Der ungewisse Weg in ein neues Leben

Rollenspielforum für Geschichten.
Antworten
Benutzeravatar
Cristobal Sicarius
Beiträge: 13
Registriert: 22 Nov 2023, 12:15
Been thanked: 29 times

Der ungewisse Weg in ein neues Leben

Beitrag von Cristobal Sicarius »

Die dunklen Schwingen des hereinbrechenden Abends, legten sich über die Dächer der kleinen und schiefen Häuser.
Dumpf läutete irgendwo in der Ferne eine Glocke. Die Schatten wurden länger und durchfluteten die engen Gassen und Straßen.
Im Westen warf die Sonne noch einen letzten Schein und versank am Horizont.
Langsam legte sich die Nacht, wie ein schwarzes Tuch, über das kleine Dorf. Zwischen eiligen Wolken stachen die ersten Sterne hervor.
Es war kurz vor Beginn des Winters und die anherrschende Kälte, war wie der Vorbote eines langen und harten Winters.
Cristobal wäre beinahe über eine Kinderleiche gestolpert, die wie hingeworfen auf dem Wege lag.
Er fluchte leise und setzte seinen Weg fort.

Lange würde der kleine menschliche Kadaver hier nicht liegen bleiben. Wenn nicht der „kleine Henker“ sie weggeschaffen würde;
die Wölfe aus den nahen Wäldern wussten, wo sie Nahrung fanden.
Durch das schon seit längerer Zeit anherrschende schlechte Wetter blieben die erhofften Ernten aus und Hunger und Krankheiten bahnten sich ihren Weg.
Mit Schrecken vernahm er seine eigene, grausige Gleichgültigkeit dem verhungerten Kind gegenüber, doch jeder war sich in so einer Zeit selbst der Nächste.

Nach einigen Schritten blieb er stehen und lehnte sich, nach Luft ringend an eine Hauswand. Die Schmerzen in seiner Brust waren wie Stiche eines Dolches.
Sein Atem ging schwer und er hatte Angst, ohnmächtig zu werden. “Nur nicht hier verrecken, wie ein Tier“, hämmerte es in seinem Schädel.

Aus einer kleinen Seitengasse tauchte plötzlich eine Gestalt auf … groß und dunkel.
Als sie auf ihn zukam, zog Cristobal beherzt sein Schwert. Die Gestalt blieb daraufhin abrupt stehen und ein von Narben zerfressenes Gesicht blickte ihn abwägend an.
Cristobal hielt seinen Blick stand, wohl wissend, dass er bei einem Angriff chancenlos wäre.
Dann drehte sich die Gestalt wieder um und verschwand wieder in der Dunkelheit.

Ein Hustenanfall schüttelte seinen mageren Körper und als er ausspuckte, bemerkte er, dass der Schleim rötlich war.
Einen Augenblick blieb er noch stehen und setzte dann, sich gegen den aufkommenden Wind stemmend, seinen Weg fort. Als er in die Gasse einbog,
gewahrte er auf der linken Seite das Haus seines Bruders.
Cristobal klopfte erschöpft mit der flachen Hand gegen die kleine Holztüre, die sich nach einigen Augenblicken knarrend öffnete.

Sein Bruder Argyll, der eine kleine Herberge inmitten des Dorfes führte, öffnete ihm die Holztür und blickte ihn zunächst prüfend an, ehe er Cristobal erkannte.
„Ahh Bruder ... Du bist es ... komm tritt schnell ein.“

Sie überquerten einen kleinen Hof, der durch zwei Pechfackel schwach erleuchtet wurde und traten ins Gebäude.
Aus der Schankstube, die links des Korridors lag und dessen Fußboden mit Stroh bedeckt war, hörte man die gedämpften Stimmen einiger Personen,
die anscheinend hier ebenfalls einen Platz für die Nacht gefunden hatten.
Der Flur lag im Dunkeln und nur das spärliche Licht der Kerze, die sein Bruder in der Hand hielt, erhellte schwach den Weg.
„Kommt, es gibt einen Raum, wo Du alleine sein kannst.“
„Unser Vater hat es so gewünscht.“

Es war ein kleines Zimmer, mit einem Bett und einem Tisch, vor dem ein kleiner Schemel stand.
Der Schein der Kerze erhellte eine aus uraltem Holz geschnitzte Dämonenfratze, welche den Glauben an den Namenlosen symbolisierte und an der Wand hing.
Argyll entzündete einen Kerzenstummel, der auf dem Tisch stand und stellte diesen dann wieder zurück.
Dann wandte er sich der Eingangstüre zu.
„Ich werde Dir noch etwas zum Essen bringen.“
„Und unser Vater möchte noch mit Dir sprechen.“
„Er wird Dich demnächst hier aufsuchen kommen.“

Cristobal nickte und ging etwas gebeugt zum Fenster, das zum Gemüsegarten hinausging.
Er öffnete es und die Kühle der hereinbrechenden Nacht schlug ihm mitten ins Gesicht, welches ihm gut tat und etwas Linderung seiner Schmerzen brachte.
Mit mehreren tiefen Atemzügen flutete er seine Lungen mit der frischen und klaren Luft der Nacht.
Der Mond war wie eine Laterne so hell, die in den Zweigen des nahestehenden Apfelbaumes hing und Cristobal freute sich über den Anblick der gepflegten Gemüsebeete,
die vom Fleiß des Bruders zeugten.

“Oh Namenloser“, ging es durch seinen Gedanken, „warum hast Du mir nicht einen noch starken Glauben an Dich gegeben, so das ich durch meine Taten und meinem
Schwert Deinen Namen hätte noch mehr preisen können.“
„Doch statt dessen hast Du mein Herz mit Unruhe gefüllt und mein Weg mit Prüfungen versehen, welchen ich hoffentlich gewachsen bin.“

Sein Bruder betrat den Raum etwas später wieder und stellte das Tablett mit dem Essen auf den Tisch.
„Hier. Brot, Käse und Wein.“
„Stärk Dich erst einmal.“
„Du wirst bestimmt hungrig sein.“

Mit einem stummen Kopfnicken nahm er die Speisen seines Bruders entgegen, setzte sich auf den Schemel und nahm sie zu sich.
Nachdem er gegessen hatte, legte sich Cristobal auf das Bett und starrte gedankenverloren an die Decke der Stube.

