das Gefühl von Wehmut flutete sofort ihren Geist, sie wollte hierher zurück, durch die Gänge der Bibliothek wandern und die
Werke in sich aufnehmen…sie vermisste diese Unschuld, die sie damals noch in sich trug, doch gerade als sie dieses Gefühl übermannen wollte,
schon wurde das Flüstern wieder lauter, jenes welches sie in den letzten Tagen und Wochen mehrfach in ihrem Geist wahrgenommen
hatte aber nicht fähig war es einzuordnen….sie verstand die Worte nicht, noch nicht, doch sie musste daran etwas ändern,
sonst würde sie sicher irgendwann ihren ihren Verstand verlieren, denn das, was dort versuchte zu ihr zu sprechen, so wurde
ihr mehr und mehr bewusst, würde damit nicht aufhören, bis es hatte, was es wollte…
Die Frage, die sie sich immer wieder stellte war, gab es einen Zusammenhang zwischen dem Wispern und den Anfällen, die sie vor ihrer Wandlung hatte,
die Anfälle, die sie veranlasst hatte, ihr Zuhause viel zu früh zu verlassen. Sie musste sich der Ursache annehmen, doch immer wieder gab es Ereignisse,
die sie in dem Bestreben Licht ins Dunkle zu bringen abhielten, bis sie die Aufgabe annahm dem Ersten Wächter wieder ins Diesseits zu verhelfen.
In der ganzen Zeit der Schwangerschaft war es still in ihrem Kopf, kein Mucks, keine Spur von dem, was sich vorher dort bemühte ihre
Aufmerksamkeit zu erlangen, doch kaum hatte Agroniam das Licht dieser Welt erblickt, begann es aufs Neue, noch penetranter als vorher
und es führte immer wieder zu kurzen explosionsartigen Kopfschmerzen. Nach der Zerstörung der Wettermaschine und der Gewissheit,
dass die Beeinflussung immer stärker werden würde, kam sie nicht umhin die alte Holzrune, die sie einmal von ihrem Vater bekommen
hatte einzusetzen und zu ihm in ihre Heimat zu reisen.
Ihr Vater, deutlich gealtert, empfing sie freudestrahlend und wollte sofort alles wissen und bereitwillig erzählte sie ihm, was ihr in der Zeit seit sie ihn verlassen hatte, vorgefallen war, ein paar Details ließ sie aus, schließlich haderte er schon genug mit ihrem Schicksal, sie wollte ihn nicht unnötig aufwühlen. Sie erläuterte ihm auch den Grund ihres Besuchs und so erklärte er sich bereit sie bei ihrem Vorhaben zu unterstützen.
Zusammen mit ihm entwickelte sie eine Applicatio, die sie zurückversetzen sollte, um Erinnerungen aus ihrer Kindheit zu wecken,....
…die Stimme ihres Vaters hallte durch die Gänge, ungehalten wie schon seit einigen Wochen, war er doch machtlos, ob des Schicksals seiner einzigen Tochter…sie hatte sich hinter einer Säule versteckt, doch seinen scharfen Sinnen entging nichts und so dauerte es nicht lange, bis er sie gefunden hatte…sie konnte seine Augen nicht mehr ertragen, diese und der Blick, mit dem er sie ansah…Enttäuschung, Mitleid, Wut, all diese Gefühle waberten darin und jedesmal versetzte ihr der Anblick einen Stich ins Herz….
Unruhig bewegte sie sich im Schlaf, kurz schien es, als wolle sie ihm entfliehen und wach werden, doch dann beruhigte sie sich wieder…
Dämon verschwinde… du hast hier nichts verloren, kehre in das Loch zurück, aus dem du gekrochen bist, …. Steine flogen in ihre Richtung, einer davon traf sie an der Stirn und hinterließ eine Schramme…. der Schmerz dieser kleinen Blessur war nichts gegen den Schmerz, der Worte, die sie ihr entgegen schleuderten…sie funkelte die anderen Kinder böse an, wischte sich mit dem Ärmel das Blut, welches sich mit den herabrinnenden Tränen vermischte, weg und rannte davon….
