Auf der Suche nach...

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

Auf der Suche nach...

Beitrag von Gwendolyn »

einem geeigneten Kraftort

Nachdem ihr der braune Angolquarz als Kraftort genommen wurde, war sie gestrandet und verloren. Es war ihr Hauptkraft- und Meditationsort. Dort war sie meistens allein gewesen, im Gegensatz zu den anderen Orten, die sie immer wieder einmal besuchte. Spätestens wenn alle anderen Orte schon besetzt waren, ging sie dorthin. Oder wenn sie bewusst nach viel Ruhe und Ausgleich zu ihrem unbeabsichtigten turbulenten Leben suchte. Die Meditation auch um sich jeden Tag ein wenig Kraft abzuzwiegen fiel ihr durch dieses fehlen schwer. Dazu kam das Weltgeschehen mit der Wettermaschine, den Leylinien und anderen Unannehmlichkeiten. Mit einem ständig suchenden Auge war sie unterwegs, um einen Kraftplatz für sich zu finden. Ruhig sollte er gelegen sein. Kein beliebter Ort, an den sich immer wieder auch andere hin verirrten. Wirklich fündig wurde sie aber nicht. Immer wieder zog sie sich zur Quelle des Lebens zurück, doch dieser schöne Ort war auch anderen bekannt.

Damit, dass gerade Nagron mit einem Ausweichort ums Eck kam, hat sie nicht gerechnet. Noch an dem Tag, als es zur Sprache kam, zeigte er Gwen diesen Ort. Einige Zeit saßen sie dort und unterhielten sich. Ein Stück weit schwiegen sie sich auch einfach an.
Nicht all zu viele Tage später kam sie alleine zurück und nahm sich die Zeit, den Ort noch einmal genauer wahrzunehmen.

Kraftplatz.png
Kraftplatz1.png
snapshot_d2023.6.24_t22.57.50_387.png

Gemütlich setzte sie sich im Schneidersitz an den Stein gelehnt ins Gras.
Die Geräusche der Umgebung lässt sie ruhig dasitzend auf sich wirken. 
Das sanfte Plätschern des Wasserfalles im Hintergrund beruhigte sie und lies sie in die Tiefe einer Meditation sinken. 
Jeder Lufthauch, jedes Rascheln in den Blättern und im Gras, jedes flirren in der Luft nahm sie wahr. 
Alle Sinne hatte sie für die Umgebung offen. 
Langsam merkt sie wie die Anspannung des Tages von ihr Abfiel. Ein sanftes Lächeln bildet sich auf ihren Lippen. 
Sie hatte wohl einen Ort gefunden, den sie fürs erste nutzten konnte. Wer weiß schon wie lange, mit dem, was in der Welt im Moment los war.
Zuletzt geändert von Gwendolyn am 13 Mär 2024, 08:57, insgesamt 1-mal geändert.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

Re: Auf der Suche nach...

Beitrag von Gwendolyn »

…Erdung

Ein Stück weit hat sie die Verbindung zu ihren Wurzeln verloren. Ihre Heimat musste sie schon vor einiger Zeit verlassen. In Nordhain dachte sie, eine neue Heimat gefunden zu haben. Tatsächlich jedoch konnte sie im Moment nur den Bund der Handwerker und seine Mitglieder als Familie und Heimat bezeichnen.
Elfen und Waldelfen haben ihr und Nordhain das Vertrauen aufgekündigt, nachdem es einen Vorfall mit den Drow gab.
Die Wettermaschine ist explodiert und die Welt droht scheinbar auseinanderzubrechen.
Mit Silberburg gab es Probleme wegen der Orks, wegen Nordhains Neutralität und bezüglich der Zuflucht in Silberburg. Auch wenn Sloans Aushang versuchte einige Dinge auszuräumen, sprach ihr Brief an Davind wieder eine andere Sprache. 
Nalvaroth und die Wächter waren weiterhin lieber auf Drohkurs, statt sich mit den Menschen zu beschäftigen, von denen sie etwas wollten oder erwarteten. Nordhain bräuchte Zuflucht, doch bist jetzt kamen nur Bedingungen.
Die Zeit, die sie am Feuer verbrachte, halfen ihr etwas. Doch sie musste auch mit sich selbst wieder ins Reine kommen und zu sich finden.

Dafür nahm sie sich die Zeit und suchte den vor kurzem gefundenen Kraftort auf.
Sie setzte sich im Schneidersitz vor den großen Yewbaum an diesem Ort und lies sich fallen.
Dabei versuchte sie, jeden Wurzelstrang zu spüren, auf dem sie saß und jede Unebenheit in der Rinde in ihrem Rücken.
Kurz dachte sie darüber nach, wie sie sich im Moment fühlte. Sie war besorgt, verunsichert, ratlos und hilflos. Besorgt um sich und Nordhain. Besorgt um das magische Gefüge. Verunsichert, weil sie noch nicht sehen konnte, wie man das Gefüge retten möchte.  Hilflos, weil so viel passierte und sie nicht mehr wusste, wo sie angreifen und helfen sollte. Ratlos, weil sie derzeit nicht wusste, wo sie zum helfen überhaupt erwünscht war. Auch wusste sie noch nicht, was in diesem Chaos mit Nordhain und seinen Bürgern wirklich geschehen würde.