Die Türe öffnete sich einige Zeit später und sein Vater William trat ein.
Cristobal erhob sich unter Schmerzen so rasch wie er konnte aus dem Bett und wollte in die Knie gehen, doch der Vater hinderte ihn daran.
Sein Vater war ein von Alter und Demut gebeugter Mann.
„Ich hoffe, dass es Dir geschmeckt hat und der Wein nicht allzu sauer war.“
„Leider könnten wir Dir kein besseres Mahl bieten, doch muss man ja in diesen harten Zeiten schon froh sein, wenn man überhaupt was auf dem Teller hat.“

Für einen Augenblick zog ein Lächeln über das Gesicht des Vaters. Dann wurde es ernst und auch Traurigkeit breitete sich darin aus.
„Heute ist es wohl Deine letzte Nacht hier, wie mir scheint.“
„Wohin willst Du gehen?“
„Und warum hast Du nicht ein Gesuch beim Herzog eingereicht?“
„Er war unserer Familie immer gut gesonnen.“
„Er hätte bestimmt Verständnis für Dein Tun gehabt und Dir angesichts der Situation verziehen.“

Cristobal setzte sich dann erneut langsam auf den Schemel und fuhr sich mit der Hand durch das Haar.
„Ich will nicht mehr und kann auch nicht mehr. Ich hab mich nun lange genug vor den Häschern und Handlangern versteckt.“
„Es ist wohl auch gut, dass ich den Ort hier verlasse und wo hingehe, wo mich niemand kennt und wo ich vergessen kann.“
„Ja, aber wohin soll Dich diese Reise führen?“ … erwiderte daraufhin sein Vater.
„Ich weiß es selbst noch nicht genau.“
„Irgendwo werde ich sicherlich einen Platz finden, wo mein Herz wieder zur Ruhe kommen kann und wo man mich nicht sucht, nur weil ich meiner Familie zur Hilfe eilen wollte.“
„Vielleicht gehe ich in den Süden der Insel, oder aufs Festland oder vielleicht auch nach Nalveroth.“
„Ich weiß es selbst noch nicht.“

Der Vater reichte ihm einen versiegelten Brief.
„Hier, Du kannst damit eine Bleibe bei Freunden finden. Diese Bleibe wäre zwar nicht im Süden oder in Nalveroth, sondern auf dem sicheren Festland.“
"Ich habe in der Eile ein paar Zeilen zusammengeschrieben."
„Zeig meinem alten Freund dort dieses Schreiben und er wird Dir Unterschlupf gewähren.“
„Denn der Winter steht vor der Türe und er wird sehr hart ... härter noch als wie je zuvor“
„Schon jetzt säumen oftmals verhungerte und erfrorene Körper die Straße unseres Dorfes und Gevatter Tod ist in der Auswahl seiner Ernte nicht zimperlich.“

Bei den Worten des Vaters fiel Cristobal wieder der menschliche Kadaver ein, über den er zuvor fast gestolpert wäre.
Mit ein wenig Stolz in der Stimme, fügte Cristobals Vater hinzu:
„Auch ich habe dort für einige Zeit gelebt.“
„Es sind gute Menschen und wahre Freunde unserer Familie.“
„Du kannst Dich ihnen beruhigt anvertrauen.“

Für einen Augenblick schaute er sinnend auf Cristobal.
„Und halte Dich von der Goldenen Schlange fern, hörst Du?“
„Auch wenn nun Dein Herz vor Schmerz und Kummer schwer ist, durch den Verlust Deiner geliebten Frau und Deines Sohnes.“
„Doch glaube mir, dies ist nicht Dein Weg, er kann es nicht sein, denn es ist nicht der Weg, der uns durch den Glauben an den Namenlosen aufgezeichnet wird.“
 
Cristobal ging nun trotz der Schmerzen in seiner Brust nun vor seinem Vater auf die Knie.
„Segne mich, Vater und verzeih mir, dass ich Dich enttäuscht habe.“
„Du hast uns stets den rechten Weg des Glaubens gezeigt.“

Dieser legte seine Hände auf das Haupt von Cristobal und sprach ein kurzes Gebet:  
„Oh Namenloser, Sprenger der Ketten, erleuchte die Finsternis in unseren Herzen und schenke uns stets die Kraft für den rechten Glauben einzustehen, auf das Suron wieder aus
seinen Ruinen auferstehe und sich das Reich Surom über alle Länder dieser Welt erstrecke.“
Nach den Worten nahm er langsam die Hand von Cristobal Haupt, strich noch einmal sanft und väterlich über seine Wangen und drehte sich dann wortlos um, um aus dem kleinen Raum zu gehen.

---------------------------------------------------------------------------------------------------

Die Kerze war heruntergebrannt.
Cristobal lag auf dem Bett und starrte gegen die dunkle Zimmerdecke, die wie ein drohender und abweisender Himmel über ihn stand. Ihm fröstelte trotz des dicken Umhangs,
den ihm sein Bruder gebracht hatte. Bilder tauchten in seinen Gedanken auf, von seiner Frau Mala und seinem Sohn Joshua.
Es waren Bilder, die ihn Nacht für Nacht aufs Neue heimsuchten.
Bilder des Schreckens, die sich wie in glühendes Eisen in sein Hirn eingebrannt hatten.
In seinen Gedanken spiegelten sich noch einmal die Geschehnisse der Vergangenheit wieder.

Es muss so kurz vor der Erntezeit des letzten Jahres gewesen sein. Das Korn auf den Feldern stand in voller Pracht und man freute sich darauf,
volle Wagen mit Korn in die Vorratsspeicher fahren zu können. Doch die Lage spitzte sich zunehmend immer weiter zu. Konflikte zwischen den Rassen und Völkern führten dazu,
dass eine wilde Schlacht ausbrach und auch nicht vor der Insel Helion halt machte. Ein mächtiges Heer bestehend aus Orken, Ettins und Ogern belagerten die einzige größere Stadt
der Insel Helion, sowie dessen Dörfer des Umlandes.

Da es sich für die Angreifer schwieriger als zuvor angenommen erwiesen hat und die Stadt eben nicht im Handumdrehen einzunehmen war, zogen einige Teile des angreifenden Heeres
brandschatzend durch die umliegende Gegend der Stadt, um zum einen für Nahrung zu sorgen und zum anderen ihren Frust an der wehrlosen Bevölkerung auszulassen.
Sie kannten und gewährten keine Gnade.

