Von vernachlässigter Aufsichtspflicht...

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Luinil Ahton
Beiträge: 55
Registriert: 08 Mai 2019, 14:04
Wohnort: Nihilum
Has thanked: 30 times
Been thanked: 33 times

Von vernachlässigter Aufsichtspflicht...

Beitrag von Luinil Ahton »

...oder, kleine und auch nicht ganz so kleine Mädchen kommen manchmal auf äusserst gute Ideen.
 
Es war erst einige Tage her, dass sie mit Melisandra einen Ausflug zur Magieakademie unternommen hatte. Das Kind war von Neugierde geprägt und um die bekannten Gassen Silberburgs zu verlassen, musste sie bei Luinil nicht sonderlich viel Überzeugungsarbeit leisten. Neben den verschiedenen sonderbaren Händlern, dem Aussenbereich und der Bibliothek, machten sie auch einen kleinen Abstecher zum Luftschiff Balthasars. Luinil hatte es selbst noch nie betreten, so kam das Kind – und eigentlich auch Luinil – kaum aus dem Staunen heraus.
 
Nach einer Diskussion über Nah- oder Fernschaurohre wurden dann für einen anderen Abend, den heutigen, verhängnisvolle Worte gesprochen: “Und es sieht langweilig aus. Hier ist ja gar keine Farbe. Aber wir können das ja anmalen, oder?”
 
Wenige Tage später, Luinil kam gerade vom Frösche sammeln, traf sie Melisandra in der Silberburger Bank an. Den Ausflug vor einigen Tagen hatte sie irgendwo in ihren Hirnwindungen platziert und eigentlich bereits wieder vergessen. Während andere anwesende Damen und Herren sich offenbar auf eine Jagd vorbereiteten, kam das Thema des Malens wieder auf. Äusserst ausführlich wurde besprochen, dass Balthasars Luftschiff bei der Magieakademie bemalt werden sollte. Eigentlich waren sich Melisandra und Luinil sofort einig, eine wunderbare Art, den Abend zu verbringen. Luinil warf zwar noch ein, dass sie gar nicht wusste, ob der Sturmrufer denn eigentlich Hasen mochte, aber es gab nur einen Weg, dies herauszufinden.
 
Detailliert wurde der Plan ausgearbeitet, man musste noch Farbe und Pinsel bei den Händlern besorgen und... viel mehr brauchten die beiden eigentlich nicht. Die umstehenden Herrschaften schienen sich an den Plänen der beiden nicht zu stören. Zwar ereilte Luinil ein altbekanntes Bedenken: “Vielleicht ist das jetzt nicht so eine gute Idee...?” aber wozu waren Bedenken denn da, wenn nicht, um sie im nächsten Moment wegzuwischen.
 
Schnell waren die notwendigen Utensilien besorgt und man machte sich auf zur Akademie. Bei all dem Spektakel an einer magischen Institution fielen einige Farbbottiche und Pinsel nicht sonderlich auf. Vielleicht hatte ja irgendwo ein Handwerker zu tun? Schnell gingen sie dann jedoch ans Werk:

Bild

Zu doch recht später Stunde, die Suppe wartete wohl schon zuhause, machte man sich dann auf den Weg zurück nach Silberburg. Der ein oder andere Schüler der Akademie würde den beiden verwundert nachblicken. Das Mädchen und auch die Illusionistin hatten ganze Arbeit geleistet, die ein oder andere Hand, Füsse und auch Kleider waren von bunten Farbklecksen bedeckt und gaben Aufschluss über die Art ihrer Abendunterhaltung. Nicht zuletzt auch war das Werk - wer auch immer es finden würde - mit den Handabdrücken der beiden beherzten Künstlerinnen verziert.
And the strangeness from beyond the stars is not as the strangeness of earth.
Benutzeravatar
Balthasar
Beiträge: 204
Registriert: 28 Dez 2019, 17:17
Has thanked: 12 times
Been thanked: 72 times

Re: Von vernachlässigter Aufsichtspflicht...

Beitrag von Balthasar »

Vieles musste im Reich vorbereitet werden, ob der herannahenden Bedrohung Zirons. Aus diesem Grund waren seine Gedanken und seine Aufmerksamkeit zuweilen häufig auf die Geschehnisse rund um Ansilon fokussiert, seit dem der Erzlich mit seiner Streitmach dort 'angelandet' ist. Doch die Botschaft aus der Magieakademie, dass unbefugte Gestalten sein Schiff betreten hätten und für eine Weile auf dem Deck der Alpa-Plyi ausgeharrt hatten ließ den drahtigen Elementaristen seine Augenbrauen hoch ziehen. Über dieses besorgniserregende Gedankengut legte sich ein grauer Schleier über seinen Geist mit der Frage: 'Warum hatte der installierte Schutzgeist nicht wie er es befohlen hatte auf das Luftschiff achtgegeben? Er hatte strikte Anweisungen, die er in der Akademie als auch auf dem oberen Hafenplateau zu erfüllen hatte". Niemand hatte ohne seine Genehmigung dies Schiff, sein Schiff, seine Kreation.. zu betreten und darauf Schabernack zu treiben.

Er blättert in seinem Runenbuch und schlägt die entsprechende Seite auf. Er würde den Rückrufzauber benutzen, um sich vor Ort selbst ein Bild vom Schiff zu machen. Er hatte demletzt die Alpa-Plyi mit einigen Rationen, Schlafmatten und anderem Beladen lassen, für den Fall das man das Luftschiff im bevorstehenden Kampf gegen den Lich zum Angriff oder zur Evakuierung nutzen muss. Es wäre undenkbar ungünstig, hätte der Akademiegeist eine gefährliche Sabotage für den nächsten Flug durchgehen lassen. Die Strafe des Erzmagiers dafür wäre ungeniert unsanft, wenn dies der Fall wäre.  