Meditation.jpg
Meditation.jpg (30.2 KiB) 105 mal betrachtet

Wie ihre Großmutter es sie lehrte lies sie sich nach und nach in eine Meditation fallen. Sie fühlte bewusst den Boden, auf dem sie saß. Sie nahm bewusst den Baum hinter sich wahr. Sie tauchte in die Geräusche ein, die sie um sich herum wahrnahmen. Sie ließ den Atem sanft und ungestört fließen. Als sie den Atem eine Weile beobachtet hat und damit zur Ruhe gekommen war, wanderte sie Stück für Stück durch den Körper. Von den Zehen über die Unterschenkel bis zur Hüfte. Die Beine lagen schwer aufeinander und hatten eine Verbindung zur Erde. Sie spürte das weiche Gras zwischen den harten Wurzeln des Baumes. 
Bauch und Torso hoben und senkten sich unbeirrt mit dem Atem. Das Atmen fiel ihr leicht. Über den Rumpf nahm sie die Luft auf, sie verteilte sich im Körper, mit einer Leichtigkeit, die sie einige Zeit vermisst hatte. All ihre Sorgen vielen zumindest für kurze Zeit von ihr ab und sie war nur bei sich, ihren Gefühlen und Bedürfnissen. 
Die Arme lagen locker auf den Knien. Fast federleicht und gleichzeitig schwer. Ging das überhaupt? Die Schultern hingen locker herunter, die Finger legten sich in eine bequeme, natürliche Position.
Der Kopf ruhte mittig und erhoben auf ihren Schultern, die oft schwer beladen waren. Die Gedanken rasten, und dann auch wieder war alles ruhig. Ihr Geist schwebte hinweg, ohne dass sie mehr dazu tun müsste. Ihre Sorgen waren kurz vergessen und sie konnte sich um sich selbst kümmern. Sich selbst wieder ein Stück ins Gleichgewicht bringen. Sie wollte wieder aufmerksam durch die Welt gehen können. Gestärkt und ausgeglichen wollte sie die Meditation beenden. 

Als sie langsam wieder ins Hier und Jetzt zurückkehrte, fühlte sie sich ein Stück zurechtgerückt. Ihr Gleichgewicht war noch nicht ganz wiederhergestellt, doch sie ging gestärkt  heraus. Ihren Problemen konnte sie sich nun hoffentlich gezielter widmen und vergangene Geschehnisse aufarbeiten.
Vielleicht schaffte sie es jetzt zumindest für sich, einige der anderen Probleme zu lösen.
Zuletzt geändert von Gwendolyn am 13 Mär 2024, 08:58, insgesamt 1-mal geändert.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

Re: Auf der Suche nach...

Beitrag von Gwendolyn »

…Abkühlung


Die Waldelfen hatten Nordhain und auch Gwendolyn das Vertrauen und die Unterstützung entzogen. Wenige Monde davor verwehrten die Waldelfen noch Schutzmaßnahmen für Nordhain und sagten stattdessen ihren Schutz zu, sollte dies nötig sein.
Gwendolyn wollte eine Hecke am Rande von Nordhain vom Gebirge bis zum Fluss ziehen, um eventuelle Angreifer "lenken" zu können. Angreifer hätten die Hecke in Brand setzen müssen - das wäre aufgefallen - oder drum herum gehen. Auch das hätte man leichter entdecken können.
Sie wollte einen Wachturm, oder besser gesagt nach Anregung der Waldelfen selbst, einen Wachbaum wachsen lassen, um Angreifer früher erkennen zu können.
Beides wurde abgelehnt und im Gegenzug Unterstützung zugesichert, so man sie denn bräuchte.
Begründet wurde der  Vertrauensentzug von den Waldelfen mit dem Angriff der Drow auf Nordhain. Genau so ein Szenario, vor dem Gwen gewarnt hatte, als sie um die Schutzmaßnahmen gebeten hatte. Die Drow waren gekommen und hatten Geiseln genommen. Keiner hat es bemerkt, bis es zu spät war. Statt zu helfen, beschuldigte man und stellte Nordhain an den Pranger.
Als Zeichen dafür verwehrten die Waldelfen Nordhain den Schlüssel für den Zugang zum braunen Angol. Verzeihen wird sie den Waldelfen nicht können. Zumindest nicht ohne, dass die Waldelfen zumindest guten Willen bewiesen. Dazu war sie zu schwer getroffen. Denn immerhin kam durch sie der Stein um den Angol erst ins Rollen. Ohne sie wäre die Schädigung des Angols immer noch unbemerkt. Hinzu kommt, dass sie Thala´faer und Muin erst gezeigt hat, wo der Angol überhaupt stand. Der Dank dafür war ein Schlag ins Gesicht. Doch vielleicht konnte sie aus ihrer Abneigung gegen die Waldelfen wieder Neutralität werden lassen. Vielleicht schwächte sich ihr Zorn und ihre Wut zu Ärger ab.
Thala´faer war immerhin zu einem Gespräch gekommen und hatte sich angehört, warum sie verletzt war. Auch Xasanth kam, um sie zu warnen, und hat sich damit wohl Fenrias Zorn eingefangen. Das waren aber einzelne Waldelfen. Der Großteil derer hüllte sich in Schweigen.

