etwas völlig Normales. Hier jedoch stand ein ausreichend großes und zudem gut gepolstertes Bett für sie bereit. Ein kleiner Schrank, der genug Platz für ihre wenigen Habseligkeiten bot, und ein einfacher Nachttisch mit einer Kerze und einem kleinen Ankh aus Holz, rundeten die Ausstattung ihres Zimmers ab.
Der Tag war anstrengend für sich, und die Müdigkeit schlich sich erst in ihre Knochen - ließ ihre Beine träge und schwer wie blei werden - ehe sie sich auch in ihrem Kopf breit machte, und es müßig werden ließ einen klaren Gedanken zu fassen. So hatte auch ihr Bett, bei genauem Hinsehen, eine durchaus anziehende Wirkung auf die junge Frau. Sie zog die Kapuze ihrer Robe zurück, schob die Kette mit dem Ankh an ihrem Hals unter den Stoff, ehe sie sich daran machte, die Cotte abzulegen. Ihrer Bettschwere zum Trotz, wurden ihre Kleider dennoch sorgsam und penibel in den Schrank gehängt.
Bar wie in jenem Augenblick, an dem sie das erste Mal das Licht der Welt erblickte, und im Begriff nach ihrem Nachthemd zu greifen, welches schon auf dem Bett bereit lag, streifte ihr Blick den Spiegel.
Sie hielt inne. Mit zusammengezogenen Brauen taxierten ihre braunfarbenen Augen das Spiegelbild und fixierten schließlich eine Stelle etwas oberhalb der Hüfte. Ein feiner kleiner Streifen in einem etwas dunkleren Ton als der Rest ihrer eher hellen Haut. Der Oberkörper wurde leicht gedreht, und der Spiegel offenbarte eine von ihrer linken Hüfte zunehmend breiter werdende Narbe, die sich etwa für eine Unterarmlänge über ihren Rücken zog. Der Oberkörper dreht sich noch etwas weiter. Ein Zweiter, ein Dritter...und noch einige weitere solcher Striemen zogen sich kreuz und quer über ihren Rücken.
Stumme Zeugen der Vergangenheit, augenscheinlich oberflächlich, doch reichen ihre Wurzeln bis tief in die Seele, auf der sie ihre Spuren hinterlassen haben. Ihr war, als ob ihre Gedanken unweigerlich abschweifen würden. Der Blick weilte wie gebannt im Spiegel, in dem sich ihr nun ein Bild ihres früheren Ichs offenbarte...