Ihr Vater, der neben ihrem Bett die Szenerie beobachtete, konnte eine einzelne Träne ausmachen, die ihr an der Schläfe herunter rann…die Miene eine Mischung aus Trotz und Trauer…
…wieder wandelte sie durch die Gänge der Bibliothek und ihr Blick wanderte über die vielen Buchrücken. Viele davon kannte sie schon und so dauerte es einige Zeit, bis sie auf eines stieß, welches ihr noch unbekannt schien. Sie zog es vorsichtig heraus und versuchte den Titel zu entziffern, was nicht ganz einfach war, denn es musste sehr alt sein. Sie schlug das Buch auf und die vergilbten Seiten waren eher steif und fragil, was sie zur Vorsicht mahnte…zuerst hatte sie den Eindruck, es wäre in einer fremden Sprache verfasst, doch bei näherem Hinsehen kam es ihr irgendwie bekannt vor. Sie beschloss, es mit auf ihr Zimmer zu nehmen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Dort angekommen nahm sie an ihrem Schreibtisch Platz und besah das Buch zuerst von allen Seiten genau, dann legte sie es vor sich hin und schlug es auf. Ganz vorsichtig wurden einige Seiten umgeblättert, sorgsam darauf achtend, dass diese nicht, so spröde wie sie waren, zerfielen.
Sie konzentrierte sich dann auf die Buchstaben und es dauerte nicht lange und ihre Ahnung bewahrheitete sich, sie kannte diese Sprache, besser den Dialekt und sie konnte einige Textfragmente übersetzen… Plötzlich schoss ihr ein stechender Schmerz von der Hand, die das Buch berührte in den Kopf, sie zuckte heftig zusammen und ihr wurde schwarz vor Augen….
Sie konzentrierte sich dann auf die Buchstaben und es dauerte nicht lange und ihre Ahnung bewahrheitete sich, sie kannte diese Sprache, besser den Dialekt und sie konnte einige Textfragmente übersetzen… Plötzlich schoss ihr ein stechender Schmerz von der Hand, die das Buch berührte in den Kopf, sie zuckte heftig zusammen und ihr wurde schwarz vor Augen….
….die Erinnerung an das Geschehene war kaum verblasst, da lichtete sich der Nebel und eine weitere Erinnerung drängte sich in ihre Träume, eine, von der sie gehofft hatte, nie wieder daran erinnert zu werden…
Schweiß, billiger Fusel, brackiges Wasser, das Sammelsurium von unschönen Geruchsnoten… sie roch es wie damals, als sie einer ihrer Anfälle ereilte, an einem Ort, der nicht unpassender hätte sein können,… große grobe Pranken grabschten nach ihr… die dumpfen Stimmen, allesamt deutlich vom Alkohol gekennzeichnet hallten in ihren Ohren wider…sie spürte wie damals ihre Hilflosigkeit, ihr Verstand wollte sich wehren, doch alles was sie zustande brachte war, ihre Lider zu senken, sodass ihr wenigstens der Anblick dieser Monster erspart blieb….
…mit einem Schrei wachte sie auf, schweißgebadet, der sorgenvolle Blick ihres Vaters auf sie gerichtet. Nachdem sie wieder im Hier und jetzt angelangt war, bedurfte es einem Moment des Durchatmens und dann gab sie ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er sich keine Sorgen machen musste. …Sie hatte, was sie wollte, ….
Beim Abschied hielt ihr Vater ihr ein kleines unscheinbares Buch entgegen…
Nimm dies und bewahre es gut, es ist das Tagebuch eines deiner Vorfahren.
Er verlor nie seinen inneren Kompass. Solltest du einmal straucheln, so nutze es, um wieder den dir vorbestimmten Weg zu finden….
Sie strich über das alte Leder und nach kurzem Zögern schlug sie das Buch auf... auf der ersten Seite prangten folgende Worte…
Tagebuch von Alvarez von Schwarzenfels
Erzmagus des astralen Pfades
Mitglied des Hohen Rates