20210801_173248.jpg

So setzte sie sich an dem kleinen Hain, den Nagron ihr gezeigt hat ans beruhigende Wasser. Einige Momente ließ sie das Plätschern des Wasserfalls auf sich wirken, bevor sie sich auf die Reise durch sich selbst begab. Langsam und ruhig lies sie den Atem fließen. Sie richtete ihre Gedanken nach innen. Sie war wütend, zutiefst verletzt und fassungslos. Man hatte bereits besprochen, dass sie einen Schlüssel bekommen sollte. Sie wollte helfen, den Angol zu regenerieren und zu heilen. Diese Chance hatte man ihr genommen. Nordhain hätte Verständnis und Hilfe benötigt. Sie hatte Verbindlichkeit bei einer Abmachung erwartet. Nordhainer waren gekommen, um zu helfen, die Tür zu transportieren. Doch schien von Seiten der Waldelfen kein Wort des Dankes angebracht oder auch nur angedacht zu sein, wie Davind berichtete. Es wurde wie es schien als selbstverständlich genommen, dass Nordhain half. Nein dieses Unrecht, dass die Waldelfen ihnen da angedeihen ließen, konnte nicht verzeihen. Was aber konnte sie tun, damit es nicht bei jedem Gedanken an die Waldelfen in ihr brodelte?
Sie ließ einige tiefe Atemzüge vergehen und konzentrierte sich darauf, wo sich das Gefühl manifestierte und wie es sich anfühlte. Es war wie ein Brennen in der Brust. Als würde man ihr die Luft zum Atmen nehmen. So intensiv, dass es sie sogar in der Meditation fast überrollte. Was hätte sie sich von den Elfen gewünscht? In dem Brief von Nellas wurde SIE um Verständnis gebeten. Welches Verständnis erhoffen sich die Elfen von ihr, wenn sie es waren, die die Axt ins Kreuz warfen? Und wieder brodelte es in ihr und sie musste sich auf ihren Atem konzentrieren. Nordhain, der Bund der Handwerker und sie - Gwendolyn - hatten sich in dieser Situation Verständnis gewünscht. Verständnis für eine Verletzung, ein gebrochenes Bein. Verständnis für einen Überfall, der ein paar Wochen vergangen war, als sie von ihrer Reise zurückkehrte und für den sie wochenlang gebraucht hat, um ihn überhaupt ausrollen und aufzuarbeiten. Sie hätte sich Hilfe erhofft, wie sie zugesichert gewesen war. Sie war bitter enttäuscht. Diese Enttäuschung drückte auf ihr Herz. So sehr, dass es immer wieder einen Schlag aussetzte. Um diese Enttäuschung zu überwinden zu können, hatte sie alles getan, was in ihrer Macht stand. Das Gespräch mit den Waldelfen hat sie mehrfach gesucht. Doch entweder es wurde nicht wahrgenommen, oder ihre Worte fanden im Kollektiv der Waldelfen kein Gehör. Sie mussten wohl oder übel den Waldelfen weitere Schritte überlassen. Xasanth gegenüber war sie skeptisch, doch positiv überrascht. Er hatte ihr Informationen zukommen lassen, die sie sich aus Silberburg erhofft hatte und von der sie nicht gedacht hätte, dass sie von Xasanth kommen würde. Thala´faer war auf ihre Bitte hin gekommen und hat mir ihr gesprochen. Doch die Elfen handelten als kollektiv und entschieden gemeinsam. Deswegen änderten Zwei Elfen nichts an dem, was viele entschieden hatten; Nellas, Muin, Shar'luni'rea, Ithilanor, Ivy, Eowiralind und noch ein paar, deren Namen sie nicht kannte. 

Abkühlung.png
Abkühlung.png (126.53 KiB) 104 mal betrachtet

Immer mehr wurde ihr bewusst, dass sie von sich selbst aus im Moment nicht mehr tun konnte. Sie war zu sehr verletzt. Sie war enttäuscht, dass Abmachungen für die Waldelfen so wenig Bedeutung hatten. Über Xasanth und Thala´faer konnte sie Kontakt aufbauen, wenn es nötig war oder wenn sie Informationen für die Waldelfen hatte. Das würe sie auch weiterhin tun. Ob diese ihre Worte und Warnungen auch wahr- und ernstnahmen lag nicht in ihrer Hand.
Zuletzt geändert von Gwendolyn am 13 Mär 2024, 08:59, insgesamt 1-mal geändert.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

Re: Auf der Suche nach...

Beitrag von Gwendolyn »

…. wärme

Feuermeditation.jpg
Feuermeditation.jpg (14.94 KiB) 101 mal betrachtet

Über einige Ecken hat Gwendolyn mitbekommen, dass die Hochelfen wohl beleidigt oder angegriffen waren.
Seit sie von ihrer Reise zurück war waren Briefe die von Amathlan oder Riardon kahmen kühl, spitz und angriffig gegen sie. 
Wie die Waldelfen, nahmen scheinbar auch die Hochelfen das Einfallen der Drow als Grund für die Aussprache ihres Misstrauens gegenüber Gwendolyn aber auch gegenüber Nordhain. So ging es zumindest aus dem einen oder anderen Brief hervor, der zurückkam, als Gwen Amathlan über Geschehnisse in Nordhain  informieren wollte. Dabei bohrte er auch noch in der “wehrlosen-Siedlungs”-Wunde. Als ob es nicht schon genug wäre, dass sie einiges versucht hatte und alles verwehrt wurde. Gerne hätte sie auch Vorschläge von ihm entgegengenommen, wie man Nordhain wehrhafter machen konnte. Doch Amathlan selbst hatte sich auch da schon länger nicht mehr gesehen. Wenn es davor in einem Gespräch darum gegangen war, dass man Hilfe bräucht war Amathlan nicht müde zu erklären, dass die Hochelfen ja nicht helfen könnten, weil sie ja von Bahmut so schwer getroffen seyen. Alle anderen, mit denen sie über eine mögliche Verteidigung Nordhains gesprochen hatte, meinten, dass nichts möglich wäre ohne übergroßen Aufwand.

