Über den Horizont hinaus

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Satu
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Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Satu führte auch jetzt die lieb gewordene Gewohnheit fort und öffnete in einer stillen Ecke der Echidna das kleine Tagebuch, ergriff den abgenutzen Stift und ließ ihren Blick einen Moment lang  in die Ferne schweifen.

So viel war geschehen seit sie die Wälder endgültig verlassen hatte. Wehmütig ließ sie die Erinnerung eintreten, spürte gar einen stechenden Schmerz des Verlustes in ihrer Brust. Doch musste es nicht so kommen? Hatte sich der neue Weg nicht bereits angekündigt, als Vater seinen letzten Atemzug tat und sie allein zurück blieb? Sicherlich hatte sie keine Veränderungen in diesem Maße erwartet, nie und nimmer war es ihr in den Sinn gekommen, das Land verlassen zu müssen. Doch nun brannten die Wälder, untote Kreaturen gingen umher und trachteten nach jedem Leben welches ihnen unterkam. Als dann die Erde zu beben begann,  packte Satu notdürftig die alte Tasche ihres Vaters und floh. Kaum, dass sie den Rand des Waldes hinter sich gelassen hatte, erblickte sie Menschen, die so wie sie mit dürftigem Gepäck flohen. Sie folgte ihnen, vorsichtig erst und bedacht, waren solche Menschenmengen doch ungewohnt und bereiteten ihr Unbehagen.
In Silberburg erfuhr sie Güte und Freundlichkeit und es ergab sich eine Passage auf der Echidna, einem großen, prachtvollen Schiff, welches die Bewohner des lichten Reiches in eine neue Welt führen sollte. Der Kontinent war allem Anschein dem Untergang geweiht. Es sollten sich auch andere Schiffe anschließen, so zumindest wurde gemunkelt, man reiste in einem großen Konvoi.
Die Abfahrt und der erste Tag an Bord waren wie im Flug vergangen. Als hätten sich ihre Sinne erweitert, nahm sie kleinste Kleinigkeiten wahr, so viel Neues galt entdeckt zu werden. Die Ängste vor den Menschenansammlungen jedoch verlangten ihr einiges ab, diese galt es zu überwinden, was leichter gedacht als getan war. Am Ende des gestrigen Tages übermannte sie die Müdigkeit und sie fiel, begleitet von den rollenden Bewegungen des großen Schiffes, in einer Hängematte liegend, in einen traumlosen Schlaf.

Schliesslich erfolgte der erste Eintrag auf See:

Zweiter Tag auf See, 13.Tag des neunten Monats, im Jahre 81

Die Reise verlief bisher ohne jedwede Vorkommnisse, es ist kein Land mehr zu sehen, wir befinden uns auf dem weiten Ozean. Was bedenklich ist, da niemand, selbst der Steuermann keine Kenntnisse des genauen Standpunktes hat. Sie vertrauen alle auf den Visionen die der Herr gesandt hat, Visionen von einem neuen Land. Bin ich bereit derart vertrauensseelig zu sein? Ich fürchte nein, aber alles ist besser als der brennende Wald und die bebende Erde. Ich sollte erwähnen, dass es nicht nur Menschen sind die mitreisen, sondern auch Waldelfen, Amazonen und gar ein Echsenmensch. Meine Neugierde wurde geweckt, es gibt so viel zu erfahren. Ich werde mich still verhalten und weiter beobachten. Die Mitreisenden hier an Bord scheinen freundlich zu sein, doch ich bleibe vorsichtig.


Satu klappte das kleine, in Leder gebundene Büchlein zu und wickelte ein Lederband dreimal herum und verstaute es samt Stift in der Tiefe ihrer Tasche.

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Zuletzt geändert von Satu am 08 Jan 2024, 12:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Satu
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Tagebucheintrag 19.Tag des neunten Monats, im Jahre 81

Als vor zwei Tagen der Sturm über unseren Konvoi herein brach, ließ ich Stoßgebete gen Himmel aufsteigen. Blitze wie ich sie noch nie zuvor gesehen hatte, schlugen um das Schiff und einmal gar auf dem Schiff ein. Eine junge Frau wurde getroffen, doch Dank eines Paladins gerettet.
Plötzlich wurde ich abkommandiert ans Ruder zu gehen und den Kurs zu halten. Ich dachte wahrlich ich sterbe vor Angst. Hatte doch niemand weniger Erfahrung mit dem Steuern eines Schiffes als ich! Da kam glücklicherweise ein angehender junger Paladin namens Badiris zuhilfe und wir hielten gemeinsam das Steuerrad nach Leibeskräften fest. Der Sturm nahm zu, nahezu haushohe Wellen ließen die stolze Echidna wie eine Nussschale tanzen. Ein Elf namens Bathal gesellte sich dazu und ich überließ ihm das Steuerrad. Dieser war erfahren was die Seemannskunst betraf und bald schon stiegerte sich die Zuversicht, dass die Echidna diesem Sturm standhalten würde. Was sie dann auch tat, allen lichten Mächten zum Dank.

