Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Rollenspielforum für Geschichten.
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Marleen Lamont
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Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Marleen Lamont »

«Freiheit»

Noch immer hallte das Wort voller Wut und Macht in ihren Gedanken nach. 
Ein Wort, das sie nie zu vernehmen gedacht hatte. Dafür zu leben und zu sterben war sie stets bereit gewesen. Dafür eine Gemeinschaft zu formen, zu stärken und vor Unheil zu bewahren. Den versprengten Kindern des Einen den rechten Weg zu weisen, um sie in ferner Zukunft dazu zu befähigen, ihren Gebieter, ihren Schöpfer und Gönner in die Freiheit zu führen. Dass sie selbst dabei sein sollte, wenn ihr Schöpfer seine Ketten sprengte und das Gefängnis der falschen Schlange zerstörte, war für sie unbegreiflich, gar aberwitzig.

Sie konnte ihre Gefühle noch nicht einordnen. Ihr war zum Lachen, aber auch zum Weinen zumute. Am liebsten hätte sie diese Kunde über das ganze Land hinausgeschrien, aber sie fürchtete, das würde die Schlangenknechte auf den Plan rufen, die sich voller Missgunst erneut an den Kindern des Einen vergreifen würden, bevor der Eine genug Kraft regenerieren konnte, um sie alle zu beschützen. Sie wollte mit den ihren feiern und gleichzeitig in der nächsten Kaschemme ein großes Blutbad veranstalten. Ein einziges Mal wollte sie rasten, und doch war sie voller Tatendrang. Was folgte nun? Ein großer Rachekrieg voller Zerstörung? Oder erst einmal ein Durchatmen, ein Sammeln der Kräfte und dann endlich ein besonnenes Vorgehen gegen den falschen Bruder?

In ihren Gedanken formte sich erneut das Bildnis eines lebendigen Schattens, der die groben Umrisse eines Drachen trug. Seine Augen blickten voller Tiefe und rotglühend vor Hass über die Gestalten hinweg, die sich vor ihm erniedrigten. Klein waren sie im Vergleich zu seiner Macht und Größe - und doch waren sie an ihren Insignien und Eigenheiten auszumachen: Die vier Winde waren zusammengekommen und auch sie badeten in SEINER Macht, schienen ungleich mächtiger als zuvor. Die Tausenden und Abertausenden Dämonen hinter ihnen waren nur noch durch ihre schiere Masse beeindruckend. Im Vergleich zu den Vorderen haftete ihnen nichts sonderlich Bedeutsames an.

Die Vision der verfallenen roten Stadt versetzte ihr einen Stich, aber was waren diese trockenen Steine schon wert angesichts des Paradieses, das ihnen winkte? Ein unbekannter Weg lag vor den Menschen, die sich aufmachen würden, um dieses neue Surom zu finden oder zu erbauen. Sie waren jetzt fest entschlossen, alles hinter sich zu lassen und diesen neuen Pfad zu beschreiten. Wie dieser Weg im Einzelnen aussehen würde, lag noch völlig im Dunkeln. Würden die Priester eine neue Weisung erhalten? Oder sollten sie einfach losziehen – ganz gleich wohin und wie? Sicher wahr: Jeder Priester und Wächter des Namenlosen hatte diese Vision empfangen und würde das neue Ziel anvisieren. Dem Aufblühen des alten Reiches stand nichts mehr im Wege.

 *tropf*

Die rote Priesterin hörte auf, in ihrem fensterlosen Klosterzimmer auf und ab zu gehen. Ihr Blick suchte nach der Quelle des Geräusches und fand schließlich eine Pfütze auf dem Boden. Offenbar war das Dach den gewaltigen Regenmengen nicht gewachsen. Missmutig schürzte sie die Lippen.

Nichts, außer so etwas völlig Banales wie der Regen, der bald die Ernte des Landes vernichten und die Menschen vor Hunger zu Tieren machen würde. Oder stinkende Orks, die entlang der Versorgungswege lauerten und dadurch die Versorgungslage verschärften.