In einem Gespräch mit Davind hat Amathlan diesem wohl unterbreitet, dass er erwartet hätte früher um Hilfe gebeten worden zu sein. Nachdem von Amathlan davor aber schon oft gesagt wurde, dass Ivrenmir gerade kaum Ressourcen hätte und immer noch mit dem Aufbau Ivrenmirs beschäftigt sei, wie hätte Davind auf die Idee kommen sollen, ausgerechnet dort um Hilfe zu fragen? Abgesehen davon war es eigentlich nicht Davinds sondern Livius aufgabe gewesen die Information weiter zu tragen, Hilfe zu holen oder überhaupt erst einmal maßnahmen einzuleiten.
Gerade Davind hat Amathlan unterstützt wo er nur konnte, als die Elfen Ivrenmir und er Luni verloren hatten. Davind hatte zugehört. Er war für seinen Freund da, als er ihn brauchte. Er hat geholfen Ivrenmir wieder zu befreien und aufzubauen. Davind ist wahrscheinlich sogar noch mehr enttäuscht als sie selbst, denn Amathlan dankte es ihm mit Misstrauen, in dem Moment, als Davind ihn gebraucht hätte.

Nunja; was die Dunkelelfen anging, hat sie versucht, klärende Gespräche zu suchen. Sie selbst wurde ein einziges Mal darauf angesprochen, und das war bei der Einweihungsfeier der Kampfeinheit Solutio zwischen Tür und Angel. Als Informationsaustausch würde sie das auf jeden Fall nicht bezeichnen.
Zudem war Nordhain vor und nach dem Vorfall neutral. Davor war es nie ein Problem, dass sich auch Drow im Dorf aufhalten konnten. Danach sollte es solch eine Tragödie sein? 

Langsam den Atem beruhigend trat sie am Feuer in der kleinen Idylle in die Meditation ein.
Ihren Atem lies sie sanft und ohne Anstrengung fließen. Zuerst fühlte sie sich in ihren Körper ein. aufrechter, stabiler, schmerzfreier Sitz.
Sie suchte nach den Gefühlen, die sie für diese Situation empfand. Sie war nicht nur enttäuscht, sondern mittlerweile richtig angewidert, verärgert, gekränkt und wütend.
Sie hätte sich in solch einer Situation gerade von den Elfen Verständnis erhofft. Diese Hoffnung wurde von ihnen in keinster Weise erfüllt. 
Wenn sie darüber nachdachte, bedeutete aber Enttäuschung auch nur, dass sie von einer Täuschung befreit wurde. Das traf es wohl ganz gut. Das Verständnis, das sie erhofft hatte, war gänzlich ausgeblieben. Stattdessen schlug ihr Misstrauen (ja sogar Verachtung) entgegen. "Sie würde die Wichtigkeit ihrer Person überschätzen." Wer, wenn nicht der Bürgermeister, wäre wichtiger, um in Nordhain Gespräche voranzutreiben und nach Terminen zu suchen?
“Ruhig bleiben” mahnt sie sich selbst und sucht wieder zu einem ruhigen Atem zurück.
Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder gefangen hatte und ruhig atmend am Feuer saß. Die Wärme des Feuer tat ihr gut. Gerade bei den Gedanken um die Hochelfen, bei denen ihr nur Kälte entgegen schlug.
Sie selbst war wütend. Wütend, weil man Freunde so einfach nicht behandelte. Wütend, weil man eigentlich auch mit Verbündeten in solchen Situationen zuerst einmal das Gespräch suchte, bevor man sie verachtete und fallen ließ. Wütend und…. Nein. Tränen kullerten ihr übers Gesicht. Sie war traurig und enttäuscht. Das Wechselbad der Gefühle übermannte sie. Sie öffnete die Augen, lehnte sich an den Stein vorm Feuer und starrte lange Zeit einfach nur hinein, bis sie sich wieder konzentrieren konnte.

