Im Wandel der Zeit

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Sloan
Beiträge: 334
Registriert: 18 Sep 2020, 08:40
Has thanked: 259 times
Been thanked: 168 times

Im Wandel der Zeit

Beitrag von Sloan »

In vielerlei Hinsicht könnte es sich lohnen, die Ereignisse der Vergangenheit, der Gegenwart und einer möglichen Zukunft aufzuschreiben. Auch wenn ich mich frage, wer diese Zeilen je zu lesen bekommt. Aber auch das ist eine Frage, auf die ich jetzt noch keine Antwort habe und die ebenso unwichtig ist.
Deutlich spüre ich, wie wir auf einen 'Höhepunkt' zu steuern. Ich kann fühlen, wie sich die Zeit in mir zusammen zu ziehen scheint und ich fürchte, sie wird sich eines nicht allzu fernen Tages eruptiv wieder ausdehnen.

Aidan. Mein geliebter Aidan. Denke ich an ihn, ist Vieles voller Schmerz und zugleich habe ich versprochen, die letzte Zeit zu genießen. Dennoch frage ich mich, ob ich das Versprechen nicht viel zu leicht dahin gesagt habe, denn wie soll man - wie soll ich - eine Zeit genießen, die einem tagtäglich das 'Vergehen' eines geliebten Menschen gnadenlos und ohne wohlwollend verhüllende Nebel, vor Augen führt?

 
Bild

 
Ich ließ meine Liebe lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß;
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben,
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Fortgehen, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...

Seit mich meine Liebe nicht mehr begleitet,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, -
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die trauernden Hände halten -
seit mich meine Liebe nicht mehr bewacht.
Frei nach Rilke

Benutzeravatar
Sloan
Beiträge: 334
Registriert: 18 Sep 2020, 08:40
Has thanked: 259 times
Been thanked: 168 times

Re: Im Wandel der Zeit

Beitrag von Sloan »

All der Kummer und die ständige Sorge um Aidan, haben mich immer wieder darüber nachdenken lassen, was mir eigentlich die Kraft gibt durchzuhalten und nicht einfach alles hinzu werfen. Auch wenn ich manchmal den Drang verspüre, allem den Rücken zu kehren, so bleibe ich doch und halte unerschütterlich an der Hoffnung fest, dass letztlich alles gut werden wird.
Natürlich ist es mein Glaube, der mich trägt. Er ist ein wichtiger Bestandteil meiner selbst. Und es sind die Menschen, denen ich begegne, die mir Kraft geben.

Fenria. Niemals hätte ich geglaubt, doch noch einmal die Geborgenheit einer Mutter und sogar einer ganzen Familie zu erleben. Aber Fenria hat mir vom ersten Tag an, das Gefühl gegeben, wichtig zu sein und in ihrer klugen Weisheit, hat sie ihr Wissen mit mir geteilt. Mich manches Mal gefordert und dann und wann musste ich hart gegen mich selbst kämpfen, aber immer war da diese warme Zugewandtheit, wie ich sie nur bei Fenria entdeckt habe. Ich möchte ihre Persönlichkeit fast schillernd nennen, so  viele Eigenschaften sind in ihr beheimatet. Auf der einen Seite ist sie ein Ritter, scheut sich nicht, anderen die Nasenbeine zu zerschmettern, sie übernimmt unliebsame Aufgaben, ohne zu murren und erledigt, was zu erledigen ist. Ihre Leidensfähigkeit beeindruckt mich. Je länger ich mein Amt als Diplomatin ausübe, umso tiefer werden meine Einblicke in das politische Geschehen der Allianz und ich kann nicht behaupten, dass alles Gold ist was glänzt.
 
Bild


Und dann ist da die andere, die private Fenria. Eine Frau voller herzlicher Wärme, die stets für jeden ein offenes Ohr hat und die es liebt vor dem Kamin zu sitzen und Geschichten aus ihrem Leben zu erzählen. Und wenn Arken und Lenja auf ihrem Schoss sitzen, Pandor meine Schwester Mirja anhimmelt und ich Nusskeks um Nusskeks in mich stopfe, ja dann scheint meine Welt vollkommen in Ordnung zu sein und der Schmerz über den Verlust meiner Ziehtochter und ihrem unerklärlichen Vater, tritt einen Schritt in den Hintergrund.
 