Am nächsten Tag war die See ruhig, meine Kleidung getrocknet und mein Geist ausgeruht und regelrecht guter Dinge. Oben an Deck sprach der Druide Radesvald von einer Rattenplage und davon, dass man die Ratten erschlagen müsse, bevor jene die Nahrung verderben lassen und Menschen mit Krankheiten überrollen. Er hatte sicherlich Recht, eine Rattenplage an Bord war ungesund, dennoch ertrug ich nicht den Gedanken an den Tod unschuldiger Ratten. Sloan und Rax gaben mir kleine Käfige die ich sogleich mit Käse und Speck füllte und aufstellte. Ich würde versuchen sie zu fangen und dann, so wir Land erreichen würden, freilassen würde. Dennoch fürchte ich, mich zum Narren gemacht zu haben, nicht jeder verstand dass jedes Leben kostbar war. Aber ich bin wie ich bin, ich werde mich dafür nicht schämen.



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Eine Möwe landete an Deck und ließ sich füttern - ich frage mich, ob gar Land in der Nähe ist. Oder war uns diese Möwe von Anbeginn gefolgt? Eher unwahrscheinlich.
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Satu
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Sie wusste nicht mehr der wievielte Tag an See es war, längst waren andere, wichtigere Dinge in den Vordergrund getreten. Eisberge, gnadenlose Kälte und seit gestern der Orkan der so tobte, als wolle er ihnen allen ein Ende bereiten. Als Satu heute mit dem ersten Licht die Augen aufschlug, griff sie in ihre Tasche und holte das kleine Buch hervor. Das Leder des Einbandes war feucht, die Seiten klamm. Die Schrift aus Kohle drohte zu zerfließen, doch mühte sich die junge Frau letzte Worte zu verfassen.

Tagebucheintrag -an Bord der Echidna  im Jahre 81

Seit Wochen nun segeln wir unbekannten Welten zu, eine zuvor mir nicht bekannte Eiseskälte traf die Flotte, sodass jeder Atemzug schmerzte. Ich leide unter einer Erkältung, huste und die Nase läuft. Und das mir, die ich doch nie krank werde!
Kaum dass die Kälte ging, trafen wir auf Nebel, so dick, dass man seine eigene Hand nicht vor Augen sah. Geisterhafte Erscheinungen und Meeresungeheuer griffen uns an, es kam zu einem erbitterten Kampf. Ich hoffe nur, dass meine Pfeile niemanden der Mannschaft trafen, war doch eine deutliche Sicht nicht gegeben. Dann herrschte Stille. Aber nicht lange, denn gestern setzte ein aufkommender Wind die Schiffe nach der Flaute in Bewegung. Allerdings wurde der Hoffnungsschimmer rasch gedämpft, da aus dem Wind ein Sturm wurde, der unsere Schiffe in die Tiefen des Meeres versenken wollte.
Gestern musste ich mit ansehen, wie eine Welle drei Mannschaftsmitglieder von Bord riss. Mein Rufen nütze nichts, schon bald waren ihre Körper nicht mehr zu sehen. Danach war ich außerstande einen klaren Gedanken zu fassen, lediglich folgte ich den Aufforderungen mich anzuseilen, was ich dann auch tat. Hilflos kauerte ich an einer Brüstung, mich mit kalten, nassen Hände festhaltend, denn nun ging es ums pure Überleben.
Ein junger freundlicher Novize namens Taran half mir später unter Deck zu gelangen, wo ich mich schließlich in einer Hängematte niederlassen konnte. Die Nacht war schlaflos, ich habe Angst. Der Sturm gedenkt nicht abzuschwächen, ich meine fast, er nimmt an Kraft zu. Nur die Visionen des Paladins geben uns Hoffnung- wird er Recht behalten? Werden wir überleben?
Vielleicht wird dies mein letzter Eintrag sein, und sollte dieses Buch gefunden werden und meine Zeilen gelesen, so wünsche ich dem Leser alles Glück dieser Welt, mehr Glück als mir beschieden war.
gez.
Satu Farsaer



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Satu
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Satu saß unter einem der tropisch anmutenden Bäume der entdeckten Insel, öffnete das in Leder eingeschlagende Büchlein und setzte ihre Einträge fort.