feuer.jpg
feuer.jpg (22.72 KiB) 101 mal betrachtet

Wieder suchte sie sich auf die Meditation einzulassen, die Augen zu schließen und ruhig durchzuatmen. Sie suchte nach dem Anschluss an die letzten Gedanken. Mit einigen tiefen und bewussten Atemzügen wollte sie Amathlan ziehen lassen, als ihr neue Gedanken und tiefe Gräben aufkamen.
Als sich alle möglichen helfenden Hände - vor allem gegen die Diener des Namenlosen - von Nordhain abwandten, suchte Davind anderswo Hilfe. Diese Hilfe fand er bei den Orks, die gerade Krieg mit den Dienern führten, denn sonst war in dem Moment keiner gewillt gewesen, Nordhain zu helfen. Zu Gwendolyns Überraschung kämpfen die Orks sogar bei der Wettermaschine auf ihrer Seite gegen die Dienerschaft. Doch genau das brachte noch mehr Unmut bei denjenigen, die sie davor fallen ließen, wie eine heiße Kartoffel. Himmel! Nordhain war neutral. Davind machte ein Geschäft mit den Orks und erntete die Früchte daraus im Kampf an der Wettermaschine. Sowohl die Elfen, als auch alle anderen wussten, dass der Bund der Handwerker mit allen handelte, die ihnen kein Messer in den Laib bohrten oder sie bedrohten. Das haben die Orks nie getan im Gegensatz zur Dienerschaft, die schon lange keine Geschäfte mehr erwarten durfte. Auch die Geschäfte mit den Drow waren seit dem Überfall eingeschlafen.
Sie ballte die Hände zu festen Fäusten und lies den Atem dennoch fließen. 
Mehrmals hat sie mit Leuten darüber gesprochen. Mehrmals war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie alleine das Problem nicht lösen konnte. Zu tief saß ihre Enttäuschung. Zu groß war wohl das Misstrauen. Mehrere Leute hatten angeboten zu vermitteln. Von keinem hatte sie Rückmeldung erhalten. Wenn jemand in einer größeren Runde versucht hat, sie und Nordhain zu verteidigen, fielen die Verteidiger nur scheinbar mit in ihre Missgunst der Elfen.

Gerne würde sie dieses Thema hinter sich lassen. Davind hat mit Amathlan abgeschlossen, das wusste sie. Mit einem letzten tiefen Atemzug ließ sie das Thema los, in dem Wissen, dass sie spätestens beim nächsten Aufeinandertreffen wieder davon eingeholt würde. Im Endeffekt war ihr Ziel hier jedoch nicht, den Kontakt mit den Elfen zu suchen. Dieser Zeitpunkt war vorübergezogen und sie hatte es versucht. Es ging ihr lediglich darum bei den nächsten Begegnungen ruhig bleiben zu können.
Ob ihr das gelingen würde musste man abwarten.
Drei tiefe Atemzüge machte sich noch, bevor sie die Augen wieder öffnete. Einige Zeit noch saß sie am Feuer und starrte regelrecht hinein. Befreit fühlte sie sich nicht, aber ein Stück weit leichter.

Feuer abschluss.jpg
Feuer abschluss.jpg (22.15 KiB) 101 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Gwendolyn am 13 Mär 2024, 09:15, insgesamt 2-mal geändert.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

... Intuition

Beitrag von Gwendolyn »

Einige Dinge hatte sie in ihrer Meditation aufgearbeitet. Sie waren deswegen aber noch lange nicht alle erledigt. Wie sie festgestellt hatte, konnte sie das eine oder andere alleine auch gar nicht bewerkstelligen oder lösen. Doch es war etwas Ruhe eingekehrt. 
Gwen war wieder an dem Punkt angekommen, an dem sie agieren und nicht mehr nur reagieren konnte. Meist war sie dabei dennoch eher zurückhaltend und behutsam. Sie respektierte die Meinung anderer. Es war ihr sogar wichtige, dass die Stimmen der anderen gehört wurden.

Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen ließ sie sich immer wieder in ihrer kleinen Oase nieder. Dabei schweiften ihre Gedanken zum Anfang des Jahres hin ab. Wie kam es dazu, dass sie ihre Intuition so sehr außer Acht gelassen hatte?
Als Gwen den Bürgermeisterposten wegen längerer Abwesenheit übergab, wurde ihr versprochen, dass Unwichtige Dinge übrig gelassen würden. Um wirklich brisante Sachlagen würde sich gekümmert werden. Das war genau die Vertretung, die sie gebraucht hätte.
Als sie von ihrer Reise zurück kam musste sie aber feststellen, dass genau das Gegenteil nach Gwens Empfinden der Fall war. Die endgültige Besetzung des Heilerhauses hätte es auch verkraftet, auf Gwen zu warten. Es hätte völlig ausgereicht Jarii interimsmäßig den Heilerposten zu übertragen, wie es Jarii ursprünglich - so schien es zumindest - auch wollte. Man hätte sie auch als Sorys Vertretung eingesetzt können oder auch als Unterstützung. Stattdessen wurde Sory entlassen und Jarii dazu drängen den Posten zu übernehmen. Als Gwen von ihrer Reise zurück kam waren irgendwie alle Beteiligten beleidigt. 

In einer anderen wichtigen Sache hat Gwens Stellvertreter dagegen gar nichts unternommen. Die Drow waren eingefallen und haben einige Gefangene genommen. Interveniert hat schlussendlich Davind, weil BdH-Mitglieder betroffen waren. Ihr Stellvertreter glänzte in dieser Angelegenheit scheinbar mit Abwesenheit. 
Und auch danach, als Gwendolyn von ihrer Reise zurückkam und ihr Amt wieder offiziell übernehmen wollte, war er nicht zu finden. Die Unterlagen, die sie ihm zur Durchsicht übergeben hatte, sind seitdem auch nicht wieder aufgetaucht. Auch auf das Schreiben, dass sie wieder von ihrer Reise zurück ist und gerne wissen würde, was in ihrer Abwesenheit passiert ist, kam nie eine Antwort.

Gwen war Monate damit beschäftigt, den Scherbenhaufen zusammen zu kehren und zumindest zum Großteil zu beseitigen. Teile der Missstände, die daraus erwachsen sind, konnten bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht beseitigt werden.