Alles was sich ihnen in den Weg stellte, wurde gnadenlos dahingeschlachtet, Häuser in Brand gesetzt, das Vieh gestohlen und sämtliche anderen Lebensmittel geraubt.
So kam es auch dazu, dass eine kleine Gruppe versprengter Oger sich dem Haus von Cristobal und seiner Familie näherten,
welches ein wenig abseits der anderen Häuser auf einer kleinen Lichtung am Waldrand stand.
Cristobal war zu diesem Zeitpunkt nicht dort.

Er hatte sich zusammen mit ein paar anderen Männern freiwillig einer kleinen Gruppe angeschlossen, welche die eigenen Truppen in ihrem Kampf gegen das angreifende Heer unterstützte.
Als die Nachricht durch einen Meldeläufer vorgedrungen war, dass eine Gruppe Oger in der Nähe seines Haus gesichtet wurden und dieses wahrscheinlich auch angegriffen habe,
setzte er sich ohne Wissen seines Hauptmannes von der Gruppe ab und wurde somit zu einem Fahnenflüchtigen.
Ihn beflügelte nur die Sorge um seine Familie. Sie zu schützen, ihnen zur Hilfe zu eilen war nun sein oberstes Ziel.
Über die Konsequenzen seines Tuns dachte er nicht weiter nach und sie waren ihm auch egal.

Als er an seinem Haus ankam, bot sich ihm dort ein Anblick des Schreckens.
Aus dem Dach des Hauses schlugen die Flammen mehrere Schritte hoch in die Luft.
Überall flogen noch immer leicht glühende Funken um ihn herum, welche wie ein Bienenschwarm wild wirbelnd durch die Luft kreisten.
Cristobal rannte wie von Sinnen auf den Eingang des Hauses zu.

Die hölzerne Türe war zuvor durch mehrere schwere Schläge mit einer Axt aus den Türangeln herausgebrochen worden und lag nun, noch an einem Scharnier schräg hängend,
quer im Eingang. Der Rauch des Feuers raubte Cristobal fast den Atem und eine unsagbar heiße Feuerwand versuchte sich ihm in den Weg zu stellen.

Sein Blick erhaschte ein großes Stück Tuch, welches am Boden lag. Schnell raffte er es zusammen und tauchte es in die Wassertonne, welche nur wenige Schritte weit von ihm weg stand.
Nachdem er sich das nasse Stück Tuch über seine Haupt und Schultern gelegt hatte, presste er einen Eckzipfel des selbigen gegen seinen Mund und Nase was ihm,
wenn auch nur für kurze Zeit erlaubte, wieder zu Atem zu kommen. So geschützt wagte er sich nun in die bereits völlig in Flammen stehende Stube vor.

Immer wieder versuchte er den Namen seiner Frau und seines Sohnes zu rufen, doch schnitt die unbarmherzige Hitze des Feuers jeglichen Versuch ab.
Als es sich seinen Weg in den hinteren Bereich des Hauses gebahnt hatte, stellte er mit etwas Erleichterung fest, dass das Haus leer war.
Wilde Gedanken zuckten wie Blitze durch seinen Geist, in der stillen Hoffnung, dass es seine Familie noch rechtzeitig in Sicherheit geschafft hatte.
Als er gerade wieder auf demselben Wege das Haus verlassen wollte, wie er es betreten hatte, brach unter ohrenbetäubendem Krachen ein Teil des Daches ein und versperrte ihm den Rückweg.
Ein Feuerstoß, wie aus dem Maul eines Drachen kam auf ihn zugewalzt und hüllte ihn gänzlich in Flammen ein.

Nur durch einen beherzten Hechtsprung, mit dem Kopf voran, die Arme schützend vor das Gesicht gelegt, durch ein noch nicht geborstenes Fenster, konnte er dem Tod noch einmal entgehen.

Hart schlug sein Körper draußen auf der Erde auf. Sein Kopf, sowie seine Rippen krachte gegen einen harten Gegenstand, was ihm daraufhin das Bewusstsein nahm.
Als er wieder zu Sinnen kam wusste er nicht mehr wie lange der da gelegen hatte.
Ein Geruch von verbrannten Haaren und Kleidung machten sich in seiner Nase breit.
Vorsichtig drehte er den Kopf in Richtung des Hauses, welches sich in einiger Entfernung befand.
Er musste sich noch einige Schritt weit weggeschleppt haben, doch konnte er sich an dies Tat nicht mehr erinnern.

Bei der Drehung des Kopfes bohrte sich ein stechender Schmerz in seine Brust, gleich wie der Stich von tausend Skorpionen.
Er konnte kaum atmen und sich ebenfalls auch nur unter den größten Mühen wieder aufrichten. Leicht taumelnd brachte er sich noch ein paar Schritte weiter in Sicherheit,
ehe er wieder unter großen Schmerzen aufschrie und unter Verlust des Bewusstseins ohnmächtig zu Boden stürzte.

Erst viele Tage später erfuhr er, durch das Gespräch zweier Bauern, welche er belauschen konnte, dass seine Hoffnungen, Mala und Joshua lebend wieder zu finden zerschellt waren,
wie die Planken eines Bootes, wenn es auf ein Riff auflief. Man fand nicht unweit seines Hauses, die beiden leblosen Körper einige Zeit später, inmitten des nahen Waldes,
zerrissen und gemartert und es muss wohl ein so grauenhafter Anblick gewesen sein, dass die Bewohner des Dorfes diesen Platz von nun ab mieden,
da sie Angst vor den Seelen der beiden hatten, die ja dort sicherlich noch ziellos umherirrten.

---------------------------------------------------------------------------------------------------

Ein neuer Hustenanfall schüttelte wieder seinen Körper und er schreckte aus seinem Traum auf.
Es dauerte eine ganze Weile, bis er realisierte, dass es nur mal wieder einer dieser furchtbaren Träume war, die seinen Geist verwirrten und er wieder langsam zur Ruhe kam.
Er wollte sich erheben, doch er war zu schwach dafür. Sein Atem wurde ruhiger und er schloss wieder die Augen. Erneut dämmerten seine Gedanken in einem Traum dahin,
doch diesmal ganz anderer Natur. Ein kleines Lächeln legte sich im Schlaf um seine Mundwinkel.

Margot! Das Freudenmädchen mit dem goldenen Herzen, die ihm mit der Milch ihrer vollen Brüste am Leben gehalten hatte, als seine Mutter von Krankheit gezeichnet
zu schwach und ausgelaugt gewesen war, dies selbst zu tun. Und sie war es auch, die ihm auch später, in seiner frühen Jugend, die Wärme ihres Körpers hatte spüren lassen.
Eine Weile blieb er noch in Gedanken bei ihr.

