lend a elin

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Ba'thal
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lend a elin

Beitrag von Ba'thal »

Es erschien ihm kaum verständlich, womit Lin’aewen auf ihn zukam. Tiere retten?
Eine Sternenreise, um Tiere zu retten?
Er brauchte einige Momente, um zu realisieren, dass es ihr voller Ernst war. Sie sah es als wohlgegeben an, dass er, Letzter der caledhil, Orchaldor eben dieser, sein Leben riskieren sollte, um Tiere zu retten. Hätte die Waldelfe nicht gerade eben ihre Heimat verloren – der Rauch Gwainamdirs war von der Zusammenkunft aus deutlich zu sehen – hätte er wohl unwirsch reagiert.

So akzeptierte er. Unter einer Bedingung, die unter ihnen bleiben würde. Er würde den anderen Elfen nur sagen, dass er es für die Lindhel im Allgemeinen tat. Was Lin’aewen sagen würde, war nicht sein Problem.
In der Nacht noch ging er in die Bibliothek. Er sah sich den Sternenglobus an. Was er vorhatte, war riskant. Die Bedingungen waren nicht gegeben. Er konnte fernab dieser Welt sterben, wenn er nur einen Fehler beging. Landen im Nirgendwo.

Eine knappe Nachricht ging an Amathlan, Lin’aewen, Livius, Asuma (mit einer Anweisung an den Bankier, 500.000 Goldstücke aus seinem Vermögen an Asuma zu reichen), Niriel sowie zu seiner Verwunderung an Luinil, die seine Abwesenheit Meli erklären konnte – oder eben sein ewiges Verschwinden.
Anann iôr na guil a arda eneth,

auf Bitte der Waldelfe Lin’aewen werde ich das Wagnis unternehmen und eine Sternenreise zu den Illuai auf mich nehmen. Die Sterne stehen nicht recht dafür, doch nehme ich dieses Risiko in Kauf. So ich nicht baldig zurückkehre, geht von meinem Tod aus.

A arda eneth
Ba’thal
Orchaldor en caledhil

Dann ging er fort. Er brauchte keine Muschel, um seine Sorgen auszusprechen. Alleine brach er auf zum Ogerberg, welcher für sein Vorhaben am ehesten geeignet war. Ba’thal konnte nicht leugnen, dass ihm unwohl war. Nicht aufgrund des Risikos, sondern weil er eine Form einnehmen musste, die er vor Äonen abgelegt hatte. Lin’aewen bat um viel mehr, als sie wusste.

Angekommen beim Ogerberg, entkleidete er sich. Trotz der Tatsache, dass er selten so verwundbar war wie in diesem Moment, legte er seine Kleidung noch sorgfältig zusammen – für dieses Vorhaben trug er zwar nur praktische Sachen, aber er war eben sorgfältig.
Er atmete tief ein, sich auf das Vorhaben konzentrierend. Als er ausatmete, veränderte sich seine Gestalt, er nahm die astrale Urform ein. Er war wieder er, und das wollte er nicht. Diese Form hatte er nicht ohne Grund aufgegeben.

Er umkreiste den Monolithen, stieg dabei allmählich höher auf. Sein Weg war vorherbestimmt, es war nun Schicksal, ob er ankommen würde oder nicht.
Bild 

Die Zeit verging, die Welt rückte ab, die Sterne näher.
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Luinil Ahton
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Re: lend a elin

Beitrag von Luinil Ahton »

Sie bekam doch eigentlich nie Post! Ein erfreutes, etwas gar lautes und abruptes Lachen liess den Bankier kurz aufzucken, als er ihr das Schreiben zusteckte, während sie gerade die Bankstube verlassen wollte. Auf dem Weg nach Hause las sie es sich kurz durch und quittierte das ganze erstmal mit einem theatralisch übertriebenen Seufzer. Musste ihr denn unbedingt der Elf schreiben? Sie ging kurz einige mentale Register durch und musste sich eingestehen, so wirklich gab es da niemanden, von dem sie Korrespondenz in irgend einer Form erwartet hätte.

