Das Ritual

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Zizou
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Das Ritual

Beitrag von Zizou »

Es war schon spät am Abend und die Nacht brach über Ansilon herein. Die Straßen waren leer und nur vereinzelt flackerte noch etwas Licht in den Häusern und Gassen....

... so wie im Keller des Heilers in Ansilon...
 
Das Ritual war beendet und man konnte deutlich erkennen, wie die Anspannung in Ihm nachließ und er sich langsam aber sicher wieder entspannte. Im Vergleich zu den anderen Magiern war dieser Akt des Rituals durchaus anstrengend für ihn, jedoch hätte er alles dafür getan, um sich diesen Umstand niemals anmerken zu lassen. Immerhin war ihm diese Tatsache selbst ein brennender Dorn im Auge...

.... Das Ritual war beendet und was blieb waren die verkohlten Reste von den Knochen und dem Fleisch. Asche, sonst nichts.

Renyu blickte noch etwas verloren in den leeren Ritualkreis und in seinem Gesicht war deutlich zu erkennen, dass der junge Lehrling intensiv das zuvor erlebte überdachte. Die anderen Magier um ihn herum, welche sich bereits über die neuen Erkenntnisse austauschten und über die nächsten Schritte beratschlagten, nahm er für den Moment kaum wahr.
Immer wieder blitzten die Bilder vor seinem geistigen Auge auf, die Laute und die Schreie der Seele, so beklagend und voller Schmerzen, als ob sie den Tod noch einmal durchleben würde. Man hätte beinahe den Schmerz selber fühlen können....

Zum Beginn des Rituals versammelten sich die anwesenden Magier um den zuvor hergerichteten Ritualkreis. Ein Jeder der anwesenden Magier konzentrierte sich darauf, seine Magie gleichmäßig und wohl dosiert, in den Ritualkreis fließen zu lassen. Die Energie in dem Raum war gewaltig, mächtig und beinahe einschüchternd für jeden der sie spüren konnte. Es lag wortwörtlich eine knisternde Spannung in der Luft. Der Nekromant nutzte die gesammelte Energie im Kreis und mit den Worten der Macht in Kombination mit dem Namen des Opfers "Kal Wis Benette" gelang es ihm, die Seele der toten Wachfrau aus der Ebene der Gegangenen durch eine Öffnung in unsere Ebene zu rufen.

Das Ritual war geglückt.

Lucianus hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Wobei Renyu sich hier bei dem Gedanken ertappte, ob es für Lucianus wirklich um Arbeit handelte oder nicht doch eher um ein Vergnügen....
Renyu erinnerte sich an den Gesichtsausdruck von Lucianus als die beiden den Ritualkreis vorbereiteten. So voller Leidenschaft, Aufregung und ein bisschen Wahnsinn. Wie ein Maler der sein bestes Gemälde malte, so malte er mit dem Blut des Opfers das Pentagramm und den Schutzkreis auf den Boden. Wie ein Bildhauer der sein Lebenswerk aus Stein schlug, so platzierte er die Knochen und das Fleisch in dem Pentagramm. Wie ein Künstler der sein größtes Werk erschaffen würde, so voller Hingabe schuf er den Ritualkreis. Seine Begeisterung glich schon beinahe einer Obsession.

Aber das Ergebnis sprach ganz für sich. Dank der guten Arbeit des Nekromanten konnte die Seele herbeigerufen werden und Meister Davion konnte mit der Befragung beginnen.  Die Fragen waren simpel und doch erwies sich die Befragung der Seele als nicht ganz so einfach. Die Zeit war knapp, das aufrechterhalten des Ritualkreises erforderte Kraft und Konzentration und die Antworten der Seele waren alles andere als deutlich.
Nach einer kurzen Weile erkannte Meister Davion, dass die Seele zu aufgebracht war, um weitere Fragen zu beantworten. Immer wieder verfiel sie in die Erinnerung der Schmerzen und der Panik, welche sie in den Tod begleiteten. Aber dies war durchaus so zu erwarten.
Meister Davion erlöste die Seele letztendlich und lies sie wieder aus unserer Ebene entweichen, um nun endlich die letzte Ruhe zu finden. Immerhin war es ihm gelungen, ein paar neue Details zu erfahren.
 
...."Renyu, kümmere dich darum, dass dieser Ort binnen weniger Tage gesäubert wird und wieder von den Bürgern genutzt werden kann"... diese Worte rissen den jungen Lehrling aus seinen Gedanken und reflexartig richtete er den Blick gen Davion.
"Ja, natürlich. Ich werde mich darum kümmern" ... entgegnete er dem Meister und unterstrich seine Worte mit einem bekräftigendem Nicken.

Gleich am nächsten Morgen machte sich Renyu an die Arbeit. Er besorgte sich ein paar Eimer und ein großes Fass, Stofffetzen, eine Bürste zum schrubben und ein Stück Seife. So betrat er den Raum unterhalb des Heilergebäudes in Ansilon und stellte die mitgebrachten Utensilien neben sich ab.
Die Lederhandschuhe wurden sorgsam angelegt und eine alte Robe übergezogen. Wohl mit dem Wissen, dass er dieses Kleidungsstück nach der Arbeit nie wieder tragen könne.

Er verschaffte sich kurz einen Überblick und begann die großen Aschehaufen, welche zuvor noch die sterblichen Überreste der Frau waren, mit einem "Ort Por Ylem" in das große Fass zu bewegen. Als das Gröbste beseitigt war, machte er sich daran die Bürste in Wasser zu tunken und mit der Seife einzureiben.
So ging er nun in die Knie und begann die eingebrannte Asche vom Boden zu entfernen.

Natürlich hätte er sich der Magie bedienen können und die Arbeit wäre zügig erledigt gewesen.
Doch Renyu sah dies als eine Herausforderung an sich selbst. Magie hin oder her, dies war eine Lektion der Demut und niemals dürfte er sich eines Tages zu schade sein. Er wusste, der Erfolg eines jeden Unterfangens beginnt im Geiste. Ganz gleich um welche Aufgabe es sich handelte. Seine Entschlossenheit und die Stärke seines Willens würden entscheidend sein. Und in jeder Aufgabe lag die Herausforderung der Perfektion. Und nicht weniger lag in seinem Sinne. So begann der junge Lehrling beinahe meditativ den Boden zu schrubben. Zug um Zug war er bestrebt gleichmäßig die Bürste zu führen, beinahe in einem fließenden Rhythmus. In jeder seiner Bewegungen spiegelte sich die Ruhe und Besonnenheit seines Geistes wieder. Und so dauerte es eben die Zeit, die es brauchte, um den Dreck vollständig zu entfernen, die letzten Reste in der Tonne verschwinden zu lassen und den Raum so sauber wie nur eben möglich herzurichten.

Nachdem er alles entsorgt hatte, warf er nochmals einen letzten Blick auf seine Arbeit und nickte zufrieden. Nun war es an der Zeit, sich selbst ein Bad zu gönnen....
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