Ein neuer Stich in der Brust zerriss das Bild. Seine Finger krallten sich in den Mantel und nur mit Mühe konnte er ein Schreien unterdrücken.
Zum ersten Male verspürte er Angst, doch er wusste nicht wovor.
“Ich will leben!“ … diese Worte sagte er leise vor sich hin, wie ein Gebet.
Langsam verebbte der Schmerz und sein Atem wurde wieder ruhiger. Mit geschlossen Augen blieb er still liegen, wie ein scheues Tier in der Dunkelheit.
Der Wein tat seine Wirkung und ein gnädiger Schlaf nahm sich erneut seiner an.

Als sein Bruder Argyll am frühen Morgen ins Zimmer trat, war Cristobal bereits verschwunden. Auf dem Tisch lag noch der Brief, welchen er durch seinen Vater bekommen hatte.
Cristobal ging während dessen bereits durch das Stadttor, ohne sich umzuschauen. Die Kleider schlotterten um seine magere Gestalt und das Schwert hing verloren an seiner Seite.
Die Stadtwächter lachten, doch er beachtete sie nicht. Vor ihm erstreckte sich ein gerader Weg, der in die Ewigkeit zu führen schien.

Der ferne Horizont rötete sich und ein neuer Morgen grüßte die Erde des Landes. Er war nunmehr fast die ganze Nacht unterwegs gewesen.
Er hatte das Gefühl in sich, als wolle diese Reise, der angesichts seiner Verletzung und den daraus folgenden Schmerzen in seiner Brust, nie zu Ende gehen.

Als er um eine weitere Biegung des Weges kam, erblickte er, zwar noch in der Ferne, jedoch klar erkennbar, die ersten Umrisse der “Roten Stadt" von Nalveroth.
Stolz ragten die Dächer der hohen steinerne Häuser dem Himmel entgegen, welcher gesäumt wurde, von den vielen kleineren Dächern der umliegenden Häuser.
Er konnte, trotz der Entfernung alles genau erkennen. Eindrucksvoll, ja fast schon majestätisch, lag die Stadt in das erste Licht des Tages gehüllt, strahlend und klar vor ihm.

Als er seine ersten Schritte in der mächtigen Stadt hinter sich gebracht hatte, war er sich sicher, dass er hier das finden würde, was er schon so lange vermisst hatte.
“Ruhe und Frieden” für seinen geschundenen Körper und seiner zerrissenen Seele.
So war es ihm wichtig, ehe er überhaupt hier in der Stadt was tun wollte, zuerst am Schrein des Namenlosen hier in Nalveroth zu beten und dem Namenlosen für seine sichere Ankunft hier danken.
Benutzeravatar
Cristobal Sicarius
Beiträge: 13
Registriert: 22 Nov 2023, 12:15
Been thanked: 29 times

Der ungewisse Weg in ein neues Leben

Beitrag von Cristobal Sicarius »

Die ersten Tage seit seiner Ankunft hier in der Roten Stadt Nalveroth vergingen wie im Fluge.
Viele neue Eindrücke prasselnden auf ihn ein und er musste sich erst einmal hier zurecht finden. Wo war die Bank ... wo fand er etwas zu Essen, ... wo den Heiler?
Sein wichtigstes Anliegen war jedoch, wo er überhaupt bleiben konnte in den kommenden Nächten.
Eine Basis für sein vorankommen hier musste zuerst geschaffen werden.

Bislang hatte er die Nächte in einem Stall auf dem Stoh verbracht und so sah er auch morgens dann dementsprechend aus.
Seine Habe, welche er ständig bei sich trug war recht überschaubar und auch nicht in solche einem guten Zustand, dass man ihn hätte vorzeigen können,
ohne bei seinem Gegenüber ein schmunzeln im Gesicht zu erzeugen. So wollte er nicht bleiben und so wollte er auch mal nicht, so seine Zeit einmal gekommen wäre,
vor den Namenlosen treten.

Doch was tun?
Wie konnte er sich unter all den Bewohnern und Kriegern beweisen?
Bei einem Gang zu seinem täglichen Gebet, welche er am Schrein des Namenlosen führte, traf er auf eine Ansammlung versiedener Personen,
welche sich direkt neben dem Schrein eingefunden hatten und die voller Hoffnung auf die Ankunft weiterer wichtiger Teilnehmer warteten.
Ihm wurde sofort klar, dass dies kein normales Zusammentreffen war, sondern eher eine Vorbereitung darstellte, sich auf was "Größerers" einzustellen.
So blieb er stehen und hörte dem Ganzen aufmerksam zu und sein Interesse daran sollte sich auch für ihn bezahlt machen. Denn zum ersten Mal in seinem Leben traf
er auf Personen, die den Weg bereits beschritten hatten, welche er für sich selbst auserkor.
Er traf hier auf den "Ersten Wächter des A'groniam de Surom", sah die Ankunft des Propheten, welcher phönixgleich auf den Schwingen eines strahlenden Vogels
heranflog kam und er traf auch auf die Priesterin des Ordens, Marleen Lamont und hörte diese sprechen und lauschte ihren Worten.

Schon seit Tagen verfolgte er aufmerksam die Geschehnisse der Zeit. Hörte die Leute in den Gassen und Tavernen ständig von Ziron reden, dessen Ansinnen es war,
die bisher bekannte Welt zu zerstören und zu unterjochen. Er hörte vom Fall von Ansilon und vom Untergang des Berges "Bar´Gorl" der die Heimat der Zwerge war.
In diese Reihe wurden auch noch andere Gebiete, Städte, Dörfer und Weiler genannt, welche ihm aber bislang gänzlich unbekannt waren und unter der Hand von
Ziron zu Fall gebracht wurden, so auch von "Asamea'toria", der Goldenen Stadt der Amazonen, welche ebenfalls gefallen war.

Es wurde Cristobal jedoch sofort klar, dass dieser Kampf gegen Ziron ein Zeichen des Namenlosen sein musste ... ein Zeichen an ihn, um sich hervor zu tun
und für sich selbst seinen Wert unter Beweis zu stellen und für seinen Glauben das Schwert zu führen.
So folgte er der Gruppe zu einem Punkt am Meer, welchen er durch ein Reiseportal erreicht hatte, was eigens zu diesem Zweck von einem Magiebegabten erzeugt wurde.
Dort versammelten sich alle am Meer und starrten hinaus auf die wogenden Wellen des Meeres. Die Spannung innerhalb dieser Gruppe war so greifbar und real,
dass man die Luft knistern hörte. Plötzlich verdunkelte sich alles und ein gewaltiger Angriff begann und nahm seinen Lauf,
an dessen Ende ein gewaltiges Schiff aus dem Nebel empor stieg und am Hafensteg anlegte.