Tagebucheintrag im Jahre 81, auf einer unbekannten Insel

Endlich kam Land in Sicht! Und ich lebe noch!
Eine Vorhut wurde ausgeschickt um die Sicherheit zu gewährleisten, bis dann schliesslich auch der Rest der Besatzung das Schiff verlassen konnte und endlich wieder Land unter den Füßen hatte.
Es schien eine kleine Insel zu sein auf der wir Zuflucht nehmen konnten. Die Flotte schien durch den Orkan arg beschädigt worden zu sein. Hier wollten wir verschnaufen, Lebenskraft sammeln und die Schiffe wieder seetüchtig machen.
Überraschend war auch die Tatsache, dass auch die Feinde der lichten Völker an die Insel geschwemmt worden waren. Ebenso die neutrale Flotte der Alten Welt. Zufall oder Wille des Schöpfers?
Natürlich kam es wieder zu Streit, ja sogar zu Handgreiflichkeiten. Mir ist das so fremd. Wir sind doch grade so eben dem Tode entronnen, wie kann man sich nach so kurzer Zeit wieder bekriegen wollen. Ein Rätsel.
Doch gibt es auch wundervolle Momente, das Fühlen von warmen Sand unter den Füßen, frisches Quellwasser, duftendes Obst und frisch gebratener Fisch.
Zu gerne sitze ich am Lagerfeuer welches ich aufgehäuft habe und schaue übers Meer, oder des nachts den Blick zu den Sternen richte. Und dann ist da Taran!  Das Leben ist süß, so wie die Datteln die ich gepflückt habe.
Auf der gestrigen Versammlung wurde ich beauftragt die Planung der Versorgung zu übernehmen. Es könnte passieren, dass wir die Besatzungen zweier anderer, im Sturm stark beschädigter Schiffe, übernehmen müssen. Unsere Vorräte müssen deshalb angepasst werden.
Heute in der Früh fand ich einen Dattelhain und konnte diese süßen Früchte ernten. Sie scheinen sich gut in der Sonne trocknen zu lassen, perfekt für die Lagerung.
Kar' Lester, ein Besatzungsmitglied der Echidna, will sich um den Fischfang kümmern und lieferte bereits gebratene Fischsteaks ab. Wild scheint es auf dieser Insel nicht zu geben. Auch die Legatin Sloan hilft eifrig beim Sammeln von Bananen und Kokosnüssen.
Wir sind alle zuversichtlich, nach der Reparatur der Schiffe soll die Reise wieder fortgesetzt werden. Wir benötigen ein Spinnrad und einen Webstuhl, dann könnten die Segel repariert werden.
Mittlerweile vertraue ich den Visionen, sie haben sich bisher alle bewahrheitet.


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Satu
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Erschöpft lag die junge Waldläuferin in der Hängematte im Bauch der Echidna. Sie hüllte ihre kalten Füße in eine Decke und nahm das kleine Tagebuch zur Hand.

Tagebucheintrag, Schiffbruchinsel, auf der Echidna im Jahre 81.

Auch wenn ich mich nahezu zwingen muss, will ich einige Zeilen niederschreiben. Heute bin ich wahrlich erschöpft! Gemeinsam haben wir heute unter Deck aufgeräumt, unnützes Zeug hinauf getragen und an anderer Stelle verstaut. Der Magier Livius schaffte eine alte, unbrauchbar gewordene Kanone, mit Hilfe von Levitation, aufs Oberdeck und ließ jene ins Meer fallen. Faszinierend! Einige der Männer machten sich dran das Leck zu stopfen. Dann konnte der Lagerraum endlich vom unnützen Wasser befreit werden. Unermüdlich ging es treppauf und treppunter. Bis es endlich vollbracht war. Das Lager war geräumt und sauber, die Amazonen und Elfen können einziehen. Die Echidna wird diese Völker aufnehmen, ihre Schiffe waren nicht mehr zu retten. Eigenartige Vorstellung, dass hier nun so viele verschiedene Völker, einem gemeinsamen Ziel folgend, zusammen reisen werden. Ich habe mich mit der jungen Amazone Celestin ausgesprochen und ihr ein Friedensangebot gemacht. Streit ist das Letzte was wir an Bord brauchen. Auch konnte ich einige stille Momente mit Taran verbringen, er erhellt meine Tage und gibt mir so viel neuen Mut.
Ich hoffe so sehr, jetzt, da nun auch der Mast verstärkt werden konnte, wir bald diese Insel verlassen können. Es wird mühsam, denn immer öfter gibt es kriegerische und beleidigende Begegnungen mit den Wächtern. Wie sehr sie uns hassen.
Aber nun muss ich ruhen, ich hoffe mein nächster Eintrag wird nicht zu lange auf sich warten lassen.