Murrend begab sie sich an ihren Schreibtisch und nahm ein leeres Pergament vom Stapel. Es musste so vieles organisiert werden, und da Nalveroths Statthalterin sich sang- und klanglos aus dem Staub gemacht hatte, blieb auch das noch an der Priesterin hängen…
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Sorsha von S.
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Versorgung

Beitrag von Sorsha von S. »

Endlich ging es voran..., die Starre, die die Dienerschaft in den Tagen nach der Schlacht an der Wettermaschien ergriffen hatte schien zu Ende… dabei war es DAS Ereignis gewesen, für das die meisten der Wächter und Priester schon seit gefühlt ewigen Zeiten hingearbeitet hatten und auch ihr Leben dafür gegeben hätten, doch jetzt wo es Realität war, fiel es vielen schwer ihrer gewohnten Routine nachzugehen, ja manche wirkten regelrecht orientierungslos.
Deshalb war sie froh als sie mit Marleen und Sejin nach der Bitte um ein Gespräch im Rathaus eine spontane Lagebesprechung durchführten zu der sich im Verlaufe auch Savaen gesellte.

Nach dem Zusammentreffen kehrte sie umgehend nach Hause und begann das Besprochene in die Wege zu leiten. Das Wichtigste war die Versorgung der Gläubigen, sei es für die nächste Zeit des Wartens oder dann, sollten sie gezwungen sein, die Reise anzutreten, wohin sie auch immer führen sollte.

Das Wasserreservoir musste geschützt werden, hierfür würde sie und Nighean versuchen das Schutzkonzept, welches sich als derzeit zu problematisch für eine belebte Stadt herausgestellt hatte und dessen Überarbeitung die Zeit nicht zuließ, für den Schutz des Wassers und für den noch einzurichtenden Kornspeicher umzuarbeiten. Der Kornspeicher… hierfür würde der bisherige Standort des Alchemisten und des Schreibers herhalten müssen. Seine Lage war prädestiniert dafür, direkt neben der Stadtverwaltung, von drei Seiten von Felsen umgeben, bot dieser wenig Angriffsfläche. Sie hatte von Marleen die Befugnis erhalten die dortigen Verkäufer auf den Marktplatz umzusiedeln.
Als letztes setzte sie einen Brief an Dulgat auf, dessen handwerkliche Fähigkeiten wurden wieder einmal benötigt….
Sorsha von Schwarzenfels
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Sejin
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Re: Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Sejin »

Kaum war das letzte Wort gesprochen brach Sejin auf.
Die Versorgung muss sichergestellt sein, keiner wird sich ausruhen können. Zuviel steht den Dienern des Namenlosen bevor.

Eilige Schritte auf die Felder im Westen folgen. Alle Menschen auf den Feldern waren ähnlich beseelt wie der Priester selbst. Kaum einer hätte sich träumen lassen, zeuge dieses Ereignisses zu werden. Und so malochten sie auch. Kaum eine Pause gönnten die Bauern sich. Die sähten, ernteten und gruben was das Zeug hielt. Sejin Worte, sich auf haltbare Lebensmittel zu konzentrieren, wurde ohne jegliches Klagen angenommen. Kistenweise Lebensmittel wurden bereits von den fleissigen Helfern in das Kloster getragen.

Die nächsten Worte wendete Sejin an die Jäger im Umland der roten Stadt. Sie sollten Fische und Fleisch besorgen, haltbar machen und ordentlich und trocken verstauen. Und auch dieser Auftrag wurde von allen entgegen genommen. 

"Die eiserne Faust soll zusammenstehen"- dachte Sejin immer wieder zu sich selbst. Und das Tat sie in dieser Zeit mehr denn je. Alle waren wichtig. Die einfachen Bauern, die Jäger, die Wächter. Alle wirkten gemeinsam. Der Zusammenhalt in dieser Stadt war angesichts des Momentes der Freude aber auch im Angesicht der schweren Aufgaben in der Zukunft größer denn je.