Wie es sich später dann herausgestellt hatte, war dies das Schiff, welches angedacht wurde, um so es sein sollte und nötig war, die alte Heimat verlassen zu können.
Bei der ersten Begehung des Schiffes wurde Cristobal erst einmal so richtig klar, wie real die Bedrohung war, von welcher er bislang immer nur gehört hatte.
Aber er lernte auch die Zurückhaltung der anderen Teilnehmer kennen, welche ihm gegenüber unverhohlen ausgesprochen wurde.
So beschloss er von hier wieder zurück in die Stadt zu gehen, doch wie sollte ihm das gelingen, wenn er noch nicht einmal wusste, wo er überhaupt war.
Just in diesem Moment wurde er vom Propheten angesprochen, der ihm anbot, sich im auf seinem Weg zurück in die Stadt anzuschließen.
Dort angekommen bedanke er sich dann namentlich bei dem Propheten für die Reisegelegenheit, welcher dann doch etwas irritiert zu ihm schaute,
da Cristobal anscheinend wusste wer er war, ohne das er, der Prophet, selbst wusste wer Cristobal ist, da er ihn zuvor noch nie getroffen hatte.
Cristobal wusste jedoch sehr wohl, wem er gerade gegenüber stand, denn dieser wurde zuvor von allen am Meer mit sehr viel Respekt behandelt und stets Prophet genannt.
Nach Klärung dieses Umstandes ging dann jeder seinen Weg und so endete seine erste Begegnung mit dem Orden und mit deren Teilnehmern.

--------------------------------------------------------------------------

Tage darauf führten ihn seine Schritte zur Bank, um seine überschaubare Habe dort sicher untergebracht zu wissen.
Dort traf er auch zum ersten Mal auf die Handwerkerin Janu Winter, welche ihm von Anfang an sehr vertraut vorkam, denn ihr ganzes Wesen, welches sie ausstrahlte,
dem Wesen seiner in der Schlacht ermordeten Frau glich. Mehr noch ... selbst die Art wie sie ging, ... wie sie sich bewegte und auf verschiedenste Situationen
reagierte war ihm mehr als wohl vertraut. Denn auch seine verstorbene Frau galt auf der Insel Helion als Querdenker und war dafür bekannt, ihr Herz auf der Zunge zu tragen.

In vielen weiteren langen Gesprächen mit Janu, in den darauf folgenden Tagen, bei der Sitzgruppe unterhalb der Bank, tauschte man sich daraufhin in Gedanken
und Meinungen aus und sie war es auch, welche ihn dazu brachte, sein nächtliches Strohlager im Stall aufzugeben und gegen ein zwar viel zu kurzes,
aber bequemeres Bett in der Taverne zu tauschen.
An diesem Abend führte sie ihn durch die Stadt und zeigte ihm die Taverne, welche auch als Freudenhaus diente.
Auf der Dachterasse der Taverne führte man dann das zuvor geführte Gespräch weiter fort, welches jedoch durch das erscheinen eines Wächters mit Namen
"Rayno Raynes" jäh unterbrochen wurde.
Nachdem Cristobal ihn mit dem Wort "Barchmon" angesprochen hatte, welches er seit kindesbeinen her kannte und die Sprache der Wächter war,
erzürrnte dieser leicht und er forderte Cristobal auf, dies zukünftig zu unterlassen, so er Ärger vermeiden wolle.
Denn es war nur den Mitgliedern des Orden vorbehalten, sich in dieser Sprache zu unterhalten.
So hatte er sich seinen ersten Kontakt zu den Wächtern nicht vorgestellt, welcher gleich mit einer Rüge begann. Jedoch war es ihm auch eine Lehre, denn von nun
an vermied er es in dieser Sprache zu sprechen, wenn ihm auch die entsprechenden Worte des Ordens wohlvertraut waren.

--------------------------------------------------------------------------

In der darauffolgenden Zeit, fühlte sich Cristobal in der neuen Heimat immer wohler, was ein sehr großer Verdienst von Janu war.
Sie vermittelte ihm die fehlenden Kontakte und war die Einzige, die er sich anvertrauen konnte, wenn er auch sein früheres Leben vor ihr verschwieg,
oder eben nur tröpfchenweise bekannt gab. Er wusste nicht, wie er sie einzuschätzen konnte, wenn sein bisheriges Leben ihr vollens bekannt werden würde.
Würde sie für ihn Verständnis zeigen oder ihn zum Henker schicken ...?, da er bereits schon einmal eine Gefährtin hatte und einen aus dieser Beziehung herausstammenden Sohn.

Er würde um Nichts in der Welt seine Erinnerungen an diese Beiden aufgeben und doch stand er nun vor Janu und alles war irgendwie anders.
Denn er wollte sie als Menschen nicht verlieren und seine Gefühle ihr gegenüber waren nicht nur von "freundschaftlicher Art" geprägt.
Er war sich aber auch bewusst, dass sie nicht nur ein "billiger Ersatz" für das Verloreren dastellte und "nur" als ein "Lückenbüser" dienen dürfe, sondern es keimte
in ihm ein echtes Gefühl der Zuneigung zu ihr auf. Aber war er schon bereit für eine neue Gefährtin in seinem Leben ... wollte "sie" das überhaupt sein?

Bislang reichte es ihm, wenn er nur in ihrer Nähe war, ... sie anschauen konnte, ... sie reden hörte.
Doch er nahm auch wahr, dass sie seinen ausgewählten Weg, sich dem Orden der "Wächter" anzuschließen zwar nicht besonders berauschend fand, ihm aber auch
nicht im Weg stehen wollte und trotz ihrer Bedenken dabei half, ihn dabei zu unterstützen. Denn ihr war auch klar, das die Wächterschaft einen wichtigen Punkt in
Cristobals Leben darstellte und er darin auch weiterkommen wolle.
So vermittelte Janu auch den ersten Kontakt zu "Nighean", die als Schrifthüterin und Chronistin Janu bekannt war, oder um es einfach auszudrücken und auf den
Punkt bringen zu wollen, eher als "Gedächtnis" des Ordens galt.