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Satu
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Satu war heute schon früh auf den Beinen. An Bord und an Land herrschte eine gewisse Aufregung, Sachen wurden gepackt, Wäsche ein letztes Mal vor der Abreise gewaschen und getrocknet. Sie suchte sich einen stillen Ort innerhalb des Lagers, öffnete das mittlerweile leicht rampunierte Tagebuch und begann zu schreiben:

Tagebucheintrag, Schiffbruchinsel, 23.Tag des zweiten Monats im Jahre 82

Endlich! Morgen soll die Reise fortgesetzt werden! Es wird höchste Zeit diese Insel zu verlassen. Gestern wurde ein Mann direkt vor den Toren dieses Lagers von einem Dunkelelf ermordet. Wir trugen seinen Leichnam ins Greifenlager welchem er angehörte. Alle waren erschüttert und Pietro wurde leichenblass und übergab sich an der Palisadenwand. Ich konnte meinen Blick nicht von der blutüberströmten Leiche mit der klaffenden Halswunde abwenden und merkte wie meine Hände zitterten und auch mich die Überkeit überkam. Ich lief fort, weiter und weiter bis ich an dem großen Baum nahe der Echidna zum Stehen kam. Dort stand ich nach Luft jappsend, würgend und voller Angst. Seitdem habe ich kaum mehr ein Auge zu getan, das Lager sollte niemand mehr verlassen.
Dann lieber auf See sein, dort sind wir unter uns wo jeder jeden kennt.
Allerdings würden Elfen und Amazonen dazu kommen. Ich hoffe nur, dass es friedlich bleibt. Die Amazonen sind aufbrausend, ich habs am eigenen Leib erfahren.
Ich bin einsam, denn mehr und mehr wird mir bewusst, was ich alles verloren habe. Ich vermisse Vater, unser herrliches Leben im Wald. Wohin wird es mich führen?


Das Buch wird zugeklappt, Satu bleibt jedoch noch eine lange Zeit dort sitzen.



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Satu
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Satu fand ein Eckchen wo sie sich ihrem Tagebuch widmen konnte, wickelte das Lederband ab und öffnete das mittlerweile vergilbte Büchlein. Nachdenklich und mit einem zwischenzeitigen Seufzen überflog sie die beschriebenen Seiten. Der kleine Stift war kürzer und kürzer geworden, bald wäre er unbrauchbar, doch für einen Eintrag würde es noch reichen.

Tagebucheintrag, Neues Land, im Jahre 0

Wir haben Land gefunden! Endlich! Die Echidna hat es gerade noch so geschafft, lief jedoch auf einen Felsen, eine Sandbank, genau weiss ich es nicht und schlug leck. Wir retteten uns in die Beiboote und schafften es ans nahe Ufer.  Ein alter Hafen tat sich vor uns auf, und wenn man dem Weg folgte erblickte man eine mittelalterliche Stadt mit einer recht imposanten Kirche des Herrn.
Ich bin überzeugt, dass dies die Stadt aus Serafims Visionen ist.  Wir sind gerettet!
Wir mussten uns jedoch vor wilden Vogelfrauen abschirmen und verbarrikadierten den Hafen, der nun unseren Stützpunkt darstellt.
Wonach wir jedoch erfolglos suchten waren Bewohner dieser Stadt. Als hätten sie sich in Luft aufgelöst. Keine Toten, keine Skelette, keine Kampfspuren. Die Einrichtungen der Häuser der Stadt deuteten auf ein lebendiges Leben hin, es gab ein Heilerhaus, ein einladendes, wenn auch verstaubtes, mit Spinnweben durchzogenes Gasthaus, einen großen Marktplatz, verschiedene Läden, eine Kirche und einen Friedhof.
Vorgestern halfen einige der Männer die verschlossenen Türen einiger kleiner Hütten zu öffnen. Es gelang schließlich mit viel Geschick wie auch Einsatz von Axt und Messer und Körperkraft. Ein Magier versuchte eine der verschlossenen Türen mit einem Explosionszauber zu öffnen, ich warnte ihn und wies auf die entzündlichen Holzschindeln des Daches hin.  Doch da war es bereits geschehen. Das Dach fing Feuer und wir versuchten es zu löschen. Was wäre gewesen, wenn wir die gesamte Stadt gleich am ersten Tag abgefackelt hätten? Unvorstellbar!!!
Nach stundenlangem Löschen mit Wasser, Sand und nassem Matsch waren wir erfolgreich und legten uns erschöpft zur Ruhe.