Als das Schreiben dann auch verstanden wurde, war die Laune sogleich deutlich besser. Er war zwar erträglicher als andere... naja nicht seiner Art, aber ähnlicher Art. Doch er zeichnete sich durch eine gelebte Konsequenz und Kompromisslosigkeit aus, die ihr so gar nicht genehm war. Aber nun war er offenbar weg und mit... passenden Umständen käme er nicht zurück! "Ich hoffe diese Illuai mögen ihn so gar nicht!" meinte sie und rollte das Schreiben vorsichtig zusammen um es in ihrer Tasche zu versorgen. Würde er tatsächlich das zeitliche Segnen, hätte sie damit ein Kleinod, welches eingerahmt werden musste.
And the strangeness from beyond the stars is not as the strangeness of earth.
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Lin'aewen
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Re: lend a elin

Beitrag von Lin'aewen »

Nur Muin war Zeugin des kleinen Ausbruchs geworden, den der „Preis“ Ba’thals bei Lin’aewen ausgelöst hatte. Sie hätte sich besser im Griff gehabt, doch der Untergang der Waldelfen-Heimat hatte erst wenige Stunden zurückgelegen und sie fühlte sich wund und aufgerieben, als sie mit dem Lichtelfen die kurze und heftige Verhandlung führte, an die sie sich aufgrund dessen nur noch fetzenweise erinnerte.
 
Immerhin hatte sie ihr Ziel erreicht, er hatte eingewilligt, die Reise zum Zweck der Rettung möglichst vieler Tiere des Kontinents zu unternehmen. 
Unter anderen Umständen wäre dies zu feiern gewesen, wäre da nicht der „Preis“, Ba’thals „Bedingung“. Darum hatte sie kaum mit jemandem über das Vorhaben gesprochen, denn das hätte unweigerlich zu der Frage geführt, wofür und warum der Caledhil das scheinbar selbstlose Wagnis auf sich genommen hatte.

Und ein Wagnis war diese Reise, das wurde nach und nach deutlicher, je mehr sie darüber auf der Insel der Hochelfen in Erfahrung brachte: Ein bis zwei Tage sollte diese Reise dauern, und das in Form von Licht, das so leicht zu zerstreuen war, auf einer unsichtbaren Straße, die es nur zeitweise gab zu einer Zeit, die nicht die rechte war.

Seither behielt Lin’aewen die Gegend um den Ogerfelsen und insbesondere dessen Mitte und den Himmel darüber im Auge. Gestern hatten sie sich zu viert einen Überblick verschafft und sogar an dem Felsen genächtigt. Immer einer von ihnen hatte Wache gehalten, für den Fall, dass der Lichtelf zurückkam und Hilfe brauchte oder jemand ihr Lager aufstöberte. Doch heute waren die anderen weitergezogen. 

Im Schatten eines Baumes legte sie einen Kiesel vor sich ins Gras. Der stand für die Hoffnung, dass Ba’tahl wohlbehalten und mit guten Nachrichten zurückkommen würde. Dem gegenüber platzierte sie einen zweiten Kiesel, der stand für die Hoffnung, dass er nicht wiederkommen würde und der Handel, den sie eingegangen war, somit nichtig werden würde. Neben den zweiten Kiesel platzierte sie ein Steinchen für ihre Wut und noch einen weiteren für ihre Angst. Dann versuchte sie, sich auf das eigentliche, ursprüngliche Ziel zu konzentrieren: Die Rettung möglichst vieler Tiere. Je mehr sie sich darauf konzentrierte, desto mehr schrumpften die selbstsüchtigen Gedanken und auch die Wut und die Angst. Sie wusste wieder, wofür sie stand und was wichtig war. 
Und noch eines wurde ihr klar: Auch Ba’thal handelte für Ziele und es war wichtig, mehr über diese herauszufinden, bevor es zur Einlösung der „Bedingung“ kam. 
Sie hob denen einen, ersten Kiesel auf und steckte ihn ein, auf dass er ihr helfen möge, sich auf das zu konzentrieren, was wichtig war. Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Felsen und den Himmel darüber.
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Ba'thal
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Re: lend a elin

Beitrag von Ba'thal »

Es war einerseits beruhigend, fernab jeder Zivilisation zu sein, anderseits erinnerte es ihn wieder an die Zeit, in der seine Handlungsfreiheit daraus bestand, aus einem Diadem heraus seinen Geist streifen zu lassen, zu lauschen und den nächsten Hüter zu finden.