Ihr erzählte Cristobal von seinem Elterhaus und von der Familiengeschichte, aus welcher bereits auch schon Wächter hervorgegangen waren und deren Kraft und Schwert
zum Kampf gegen die "Goldene Schlange" in den südlichen Ländern eingesetzt wurde, um dem Geschwür aus Lügen und Intrigen ein für alle mal den Kopf abzuschlagen.
Denn dies "Goldene Schlange" war es, die die Herzen der Suromiten vergiftete.
Nighean führte daraufhin Cristobal in die "Öffentliche Bibliothek" und gab ihm als Aufgabe, sich mit dem Studium der Geschichte von Surom zu befassen und vertraut zu machen,
da er, sollte er dem Orden vorgestellt werden, zuvor befragt werden würde, um seine Wissen und seine Glauben zu befragen, ehe man ihn als Neuanwärter,
als einen "Ordensknappen" in den Reihen aufnehmen wolle, um ihm einen "Mlfono" zur Seite zu stellen.

Das studieren der vorgelegten Bücher fiel Cristobal nicht sonderlich schwer, da er als Gläubiger des Namenlosen schon das eine oder andere in seinem Elternhaus
schon als Kleinkind mitbekommen hatte. Aber es gab auch viel andere Erkenntnisse, welche ihm bislang nicht so bewusst waren. So fieberte er dieser Befragung entgegen,
welche aber in unabsehbare Entfernung gerückt wurde, als die Bemühungen, um eine eventuelle Abreise für alle aus Nalveroth immer greifbarer wurde und
jeder mit dem zusammenraffen seiner Habe beschäftigt war.
Er selbst richtete seine geringe Habe ebenfalls hin, was aber viel weniger Zeit in Anspruch nahm, als wie bei so manch einem anderen.
So blieb ihm nichts anderes übrig, als nur abzuwarten und seinen täglichen Übungen am Schwert fortzuführen, um bereit zu sein, so sein Name gerufen werden würde
und er sich dann endlich beweisen könne.
Zuletzt geändert von Cristobal Sicarius am 01 Mär 2024, 07:00, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Cristobal Sicarius
Beiträge: 13
Registriert: 22 Nov 2023, 12:15
Been thanked: 29 times

Der ungewisse Weg in ein neues Leben

Beitrag von Cristobal Sicarius »

Nach dem er endlich mal wieder die Zeit gefunden hatte, etwas Ruhe in sein Leben einkehren zu lassen,
nahm er sein Tagebuch aus seiner Seekiste und schlug die letzten Seiten auf, unter welchen er etwas eingetragen hatte.
Viel Zeit war seither vergangen und viel auch gesehen.
Sein Leben schien wie auf den Kopf gedreht worden zu sein.
Zogen sich doch noch ganz am Anfang viele Tage und Monate, nach Ankunft in der Roten Stadt "Nalveroth" wie zäher Honig dahin,
so wusste er aktuell nicht, wo er zuerst Hand anlegen sollte. Wie sehr sehnte er sich damals danach, endlich von der Dienerschaft des Namenlosen bemerkt zu werden,
um dort seinen Dienst verrichten und seine Berufung zu finden.
Und nun ... heute, steht er mitten drin und sein Leben spiegelt die andere Seite dieser Medaille wieder.

Nachdem Nalveroth aufgegeben werden musste, bestiegen alle das stolze Schiff "Ameda", welches sie von hier weg und in Sicherheit bringen sollte,
um ein neues Land zu entdecken und um auf den Ruinen von Surom ein neues und noch prachtvolleres Surom entstehen zu lassen.
Doch der bisherige Weg entwickelte sich schwerer, als wie von Cristobal zuvor noch angenommen.
Die Reise auf der "Ameda" schien nicht enden zu wollen und es kam ihm fast so vor, als würde der Namenlose seine Diener erst prüfen zu wollen,
um sich in seinen Augen als würdig zu erweisen, dieses neue Imperium errichten zu dürfen. Die Schiffsroute führte sie in ungewisse.
Keiner der Anwesenden an Bord konnte sagen, wie lange die Reise dauern und was man dort dann anfinden würde. Gewiss war nur,
dass der Weg nach Westen führen sollte, so wie es der "Erste Wächter A´groniam de Surom" vorausgesehen hatte.

Viele Sonnenumläufe vergingen und das Meer und das Schicksal ließen keine Zeit zu, um einmal richtig durchatmen zu können.
Erst brannte die Sonne unerbittlich auf die Köpfe aller, ... dann wurde die See rauer, welche begleitet von Sturm und Regen war, bis hin zu Eismeeren, die es galt,
sicher zu durchqueren und dann kam dieser Sturm, wie von Götterhand erschaffen, peitsche er unaufhörsam auch die "Ameda" ein.
Segel zerrissen im Sturm, Fässer und Kisten, die auf dem Oberdeck untergebracht wurden, wurden wie mit einem wisch der Hand mühelos von den haushohen Wellen über Bord gespült,
selbst für den Mast des Vortoppsegels war es eine noch nie aufgezeigte Belastung, unter welcher er schließlich brach und sein Quermast,
samt Segel rissen sich los und stürzten auf das Oberdeck und schlugen ein Loch so groß wie drei Pferde in das Holz.
Bei dem Anblick dieser Wellen durchströmten viele Gedanken den Kopf von Cristobal, warnte ihn doch stets sein Vater davor.
Immer und immer wieder hämmerten dies Sätze des Vaters in seinem Schädel ... "Beobachte das Meer ... schäumt es, so mach Dich bereit" ... "Bring dich vor den Karventsmännern in Sicherheit",
wie er die meterhohen Wellen stets nannte. All dies und noch vieles mehr durchströmte dabei seine Gedanken und ließen instinktiv seine Hände das Richtige tun.
Nun konnte er sich beweisen und all seine Erfahrung einbringen, welche er über die Seefahrt erlernt hatte.
Wie oft war er doch schon mit seiner Zweimast-Brigg in der Heimat, an den Küsten in einen Sturm geraten und fand nur Schutz in sicheren Buchten der Insel.
Doch dieser Sturm hier brachte selbst ihn an seine Grenzen, da er nicht das Kommando das Schiffes inne hatte und sich so auf die Erfahrung anderer verlassen musste.