Die Gläubigen zu einen, sie zusammen zu führen und in Sicherheit zu wissen. Ein weiteres Ziel auf der Agenda des Priesters. Und das was zusammenwächst, fühlte sich wirklich gut an.
 
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Luca Blightshield
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Re: Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Luca Blightshield »

Sejin saß in den späten Abendstunden auf einer schlichten Bank in Navelroth, während das sanfte Mondlicht den Ort in ein gedämpftes Leuchten tauchte. Gehüllt in dunkle Gewänder verharrte er geduldig und wartete auf den bevorstehenden Moment.

Kurze Zeit später betrat Luca Blightshield die Szene, ein imposanter Wächter von beeindruckender Statur, gekleidet in schwere Rüstung und mit kräftigen Schultern. Als er den Platz erreichte, nahm er respektvoll seinen Helm ab und sprach mit tiefer Stimme: "Eure Heiligkeit, Ihr habt nach mir gerufen."

Sejin erhob sich langsam von der Bank und näherte sich Luca. "Luca Blightshield, Eure Treue und Stärke sind weithin bekannt. Ich habe eine Aufgabe von höchster Bedeutung für Euch."
Luca lauschte aufmerksam, während Sejin ihm den Auftrag übermittelte. "Luca, Ihr seid auserwählt, über die kostbaren Wasserressourcen unserer Stadt zu wachen. Sie sind von unschätzbarem Wert und müssen vor jeglicher Gefahr geschützt werden."

Entschlossen nickte Luca Blightshield und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Wasserressourcen, die sich am Rande der Stadt erstreckten.
 
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Sorsha von S.
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Es galt die Resourcen zu schützen...

Beitrag von Sorsha von S. »

Die Vorbereitungen verliefen gut, die Absprachen, die sie getroffen hatten, sorgten für einen reibungslosen Ablauf.
Dulgat, den sie wegen des Schreins, aber auch wegen des zukünftigen Kornspeichers nach Nalveroth geladen hatte,
bestätigte, dass lediglich ein Aufbringen einer Drainage auf dem Dach nötig wäre, um den Inhalt des Speichers vor
eindringender Feuchtigkeit zu schützen. Auch das Versprechen, welches Reyna und sie der dunklen Mutter gegeben hatten,
könnte bald vollendet werden.


Als nächste Punkte auf der Liste mussten noch die Filtereinrichtung am Ablauf des Reservoirs installiert werden,
eine Konstruktion aus Sand und Kohle, um das Wasser so rein wie möglich in vorgefertigte Fässer füllen zu können,
die dann ebenfalls im Turm eingelagert werden sollten.


Doch damit alles sicher für Zugriffe von außen war, hatten Nighean und sie sich einen magischen Schutz ersonnen,
der den Turm schützen sollte. Hierzu würden sie in den nächsten Tagen einen kleinen Ausflug machen, die eine essentielle Komponente,
auf die sie Marleen aufmerksam gemacht hatte, zu sichern. Jetzt war es aber das Wichtigste den Ring für Agroniam zu schmieden
um sein Befinden zu verbessern…
Sorsha von Schwarzenfels
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Sorsha von S.
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Re: Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Sorsha von S. »

Der Turm, der bis vor kurzem noch den Reagenzien-Verkäufer und Gelehrten Nalveroths beherbergte war mittlerweile leergeräumt worden und von Dulgat soweit instandgesetzt, das Dach verstärkt und abgedichtet, um ein Verderben der Lebensmittel zu verhinden.  Er füllte sich jetzt langsam mit Vorräten in Form von Getreide, Mehl, Wasserfässern und anderen lagerfähigen Lebensmitteln

Noch war der Bedarf sicher nicht gedeckt, den sie benötigen würden, doch es war ein guter Anfang, vor allem wenn man bedachte, das die Beschaffung jetzt, wo immer mehr Ereignisse auf die bevorstehende Katastrophe hinwiesen, nicht einfacher werden würden.
Wichtig war es jetzt, das Lager zu sichern, deshalb machte sie sich daran die schon im Vorfeld hergestellten Runen zu installieren,
dann mussten sie nur noch um die Energieversorgung kümmern...
Sorsha von Schwarzenfels
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Sorsha von S.
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Der Wahnsinn nimmt seinen Lauf