Normalerweise sollte diese Reise schnell gehen. Normalerweise würde aber normale, günstige Umstände bedeuten. Da diese nicht gegeben waren, wusste er selbst nicht, wie lange er unterwegs war.
Am Ende sah er wohl... sein Ziel. Nun, er erinnerte sich jedenfalls sehr, sehr unscharf daran, als ob es ein längst vergangener Traum wäre.

Leider, wie es bei längst vergangenen Träumen ist, erinnerte man sich eben nicht an alles. Da war dieser eine, kritische Punkt, den er mehr oder weniger vergessen hatte: Es war unglaublich schwierig, die Illuai zu finden. Es war ja nicht so, als würden sie auf ihrer zersplitterten Welt warten, dass sich ein Elf zur Sternenreise aufmachte.
Und dann gab es da noch die verschiedenen Kasten. Maer. Also, nicht nur überhaupt Illuai finden, sondern die *richtigen* Illuai.
So kam es, dass Ba’thal herumirrte. Bedacht in seinem Tun, ging er lieber sorgfältig vor: Diese Welt war fremd, fremder noch als jene anderen, zu denen er sich zum Großteil seit seiner Rückkehr aufhielt.

Zersplittert. Ob das wohl auch mit dem Kontinent geschehen würde? Möglich. Eine gewisse Parallele gab es. Die Illuai, so erinnerte er sich, mussten miterleben, wie ihr Gott – ein Kristall – zersprungen war, die Welt zerriss. Was, wenn nicht eine Art Gott, war für die Magokraten wohl die Wettermaschine gewesen? Und welche Auswirkungen hatte es, wenn nicht die Welt zu Grunde zu richten?
Ja… Geschichte wiederholte sich. Immer und immer wieder, nur die Nuancen waren etwas anders.

Irgendwann fand er etwas, was danach aussah, als ob die Illuai gelegentlich dort verkehren würden. Seine Form änderte sich wieder, sich umblickend. Zu seinem Glück nutzten auch die Illuai durchaus etwas wie Schriftzeichen, weshalb er fand, wonach er suchte – ein Dolch. Nunja, musste eben der Baum als Pergament herhalten.
So ritzte er Zeichen ein, die als Hinweis dienen sollten, wohin er weiter aufbrach. Auch wenn er selbst seinen Weg noch nicht wirklich kannte. Er nahm wieder seine Urform ein, weiter die zersplitterte Welt absuchend.

Nach Zeiten des Herumirrens – irgendwann kam er, da war er sich sicher, wieder da an, wo er anfing – hörte er die Flügelschläge. Er spürte den Blick auf sich, den er fast gewohnheitsmäßig als „recht skeptisch“ einsortierte. So erklangen seine Worte

„Anann iôr na guil a arda eneth,
Ivren’mir wird bald verlassen sein, denn die Edhil und Lindhel dieser Lande werden aufbrechen. Was folgen wird, ist unbekannt, doch bisher blieb die Insel verschont. Möglicherweise gibt es dort Lebewesen, um die sich zu kümmern wäre.
So bitte ich, die alte Verbindung zu ehren und sich dem anzunehmen, was zurückbleibt. Eines Tages soll es vergolten werden.“
Die beiden Illuai, die ihn beobachteten, blieben lange Zeit still. Gut, das konnte Ba’thal auch sehr gut, er hatte Zeit.
„Wir werden sehen.“