Dann geschah das, was er sich nie erträumen wollte, was aber wohl, bezugnehmend auf den Sturm das Leben an Bord aller gerettet hatte.
Mit einem lauten Krachen von brechendem Holz und unter den lauen Schreien der Mannschaft, lief die "Ameda" auf ein Stück Eiland auf.
Nachdem Erkundungstrupps losgezogen waren, war schnell klar, dass sie nicht alleine dieses Schicksal traf. Es stellte sich schnell heraus, dass auch das Orderschiff,
als auch das Schiff der "Neutralen Flotte" das gleiche Schicksal ereilte und sie nur an unterschiedlichsten Stellen des Eilands ebenfalls auf Grund liefen
und erhebliche Schäden an Schiff und Mannschaft zu verzeichnen hatten.
Zuletzt geändert von Cristobal Sicarius am 01 Mär 2024, 07:00, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
Cristobal Sicarius
Beiträge: 13
Registriert: 22 Nov 2023, 12:15
Been thanked: 29 times

Der ungewisse Weg in ein neues Leben

Beitrag von Cristobal Sicarius »

Nachdem sich ein Tag wie der andere auf diesem Eiland anfühlte und sich die Hand reichte, kam bei allen Frust und Langeweile auf.
Da es nach geraumer Zeit abzusehen war, dass man hier auf dem Eiland wohl länger verweilen musste, als wie zuvor angenommen,
saßen die Fürstin Lamont und die Malla Ilharess Mizrae aus dem Volke der Ilythiiri zusammen und beratschlagten sich, wie man hier diese Zeit sinnvoll
nutzen könne, um sein Leben und auch die Sicherheit der einzelnen Völker zu gewährleisten.
So beschloss man, dass es ein primäres Ziel war, zuerst den Landeplatz zu sichern und man lies einen Befestigungswall errichten.
Zu groß war die Gefahr, dass Fremde ins Lager eindringen konnten, um an der "Ameda" weiteren Schaden anzurichten, oder die eingebunkerten Vorräte zu vergiften.
Denn es konnte nichts weiter getan werden, als das Eiland nach Ressource  abzusuchen, welche für ein schnelles Ablegen von Nöten waren.
Bäume wurden gefällt, ... Baumwolle gesucht, um daraus zuerst zu Faden und dann neue Segel für die "Ameda" zu schaffen.
Die Vorräte an neuem Trinkwasser aufgefüllt und das wenige, was sich fand zu Essen verarbeitet.

Doch nach all dieser Arbeit geschah nichts mehr und einige der Wächter zogen lieber los, ihren Frust und Langeweile gegen die anderen Lager zu richten.
Es geschah zwar immer unter dem Vorwand, so hatte es zumindest den Eindruck auf Cristobal gemacht, dem Namenlosen zu dienen, doch war es sicherlich nicht im Sinne des Namenlosen,
dass man sich hier auf dem Eiland gegenseitig die Schädel einschlug, wenn es sich vermeiden lies.
Dieser Kampf gegen die "Goldene Schlange", so war seine Überzeugung, musste an anderer Stelle und zu einer anderen Zeit ausgetragen werden.
In seinen Augen war es wichtiger, von hier wegzukommen, als Abend für Abend am Lagerfeuer zu sitzen und seine erhaltenen Wunden unter prahlerischen Erzählungen zu lecken.
Nein, so sollte er hier nicht für ihn enden.

Da von Seitens der Wächterschaft nicht wirklich viel sinnvolles zur Reparatur der "Ameda" beigetragen wurde, beschloss Cristobal eines Tages, sich selbst der Sache anzunehmen, ohne je dazu aufgefordert worden zu sein.
Er begann zuerst eine Liste zu erstellen, um die gesamten Schäden an der "Ameda" zu dokumentieren, damit nichts vergessen wurde.
Zusammen mit ein paar wenigen, wurden dann die anstehenden Arbeiten unter schwerer körperlichen Anstrengung Punkt für Punkt abgearbeitet.
Egal was anstand und egal was zu tun war, konnte er sich auf Vernar`ae aus dem Volk der Ilythiiri und auf Sorsha verlassen, auch wenn Sorsha nicht immer mit dem Kopf und ihren Gedanken bei der Sache war,
so war sie doch stets eine große Hilfe.
Bei dem Gedanken an Sorsha drifteten seine Gedanken oftmals jedoch immer wieder ab. Was war es, was diese Frau umgab, welches Geheimnis folgte ihr auf Schritt und Tritt.
Alleine der immer wieder aufkeimende Ärger zwischen ihr und dem Wächter Viego konnte es alleine nicht sein, auch wenn Cristobal einmal miterleben musste, wie die zwei wieder einmal aneinander gerieten
und der Disput in einer schallenden Ohrfeige gegen Sorsha endete.

Es schmerzte ihn mit anzusehen zu müssen, wie Viego sich einer solchen Frau gegenüber verhielt, welche einen doch so wichtigen Titel trägt.
Doch kannte er die Gründe nicht, welche zu diesem Verhalten geführt haben und so versuchte er sich stets bedeckt zu halten, wenn auch gleich die erteilte Ohrfeige ihn genauso schmerzte, wie sie wohl auch Sorsha verletzte.
Doch die Reaktionen von Cristobal darauf, blieben den wachesamen Auge von Vernar`ae aus dem Volk der Ilythiiri nicht unbemerkt und so wurde er von ihr eines Abends am Lagerfeuer auch direkt darauf angesprochen.
Vernar`ae war in den Augen von Cristobal eine beeindruckendes Wesen. Nie zuvor hatte er einen Vertreter aus diesem Volk der Ilythiiri je kennenlernen dürfen.
Er kannte nur Geschichten über das Volk, was man sich in seiner Heimat erzählte.
Doch nun saß er fast jeden Abend mit Vernar`ae, nach getaner Arbeit am Lagerfeuer des Landeplatzes und genoss es, sich mit ihr und ihrem messerscharfen Verstand auszutauschen.