Beitrag von Sorsha von S. »

Balthasars gesprochene Warnung nach der erneuten  Niederlage gegen die Orken ließ ihr keine Ruhe
Sollten diese Kreaturen wirklich, trotz der Gefahr durch Ziron ihre Kräfte statt auf diesen zu fokussieren, die Rote Stadt angreifen? Balthasar war viel zuzutrauen, um die Menschen zu beeinflussen, doch in diesem Falle gäbe es hierfür keine plausible Erklärung. 

Sie musste dies mit Sejin besprechen und so machte sie sich auf zu seinem neuen Domizil. Sie war erleichtert, das er ihre Befürchtungen ernst nahm und so sattelten sie auf und machten einen Ausritt ins Umland der Roten Stadt.

Nach reiflichen Überlegungen kamen sie überein, einen Ring aus Sprengfallen in einem größeren Umkreis um die Stadt zu installieren  und auch der Untergrund würde durch gezielte Sprengungen so präpariert werden, das ein Vorrücken auf die Rote Stadt wohl erschwert werden würde. 

Doch all dies musste sie ihren Brüder und Schwestern überlassen, sie hatte andere Pläne...
Sorsha von Schwarzenfels
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Marleen Lamont
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Re: Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Marleen Lamont »

Es grenzte an ein Wunder, dass sich die Verteidiger der Stadt in den engen Gassen und Gängen Sold'Orrbs nicht gegenseitig erstochen, erschossen oder in Flammen gesteckt hatten. 
Von einer geordneten Schlachtformation konnte nur selten einmal die Rede gewesen sein. Zu wenig Zeit der Vorbereitung hatte es gegeben, zu unabgestimmt waren die einzelnen Gruppierungen. Dunkelelfen, Magier, Orks, Wächter und noch einige Einzelpersonen kämpften irgendwie nebeneinander gegen die Ungetüme Zirons.
Lediglich die Hohe Priesterin der Dunkelelfen Mizrae und der Priester des Namenlosen Sejin hatten im Vorfeld offenbar ein Manöver besprochen: Ein Ausfall, der im ersten Moment sogar erfolgversprechend schien. Die Angreifer waren in die Stadt eingedrungen und die gesammelten Truppen der Verteidiger hatten sich mittels einer Höllenpforte durch den Abgrund vor die Stadt gesetzt und gingen den Feind nun von hinten an. Vormals in der Enge der Stadt eingekesselt, hatten sie nun den Vorteil auf ihrer Seite, die Figuren Zirons von außen zu bedrängen und in der verwinkelten Stadt einzukesseln.

Doch so wie sie weiter in die Stadt vordrangen, gestaltete sich das Schlachtfeld erneut unübersichtlicher. Zudem schien Ziron ein unbegrenztes Heer an untoten Drachen, Maschinen und modrigen Schützen zu befehligen. Schon bald waren sie erneut in Bedrängnis: Konstrukte stampften unermüdlich über Gefallene hinweg durch die engen Gassen und Gänge; untote Drachen kletterten über die Felsen und Gebäude und sprangen von oben auf die Verteidiger hinab. Gefallene und Verwundete beider Seiten machten das Schlachtfeld noch unwegsamer – Fleisch, Knochen, Maschinenteile vermischten sich zu einer inhomogenen Masse, wenn die Konstrukte und Reitechsen über sie stampften. Die Dunkelelfen hatten stückweise die Zugänge zur Stadt gesprengt, um den Zustrom an Gegnern zu begrenzen, doch es genügte nicht. Meter für Meter verloren die Verteidiger an Boden und Mitstreitern. 
Schließlich verschanzten sie sich hinter der letzten Mauer, weit im hinteren Teil der Stadt. Die Ilharess wechselte mit den Anführern jeder Gruppierung die notwendigen Worte und man trat den geordneten Rückzug an.
 