Nun, das war zwar eine Art von Antwort, aber eben nicht gerade eine hilfreiche. Natürlich, sie verriet ihm, dass er immerhin wohl die richtige Kaste gefunden hatte (oder eher sie ihn, aber das waren unwichtige Details aus seiner Sicht), aber doch war es recht nichtssagend.
„Ich befürchte, ich brauche mehr als das.“ entgegnete somit der Elfengeist. „Denn mein Wort ist es, was ansonsten angezweifelt wird.“
„Du kannst bleiben, bis wir uns entscheiden. Schon in acht Eurer Mondumläufe treffen wir uns.“
Oh, großartig. Acht Monate? Er wäre ja damit einverstanden, aber er befürchtete, dass er in acht Monaten sehr alleine wäre.
„Nicht möglich. So nehme ich dies mit, dass Euresgleichen es überlegen wird. Acht Monate sind zu lang – für mich, als auch für die Tiere. Bis zur Entscheidung ist es zu spät. So kümmert Euch zumindest bis dahin. Der Rest mögen die Sterne entscheiden.“
Er versuchte, höflich zu bleiben. Wenn man um etwas Bitten musste, war das generell vom Vorteil, und er war von das, was am ehesten eine Heimat war, weiter weg, als es sich sterbliche Wesen vorstellen konnten. Hier oben gab es nur ihn, die Illuai vor ihm und die Illuai, die seinesgleichen vielleicht eher als Feind ansahen. Die Ausgangslage war wirklich schlecht.
„Zumindest dem können wir zustimmen.“

Hätte er seine körperliche Form, hätte er genickt. So blieb es bei Stille, bis ihm dies auffiel. „Hannon le“ – zwei Worte, die aus seiner Sicht genug sagten. Und mit diesen, ohne weitere Verabschiedung, brachen alle drei auf.

Flüchtig ging sein Blick umher, einen Ausganspunkt für den letzten Schritt der Reise suchend. Niemand zu sehen. Vielleicht würde es niemals herauskommen, vielleicht in Jahrhunderten, wie sich die Illuai letztendlich entscheiden würden.
Mit diesen Gedanken konzentrierte er sich. Es war Zeit, zurückzukehren.
Von einer zerstörten Welt zu einer, deren Ende aus seiner Sicht unvermeidbar war. Welch beruhigender Gedanke, der ihm folgte, während er sich löste.

Irgendwann am nächsten Tage würde er wohl wieder auftauchen. Sofern er alles richtig berechnet hatte…

 
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Amathlan
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Re: lend a elin

Beitrag von Amathlan »

Beim Lesen der Nachricht, die natürlich wie gewohnt zuerst durch eine Wache geprüft worden war, wölbten sich die Augenbrauen des Elfenfürsten in dezentem Erstaunen nach oben.
Ba'thal wollte sich für eine ihm vermutlich weitestgehend unbekannte Waldelfe auf eine risikoreiche Sternenreise begeben, um das Volk der Illuai zu kontaktieren? Mehr als ungewöhnlich, der Grund erschloss sich Amathlan nicht.

Vielleicht würde sich in den nächsten Tagen die Gelegenheit ergeben, mehr darüber zu erfahren. Lin'aewen schien sich, genauso wie die geflohenen Sala-Bewohner, nun auf Ivren'mir aufzuhalten bis zu ihrer gemeinsamen Abreise ins fast Ungewisse. So würde er sie wohl dort antreffen.



 
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Lin'aewen
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Re: lend a elin

Beitrag von Lin'aewen »

Ihr erstes Zusammentreffen war kurz, explosiv und ergiebig gewesen, das zweite verlief etwas freundlicher. Der Caledhel würde Lin'aewen für seine Zwecke einspannen, Zwecke, die möglicherweise sogar einen Sinn erfüllten, aber dafür wusste sie noch zu wenig. Der Handel stand, und in der augenblicklichen Situation hatte sie durchaus die Absicht, sich auch daran zu halten. 

Die Wut war im Laufe der dieses Mal so viel längeren Auseinandersetzung weitgehend verraucht (nicht zuletzt Dank des Kieselsteins) und hatte stellenweise sogar einem beginnenden Verständnis gegenüber dem Lichtelfen Platz gemacht. Schlussendlich konnte Lin'aewen ohne Wenn und Aber den angemessenen Dank aussprechen, der fällig und auch mehr als angebracht war, denn Ba'thal hatte viel riskiert und obendrein Erfolge erzielt. 

Erfolge, die Hoffnung in den erdrückenden Kummer bringen konnten, denn nicht weniger stand in Aussicht als die Chance auf Rettung der Tiere. Das- und nur das- würde es erträglich machen, an Bord zu gehen und sie auf dem sterbenden Kontinent zurück lassen zu müssen.

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