Ereignisreich wäre ein guter Begriff, um Ar’drans bisheriges Leben in einem Wort zusammenzufassen. Wenngleich er viele schöne Momente in seinem Leben hatte, war die meiste Zeit doch eher geprägt von negativen Lebenserfahrungen. Manche davon sollten sein Leben für immer prägen.
Aufgewachsen in adligen Verhältnissen – in die sich seine Eltern zugegebenermassen lange vor seiner Geburt durch ihren Reichtum hineingekauft haben – genoss der junge Ar’dran ein relativ gutes Leben. Man lehrte ihn bereits schon seit Früh an vielerlei Dinge, angefangen beim richtigen Verhalten in der Anwesenheit hoher Tiere, über das Lesen und Schreiben, bis hin zum Tanzen. Doch das sollte nicht lange halten.
Es war ein Mondlauf nach Ar’drans 13. Geburtstag, als das Reich, in dem er lebte, einer gegnerischen Fraktion den Krieg erklärte. Wenige Tage später wurde seine Heimat von einer beachtlichen Armee überrannt. Die Ansässigen kämpften hart und ohne nachzugeben, doch schlussendlich siegte die schiere Anzahl der gegnerischen Truppen und die Stadt fiel. Seine Eltern wurden in diesem mehrtägigen Kampf getötet und so blieb nur noch seine Schwester und er selbst am Leben. Das war der Beginn seines Lebens auf der Strasse, fernab des Reichtums, an dass er sich gewohnt hatte.
Unzählige Jahre vergingen, in denen er als Dieb tätig war, eine Gilde gründete und gar eine Frau geheiratet hatte. Sein Leben schien sich wieder den Umständen entsprechend zu normalisieren. Doch auch hier wurde er wieder unerwartet mit Ereignissen konfrontiert, die dafür sorgten, dass er alles verlor und sich gezwungen sah, aus seiner Heimat zu flüchten. Auf diesen Weg fand er vor etwas über zehn Jahren zur neuen Welt.
Auf der neuen Welt angekommen, führte er sein diebisches Leben weiter. Eine Zeit lang hatte er Erfolg damit. Dann jedoch wurde er von einem Anhänger der königlichen Ritter mitten in einem Überfall erwischt. Es gelang ihm, sich herauszureden und die Situation anders darzustellen, als sie war, doch gleichzeitig verpflichtete er sich dazu, sich den Rittern anzuschliessen. Es war ein Ausweg, um einer Strafe zu entgehen.
Zu Beginn besuchte er regelmässig die Burg und nahm gar an Treffen teil und meldete sich zum Dienst. Eine Weile lang wirkte es fast so, als hätte er Gefallen daran gefunden. Doch dieser Dienst war nichts für ihn. Ihm wurde dadurch eine Verpflichtung auferlegt, die er nicht haben konnte. Das schränkte seine Freiheit ein, die er so sehr schätzte. Daher entschied er sich, mit dem Wissen, dass er als Fahnenflüchtig erklärt werden würde, sich rar zu machen.
Tatsächlich dauerte es nicht lange, da wurde er bereits innerhalb der Ritterschaft gesucht. Nach seiner Rückkehr konnte er jedoch weitere Strafen im Austausch für einige Goldmünzen verhindern. Er war wieder frei.
Wieder vergingen Jahre. Jahre, in denen er versuchte, ein besserer Mensch zu werden. Er schloss sich einer inoffiziellen Gemeinschaft an, den Waldläufern, lernte dort einiges über das Überleben im Wald und schloss in den alten Völkern Freundschaft. Tief in ihm drin lauerte jedoch noch immer der Dieb, der er schon immer war. Und so war es nur eine Frage der Zeit, bis er seiner Vergangenheit wieder verfiel, die Gemeinschaft verliess und sich der Tätigkeit widmete, an die er Spass gefunden hat; Diebstahl.
Was er jedoch nicht wusste, war, dass ihn dieser Entschluss letztendlich dazu bringen würde, dass er eines Tages bei seiner ‘Arbeit’ tödlich verwundet werden würde.
Es war an einem Tag des Donners. Ein Tag, auf den er hingearbeitet hat. Informationsbeschaffung, Organisation, Durchführung. All das begann bereits einen Wochenlauf zuvor, als er in der ansiloner Taverne in einem Gespräch aufnahm, wie ein alter Sack mit seinem neu gewonnenen Reichtum geprahlt hat. Er hätte scheinbar auf einer Reise ein gutes Geschäft gemacht und sich in Silberburg durch den Gewinn ein Anwesen gekauft. Ar’drans Aufmerksam war an dieser Stelle schon längst erhascht worden.
Nachdem er den Abend damit verbracht hatte, Informationen aus dem Mann herauszubekommen, machte er sich auf den Weg, um einige ‘Freunde’ zu besuchen, die er gegen einen kleinen Obolus damit beauftragte, das Anwesen auszuspionieren.
Ungefähr drei Tage dauerte es, bis ihm alle Informationen gebracht wurden, die er benötigte, um einen Plan zusammenzustellen. Wachposten, Zeiten der Rundgänge, Einstiegsmöglichkeiten und allerlei Dinge, die beabsichtigt werden sollten, notierte er auf einem Stück Pergament. Eine Abschrift davon wurde seinen Komplizen überreicht und dann hiess es, sich alles einzuprägen und auf den entsprechenden Tag zu warten.
So machte er sich bereits in den frühen Morgenstunden mit seinen Komplizen auf den Weg zum Anwesen, wo sie alles nochmal durchgingen, ehe sie den Einbruch starteten. Die kleine Mauer des Gebäudes war rasch und dank der ausspionieren Informationen unbemerkt überwunden. Von dort aus zog es die Dreiergruppe weiter in Richtung Mitte des Hofes, wo sie die Reichtümer des alten Sacks vermuteten. Doch just in dem Moment, als sie die Tür mithilfe eines Dietrichs aufsperrten, wurden sie von zwei Wachmännern, die einen ausserplanmässigen Rundgang machten, erwischt. Ar’drans Komplizen flüchteten ohne mit den Wimpern zu schlagen, doch der Hüne griff stattdessen – in der Hoffnung, dass er so entkommen könnte – seinen Säbel. Es kam zu einem Kampf, in dem er vermutete, einen der Wachmänner tödlich verwundet zu haben, doch ehe er sich dem Zweiten widmen konnte, spürte er einen brennenden Stich in seinem Bauchbereich. Ein etwas grösserer Stossdolch wurde ihm in den Bauch gerammt und durchbohrte die Rüstung ohne weitere Probleme. Vom Schmerz und Schock beinahe betäubt, war es ein Wunder, dass er sich, durchdrungen von Adrenalin, zurückziehen und die Mauer nochmals überwinden konnte. Eine ordentliche Portion Glück kam oben drauf, dass der zweite Wachmann sich seinem Kollegen zuwandte, statt ihn weiter zu verfolgen. Doch für den Dieb sah es nicht gut aus. Die Wunde sass tief und blutete stark. So entschied er sich, trotz seiner Abneigung Magiern gegenüber, eine gute Freundin aufzusuchen, in der Hoffnung, dass diese ihm mit ihrer Magiebegabung weiterhelfen konnte. Dass er mit einem neuen Schicksal - einer ihm unbekannten Welt - konfrontiert werden würde, hatte er in diesem Moment nicht erwartet.
Eintritt in eine neue Welt
- Giordano Argento
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