"Wir akzeptieren die Prüfung der Göttin. Wir werden ein neues Netz spinnen."
Die Worte Mizraes verhallten in Marleens Gedanken. 
Waren alle Anstrengungen und Opfer also vergebens gewesen? War es ein Fehler gewesen, die Diener in einen Kampf zu schicken, der nicht unbedingt der ihre war?
Brodelnde Wut kroch ihr in die Brust, sie musste tief durchatmen. Wo zur Hölle waren der Baron de Surom und die vier Winde gewesen? Weder der Erste Wächter des Einen noch die höchsten Diener des Namenlosen waren in Erscheinung getreten. War es nicht der Auftrag der Dienerschaft gewesen, den Untotenfürst aufzuspüren? Hatten sie dies etwa nicht erfüllt? Wo war A'groniam gewesen, als es um die Kriegsbesprechung ging? Wo war er gewesen, als Ziron sich gezeigt hatte – um ihn zur Strecke zu bringen, wie er es wohl höchstselbst tun wollte?

Missmutig pulte sie sich einen Metallsplitter aus dem Oberarm. Sie hatten nicht nur die Schlacht nicht gewonnen, das ganze hatte obendrein auch wenig Spaß gemacht. Keine Gegner, die sich vor Schmerzen in Agonie wanden und schreiend davon krochen, kein weiches, warmes Fleisch, das sich blutend vor Krallen und Klingen teilte, keine zuerst zornes- dann angsterfüllten Augen, in deren Blicken man baden konnte – einfach nur harte, metallische, knochige oder gar seelenlose Dinger, denen es egal war, ob sie nun tot oder untot waren und die einfach so lange funktionierten, bis sie nicht mehr taten. Eine mechanische Schlacht, die nur einseitig von Gefühlen erfüllt war. Wenn sie wenigstens gewonnen hätten, wäre diese noch akzeptabel gewesen, aber so… 
Die rote Priesterin schnaubte, legte den herausgelösten Metallsplitter auf der steinernen Tischplatte vor sich ab und drückte die Innenfläche der rechten Klaue auf die nun blutende Wunde am Oberarm. Für einen Moment schloss sie die Augen und ließ die Macht des Namenlosen in den verletzten Bereich fließen. Als sie die Hand wieder herunter nahm, war die Wunde zumindest oberflächlich verschlossen und ähnelte einer ziemlich frischen Narbe. Gedankenverloren fuhr sie mit der Zunge über ihre blutigen Finger.

Zumindest konnten sie in einem kleinen Nebenscharmützel noch etwas von diesen türkisen Kristallkram sammeln. Endlich ein Stohhalm, der ihnen helfen könnte, ihre Vorräte für die lange Reise zu sichern. Doch… nach dem Vorstoß des Untotenfürsten in die Stadt der Dunkelelfen zweifelte Marleen an der Sicherheit ebenjener Vorräte innerhalb der Stadtmauern Nalveroths.
Er nahm sich systematisch die Städte vor und die Dienerschaft würde nicht mehr für Nalveroth kämpfen. Ihr neues Surom lag andernorts. Warum nur erhielten die Priester keine weiteren Anweisungen von ihrem Gebieter? Sollten sie einfach ihre Sachen packen und mit einer Karawane voller wehrloser Bürger aus Nalveroth ausziehen? Und wohin genau? Über die Berge? Über die See? Oder durch den Abgrund hindurch?

Ah... und sie hasste Menschen.
Sejin
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Re: Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Sejin »

Sein Schädel brummte. Die Eindrücke und Einschläge der letzten Schlacht bewegten sich vor seinen inneren Augen hin und her. Er hatte Treffer eingesteckt und ausgeteilt. Wurde vom Reittier geschlagen und fast zertrampelt. Zeitweise dem Ende vielleicht näher, als er für sich vorgesehen hatte. Und doch lebte er.