Eigentlich hatte sie von Anfang an kein gutes Gefühl, überhaupt weg zu gehen, doch diese Sache lies sich einfach nicht aufschieben. Eigentlich wollte sie das Amt auch Davind überlassen. Auf ihn konnte sie blind vertrauen. Doch Davind lehnte das Amt ab und intervenierte. Sie sollte Livius die Chance lassen zu zeigen, dass ihm Nordhain wichtig war, so wie er es in der Bürgermeisterwahl vehement dargelegt hat.
Auf der anderen Seite würde sich in dieser Zeit zeigen, ob Livius dieses Amt wirklich ernst nehmen würde. So hat sie sich dann mit Davinds überzegungskünsten dazu hinreißen lassen Livius diese Chance zu geben. 
Was soll man sagen? Er hat sie grandios in den Sand gesetzt.
So wie als ihre Vertretung gehandelt wurde war es eine Bestätigung der Bedenken, die sie auch Davind gegenüber geäußert hatte. Er hat ihr zugesichert, was ihr wichtig gewesen wäre, aber genau gegensätzlich gehandelt. Dabei oder danach war er auch verschwunden. Ohne jeglichen Ansatz einer Erklärung. Sie kannte Menschen, die sich mit aller Macht in den Vordergrund drängen wollten. Die schwer akzeptieren konnten, dass jemand anderer den Zuspruch bekam. Die von oben herab auf andere nieder sahen. Das waren eigentlich nicht die Leute, in die Gwen ihr Vertrauen setzte.

Livius würde sie wohl nie wieder zur Gänze Vertrauen.
Sie war verärgert und enttäuscht. Immerhin hatte sie ihm das Amt in ihrer Abwesenheit übergeben, um Vertrauen wieder aufzubauen, dass wegen der Zwistigkeiten zwischen Nordhain und den Bewahrern verloren gegangen war. Sie hätte aber wohl eher ihrem Bauchgefühl vertrauen sollen und Davind die Vertretung überlassen sollen.
Die Aufmerksamkeit, die Nordhain verdient hatte, hat es von Livius auf jeden Fall nicht bekommen. Auch die Verlässlichkeit und Gewissenhaftigkeit, die so ein Posten eigentlich fordert, hat Livius nicht gezeigt und damit die vage Stabilität, die Gwen davor geschaffen hatte, wieder beinahe völlig zerstört.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

...Abschied

Beitrag von Gwendolyn »

Nordhain würde nicht mehr lange stehen. Alles wurde vorbereitet, um Ziron noch die Meinung Nordhains zu zeigen. Zum Abschied ließ sich Gwen noch einmal bei der Quelle des Lebens nieder, um sich selbst von diesem Ort und innerlich auch von Nordhain zu verabschieden. Seit einiger Zeit wussten sie, dass dieser Zeitpunkt kommen würde. Dennoch schmerzt es, den Ort zu verlieren, den man Heimat nennt. Für manche von ihnen wiederholt in kurzer Zeit.
Als sie sich bei der Quelle umgesehen hat und festgestellt hat, dass sie noch sicher war, setzte sie sich an die Felswand, die die Quelle umgab. Eine Weile beobachtete sie das immer noch rege Treiben um die Quelle. Noch war die Quelle rein und klar. Sie nahm einen tiefen Atemzug, um die noch klare und reine Luft in sich aufzunehmen. Dann schloss sie die Augen und suchte einen bequemen Sitz. Sie konzentrierte sich dabei auf Nordhain. Ihr Nordhain, so wie sie es kennen gelernt hatte. Abgelegen, beschaulich, zuweilen idyllisch, aber auch schräg und irgendwie zwiegespalten. 
Die Zeit, die sie in dem kleinen entlegenen Dorf verbrachte, versuchte sie Revue passieren zu lassen. Die unschönen Ereignisse wollte sie ausblenden. Davon gab es genügend und damit wollte sie sich ein anderes Mal wieder beschäftigen. Doch es sind auch viele schöne Dinge passiert:
  • Hier ist sie sich auf Sory getroffen.
  • Davind vom Bund der Handwerker hat sie überhaupt erst hier ger gebracht, als sie etwas verloren in der Welt herumdümpeln.
  • Davind und Nati haben bald danach geheiratet.
  • Jarii und Menesteus etwas später. Weitere Gedanken an Jarii schob sie aber gleich wieder beiseite.
  • Mit Selan hat sie sich in Nordheim ein eigenes Haus erstanden.
  • Lenja und Arken waren wieder von der zumindest für Lenja verhassten Schule zurückgekehrt.
  • In Nordhain wurde die Verbindung geknüpft, die die Orks zumindest kurzfristig auf ihre Seite gezogen hat. 
  • Hier hat sie Nagron kennen gelernt.
  • Hier hat sie eine neue Familie im Bund der Handwerker gefunden.
  • Das kleine Fest zur Sonnenbegrüßung war ein schöner Start in das Frühjahr.
  • Der Dämon, der zum Wonnefest aufgetaucht ist, hat manche im Dorf sogar noch mehr zusammengeschweißt.
  • Am Feuer hat man oft Leute getroffen.
  • Davind war IMMER da, um sie zu unterstützen und auch, um ihr teilweise den Rücken frei zu halten.
  • Aleos, Golga, Natti, Pandor und Sory haben ihr immer wieder beiseite gestanden und ihr den Rücken gestärkt.
  • Viele tolle Leute hat sie hier kennengelernt. Davind, Natti, Pandor, Lenja, Menesteus, Konstantin, Nagron, Sorscha, Nighean, Zadril, Xasanth, Tala´faer, Radesvald, Parin, Bernado, Liltha. Muin, Shar'luni'rea, Armon, Golga, Aleos
  • Einige hat sie wegen Nordhain kennen gelernt; Fenria, Nyssa, Kahr´gradosch, Morloch, Dirion, Thrilmanduil, Marleen Lamont, Ole, Bemgrim, Vidar, Tonja
Diesen Ort mit diesen Erinnerungen musste sie zurücklassen. Mit ihrem Atem und einem Lächeln auf dem Gesicht liefen alle diese Erinnerungen vor ihrem inneren Auge ab. 
Sie war traurig, diesen Ort gehen zu lassen. Auch wenn es nicht zu verhindern war, zog sich bei dem Gedanken daran ihr Brustkorb zusammen und es bildete sich ein Kloß im Hals. Sie hätte nicht gedacht, dass in diesen eineinhalb Jahren solch eine Bindung zu diesem Ort entstanden ist. Die Tränen, die flossen, konnte und wollte sie auch nicht zurückhalten. Sie hatte nach über zwei Jahren auf Wanderschaft wieder eine Heimat gefunden. Nach knapp eineinhalb Jahren musste sie diese nun aber wieder aufgeben. 
“Heimat ist dort, wo dein Herz ist.” hieß es. Sie konnte sich kaum vorstellen, bald wieder einen Ort ihre Heimat nennen zu können. Sie ließ den Atem fließen und spürte den Boden unter sich. Sie erspürte das Leben, das noch hier war. Dieses Gefühl nahm sie ganz in sich auf. Davon würde sie nun vermutlich länger zehren müssen. Mit kleinen Bewegungen ihres Oberkörpers versuchte sie, hier Kontakt zur Quelle aufzunehmen. Kleine Bewegungen nach vorne, nach hinten, nach links, nach rechts und im kreis. Dieses Gefühl der frischen, natürlichen, gesunden Quelle sog sie förmlich in sich auf. Sie ließ auch etwas von ihrer Kraft und ihrem Mitgefühl für diesen Ort hier.
Als sie langsam wieder zu sich zurück kehrte und die Augen öffnete ließ sie den Ort noch geraume Zeit auf sich wirken, bevor sie sich wieder erhob und dem Schicksaal Nordhains entgegen ging.

