Drei Umhänge für drei „Tunichtgute“

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Golga/Kendor
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Drei Umhänge für drei „Tunichtgute“

Beitrag von Golga/Kendor »

Drei Umhänge für drei „Tunichtgute“


Golga betrachtete die feuerroten Federn aus ihrer letzten Ausbeute. Pandor, Armon
und er hatten den gefallenen Phönix geschlagen. Dieses mystische Wesen war ein
sehr ernstzunehmender, schwerer und gefährlicher Gegner gewesen, welcher von den
Drein all ihr Können und Wissen abverlangte.
Der Phönix schleuderte ihnen unablässig dunkle Flammen entgegen und brachte die
Erde unter ihren Füßen zum Beben und oft tauchte er die Höhle in ein
wahrgewordenes Flammenmeer. Nicht dass dieser Gegner alleine schon eine heftige
Herausforderung wäre, nein, so ruft diese Kreatur unablässig weiter nach ihren
Artgenossen, welche dem Drang nicht widerstehen können, dem Befehl zu folgen.
Viele Abenteurer trauten sich erst nicht an diesen Gegner heran, und jene Narren mit
minderem Talent, welche es dennoch wagten, vergingen in den Flammen des Phönix.
Es war ein sehr hart und erbittert geführter Kampf. Ein jeder noch so kleine Fehler
wurde mit dem Tod bestraft. Und das wussten die Drei genau.
Aber sie wären nicht sie, wenn sie solch eine Gefahr nicht annahmen und sich der
Herausforderung stellen würden. Man möchte meinen, dass es bei diesen Drein einen
besonderen Kick auslöste, die schwierigsten, gefährlichsten und tödlichsten Gegner
aus zu suchen und zu besiegen.
Pandor, Armon und Golga waren ein eingespieltes Team, welches unglaublich
perfekt miteinander harmonierte. Sie konnten die Körpersprache der jeweils anderen
lesen und es bedurfte nicht einmal eines Wortes, um zu wissen welche Taktik gleich
angewendet gehört oder geändert wird. Sie hatten viele solcher Schlachten über viele
Jahre hinweg zusammen gefochten. Da wo Andere sich nicht weiter wagten und
aufhörten, fingen sie erst an.
Golga wollte aus den Federn etwas Besonderes machen. Eine Erinnerung für die
Ewigkeit, welche auch ihre tiefe Verbundenheit widerspiegeln sollte: vier
Kapuzenumhänge aus normalem Stoff, die mit den Federn verziert waren. Er wusste,
dass die Umhänge nicht nur schön, sondern auch prunkvoll sein würden, denn sie
würden die Magie des gefallenen Phönix in sich tragen. - So, hoffte er einfach
darauf.

Er bat seine Frau Arurunu, ihm bei der Herstellung der Umhänge und der
Einarbeitung der Federn zu helfen. Die Beiden waren schon über 20 Jahre
miteinander glücklich verheiratet und verstanden sich praktisch blind. Aru war eine
begnadete Schneiderin, die jedes Kleidungsstück zu einem Kunstwerk emporheben
konnte. Arus gutes Gespür für Magie, welches hauptsächlich ihrer Bardenkunst zu
verdanken war, war bei diesem Unterfangen von Vorteil. Auch wenn sie verheiratet
waren, und sie ihm gerne dabei half die Umhänge zu schneidern und ihn dabei
unterstütze seine Idee zu verwirklichen, so verlangte sie eben deshalb ihren Preis –
Fußmassagen, und zwar viele, sehr viele. Einen Preis den Golga gewillt war zu
bezahlen!
Mit einem Kohlestift wurden dann gestrichelte Linien auf den Stoff gezeichnet, was
Golga teilweise an die Form seiner Bannkreise erinnerte, und nach diesen „Linien“
wurde der Stoff für die Umhänge zugeschnitten. Sie wählten einen einfachen,
dunklen Stoff aus, der einen guten Kontrast zu den roten Federn bildete. Sie
schnitten vier große Rechtecke aus, die lang genug waren, um ihren Rücken und ihre
Schultern zu bedecken. Dann schnitten sie an einer Seite eine halbkreisförmige
Öffnung aus, die als Kapuze dienen sollte. Kanten wurden umgeschlagen und
vernäht, die zwei Teilstücke wurden ebenso mit Nähten zusammengefügt. Sie legten
die Stoffe auf ihren Arbeitstisch und betrachteten sie zufrieden.