Was für surreale Situationen in den letzten Tagen doch geschehen sind. Gemeinsam mit Sorsha ritt er durch die Stadt der Drow. Die Ilharess an seiner Seite, ihre Kämpfer an seiner Seite. Beinahe harmonisch überblickten sie gemeinsam das kommende Schlachtfeld. Pläne wurden ausgeheckt, sogar die Flucht in die rote Stadt mit den Drow war geplant. Als hätte sie nie etwas getrennt. 
„Der Märtyrer will Zirons Kopf auf einem Pfahl vor dem neuen Surom stecken“- das waren seine Worte an die Drow. Der Priester hatte keine Zweifel den Auftrag des Erlösers anzugehen. 

Was für eine surreale Schlacht. Die Gegner beinahe nichts- was man sonst sieht. Dabei hatte Sejin recht viel gesehen. Metall, Blut, Knochen, untote Masse. Was auch immer Ziron da in seiner Truppe hatte, weder Sejin noch jemand seiner Leute sollte dieser Gruppe angehören. Drum galt nur ein Credo: nicht sterben. Und doch wäre es fast passiert. Irgendetwas hat Sejin von seiner Echse gerissen. Nicht genau wissend, was ihn da gerade erwischt hat, lag er nun im Staub in den Höhlen der Drow. Leicht benommen blickte er auf seine Reiechse, die in genau dem Moment von einem gewaltigen Konstrukt zermatscht wurde. Im Hintergrund die nächste surreale Szene. Der Häuptling der Orks- vor kurzem noch ein Feind stand Seite an Seite mit seinen Brüdern im Kampf gegen alles, was Ziron hervorholte. Wer auch immer aus diesem Kampftumult es nun ermöglicht hat, es war nicht Sejins letzter Tag unter den Lebenden. Der Namenlose hatte offenbar andere Pläne mit dem Priester.

Was für eine surreale Kapitulation. Die Drow akzeptierten die Niederlage gegen Zirons und seine Schergen. Die schiere Übermacht der Truppen des Erzlichs haben kein anderes Ergebnis zugelassen. Dabei hat Sejin noch das Versprechen von A’groniam an Ziron weitergegeben. Er wird sich den Kopf von Ziron holen. Es ist nur eine Frage der Zeit.

Sein Schädel brummt noch immer. Der Blick ins Leere in seinen asketischen Garten am Rande der roten Stadt. Das alles hier ist bald weg. Es fragt sich nur wann. 
Wohin die Reise mit seinen Brüdern und Schwestern geht ist ungewiss. Der erste Wächter hat seine Pläne geäußert. Das neue Surom wird prächtiger und schöner als alles andere, was je bekannt war. Die Dienerschaft darf keine Zeit mehr verlieren. Vielleicht ist Nalveroth das nächste Ziel. Vielleicht Silberburg. Ungewissheit auf vielen Ebenen. Nur eins ist sicher. Der Namenlose prüft seine Diener immer und immer wieder. Und sie werden es überstehen- so der dunkele Vater es mit ihnen allen vorsieht.
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Ruho
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Re: Ein neues Zeitalter ... und so viel zu tun!

Beitrag von Ruho »

Eine Unzahl an Monden waren vergangen. Man vergisst die Welt beinah aus irdischen Augen zu sehen,
wenn man bereits solange die Welt und ihr Geschehen aus einem göttlich gegebenen Geschenk heraus betrachtet. 
Er sah viel, aus verschiedenen Perspektiven, zu verschiedenen Anlässen.
Seien es Träume, Visionen, Prophezeiungen oder die schieren Möglichkeiten, die Astaroths Augen ihm offenbarten.
Oft wirkten wichtige weltliche Ereignisse nur banal, wenn man sie in den Kontrast der großen Sache stellte.
Politik, weltliches Machtstreben, oder Kriege waren vergänglich und er hielt es nicht für Nötig einzugreifen.

Doch etwas hatte sich geändert.

Die Dienerschaft hatte es geschafft, ohne sein Bei tun, ohne seine Anwesenheit. Es war nicht sein Schicksal, das hatte er bereits begriffen, seine Aufgabe war eine Andere.