snapshot_d2023.11.22_t19.38.15_548.png
Zuletzt geändert von Gwendolyn am 13 Mär 2024, 09:00, insgesamt 1-mal geändert.
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Benutzeravatar
Gwendolyn
Beiträge: 225
Registriert: 22 Feb 2022, 14:24
Has thanked: 35 times
Been thanked: 171 times

Re: Auf der Suche nach...

Beitrag von Gwendolyn »

…Abschluss
 Ein letztes mal begab sie sich an ihren Kraftort, bevor sie zu neuen Ufern aufbrachen.
 Sie konnte diesem Kontinent nicht mehr helfen, so sehr sie es auch versucht hatte.
 Sie versuchte mit den noch offenen Gefühlen, die hier entstanden sind und gewissermaßen auch verankert waren abzuschließen.
 Mit den Waldelfen waren einzelne annäherungen wieder möglich, nach ihrer meditation darüber vor einiger Zeit.
 Bei den Hochelfen gab es mehr als Amathlan und Riardon. mit diesen beiden hatte sie allerdings abgeschlossen und war ihnen seit dem auch nicht wirklich über den Weg gelaufen. Zumindest hat sie sie nicht wahrgenommen.
 Das Thema um Livius war abgehakt. Mit wichtigen Dingen würde sie ihm nicht mehr vertrauen.
 Als sie von Nordhain abschied nahm tauchte Jarii wieder in ihren Gedanken auf.
 Jarii. Dieses Thema war noch nicht abgeschlossen. Bei dem Gedanken allein zog es irh die Eingeweide zusammen. Gwen hat sie lange Zeit als Freundin bezeichnet. Doch als sie ihre Hilfe wirklich gebraucht hätte, war sie nicht da. 
 Hat Jarii Gwen je als Freundin gesehen? Im Nachhinein betrachtet wollte Jarii Sicherheit im Dorf, doch als das Thema in einer Sitzung aufgegriffen wurde, hat sie dagegen gestimmt und auch keinen anderen Vorschlag gebracht. Als das Heilerhaus vakant war und es um eine Nachfolge für Sory ging, war sie scheinbar irgendwie beleidigt und ward nicht mehr gesehen. Gerne hätte sie mit Jarii gemeinsam das Heilerhaus noch einmal gereinigt und für sie hergerichtet. Ja, dieses Haus war von Nekromanten bewohnt, doch Sory hatte zu dem Zeitpunkt, als sie Nordhain verlassen hat, ihre Magierichtung schon geändert gehabt und Sory hat auch nicht mit Magie im Heilerhaus gearbeitet. Zumindest nicht, was sie den Rückmeldungen der Behandelten dort entnahm. Was Katherine dort gemacht hat, vermochte wohl keiner wirklich zu sagen. Doch Gwen war sich sicher, dass gerade in Nordhain solche Energien mit dem nötigen Aufwand zu beseitigen waren.
 Nunja es war, wie es war. Ausgewiesenen Heiler gab es ab diesem Zeitpunkt keinen mehr in Nordhain.
 Mit einigen tiefen Atemzügen sammelte sie all diese Gedanken und lies sie mit dem Ausatmen gehen. Wie kleine Rauchwolken flogen sie davon.