Bild

 
Benutzeravatar
Sloan
Beiträge: 334
Registriert: 18 Sep 2020, 08:40
Has thanked: 259 times
Been thanked: 168 times

Re: Im Wandel der Zeit

Beitrag von Sloan »

Traum im Nebel

Bild

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Wesen,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Hoffnung, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
frei nach Hölderlin
Benutzeravatar
Sloan
Beiträge: 334
Registriert: 18 Sep 2020, 08:40
Has thanked: 259 times
Been thanked: 168 times

Re: Im Wandel der Zeit

Beitrag von Sloan »

Freundschaft für die Ewigkeit

Bild


Rings in schwesterlicher Stille
Lauscht die blühende Natur; 
Aus des kühnen Herzens Fülle 
Tönt des Freundes Stimme nur; 

Leise rauscht's im Nordenhain, 
Nie gefühlte Lüfte wehn, 
Wo in höhrem Sternenschein 
Wir das heitre Fest begehn.   

Ha! In süßem Wohlgefallen säuselt hier der Freude Schar, 
Abgeschiedne Freunde wallen lächelnd um den Moosaltar; 
Und der helle Schein brüderliches Auge lacht 
Froh wie wir in seinem Frieden, schöne feierliche Nacht!   

Heiliger und reiner tönte dieser Herzen Jubel nie, 
Unter Schwur und Kuss verschönte, Freundschaft! deine Milde sie; 
Zürne nicht der Wonne Zähren! 
Laß, o laß uns huldigen, Schönster von lichten Heeren 

Wo in seiner Abschiedsfeier Freundeslust der Geist genießt, 
Süßer, heiliger und freier Seel' in Seele sich ergießt, 
Wo ins Meer die Ströme rinnen, Singen bei der Pole Klang 
Wir der Freundschaft schönster herrlichster Triumphgesang.

Frei nach Hölderlin

Benutzeravatar
Sloan
Beiträge: 334
Registriert: 18 Sep 2020, 08:40
Has thanked: 259 times
Been thanked: 168 times

Re: Im Wandel der Zeit

Beitrag von Sloan »

Für die Tochter, die nie die meine war, es im Herzen aber bleibt. Für immer.

Tochter, was ich dir nie sagte, weil du die Worte noch nicht verstehen wirst, weil du noch jung bist,
vom  Alter her, deine Seele aber, umspannt jetzt schon die ganze Welt.


Bild

Lebe kein halbes Leben
und sterbe nicht einen halben Tod.
Wenn du dich für Stille entscheidest, dann sei still.
Wenn du sprichst, tu es, bis du fertig bist.
Wenn du akzeptierst, dann drücke es unverblümt aus,
Nicht maskieren.
Wenn du dich weigerst, dann sei dir darüber klar, 
Denn eine zweideutige Ablehnung ist nur eine schwache Akzeptanz.
Keine halbe Liebe akzeptieren.
Glaube nicht halb an den Herrn.
Träume nicht einen halben Traum.
Fantasiere nicht über halbe Hoffnungen.
Der halbe Weg bringt dich nirgendwo hin.
Du bist ein Ganzes, das existiert,
um ein Leben zu führen
kein Halbes. 

Frei nach Khalil Gibran
Benutzeravatar
Sloan
Beiträge: 334
Registriert: 18 Sep 2020, 08:40
Has thanked: 259 times
Been thanked: 168 times

Re: Im Wandel der Zeit

Beitrag von Sloan »

Bild

Bist du so müd, Bruder? Die Augen matt.
Ich will dich leise leiten
aus diesem Lärm, der längst auch mich verdross.
Wir werden wund im Zwange dieser Zeiten.
Schau, hinterm Wald, in dem wir schaudernd schreiten,
harrt schon der Abend wie des Herren Schloss.

Komm du mit mir, Rykkard. Es solls kein Morgen wissen,
und deiner Tapferkeit glimmt kein Licht im Haus.
Dein Mut geht wie ein Frühling durch die Lüfte.
Der Tag hat alle Hoffnung uns zerrissen, -
du aber, winde wieder einen Ankh daraus.
Frei nach Rilke


Antworten