Heute ist der dritte Tag nach der Anlandung. Wir werden das Nest dieser verdammten Vogelfrauen finden müssen, oder sie zurück in die Berge treiben müssen. Dann werden wir weitersehen, denn erst dann wird es möglich sein, diese Stadt und die nähere Umgebung weiter zu erkunden.

Von Taran habe ich nichts mehr gehört seit ich ihm meine Unzufriedenheit kund tat und ging. Er meidet mich seitdem.
Aber wir leben!  Ich bin dankbar, aber sehr sehr müde.

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Zuletzt geändert von Satu am 01 Mär 2024, 16:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Im Schatten einer Palme machte Satu erschöpft und durstig Halt, trank lauwarmes Wasser und holte ihr Büchlein hervor. Bei einem Verkäufer in der Orderstadt hatte sie zuvor einen Stift erworben und konnte somit ihre Tagebucheintragungen fortsetzen.

Tagebucheintrag, 1.Tag des dritten Monats im Jahre 0

Ich habe mich tatsächlich getraut und habe die Stadt verlassen! Alle mit denen ich zuvor gemeinsam gehen wollte, waren unauffindbar. Aber es ist nicht das erste Mal, dass ich allein auf mich gestellt bin. Die Wüste konnte gefährlich sein und somit folgte ich den Fußspuren der vor mir Gelaufenen, so diese noch einsehbar waren. Der Sandsturm hatte sich aufgelöst, Friede und Stille herrschte in der Wüste, abgesehen von dem ständig wehenden, heißen Wind höre ich kaum einen Laut. Selbst die Schlangen, welche sich über den sandigen Untergrund bewegen, geben kein Geräusch von sich. Ich muss mich kurz ausruhen und trinken, etwas verschnaufen und Kraft sammeln. Das Laufen durch den Sand ist mühsam und ich muss mich eilen, denn der Abend naht und ich würde ungern in der Wüste übernachten müssen.  Wer weiss, was sich nachts alles regt und auf Jagd geht.
Aber ich habe Hoffnung, dass diese Wüste ein Ende hat. Diejenigen die vor mir gewandert sind, waren noch nicht zurück gekehrt. Sicher erforschten sie das Land.  Ich bin sehr neugierig!
Nur noch einen kleinen Schluck Wasser, einen kleinen Moment ausruhen, dann gehe ich weiter.....

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Re: Über den Horizont hinaus

Beitrag von Satu »

Im Licht der Sturmlampe schreibt Satu vor dem Schlafengehen in ihr Büchlein.

Tagebucheintrag, 3.Tag des dritten Mondes im Jahre 0

Drei Tage lang erkundete ich diese Insel. Sie ist gesegnet mit einer wundervollen, bunten und fruchtbaren Natur. Dichte, grüne, wohlriechende Wälder, soweit das Auge reicht.  Flüsse, kleine Seen, Strände, Berge, Höhlen und ein Sumpf, reich an Kräutern und Reagenzien.
Ich lernte die Greifensiedlung Nebelhafen kennen. Ein bunter Schlag Menschen lebt dort. Dort verbrachte ich eine Nacht um am nächsten Morgen weiter zuziehen. Ich kann es kaum in Worte fassen, lediglich sagen, dass sich all meine Erwartungen übertroffen haben.
Doch dann zog es mich wieder in Richtung der Echidna. Zum Hafen, zum Bett in dem ich die letzten Wochen verbracht habe.
Naemi wird mir Farbeimer herstellen. Ich muss meine Kleidung ein wenig auffrischen. Pietro berichtete, dass es hier nun etwas ruhiger zugeht, dass auch er den Vogelmorden nicht zustimmen mochte. Das beruhigte mich ein wenig.  Tatsächlich höre ich grad ein Käuzchen rufen. Morgen überlege ich wie es weiter gehen wird.  Vielleicht sollte ich dieser Stadt ein wenig helfen..  erstmal ruhen, mir fallen die Augen zu.


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