Der erste Wächter wurde wiedergeboren und wandelte nun als Vorbote auf dieser Welt. Ein Freudentag mit bitterem Beigeschmack. Lange Zeit ging er davon aus, diese Rolle inne zu haben, die der Namenlose nun an Agroniam gab. 

Nachdem Asmodan ihn vor einigen Jahren wieder zurück auf die neue Welt gebracht hatte, war er der festen Überzeugung,
dass ER etwas mit ihm vor hatte und es nicht grundlos war, weswegen er diesen Körper zurück erhielt. 

Jeder Körper schien nur eine Hülle, die er über die Jahre gelernt hatte, wie Roben überzuziehen und zu wechseln. Belials Geschenk war schon immer ein sehr mächtiges Werkzeug. 
Agroniams Rückkehr war nicht der einzige Erfolg seiner Glaubensbrüder und Schwestern.

ER war frei, Asmodan ohne Ketten, der einzig Wahre erhob sich.
Das Ziel, welches er schon solange verfolgte, lehrte, prophezeite, war endlich gekommen.

Er konnte sich nicht mehr an die Welt erinnern, ohne diesen Gedanken, ohne dieses Ziel in seinem Kopf.
Und nun war die Zeit also gekommen, unendliche Freude müsste die Konsequenz sein, doch schien diese nur ein kurzes
Aufflackern einer fast erloschenen Flamme zu sein.
Hatte er vergessen wie Freude sich anfühlte, konnte er überhaupt noch so etwas empfinden oder war es einfach die Leere die nun Platzhalter für Alles war?

Das Ziel war erreicht, nun galt es zu warten. Warten auf Zeichen, verharren auf Visionen, auf einen Weg, auf ein neues Ziel.
Auch bei der Befreiung Asmodans hatte er seine Finger nicht im Spiel.
Zumindest nicht für den Moment, zumindest nicht bei diesem letzten Erfolg.  
Doch war es wirklich ein Erfolg oder nur ein Zufall? Eine beiläufige Konsequenz aus dem Machtstreben einer anderen Entität.
Er kannte die Antworten auf diese Fragen nicht und auch sein Gott hatte ihm keine Zeichen zu deuten gegeben, wie er mit diesen umzugehen hatte. 

War es sein großer Plan?  
War Ziron ein Diener seines Gottes oder nur eine überhebliche Lichgestalt, die sich im Chaos suhlte. Lang hielt er still und beobachtete,
selbst als Agroniam zurückkehrte, wartete er ab, bis er berufen werden würde.
Der erste Wächter schien die Dienerschaft gegen Ziron zu mobilisieren.
Wenn Agroniam den Lich als Feind ansah, so nahm er an, würde es aus SEINEM Willen heraus geschehen.

Doch tat er das wirklich?

Ohne Zweifel, Agroniam war der erste Wächter, eine Säule des Glaubens, eine gar heilige Persönlichkeit,
doch war er eben nur das, ein Wächter. Sein ganzes Leben lang, dienten die Wächter an seiner Seite. 
Sie stellten Schwert und Schild dar, sie waren schon immer ein äußerst wichtiger Aspekt in der Struktur des Glaubens.
Den größten Teil seines irdischen Lebens gab er ihnen Macht, stattet sie wie ein Katalysator mit SEINER Macht aus.
Neben weltlichen Rüstungen und Waffen, erhielten sie durch ihn und seine Brüder und Schwestern aus dem Klerus,
göttliche Kampfkraft und den Harnisch ihres Gottes. Ein Wächter, der Kämpfer aus der Gunst seines Gottes heraus geboren.
Eben ein Krieger, um zu dienen, mit seiner Klinge ,dem Ziel ein Stück näher zu kommen. Aber was wenn das Ziel bereits erklommen war?

ER würde ihm ein Zeichen geben. 

