Ein neues Territorium
Verfasst: 10 Mai 2023, 14:04
Ein Moment der Stille kehrte ein, nachdem die Häuptling Urracas Strafe vor dem Rat verkündete. Es waren viel zu viele Amazonen im viel zu kleinen Zelt, manche standen mit verschränkten Armen, andere saßen, doch alle hatten ihren Blick auf die Häuptling gerichtet - und allen war viel zu heiß im Zelt.
Jemand hustete.
Wieder Stille.
"Öhm", sprach dann endlich jemand, "das ist ja jetzt nicht wirklich eine Strafe."
Die Häuptling konnte das Gesicht der Sprechenden in der kleinen, dicht gedrängten Menge nicht ausmachen, spürte aber, dass ausgesprochen wurde, was wohl so auch in einigen anderen vorging.
"Was, echt? Ich find's schon ziemlich hart für das, was sie getan hat."
Wieder konnte sie die Sprechende nicht sehen, spürte aber, dass auch dies dem entsprach, was viele dachten. Es brach ein wildes Geschnatter los. In ihren jungen Jahren hätte die Häuptling das verunsichert, sie hätte befürchtet, die Gemeinschaft würde gespalten - doch nach nun mehr als 60 Lebensjahren war ihr klar, dass Meinungsverschiedenheiten nicht dramatisch waren, ja sogar gesund. Und sie konnte es nicht allen recht machen, hier gab es nur einen Kompromiss.
"Wir haben bereits gemeinschaftlich entschieden, dass sie eine mittelharte Strafe bekommen soll", sprach die Häuptling bedeutungsschwer, beide Hände beschwichtigend erhoben. Kurz ebbten die Diskussionen ab, da rief jemand: "das ist ja wohl 'ne sau harte Strafe!", worauf eine Priesterin nun ihre Stimme erhob: "Es ist entschieden, wir werden sie zu einem anderen Stamm schicken." - "Wir können sie wohl kaum alleine gehen lassen!", kam als Antwort. Die Priesterin atmete kurz durch und ließ sich weiter darauf ein: "Sie ist 25, sie wird klarkommen!" - "Sie ist 34 und wir können hier doch nicht auf sie verzichten!".. Hilfesuchend wandte die Priesterin ihren Blick zur Häuptling. Diese seufzte und rieb sich die Stirn. Diese Stimme aus der Menge, sie kam ihr nur zu bekannt vor.
"Urraca, lass das. Du warst zu diesem Treffen gar nicht eingeladen."
Damit erhob sich Urraca wie eine aufblühende Blume hinter einer sitzenden Schwester, verneigte sich wie eine Bardin nach einem Lied - zur Verärgerung der Häuptling klatschten und kicherten sogar einige darauf - und verließ das viel, viel zu warme Zelt.
"Wer hat sie geboren, von der sie diese sture Art und die Unfähigkeit, irgendetwas ernst zu nehmen, hat?", flüsterte sie einer Priesterin zu.
"Du", kam als knappe Antwort.
Die Häuptling hatte das befürchtet, aber es erklärte doch so einiges. "Ja gut", wandte sie sich dann an alle, "Morgen findet die Verabschiedung statt."
Und damit konnte sie dieses Kapitel endlich schließen.
Jemand hustete.
Wieder Stille.
"Öhm", sprach dann endlich jemand, "das ist ja jetzt nicht wirklich eine Strafe."
Die Häuptling konnte das Gesicht der Sprechenden in der kleinen, dicht gedrängten Menge nicht ausmachen, spürte aber, dass ausgesprochen wurde, was wohl so auch in einigen anderen vorging.
"Was, echt? Ich find's schon ziemlich hart für das, was sie getan hat."
Wieder konnte sie die Sprechende nicht sehen, spürte aber, dass auch dies dem entsprach, was viele dachten. Es brach ein wildes Geschnatter los. In ihren jungen Jahren hätte die Häuptling das verunsichert, sie hätte befürchtet, die Gemeinschaft würde gespalten - doch nach nun mehr als 60 Lebensjahren war ihr klar, dass Meinungsverschiedenheiten nicht dramatisch waren, ja sogar gesund. Und sie konnte es nicht allen recht machen, hier gab es nur einen Kompromiss.
"Wir haben bereits gemeinschaftlich entschieden, dass sie eine mittelharte Strafe bekommen soll", sprach die Häuptling bedeutungsschwer, beide Hände beschwichtigend erhoben. Kurz ebbten die Diskussionen ab, da rief jemand: "das ist ja wohl 'ne sau harte Strafe!", worauf eine Priesterin nun ihre Stimme erhob: "Es ist entschieden, wir werden sie zu einem anderen Stamm schicken." - "Wir können sie wohl kaum alleine gehen lassen!", kam als Antwort. Die Priesterin atmete kurz durch und ließ sich weiter darauf ein: "Sie ist 25, sie wird klarkommen!" - "Sie ist 34 und wir können hier doch nicht auf sie verzichten!".. Hilfesuchend wandte die Priesterin ihren Blick zur Häuptling. Diese seufzte und rieb sich die Stirn. Diese Stimme aus der Menge, sie kam ihr nur zu bekannt vor.
"Urraca, lass das. Du warst zu diesem Treffen gar nicht eingeladen."
Damit erhob sich Urraca wie eine aufblühende Blume hinter einer sitzenden Schwester, verneigte sich wie eine Bardin nach einem Lied - zur Verärgerung der Häuptling klatschten und kicherten sogar einige darauf - und verließ das viel, viel zu warme Zelt.
"Wer hat sie geboren, von der sie diese sture Art und die Unfähigkeit, irgendetwas ernst zu nehmen, hat?", flüsterte sie einer Priesterin zu.
"Du", kam als knappe Antwort.
Die Häuptling hatte das befürchtet, aber es erklärte doch so einiges. "Ja gut", wandte sie sich dann an alle, "Morgen findet die Verabschiedung statt."
Und damit konnte sie dieses Kapitel endlich schließen.