Das nächste Bild, das ihr in den Sinn kam, als sie sich von den Gedanken um Jarii gelöst hatte, war ein hämisch grinsender Balthasar und ein hochnäsig anmutender Davion.
 Davion und Balthasar waren offensichtlich der Meinung, sie hätten versucht, mit anderen zusammenzuarbeiten. Was haben sie jedoch mit Gwen gemacht, als sie versucht hat, wegen dieser Zusammenarbeit Kontakt mit ihnen aufzunehmen? Ignoriert und in den Dreck geschickt hat man sie. Ja Vieles mehr hätte erreicht werden können, wenn der Magierhaufen auch Kompromisse in Kauf genommen hätte, um an ein gemeinsames Ziel zu denken. Stattdessen hätte alle anderen ihre werte hinten anstellen sollen. So funktioniert Zusammenarbeit bei verschiedenen Standpunkten und Ansichten eben nicht. Jeder musst einen Teil dafür zurückstecken und nicht nur eine Fraktion. Statt dies zu begreifen, kam ein heuchlerischer Aushang, der die Magokratie ein weiteres Mal beweihräucherte.
 Wut wallte in ihr auf. Damit musst sie wohl auf dem neuen Kontinent weiter kämpfen, denn zu präsent war das Thema und würde es wahrscheinlich auch in nächster Zeit bleiben.
 Dennoch versuchte sie, mit einigen tiefen Atemzügen zur Ruhe zu kommen um weitere Eindrücke zuzulassen.
 Katherine war der nächste Gedanke, der ihr wie ein Blitz ins Hirn schoss. Mit ihrer missgönnerischen, verachtenden Art gehörte dem Haufen der Bundmagier nun auch noch an. Sory tat ihr leid. Das hatte sie einfach nicht verdient. Sory war immer wieder um Katherine bemüht, hat ihr stolz von Verlobung und Hochzeit erzählt. Nun war wohl alles anders als gedacht. Katherine hat sie im Regen stehen lassen und sich den Bundmagiern angeschlossen. Beim Ritual, um die Augeninsel für den Kampf vorzubereiten, stand sie giggelnd und tuschelnd mit Luna von Auenbach hinter ihnen. Als Selene wegbrachte, weil sie sich übernommen hatte, fiel den beiden Puten nichts besseres ein als sie auszulachen, statt eingreifen und das Ritual aufzufangen. Mit Müh und Not haben sie es geschafft, den Ausfall noch aufzufangen. Wenn ihr Katherine das nächste Mal unter die Augen trat, konnte Gwen im Moment für nichts garantieren. Alleine dafür nahm sie einige tiefe Atemzüge um sich ein wenig davon zu distanzieren.  Mit dem Rest würde sie sich wohl auch an einem neuen Kraftplatz beschäftigen müssen.
 Um von all diesen unschönen Ereignissen weg zu kommen suchte sie noch nach schönen Erinnerungen. 
 Gleich kam der Bund der Handwerker an die Oberfläche.
 Davind hatte sie mit offenen Armen empfangen, als sie ein wenig verloren, einmal hier und einmal da herum wanderte. Er hat sie gleich in der Gemeinschaft willkommen geheißen und sie hat es nie bereut beigetreten zu sein. Der BdH war immer ein sicheres Nest für sie. Wie es ihre Großmutter in ihrem kleinen Walddorf war, aus dem sie ziehen musste. Davind war anders als Nanna aber mindestens genauso herzlich und fürsorglich.
 Mit den meisten Dingen, die sie belasteten, konnte sie zu ihm kommen und meistens wurde eine Lösung gefunden. Der BdH war für sie Geborgenheit, Familie, Heimat, Vertrauen, Wärme und Zusammenhalt. Obwohl sie gerade am Anfang recht introvertiert und abwesend war, hat ihr im BdH nie jemand das Gefühl gegeben, falsch zu sein.
 In etwa zum gleichen Zeitpunkt trat Sory in ihr Leben. Sie hat sie wegen einer ungeklärten Todesursache in Nordhain kennengelernt. Auch wenn Sory wegen dem blöden Heilerhaus Zwischenfall nach Silberburg gezogen ist, waren die beiden in Verbindung geblieben. Sie wünschte, sie könnte Sory besser zur Seite stehen und den schweren Zeiten, die sie seitdem ertragen musste.
 Und dann war da noch Nagron. Distanziert, zurückhaltend, aber friedvoll und fürsorglich. Durch ihn hat sie diesen Kraftplatz hier erst gefunden. Auch wenn er nun auf einem anderen Schiff in die neue Heimat segeln wird, hofft sie, ihn dort bald wieder zu treffen.
 Mit einem Lächeln auf den Lippen öffnete sie in Ruhe ihre Augen. Ein letztes mal lies sie den Blick schweifen und verabschiedete sich nun auch von dankbar von ihrem Kraftplatz. 

See.jpg
Deine Wurzel findest du in dir,
indem du dich auf die innere Reise begibst
und in Dein Seelenreich eintauchst. (Lufh-Foal)
Antworten