Nun kam der schwierigste Teil: die Federn. Sie nahmen jeweils eine der Federn in
die Hand und spürten, wie sie in ihrer Handfläche kribbelte. Die Feder wurde an den
Stoff gehalten und Golga versuchte diese mit Hilfe seiner Magie an den Stoff zu
verbinden. Der Magier konzentrierte sich darauf, die Faserstruktur des Stoffes und
der Feder zu erkennen und zu verweben. Er stellte sich vor, wie die beiden
Materialien sich ineinander fügten, wie sie sich anpassten und harmonierten. Und so
war es dann, dass seine Magie ausreichende Verbindung erzeugte.
Sie lächelten und ließen die Feder los. Die Freude wurde noch größer, als die Feder
tatsächlich dann auf dem Stoff haften blieb, als wäre sie ein Teil davon geworden.
Ihre Erwartungen wurden bei weiten übertroffen!
Er hatte jede Feder mit Sorgfalt und Bedacht ausgesucht und setzte hierfür seine
ganze Magie und sein ganzes Können ein, um die Umhänge zu vollenden. Hier
wollte Golga einfach nichts dem Zufall überlassen.
Sie begutachteten das Ergebnis und wiederholten den Vorgang mit weiteren Federn.
Und so fuhren sie fort, bis sie eine Reihe von Federn, entlang der Kapuzenkante,
angebracht hatten. Das Ehepaar betrachtete ihr Werk und war sehr zufrieden. Sie
hatten einen Weg gefunden die Federn erfolgreich in den Stoff zu verarbeiten und zu
verweben.

Sie beschlossen, noch mehr Federn an die Umhänge anzubringen, um sie noch
prächtiger werden zu lassen. Die Federn wurden in einem Muster nach Farbe und
Größe angeordnet, welches an die Flammen des gefallenen Phönix erinnerte. Wieder
und wieder wurde das Prozedere eingesetzt, welches sie zuvor schon erfolgreich
angewendet hatten. Die Beiden arbeiteten sorgfältig und geduldig, bis sie die ganzen
Umhänge mit Federn bedeckt hatten.
Der Magier war dankbar für die Hilfe seiner Frau, die ihm immer zur Seite stand und
nie weichen wollte. Sie war handwerklich sehr begabt und mit ihrem Geschick
konnte sie Golga viele Kniffe, Tipps und Tricks zeigen, wie er die Federn am besten
einarbeiten konnte. Sie hatte auch darauf geachtet, dass er sich nicht zu sehr
anstrengte und genug Pausen einlegte. Dies war wichtig und verhinderte, dass sich
Fehler einschlichen. Aru sprach ihm immer wieder Mut zu und so war sie mit Lob
nicht sparsam. Manchmal hatte sie auch ihre goldene Stimme zu einem kleinen
Singsang mit eingebracht und brachte so durch ihre Bardenkunst den Magier zu einer
Höchstform. Nicht, dass es nötig gewesen wäre, aber es hatte das ganze Vorhaben um
ein großes Stück vereinfacht.

Sie hoben die Umhänge hoch und hielten sie gegen das Licht. Sie waren atemberaubend.
Sie glänzten und funkelten wie ein lebendiges Feuer. Ein Meisterwerk!
Golga und Aru hatten sich bei der Herstellung sehr konzentriert und fokussiert. Dies
sollte auch entlohnt werden. Der Stolz war in ihren beiden Gesichtern förmlich zu
sehen. Es brachte auch nichts dies verbergen zu wollen. Wozu auch, sie konnten
wahrlich zufrieden mit ihrem Werk sein.
Er lenkte seinen Blick auf Aru und betrachtete sie schweigsam für einen längeren
Moment.

Er legte die Umhänge, eingehüllt in feinen Ledederlagen, vorsichtig in eine reichlich
verzierte Kiste, welche er mit einem - für ihn einfachen - Zauber verschloss. Golga
wollte die Umhänge als Geschenke an seine beiden Freunde – nein Brüder, denn das
waren sie für ihn – überreichen. Er konnte nur ahnen und hoffen wie sehr sie sich
darüber freuen würden, und konnte es daher kaum erwarten, ihre Reaktionen zu
sehen, wenn sie die Umhänge auspacken und anlegen würden.
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