Vernar`ae und auch die Malla Ilharess Mizrae waren es auch, die Cristobal als aller Erstes, bei einem Gespräch am Lagerfeuer nach seinem geplanten Weg in der Wächterschaft ansprachen und ihm sagten,
dass sie mehr in Cristobal sahen würden, als nur jemanden, der sich um die Reparatur des Schiffes kümmerte.
So kam es auch wenige Tage später zu einem weiteren Gespräch mit der Fürstin Lamont, welches das gleiche Thema zum Inhalt hatte.
Ob dieses Gespräch auf betreiben der beiden Ilythiiri geschah, oder von der Fürstin selbst kam, war ihm unbekannt und auch für ihn nicht wirklich wichtig.
Wichtig war Cristobal nur, dass all seine Bemühungen, der Schweiß seiner Arbeit auch in der Dienerschaft bemerkt wurde.
Sein einziges Bestreben von Cristobal ist primär nur, von diesem Eiland hier weg zu kommen und mit jeder Stunde auf See, die vergeht, seinem Wunsch nach Anerkennung und Aufnahme in der Dienerschaft näher zu kommen,
um all sein Streben und all seine Kraft in die Errichtung des neuen Imperiums zu stecken, was der "Erste Wächter A´groniam de Surom" in seinen Visionen gesehen und auch vorausgesagt hatte.
Zuletzt geändert von Cristobal Sicarius am 01 Mär 2024, 07:00, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Cristobal Sicarius
Beiträge: 13
Registriert: 22 Nov 2023, 12:15
Been thanked: 29 times

Der ungewisse Weg in ein neues Leben

Beitrag von Cristobal Sicarius »

Lange konnte es nicht mehr dauern.
Die zerfetzten Segel waren erneuert, Löcher im Rumpf der Ameda, welche dem stolze Schiff beim Anladen an der Insel geschlagen wurden,
als sie auf die Sandbank aufgelaufen war, fachgerecht repariert. Alles denkbare war getan. Nur eine Aufgabe war noch offen.
Fürstin Lamont war es wichtig zu wissen, ob auch die Außenhülle es Rumpfes schadenfrei war, denn nichts wäre gefährlicher gewesen, als mitten im Meer zu bemerken,
dass doch noch ein Schaden am Rumpf bestehen würde.

So fanden sich mal wieder Vernar`ae aus dem Volk der Ilythiiri und Sorsha an der Ameda ein um dies gemeinsam mit Cristobal zu überprüfen. Sorsha erklärte sich bereit, den Rumpf abzutauchen um alles zu überprüfen.
Vernar`ae und Cristobal standen im Uferbereich bereit, um dieses Unterfangen zu begleiten und gegebenenfalls helfend einzugreifen, sollte was unvorhergesehenes passieren würde.
Das Sorsha diese gefährliche Aufgabe unbedingt übernehmen wollte, war Cristobal garnicht recht. Er stimmte zwar zu, aber er war sich im klaren, dass wenn Sorsha was passieren würde,
er sich wohl ewig deswegen Vorwürfe machen würde.
Ein ungutes Gefühl in der Magengegend stellte sich ein, als Sorsha abtauchte und unter der Ameda verschwand.
Minuten kamen ihm wie Stunden vor. Nervös suchten seine Augen die Wasseroberfläche nach einem Zeichen von ihr ab.
War dort ein blubbern? … oder war es nur der Seegang, der sanft an die Schiffsplanken schug?
Ohne es wirklich wahrzunehmen, bewegte er sich immer weiter zu der Stelle vor, wo er Sorsha das letzte mal gesehen hatte, ehe sie im Wasser verschwand.
Das tiefere Wasser reichte ihm schon fast bis zum Hals. Denn Blick abwechselnd zu Vernar`ae gerichtet und dann wieder schnell die Stelle absuchend, wo Sorsha abgetaucht war.
Endlich, … nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte Sorsha dann wieder auf.
Sie war zwar wegen dem langen Tauchgang etwas außer Atem, jedoch heil und unbeschadet.
Ein Stein viel in diesem Moment Cristobal vom Herzen, jedoch versuchte er, dies vor den beiden zu verbergen.
Mit den Worten, der Schiffsrumpf sei unbeschadet, stieg Sorsha aus dem Wasser.
Es schien Cristobal fast so, als wäre so ein langer Tauchgang mit nur einem Atemzug Luft in den Lungen für Sorsha das normalste auf der Welt.
Vernar`ae folgte ihr zum wärmenden Feuer und Cristobal schloss sich daran an.

Stunden später erschien dann auch die Fürstin am Lagerfeuer. Sorsha erstattete Fürstin Lamont sogleich Bericht über den unbeschädigten Zustand des Rumpfes,
was die Fürstin wohl erfreute, wenn man den Gesichtsausdruck, welchen die Gesichtszüge der „Roten Priesterin“ aufzeigten, als ein lächeln werten wollte.
So war es dann nicht weiter verwunderlich, dass schnell ein Datum für die weiterfahrt gefunden war, denn jeder hatte die Enge dieser verdammten Insel satt.
Der Tag des Aufbruchs kündigte sich mit großer Hektik am Landeplatz an. Jeder raffte seine Habe zusammen, welche er Stück für Stück im Laufe der Zeit des Aufenthalts von Bord an den Strand gebracht hatte.
Nachdem alles wieder sicher verpackt und verstaut war, blieb nur noch eines übrig, was zu tun war.
Warten bis die Flut einsetzte und die Ameda sicher aus dem Sand empor hob.

Dann erfolgten schnelle Kommandos … „die Anker lichten“ … „Segel hoch an Großtopp und Vortopp“ … „Ruder hart steuerbord“.
Mit einem krachsen und knirschen befreite sich die Ameda von ihrer Umklammerung durch den Sand und nahm vorsichtig Fahrt auf.
Am Bug des Schiffes wurde durch ständiges ausloten der Wassertiefe mit dem Handlot sichergestellt, dass keine weitere Sandbank voraus lag und der Weg raus auf das offene Meer sicher war.
Cristobal stand stolz am Steuerrad der Ameda und es ging ihm runter wie Öl, als er von so manchem Wächter und Mitglied der Dienerschaft einen Schulterklopfer bekommen hatte,
für die geleistete Arbeit und das erfolgreiche ablegen.
Doch am Allerwichtigsten war ihm der Schulterklopfer von Sorsha, da er hoffte, durch dies alles endlich auch in ihr Blickfeld gerückt zu sein und das er von ihr wahrgenommen wurde.

Nachdem sichergestellt war, dass freie Fahrt vor der Ameda lag, wurden die restlichen Segel noch gesetzt und die Ameda peitschte wie ein Pfeil, unter vollen Segeln, über das Meer.
Cristobal hielt sie gekonnt hart in Wind, so dass sich die Ameda leicht zur Seite neigte und zeigte, was in ihr steckte.
Mit einem leichten tätscheln auf das Steuerrad des Schiffes und unter den Worten „Danke meine Hübsche“ jagte die Ameda immer weiter in Richtung Westen,
so wie es der "Erste Wächter" in seinen Visionen vorausgesehen hatte.
Antworten