Visionen:

"Er sah den Untergang, er fühlte Tod und Verderben. Verzerrte Gesichter, Schreie in der Dunkelheit, Feuer, mechanisches Knirschen und Klirren. Dunkelfische Glieder verteilt auf dem Boden, orkische Kampfschreie, die roten Mäntel der Wächter, das dämonische Anlitz der Wüstenfürstin, Blut, Schweiß, Tränen. "

Bilder und Emotionen, die möglicherweise wie ein ewig wirkender Alptraum in den Köpfen eines Jedermanns erscheinen würden. Auch für ihn, durch die Vergangenheit gegerbt und mit einer Bibliothek an Gräueltaten in seinem Erinnerungsschatz verborgen, müsste jene Vision, trotz allem ein Vorbote eines schrecklichen Ereignisses sein. 
Doch sollte es anders kommen. Wie eine neu entfachte Flamme, welche die Leere verschwinden ließ. 
Tief im Inneren spürte er Geborgenheit, wie ein wärmender Mantel in der kalten Nacht. Etwas Schreckliches würde geschehen, doch sie alle würden sicher sein, sie alle würden überleben. Keine Meinung, eine Klarheit offenbarte sich. Es musste der Lohn gewesen sein, all jene Jahre und Jahrzehnte an die Wahrheit geglaubt zu haben. 
Sie würden alle belohnt werden, an das Richtige geglaubt zu haben, vertraut zu haben, mit all jenen Steinen in  aller ihrer Wege. 
Er wusste nun was zu tun war, er musste diesem Gefühl nachgeben und musste diese Sicherheit an die Gläubigen weitertragen. 

"Er hörte das schreien eines Kindes, dann das Gesicht einer Mutter, ausgelaugt mit dem Zwiespalt von Stolz und Kraftlosigkeit in ihrem Blick."

Seit jeher war seine Anwesenheit wie ein schützender Mantel der Dunkelheit für jene, die einen Nutzen in SEINEN Augen hatten.
Zu lange hatte er gewartet und untätig zugesehen, nach einer Bedeutung suchend für etwas Höheres. 
Nun würde er zurück kehren, zu seiner Herde. Wenn nicht als Schäfer, dann zumindest als Hund der sie bewacht.  
All jene die sich der Herde auf dem Weg ins neu gelobte Land entgegen stellen würden, würden von nun an ,sich seiner Macht entgegen stellen müssen. 
Wem die Weitsicht fehlen würde, sich einem seiner Schützlinge auf dem Weg in die Zukunft entgegen zu stellen, sollte recht bald bewusst werden, welcher schier unendlichen Macht er sich freiwillig aussetzen müsse.

Die dämonische Fürstin der roten Stadt musste nun schon zu lange diese Last auf ihren Schultern tragen, während er fort war. Sie war zwar nicht  gänzlich alleine, dennoch trug sie schon mehr als eine Ewigkeit den Orden der Dienerschaft durch die Zeiten. 
Als er einst berufen wurde, fiel es ihm nicht schwer diese Welt zu verlassen, in dem Wissen, dass sein Schüler nachrücken würde. Doch was einst vielversprechend erschien, sollte eine Enttäuschung werden. Jener scheiterte und so nahm er sich nach seinem Ableben, das Geschenk, was ihm einst gegeben wurde, wieder zurück. Ohne die einstige Wächterin wäre der Orden möglicherweise nicht mehr vorhanden. Hatte man ihr je dafür gedankt?

Die Herde war nun größer, viele für ihn neue Gesichter. Einige sah er in Träumen, andere hatte er schon mehr als einmal unter Astaroths Blick begutachtet. 
Viele hatten Potenzial und gerade die führenden Fäden Spinner innerhalb der Dienerschaft waren wohlmöglich ausschlaggebend für die Befreiung. 
Strategen, neue Dogmen, vergangenes Wissen in neuen Verständen.
Die Zeit der Ruhe war nun vorüber, die Suche nach Antworten würde nun auf anderen Wegen geschehen und all jene die sich ihm oder der Wahrheit in den Weg stellen würden, würde er mit den Flammen des Abgrunds geißeln. 

Der erste Wächter hatte eine weltliche Mutter, die Dienerschaft war ihre Familie und nun sollten sie alle einen zornigen Schutzgeist erhalten. 

Viele unerwartete Besuche würden folgen ...
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