[Charstory] Auf zu neuen Ufern

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Elnora Mevitt
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[Charstory] Auf zu neuen Ufern

Beitrag von Elnora Mevitt »

Vor 14 Sommern…
Die Sonne strahlte warm vom Himmel und das Gras wiegte sanft im Wind. Elnora fand sich mit Pfeil und Bogen dort wieder. Sie legte den Pfeil behutsam auf die Sehne ihres Bogens und spannte sie mit einer sachten Handbewegung. Ihre blauen Augen starrten konzentriert auf die Zielscheibe, die ruhig im grünen Gras vor ihr stand.
Plötzlich erklang neben ihr eine rauchige Stimme. "Gut! Atme ruhiger und konzentriere dich auf das Ziel", hörte Elnora die Worte. Ihr Herz schlug schneller, während sie die Sehne gespannt hielt. In dem entscheidenden Moment, als sie sich sicher fühlte, ließ sie die Sehne los und der Pfeil flog durch die Luft, eine Handbreit über die Zielscheibe hinweg.
Ein lauthalses Fluchen entfuhr Elnora. "So ein Dreck, verdammt!" Frustriert zog sie einen neuen Pfeil aus dem Köcher. Die rauchige Stimme neben ihr entgegnete mit einer Mischung aus Tadel und Strenge: "Konzentriere dich."
Elnora spannte erneut den Pfeil, dieses Mal energischer, und visierte das Ziel an. Doch auch dieser Pfeil flog fröhlich über die Zielscheibe hinweg. Gerade als Elnora verärgert nach einem weiteren Pfeil greifen wollte, wurde sie von der Seite unterbrochen. "Das reicht", erklang eine Stimme.
"Ich will es nochmal versuchen", entgegnete Elnora, doch die rauchige Stimme fiel ihr ins Wort. "Nein, es reicht!" Frustriert warf das Mädchen den Bogen zu Boden. "Du bist einfach nicht bei der Sache, Kind, und verschwendest gute Pfeile."
Eine Stille legte sich über den Ort, nur unterbrochen vom Flackern des Wappens im Wind. Das Wappen zeigte einen schwarzen Hintergrund, auf dem ein rotbrauner Fuchs prangte. Über dem Fuchs erstreckten sich eine Klinge auf der rechten Seite und ein Bogen auf der linken Seite, als bildeten sie ein Spitzdach über dem Fuchs.
"Diese Pfeile sind das Letzte", schimpfte das Mädchen, doch plötzlich trat die Gestalt, die bisher nur von der Seite mit Elnora gesprochen hatte, in ihren Blick. Der Mann hatte weißes, schimmerndes Haar, das sein faltenübersätes Gesicht zierte. Seine Augen waren stahlgrau und wirkten hart und durchdringend, als wäre er in seinen besten Lebensjahren. Wortlos hob er Elnoras Bogen vom Boden auf, zog grob einen Pfeil aus ihrem Köcher und schoss ihn mit einer fließenden Bewegung auf die Zielscheibe. Der Pfeil traf genau in die Mitte.
Elnora war beeindruckt, aber zugleich ärgerte es sie, dass ihr Mentor beim ersten Schuss den Pfeil versenkte. Marsan Horsian, so war der alte Mann bekannt, warf den Bogen zurück zu ihr, den sie gerade noch rechtzeitig überrascht auffangen konnte. Trocken und mit rauchiger Stimme sagte er: "Die Pfeile sind nur so gut wie der Schütze, Elnora. Du wirst zum Sonnenaufgang wieder üben."

Heute….
Inmitten der Berge, grunzte es laut. Schweres Gestampfe war zu vernehmen, als sich Oger ihren Weg bahnten. Das Ziel der Kriegerin in dunkler, blauer Rüstung war klar erkennbar. Ein grimmiger Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. Pfeile bohrten sich in das Fleisch der Oger, und mit einem lauten Brüllen zog die Kriegerin ihr Schwert, als die Oger gefährlich nahekamen. Sie stürzte sich auf ihre Feinde.
Als der Kampf vorüber war, suchte Elnora sorgfältig unter den Kadavern nach verwertbaren Gegenständen. Sie war bereits seit einiger Zeit in diesen Landen und hatte ihr früheres Leben als Söldnerin hinter sich gelassen, nach einer schicksalshaften Nacht. Obwohl sie nicht glaubte, dass sie lange hier verweilen würde, hatte sie im Laufe der letzten Monde neue Bekanntschaften geschlossen.
Da waren die freien Handwerker, denen sie sich als Anwärterin angeschlossen hatte. In der Zunft mangelte es an Kriegern, so glaubte Elnora es zumindest, und ihre Klinge sowie ihr Bogen waren der Zunftmeisterin Esme gerade recht gekommen. Die Ausrüstung, die Elnora noch von den Söldnern besaß, war äußerst dürftig. Doch mit Hilfe der Zunft konnte sie sich neu einkleiden.
Konzentriert nahm die Kriegerin ihre Umgebung wahr, als sich bereits die nächste Beute näherte. So sah ihr neues Leben aus, das aus einem ähnlichen Handwerk wie früher bestand, aber frei von den Ketten der Söldnergruppe war. Es war ein gutes Gefühl und entfachte ein neues Feuer in ihr, das sie den Ogern spüren lassen würde.
Doch nicht nur nahenden Ogern ließen ihr Blut wohlig brennen. Es war die Erwartung auf jene Abenteuer, die vor ihr lagen. Nach einer langen Zeit hatte sie endlich das Gefühl, das sie eine Chance hätte in ihrem Leben etwas zu finden das ihr endlich die Zufriedenheit geben würde, nach der sie sich sehnte.
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