Kal Ort Por.

Nachdem Balthasar die Worte der Macht gesprochen hat, geht seine Gestalt in einem energetischem, gleißendem Blitzstrahl auf, bevor er sich im diesseits dematerialisiert und ihn zeitgleich andernorts ein auf den Boden aufschlagender Blitz erscheinen lässt.
 
BalthaAlpa.JPG
 

Mit einem Stirnrunzeln betrat er das Deck und lief einige Schritte hinüber. Obgleich ihm Malerei auf dem Schiffboden auffällt, ließ er seinen Blick erstmal weiter schweifen und prüfte analytisch ob an dem Schiff Beschädigungen oder Veränderungen vorgenommen wurden. Erst als er sich der unversehrtheit der Alpa-Plyi selbst überzeugt hat.. glitten seine Augen erneut über die Malerei hinweg. Auf dem Boden identifizierte er zwei Schwarz-Weiß gefärbte Hasen, umrahmt von Karotten, Hand und Fußabdrücken. Die Abdrücken waren.. klein.. als könnten sie von einem Jungspund stammen und auch die Bildnisse, welche er bestenfalls als mühelose Hässlichkeiten beziffern konnte, war nichts was er als wirklich respektable Kunst anerkennen konnte.

Er ließ die Szene noch ein wenig auf sich wirken und verbrachte darüber hinaus noch eine ganze Weile an Deck. Von der sich ihm dargebotenen Unwichtigkeit dieser Beschmutzung schweiften seine Gedanken wieder recht rasch zu den großen und weltlichen Problemen ab, mit denen die Magokraten sich unter immensem Druck konfrontiert sahen. Trotz alle dem hatte er ein gewisses Karma zu verteidigen, das über jedem schwebte, der sich an Dingen vergriff, die ihm gehörten. Also zückte er eine Kräuterlunte aus einer Seitentasche seiner edlen Brokatjacke, entzündete diesen und nahm eine leere Pergamentrolle sowie Kohlestift zur Hand.
 
Alwanzessar es Tarhuil, an den unbekannten Maler.

Du hast mein Schiff mit deinen Abscheulichkeiten beschmutzt. In deiner Malerei liegt weder Schönheit, noch Finessè oder etwas anderes das sich langläufig mit Kunst identifizieren lässt. 

Du hast dich ohne meine Zustimmung dazu entschlossen mein Schiff mit diesem Bildnis von rammelnden Hasen, die mit Karotten spielen.. zu verunstalten. Also sollst du auch Möglichkeit erhalten, sie ohne deine Zustimmung wieder von meinem Deck zu schrubben. Eimer und Putzlappen können bei Moira in der Empfangshalle der Akademie dafür abgeholt werden.

So die Bildnisse zu beginn kommender Woche nicht wieder in der Versenkung verschwunden sind, werdet ihr es bald sein.. so ich mir vom Akademiegeist eine Beschreibung von euch geben lasse um euch selbst aufzusuchen. Natürlich wird bei letzterem die Strafe bedeutend höher ausfallen.

= Kal Vas Flam = 

*schwungvoll unterzeichnet *
- Sturmrufer -
maguslogo3.png
maguslogo3.png (10.63 KiB) 526 mal betrachtet

Die Zeilen beendet brachte er das Stück Pergament am schwarzen Brett der Akademie an und zog zurück gen Ansilon. Er hatte noch viel mehr zu tun...
 
Benutzeravatar
Luinil Ahton
Beiträge: 55
Registriert: 08 Mai 2019, 14:04
Wohnort: Nihilum
Has thanked: 30 times
Been thanked: 33 times

Re: Von vernachlässigter Aufsichtspflicht...

Beitrag von Luinil Ahton »

Da war es wieder, das mit Absicht weit in den Hinterkopf geschobene Bedenken klopfte in der Gegenwart an. Mit einem "Das war nun wirklich nicht so eine gute Idee!" meldete es sich triumphierend zurück. Der Schreck suchte sich in ihren Knochen vorerst ein zuhause. Und ihre Knochen waren immerhin einfacher zu finden als ihr Gewissen. Nicht jedoch, wenn es um Melisandra ging. Irgendwo tief in ihrem schwer durchschaubaren Wesen hatte sie ein kleine Plätzchen für ein paar auserwählte Wesen sauber gehalten. Und nun hatte sie es, unbeabsichtigt aber doch irgendwie erwartbar, geschafft, sie mehr oder weniger indirekt in Gefahr zu bringen.

Schleunigst machte sie sich auf den Weg zur Akademie und holte sich bei Moira das notwendige Putzzeug ab.

Lange Stunden noch würde man sie wie eine Furie beim Putzen beobachten können. Und Fluchen. Wie besessen wurde eine Planke nach der anderen penibel von der Farbe befreit, wurde des Erzmagiers fehlendes Verständnis für Kindermalereien angeprangert, wurde das noch herumliegende Malerzeug fortgebracht und der Schutzgeist der Akademie aufs unflätigste beleidigt.

Irgendwann dann, viele Stunden später, betrachtete sich ihr zunichte gemachtes Werk, beschaute sich dass nun makellose, langweilige Schiff. Kurz verdrehte sie die Augen und widmete ihre Gedanken der Heimat. Ein paar Sekunden später lag sie dann schon Regungslos in irgend einem Winkel des Herediums und würde sich erstmal ausgiebig von den Strapazen erholen.
And the strangeness from beyond the stars is not as the strangeness of earth.
Antworten